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Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer?
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Flat
ich war's nicht



Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1767996) Verfasst am: 19.07.2012, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
Ich finde die Spekulationen über diese Märchenfigur immer wieder erfrischend. Sehr glücklich


Moin,

ich auch, macht immer wieder Spaß.

Tschüss

Jörg
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1768002) Verfasst am: 19.07.2012, 15:50    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Und das Prinzip "Auge um Auge..." wird zwar bekannt sein, aber nicht als spezifisch jüdisches Gebot.


Moin,

ich denke schon, dass das viele so in Verbindung bringen.

Ich wollte allerdings darauf hinaus, dass es

kein Rachegebot 'Auge und Auge' gibt.

Die meisten dieses aber glauben.

Tschüss

Jörg


Musste extra auf das Stöckchen hinweisen, über das keiner springen wollte?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44680

Beitrag(#1768092) Verfasst am: 19.07.2012, 21:05    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
Ich finde die Spekulationen über diese Märchenfigur immer wieder erfrischend. Sehr glücklich

Und über welche Märchenfiguren spekulierst du so? zwinkern
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1768152) Verfasst am: 19.07.2012, 23:25    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben:
Gibt es deiner Ansicht nach im AT Textstellen die wörtlich genommen werden müssen, und wenn ja warum?


Moin,

keine einzige.

Alle sind im Kontext, Zeitbezug und mit den erläuternden Schriften auszulegen.

Tschüss

Jörg

Nun, wie legen wir nun die Aufforderung zur Beschneidung an einem 99-jährigen und all denen, die im Haus geboren oder um Geld erkauft wurden im Kontext aus?

Wörtlich!

Wie deuten wir aber nun:
Code:

Wenn aber ein Schaden entsteht, so sollst du geben: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule.

Als Gliedertaxe im Kleingedruckten alttestamentarischer Unfallversicherungen?
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1768153) Verfasst am: 19.07.2012, 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

immanuela hat folgendes geschrieben:
...vor allem unter den Einschränkungen der römischen Besatzer, die die alten Bestrafungstraditionen wohl unterbanden, indem sie sie verboten
Boah! Jahrtausendealte Traditionen haben die einfach mal so verboten?

Die hatten wohl keinen Bundestag?
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Defätist
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1768158) Verfasst am: 19.07.2012, 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
immanuela hat folgendes geschrieben:
...vor allem unter den Einschränkungen der römischen Besatzer, die die alten Bestrafungstraditionen wohl unterbanden, indem sie sie verboten
Boah! Jahrtausendealte Traditionen haben die einfach mal so verboten?

Die hatten wohl keinen Bundestag?

Dafür waren die dann weltweit isoliert und und von allen (auch wegen der lustigen Tuniken) als Kasperletheater verachtet und deshalb hat dann so ein Bettnässer diese Hauptstadt angezündet wo jetzt das rote Telefon zu Brahma ... nee ... Dingens der andere, jedenfalls denke ich, das ist sicherlich ein Gleichnis oder so Zeuch.
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1768184) Verfasst am: 20.07.2012, 04:23    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Flat hat folgendes geschrieben:
Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben:
Gibt es deiner Ansicht nach im AT Textstellen die wörtlich genommen werden müssen, und wenn ja warum?


Moin,

keine einzige.

Alle sind im Kontext, Zeitbezug und mit den erläuternden Schriften auszulegen.

Tschüss

Jörg

Nun, wie legen wir nun die Aufforderung zur Beschneidung an einem 99-jährigen und all denen, die im Haus geboren oder um Geld erkauft wurden im Kontext aus?

Wörtlich!

Wie deuten wir aber nun:
Code:

Wenn aber ein Schaden entsteht, so sollst du geben: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule.

Als Gliedertaxe im Kleingedruckten alttestamentarischer Unfallversicherungen?


ajin tachat ajin bedeutet NICHT Auge um Auge, sondern Auge für Auge, dass ist deshalb wichtig, weil es eine Bedeutungsverschiebung hin zu Entschädigung erlaubt. Es ist in der Bedeutung eher "anstatt". Zudem sind m.W. die Formulierungen in Bezug auf Körperverletzungen meist für den Täter im Passiv gefordert, ihn die Strafe erleiden zu lassen. Wie auch immer man nun die faktische Bedeutung fassen mag, in der jüdischen Rechtstradition war m.W. der Entschädigungsgedanke vorherrschend (auch wenn es radikale Sichtweisen gab, die der Deutung folgten, MOrd wäre bspw. nur durch Mord zu sühnen).
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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44680

Beitrag(#1768186) Verfasst am: 20.07.2012, 05:10    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Wie deuten wir aber nun:

Auf jeden Fall sollten wir uns nicht mit einer Deutung beeilen, solange wir des Hebräischen nicht mächtig sind. Immerhin handelt es sich um einen Gesetzestext.
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1768200) Verfasst am: 20.07.2012, 08:44    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:

ajin tachat ajin bedeutet NICHT Auge um Auge, sondern Auge für Auge, dass ist deshalb wichtig, weil es eine Bedeutungsverschiebung hin zu Entschädigung erlaubt.
Könnte es sein, dass es sich hier weniger um eine Fehlübersetzung als eine Bedeutungsverschiebung im Deutschen handelt? Es gibt einige deutschsprachige Gebiete, welche "um" im Sinne von "für" verwenden. (Diesen Artikel erhalten Sie schon um 9 Euro)
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Waschmaschine777
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Anmeldungsdatum: 07.07.2008
Beiträge: 4007

Beitrag(#1768314) Verfasst am: 20.07.2012, 16:19    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Flat hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Und das Prinzip "Auge um Auge..." wird zwar bekannt sein, aber nicht als spezifisch jüdisches Gebot.


Moin,

ich denke schon, dass das viele so in Verbindung bringen.

Ich wollte allerdings darauf hinaus, dass es

kein Rachegebot 'Auge und Auge' gibt.

Die meisten dieses aber glauben.

Tschüss

Jörg


Musste extra auf das Stöckchen hinweisen, über das keiner springen wollte?


Volker Beck ist drübergesprungen:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-07/beschneidung-gruene-interview-beck

Zitat:
Und da gilt dann eben nicht: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Religiöse Positionen verdienen auch dann Schutz der Rechtsordnung, wenn sie meine Position nicht respektieren.
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Flat
ich war's nicht



Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1768315) Verfasst am: 20.07.2012, 16:22    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben:

Volker Beck ist drübergesprungen:


Argh

Immerhin genau das Beispiel, um das mal zu veranschaulichen.

Peinlich, Herr Beck, sehr peinlich und dann noch in diesem Sachzusammenhang.

Tschüss

Jörg
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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1768465) Verfasst am: 21.07.2012, 08:04    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
Jesus Positionen waren denen der Pharisäer sehr nahe. Vielleicht war er sogar einer. Sein eigener Hintergrund (gebildet, aus Handwerkerfamilie) spricht z.B. dafür.

:facepalm:
Du willst mir doch nicht erzählen, dass ein einfacher Zimmerer aus der hinterletzten Römischen Provinz gebildet gewesen ist? Was wusste er denn von dem Reich dessen Einwohner er war?
Der Erste der ganzen Bande mit einem Hauch Ahnung war Dekaden später der Evangelist, Johannes mein ich, der Arzt, der konnte wenigstens schreiben. Und wenn Jesus tatsächlich ein fleißiger Demiurg gewesen sein sollte, warum wird dies nicht erwähnt und lieber ein Großteil seines Lebens verschwiegen?
Als Kind soll er schon alles gewusst und alle Fragen beantwortet haben, so eine Bildung kenn ich, das ist Einbildung, nichts weiter.
Flat hat folgendes geschrieben:

Das die Evangelien hier nicht stimmen können zeigt insbesondere die Person von Pontius Pilatus, über den wir, da er röm. Statthalter war, ja auch außerbiblische Quellen haben. Die Darstellung in der christlichen Bibel von Pilatus ist einfach albern. Er war ein brutaler röm. Statthalter (so brutal, dass er deshalb später abgesetzt wurde, und da musste man schon einiges machen, damit das der Senat machte), machtbewusst, aber wahrscheinlich bezüglich des Judentums kenntnisarm und arrogant.

Und welche Quellen gibts da? Ich tippe mal auf Flavius und ich hab irgendwas von einer alten Steinplatte gehört, die sie ausgegraben haben und auf der der Name vorkommen soll. Und solange Ruhe herrschte wäre Brutalität kein Grund ihn abzusetzen gewesen, ich tippe eher auf Gier und damit wäre er dann nicht der Einzige.

'Familienmensch' halte ich jetzt nicht gerade für die passende Bezeichnung für einen Rumtreiber, der mit dem Abschaum der Gesellschaft verkehrt. Seine Frauen sind vielleicht auf den Strich gegangen, beim schmierigen, reichen Zöllner hat er sich angebiedert, seine Freunde scheinen ebenso wie er überhaupt nicht gearbeitet zu haben. Dafür haben sie angegeben wie ein Sack voll Mücken bis ihnen jeder Beschäftigungslose nachgelaufen ist, der ganze Pöbel war in Aufruhr, es war abzusehen, dass die Wahrer der bestehenden Ordnung irgendwann einschreiten mussten.
Mei, dann haben sie ihn eben umgerichtet, für so eine Lappalie wäre ich als Statthalter auch nicht mit ungewaschenen Händen vom Klo zum Essen gegangen.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44680

Beitrag(#1768511) Verfasst am: 21.07.2012, 13:38    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Der Erste der ganzen Bande mit einem Hauch Ahnung war Dekaden später der Evangelist, Johannes mein ich, der Arzt, der konnte wenigstens schreiben.

Das ist doch etwas sehr einseitig. Beispielsweise hatte auch der Autor der protopaulinischen Briefe, die als die ältesten Texte des Neuen Testaments gelten, ein ziemlich tiefgehendes Verständnis des römischen Rechts. Insbesondere der Römerbrief und der erste Brief an die Korinther zeugen davon.
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1768517) Verfasst am: 21.07.2012, 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Angegeben haben die Jünger aber anscheinend erst nach seinem Tod. In den Evangelienberichten wirken sie ja reichlich beschränkt (so beschränkt, dass Jesus sich darüber wundert). Mir an ihrer Stelle wäre das jedenfalls peinlich gewesen. Allein die Frage, ob siebenmal Vergeben ausreicht oder ob man sich auch noch ein achtes mal dazu durchringen muss!

Möglich, dass Jesus nur ein Herumtreiber war, aber das gleiche könntest du von den vielen anderen Wanderpredigern sagen, die es gleichzeitig gegeben haben soll. Übrigens wundert es mich, dass das niemand von Buddha sagt, der ja ebenfalls ohne zu arbeiten, herumgezogen ist. Noch heute leben die buddhistischen Mönche von Almosen, und es gilt als besonders verdienstvolle Tat, ihnen Almosen zu spenden. Nicht, dass ich das vewerflich fände; es ist eben Teil ihrer Kultur. Nur: Warum wird Jesus und seinen Jüngern Schmarotzertum vorgeworfen und Buddha und seinen Anhängern nicht? Vielleicht, weil der Buddhismus mehr „in“ ist, nicht zuletzt, weil der Dalai Lama eine bessere Figur macht als der Papst?

Immerhin behauptete Jesus, diesem "Abschaum der Gesellschaft" helfen zu wollen, indem er sich von ihnen Gutes tun ließ (und damit ihre Selbstachtung stärkte). Auch die (zugegeben: hypothetischen) Heilungen von Aussätzigen sollten deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft dienen, denn wenn sie sich "dem Priester zeigten" und von diesem für gesund befunden wurden, war das einem amtlichen Gesundheitszeugnis vergleichbar, und sie waren dann ganz offiziell berechtigt, sich nicht mehr als Bedrohung der Gesellschaft verstecken zu müssen. Selbst wenn diese Heilungsgeschichten völlig erfunden sind, ist doch ein Resozialisierungsgedanke (wenn nicht bei Jesus selbst, dann doch spätestens bei den Evangelisten) vorhanden.

Natürlich kann das alles Lüge, Behauptung und Berechnung von Jesus gewesen sein. Natürlich wäre es möglich, dass er sich nur von „Zöllnern und Sündern“ einladen und evtl. aushalten ließ, weil kein anständiger Bürger dazu bereit gewesen wäre. Man weiß es nicht. Genauso gut könnte er die Wahrheit gesagt oder beides miteinander verbunden haben, also das Soziale gegenüber anderen Leuten mit dem Angenehmen für sich selbst. Dagegen ist doch nichts einzuwenden!
Für die Behauptung, er hätte seine Frauen auf den Strich geschickt, hätte ich gern einen Beleg.

Was die Bildung anbetrifft, gebe ich dir Recht. Jesu Wissen wird sich auf die Thora beschränkt haben, was sicher für die meisten Juden galt. Allerdings sehe ich keinen Vorteil durch den möglicherweise gebildeteren Evangelisten Johannes. Vieles, was er sagt oder Jesus in den Mund legt, ist doch eher philosophisches Geschwafel und widerspricht sogar in manchen Teilen den anderen Evangelien. Woher nimmst du übrigens die Gewissheit, dass es sich bei diesem Evangelisten um den Jünger handelt? Das wird von den meisten Theologen bezweifelt. Somit wäre sein Evangelium genauso eine Mischung aus Zeugnisaussagen anderer (und das noch über ein bis zwei Generationen) und Fabulierung.

Pilatus soll aufgrund von besonderer Brutalität abgesetzt worden sein. Welche Quellen das genau sagen, weiß ich nicht. Dass er Jesus wahrscheinlich schon eine Woche nach der Hinrichtung vergessen hat, nehme ich auch an.
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1768518) Verfasst am: 21.07.2012, 14:02    Titel: Antworten mit Zitat

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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1768527) Verfasst am: 21.07.2012, 15:59    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Der Erste der ganzen Bande mit einem Hauch Ahnung war Dekaden später der Evangelist, Johannes mein ich, der Arzt, der konnte wenigstens schreiben.

Das ist doch etwas sehr einseitig. Beispielsweise hatte auch der Autor der protopaulinischen Briefe, die als die ältesten Texte des Neuen Testaments gelten, ein ziemlich tiefgehendes Verständnis des römischen Rechts. Insbesondere der Römerbrief und der erste Brief an die Korinther zeugen davon.

Na ich weiß nicht, "ziemlich tiefgehendes Verständnis des römischen Rechts" würde ich Cicero unterstellen, nicht gerade den Evangelienschreibern. Der Verfasser des ältesten Briefes, Galater, ist immerhin derselbe Paulus, den man in Athen seiner obskuren Ideen wegen noch ausgelacht hat. Aber gut, Paulus ist ein anderes Kaliber.

Legula hat folgendes geschrieben:

Möglich, dass Jesus nur ein Herumtreiber war, aber das gleiche könntest du von den vielen anderen Wanderpredigern sagen, die es gleichzeitig gegeben haben soll.

Ich hab mal was von 200 Messiassen zu Lebzeiten Jesus gehört und nein, die waren auch nicht besser.
Legula hat folgendes geschrieben:

Übrigens wundert es mich, dass das niemand von Buddha sagt, der ja ebenfalls ohne zu arbeiten, herumgezogen ist. Noch heute leben die buddhistischen Mönche von Almosen, und es gilt als besonders verdienstvolle Tat, ihnen Almosen zu spenden. Nicht, dass ich das vewerflich fände; es ist eben Teil ihrer Kultur. Nur: Warum wird Jesus und seinen Jüngern Schmarotzertum vorgeworfen und Buddha und seinen Anhängern nicht? Vielleicht, weil der Buddhismus mehr „in“ ist, nicht zuletzt, weil der Dalai Lama eine bessere Figur macht als der Papst?

Vielleicht weil Buddhismus Zufriedenheit und Genügsamkeit lehrt.
Legula hat folgendes geschrieben:

Immerhin behauptete Jesus, diesem "Abschaum der Gesellschaft" helfen zu wollen, indem er sich von ihnen Gutes tun ließ (und damit ihre Selbstachtung stärkte). Auch die (zugegeben: hypothetischen) Heilungen von Aussätzigen sollten deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft dienen, denn wenn sie sich "dem Priester zeigten" und von diesem für gesund befunden wurden, war das einem amtlichen Gesundheitszeugnis vergleichbar, und sie waren dann ganz offiziell berechtigt, sich nicht mehr als Bedrohung der Gesellschaft verstecken zu müssen. Selbst wenn diese Heilungsgeschichten völlig erfunden sind, ist doch ein Resozialisierungsgedanke (wenn nicht bei Jesus selbst, dann doch spätestens bei den Evangelisten) vorhanden.

Ich bin sicher er hatte die besten Absichten und die Evangelisten gaben sich bestimmt auch Mühe aus dem Material noch irgendwas sinnvolles zu machen. Nur reicht das halt nicht, wenn man Römischen Beamten erzählt man sei ein König, der sich dem Kaiser des Imperium Romanum nicht zu beugen braucht. Da muss dann schon was kommen.
Legula hat folgendes geschrieben:

Für die Behauptung, er hätte seine Frauen auf den Strich geschickt, hätte ich gern einen Beleg.

Ich sagte sie gingen vielleicht, ich hab nicht gesagt, dass er sie geschickt hat. Dazu hatte er in meinen Augen gar nicht das Format.
Aber dass Maria Magdalena und die Weiber am Grab Huren gewesen sein könnten, das habe ich schon öfter gehört, im Religionsunterricht in der Schule, zuletzt im Kloster von einem alten Pater. Ich mein, is ja auch irgendwo logisch, keiner von denen bringt Geld nach Hause, jeden Tag sind mehr Nichtstuer da und haben Hunger. Die Einzigen, die richtig Kohle haben sind die Römischen Soldaten. Kämpfen können sie nicht, also leisten sie eben andere Dienste. Schulterzucken Ich gebe zu, das letzte ist Mutmaßung

Ich meine, gerade haben wir gesagt, dass da etliche Prophetenspinner unterwegs waren, mit ihnen etliches Volk, was glaubst du wies da unten wirtschaftlich ausgesehen hat? Und in die Castingshows wollte keiner.
Legula hat folgendes geschrieben:

Was die Bildung anbetrifft, gebe ich dir Recht. Jesu Wissen wird sich auf die Thora beschränkt haben, was sicher für die meisten Juden galt. Allerdings sehe ich keinen Vorteil durch den möglicherweise gebildeteren Evangelisten Johannes. Vieles, was er sagt oder Jesus in den Mund legt, ist doch eher philosophisches Geschwafel und widerspricht sogar in manchen Teilen den anderen Evangelien. Woher nimmst du übrigens die Gewissheit, dass es sich bei diesem Evangelisten um den Jünger handelt? Das wird von den meisten Theologen bezweifelt. Somit wäre sein Evangelium genauso eine Mischung aus Zeugnisaussagen anderer (und das noch über ein bis zwei Generationen) und Fabulierung.

Ich halte da überhaupt nichts für sicher, weder dass das zwölf Jünger waren, noch dass einer von ihnen Johannes hieß, das symbolisiert wohl eher so eine Art harten Kern. Irgendwann ist vielleicht mal einer aufgetaucht, der richtiges Griechisch konnte, ob zu Lebzeiten Jesu oder danach weiß ich nicht. (Man stelle sich das mal vor, wenn der wirklich Arzt gewesen ist und sogar der keine Arbeit mehr findet und mit rumgammelt den ganzen Tag, was für ne Gegend)
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1768531) Verfasst am: 21.07.2012, 16:27    Titel: Antworten mit Zitat

Also hatte er wohl beste Absicht (was die Außenseiter der Gesellschaft angeht), und Zuhälter war er wohl auch nicht, jedenfalls nicht direkt. Immerhin; beruhigt mich! Sehr glücklich

Maria Magdalena als Hure: Viele meinen, sie wäre die „Sünderin“ (also Prostituierte) gewesen, die Jesus die Füße gewaschen hat, obwohl sie (Maria Magdalena) in den Evangelien als ehemalige Patientin bezeichnet wird.
Dabei wird vergessen, dass die frühen männlichen Christen (wie Paulus oder der, der sich für Paulus ausgab), ein Problem hatten: Frauen sollten in theologischen Dingen ihren Mund halten und, wenn sie diesbezüglich Fragen hatten, höchstens mit ihren Männern sprechen und dann nur zu Hause, wo niemand mitbekommen musste. Das verlangt „Paulus“ so in einem seiner Briefe.
Andererseits soll Jesus selbst mit (auch fremden) Frauen theologische Gespräche geführt haben. Wenn das so unglaubwürdig gewesen wäre, hätte man es sicher nicht in den Evangelien erwähnt, weil das ja den Verantwortlichen nicht gefallen konnte. Und auch in den Jahrhunderten nach Paulus waren die Kirchenmänner frauenfeindlich. Ich halte es darum durchaus für möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass sie sich bemühten, die Zahl (und damit die Bedeutung) der Frauen in Jesus´ Umkreis möglichst gering zu halten. Eine Möglichkeit dafür war, ursprünglich verschiedene Frauen zu einer zusammenzufassen. Als „Quotenfrau“, um die Frauenfeindlichkeit nicht zu deutlich werden zu lassen, hatten sie ja immer noch Jesus´ Mutter Maria, die man sowieso brauchte, um die heidnischen Muttergöttinnen zu ersetzen.
Natürlich schließt das nicht aus, dass Maria Magdalena doch vom horizontalen Gewerbe war, selbst wenn die „Sünderin“ eine andere Person gewesen sein sollte, wovon ich überzeugt bin.

Der Arzt unter den Evangelisten soll übrigens Lukas gewesen sein (der war angeblich ein Begleiter von Paulus, nicht von Jesus). Dass auch Johannes Arzt gewesen sein sollte, ist mir neu, aber natürlich nicht auszuschließen.

Dass die Jünger nicht kämpfen konnte, glaube ich aber nicht. Immerhin hatten sie doch ein paar Schwerter, und einige (z.B. Judas) sollen vorher Widerstandskämpfer gewesen sein. Oder meintest du die Frauen?
Warum sollen die römischen Soldaten reich gewesen sein? Wer reich ist, geht bestimmt nicht in ein besetztes Land und setzt sich freiwillig dem Hass der Bevölkerung aus.
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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1768551) Verfasst am: 21.07.2012, 18:20    Titel: Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:

Maria Magdalena als Hure: Viele meinen, sie wäre die „Sünderin“ (also Prostituierte) gewesen, die Jesus die Füße gewaschen hat, obwohl sie (Maria Magdalena) in den Evangelien als ehemalige Patientin bezeichnet wird.

Ich glaub die meisten von denen da unten waren so Patienten.
Legula hat folgendes geschrieben:

Dabei wird vergessen, dass die frühen männlichen Christen (wie Paulus oder der, der sich für Paulus ausgab), ein Problem hatten: Frauen sollten in theologischen Dingen ihren Mund halten und, wenn sie diesbezüglich Fragen hatten, höchstens mit ihren Männern sprechen und dann nur zu Hause, wo niemand mitbekommen musste. Das verlangt „Paulus“ so in einem seiner Briefe.
Andererseits soll Jesus selbst mit (auch fremden) Frauen theologische Gespräche geführt haben. Wenn das so unglaubwürdig gewesen wäre, hätte man es sicher nicht in den Evangelien erwähnt, weil das ja den Verantwortlichen nicht gefallen konnte.

Ja, ich kenn die Stelle 'mulier in ecclesia taceat'. Klingt für mich nach eiskaltem Machtkalkül und rechne ich daher eher Paulus zu. Jesus schätze ich da gutmütiger ein, die Frauen haben an seinem Grab geweint wenn man den Berichten Glauben schenken darf.
Ich denke halt, dass Paulus die immernoch gut laufende Marke 'Jesus' möglichst erfolgreich vermarkten wollte. Er hatte ja schon einmal recht opportunistisch die Seiten gewechselt, sein Meister war tot, was sollte ihn daran hindern, die Inhalte seiner Lehren gnadenlos auszuschlachten, um das Unternehmen endgültig auf Erfolgskurs zu bringen. Dazu gehörte es eben, wie mit den Briefen, die Organisation zu straffen und durch strikte Reglementierung seine Machtposition zu festigen, was auch bedeutete neue Regeln einzuführen und unliebsames zu streichen; Geschichten, die den Topseller gut aussehen ließen durften natürlich bleiben.

Aber ich würde nicht soweit gehen die Offenbarungen des Sektengurus als theologisches Gespräch zu bezeichnen. Der war halt n Hippie, bisschen dumm, bisschen naiv, everybodys darling und hats nicht verkraftet, dass man ihm wegen seiner Blauäugigkeit und nicht für sein bisschen Firlefanz nachlief. Naja, dann is er n bisschen abgedreht und hat sich zum Sohn Gottes erklärt, Scharlatanerie betrieben, verlangte, dass man sich ihm verpflichte und hat Unfrieden gestiftet.

Legula hat folgendes geschrieben:

Und auch in den Jahrhunderten nach Paulus waren die Kirchenmänner frauenfeindlich. Ich halte es darum durchaus für möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass sie sich bemühten, die Zahl (und damit die Bedeutung) der Frauen in Jesus´ Umkreis möglichst gering zu halten. Eine Möglichkeit dafür war, ursprünglich verschiedene Frauen zu einer zusammenzufassen. Als „Quotenfrau“, um die Frauenfeindlichkeit nicht zu deutlich werden zu lassen, hatten sie ja immer noch Jesus´ Mutter Maria, die man sowieso brauchte, um die heidnischen Muttergöttinnen zu ersetzen.
Natürlich schließt das nicht aus, dass Maria Magdalena doch vom horizontalen Gewerbe war, selbst wenn die „Sünderin“ eine andere Person gewesen sein sollte, wovon ich überzeugt bin.

Das ist eine schwierige Frage, wieviel von den Berichten nachträglich von der Kirche zensiert oder gefälscht wurde, "kanonisiert", und es würde mich nicht wundern, stellte sich heraus, dass weite Teile abgekupfert, eingeschoben oder erfunden sind.
Der Hass, oder vielmehr: die Furcht der Kirchenmänner vor den Frauen ist allgemein bekannt, nur traue ich ihnen das Gespür dafür nicht zu, mit Frauen so umzugehen, dass diese ihrem Willen entsprechen. Will sagen: Die waren einfach zu unfähig und verklemmt Geschichten zu basteln, die ähnliche Wirkung erzielten wie es eine echte Frau hätte tun können, so blieb ihnen nur die Überlieferung oder der Ausweg in die rohe Gewalt.

Dschisas könnte ich mir schon gut vorstellen, wie er voller Unschuld und charmant wie ein Engel einer vom Leben enttäuschten Nutte hinterherläuft wenn sie frei hat, sie für die edelste Prinzessin hält und ihr das Blaue vom Himmel holt bis er ihr damit das Herz bricht.
Dass sie in ihm dann ihren edlen Ritter sieht mag seinem Ruf nicht abträglich gewesen sein und am Ende waren es vielleicht sogar die Frauen, die seinen Ruhm begründet haben.

Legula hat folgendes geschrieben:

Der Arzt unter den Evangelisten soll übrigens Lukas gewesen sein (der war angeblich ein Begleiter von Paulus, nicht von Jesus). Dass auch Johannes Arzt gewesen sein sollte, ist mir neu, aber natürlich nicht auszuschließen.

Ja, das hab ich durcheinandergebracht, aber was soll's, die Gestalten sind sowieso halb mythisch.

Legula hat folgendes geschrieben:

Dass die Jünger nicht kämpfen konnte, glaube ich aber nicht. Immerhin hatten sie doch ein paar Schwerter, und einige (z.B. Judas) sollen vorher Widerstandskämpfer gewesen sein. Oder meintest du die Frauen?
Warum sollen die römischen Soldaten reich gewesen sein? Wer reich ist, geht bestimmt nicht in ein besetztes Land und setzt sich freiwillig dem Hass der Bevölkerung aus.

Erstens waren die Widerstandskämpfer nicht sehr erfolgreich und zweitens gab es zu dieser Zeit mWn keinen Aufruhr. Auch später zeigt sich, dass die Ausrüstung und Feldstärke in Judäa nie ein ernstzunehmendes Problem für die Römer gewesen ist. Unter Augustus hat man sich in Judäa wohl zumindest in den Garnisonsstädten davor gehütet, durch kleinere Scharmützel den Frieden zu brechen.

Und Soldaten haben immer Geld für Wein, Weib und Gesang und sind in aller Regel auch gerne bereit es auszugeben. Vor allem war es im Vergleich zu Italien wahrscheinlich auch noch spottbillig.
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1768578) Verfasst am: 21.07.2012, 20:38    Titel: Antworten mit Zitat

Also doch eine mögliche Liebesbeziehung alà „Pretty woman“, nur ohne Geld und ohne Macht? Klingt doch schön! Ein Romantiker bist du wohl eher nicht? Bei dir klingt es, als ob beide (falls es so gewesen wäre) einen Knall gehabt hätten.
Es macht trotzdem Spaß, sich mit dir auszutauschen.

Wenn ich sage, Jesus hätte mit Frauen theologische Gespräche geführt, so ist das keine Wertung über den Inhalt dieser Gespräche. Wenn ein Kind fragt, ob Gott fotografiert, wenn es blitzt, ist das auch ein theologisches Gespräch. Es ging mir nur darum, dass Jesus Paulus´ Meinung, dass man mit Frauen nicht über theologische Themen reden sollte, offenbar nicht teilte.

Zu der Behauptung, dass Maria Magdalena Patientin war: Genauer gesagt steht in der Bibel, Jesus hätte ihr sieben böse Geister ausgetrieben. Und wenn im Neuen Testament böse Geister auftauchen, sind damit Krankheiten gemeint. Also wirklich (erst einmal) nur eine Patientin und nichts anderes.


Wenn Jesus nur ein verrückter Hippie und Spinner war und Paulus überzeugt war, dass er nichts von ihm zu befürchten hatte, wenn er dessen Lehre nach seinen Wünschen abwandelte – wofür natürlich einiges spricht...

warum hätte Paulus dann ausgerechnet Jesus von Nazareth vermarkten sollen? Wenn Paulus nur daran gelegen gewesen sein sollte, Chef einer Sekte zu werden, hätte er sich doch besser einen anderen Wandererprediger ausgesucht. Davon gab es ja genug. Denn:

1) Er kannte Jesus nicht persönlich. Andere aber (wie Petrus) hatten ihn gekannt. Das brachte Paulus automatisch in eine schlechtere Position. Wie hätte er argumentieren sollen, wenn Petrus gesagt hätte: „Das hat Jesus aber ganz anders gewollt“? Sich einfach über den Religionsstifter hinwegzusetzen, wäre sicher nicht gut angekommen.

2) war die „Jesus-Sekte“ bei den anderen Juden nicht besonders beliebt. Das wusste Paulus besser als jeder andere.

3) war Jesus, wie wir ja beide meinen, bei Frauen sehr beliebt. Für jemanden, der Frauen nicht leiden kann, muss das ziemlich anstrengend gewesen sein. Es ist sicher nicht leicht, jemanden beiseite zu drängen, der es gewohnt ist, mitzureden. Aber vielleicht hatte Paulus ja die Solidarität der anderen Männer auf seiner Seite.

4) Paulus musste damit rechnen, dass die Frauen das Interesse an der Sekte verlieren würden, sobald er ihnen klar gemacht hatte, dass sie nichts mehr zu sagen hatten. Er musste also davon ausgehen, dass nicht nur auch Männer diesen Jesus faszinierend fanden. Nur dann hätte sich die Mühe für ihn gelohnt – vorausgesetzt, dass er wirklich nicht selbst an Jesus glaubte. Was könnte das gewesen sein? Wodurch hatte Jesus ein solches Charisma, dass er sich als Vermarktungsobjekt lohnte?
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Murphy
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Beitrag(#1768632) Verfasst am: 22.07.2012, 03:16    Titel: Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:
Also doch eine mögliche Liebesbeziehung alà „Pretty woman“, nur ohne Geld und ohne Macht? Klingt doch schön! Ein Romantiker bist du wohl eher nicht? Bei dir klingt es, als ob beide (falls es so gewesen wäre) einen Knall gehabt hätten.
Es macht trotzdem Spaß, sich mit dir auszutauschen.

Na er mit Sicherheit. Will Gottes leibhaftiger Sohn sein, faselt irgendwas vom Höllenwurm, vom bevorstehenden Weltuntergang, glaubt an Flüche und Geister, sagt es ist besser arm zu sein, randaliert im Tempel - der war nicht bloß ein bisschen durcheinander.

Und - Danke. Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Smilie

Legula hat folgendes geschrieben:

Wenn Jesus nur ein verrückter Hippie und Spinner war und Paulus überzeugt war, dass er nichts von ihm zu befürchten hatte, wenn er dessen Lehre nach seinen Wünschen abwandelte – wofür natürlich einiges spricht...

warum hätte Paulus dann ausgerechnet Jesus von Nazareth vermarkten sollen? Wenn Paulus nur daran gelegen gewesen sein sollte, Chef einer Sekte zu werden, hätte er sich doch besser einen anderen Wandererprediger ausgesucht.

Das ist natürlich die große Quizfrage: Was hatte das Christentum an sich, dass es sich gegen die Vielzahl an anderen Kulten durchsetzen konnte, gegen so mächtige wie Mithras oder Sol Invictus?
Neben einer gewaltigen Portion Glück und Zufall (zur rechten Zeit am rechten Ort und so) könnte die Entschlossenheit seiner Gründerväter und ihre Skrupellosigkeit Stärken und Schwächen gnadenlos auszunutzen um eine möglichst effektive Gehirnwäsche zu entwickeln durchaus Ausschlag gegeben haben.

Legula hat folgendes geschrieben:

Davon gab es ja genug. Denn:

1) Er kannte Jesus nicht persönlich. Andere aber (wie Petrus) hatten ihn gekannt. Das brachte Paulus automatisch in eine schlechtere Position. Wie hätte er argumentieren sollen, wenn Petrus gesagt hätte: „Das hat Jesus aber ganz anders gewollt“? Sich einfach über den Religionsstifter hinwegzusetzen, wäre sicher nicht gut angekommen.

Die Jünger waren wohl schon eine Weile zerstreut, vielleicht ging das Interesse an der Idee schon ein wenig verloren. Bis Paulus sie aufgriff, das Potential darin erkannte und ihnen sagte was sie dafür tun müssten. Zeit genug wieder zur Vernunft zu kommen hatten sie, andere Aufgaben anscheindend immernoch nicht und es lockte die Aussicht eine vermeintliche Niederlage in einen Sieg zu verwandeln.
Legula hat folgendes geschrieben:

2) war die „Jesus-Sekte“ bei den anderen Juden nicht besonders beliebt. Das wusste Paulus besser als jeder andere.

Welche Sekte war das schon? Und für Paulus wäre es ein guter Ansporn gewesen sich ein für allemal über die missgünstigen Juden hinwegzusetzen und ihnen eins auszuwischen, "ihrer Herr zu werden". Und so ist der Keim des Antisemitismus schon in der Geburtsstunde des Christentums angelegt. Das halte ich für ziemlich plausibel wenn man mal die weitere Geschichte anschaut.
Legula hat folgendes geschrieben:

3) war Jesus, wie wir ja beide meinen, bei Frauen sehr beliebt. Für jemanden, der Frauen nicht leiden kann, muss das ziemlich anstrengend gewesen sein. Es ist sicher nicht leicht, jemanden beiseite zu drängen, der es gewohnt ist, mitzureden. Aber vielleicht hatte Paulus ja die Solidarität der anderen Männer auf seiner Seite.

Das verstehe ich nicht. Warum soll wer Frauen nicht leiden können? Und wer war es gewohnt mitzureden? Die Frauen? Wir reden hier über eine Zeit, in der der Mann teilweise noch das Recht hatte seine Frau und Kinder hinzurichten, so weit her ist das mit der Mitsprache glaub ich nicht gewesen.
Legula hat folgendes geschrieben:

4) Paulus musste damit rechnen, dass die Frauen das Interesse an der Sekte verlieren würden, sobald er ihnen klar gemacht hatte, dass sie nichts mehr zu sagen hatten. Er musste also davon ausgehen, dass nicht nur auch Männer diesen Jesus faszinierend fanden. Nur dann hätte sich die Mühe für ihn gelohnt – vorausgesetzt, dass er wirklich nicht selbst an Jesus glaubte. Was könnte das gewesen sein? Wodurch hatte Jesus ein solches Charisma, dass er sich als Vermarktungsobjekt lohnte?

Vielleicht hat ihn einfach wirklich nicht interessiert, was die Frauen dazu meinten, hat sich gedacht: was wollen die schon machen, die bleiben schon.
Und was Jesu Charisma angeht, wenn die Frauen seinen Ruf begründet haben werden sie das schon entsprechend ausgeschmückt haben. Und so wurde es in der mündlichen Überlieferung auf dem Markt und im Waschhaus immer wunderbarer, bis die Geschichte schließlich aufgeschrieben wurde.
Ich weiß nicht, kann das nicht beurteilen, bin ja keine Frau, aber wenn ich mir das so ansehe: So ein einsamer Streiter für Gerechtigkeit und Frieden, der die Menschen vereint und Liebe bringt, schließlich ein tragisches Ende findet - mal ehrlich, da schmachten sie doch dahin, "mal wieder richtig was fürs Herz". Stimmts oder hab ich Recht?
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Legula
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Beitrag(#1768649) Verfasst am: 22.07.2012, 10:08    Titel: Antworten mit Zitat

Dass Jesus Gottes Sohn gewesen wäre, soll man erst nachträglich über ihn gesagt haben. Sonst wäre er auch viel früher aus dem Verkehr gezogen worden, denn das wäre in einer monotheistischen Religion eindeutig Blasphemie gewesen. An Geister und Flüche glaubten damals alle – warum sollte Jesus da schlauer gewesen sein? Wir sind uns doch einig, dass er kein Intellektueller war. Aber selbst wenn: Sogar der angebliche Arzt Lukas hält die Besessenheit von Dämonen für eine mögliche Krankheitsursache und geradezu normal. Auch Satan, Hölle usw. sind keine Erfindung von Jesus selbst. Das gab es beides schon ein paar Jahrhunderte vorher bei Zarathrusta; das Jüngste Gericht, bei dem es um das moralische Verhalten zu Erdenzeiten geht, kannten sogar schon die Alten Ägypter. Das merkwürdige Weltbild der Antike kannst du einem einfachen Handwerker vom Ende der Welt nun wirklich nicht vorwerfen. Das war damals der Stand der Forschung, zumindest in seiner Gegend (ich weiß: die Griechen waren schon weiter). Es waren aber nicht Jesus´ persönliche Irrtümer.

Das Randalieren im Tempel kann ich auch nicht verstehen. Sollte es wirklich ein Wutanfall gewesen sein, wie die Bibel suggeriert, spricht das nicht gerade für ihn. Einem Buddha wäre sowas sicher nicht passiert. Sollte es aber eine gezielte Provokation der Priester und/oder Römer gewesen sein, verstehe ich es noch viel weniger. Als geplante Aktion wäre es ziemlich blöd gewesen.

Dass der Keim für den Antisemitismus schon im Urchristentum gelegt wurde, also schon kurze Zeit nach Jesus´ Tod, ist wohl wahr. Zweifellos wäre das nicht in Jesus´ Sinne gewesen, auch wenn sogar ihm selbst judenfeindliche Sprüche in den Mund gelegt wurden.

Unter „gewohnt sein, mitzureden“ verstehe ich, dass die Frauen um Jesus herum sich daran gewöhnt hatten, dass auch sie mit ihm über Gott und die Welt diskutieren konnten und nicht nur die Männer. Wenn die apokryphen Evangelien (Thomas, Maria Magdalena usw.) mehr sein sollte als nur die Fabulierungen irgendwelcher späteren Christen, war Petrus (laut offizieller Evangelien schon von Jesus selbst zu seinem Nachfolger ernannt) eifersüchtig auf Maria Magdalena. Angeblich, weil Jesus mit ihr, einer Frau, über (theologische) Dinge sprach, über die er mit Petrus nicht sprach. Nach diesen Schriften war Petrus der Meinung, dass er als Mann eher das Recht auf derartige Unterhaltungen gehabt hätte als eine Frau. Das schreiben mehrere dieser Apokryphen, also könnte da etwas dran sein. Zumindest war es für die Urchristen denkbar, dass es da etwas dran gewesen wäre.
Und das (die Frauen als Gesprächspartner in religiösen Dingen) war es ja, was Paulus unterbinden wollte.
Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt, als ich „Frauen nicht leiden können“ schrieb. Die Räumlichkeiten putzen durften die Frauen bestimmt auch unter Paulus. zwinkern

Natürlich ist Jesu Geschichte romantisch und „etwas für´s (Frauen-)Herz“, da hast du Recht. Das wäre sie auch und vielleicht sogar noch mehr, wenn es keinen religiösen Aspekt gäbe. Und ausgeschmückt, geschönt und gefällig hingebogen wurde sicher so einiges. Aber wer ist es denn, der solche Storys im Waschhaus verbreitet? Die Frauen! Denn immerhin endet die Geschichte (wenn man die Auferstehung weglässt) tragisch: Der Held scheitert und zwar gewaltig. Sich zu einem solchen Helden zu bekennen, ist für einen Mann sicher eher peinlich anderen Männern gegenüber und damals noch mehr, als es heute wäre. Wenn Paulus also vorhatte, Jesus trotz seines Scheiterns zum Religionsstifter aufzubauen, dann konnte er auf die Frauen als Mundpropaganda-Trägerinnen eigentlich nicht verzichten. Nur wer hinter der Geschichte steht, die er verbreitet, macht Eindruck auf Außenstehende.


Ich vermute deshalb, dass nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer unter den Jüngern wirklich an Jesu Auferstehung glaubten. Wahrscheinlich hat er überlebt (selbst Pilatus wunderte sich ja, dass er so schnell gestorben war) und war nur ohnmächtig, als er vom Kreuz genommen wurde. Im Grab, wo niemand stören konnte (jedenfalls nicht am Sabbat), ist er dann wieder aufgewacht. Durch den enormen Stress könnte er unter Endorphinen (körpereigenen Schmerzmitteln) gestanden haben, oder Joseph von Arimathea hatte gemerkt, dass er noch lebte und ihn medizinisch versorgt, vielleicht auch mit Schmerzmitteln.
Jedenfalls gehe ich davon aus, dass Jesus keine Schmerzen hatte, als er aufwachte, sondern sich extrem gut fühlte. Es wäre dann nur plausibel für ihn gewesen, dass er von den Toten aufgewacht wäre, vielleicht hatte er auch ein Nahtoderlebnis. Er besuchte dann ein paar Mal seine Jünger, die auch davon überzeugt waren, dass er eigentlich gestorben war, aß mit ihnen und erzählte ihnen von seiner neuen Sichtweise, mit der er sich selbst erklärte, dass er trotz Hinrichtung immer noch herumlaufen konnte. Vieles davon wurde dann später in den Geschichten vorverlegt, z.B. sein (wohl erst nach der Kreuzigung erstandener) Glaube, sein Tod wäre Teil von Gottes Plan gewesen.
Das alles würde auch die Sichtung durch mehrere Leute gleichzeitig erklären; es war eben keine Vision, sondern er war wirklich da, nur eben ein Überlebt-habender statt ein Auferstandener.
Kurz darauf starb er wahrscheinlich wirklich, z.B. an einer Wundinfektion, und seine Anhänger glaubten, er wäre nun in den Himmel aufgefahren.

Das würde hinreichend erklären, dass nicht nur weibliche Fans, sondern auch die Jünger und vielleicht sogar Außenstehende glaubten, Jesus wäre auferstanden. Daraus konnte sich eine neue Religion entwickeln, die für damalige Verhältnisse glaubhaft war.
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Defätist
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Beitrag(#1768733) Verfasst am: 22.07.2012, 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

Das sind aber jetzt tatsächlich jede Menge Mutmaßungen, Auslegungen und Angaben von Hörensagen, die hier zu einer wundervollen "Geschichte" verquickt werden ...

Da letztendlich keine historisch verifizierbaren Belege über "den Jesus" existieren, außer wiederum (und noch dazu äußerst verworrene) Hörensagenberichte, kann man genau so gut von einer kompletten Inszenierung ausgehen, wie von einer zusammengeschusterten Geschichte über mehrere Personen, die in "dem Jesus" verquirlt wurden.

Witzig daran ist nur, dass eine (mMn) vollkommen fiktive Person in den Konsens der historischen Forschung "hineingebaut" wurde. Die Umgebung ist realistisch, die von Hörensagen berichtenden Personen sind großteils (wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten) als existent belegt, nur es gibt eben keine fundierte Berichterstattung zu seinen Lebzeiten und bis ca. 30-50 Jahre danach.
Genau das macht mich in meiner Vermutung so sicher, dass hier getrickst wurde, denn wer würde denn nicht über den wichtigsten Menschen/Gottes Sohn/den Messias berichten, wenn er ihn zu Lebzeiten getroffen, seinen Weg geteilt und das Brot mit ihm gebrochen hat?
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vrolijke
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Beitrag(#1768734) Verfasst am: 22.07.2012, 20:37    Titel: Antworten mit Zitat

Defätist hat folgendes geschrieben:


Da letztendlich keine historisch verifizierbaren Belege über "den Jesus" existieren, außer wiederum (und noch dazu äußerst verworrene) Hörensagenberichte, kann man genau so gut von einer kompletten Inszenierung ausgehen, wie von einer zusammengeschusterten Geschichte über mehrere Personen, die in "dem Jesus" verquirlt wurden.

Witzig daran ist nur, dass eine (mMn) vollkommen fiktive Person in den Konsens der historischen Forschung "hineingebaut" wurde. Die Umgebung ist realistisch, die von Hörensagen berichtenden Personen sind großteils (wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten) als existent belegt, nur es gibt eben keine fundierte Berichterstattung zu seinen Lebzeiten und bis ca. 30-50 Jahre danach.
Genau das macht mich in meiner Vermutung so sicher, dass hier getrickst wurde, denn wer würde denn nicht über den wichtigsten Menschen/Gottes Sohn/den Messias berichten, wenn er ihn zu Lebzeiten getroffen, seinen Weg geteilt und das Brot mit ihm gebrochen hat?


Das ist meiner Meinung nach, die wahrscheinlichere Variante.
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Beitrag(#1768737) Verfasst am: 22.07.2012, 20:42    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Das ist meiner Meinung nach, die wahrscheinlichere Variante.
Seh`ich auch so.
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Priesterfeind
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Beitrag(#1769445) Verfasst am: 25.07.2012, 19:21    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:
...

Falls das richtig ist, scheint doch vieles, was in den Evangelien der Bibel steht, sehr zweifelhaft. Nämlich u.a. dass
- Jesus und seine leibliche Familie eine schlechte Beziehung hatten
- Jesus forderte, man müsse seine Familie hassen, wenn man seiner würdig sein wolle
- Jesus und die Pharisäer Feinde waren und diese geradezu darauf warteten, ihn hinrichten (lassen) zu können
...


Diese zweifelhaften Dinge stehen nicht unmittelbar in den Evangelien, sondern sie entspringen eher der traditionell-kirchlichen Auslegung der Evangelien!
Dass Jakobus der Leiter der Urgemeinde war, wird auch in der Bibel angedeutet: In Apostelgeschichte 15, 4-21 ist es Jakobus, der die Apostelversammlung in Jerusalem leitet und die Beschlüsse zusammenfasst. In Galater 2, 11-13 wird berichtet, dass der Apostel Petrus Angst vor den Anhänger des Jakobus hatte. Das zeigt, dass Jakobus in der Urgemeinde eine höhere Stellung als der Apostel Petrus gehabt haben muss.
Man sollte auch bedenken, dass die Familie Jesu von König David abstammte (Matthäus 1, 1-17). Einige seiner Jünger hofften daher, dass er die Dynastie Davids wiederherstellen würde (Apostelgeschichte 1, 6). Es ist daher nur allzu verständlich, dass sie nach seiner Himmelfahrt einen seiner Brüder zum Leiter wählten.
In einigen der überlieferten Diskussionen zwischen Jesus und den Pharisäern ist wirklich keine Feindseligkeit zu erkennen. Die Hohepriester Hannas und Kaiphas, die Jesus zum Tode verurteilten, gehörten zu den liberalen Sadduzäern, die genau die Gegenspieler der strenggläubigen Pharisäer waren. Das Todesurteil hatte also gar nichts mit den Streitgesprächen zu tun, die Jesus einigen Pharisäern führte!
Die kirchliche Tradition konstruierte eine "jüdische Verschwörung", die es gar nicht gab! Die Vielschichtigkeit des damaligen Judentums wird dabei völlig ignoriert.


Legula hat folgendes geschrieben:
...

Was haltet ihr von der Theorie,
- dass seine Verwandten zu Anfang eine wichtige Rolle spielten, ihr Einfluss aber später verdrängt werden sollte, so dass die Evangelien schließlich so geschrieben wurden, dass Jesus selbst sowohl seine eigenen, als auch allgemeine familliäre Bande für störend
erklärte. Dass seine Mutter trotzdem eine Rolle spielte, liegt wohl daran, dass man ein Pendant zu den damals beliebten Göttinnen (wie Isis) brauchte
...


Richtig. Die Päpste bezeichnen sich als angebliche Nachfolger des Apostels Petrus. Darum musste die Rolle des Jakobus in der traditionellen Auslegung der Bibel heruntergespielt werden, damit Petrus als angebliches Oberhaupt erscheint. Es ist zudem sehr fragwürdig, ob Petrus jemals in Rom war. Als Judenapostel hat Petrus vermutlich nur in Israel und Babylon gewirkt. Denn in Babylon wohnten damals noch sehr viele Juden. (Der babylonische König Nebukadnezar hatte sie einst verschleppt. Nachdem die Perser Babylon erorbert hatten, erlaubten sie den Juden die Heimkehr. Aber nur wenige Juden machten davon Gebrauch.)
Aber der Heidenapostel Paulus ging nach Westen: Kleinasien und Griechenland. Schließlich wurde er als Gefangener nach Rom gebracht.

Legula hat folgendes geschrieben:
...

- dass Jesus´ häufige Streitereien mit den Pharisäern in Wirklichkeit nur normale Diskussionen über Glaubensinhalte gewesen sein könnten, so wie sie im Judentum üblich sein sollen
- dass diese Diskussionen aber später zu Feindseligkeiten aufgebauscht wurden, um den jüdischen Geistlichen die Schuld an die Kreuzigung zuschieben und die Römer entlasten zu können? Immerhin mussten sich die Christen mit den Römern gutstellen.
...


Siehe oben. Viele der überlieferten Diskussionen sind eigentlich ganz harmlos. Zum Beispiel das Gespräch über die Ehescheidung (Matthäus 19, 3-9). Auch die Zeichenforderung in Matthäus 12, 38 wirkt von Seiten der Pharisäer eigentlich harmlos. Hier ist es Jesus, der mit Tadel reagiert (Vers 39).
Trotzdem kann man nicht leugnen, dass es nach den Evangelien auch einige Pharisäer gab, die Jesus nach dem Leben trachteten. Aber sie hatten damit keinen Erfolg! Erfolgreich waren die liberalen Sadduzäer, zu denen auch die Hohepriester gehörten - die innerjüdischen Gegenspieler der Pharisäer!
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Tom der Dino
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Beitrag(#1769448) Verfasst am: 25.07.2012, 19:49    Titel: Re: Jesus - in Wirklichkeit Familenmensch und kein Feind der Pharisäer? Antworten mit Zitat

Priesterfeind hat folgendes geschrieben:
[...]


Wow! Könntest du solch eine Abhandlung auch über den gestiefelten Kater schreiben? Tät mich mal interessieren. Also die Abhandlung.
_________________
Am Anfang war ......das Experiment.
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Tarvoc
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Beitrag(#1769509) Verfasst am: 26.07.2012, 00:50    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.amazon.de/dp/3596214467 zwinkern
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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