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Sind Schmerzen notwendig?
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115018) Verfasst am: 12.04.2004, 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
manche Menschen zerbrechen eben am Tod einer Person.
Jepp. Regelmäßig dann, wenn sie die Trauer nicht wirklich durchleiden, sondern sich statt dessen in ihr suhlen.

Das klingt jetzt abfällig, soll es aber nicht sein. So mancher findet keinen Weg aus der Suhle-Kuhle. Und das ist wirklich dramatisch. Der Weg aus der Kuhle führt nämlich dummerweise meist nach unten und nach vorn:

Nach unten, weil man es durchleiden muss.
Nach vorn, weil man den Blick auf die Zukunft nicht verlieren darf.
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Mecky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115063) Verfasst am: 12.04.2004, 20:31    Titel: Antworten mit Zitat

In einer schmerzfreien Welt gäbe es keine Trauer.
Und damit zwar "Erinnerung" aber kein "Gedenken" an jemanden, den man verloren hat. Warum sollte man sich dann erinnern? Nur noch aus Gründen, die mit dem Verstorbenen eigentlich nichts mehr zu tun haben (z.B. eigene Reflexion zur Weiterentwicklung, geschichtliches Interesse).

Da würde was fehlen, finde ich. Letztlich würde eine schmerzfreie(re) Welt auf eine unpersönlichere Welt hinauslaufen.

Und tatsächlich: So manche Schmerzvermeidungstaktik mündet in einen Rückzug in die Privatsphäre. Gipfel ist dann ein Persönlichkeitsbild, wie ich es einmal in einem anderen Forum erlebt habe.

ER: "Ich hab noch nie mit einer Frau geschlafen. Mein einziger Gott ist die Mathematik und mein Computer"
Ich: "Geh dorthin, wo Frauen sind!"
ER: "Die weisen mich ab!"
Ich: "Das musst Du riskieren."
ER: "Das ertrag ich nicht".

Und das ist selbstreproduzierend. Wenn er dann Frauen trifft, kann er ihnen nur von Computern und Mathe erzählen, was natürlich die Frauen im Handstreich umwirft.

Knackpunkt ist das "Das ertrag ich nicht". Die Schmerzen, die er momentan umgeht, kommen auf andere Weise wieder zurück - und schlimmer. Wenn das so weitergeht, kommt sogar noch Hoffnungslosigkeit dazu und das Gefühl, sein Leben vertan zu haben. Und das ist nun wirklich mit vom Schlimmsten. Ist da nicht der Schmerz eines Korbes und die Angst vor diesem Schmerz einer solchen Lebensform vorzuziehen?

Oder andersrum. Es hat mich vielen Ärger, vielen Streit in der Familie gekostet, dass ich Gitarre (E-Gitarre, pfui in den Augen meiner Eltern) spielen wollte - und auch noch Rock-Musik. Deep Purple. Eieie! Ich könnte heute auf diese ganze Zeit bei Weitem nicht so stolz sein, hätte ich mir das nicht abtrotzen müssen. Wäre es mir in den Schoß gefallen, wäre es nichts Besonderes.

Ich halte zweckhafte Schmerzen nicht nur für kein Übel, sondern für einen Wert.
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Nordseekrabbe
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#115073) Verfasst am: 12.04.2004, 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Nav hat folgendes geschrieben:
Sowas wäre mir damals ehrlich gesagt auch lieber gewesen als die Vollnarkose, wo man hinterher den ganzen Tag nur blöd döst und eine Woche lang Durchfall und Depressionen hat. Böse


Schlimmer noch: ich musste bei vielen Kaiserschnitten anwesend sein, weil meine Aufgabe war, die Spätze den Kinderärzten rauszureichen.

Ich wünsche es wirklich niemandem, in Vollnarkose da zu liegen und dem Gespött der Doc und OP-PflegerInnen ausgeliefert zu sein: da wird jeder Makel aufs Fieseste dokumentiert.

Das ist mit ein Grund, warum ich um alles in der Welt - wenn es sich einrichten lässt - eine lokale Betäubung vorziehe.


Das wäre mir egal, was die sagen.


Mir auch. Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.

Nav hat folgendes geschrieben:

Aber die Vollnarkosen macht mir aus zwei anderen Gründen Angst, die ich hier gar nicht erwähnen will (ist schon Abend).


Mir machen Vollnarkosen keine Angst (hab schon Vollnarkosen gehabt). Ich gebe allerdings zu, dass ich noch keine lokale Betäubung gehabt habe, und dies sicherlich wenn möglich vorzuziehen ist.
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Nordseekrabbe
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#115074) Verfasst am: 12.04.2004, 20:48    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Dieser Gedanke, liebe Heike, ist mir auch gerade gekommen.

Über nicht bewältigte, sondern übergangene Trauer sind sich die Psychologen einig.

Kann sein, dass Narziss sozusagen die Quadratur des Kreises herbeiträumt: Eine unbewältigte, nicht durchgestandene Trauer, die aber keine negativen Folgen hat.

Ich halte das für unmöglich. (Darum: Quadratur des Kreises)


Ich auch.
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Hel
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Anmeldungsdatum: 13.11.2003
Beiträge: 375

Beitrag(#115142) Verfasst am: 12.04.2004, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. schrieb:
Zitat:

Ja, oder so. Ich empfand die Geburtsschmerzen als ziemlich unerträglich (wenn auch nur recht kurz, weil es sehr fix ging). Da ich keine Wahl hatte, blieb mir eh nichts anderes, als sie zu ertragen. Hätte ich eine gehabt, hätte ich mich für eine Anästhesie entschieden (muss ja nicht immer eine PDA sein. Lokalanästhetika tun es auch).



Hallo Heike!
Ich hab mal ein paar blöde Fragen Lachen :
1. Was ist der Unterschied zwischen einer PDA und einem Lokalanästetikum?
2. Wie ist das in D? Kriegt man das ein oder andere erst angeboten wenn die Schmerzen wirklich unerträglich werden oder kann man das selbst bestimmen und von vornherein sagen: Nö, ich habe keinen Bock auf Schmerzen. Wenn es richtig losgeht möchte ich eine PDA oder ein Lokalanästetikum?
3. Können PDA oder Lokalanästestetika irgendwelche schädlichen Auswirkungen auf das Kind haben, so daß man sie wirklich erst anwenden sollte wenn es ganz heftig wird?
MfG
Syrinx
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Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#115151) Verfasst am: 12.04.2004, 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Syrinx hat folgendes geschrieben:
1. Was ist der Unterschied zwischen einer PDA und einem Lokalanästetikum?


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Schmerz auszuschalten. Eine Möglichkeit ist die "Muttermundspritze". Da wird ein Anästhetikum gespritzt, um die Dehnungsschmerzen des Muttermundes zu dämpfen (dieser Teil des Muskels ist eigentlich der, der wirklich schmerzt). Dann gibt es den Pudendusblock, der das Gewebe zwischen Darm und Vagina schmerzfrei macht. Das sind Lokalanästhetika.

Eine Periduralanästhesie ist wesentlich umfassender und legt deinen gesamten Unterleib samt Beine matt. Gut gesetzt und dosiert spürt die Frau diese Körperteile, aber eben ohne Schmerzen (in dem KH, in dem ich gearbeitet habe, gab es zwei Docs, die das wirklich konnten. Hatte der dritte Dienst, war die Frau hinterher noch nicht mal in der Lage zu stehen). Eine PDA kann man auch als Narkose für andere OP's einsetzen.

Zitat:
2. Wie ist das in D? Kriegt man das ein oder andere erst angeboten wenn die Schmerzen wirklich unerträglich werden oder kann man das selbst bestimmen und von vornherein sagen: Nö, ich habe keinen Bock auf Schmerzen. Wenn es richtig losgeht möchte ich eine PDA oder ein Lokalanästetikum?


Grundsätzlich kann das jede Frau selbst entscheiden. Das ist allerdings von KH zu KH unterschiedlich. Manche Frauen kommen in den Kreißsaal (schon erlebt) und wollen von vorn herein eine PDA. Es liegt nun am medizinischen Personal, darauf einzugehen oder erst mal von Hammerteilen abzuraten und zu empfehlen, doch erst mal abzuwarten. Allerdings habe ich auch schon Fälle erlebt, bei deinen aus medizinischen Gründen zu ner PDA geraten wurde, weil die Frau a) sehr schmerzempfindlich war (was keine Wertung bedeuten soll) oder b) zu erschöpft ist, um das noch weiter zu ertragen, weil es sich zu sehr in die Länge zieht. Ist immer Abwägungssache der Hebammen und Ärzte in dem Fall.

Zitat:
3. Können PDA oder Lokalanästestetika irgendwelche schädlichen Auswirkungen auf das Kind haben, so daß man sie wirklich erst anwenden sollte wenn es ganz heftig wird?


Das Ungeborene und die Schwangere teilen sich einen Blutkreislauf. Alles, was die Mutter an Medikamenten bekommt, überträgt sich natürlich auch auf das Ungeborene. Allerdings werden die Medikamente in der Regel so gut eingestellt, dass die Belastung minimal bleibt. Das ist auch ein Kosten/Nutzenfaktor. Frauen, die einen Kaiserschnitt bekommen, werden z.B. erst unmittelbar vor dem Schnitt narkotisiert (das läuft wirklich auf Zuruf, der Operateur hat das Messer schon angesetzt und wartet auf das OK des Anästhesisten) und nicht wie bei anderen OP's schon eine Weile vorher.
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Spock
lebt noch



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis

Beitrag(#115221) Verfasst am: 13.04.2004, 11:56    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
Nun wirst du aber keinen Menschen kennenlernen, der niemals zugepflasterte Knie als Kind hatte. Was Schmerz bedeutet, erfährt jeder Mensch.
Ich schon, allerdings lag das daran, dass die Wunden wegen meiner Allergie gegen den Klebstoff nicht geheilt sind, sondern eher schlimmer wurden Pfeifen
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Anmeldungsdatum: 02.04.2004
Beiträge: 21
Wohnort: University

Beitrag(#116124) Verfasst am: 15.04.2004, 23:07    Titel: Antworten mit Zitat

Würde man heute eine Spritze gegen phsychische Schmerzen entwickeln,
würde es wohl auch einige geben, die in ein paar Jahrzehnten den auslachen,
der Schmerz u.a. mit Liebe in Verbindung bringt.

lg
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Ich freue mich über Verleumdungen,
denn sie lenken von der Wahrheit ab
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