Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Menschenrechte, Völkerrecht - universal?
Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Politik und Geschichte
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Dietrich Stahlbaum
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.05.2004
Beiträge: 31
Wohnort: Recklinghausen NRW

Beitrag(#422465) Verfasst am: 24.02.2006, 20:58    Titel: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

Zum Konflikt zwischen Okzident und Orient

- „Haben die Menschenrechte universellen Charakter, sollten sie also überall gelten? Oder handelt es sich bei den Menschenrechten um ein europäisch-(nord)amerikanisches Menschen- und Weltbild, das in Konkurrenz steht zu anderen, vielleicht asiatischen, afrikanischen oder anderen Menschen- und Weltbildern, die das gleiche Geltungsrecht für sich in Anspruch nehmen können?“

- „Dürfen wir Menschenrechte verletzen, um Menschenrechte durchzusetzen?“

- „Hätten der Zweite Weltkrieg und vielleicht noch viel mehr Elend verhindert werden können, wenn unsere europäischen Nachbarn gegen die ersten deutschen Eroberungen eingeschritten wären? Wie hätten sie dagegen einschreiten können?“

Fragen eines Diskutanten. Ich habe darauf geantwortet:

Es ist wichtig, quer zu fragen, wie du es tust; denn wir haben hier tatsächlich Zustände und Geschehnisse, zu denen es einfache Fragen, aber keine einfachen Antworten gibt, weil “alles etwas komplizierter“ ist, als ich es in einem kurzen Post darstellen kann. So impliziert jede Frage eine weitere und Antworten sind nur vorläufige.

Dein “Eindruck, dass die Menschenrechtsverletzungen in den Ländern des Vorderen Orients, aber auch in Afrika doch ein ganz anderes Ausmaß haben als in der EU“, ist ein Fakt, wobei wir bereits relativieren müssen, nämlich fragen: Unter welchen Verhältnissen leben die Menschen dieser Regionen, wie sind die Zustände, denen sie ausgesetzt sind, entstanden und wie werden sie von ihnen wahrgenommen, wie empfunden?

Leiden entsteht durch Bewusstsein, im Kopf. Erst wenn einer Muslima bewusst wird, dass die Burka, das Kopftuch, die Steinigung Machtmittel in einer patriarchalischen Gesellschaft sind, - erst wenn die Mutter eines Selbstmordattentäters erkennt, dass es das Paradies, in dem ihr Sohn glücklich weiterlebt, gar nicht gibt, - erst wenn die beschnittene Afrikanerin erfährt, dass sie, körperlich und sexuell verstümmelt, zum bloßen Lustobjekt des Mannes gemacht worden ist, werden diese Frauen darunter leiden.

Damit will ich nicht sagen, sie sollen es nicht erfahren, sondern dass bei der Menschenrechtsfrage Traditionen, Kulturen, Sitten und Gebräuche und deren Akzeptanz durch die Betroffenen berücksichtigt werden müssen. Aufklärung verursacht Leiden. Aufklärung sollte aber auch zugleich helfen, sich vom Leiden zu befreien. Entwicklungshelfer/innen leisten dabei Beachtliches in Asien und Afrika.

1982 habe ich in Bochum einen Afghanen und seinen Bruder, zu dem er mit Frau und Kind aus Kabul geflüchtet war, interviewt und westliche Vorstellungen von der Stammeskultur, Lebensweise und – nach unseren Maßstäben – Armut in diesem Land revidieren müssen. Danach kann ich nur sagen: An westlichem Wesen wird Afghanistan nicht genesen. Die Menschen waren vor der sowjetischen Invasion zumindest in den „armen“ Bergregionen zufrieden und glücklich und vertrugen sich, von kleinen Stammesfehden abgesehen, besser als wir in einem hoch entwickelten, reichen Industrieland.

[Das Interview, in dem auch die dramatische Flucht geschildert wird und politische Hintergründe erklärt werden, ist in «Der kleine Mann" - Geschichten, Satiren, Reportagen aus sechs Jahrzehnten»: http://f27.parsimony.net/forum66372/messages/3042.htm abgedruckt.]

Das ökologische und soziale, das politische, das wirkliche menschliche Elend in Asien, Afrika und Lateinamerika ist erst durch den Kolonialismus entstanden; dieser hat fast alle natürlichen und kulturellen Strukturen zerstört. Den Rest „besorgt“ der Neokolonialismus.

Die Menschenrechte, nach denen du fragst, haben „universellen Charakter“. Es handelt sich dabei nicht um „ein europäisch-(nord)amerikanisches Menschen- und Weltbild, das in Konkurrenz steht zu anderen, vielleicht asiatischen, afrikanischen oder anderen Menschen- und Weltbildern, die das gleiche Geltungsrecht für sich in Anspruch nehmen können.“

Die Menschenrechte und das Völkerrecht, formuliert in der «Charta der Vereinten Nationen»: http://www.runic-europe.org/german/charta/charta.htm , werden von 191 UN-Mitgliedstaaten aller Kontinente anerkannt. Demnach können wir sagen, sie sind allgemeingültig, zumal vieles darin und Wesentliches davon aus älterem als abendländisch-europäischem Kulturgut stammt.
Sollen sie unter Umständen auch gewaltsam durchgesetzt werden?

Das ist, finde ich, eine theoretische Frage. Sie sollte von Fall zu Fall konkret geklärt werden. Vorrang hat stets eine gewaltfreie Konfliktbearbeitung: miteinander sprechen und verhandeln anstatt aufeinander zu schießen!

Während des Kalten Krieges z. B. wurde die Tatsache, dass allein durch das militärische Einschreiten der Alliierten, also durch massive Gegengewalt, das faschistische Regime in Deutschland und Italien beseitigt werden konnte, als Argument gegen die Friedensbewegung verwendet. „Die Erhaltung“, im BILD-Zeitungsjargon „Rettung unserer christlich abendländischen Werte“, ja sogar „…des christlichen Abendlandes“ waren Parolen, die damals vor der „Gefahr aus dem Osten“ warnen und uns Deutsche wieder kriegsfähig machen sollten. Der Ost-West-Konflikt wurde gegenseitig so weit aufgeheizt, dass es 1962 beinahe zu einem Atomkrieg gekommen wäre, hätte der Kubakonflikt nicht schließlich doch in letzter Minute entschärft werden können.

Dagegen hat die Friedensbewegung stets auf Deeskalation, auf Abbau der Gegensätze, friedliche Koexistenz bis hin zu einem „Dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus hingewirkt und setzt sich ebenso heute für eine beharrliche, auch auf Rückschläge vorbereitete Friedenspolitik ein.

Beim Münchner Abkommen 1938 zwischen den Regierungen Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands wollten die späteren Alliierten durch ihr Appeasement einen Zweiten Weltkrieg verhindern – vergeblich, wie wir wissen. Weil – dies ist meine Hypothese - der Faschismus als Gefahr für den Weltfrieden zu spät erkannt worden ist.

Der Faschismus hätte wahrscheinlich verhindert werden können oder wäre eine Randerscheinung geblieben, wenn bereits im 19. Jh. durch Aufklärung und Volksbildung seinen Wurzeln der Boden entzogen und eine politische Kultur entwickelt worden wäre, die unserem heutigen Grundverständnis von Menschenrechten und Völkerrecht entspricht [«Charta der Vereinten Nationen»!].

Dazu: «Geistige Wurzeln des Nationalsozialismus im deutschen Bürgertum»: http://f27.parsimony.net/forum66372/messages/3318.htm

Die letzte Chance wurde 1919 verpasst: Der Versailler Vertrag verbaute den Weg zum Frieden in Europa und machte es Hitler leicht, Revanche zu predigen, das Volk zu remilitarisieren, die Industrie wieder aufzurüsten und einen Eroberungskrieg zu beginnen.

Den Fehler, Deutschland so erbarmungslos wie nach dem ersten Weltkrieg büßen zu lassen, haben die Alliierten nach dem zweiten nicht noch einmal gemacht.

Geschichte ist eine Lehrmeisterin. Es ist aber nicht alles auf die heutige Zeit und die jeweilige Situation übertragbar. Wir würden denkfaul werden, wenn es so wäre.
_________________
ZEITFRAGENFORUM I:
http://www.dietrichstahlbaum.de
Blogs:
http://zeitfragen.blog.de/
http://fotoserien.blog.de/
http://zeitfragen-info-blog.blog.de/


Zuletzt bearbeitet von Dietrich Stahlbaum am 24.02.2006, 23:29, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen
hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#422466) Verfasst am: 24.02.2006, 21:02    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:


- „Haben die Menschenrechte universellen Charakter


ja.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Reschi
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.09.2004
Beiträge: 3073

Beitrag(#422527) Verfasst am: 24.02.2006, 23:07    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:


- „Haben die Menschenrechte universellen Charakter


ja.


ja
_________________
You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Cato
Der Freund der Bösen



Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim

Beitrag(#422620) Verfasst am: 25.02.2006, 04:37    Titel: Antworten mit Zitat

Auf dem Papier schon, aber Papier ist ja bekanntlich geduldig. In der Praxis hängen die Rechte sehr stark davon ab wo und wie man lebt...
_________________
Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Reschi
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.09.2004
Beiträge: 3073

Beitrag(#422649) Verfasst am: 25.02.2006, 13:20    Titel: Antworten mit Zitat

Cato hat folgendes geschrieben:
Auf dem Papier schon, aber Papier ist ja bekanntlich geduldig. In der Praxis hängen die Rechte sehr stark davon ab wo und wie man lebt...


Das ist irrelevant für ihre prinzipielle universelle Gültigkeit
_________________
You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#422653) Verfasst am: 25.02.2006, 13:30    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

Zitat:
- „Haben die Menschenrechte universellen Charakter, sollten sie also überall gelten? Oder handelt es sich bei den Menschenrechten um ein europäisch-(nord)amerikanisches Menschen- und Weltbild, das in Konkurrenz steht zu anderen, vielleicht asiatischen, afrikanischen oder anderen Menschen- und Weltbildern, die das gleiche Geltungsrecht für sich in Anspruch nehmen können?“

Menschenrechte basieren auf ethischen Überzeugungen, Wertesystemen. Diese haben bei Licht betrachtet niemals absoluten Charakter, und auch nur dann universellen Charakter, wenn sie universell geteilt werden. Werden sie nicht oder jedenfalls nicht wirklich, also ist die Antwort wohl eher Nein.

Zitat:
- „Dürfen wir Menschenrechte verletzen, um Menschenrechte durchzusetzen?“

An dieser Frage sieht man, daß eine Ethik, die die Menschenrechte an die ungeteilt höchste Stelle setzt, ungeeignet ist, um Konfliktfälle zu entscheiden. Man benötigt weitere Kriterien, Gewichtungen (z.B. ein Maß für die Gesamtverletzung), höhere Ziele usw.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#422655) Verfasst am: 25.02.2006, 13:36    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Menschenrechte basieren auf ethischen Überzeugungen, Wertesystemen. Diese haben bei Licht betrachtet niemals absoluten Charakter


Menschenrechte basieren auf gar nichts, Menschenrechte wurden nicht erfunden.
Menschenrechte wurden entdeckt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#422662) Verfasst am: 25.02.2006, 13:49    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Menschenrechte basieren auf ethischen Überzeugungen, Wertesystemen. Diese haben bei Licht betrachtet niemals absoluten Charakter
Menschenrechte basieren auf gar nichts, Menschenrechte wurden nicht erfunden. Menschenrechte wurden entdeckt.

Du meinst, Menschenrechte sind Naturgesetze? Das "basiert auf garnichts, wurde nicht erfunden" könnte man doch ebenso für Christentum, Faschismus, Monarchie, Patriarchat usw. behaupten.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Monologist
'Pataphysiker



Anmeldungsdatum: 26.08.2004
Beiträge: 195
Wohnort: Berlin

Beitrag(#422664) Verfasst am: 25.02.2006, 13:55    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:

Menschenrechte basieren auf ethischen Überzeugungen, Wertesystemen. Diese haben bei Licht betrachtet niemals absoluten Charakter


Menschenrechte basieren auf gar nichts, Menschenrechte wurden nicht erfunden.
Menschenrechte wurden entdeckt.


Das liest und schreibt jemand jahrelang in einem Forum in dem es um die Entwirrung von Dogmen geht und dann das! Mit den Augen rollen
_________________
"Wer über Falsch und Richtig spricht, ist ein Mensch des Falschen und Richtigen."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#422665) Verfasst am: 25.02.2006, 13:56    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
Menschenrechte basieren auf gar nichts, Menschenrechte wurden nicht erfunden.
Menschenrechte wurden entdeckt.

Soso. Wie betreibt man denn empirisch Ethik?
Oder sind die Menschenrechte ein a-priori der praktischen Vernunft?
Na, das müsstest du aber gut begründen. Da bin ich ja 'mal gespannt...
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#422668) Verfasst am: 25.02.2006, 14:07    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
hacketaler hat folgendes geschrieben:
Menschenrechte basieren auf gar nichts, Menschenrechte wurden nicht erfunden.
Menschenrechte wurden entdeckt.

Soso. Wie betreibt man denn empirisch Ethik?
Oder sind die Menschenrechte ein a-priori der praktischen Vernunft?
Na, das müsstest du aber gut begründen. Da bin ich ja 'mal gespannt...


in der tat sind sie das.
durch vernunft und rationalität lässt sich nichts anderes entdecken als die gleichheit der menschen.

Zitat:

Christentum, Faschismus, Monarchie, Patriarchat


gehen hingegen von unterschieden aus, die sich nicht begründen lassen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422669) Verfasst am: 25.02.2006, 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde die Universalität der Menschenrechte so begünden:
Niemand kann mit absoluter Sicherheit behaupten seine Weltanschauung, seine Art zu leben sei die 'richtige'. Wir können uns immer irren und bevor Gefahr zu laufen einer falschen Wahrheit anzuhängen (also in den Dogmatismus z.B. des Christentums zu verfallen), sollten wir besser im offenen Diskurs unsere Vorstellungen austauschen. Dazu muss man aber auch akzeptieren, dass andere Menschen sich eben entschieden haben anders zu leben. Es ist also in unserem Interesse in ihr Recht ihr Leben selbst zu bestimmen nicht einzugreifen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#422672) Verfasst am: 25.02.2006, 14:16    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
in der tat sind sie das.

Schade. Ich hatte jetzt eine Argumentation dafür erwartet.
Naja, da habe ich wohl umsonst gehofft...

Ist ja nichts Neues, dass Dogmatiker sich mit Argumentationen schwer tun...

hacketaler hat folgendes geschrieben:
durch vernunft und rationalität lässt sich nichts anderes entdecken als die gleichheit der menschen.

Interessant. Kannst du eine Bedingung angeben, unter der du diese Aussage revidieren würdest?
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#422674) Verfasst am: 25.02.2006, 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Niemand kann mit absoluter Sicherheit behaupten seine Weltanschauung, seine Art zu leben sei die 'richtige'. Wir können uns immer irren und bevor Gefahr zu laufen einer falschen Wahrheit anzuhängen (also in den Dogmatismus z.B. des Christentums zu verfallen), sollten wir besser im offenen Diskurs unsere Vorstellungen austauschen. Dazu muss man aber auch akzeptieren, dass andere Menschen sich eben entschieden haben anders zu leben. Es ist also in unserem Interesse in ihr Recht ihr Leben selbst zu bestimmen nicht einzugreifen.

Das ist eine Begründung, die ich ohne Einschränkung akzeptieren würde. Allerdings wären dann die Menschenrechte nicht mehr a-priori, sondern Mittel zum Zweck, um gegenseitigen Austausch und gemeinsamen Diskurs zu erreichen...
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422680) Verfasst am: 25.02.2006, 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Niemand kann mit absoluter Sicherheit behaupten seine Weltanschauung, seine Art zu leben sei die 'richtige'. Wir können uns immer irren und bevor Gefahr zu laufen einer falschen Wahrheit anzuhängen (also in den Dogmatismus z.B. des Christentums zu verfallen), sollten wir besser im offenen Diskurs unsere Vorstellungen austauschen. Dazu muss man aber auch akzeptieren, dass andere Menschen sich eben entschieden haben anders zu leben. Es ist also in unserem Interesse in ihr Recht ihr Leben selbst zu bestimmen nicht einzugreifen.

Das ist eine Begründung, die ich ohne Einschränkung akzeptieren würde. Allerdings wären dann die Menschenrechte nicht mehr a-priori, sondern Mittel zum Zweck, um gegenseitigen Austausch und gemeinsamen Diskurs zu erreichen...

Richtig, aber spielt das eine Rolle?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#422683) Verfasst am: 25.02.2006, 14:39    Titel: Antworten mit Zitat

zwinkern
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#422690) Verfasst am: 25.02.2006, 15:26    Titel: Antworten mit Zitat

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Niemand kann mit absoluter Sicherheit behaupten seine Weltanschauung, seine Art zu leben sei die 'richtige'. Wir können uns immer irren und bevor Gefahr zu laufen einer falschen Wahrheit anzuhängen (also in den Dogmatismus z.B. des Christentums zu verfallen), sollten wir besser im offenen Diskurs unsere Vorstellungen austauschen. Dazu muss man aber auch akzeptieren, dass andere Menschen sich eben entschieden haben anders zu leben. Es ist also in unserem Interesse in ihr Recht ihr Leben selbst zu bestimmen nicht einzugreifen.

Du gewichtest unser Interesse, von Andersdenkenden vor Irrtümern bewahrt zu werden, höher als beispielsweise unser Interesse, andere auszunutzen. Damit konstruierst Du hier eine utilitaristische Begründungskette, ganz so, wie ich es einem Menschenrechtsabsolutismus oben entgegengesetzt hatte. Sich dessen bewußt zu sein, erlaubt eigentlich nicht mehr, eine naturrechtliche Position einzunehmen.

Mal ganz abgesehen davon, daß auch die Argumentationskette selbst mir nicht zwingend erscheint, aber das mag z.T. Geschmacksache sein.

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
... Allerdings wären dann die Menschenrechte nicht mehr a-priori, sondern Mittel zum Zweck, um gegenseitigen Austausch und gemeinsamen Diskurs zu erreichen...
Richtig, aber spielt das eine Rolle?

Ja, z.B. wenn die "Enstscheidung, anders zu leben" beinhaltet, die Priorität des freien Gedankenexkurses zurückzustellen gegenüber Wohlstand, Fortpflanzung, Frieden, individuellem Glücksgefühl oder was auch immer.

Oder auch wenn unterschiedliche Vorstellungen darüber herrschen, was ein "Mensch", eine "Person" denn nun sei.

Eigentlich immer wenn Einzel- und Gemeinschaftsinteressen aufeinandertreffen. Die Menschenrechte sind eine in gewissem Maße willkürliche Festlegung der Rechte des (ebenso ein wenig willkürlich festgelegten) Individuums gegenüber der Gemeinschaft.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hacketaler
Frauen ficken ist was für Schwuchteln!



Anmeldungsdatum: 10.02.2005
Beiträge: 6031

Beitrag(#422701) Verfasst am: 25.02.2006, 15:53    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:


hacketaler hat folgendes geschrieben:
durch vernunft und rationalität lässt sich nichts anderes entdecken als die gleichheit der menschen.

Interessant. Kannst du eine Bedingung angeben, unter der du diese Aussage revidieren würdest?



sobald der christengott z.B. mal auf meinem fernseher ne ansprache hält und mir bestätigt, dass christen und juden tatsächlich bevorteilt werden und männer mehr wert sind als frauen.

oder sobald du mit mir auf eine geburtsstation gehst und mir für die babys anhand ihrer abstammung/hautfarbe usw. genau sagen kannst, wer mal kanzler, millionär, dominant, devot, intellektueller, mörder etc pp wird und sich das empirisch bestätigt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422705) Verfasst am: 25.02.2006, 16:15    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Niemand kann mit absoluter Sicherheit behaupten seine Weltanschauung, seine Art zu leben sei die 'richtige'. Wir können uns immer irren und bevor Gefahr zu laufen einer falschen Wahrheit anzuhängen (also in den Dogmatismus z.B. des Christentums zu verfallen), sollten wir besser im offenen Diskurs unsere Vorstellungen austauschen. Dazu muss man aber auch akzeptieren, dass andere Menschen sich eben entschieden haben anders zu leben. Es ist also in unserem Interesse in ihr Recht ihr Leben selbst zu bestimmen nicht einzugreifen.

Du gewichtest unser Interesse, von Andersdenkenden vor Irrtümern bewahrt zu werden, höher als beispielsweise unser Interesse, andere auszunutzen.

Ich habe nicht das Interesse jemanden auszunutzen.
Zitat:
Damit konstruierst Du hier eine utilitaristische Begründungskette, ganz so, wie ich es einem Menschenrechtsabsolutismus oben entgegengesetzt hatte. Sich dessen bewußt zu sein, erlaubt eigentlich nicht mehr, eine naturrechtliche Position einzunehmen.

Ja. Tue ich das?
Zitat:
Mal ganz abgesehen davon, daß auch die Argumentationskette selbst mir nicht zwingend erscheint, aber das mag z.T. Geschmacksache sein.

Ich verlange ja gar nicht, dass sie dir gefällt. Ich fordere ja gerade, das du die Freiheit hast sie zu verwerfen.
Zitat:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
... Allerdings wären dann die Menschenrechte nicht mehr a-priori, sondern Mittel zum Zweck, um gegenseitigen Austausch und gemeinsamen Diskurs zu erreichen...
Richtig, aber spielt das eine Rolle?

Ja, z.B. wenn die "Enstscheidung, anders zu leben" beinhaltet, die Priorität des freien Gedankenexkurses zurückzustellen gegenüber Wohlstand, Fortpflanzung, Frieden, individuellem Glücksgefühl oder was auch immer.

Das gilt allerdings für alle anderen Begründungsversuche auch. Wer das eigene Wohlergehen immer in der Vordergrund stellt, wird zwangsläufig irgendwann die Rechte eines anderen Menschen verletzen.
Zitat:
Oder auch wenn unterschiedliche Vorstellungen darüber herrschen, was ein "Mensch", eine "Person" denn nun sei.

Darüber kann man natürlich streiten und ich schließe auch nicht aus, dass sich meine persönlichen Vorstellungen darüber ab und zu ändern.
Zitat:
Eigentlich immer wenn Einzel- und Gemeinschaftsinteressen aufeinandertreffen. Die Menschenrechte sind eine in gewissem Maße willkürliche Festlegung der Rechte des (ebenso ein wenig willkürlich festgelegten) Individuums gegenüber der Gemeinschaft.

Da hast du teilweise Recht. Ein wenig Willkür steckt da schon drin (und darüber soll man sich wie gesagt auch streiten dürfen), aber ganz aus der Luft gegriffen sind die Menschenrechte nun auch nicht. Zumindest stellt mich meine persönliche Begründung zufrieden, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich lediglich versuche etwas zu begründen, dass ich intuitiv schon lange als richtig erachtete.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#422710) Verfasst am: 25.02.2006, 16:30    Titel: Antworten mit Zitat

Die Menschenrechte sind vor allem auch Interpretationssache. Zum Beispiel ist die Gleichheit der Menschen in unserer Gesellschaft nicht gewährleistet (und das kann vielleicht auch nie wirklich der Fall sein). Wenn alle gleich wären, dann müssten z.B. auch alle wählen dürfen. Der Satz von der Gleichheit ist also nur eine Basis für die realen Gesetze und Regelungen und kann nie in Absolutheit umgesetzt werden. Wenn wir aber unsere heutigen Regelungen für die perfekte Umsetzung der Menschenrechte halten würden, dann wäre das mMn ein Trugschluss.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422713) Verfasst am: 25.02.2006, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Menschenrechte sind vor allem auch Interpretationssache. Zum Beispiel ist die Gleichheit der Menschen in unserer Gesellschaft nicht gewährleistet (und das kann vielleicht auch nie wirklich der Fall sein). Wenn alle gleich wären, dann müssten z.B. auch alle wählen dürfen. Der Satz von der Gleichheit ist also nur eine Basis für die realen Gesetze und Regelungen und kann nie in Absolutheit umgesetzt werden. Wenn wir aber unsere heutigen Regelungen für die perfekte Umsetzung der Menschenrechte halten würden, dann wäre das mMn ein Trugschluss.

Da hast du Recht. Es geht hier allerdings nicht um die reale Gesetzgebung, sondern um das angestrebte Ideal. An der Frage wie man dem möglichst nahe kommt scheiden sich (wie du sinngemäß sagtest) die Geister.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mario Hahna
aktiviert



Anmeldungsdatum: 04.04.2005
Beiträge: 9607
Wohnort: München

Beitrag(#422714) Verfasst am: 25.02.2006, 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

Was gehört denn alles zu den Menschenrechten?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#422715) Verfasst am: 25.02.2006, 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Du gewichtest unser Interesse, von Andersdenkenden vor Irrtümern bewahrt zu werden, höher als beispielsweise unser Interesse, andere auszunutzen.
Ich habe nicht das Interesse jemanden auszunutzen.

Mein Argument zielt nicht darauf, Dir das zu unterstellen, sondern darauf, daß Menschen unterschiedliche Interessen haben.

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Damit konstruierst Du hier eine utilitaristische Begründungskette, ganz so, wie ich es einem Menschenrechtsabsolutismus oben entgegengesetzt hatte. Sich dessen bewußt zu sein, erlaubt eigentlich nicht mehr, eine naturrechtliche Position einzunehmen.
Ja. Tue ich das?

Nein, Du nicht. Im Grunde stärkst Du mein Argument, daß Menschenrechte eben nicht absolut gelten. Darauf hat auch Tarvoc schon richtig hingewiesen. Interessanterweise betrachtest Du selbst Deine Argumentation aber als Begründung für die Universalität der Menschenrechte.

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Mal ganz abgesehen davon, daß auch die Argumentationskette selbst mir nicht zwingend erscheint, aber das mag z.T. Geschmacksache sein.
Ich verlange ja gar nicht, dass sie dir gefällt. Ich fordere ja gerade, das du die Freiheit hast sie zu verwerfen.

Ja, das forderst Du, es widerspricht aber gleichzeitig Deiner Behauptung, daß es als Begründung für die Universalität der Menschenrechte tauge. Denn die würde ich damit ja ebenfalls berechtigt verwerfen dürfen.

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
... Allerdings wären dann die Menschenrechte nicht mehr a-priori, sondern Mittel zum Zweck, um gegenseitigen Austausch und gemeinsamen Diskurs zu erreichen...
Richtig, aber spielt das eine Rolle?

Ja, z.B. wenn die "Enstscheidung, anders zu leben" beinhaltet, die Priorität des freien Gedankenexkurses zurückzustellen gegenüber Wohlstand, Fortpflanzung, Frieden, individuellem Glücksgefühl oder was auch immer.

Das gilt allerdings für alle anderen Begründungsversuche auch. Wer das eigene Wohlergehen immer in der Vordergrund stellt, wird zwangsläufig irgendwann die Rechte eines anderen Menschen verletzen.

Und das wiederum gilt auch für jeden, der irgendetwas anderes in den Vordergrund stellt, selbst für jemand, der das Wohlergehen eines oder aller Anderen priorisiert.

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Eigentlich immer wenn Einzel- und Gemeinschaftsinteressen aufeinandertreffen. Die Menschenrechte sind eine in gewissem Maße willkürliche Festlegung der Rechte des (ebenso ein wenig willkürlich festgelegten) Individuums gegenüber der Gemeinschaft.
Da hast du teilweise Recht. Ein wenig Willkür steckt da schon drin (und darüber soll man sich wie gesagt auch streiten dürfen), aber ganz aus der Luft gegriffen sind die Menschenrechte nun auch nicht.

Das behaupte ich auch nicht, im Gegenteil denke ich, sie spiegeln eine gewisse Erfahrung mit Interessenkonflikten wieder, sowie Theorien über Personen und Gemeinschaften. Aber mehr eben auch nicht.

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Zumindest stellt mich meine persönliche Begründung zufrieden, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich lediglich versuche etwas zu begründen, dass ich intuitiv schon lange als richtig erachtete.

OK, aber zur Debatte stand, ob die Menschenrechte universell gelten, also entweder apriori oder wenigstens naturgesetzlich.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#422716) Verfasst am: 25.02.2006, 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die Menschenrechte sind vor allem auch Interpretationssache. Zum Beispiel ist die Gleichheit der Menschen in unserer Gesellschaft nicht gewährleistet (und das kann vielleicht auch nie wirklich der Fall sein). Wenn alle gleich wären, dann müssten z.B. auch alle wählen dürfen. Der Satz von der Gleichheit ist also nur eine Basis für die realen Gesetze und Regelungen und kann nie in Absolutheit umgesetzt werden. Wenn wir aber unsere heutigen Regelungen für die perfekte Umsetzung der Menschenrechte halten würden, dann wäre das mMn ein Trugschluss.

Da hast du Recht. Es geht hier allerdings nicht um die reale Gesetzgebung, sondern um das angestrebte Ideal. An der Frage wie man dem möglichst nahe kommt scheiden sich (wie du sinngemäß sagtest) die Geister.

Ich denke, sie scheiden sich darüberhinaus auch an der Frage, was das Ideal sei. Wenn Du die Menschenrechte so allgemein formulierst, daß sie jedermanns Vorstellung von seinem Freiheitsideal treffen, dann landest Du bei einer widersprüchlichen Interessensethik. Alternativ kannst Du Ideale festlegen, die stärker gemeinschafts-, art- oder was-auch-immer-orientiert sind, an denen sich dann aber wieder die Geister scheiden.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422729) Verfasst am: 25.02.2006, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Du gewichtest unser Interesse, von Andersdenkenden vor Irrtümern bewahrt zu werden, höher als beispielsweise unser Interesse, andere auszunutzen.
Ich habe nicht das Interesse jemanden auszunutzen.

Mein Argument zielt nicht darauf, Dir das zu unterstellen, sondern darauf, daß Menschen unterschiedliche Interessen haben.

Entschuldige, das habe ich falsch verstanden. Ja, Menschen haben unterschiedliche Interessen. Es geht ja gerade darum dies zuzulassen, das ist ein Teil der Menschenrechte. Wenn diese Interessen allerdings den Rechten anderer Menschen zuwieder laufen gibt es in der Tat ein Problem.
Zitat:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Damit konstruierst Du hier eine utilitaristische Begründungskette, ganz so, wie ich es einem Menschenrechtsabsolutismus oben entgegengesetzt hatte. Sich dessen bewußt zu sein, erlaubt eigentlich nicht mehr, eine naturrechtliche Position einzunehmen.
Ja. Tue ich das?

Nein, Du nicht. Im Grunde stärkst Du mein Argument, daß Menschenrechte eben nicht absolut gelten. Darauf hat auch Tarvoc schon richtig hingewiesen. Interessanterweise betrachtest Du selbst Deine Argumentation aber als Begründung für die Universalität der Menschenrechte.

Nun, ich bin der Meinung, dass niemals der Zeitpunkt kommen wird, an dem jemand absolutes Wissen erlangt, womit meine Begründung auch für alle Zeiten gültig wäre.
Zitat:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Mal ganz abgesehen davon, daß auch die Argumentationskette selbst mir nicht zwingend erscheint, aber das mag z.T. Geschmacksache sein.
Ich verlange ja gar nicht, dass sie dir gefällt. Ich fordere ja gerade, das du die Freiheit hast sie zu verwerfen.

Ja, das forderst Du, es widerspricht aber gleichzeitig Deiner Behauptung, daß es als Begründung für die Universalität der Menschenrechte tauge. Denn die würde ich damit ja ebenfalls berechtigt verwerfen dürfen.

Sie taugt dann wohl nicht als objektive Begründung, sehr wohl aber als subjektive (und wie man an Tarvoc sieht sogar als intersubjektive) Begründung. Die Frage ist, was wir nun eigentlich suchen?
Zitat:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
... Allerdings wären dann die Menschenrechte nicht mehr a-priori, sondern Mittel zum Zweck, um gegenseitigen Austausch und gemeinsamen Diskurs zu erreichen...
Richtig, aber spielt das eine Rolle?

Ja, z.B. wenn die "Enstscheidung, anders zu leben" beinhaltet, die Priorität des freien Gedankenexkurses zurückzustellen gegenüber Wohlstand, Fortpflanzung, Frieden, individuellem Glücksgefühl oder was auch immer.

Das gilt allerdings für alle anderen Begründungsversuche auch. Wer das eigene Wohlergehen immer in der Vordergrund stellt, wird zwangsläufig irgendwann die Rechte eines anderen Menschen verletzen.

Und das wiederum gilt auch für jeden, der irgendetwas anderes in den Vordergrund stellt, selbst für jemand, der das Wohlergehen eines oder aller Anderen priorisiert.

Kann man vielleicht auch gar nichts in den Vordergrund stellen und die Menschen einfach leben lassen?
Zitat:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Eigentlich immer wenn Einzel- und Gemeinschaftsinteressen aufeinandertreffen. Die Menschenrechte sind eine in gewissem Maße willkürliche Festlegung der Rechte des (ebenso ein wenig willkürlich festgelegten) Individuums gegenüber der Gemeinschaft.
Da hast du teilweise Recht. Ein wenig Willkür steckt da schon drin (und darüber soll man sich wie gesagt auch streiten dürfen), aber ganz aus der Luft gegriffen sind die Menschenrechte nun auch nicht.

Das behaupte ich auch nicht, im Gegenteil denke ich, sie spiegeln eine gewisse Erfahrung mit Interessenkonflikten wieder, sowie Theorien über Personen und Gemeinschaften. Aber mehr eben auch nicht.

Wäre das nicht schon Grund genug? Könnte man die Menschenrechte nicht einfach als bisher bestes Mittel zum Zusammenleben betrachten? So zu sagen als Ergebnis empirischer Untersuchungen.
Zitat:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Zumindest stellt mich meine persönliche Begründung zufrieden, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich lediglich versuche etwas zu begründen, dass ich intuitiv schon lange als richtig erachtete.

OK, aber zur Debatte stand, ob die Menschenrechte universell gelten, also entweder apriori oder wenigstens naturgesetzlich.

Wenn du unter universell nur diese Auswahl anbietest, dann gelten sie nicht universell. Was heißt eigentlich universell? Dass sie für jeden Menschen gelten, oder das es eine Begründung dafür gibt, die jeder Mensch nachvollziehen kann?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422731) Verfasst am: 25.02.2006, 17:13    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Da hast du Recht. Es geht hier allerdings nicht um die reale Gesetzgebung, sondern um das angestrebte Ideal. An der Frage wie man dem möglichst nahe kommt scheiden sich (wie du sinngemäß sagtest) die Geister.

Ich denke, sie scheiden sich darüberhinaus auch an der Frage, was das Ideal sei. Wenn Du die Menschenrechte so allgemein formulierst, daß sie jedermanns Vorstellung von seinem Freiheitsideal treffen, dann landest Du bei einer widersprüchlichen Interessensethik. Alternativ kannst Du Ideale festlegen, die stärker gemeinschafts-, art- oder was-auch-immer-orientiert sind, an denen sich dann aber wieder die Geister scheiden.

Gibt es da vielleicht irgendeinen Minimalkonsens?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#422736) Verfasst am: 25.02.2006, 17:30    Titel: Antworten mit Zitat

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wenn Du die Menschenrechte so allgemein formulierst, daß sie jedermanns Vorstellung von seinem Freiheitsideal treffen, dann landest Du bei einer widersprüchlichen Interessensethik. Alternativ kannst Du Ideale festlegen, die stärker gemeinschafts-, art- oder was-auch-immer-orientiert sind, an denen sich dann aber wieder die Geister scheiden.
Gibt es da vielleicht irgendeinen Minimalkonsens?

Tobias Brandt hat folgendes geschrieben:
Was heißt eigentlich universell? Dass sie für jeden Menschen gelten, oder das es eine Begründung dafür gibt, die jeder Mensch nachvollziehen kann?

Zwei gute Fragen.

Einen Minimalkonsens (oder auch mehrere mögliche) könnte es mE geben. Allerdings wäre dieser keine hinreichende ethische Grundlage für die Behandlung von Interessenkonflikten.

"Universell gültig" hatte ich wahlweise folgendermaßen verstanden:

- apriori oder naturgesetzlich gültig
oder
- de-facto unter allen Menschen konsent

Beides schien mir nicht der Fall zu sein.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422739) Verfasst am: 25.02.2006, 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Zwei gute Fragen.

Einen Minimalkonsens (oder auch mehrere mögliche) könnte es mE geben. Allerdings wäre dieser keine hinreichende ethische Grundlage für die Behandlung von Interessenkonflikten.

"Universell gültig" hatte ich wahlweise folgendermaßen verstanden:

- apriori oder naturgesetzlich gültig
oder
- de-facto unter allen Menschen konsent

Beides schien mir nicht der Fall zu sein.

Mir auch nicht.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#422740) Verfasst am: 25.02.2006, 17:39    Titel: Antworten mit Zitat

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#422758) Verfasst am: 25.02.2006, 18:04    Titel: Re: Menschenrechte, Völkerrecht - universal? Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
oder sobald du mit mir auf eine geburtsstation gehst und mir für die babys anhand ihrer abstammung/hautfarbe usw. genau sagen kannst, wer mal kanzler, millionär, dominant, devot, intellektueller, mörder etc pp wird und sich das empirisch bestätigt.

Aha, und was hat das mit der Art von Gleichheit zu tun, um die es hier geht?
Dass mit 'Gleichheit' in deinem letzten Posting nicht die Gleichheit aller Fähigkeiten, Vorlieben und Verhaltensweisen gemeint sein kann, ist wohl offensichtlich. (Schon allein deshalb, weil diese Art der Gleichheit offensichtlich nicht besteht, und dass man die persönliche Entwicklung eines Menschen nicht im Vorraus, z.B. an den Genen, en Detail vorhersehen kann, hat damit nichts zu tun.)
Um so mehr erstaunt es mich, dass du jetzt in diesem Posting eben diese als Kriterien anführst. Mir scheint es so, als ob du selbst nicht den leistesten Schimmer hast, was du eigentlich aussagen willst... Mit den Augen rollen

Oder anders gesagt: Du weisst selbst nicht, was das eigentlich bedeuten soll, wenn du sagst: 'Alle Menschen sind gleich'.
Du verwechselst offenbar den Wert einer Person mit der Quantität und Qualität ihrer Fähigkeiten...
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Politik und Geschichte Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter
Seite 1 von 3

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group