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Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder...
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Dietrich Stahlbaum
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.05.2004
Beiträge: 31
Wohnort: Recklinghausen NRW

Beitrag(#130054) Verfasst am: 26.05.2004, 13:33    Titel: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder machen sie gegen Gewalt immun?

Schon der freigeistige König von Preußen hat Glaubensfragen zur Privatsache erklärt und gesagt, man solle sich da nicht einmischen. Und weil auch ich durch verschiedene Schulen der (philosophischen und psychologischen) Aufklärung gegangen bin, habe ich gewisse Schwierigkeiten, aus meiner Sicht solche Fragen zu beantworten, ohne zu verletzen. Es sind ja sehr subtile Fragen, und man trifft, selbst wenn man nicht, wie Nietzsche, mit dem Hammer philosophiert, doch leicht ins Mark.

Bei den monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam waren oftmals Glaubensfragen Anlässe zu Gewalttaten, und sie sind es heute noch. Das liegt an ihrem Anspruch auf Rechtgläubigkeit und an der Widersprüchlichkeit ihrer Lehre. Dies verleitet zu willkürlicher Interpretation und zur Rechtfertigung von Untaten.

Christliche Theologen sprechen von einer „Glaubensgewissheit“ und suggerieren damit etwas, was es gar nicht geben kann, weil es auf bloßer Einbildung beruht.

Keine dieser Religionen ist pazifistisch, also frei von Gewalt. Selbst Jesus war längst nicht so sanft, wie er meistens dargestellt wird. Bsp. Matth. 10, 34-38

Beim (authentischen) Buddhismus* ist die Absage an jegliche Gewalt eindeutig und klar in der Ethik verankert und psychologisch begründet. Das gibt es bei keiner anderen Religion. Wenn Menschen, die „BuddhistInnen“ genannt wurden, dennoch gewalttätig und sogar grausam waren, so geschah dies niemals im Namen ihrer Religion und nicht „in Gottes Namen“, sondern weil sie die Buddhalehre und das Wichtigste: die Ethik nicht verinnerlicht haben.

Der Buddhismus ist gottlos. Alles andere sind Mischformen, die sich vom ursprünglichen Buddhismus entfernt und bisweilen seltsame Blüten getrieben haben wie der Schintoismus, in den ab 6. Jh. buddhistische Elemente eingeschmolzen wurden. In Japan verkam die buddhistische Moral zu Ahnenkult, Patriotismus und Kampfsport. Damals entstand das japanische Zen. 1868 begann man sogar, Zen für militaristische Zwecke zu missbrauchen. Man benutzte die meditative Konzentrationspraxis, um junge Männer total zu entmündigen und aus ihnen für den Tenno, den „Gott-Kaiser“, gefügige, todesbereite, aufs Äußerste disziplinierte Soldaten zu machen. Daher auch das große Interesse von SS-Führern an diesem „Buddhismus“.** Wo das hingeführt hat, wissen wir.

Auch Shao Lin hat mit der Ethik, die der Buddha gelehrt und vorgelebt hat, heute nichts mehr zu tun. Shao Lin, später als Kung Fu bekannt, war von Bodhidharma, der im 6. Jh. von Indien nach China gekommen war, aus dem Zazen, der gegenstandslosen Meditation im Lotussitz, weiterentwickelt worden zu einer meditativen Bewegungslehre und wurde bald von den Mönchen in höchster Vollkommenheit praktiziert. Körper und Geist völlig in Einklang, vollbrachten sie körperliche Leistungen, die noch niemals erreicht worden waren. Und als ihr Kloster von bewaffneten Banden überfallen worden war, begannen sie, Methoden der Selbstverteidigung zu entwickeln. Der Erfolg war derart frappant, dass der Kaiser sie bat, ihre Kampfkunst in den Dienst seines Landes zu stellen und seinen Truppen zu helfen, Eindringlinge zu vertreiben. Zwar blieb es bei defensiven Kampfformen, aber ihre scharfen Schwerter töteten. Das war ein Bruch mit der Lehre des Buddha. Shaolin ist heute ein einträgliches Showgeschäft.

Es ist wohl Menschenart, alle großen Philosophien, alle Weisheitslehren, zu verwässern und aus allem Geld oder alles kaputt zu machen. Damit man wieder von vorne fangen kann? Da bleibt uns ja nicht andres übrig. Vielleicht ist dies der Sinn unseres Menschseins.

-------------------
* Lehre und Praxis eines engagierten Buddhismus in Vietnam während des Krieges in den Jahren 1951-66 ist auch Thema meines Romans „Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht“, Aachen 2000, 364 S.
S. a. http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3895142611/qid%3D1078247010/302-0253974-6252052

*** S. "Zen, Nationalismus und Krieg“ von Brian Daizen A. Victoria, Theseus 1999, 399 S.
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ZEITFRAGENFORUM I:
http://www.dietrichstahlbaum.de
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Fluse
KLERIKERFEINDIN



Anmeldungsdatum: 27.10.2003
Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag(#130280) Verfasst am: 26.05.2004, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kann leider mit keiner Religion etwas anfangen,besser gesagt sind für mich Religionen so überflüssig wie ein Grippe.
_________________
Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)

Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#130289) Verfasst am: 26.05.2004, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

Nun ja, es stimmt wohl, daß in der buddhistischen Feudalgesellschaft Tibets nicht hingerichtet wurde. Aber Menschen wurden für bestimmte Verbrechen so geprügelt, daß sie oft daran gestorben sind. Was dann so ausgelegt wurde, daß ihr schlechtes Karma an ihrem Tod schuld gewesen sei.

Man kann also nicht so differenzieren. Es geht primär gar nicht so sehr um die Religion, aber um die Religiosität: der Kommunismus verkauft sich zwar als atheistisch, ist aber auch eine Religion (eigentlich wie jede Ideologie). Da gibt es "milde Formen", die eigentlich zum Establishment gehören, und etwa den Stalinismus, der einen überzogenen Personenkult und eine erhebliche Aggressivität gegenüber Andersdenkenden besitzt.
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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schinkentee
pathologischer Amnesist



Anmeldungsdatum: 27.05.2004
Beiträge: 112
Wohnort: Kiel

Beitrag(#130662) Verfasst am: 27.05.2004, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

In meinen Augen ebenfalls überflüssig (Religion, Glaube), dennoch ein guter Ansatz für eine Diskussion oder eine Zusammentragung von Beobachtungen.
Allerdings werden hier auch wieder nur Ansichten zusammenkommen, die wieder auf Eines hinarbeiten werden:

Eine Religion ist wie eine Ideologie, man wird sie nur durch Gewalt am Leben erhalten können. Denn alle ihre Vorsätze, bestes Beispiel 'die Nächstenliebe' sollte jeder Mensch auch ohne Religion verstehen.
In meinen Augen der Beste Punkt, weswegen die Religionen nicht ohne Gewalt auskommen. Irgendwie muss man ja die Einhaltung der schwachsinnigen Regeln erzwingen.
_________________
du Halodrian!
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joseph.sebaldus
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Anmeldungsdatum: 18.09.2003
Beiträge: 293

Beitrag(#130683) Verfasst am: 27.05.2004, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Nun, ich teile durchaus die Bewunderung für die buddhistische Ethik, wie mir überhaupt der Buddhismus von allen Religionen am nächsten steht.
(Ebenso kann ich aber der Bergpredigt einiges abgewinnen, wo ich sie verstehe.)

Aber die Geschichte zeigt auch beim Buddhismus, dass er nur dort unschuldig geblieben ist, wo er sich nicht mit der Staatsmacht verbunden hat. Tibet ist ein historisches beispiel, wo eine feudalistische Terrorherrschaft unter der Ideologie ded Dharma entstehen konnte, die den Tyranneien des europäischen Mittelalters in nichts nachstand.
Nun, man mag argumentieren, dass der tibetische Buddhismus mit dem reinen Dharma nicht mehr viel zu tun hat, so würde ich das sehen.
Ein anderes Beispiel ist aber der Staat von Sri Lanka, der sich nicht als buddhistischer Staat versteht, druchaus aber als vertretung der buddhistischen Mehrheit. Und somit ist dieser Staat durchaus im Kontext des "usrrpünglicheren" Theraveda-Buddhismus zu sehen, und wird von vielen Theraveda-Buddhisten getragen. Das hindert nicht an Menschenrechtsverletzungen grössten Ausmasses.

Religion ist eben bestenfalls so gut, wie die Menschen, die sie ausüben. Und die Religion, die nicht für machtpolitische Zwecke zu missbrauchen wäre, die giibt es nicht (ausser vielleicht Richtungen wie die Jainas, die so lonsequent in ihrer Ethik sind, dass sie immer marginal bleiben werden).
Eine Religion, wenn sie zur Religion einer gesamten gesellschaft wird, kann nur so gut sein, wie diese gesamte Gesellschaft. Denn indem sie sich in diese Gesellschaft einfügt, wird sie Teil davon.

Um aber wieder auf den Buddhismus als System zurückzukommen, so bin ich mir auch nicht so sicher, ob er schon von seiner grundsätzlichn Lehre her wirklich so immun gegen Missbrauch ist. Das Dharma mit seiner ethischen Lehre stellt zwar den Kernbestand buddhistischer Lehre dar. Aber der Palikanon mit seiner grossen Sammlung von Texten ist imeiner Meinung nach (ich kenne nur einige texte daraus), ein sehr vielstimmiges und mehrdeutiges Sammelsurium. Die texte darin sind aus heutiger Sicht von sehr unterschiedlicher Qualität., und eine Kritik staatlicher Herrschaft, oder selbst eine Kritik der Kriegsführung von Königen werden wir dort nicht in eindeutiger finden.
Insofern hat der Palikanon eine gewisse Gemeinsamkeit mit der Bibel, die auch sehr wertvolle Texte mit weniger wertvollen vereint. Obwohl ich denke, dass der Palikanon (soweit ich das überhaupt beurteilen kann), in sich konsistenter und von höherer QUalität ist, und klarer auf seine Grundlehre hinführt. Aber eine gewisse Mehrdeutigkeit gerade in Hinsicht auf staatliche gewalt bleibt meiner Meinung nach.

Kurzum: Ich halte den Buddhismus für die beste religion, die es gibt, und wenn ich jemals religiös werde, dann sicher Buddhist. Aber für immun gegen politische Gewalt hatle ich den Buddhismus nicht. Um das zu sein, müsste er in seiner Lehre der staatlichen Macht (zumindest in ihrer historischen Form der Monarchie) eine grundsätzliche Absage erteilen, also revolutionär sein - und das ist er nicht.
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sigmundo
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 08.07.2005
Beiträge: 763

Beitrag(#419779) Verfasst am: 17.02.2006, 00:42    Titel: Re: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
Sind Religionen Brutstätten der Gewalt?

ganz so krass würde ich es nicht formulieren...

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
Oder machen sie gegen Gewalt immun?


sie machen jedenfalls so manchen kirre, also immun gegen selbständiges Denken...


Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:

Es ist wohl Menschenart,
...
aus allem Geld oder alles kaputt zu machen. Damit man wieder von vorne fangen kann? Da bleibt uns ja nicht andres übrig. Vielleicht ist dies der Sinn unseres Menschseins.

http://www.amazon.de/kaufmeinbuch.hahatml


da kann ich dir jetzt auch nicht wirklich widersprechen...

Nix Küßchen
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nocquae
diskriminiert nazis



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#419782) Verfasst am: 17.02.2006, 00:55    Titel: Re: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder ...
Oder?

Wenn ich mich so in der Welt und der Geschichte umsehe, dann ist die Antwort völlig eindeutig.
_________________
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#419792) Verfasst am: 17.02.2006, 01:38    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich eindeutig mit Ja antworte...

Nun. Religionen haben immer den Effekt auf Menschen, dass sie ihnen vorschreiben, wie sie ihr Leben gestalten müssen. Eigentlich alle basteln irgendeine Vorstellung von einem Leben nach dem Tode. Das soll natürlich immer besser sein, als das, was ist. Das lenkt vom Heute ab und macht anfällig für Suggestion und Manipulation. Dies wird von Religionen benutzt um das Individuum in den Religionsapparat einzufügen und auch ge-fügig zu machen. Wunderbares Beispiel ist das katholische Keuschheitsgelübte.

Eine Mensch aber, dem man verwehrt, nach eigenem Ermessen zu leben wird darauf bewusst oder unbewusst mit Gewaltbereitschaft reagieren. Aus diesem Grund haben wir die 'Freiheit' erfunden und hoffen, dass sie einen Gegenpol zur Unfreiheit... auch der die wir manchmal dem Universum selbst gegenüber empfinden... bildet und uns eine gewisse Balance gibt.

Soweit ich den Buddhismus kenne, würde ich ihn auch nicht als Religion im Kern einstufen, sondern eher als Weltanschauung.
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Cato
Der Freund der Bösen



Anmeldungsdatum: 13.08.2005
Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim

Beitrag(#420368) Verfasst am: 18.02.2006, 16:23    Titel: Antworten mit Zitat

Fluse hat folgendes geschrieben:
Ich kann leider mit keiner Religion etwas anfangen,besser gesagt sind für mich Religionen so überflüssig wie ein Grippe.


Ganz so harsch wäre ich nun auch wieder nicht, zugegeben auf den Monotheismus trifft dies zu 100% zu aber es gibt unzählige religiöse Systeme, die heute fast völlig vergessen sind und deren Reichtum an Sagen und Mythen möchte ich nicht missen, ebenso wenig wie allegorischen Gestalten der alten heidnischen und polytheistischen Religionen Europas – was wäre das Leben ohne Ilias, Odyssee oder die Theogonie? Auch schön ich weiß, aber ich möchte den alten Sagenschatz ungern missen...
_________________
Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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Paschulke
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Anmeldungsdatum: 25.07.2005
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Wohnort: Baden

Beitrag(#420411) Verfasst am: 18.02.2006, 18:39    Titel: Re: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Zitat:
Dietrich Stahlbaum
Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder ...


1986 wurde ein deutscher Student welcher die Kirche als "größte Verbrecherorganisation der Menschheitsgeschichte" bezeichnete freigesprochen.

Religionen (und zwar Alle) waren und sind Brutstätten der Gewalt. Was der einfache Gläubige aber nicht wahrhaben will.
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Machel
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Anmeldungsdatum: 06.06.2005
Beiträge: 727

Beitrag(#420584) Verfasst am: 19.02.2006, 04:10    Titel: Antworten mit Zitat

Judentum, Christentum und Islam sind voll speziesistisch, also gewalttätig. Der Monotheismus ist nichts weiter als die Verherrlichung (Vergöttlichung ) der eigenen Gewalt. was aber nicht heisst, dass nichtmonotheistische Weltanschauungen in jedem Falle besser wären. Es mordet sich auch gut ohne den Monotheismus. AHIMSA ist die einzige Religion, die ich voll und ganz akzeptiere. Dort wo Abraham oder Jesus geehrt werden, kann allerdings die Gewalt nie enden. All diese Religonen haben Menschen nicht freier, sondern eher abergläubischer und gewalttätiger gemacht. In nur wenigen Fällen haben sie den Flächenbrand der Gewalt durch einige Tabus etwas eingeschränkt.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#420593) Verfasst am: 19.02.2006, 06:47    Titel: Antworten mit Zitat

Wie man sich gegen Demonological Thinking schützt. Mit den Augen rollen
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Schmerzlos
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003
Beiträge: 4554

Beitrag(#420604) Verfasst am: 19.02.2006, 10:15    Titel: Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
Der Buddhismus ist gottlos.


- Besser formuliert: Der ursprüngliche Buddhismus kommt ohne "Schöpfer-gott" aus.
Auch der ursprüngliche Buddhismus kennt "Götter", allerdings sind diese keineswegs
beneidenswert, sondern sind sterblich und werden wiedergeboren. Samsara.

Zitat:
Es ist wohl Menschenart, alle großen Philosophien, alle Weisheitslehren, zu verwässern und aus allem Geld oder alles kaputt zu machen. Damit man wieder von vorne fangen kann? Da bleibt uns ja nicht andres übrig. Vielleicht ist dies der Sinn unseres Menschseins.


- "Gewalt" ist nicht zwangsläufig abhängig von einer Religion der man angehören kann.
"Gewalt" ist zudem ein Wort, was man im rechten Lichte sehen muß.
Das es Ordnungshüter wie "z.B." eine Polizei geben sollte -
leuchtet ja ein - wenn es Verbrecher gibt. Sonst regiert
das Recht des Stärkeren.

Andererseits schreiben sich ja z.B. auch manche Humanisten
gerade den "gerechten Krieg" auf die Fahnen.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#420607) Verfasst am: 19.02.2006, 10:57    Titel: Antworten mit Zitat

Dieses Bild dürfte die Frage beantworten:



Wenn eine Religion Menschen bazu bringt, das eigene Leben (und folglich auch das anderer) zugunsten einer fixen Idee geringzuschätzen, dann sind sie als Brutstätten der Gewlt so geeignet wie nichts anderes.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Mojud
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.11.2005
Beiträge: 344

Beitrag(#420618) Verfasst am: 19.02.2006, 11:54    Titel: Re: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder machen sie gegen Gewalt immun?

Schon der freigeistige König von Preußen hat Glaubensfragen zur Privatsache erklärt und gesagt, man solle sich da nicht einmischen. Und weil auch ich durch verschiedene Schulen der (philosophischen und psychologischen) Aufklärung gegangen bin, habe ich gewisse Schwierigkeiten, aus meiner Sicht solche Fragen zu beantworten, ohne zu verletzen. Es sind ja sehr subtile Fragen, und man trifft, selbst wenn man nicht, wie Nietzsche, mit dem Hammer philosophiert, doch leicht ins Mark.

Bei den monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam waren oftmals Glaubensfragen Anlässe zu Gewalttaten, und sie sind es heute noch. Das liegt an ihrem Anspruch auf Rechtgläubigkeit und an der Widersprüchlichkeit ihrer Lehre. Dies verleitet zu willkürlicher Interpretation und zur Rechtfertigung von Untaten.

Christliche Theologen sprechen von einer „Glaubensgewissheit“ und suggerieren damit etwas, was es gar nicht geben kann, weil es auf bloßer Einbildung beruht.

Keine dieser Religionen ist pazifistisch, also frei von Gewalt. Selbst Jesus war längst nicht so sanft, wie er meistens dargestellt wird. Bsp. Matth. 10, 34-38

Beim (authentischen) Buddhismus* ist die Absage an jegliche Gewalt eindeutig und klar in der Ethik verankert und psychologisch begründet. Das gibt es bei keiner anderen Religion. Wenn Menschen, die „BuddhistInnen“ genannt wurden, dennoch gewalttätig und sogar grausam waren, so geschah dies niemals im Namen ihrer Religion und nicht „in Gottes Namen“, sondern weil sie die Buddhalehre und das Wichtigste: die Ethik nicht verinnerlicht haben.

Der Buddhismus ist gottlos. Alles andere sind Mischformen, die sich vom ursprünglichen Buddhismus entfernt und bisweilen seltsame Blüten getrieben haben wie der Schintoismus, in den ab 6. Jh. buddhistische Elemente eingeschmolzen wurden. In Japan verkam die buddhistische Moral zu Ahnenkult, Patriotismus und Kampfsport. Damals entstand das japanische Zen. 1868 begann man sogar, Zen für militaristische Zwecke zu missbrauchen. Man benutzte die meditative Konzentrationspraxis, um junge Männer total zu entmündigen und aus ihnen für den Tenno, den „Gott-Kaiser“, gefügige, todesbereite, aufs Äußerste disziplinierte Soldaten zu machen. Daher auch das große Interesse von SS-Führern an diesem „Buddhismus“.** Wo das hingeführt hat, wissen wir.

Auch Shao Lin hat mit der Ethik, die der Buddha gelehrt und vorgelebt hat, heute nichts mehr zu tun. Shao Lin, später als Kung Fu bekannt, war von Bodhidharma, der im 6. Jh. von Indien nach China gekommen war, aus dem Zazen, der gegenstandslosen Meditation im Lotussitz, weiterentwickelt worden zu einer meditativen Bewegungslehre und wurde bald von den Mönchen in höchster Vollkommenheit praktiziert. Körper und Geist völlig in Einklang, vollbrachten sie körperliche Leistungen, die noch niemals erreicht worden waren. Und als ihr Kloster von bewaffneten Banden überfallen worden war, begannen sie, Methoden der Selbstverteidigung zu entwickeln. Der Erfolg war derart frappant, dass der Kaiser sie bat, ihre Kampfkunst in den Dienst seines Landes zu stellen und seinen Truppen zu helfen, Eindringlinge zu vertreiben. Zwar blieb es bei defensiven Kampfformen, aber ihre scharfen Schwerter töteten. Das war ein Bruch mit der Lehre des Buddha. Shaolin ist heute ein einträgliches Showgeschäft.

Es ist wohl Menschenart, alle großen Philosophien, alle Weisheitslehren, zu verwässern und aus allem Geld oder alles kaputt zu machen. Damit man wieder von vorne fangen kann? Da bleibt uns ja nicht andres übrig. Vielleicht ist dies der Sinn unseres Menschseins.

-------------------
* Lehre und Praxis eines engagierten Buddhismus in Vietnam während des Krieges in den Jahren 1951-66 ist auch Thema meines Romans „Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht“, Aachen 2000, 364 S.
S. a. http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3895142611/qid%3D1078247010/302-0253974-6252052

*** S. "Zen, Nationalismus und Krieg“ von Brian Daizen A. Victoria, Theseus 1999, 399 S.



"Auch Shao Lin hat mit der Ethik, die der Buddha gelehrt und vorgelebt hat, heute nichts mehr zu tun."

In Buddhas "Nicht"lehre geht es nicht um Ethik, sondern um Bewusstsein, um Achtsamkeit. Daraus sollte alles andere folgen. Am Ende übergab er Mahakashyap eine Blume als Symbol der Lehre, weil sie mit Worten nicht vollzogen werden kann. Ähnliches wurde von Lao Tzu berichtet, im Westen gibt es Menschen, wie Sokrates, denen Sätze zugeschrieben werden, die nimmt man sie als Leitlinie, viel Unglück verhütet würde.

Leitlinien und anstrengende Bewusstseinsarbeit, ständige Achtsamkeit sind jedoch jedoch nicht jedermanns Sache.

Glaubenssätze und Regeln üben oft eine wesentlich grössere Anziehungskraft aus. Ideologien und Glaubenssysteme lassen sich gut zu Herrschaftszwecken gebrauchen. Menschen haben eine gewisse Trägheit, die man abfällig als Qualität von Herdentieren bezeichnen könnte. Was wiederum mit einem Gefühl von stärkerer Identität als Gruppenidentität zusammenhängt.

Diese Zusammenhänge halte ich für unzureichend erforscht und verstanden.

Deinen Schlussabsatz halte ich dennoch für zu pessimistisch. Du selbst hast Dich ja "befreit" aus einer Prägung, die äusserst gewalttätig war. Dies gelingt Vielen, Viele sind auch garnicht erst in dieser Falle.

Wegen der von Dir beschriebenen Nachteile und anderer werden Religionen in der Form, die immer noch vorherrscht, verschwinden.

Es ist aber auch möglich, dass die Triebkraft, für die höchsten Ideale, Gott und sogar Liebe zu Gott und Religionsgründern, zu töten und zu sterben schon vorher zur Ausrottung der Menschen führt. Vielleicht sind wir aber auch darin nicht effektiv, sondern nur "Lemminge", die periodische Selbstreinigungen unbewusst praktizieren.
_________________
"The most beautiful experience we can have is the mysterious. It is the fundamental emotion which stands at the cradle of true art and true science. " Einstein in Michio Kaku, Parallel Worlds
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pyrrhon
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#420644) Verfasst am: 19.02.2006, 13:12    Titel: Re: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Mojud hat folgendes geschrieben:
Wegen der von Dir beschriebenen Nachteile und anderer werden Religionen in der Form, die immer noch vorherrscht, verschwinden

Woher nimmst Du Deinen Optimismus in dieser Frage? Solange es genügend Menschen gibt, die glauben, im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit zu sein, die Welt damit beglücken zu müssen (und falls nötig mit Gewalt) und Menschen, die deren enge Weltsicht nicht teilen, als Menschen zweiter (oder dritter) Klasse betrachten, werden die entsprechenden Probleme meiner Meinung nach nicht verschwinden. Und Religionen sind klassische Lieferanten solcher 'Wahrheiten' und es wird vermutlich immer Menschen geben, die diese 'Wahrheiten' fundamentalistisch auslegen werden.

Jeder Versuch der Liberalisierung einer Religion hat in der Geschichte einen verstärkten Fundamentalismus als Gegenpart hervorgebracht und ich sehe keinen Anlass für eine Einschätzung, dass sich das ändern wird. Es ist ja auch eine Frage des Charakters eines Menschen, ob er eher fundamentalistisch ist oder eher liberal, die jeweilige Sache ist dabei austauschbar. Fanatische Atheisten werden, wenn sie sich zum Christentum bekehren, in der Regel genauso fanatische Christen (und umgekehrt). Ich gehe davon aus, dass es Menschen mit für den Fundamentalismus geeignetem Charakter immer geben wird.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#420827) Verfasst am: 20.02.2006, 01:55    Titel: Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
selbst wenn man nicht, wie Nietzsche, mit dem Hammer philosophiert

Nietzsche hat nicht mit dem Hammer philosophiert, sondern er hat Texte geschrieben, die voll ins schwarze treffen. Er nannte die Dinge beim Namen, aber er rief nicht zu Gewalt auf oder propagierte sie. Im Grunde hat er nur eine Wahrheit ausgesprochen, die die Leute ungern hören. Mit dem Hammer philosophiert hat z.B. Luther.

viator hat folgendes geschrieben:
Solange es genügend Menschen gibt, die glauben, im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit zu sein, die Welt damit beglücken zu müssen (und falls nötig mit Gewalt) und Menschen, die deren enge Weltsicht nicht teilen, als Menschen zweiter (oder dritter) Klasse betrachten, werden die entsprechenden Probleme meiner Meinung nach nicht verschwinden.

Das Problem ist, dass die Religionen organisiert arbeiten. Sie haben über staatliche Wege gesonderte Existensrechte, kriegen massenweise staatliche Zuschüsse und haben überall Zugangsberechtigungen. Sogar die Medien können sich aufgrund staatlicher Verpflichtungen nicht entziehen.

In Deutschland ist es nicht so, dass Du Christ werden musst wenn Du willst - Es ist eher so das Du Atheist werden musst wenn Du es willst. Um Christ zu sein muss man nie in eine Kirche eingetreten sein, denn es reicht wenn die Eltern Christen sind. Durch die Taufe tritt man im Grunde formal der Kirche bei, ob man der Taufe zugestimmt hat, oder nicht spielt keine Rolle.

Die Kirche ist eine strukturierte und organisierte Verdummbeutelungsfabrik, die nur existiert, weil sie den langen Arm des Gesetzes an ihrer Seite hat.

Es geht nicht darum was jemand glaubt - Es geht darum was man sich züchtet. Die DDR hat Eindrucksvoll bewiesen, dass die Kirche ohne staatliche Vorrechte keine Existenzgrundlage mehr hat und der ach so freie Glaube den Bach runter geht, wenn der Staat die "Hirnimpfung" nicht befielt!
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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GermanHeretic
Individualoptimist & Kulturpessimist



Anmeldungsdatum: 16.06.2004
Beiträge: 4932

Beitrag(#420850) Verfasst am: 20.02.2006, 10:43    Titel: Re: Sind Religionen Brutstätten der Gewalt? Oder... Antworten mit Zitat

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:

Der Buddhismus ist gottlos. Alles andere sind Mischformen, die sich vom ursprünglichen Buddhismus entfernt und bisweilen seltsame Blüten getrieben haben wie der Schintoismus, in den ab 6. Jh. buddhistische Elemente eingeschmolzen wurden.

Shinto ist weder eine Mischform noch ein Derivat des Buddhismus. Mal abgesehen davon, daß sich die meisten Japaner das aus den beiden Religionen rauspicken, woran sie Spaß haben.

Für die "eingeschmolzenen Elemente" hätte ich gern mal ein paar Beispiele.
_________________
"Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#420862) Verfasst am: 20.02.2006, 12:20    Titel: Antworten mit Zitat

Religionen kann man als eine Form von Meta-Erzählungen betrachten.
Dementsprechend wären Nützlichkeit und Ästhetik Maßstäbe, die man an sie anlegen sollte.

Es ist klar, dass eine Meta-Erzählung, die einen 'Absolutheitsanspruch' beinhaltet, kaum jemals irgendeinen sinnvollen Nutzen, geschweige denn einen ästhetischen Wert haben kann. Das ist etwa so, als würde am Ende der Geschichte 'Schneewittchen' gefordert, bis ans Lebensende NUR noch 'Schneewittchen' zu erzählen und mit ewigen Qualen gedroht, wenn man eine andere Geschichte erzählt. (Ja okay, dieses Beispiel ist nicht so gut, weil Schneewittchen keine Meta-Erzählung, sondern eine singuläre Erzählung ist...)

Deswegen muss man aber ja nicht gleich Schneewittchen abschaffen. Mit den Augen rollen
Es würde schon reichen, den Absolutheitsanspruch zu kicken...
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Valen MacLeod
Antitheist



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Beitrag(#421985) Verfasst am: 23.02.2006, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Dieses Bild dürfte die Frage beantworten:


Man muss sich mal in Ruhe die Gesichter der beiden Männer ansehen. Sollte sie die Liebe zu ihrem Prophten nicht irgendwie fröhlicher machen??

Dietrich Stahlbaum hat folgendes geschrieben:
Bei den monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam waren oftmals Glaubensfragen Anlässe zu Gewalttaten, und sie sind es heute noch. Das liegt an ihrem Anspruch auf Rechtgläubigkeit und an der Widersprüchlichkeit ihrer Lehre. Dies verleitet zu willkürlicher Interpretation und zur Rechtfertigung von Untaten.

Hmmm... das liegt daran, dass diese Religionen einen Anspruch auf nur eine absolute Wahrheit haben. Die Realität ist aber ein Paradoxon aus zwei konträren Wahrheiten.

Ein Beispiel:
Es gibt kein Weiss, weil absolutes, echtes Weiss das vollständige Fehlen von Schwarz bedeutet. Ohne Schwarz wäre Weiss aber nicht existent, weil es keine Referenz hätte.
Umgekehrt könnte man das Gleiche auch über Schwarz sagen.
Nachdem wir also wissen, das es weder Weiss, noch Schwarz wirklich gibt, wie erklärt sich dann das wahrnehmbare Grau?
Die Realität hängt also wie ein Gummiband zwischen zwei sich ausschliessenden, nicht existierenden absoluten Antipoden.

Der Gläubige versucht nun, die Nichtbeweisbarkeit der Antipoden durch pures Wünschen (er nennt das Glaube) zu überwinden. Schon der gesunde Geist hat Schwierigkeiten das Konzept zu tolerieren, der Gläubige muss daran verzweifeln - oder eben eine Hilfskonstruktion über sich erschaffen (er nennt das Gott), die ihn vom Bewusstsein seiner Unzulänglichkeit befreit, in dem er sie (die Gottheit) davon freiwünscht (glaubt) und sich dann raubtierartig mit ihr zu vereinen sucht.

Das dies in Aggression endet - weil die Wahrheit eben doch immer wieder einen Weg ins Bewusstsein findet - ist leicht verständlich. Das sich diese Aggression dann leicht gegen die 'Ungläubigen' wenden lässt, ist nachvollziehbar.

Mojud hat folgendes geschrieben:
Leitlinien und anstrengende Bewusstseinsarbeit, ständige Achtsamkeit sind jedoch jedoch nicht jedermanns Sache.

Glaubenssätze und Regeln üben oft eine wesentlich grössere Anziehungskraft aus. Ideologien und Glaubenssysteme lassen sich gut zu Herrschaftszwecken gebrauchen. Menschen haben eine gewisse Trägheit, die man abfällig als Qualität von Herdentieren bezeichnen könnte. Was wiederum mit einem Gefühl von stärkerer Identität als Gruppenidentität zusammenhängt.

Diese Zusammenhänge halte ich für unzureichend erforscht und verstanden.

Ich bin überzeugt, dass sie jedoch vielermanns Sache wären; hätten die Menschen mehr Zeit, Freiheit und Vorbilder, die ihnen besonders die Achtsamkeit gegenüber sich selbst vorleben würden. Hat man damit erst einmal begonnen, ist das Verlangen danach geweckt und nicht wieder zu löschen. Wie Du aber richtig erkennst, ist dies herrschaftlich gar nicht gewollt. Vielen Menschen wird die Existenz dieser ihrer eigenen Fähigkeiten absichtlich vorenthalten und verschleiert. Sie wird glorifiziert und als erreichbar nur für Auserwählte dargestellt.
Die Zusammenhänge sind imho durchaus bekannt, so bekannt, dass man sie im Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Was die Bequemlichkeit nämlich am meissten liebt, ist die Selbsttäuschung.
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"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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magnusfe
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Beitrag(#422068) Verfasst am: 24.02.2006, 00:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Es gibt kein Weiss, weil absolutes, echtes Weiss das vollständige Fehlen von Schwarz bedeutet


-> Es gibt lokal Begrenztes Weiss ...

-> Es gibt lokal begrenzt hl. Geist bei den Glaubensbräuten

-> Überall sonst ist schwarz und böse

Logisch, oder ???
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Tarvoc
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Beitrag(#422184) Verfasst am: 24.02.2006, 08:39    Titel: Antworten mit Zitat

magnusfe hat folgendes geschrieben:
Logisch, oder???

Nein. Kleingläubig. zwinkern
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JGC
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Beitrag(#422216) Verfasst am: 24.02.2006, 11:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo..

Ich hab mich extra hier im Forum angemeldet, weil ich mal was loswerden wollte...

Was würdet ihr denn dazu sagen, wenn sich herausstellen würde, das Religion in Wirklichkeit ein natürlicher, evolutionärer Prozess darstellt?

http://www.einsamer-schuetze.com/cgi-bin/forum/ikonboard.cgi?s=f089b2ea7482ff089d398bff17f932ce;act=ST;f=6;t=111;st=30
zum nachlesen aus einem anderen Forum..(weiter unten bei Perrti und Grobschnitt..)

Damit eine Gemeinschaft miteinander überhaupt zustande kommt, dann müssen doch tatsächlich bestimmte Verhaltensmuster ausgebildet werden, die einem Einzelindividuum ermöglichen, sich mit anderen Einzelindividuen zu arrangieren...

Nur müssen diese Regel auch irgendwie "erfahren" werden! (Wissen und begreifen durch die Erkenntnis...)

Woher soll denn am Beginn einer Gesellschaftswerdung ein einzelnes Individuum denn wissen, was "Richtig" oder "Falsch" ist, wenn es nicht durch "eigene Erfahrung" erst mal definierbar wird?

Es muß also zuerst mal eine "Anleitung" erhalten(aus den Genen oder aus einem übergeordneten Kollektivgeist?) Diese Anleitung muß quasi einem Prinzip entsprechen, welches eine bestimmte Reihenfolge einer bestimmten Entwicklung beschreibt, damit das Ganze funktioniert.

Wie aber schaffen es die Regeln, das sich die einzelnen Individuen ihr unterwerfen?

Sie müssen also mit einer ungeheuer wichtigen "Bedeutung" markiert sein, einer Art Bedeutung, die jedes Individuum in seinem Innersten "verspüren" kann und sie dort wahrnehmbar ist.

Es geht schliesslich irgendwie darum, das eine Gesellschaft nur dann überlebensfähig ist, wenn die einzelnen Mitglieder dieser Gesellschaft sich erstens irgendwie emotional und geistig über die Bedeutung "Gesellschaft" klar werden können und darüber, das so was wie ein gemeinsamer Verhaltenskodex existieren muß. (z.B. sinngemäs die 10 Gebote..)

Wie regelten das z.B. die ersten Einzeller, die sich zum ersten mal zu einem mehrzelligen Organismus ausbildeten...

Sie brauchten doch ebenfalls so einen Kodex.... Sonst wäre das mehrzellige Leben niemals möglich geworden!

Unter diesen Gesichtspunkten erhält der Begriff "Religion" einen völlig neuen Stellenwert.

Jetzt überlegt mal, was das für Konsequenzen hat...

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Tarvoc
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Beitrag(#422293) Verfasst am: 24.02.2006, 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

JGC hat folgendes geschrieben:
Unter diesen Gesichtspunkten erhält der Begriff "Religion" einen völlig neuen Stellenwert.

Nicht im Geringsten.
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JGC
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Beitrag(#422371) Verfasst am: 24.02.2006, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Wiso...

Es handelt sich so gesehen um Reflektion und Selbstwahrnehmung. Das ist meiner Meinung nach ein physikalischer erkenntnisstheoretischer Prozess. (eine Art Rückkopplung mit der Gemeinschaft) Schliesslich müssen doch Einzelindividuen sich gegenseitig irgendwie gebacken kriegen...
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Muslim
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Beiträge: 684

Beitrag(#422374) Verfasst am: 24.02.2006, 16:50    Titel: Antworten mit Zitat

http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=11337

...wäre ich für einen Präventivkrieg gegen den Iran, lieber heute als morgen.
100% [ 5 ]

also die Iraner haben bis jetzt keinen angegriffen,
genauso wenig wie die Afghanen, die Iraker, die Palestinänser,........... .

keiner von ihnen geht mit waffen durch säkulare strassen

aber der friedliebende säkulare westen läuft mit schwer bewaffneten soldaten durch straßen
muslimischer menschen.

wenn man sich die FAKTEN anschaut und von seiner selbstbeweiräucherung abstand nimmt,
sieht die lage wer gewalt gerne anwendet ganz anders aus als der threadöffner sich gerne einreden würde, vieleicht weil er auch zu denen gehört die einen "präventiv"-krieg gegen den iran wollen,
weil die iraner als muslime so gewaltätig sind.


Zuletzt bearbeitet von Muslim am 24.02.2006, 16:59, insgesamt einmal bearbeitet
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der kleine Fritz
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Beitrag(#422377) Verfasst am: 24.02.2006, 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

JGC hat folgendes geschrieben:

Zitat:
"Wie regelten das z.B. die ersten Einzeller, die sich zum ersten mal zu einem mehrzelligen Organismus ausbildeten...
Sie brauchten doch ebenfalls so einen Kodex.... Sonst wäre das mehrzellige Leben niemals möglich geworden!
Unter diesen Gesichtspunkten erhält der Begriff "Religion" einen völlig neuen Stellenwert.
Jetzt überlegt mal, was das für Konsequenzen hat... "


Also ich hab mal überlegt und bin zu dem Schluß gekommen, daß nur diejenigen Einzeller überlebten konnten, die sich eine "Religion" inklusive einer dazu gehörigen Leitfigur geschaffen haben. Diese haben sie dann mehrmals täglich angebetet, ihnen beim Kampf ums überleben behilflich zu sein!

Aber damit begann auch schon zu Urzeiten das religiös/ideologische Dilemma, der Konkurrenzkampf unterschiedlicher Auffassungen über diesen Leithammel zwischen den Sekten der Einzeller, den Protozonen, Bakterien, Algen und Pilzen.

Tja und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heut! Smilie
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um so eifriger schwatzen seine selbsternannten Missionare.
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Tarvoc
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Beitrag(#422384) Verfasst am: 24.02.2006, 17:40    Titel: Antworten mit Zitat

JGC hat folgendes geschrieben:
Es handelt sich so gesehen um Reflektion und Selbstwahrnehmung.

Den meisten Religiösen, die ich kenne, geht es eher um Projektion und Selbstverleugnung...

JGC hat folgendes geschrieben:
Das ist meiner Meinung nach ein physikalischer erkenntnisstheoretischer Prozess.

Was nun? Ein physikalischer Prozess oder ein erkenntnistheoretischer?
Die meisten Religiösen, die ich kenne, haben von beidem nicht viel Ahnung...

JGC hat folgendes geschrieben:
eine Art Rückkopplung mit der Gemeinschaft

'Rückkopplung mit der Gemeinschaft'... Warum nennst du es denn nicht beim Namen: Kommunikation!

Da jedoch jede gesellschaftliche Handlung als Kommunikation gesehen werden kann, frage ich mich, wie du daraus die Notwendigkeit zur Religion ableitest.

JGC hat folgendes geschrieben:
Schliesslich müssen doch Einzelindividuen sich gegenseitig irgendwie gebacken kriegen...

Jaja. Und? Willst du mir erzählen, die würden das nicht auch ohne Religion gebacken kriegen? Pillepalle
Ich kenne einige säkulare soziale Umfelder und auch einige eher religiös geprägte - und zwar sowohl reale als auch virtuelle. Die säkularen und offenen Umfelder funktionieren nach meiner Beobachtung in aller Regel besser. Es gibt da nicht eine einzige Ausnahme.
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Yamato
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Beitrag(#422386) Verfasst am: 24.02.2006, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Muslim hat folgendes geschrieben:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=11337

...wäre ich für einen Präventivkrieg gegen den Iran, lieber heute als morgen.
100% [ 5 ]

Du musst allerdings auch beachten, wie die Umfrage gestellt ist. Die Option, einen Krieg auf jeden Fall abzulehnen gibt es nicht und 5 Stimmen sind auch nicht gerade repeäsentativ.
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GermanHeretic
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Beitrag(#422390) Verfasst am: 24.02.2006, 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
JGC hat folgendes geschrieben:
eine Art Rückkopplung mit der Gemeinschaft

'Rückkopplung mit der Gemeinschaft'... Warum nennst du es denn nicht beim Namen: Kommunikation!

Hier geht's doch um evolutionäre Mechanismen. Mit anderen Worten, wenn man es nicht schafft, seine Gene weiterzugeben, stirbt die Linie aus. Dies erreicht man in einer Herde nur mit herdenkonformen Verhalten. Diese Rückkopplung geht schon über Kommunikation hinaus, wenn diese auch dafür die Basis bildet.
Wer ficken will, muß freundlich sein. (Vertriebsweisheit)

Religionen sorgen nun in einem besonderen Maße für herdenkonformes Verhalten, besonders jene, die Hirten haben. Daher können Religionen durchaus ein evolutionärer Vorteil für eine Herde sein.
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"Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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