Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#474786) Verfasst am: 14.05.2006, 17:20 Titel: Mythos "Befehlsnotstand" im Nazi-Deutschland? |
|
|
Die Täter beriefen sich immer wieder auf den Befehlsnotstand. Ihnen haben drastische Konsequenzen gedroht, deshalb seien sie schon aus Selbstschutz gezwungen gewesen Befehle selbst dann auszuführen, wenn sie deren Unrechtmäßigkeit erkannt haben.
Frage an Historiker und historisch versierte:
Gibt es glaubwürdige Berichte die o.g. belegen? Wurde tatsächlich bei Erschießungskommandos oder in einem Konzentratiosnlager jemand physisch bedroht, weil er einen unrechtmäßgien Befehl verweigerte?
Die Schilderung der Angehörigen des Polizeibataillons 101 zb und andere legen doch nahe, dass es durchaus möglich war diese Befehle zu verweigern, oder sich doch zumindest der Ausführung zu entziehen, ohne das daraus direkte phyische Konsequenzen folgten, abgesehen vielleicjt von Konsequenzen für die Karriere der Betreffenden.
T.
|
|
Nach oben |
|
 |
narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
|
|
Nach oben |
|
 |
narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
|
(#474797) Verfasst am: 14.05.2006, 17:30 Titel: |
|
|
Zitat: | Wöchentlich einmal lieferte ein Kurier von T4 aus Berlin Zusatzlöhnung und Post zur Dienststelle Wirths und in die Lager. T4 lieferte aus Berlin Zusatzverpflegung und Genussmittel(z.B. große Mengen Schnaps, damit die Henker ihr blutiges "Handwerk" besser "ertrugen"). Ein Großteil dieser waren Alkoholiker, denn in den Lagern wurde vom Wachpersonal unmäßig getrunken.
Die Männer unterstanden personell Berlin, operationsmäßig Globocnik. Sie wurden zu Mitgliedern der SS ernannt und mit SS-Diensträngen ausgestattet. Sie mussten im Büro von Hermann Höfle eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben. Sie mussten auch nach dem Ausscheiden aus der "Aktion Reinhardt" schweigen, durften in den Lagern nicht fotografieren und sich nicht bestechen lassen. Erhaltene Zeugnisse zeigen, dass diese Verpflichtungen nicht sehr ernst genommen wurden. In der Erklärung findet sich kein Hinweis, was im Falle von Zuwiderhandlungen an Strafen zu erwarten gewesen wäre.
Die Teilnahme an der Aktion war freiwillig. Franz Stangl, Kommandant von Sobibor und Treblinka, erklärte, er habe sich entscheiden können, ob er nach Lublin gehen wolle. Da er nach seinen Angaben keine Ahnung hatte, was ihn erwarten würde, habe er zugestimmt. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Reinhard
Ein Beispiel für die Möglichkeiten, die die Justiz unter Hitler hatte:
Der Fall Filbinger ausgezeichnet anaylisiert vom Militärhistoriker Prof. Wette
http://www.vauban.de/pub/wette.pdf
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#475401) Verfasst am: 15.05.2006, 13:21 Titel: |
|
|
@Narziss
Danke für die Tips. Insbesondere das Interview mit Benz war mir unbekannt.
T.
|
|
Nach oben |
|
 |
Udo registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.03.2006 Beiträge: 44
Wohnort: 19376 Malow
|
(#476142) Verfasst am: 16.05.2006, 10:26 Titel: |
|
|
Hallo Leute !
Ein Onkel meiner Mutter gehörte zur Totenkopf SS die für die Mordmaschiene der Nazis arbeiteten.
Dieser Mann ertrug das, laut Aussage meiner Mutter nicht. Er ließ sich an die Front versetzen und starb dort den ,,Heldentot" . Aber die richtigen Bestien fanden nach dem Krieg weltweit Unterschlupf. Der Vatikan und die Amis half den Verbrechern. Viele der Schreibtischtäter machten in der Bundesrepublik wieder Karriere.
Roland Freisler, ehemals Scheff des ,,Volksgerichtshofes , hatte eigenhändig 3000 Todesurteile unterzeichnet, er kam im März 45 bei einem Bombenangriff um. Seine Frau erhielt die
,,Beamtenrente" bis zu ihrem Tode 1997. Die OPFER ernähren die Mörder und ihre Brut bis zum Ende.
Dieser Staat, war und ist das Versorgungsinstitut der Nazibestien. Dafür gibt es tausende Beweise !
Gruß Udo.
_________________ Ich bin klein,mein Herz ist rein!
|
|
Nach oben |
|
 |
DerTorsten dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 28.10.2005 Beiträge: 2166
|
(#476154) Verfasst am: 16.05.2006, 11:00 Titel: |
|
|
Die Fälle unmittelbarer drastischer Folgen wegen Verweigerung der Teilnahme an Verbrechen waren wohl eher seltene Ausnahmen. Allerdings existierten Möglichkeiten, die Verweigerer entweder für Anderes zu bestrafen, zu schikanieren, an verlustreiche Frontabschnitte zu versetzen oder auf Himmelfahrtskommandos zu schicken, so daß sie dennoch abschreckendes Beispiel für Nachahmer waren.
Zudem ist kein großer Unterschied, ob man in einem verbrecherischen Aggressionskrieg Munition herstellt, sie transportiert oder den Abzug drückt. Ebenso ist die Unterscheidung unsinnig, ob es sich bei den Opfern um Zivilisten oder Soldaten handelte, da Letztere ja durch die Aggressoren in die Uniform und in die gegnerische Stellung gezwungen wurden.
Die psychische Stabilität der Deutschen erforderte, die Schuld auf Wenige abzuwälzen oder über besonderen Verbrechen (Vernichtungslager, sadistische Morde an Zivilisten) das allgemeine Verbrechen und die persönliche Mittäterschaft zu verdrängen und sich z.B. auf Obrigkeit und Befehlsnotstand zu berufen.
So wie heute, da wir alle die verbrecherischen Aggressionskriege gegen Ex-Jugoslawien und Afghanistan und damit die dort begangenen Verbrechen dulden, mit unseren Steuern finanzieren oder direkt oder indirekt an der Produktion der Ausrüstung der Aggressoren beteiligt sind. So wie das ruhige Gewissen, welches Ihr jetzt gerade habt, müßt Ihr Euch das sichere Gefühl dessen vorstellen, der gerade das Zyklon B in den Schacht der Gaskammer wirft. Was ist mit Eurem Befehlsnotstand?
|
|
Nach oben |
|
 |
Der_Gutmensch registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 403
|
(#476505) Verfasst am: 16.05.2006, 16:07 Titel: |
|
|
das muss ich torsten recht geben.
es ist in der tat ein interessantes phänomen wie man in deutschland versucht das geschehene irgendwie umzuformulieren und auf andere abzuwälzen.
so wird man in den medien, wenns um verbrechen der deutschen während des 2ten weltkriegs geht immer nur das wort "die nazis" hören.
wenn es jedoch um schindler oder andere wenige persönlichkeiten dieser art geht, wird immer vom "deutschen" geredet.
man versucht sich da absichtlich abzukapseln indem der deutsche eben der deutsche ist und der nazi schön langsam zu was anderen zu mutieren scheint. etwas was eben komischweise da war.
der von mir sonst nicht sonderlich geschätzte michelle friedmann hat dies einmal sehr sehr gut zur sprache gebracht, worauf natürlich gleich ein furchtbarer aufschrei durchs publikum ging.
man findets auch hier, wenn man sich die beiträge durchliest.
die verbrechermaschinerie der "nazis" usw.
wieso nicht verbrechermaschinerie der "deutschen"??
|
|
Nach oben |
|
 |
Ermanameraz auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.05.2006 Beiträge: 3932
|
(#476534) Verfasst am: 16.05.2006, 16:31 Titel: |
|
|
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | So wie das ruhige Gewissen, welches Ihr jetzt gerade habt, müßt Ihr Euch das sichere Gefühl dessen vorstellen, der gerade das Zyklon B in den Schacht der Gaskammer wirft. Was ist mit Eurem Befehlsnotstand? |
oh junge. was haben sie dir blos angetan?
|
|
Nach oben |
|
 |
Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
|
(#476543) Verfasst am: 16.05.2006, 16:38 Titel: |
|
|
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | Die Fälle unmittelbarer drastischer Folgen wegen Verweigerung der Teilnahme an Verbrechen waren wohl eher seltene Ausnahmen. Allerdings existierten Möglichkeiten, die Verweigerer entweder für Anderes zu bestrafen, zu schikanieren, an verlustreiche Frontabschnitte zu versetzen oder auf Himmelfahrtskommandos zu schicken, so daß sie dennoch abschreckendes Beispiel für Nachahmer waren. |
Wahrscheinlich richtig.
Zitat: | Zudem ist kein großer Unterschied, ob man in einem verbrecherischen Aggressionskrieg Munition herstellt, sie transportiert oder den Abzug drückt. |
Psychologisch ist das durchaus ein Unterschied.
Zitat: | Ebenso ist die Unterscheidung unsinnig, ob es sich bei den Opfern um Zivilisten oder Soldaten handelte, da Letztere ja durch die Aggressoren in die Uniform und in die gegnerische Stellung gezwungen wurden. |
Soldaten werden in jedem krieg getötet. Die Verletzung von Zivilisten ist ein Verbrechen.
Zitat: |
Die psychische Stabilität der Deutschen erforderte, die Schuld auf Wenige abzuwälzen oder über besonderen Verbrechen (Vernichtungslager, sadistische Morde an Zivilisten) das allgemeine Verbrechen und die persönliche Mittäterschaft zu verdrängen und sich z.B. auf Obrigkeit und Befehlsnotstand zu berufen. |
Richtig.
Zitat: | So wie heute, da wir alle die verbrecherischen Aggressionskriege gegen Ex-Jugoslawien und Afghanistan und damit die dort begangenen Verbrechen dulden, mit unseren Steuern finanzieren oder direkt oder indirekt an der Produktion der Ausrüstung der Aggressoren beteiligt sind. So wie das ruhige Gewissen, welches Ihr jetzt gerade habt, müßt Ihr Euch das sichere Gefühl dessen vorstellen, der gerade das Zyklon B in den Schacht der Gaskammer wirft. Was ist mit Eurem Befehlsnotstand? |
Unsinn.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#477387) Verfasst am: 17.05.2006, 15:42 Titel: |
|
|
DerTorsten hat folgendes geschrieben: | So wie heute, da wir alle die verbrecherischen Aggressionskriege gegen Ex-Jugoslawien und Afghanistan und damit die dort begangenen Verbrechen dulden, mit unseren Steuern finanzieren oder direkt oder indirekt an der Produktion der Ausrüstung der Aggressoren beteiligt sind. So wie das ruhige Gewissen, welches Ihr jetzt gerade habt, müßt Ihr Euch das sichere Gefühl dessen vorstellen, der gerade das Zyklon B in den Schacht der Gaskammer wirft. Was ist mit Eurem Befehlsnotstand? |
Sehr kunstvoll, Torsten.
Wir (bzw manche von denen dir du mit "Ihr" bezeichnest) fühlen uns (sich) im Gegenteil zu Dir schlecht, wenn wir meinen es gebe eine Anlass dazu. Und du glaubst nur der Besitz des "richtigen Parteibüchleins, gäbe dir das Recht "uns" pauschaul zu verurteilen während du dich selbst freisprichst.
T.
|
|
Nach oben |
|
 |
Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
|
(#477942) Verfasst am: 18.05.2006, 02:36 Titel: |
|
|
Erminamerjaz hat folgendes geschrieben: | DerTorsten hat folgendes geschrieben: | So wie das ruhige Gewissen, welches Ihr jetzt gerade habt, müßt Ihr Euch das sichere Gefühl dessen vorstellen, der gerade das Zyklon B in den Schacht der Gaskammer wirft. Was ist mit Eurem Befehlsnotstand? |
oh junge. was haben sie dir blos angetan? |
Faktisch gab es den eben nicht, kein SS-Mitglied war dazu gezwungen worden, dabei mitzumachen, und auch nachträgliche Entschlüsse dagegen wurden mW akzeptiert. [*]
Während interessanterweise die USA noch bis 1944 den "Befehlsnotstand" als entlastenden Grund in ihrem Militärstrafgesetz kannten und ihn dann nur deswegen abschafften, damit die als Kriegsverbrecher Angeklagten sich nicht damit verteidigen konnten. [Wurde die Bestimmung nicht sogar kurze Zeit später sogar wieder in Kraft gesetzt?]
______
[*] Interessant in dem Kontext ist auch, daß selbst Heinrich Himmler - der in seiner Eigenschaft als "Reichsführer SS" anscheinend ja dann den "Prototypen" des "Ariers" darstellte - in seiner "Posener Rede" davon sprach, daß die Mordaktionen der SS zutiefst widerwärtig seien. Man hatte diese ganzen Vernichtungsanlagen erst errichtet, um den Mördern das Morden leichter zu machen, nicht einmal in dem Sinne der Anzahl, die sie pro Zeiteinheit töten konnten - bei einigen "Aktionen" der Art sind ja auch innerhalb eines Tages Zigtausende umgebracht worden -, sondern von der emotionalen Belastung her. Schließlich waren diejenigen, die das Gift in die Gaskammer warfen, von ihren Opfern dabei durch eine Mauer getrennt, das Herausschaffen und Beseitigen der Leichen hatten KZ-Häftlinge zu besorgen. Dem Menschen ist das Töten eines Menschen leichter erträglich zu machen, indem man entweder das Opfer entmenscht - das ist allerdings ein langwieriger Prozeß, - der den rein physikalischen Abstand zwischen Täter und Opfer vergrößert und dadurch den Tod abstrakter macht. Dadurch werden die Taten der Schreibtischtäter in diesem Umfang erst möglich.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
|
|
Nach oben |
|
 |
|