Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
|
(#483874) Verfasst am: 27.05.2006, 23:58 Titel: umgang mit sterbenden |
|
|
aus - leider - aktuellem anlass, stelle ich mir die frage, wie geht man mit sterbenden um? darf man seine trauer zeigen oder gar weinen? soll man man versuchen, seine emotionen zu unterdrücken? ich habe überhaupt keine erfahrungen damit und stehe da, ohne wirklich zu wissen, was ich tun oder sagen soll.
aktuell habe ich gestern erlebt, dass ich meinem vater 5 minuten schweigend die hand gehalten habe und ihm dann gesagt habe, dass ich nicht wüsste, WAS ich sagen soll, aber nicht einfach irgend etwas daher reden wollte. ich komme mir total sprachlos vor.
_________________ I'm tapping in the dusternis
|
|
Nach oben |
|
 |
Sinuhe Evolutionärer Humanist
Anmeldungsdatum: 26.05.2006 Beiträge: 848
|
(#483877) Verfasst am: 28.05.2006, 00:03 Titel: |
|
|
Ich kann zwar nicht aus Erfahrungen sprechen, aber ich würde sagen dass man über das Vergangene sprechen sollte, über alle Freuden des Lebens und den Spaß den man hatte. Ich glaube, dass man ihm "stark" entgegen kommen sollte, man kann sich aber denke ich auch erweichen lassen wenn er ebenfalls erweicht, hm...bin da unstimmig. Zeig ihm wofür er gelebt hat, und das es nicht umsonst war.
|
|
Nach oben |
|
 |
Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
|
(#483880) Verfasst am: 28.05.2006, 00:06 Titel: |
|
|
nun ja, das mit dem sprechen ist ein kleines problem, der hirntumor hat ihm das sprachzentrum zerstört. es ging mir auch eher darum, ob man seine trauer zeigen soll/kann/darf.
_________________ I'm tapping in the dusternis
|
|
Nach oben |
|
 |
Sinuhe Evolutionärer Humanist
Anmeldungsdatum: 26.05.2006 Beiträge: 848
|
(#483881) Verfasst am: 28.05.2006, 00:11 Titel: |
|
|
...Ich sags mal so, "ich" würde heulen, aber nicht zusammenbrechen. Eine Umarmung, ein Händedruck machen auch viel aus. Erinnerungen herbeirufen - mittels Fotos etc. und wenn er dich hören kann, kannst du ihm wie gesagt viel erzählen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
|
(#483884) Verfasst am: 28.05.2006, 00:17 Titel: |
|
|
es geht dabei gar nicht darum, irgendwelche erinnerungen hochzuholen. es ging mir tatsächlich um die frage, ob man es dem sterbenden mit seiner gezeigten trauer noch schwerer macht, loszulassen. und loslassen müssen sterbende, vom leben, von den angehörigen und freunden. was macht es ihnen einfacher? dass sie sehen, dass die zurückbleibenden sehr leiden? ich weiss es halt nicht.
_________________ I'm tapping in the dusternis
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#483886) Verfasst am: 28.05.2006, 00:22 Titel: |
|
|
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | nun ja, das mit dem sprechen ist ein kleines problem, der hirntumor hat ihm das sprachzentrum zerstört. es ging mir auch eher darum, ob man seine trauer zeigen soll/kann/darf. |
hallo Fritzi,
mhhh..ich weiss nicht ob das ein Thema das man öffentlich diskutieren soll/kann/muß, jedenfalls nicht wenn es so akut ist. Nur so als Hinweis, das musste du natürlich selbst wissen.
Auch ob du deine Trauer zeigen kannst/sollst/darfst musst und kannst nur Du entscheiden.
Kann sein, dass er es als Trost empfindet, wenn du sichtbar trauerst. Wird das "Zeigen von Schwäche" tatsächlich als Schwäche interpretiert oder offenbart sich hier die wirkliche Stärke, dadurch auch "Schwächen" zugeben zu können.
Nimm Abschied von ihm so gut es geht und solange es noch geht. Sag ihm, was du ihm schon immer sagen wolltest, falls es irgendwelche Dinge gibt, die noch offen sind zwischen Euch - wichtige Dinge - versuche sie zu klären, das könnte auch wichtig für ihn sein.
Oder:
Halt einfach seine Hand, sei bei ihm, so oft und so lange es eben geht. Und ja: Weine, wenn Dir danach ist.
T.
|
|
Nach oben |
|
 |
Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
|
(#483893) Verfasst am: 28.05.2006, 00:32 Titel: |
|
|
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | mhhh..ich weiss nicht ob das ein Thema das man öffentlich diskutieren soll/kann/muß, jedenfalls nicht wenn es so akut ist. Nur so als Hinweis, das musste du natürlich selbst wissen. | das habe ich mich auch vorher gefragt, als ich diesen thread eröffnet habe.
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Auch ob du deine Trauer zeigen kannst/sollst/darfst musst und kannst nur Du entscheiden. Kann sein, dass er es als Trost empfindet, wenn du sichtbar trauerst. Wird das "Zeigen von Schwäche" tatsächlich als Schwäche interpretiert oder offenbart sich hier die wirkliche Stärke, dadurch auch "Schwächen" zugeben zu können. | ich kann seine reaktionen überhaupt nicht abschätzen. ich habe nur das gefühl, dass er nicht sterben will und mit jeder faser seines lebens am überleben hängt. aber, es ging mir mir eher darum, zu fragen, ob man diese trauer zeigen soll. denn diese bricht sich immer den weg. im moment schaue ich sofort aus dem fenster, wenn die tränen hochsteigen.
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Oder:
Halt einfach seine Hand, sei bei ihm, so oft und so lange es eben geht. Und ja: Weine, wenn Dir danach ist. | das ist leider nicht so oft möglich. und gerade darum, ob das weinen nicht besser im eigenen kämmerlein passieren sollte, darum dreht sich meine frage.
_________________ I'm tapping in the dusternis
|
|
Nach oben |
|
 |
Sinuhe Evolutionärer Humanist
Anmeldungsdatum: 26.05.2006 Beiträge: 848
|
(#483895) Verfasst am: 28.05.2006, 00:36 Titel: |
|
|
Viele haben bekanntlich Angst vor dem Tod. So sollte man ihnen entweder Mut machen, oder sie Abzulenken, so dass sie eben nicht an die Zukunft denken müssen. Sie Alleine zu lassen ist das Schlimmste. Ich glaube auch nicht, dass es gut ist nur neben ihnen zu sitzen, wenn dann aber mit viel Zuneigung. Das wichtigste ist doch, an was er die letzten Stunden seines Lebens denkt. Natürlich an etwas, was Glück herbeiruft. Glückseeligkeit. Es ist meiner Meinung nach nicht so wichtig, ob man beim erzählen heult oder nicht, nur Gefühle sollte man zeigen. Lachen. Weinen.
Edit: Und wenn man selbst an die glücklichen Tage denkt, vergeht die Trauer oft von selbst - zumindest für Momente
|
|
Nach oben |
|
 |
Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
|
(#483897) Verfasst am: 28.05.2006, 00:38 Titel: |
|
|
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | mhhh..ich weiss nicht ob das ein Thema das man öffentlich diskutieren soll/kann/muß, jedenfalls nicht wenn es so akut ist. Nur so als Hinweis, das musste du natürlich selbst wissen. |
ein nachtrag dazu:
ich denke, eine solche frage nur so im theoretischen raum, hätte ich nie gestellt. der umgang mit sterbenden ist ja nicht wirklich thema, ausser für die leute, die es erleben. das mag man bedauern, kritisieren, oder ähnliches, es ist halt so. diese fragen werden nur gestellt, wenn es wirklich einen betrifft. von daher ist so etwas natürlich immer sehr persönlich.
_________________ I'm tapping in the dusternis
|
|
Nach oben |
|
 |
Sinuhe Evolutionärer Humanist
Anmeldungsdatum: 26.05.2006 Beiträge: 848
|
(#483898) Verfasst am: 28.05.2006, 00:42 Titel: |
|
|
man kann sowas natürlich allgemein aufgreifen! ein sterbender ist doch geradezu etwas heiliges, mit dem man sensibel umgehen muss!
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#483903) Verfasst am: 28.05.2006, 00:47 Titel: |
|
|
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Auch ob du deine Trauer zeigen kannst/sollst/darfst musst und kannst nur Du entscheiden. Kann sein, dass er es als Trost empfindet, wenn du sichtbar trauerst. Wird das "Zeigen von Schwäche" tatsächlich als Schwäche interpretiert oder offenbart sich hier die wirkliche Stärke, dadurch auch "Schwächen" zugeben zu können. | ich kann seine reaktionen überhaupt nicht abschätzen. ich habe nur das gefühl, dass er nicht sterben will und mit jeder faser seines lebens am überleben hängt. aber, es ging mir mir eher darum, zu fragen, ob man diese trauer zeigen soll. denn diese bricht sich immer den weg. im moment schaue ich sofort aus dem fenster, wenn die tränen hochsteigen. |
Aber Du kennst ihn ja schon dein ganzes Leben lang und kannt ihn besser einschätzen, als irgendjemand sonst hier im Forum.
Ganz platt gesagt, wenn er ein Vertreter der Sorte "zum Lachen geht man in den Keller, zum weinen auf den Dachboden" ist, dann würde ich deine Sorge verstehen. Wenn du also wirklich der Meinung bist, es würde ihn wirklich ernsthaft stören - ihn gar bekümmern würde, dann vielleicht besser unterdrücken. Ansonsten eher nein.
Zudem was sollte ihn daran stören, zu sehen, dass man trauert?
T.
|
|
Nach oben |
|
 |
Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
|
(#483909) Verfasst am: 28.05.2006, 00:55 Titel: |
|
|
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Aber Du kennst ihn ja schon dein ganzes Leben lang und kannt ihn besser einschätzen, als irgendjemand sonst hier im Forum. |
nuja, nicht wirklich, meine eltern haben sich getrennt, als ich noch sehr klein war.
aber, darum geht es mir nicht wirklich. es stellt sich mir die frage, ob man einem sterbenden durch die eigene trauer das sterben, das loslassen vom leben, schwerer macht.
_________________ I'm tapping in the dusternis
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#483915) Verfasst am: 28.05.2006, 01:07 Titel: |
|
|
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Aber Du kennst ihn ja schon dein ganzes Leben lang und kannt ihn besser einschätzen, als irgendjemand sonst hier im Forum. |
nuja, nicht wirklich, meine eltern haben sich getrennt, als ich noch sehr klein war.
aber, darum geht es mir nicht wirklich. es stellt sich mir die frage, ob man einem sterbenden durch die eigene trauer das sterben, das loslassen vom leben, schwerer macht. |
Glaubensfrage... glaub ich erhlich nicht.. außer in dem Falle dass er so ein Stocksteifer Vertreter preußischer Tugenden oder so ist.
Sprachlosigkeit ist mE in solchen Momenten ganz normal und ich denke auch nicht nur schlecht. Wenn ich dich richtig verstanden habe ist "nur" sein Sprachzentrum beeinträchtigt?
Bei meiner Ma war es so, dass sie zum Zeitpunkt meines Eintreffens im Krankenhaus ohne Bewußtsein war, sie erlangte es auch nicht mehr. Ich saß also auch die meiste Zeit schweigend neben ihr und hielt nur ihre Hand. Ob sie von dem, was ich erzählte überhaupt noch etwas mitbekommen hat, kann ich nicht sagen, trotzdem habe ich ziemlich viel "erzählt" glaube ich.
T.
Zuletzt bearbeitet von Sehwolf am 28.05.2006, 02:13, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#483930) Verfasst am: 28.05.2006, 01:43 Titel: |
|
|
Mein Vater ist gestern 75 geworden. In den nächsten 10 Jahren werde ich wohl erleben, was es heißt, in deiner Lage zu sein. Ich bin jetzt 32 und habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich damit umgehen werde. Angesichts dessen komme ich mir vor, wie ein kleines Kind.
Mit meiner Schwester spreche ich manchmal davon, dass wir bald so etwas erleben werden. Dass ein Elternteil stirbt. Wir haben beide eine Scheißangst davor. Wenigstens ist meine Schwester da, wenn es dann soweit ist.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#483938) Verfasst am: 28.05.2006, 02:12 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Mein Vater ist gestern 75 geworden. In den nächsten 10 Jahren werde ich wohl erleben, was es heißt, in deiner Lage zu sein. Ich bin jetzt 32 und habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich damit umgehen werde. Angesichts dessen komme ich mir vor, wie ein kleines Kind.
Mit meiner Schwester spreche ich manchmal davon, dass wir bald so etwas erleben werden. Dass ein Elternteil stirbt. Wir haben beide eine Scheißangst davor. |
Nachträglich herzlichen Glückwunsch an Ihn
Falls noch nicht geschehen, sprich auch mit Ihm darüber.
Könnte wichtig sein, nicht nur für den Fall, dass es tatsächlich etwas zu entscheiden gibt, sondern für den viel wahrscheinlicheren, dass Du dir solche Gedanken machen musst oder dir von Ärzten nahegelegt wird, dass du es tun solltest.
T.
|
|
Nach oben |
|
 |
Ginger registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.01.2006 Beiträge: 21
Wohnort: Pannonien
|
(#483953) Verfasst am: 28.05.2006, 09:20 Titel: |
|
|
Lieber Misterfritz,
Sterbende, die einem sehr nahe sind, weil u.a. eine Blutsverwandtschaft vorliegt, zu begleiten bzw. zu beobachten, wie sie sich vom Leben verabschieden, ist zu anfangs keine leichte Angelegenheit, da hast Du schon recht.
Doch Du bist auf dem richtigen Weg. Sei so, wie Du bist. Tränen zu unterdrücken, fände ich schade. Jede Gefühlsregung, jedes Gefühl, dass in Dir hochkommt, hat mit Deinem Vater zu tun. Du liebst. Du lebst. Du trauerst. Unabhängig davon, ob Dein Vater sterben will oder nicht. Niemand geht gerne freiwillig.
Probiere es einfach aus. Das klingt jetzt ziemlich oberflächlich, ist es aber nicht. Würde sich Dein Vater an Deinen Tränen stoßen, ließe er Dich das auf seine Art und Weise wissen. Weißt Du, wenn es einmal zu spät ist, ist es zu spät. Du kannst nichts rückgängig machen. Was ist an Tränen verkehrt? Wir leben in einer derart emotionskargen Umwelt, Gefühle einander zu zeigen, seien es Trauer, Wut, Schmerz, Freude, Anhänglichkeit, Zärtlichkeit sind oftmals keine Selbstverständlichkeit.
Trau' Dich. Sei einfach Du. Zeige ihm, dass Du ihn liebst. Da gehören Tränen nun mal dazu. Blut ist dicker als Wasser, hat auch Goethe schon gesagt. Da ist in solchen bedeutungsvollen Stunden etwas dran.
Als mein Vater starb (ich wusste es, er wollte es nicht wahrhaben), habe ich meine ganze Gefühlspalette ihm gegenüber am Bett gezeigt. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich diese Zeit mit ihm hatte, den Zeit unseres Lebens haben wir uns nur angeschwiegen. Du kannst Dir vorstellen, wie tränenreich und gefühlsintensiv das Verabschieden war. Ich habe sogar auf Vieles von ihm eine Antwort bekommen und sogar von ihm das echte Gefühl bekommen, dass er mich liebt. Etwas, was er mir nie sagen konnte.
Es würde mich freuen, von Dir zu hören, wie Dein nächster Besuch bei Deinem Vater so war für Dich. Überlasse nichts dem Zufall. Du hast nur einen Vater. Wichtig ist, dass Du - soferne Du es zusammenkriegst -, auch aussprichst, dass Du ihn liebst. Du wirst Deinem Vater damit das größte Geschenk machen.
Ein Mensch, der geht (stirbt), denkt nicht mehr darüber nach, was er nicht alles im Leben Großartiges geleistet hat. Wieviel er einmal Kohle gemacht hat in den besten Jahren. Er fühlt, denkt und spürt, wen er lieben durfte und wer ihn liebt. Das ist alles. Gefühl. Sterben ist so natürlich wie geboren werden. Eine neue Tür tut sich auf und niemand weiß, was danach ist. Das ist unbeschreiblich beruhigend. Endlich mal ein Bereich, wo niemand mitquatschen kann. Bis dahin sei einfach da für Deinen Vater, verbringe Zeit mit ihm. Lies' ihm etwas vor, weine dazwischen, halte seine Hand und verschenke Dich an ihn.
Alles, alles Gute wünscht Dir
Ginger
_________________ "Es muss feste Bräuche geben." "Was heißt fester Brauch?", sagte der kleine Prinz. "Auch etwas in Vergessenheit geratenes", sagte der Fuchs. "Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den andern Stunden."
(Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry)
|
|
Nach oben |
|
 |
Eifellady Weiße Haifelbestie
Anmeldungsdatum: 19.11.2003 Beiträge: 14403
Wohnort: Wildnis der Eifel
|
(#483960) Verfasst am: 28.05.2006, 10:23 Titel: |
|
|
Liebe Misterfritz,
ich denke, es ist gut, wenn du auch deine Traurigkeit zeigst.
Dein Vater will nicht sterben - wie du schreibst - weiß jedoch, dass er keine Hoffnung mehr hat, noch lange zu leben. Warum solltest du ihm nicht zeigen, dass du traurig darüber bist?
Selbst wenn dein Vater dann auch weinen würde. Warum sollte er nicht seinen Gefühlen Ausdruck verleihen? Er ist sehr traurig, dass er jetzt schon sterben muß und kann sich sprachlich nicht mehr äußern. Wenn du jetzt die Tapfere zeigst, in dem du nicht weinst, nimmst du ihm ihm Grunde die Möglichkeit, auch seine Gefühle äußern zu können. Damit tust du dir und deinem Vater wahrscheinlich keinen Gefallen.
_________________ Mein Account bei Facebook
Säkulare Sozialdemokrat_innen
Facebookgruppe der Säkularen Sozialdemokrat_innen
|
|
Nach oben |
|
 |
Don.Krawallo Leisetreter...
Anmeldungsdatum: 02.04.2006 Beiträge: 76
Wohnort: Im schönsten Eck des Landes
|
(#484013) Verfasst am: 28.05.2006, 12:43 Titel: Gefühle zeigen |
|
|
Hallo Fritzi,
jetzt habe ich den Thread gefunden und durchgelesen.
Ich unterstütze die Beiträge von Ginger und Eifellady, sie haben recht, wenn sie Dir raten, Deine Gefühle offen zu zeigen. Für Deinen Vater bedeutet Dein Weinen, daß Du ihn liebst, einem Menschen, der nicht um mich weint, bin ich vieleicht gleichgültig...
Vor 32 Jahren Jahren, als ich meinen schweren Unfall hatte (dem ich meine heutige Querschnittslähmung verdanke) lag ich zunächst in der Intensivstation unseres Kreiskrankenhauses. Ich wußte, daß ich eine schwere Wirbelsäulenverletzung hatte und daß ich mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden muß in eine Spezialklinik. Das war für mich wie: "Die können nichts mehr für mich tun, ich werde zum Sterben weggebracht"!
Mit den Schmerzen und der Bewegungsunfähigkeit habe ich damals mit meinem Leben abgeschlossen. Dann kamen viele meiner Verwandten, um sich von mir zu verabschieden. Alle weinten sie oder konnten die Tränen nicht unterdrücken, ich sah, wie sie sich bemühten und mir Hoffnung zureden wollten, obwohl sie selbst nicht daran glaubten.
Aber mir tat das gut, als ich diese Liebe spürte, die früher nie so gezeigt wurde. Das gab mir Kraft. Mein damaliges Überleben führe ich heute auf diese Kraft zurück, die ich damals empfangen konnte. Damals habe ich auch mit den Verwandten geheult, denn ich wollte auch nicht von den Leuten gehen müssen, die mir so deutlich ihre Liebe zeigten. Aber es tat mir gut, zu erfahren, daß sie mich wirklich liebten, obwohl noch wenige Stunden vorher im Zusammenleben von übermäßiger Liebe keine Spur war.
Als ich in den Hubschrauber verladen wurde, war es mir sehr leicht und in mir fast gleichgültig, daß ich jetzt gehen muß. Den Beginn einer wohltuenden Ohnmacht habe ich noch registriert und wachte erst wieder einige Tage später in Heidelberg in der dortigen Klinik auf. Und die Tatsache, daß ich wieder aufgewacht bin und die Erinnerung an die durch Tränen bewiesene Liebe meiner Verwandten zu mir muß wohl mein weiteres Überleben ermöglicht haben und muß mir wohl die Kraft zu Leben gegeben haben.
Mir hat damals das Weinen meiner Leute und die damit gezeigte Liebe die Kraft gegeben, mich innerlich zu verabschieden.
Heute weis ich, daß es für meine Verwandten aus deren damaliger Sicht auch ein Abschied für immer war, keiner konnte nach dem damaligen Stand der Kenntnisse wissen, daß ich überleben werde.
Gehe zu Deinem Vater und sei so, wie es Deine Gefühle sind, weine mit ihm um ihn und gib ihm die Gewissheit, daß er trotz aller früherer Zerwürfnisse geliebt wird und geliebt wurde.
Alles Gute für Euch
wünscht der Don.
_________________ Auch leise Worte können in Ihrer Vielfalt und Menge so Manchem im Ohr wie Krawall dröhnen!
|
|
Nach oben |
|
 |
micha67 Geisterjäger
Anmeldungsdatum: 05.03.2006 Beiträge: 99
Wohnort: Im Kohlenpott
|
(#484073) Verfasst am: 28.05.2006, 14:32 Titel: |
|
|
Hallo Fritzie,
zeige Deine Trauer und wenn Du weinen musst, dann weine. Seine Trauer zu unterdrücken bringt nicht wirklich etwas. Irgendwann kommt sie doch an die Oberfläche und dann ist es meistens viel schlimmer, als wenn man seine Trauer und die Angst vor dem drohenden Verlust von Anfang an gezeigt hätte. Ich spreche da ein wenig aus Erfahrung.
Gruß
Michael
|
|
Nach oben |
|
 |
|