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Die Zahlen-aus dem Himmel oder aus dem Gehirn?
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
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Beitrag(#1769862) Verfasst am: 27.07.2012, 20:39    Titel: Die Zahlen-aus dem Himmel oder aus dem Gehirn? Antworten mit Zitat

Mit den Lottozahlen ist schon ein Sprung in die Welt der Zahlen gemacht und wenn ich mich in dieser Welt orientieren will, dann stosse ich in den Grundlagen auf ein Problem.
Mathematiker haben diese Sprachform zu einer komplizierten Wissenschaft entwickelt, mit der die wunderbaren Leistungen der Technik, Wirtschaft usw. ermöglicht wurden.
Umso erstaunlicher ist deswegen die Tatsache, dass die Grundlagen dieser jahrtausende alten Wissenschaft bis zum heutigen Tag nicht geklärt sind und ein quasi religiöser Streit darum seit ca. 150 Jahren geführt wird, ohne dass die kontroversen Meinungen zu einer Einigung führen.
Grob gesagt sind es zwei entgegengesetzte Standpunkte, die nicht unter einen Hut zu bringen sind. Ein grosser Teil der Fachleute sieht die Zahlen und mathematischen Symbole als Eigenschaften der Natur. Die Natur ist das Zählbare, und daraus schöpfen die Wissenschaftler die Gewissheiten der mathematischen Naturgesetze aus einem Himmel voller Ideen, den schon Plato vor 2500 Jahren postulierte.
Prominente Wissenschaftler waren und sind fest in dieser platonischen Überzeugung, z. B. Leibnitz, I.Newton, G. Cantor, Hilbert, Gödel, R. Penrose, usw.. Sie sind wahrscheinlich in der Mehrzahl gegenüber einer Gruppe von Mathematikern wie Gauss, Brouwer, Poincare, die eine entgegengesetzte Meinung vertreten.
Diese Kontrahenten werden Konstruktivisten oder Intuitionisten genannt, weil sie ihren mathematischen Wortschatz als eine konstruktive Leistung des Gehirns betrachten, darin hergestellt zum Zweck der genauen Beschreibung von Ordnungszuständen, die der Mensch in der Natur entdeckt und mit seiner mathematischen Sprache als Naturgesetze komprimiert zum Ausdruck bringt.

Vom Himmel oder vom Hirn?, so lautet die Frage nach dem Ursprung der Symbole, über die sich die größten Logiker und mathematischen Theoretiker nicht einigen können. Es ist eine anspruchsvolle Frage, ein ungelöstes Rätsel, durchaus diskussionswürdig.
_________________
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step
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Beitrag(#1769880) Verfasst am: 27.07.2012, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

Da das Hirn selbst auch aus der Natur kommt - ist diese Frage wirklich eine?
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
Beiträge: 160
Wohnort: bei Berlin

Beitrag(#1769911) Verfasst am: 27.07.2012, 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Da das Hirn selbst auch aus der Natur kommt - ist diese Frage wirklich eine?


Ob der Ursprung ausserhalb des Systems oder innerhalb liegt, ist eine berechtigte Frage, solange es noch "Platonisten" gibt.
Du hast natürlich Recht, das Gehirn ist auch ein Teil der äußeren Natur, also sollte man annehmen, das in ihm ähnliche Vorgänge ablaufen, wie ausserhalb, vielleicht in komprimierer Form.
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pera
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Beiträge: 4256

Beitrag(#1769918) Verfasst am: 27.07.2012, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

Konstruktivismus gegen Idealismus. Das sollen die Philosophen untereinander ausmachen, glaube aber nicht, dass sie in diesem Leben noch eine Lösung präsentieren werden.

Die Anhänger des mathematischen Konstruktivismus nehmen, ohne Not wie ich finde, eine Menge an Einschränkungen in Kauf, ohne etwas dadurch zu gewinnen.
Ich vertrete eher die idealistische Richtung, einmal weil viele große Mathematiker den Eindruck hatten, etwas zu entdecken, etwas zu finden und eben nicht sich etwas auszudenken, "zu konstruieren". Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben.

Das bedeutet für mich aber nicht, dass irgendwelche Ideen in einem platonischen Himmel herumschweben.
(Es sei denn die Philosophen einigen sich darauf)
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fwo
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Beitrag(#1769946) Verfasst am: 28.07.2012, 00:05    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
....Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben....

Yupp. Sehe ich genauso. Es sind abstrakte Konstruktionen, die sich als Denk- und Sprachspiele anbieten, und ein großer Teil des Spaßes, den sie bereiten, liegt in der Anwendung in der konkreten Welt, wie auch immer die aussehen mag.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1770027) Verfasst am: 28.07.2012, 10:24    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
pera hat folgendes geschrieben:
....Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben....
Yupp. Sehe ich genauso. Es sind abstrakte Konstruktionen, die sich als Denk- und Sprachspiele anbieten, und ein großer Teil des Spaßes, den sie bereiten, liegt in der Anwendung in der konkreten Welt, wie auch immer die aussehen mag.

Wir sind uns glaube ich einig, daß diese Abstraktionsleistung auf empirisch Vorgefundenem geschieht, oder?

Ich sehe allerdings nicht, wieso dies zwischen Konstruktivismus und Idealismus entscheiden könnte. Die Abstraktionsleistung selber besteht ja nun mal in einer Konstruktion, auch wenn sie auf empirisch Vorgefundenem basiert. Wenn also andere intelligente Spezies zu einer sehr ähnlichen Mathematik kommen, kann das damit erklärt werden, daß sehr ähnliche - und fundamental sogar dieselben - empirischen Umstände herrschen und dadurch auch sehr ähnliche Abstraktionsleistungen induziert werden.
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
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Wohnort: bei Berlin

Beitrag(#1770065) Verfasst am: 28.07.2012, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Konstruktivismus gegen Idealismus. Das sollen die Philosophen untereinander ausmachen, glaube aber nicht, dass sie in diesem Leben noch eine Lösung präsentieren werden.

Die Anhänger des mathematischen Konstruktivismus nehmen, ohne Not wie ich finde, eine Menge an Einschränkungen in Kauf, ohne etwas dadurch zu gewinnen.
Ich vertrete eher die idealistische Richtung, einmal weil viele große Mathematiker den Eindruck hatten, etwas zu entdecken, etwas zu finden und eben nicht sich etwas auszudenken, "zu konstruieren". Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben.

Das bedeutet für mich aber nicht, dass irgendwelche Ideen in einem platonischen Himmel herumschweben.
(Es sei denn die Philosophen einigen sich darauf)


Du überlässt die Klärung der Frage den Philosophen und stützt deinen idealistischen Glauben mit zweifelhaften Argumenten. Die Spekulation über 1 Million Jahre hinweg lässt sich nicht verifizieren, aber wenn man bedenkt, wie die Mathematik sich in ein paar Jahrtausenden in den verschiedensten Kulturen sehr unterschiedlich entwickelt hat, dann ist die Annahme einer „genau gleichen Mathematik“ höchst fragwürdig. (Die Mathematik der Griechen, der Maya, der Inder und Araber, oder die milliardenfach schnelleren Rechenleistungen der Computer?, das sind doch bodenlose Spekulationen).
Ausserdem könnten diese Mathematiker in 1 Millionen Jahren auch den Konstruktivismus bestätigen, die Abhängigkeit von den Eigenschaften des menschlichen Gehirns, denn nur wenn sie ein Gehirn genau wie wir haben, kommen sie mit diesem Gehirn auch zu einer gleichartigen Rechenkunst.
Wenn sie aber ein völlig anderes Gehirn haben, das z.B. mit der Rechengeschwindigkeit von Computern mithalten kann, dann wäre wohl eine wesentlich komplexere Rechenkunst zu erwarten, das heisst eine Abhängigkeit von der konstruierenden Hardware=Konstruktivismus.
Fragt man die grossen Mathematiker, wo sie eine Idee gefunden haben, dann wird man keinen externen Ort erfahren sondern wahrscheinlich „in meinen Gedanken, in meinem Sinn“ hören.
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pera
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Beiträge: 4256

Beitrag(#1770090) Verfasst am: 28.07.2012, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
pera hat folgendes geschrieben:
....Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben....
Yupp. Sehe ich genauso. Es sind abstrakte Konstruktionen, die sich als Denk- und Sprachspiele anbieten, und ein großer Teil des Spaßes, den sie bereiten, liegt in der Anwendung in der konkreten Welt, wie auch immer die aussehen mag.

Wir sind uns glaube ich einig, daß diese Abstraktionsleistung auf empirisch Vorgefundenem geschieht, oder?


Ja, das ist so.
step hat folgendes geschrieben:

Ich sehe allerdings nicht, wieso dies zwischen Konstruktivismus und Idealismus entscheiden könnte.

Da kann ich nichts dazu beitragen, da ich zuwenig von Philosophie verstehe.
Die Auswirkungen aber kann ich überblicken, sollte der Konstruktivismus die wahre Lehre sein. Z.B. würden alle Existenzbeweise die keine Konstruktion einer Lösung beinhalten wegfallen. Was ich für sehr unklug halte.
step hat folgendes geschrieben:

Die Abstraktionsleistung selber besteht ja nun mal in einer Konstruktion, auch wenn sie auf empirisch Vorgefundenem basiert. Wenn also andere intelligente Spezies zu einer sehr ähnlichen Mathematik kommen, kann das damit erklärt werden, daß sehr ähnliche - und fundamental sogar dieselben - empirischen Umstände herrschen und dadurch auch sehr ähnliche Abstraktionsleistungen induziert werden.

Das könnte zutreffen, möglicherweise kann ich keine andere Mathematik denken, weil ich keine so grundlegend andere Welt (Universum, Realität, whatever) denken kann.

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:

Du überlässt die Klärung der Frage den Philosophen und stützt deinen idealistischen Glauben mit zweifelhaften Argumenten. Die Spekulation über 1 Million Jahre hinweg lässt sich nicht verifizieren, aber wenn man bedenkt, wie die Mathematik sich in ein paar Jahrtausenden in den verschiedensten Kulturen sehr unterschiedlich entwickelt hat, dann ist die Annahme einer „genau gleichen Mathematik“ höchst fragwürdig. (Die Mathematik der Griechen, der Maya, der Inder und Araber, oder die milliardenfach schnelleren Rechenleistungen der Computer?, das sind doch bodenlose Spekulationen).


Zeig mir einen einzigen Satz der bei den Maya galt aber nicht bei den Griechen oder umgekehrt. Ein geometrisches Theorem welches für Indien aber nicht für Arabien funktioniert.
Nur weil etwas schneller geschieht, ist es nichts anderes. Wenn der Computer 5 Millionen Additionen in der Zeit in der ich eine durchführe zustande bringt, ändert sich nichts an der Addition.
Was du möglicherweise meinst, sind Verfahren. Es gibt ein paar sehr schöne Berechnungsverfahren, die m.W. auch heute in Indien angewendet werden. (Z.B. Multiplikation) Wenn du "unsere" und die indische Methode aber auseinandernimmst und nachschaust, was genau geschieht, wirst du feststellen: das Gleiche. (Evtl. in anderer Reihenfolge, was für das Ergebnis unerheblich ist.)

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:

Wenn sie aber ein völlig anderes Gehirn haben, das z.B. mit der Rechengeschwindigkeit von Computern mithalten kann, dann wäre wohl eine wesentlich komplexere Rechenkunst zu erwarten, das heisst eine Abhängigkeit von der konstruierenden Hardware=Konstruktivismus.
Fragt man die grossen Mathematiker, wo sie eine Idee gefunden haben, dann wird man keinen externen Ort erfahren sondern wahrscheinlich „in meinen Gedanken, in meinem Sinn“ hören.


Computer rechnen schneller, nicht komplexer, sie zählen Nullen und Einsen zusammen. Über ein völlig anderes Gehirn (?) kann man spekulieren. Vielleicht entwickelt sich ein völlig anderes Gehirn nur in einer völlig anderen Welt? (siehe oben).
Was meinst du mit "komplexerer Rechenkunst"? Es ist ja nicht so, dass die Mathematik fertig wäre, in dem Sinne, dass es nicht mehr zu entdecken gäbe. Ein "intelligenteres" Gehirn könnte auf Neues stossen, ja. Aber wenn es sich das was es bereits gibt ansieht, wird es nichts anders finden.

Jeden abstrakten Begriff wirst du in deinen Gedanken, in deinem Sinn und an keinen konkreten Ort finden.

(Und ja, ich lasse die Philosophen machen)
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smallie
resistent!?



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Beiträge: 3726

Beitrag(#1770115) Verfasst am: 28.07.2012, 17:17    Titel: Re: Die Zahlen-aus dem Himmel oder aus dem Gehirn? Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Mit den Lottozahlen ist schon ein Sprung in die Welt der Zahlen gemacht und wenn ich mich in dieser Welt orientieren will, dann stosse ich in den Grundlagen auf ein Problem.
Mathematiker haben diese Sprachform zu einer komplizierten Wissenschaft entwickelt, mit der die wunderbaren Leistungen der Technik, Wirtschaft usw. ermöglicht wurden.
Umso erstaunlicher ist deswegen die Tatsache, dass die Grundlagen dieser jahrtausende alten Wissenschaft bis zum heutigen Tag nicht geklärt sind und ein quasi religiöser Streit darum seit ca. 150 Jahren geführt wird, ohne dass die kontroversen Meinungen zu einer Einigung führen.

Religiöser Streit. Womöglich. Betrifft nur das Randgebiet der Metamathematik, analog zu Metaphysik

In den Kerngebieten der Mathematik gilt: entweder man kann etwas zeigen oder etwas widerlegen, oder man hat kollektiv jahrhundertelang übersehen, daß etwas gezeigt oder widerlegt werden kann. Ganz normale Irrungen und Wirrungen in der Wissenschaftsgeschichte.

In einer noch zu schreibenden Antwort auf step werde ich das "kollektiv jahrhundertelang übersehen" genauer schildern.



Ich finde Alternativen wie

- Zahlen sind real
- Zahlen sind abstrakte Objekte
- etc, ...

nur philosophisch interessant. Denn: mit einer Definition alleine kann man nichts tun - außer darüber zu philosophieren.

Interessant wird es erst dann, wenn man mit diesen Definitionen Sätze baut.

- Weil Zahlen real sind, gilt dies und das in der Welt oder in der Mathematik.
- Weil Zahlen abstrakt sind, gilt dies und das...


Schon wären wir bei Mathematik oder Informatik, und nicht mehr bei der Philosophie. Dazu unten ein Beispiel, das einzig konkrete, das mir gerade einfallen will.


Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Prominente Wissenschaftler waren und sind fest in dieser platonischen Überzeugung, z. B. Leibnitz, I.Newton, G. Cantor, Hilbert, Gödel, R. Penrose, usw.. Sie sind wahrscheinlich in der Mehrzahl gegenüber einer Gruppe von Mathematikern wie Gauss, Brouwer, Poincare, die eine entgegengesetzte Meinung vertreten.

Da hätte ich gerne ein paar Zitate gesehen. Um zu vermeiden, daß wir aneinander vorbei reden. Aus dem Stegreif könnte ich nicht sagen, wer von denen bei diesem Thema welche Haltung hatte. Da dürfte ich nicht der einzige sein.


Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Diese Kontrahenten werden Konstruktivisten oder Intuitionisten genannt, weil sie ihren mathematischen Wortschatz als eine konstruktive Leistung des Gehirns betrachten, darin hergestellt zum Zweck der genauen Beschreibung von Ordnungszuständen, die der Mensch in der Natur entdeckt und mit seiner mathematischen Sprache als Naturgesetze komprimiert zum Ausdruck bringt.

Das klingt aus irgendeinem Grund nicht ganz rund für mich. Vielleicht deswegen: Konstruktivisten gibt es sowohl in der Mathematik als auch in der Philosophie. Was du als Begriffserklärung schreibst klingt für mich eher wie der gleichnamige Zweig in Philosophie/Ontologie. Ob diese Gleichnamigkeit Zufall ist, oder ob mehr dahinter steckt, müßte geklärt werden. Möglichst schnell bitte, bevor ein Philosoph daherkommt, und uns die Leviten liest. zwinkern


Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Vom Himmel oder vom Hirn?, so lautet die Frage nach dem Ursprung der Symbole, über die sich die größten Logiker und mathematischen Theoretiker nicht einigen können. Es ist eine anspruchsvolle Frage, ein ungelöstes Rätsel, durchaus diskussionswürdig.

Das oben angekündigte Beispiel aus der Gegenwartsmathematik:


Chaitins Omega-Zahl

Gregory Chaitin hat 1975 die nach ihm benannte Konstante eingeführt. Seine Zahl ist wohldefiniert, aber nicht berechenbar.

pi und e gewinnen mit jedem Rechenschritt an Genauigkeit, Chaitins Konstante aber ändert sich mit jedem Rechenschritt. Sie ist nicht berechenbar.

Ich stell die ekligen Details in einen Kasten, dann kann man sie überspringen. Übrigens ist das nur, was ich meine, verstanden zu haben:

Zitat:
Grundlage für die Omega-Zahl ist Turings Halteproblem der Informatik: wird ein bestimmtes Programm zu einem Ende kommen oder wird es ewig weiterlaufen, ohne die Haltebedingung zu erreichen? Alan Turing hat bewiesen, daß das Halteproblem nicht allgemein lösbar ist.

Gregory Chaitin ist nun hergegangen und hat aus dem Halteproblem eine Zahl gemacht: man füttere einen Computer mit einem beliebigen Programm = einer zufälligen Folge von Nullen und Einsen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß dieses Programm anhält? Omega kann nicht berechnet werden - weil das Halteproblem nicht lösbar ist.

Es gibt also mindestens eine reelle Zahl, die nicht berechnet werden kann.


Langer Rede kurzer Sinn: für Chaitin wäre ein konstruierbare Zahl real, die Omega-Zahl nicht. Manch andere reelle Zahl mag ebenso nicht konstruierbar sein.

Ein etwas einfacheres, historisches Beispiel: Borels Orakel aus dem Jahr 1927. Borels Orakel ist ansatzweise ähnlich aufgebaut.

Zitat:
- erstelle eine Liste aller Ja/Nein-Fragen in Deutsch
- sortiere die Liste alphabetisch
- setze 0 für Nein und 1 für Ja
- schreibe Null-Komma vor die Ziffern


Da ist sofort klar, daß man die Zahl nicht hinschreiben kann, weil manche Fragen nicht beantwortbar sind.

Für die Mathematik mag das ein interessantes, ja grundlegendes Problem sein. Eine praktische Anwendung fällt mir gerade nicht ein. Gegenbeispiele äußerst willkommen.




pera hat folgendes geschrieben:
Konstruktivismus gegen Idealismus. Das sollen die Philosophen untereinander ausmachen, glaube aber nicht, dass sie in diesem Leben noch eine Lösung präsentieren werden.

Siehe oben. Die Philosophen arbeiten sich an Definitionen ab. Ich weiß keinen Weg, wie man eine Definition "löst", die nicht auch eine konkrete Behauptung aufstellt.


pera hat folgendes geschrieben:
Ich vertrete eher die idealistische Richtung, einmal weil viele große Mathematiker den Eindruck hatten, etwas zu entdecken, etwas zu finden und eben nicht sich etwas auszudenken, "zu konstruieren".

Den Eindruck habe ich auch. Da müßte man Euler fragen, wie er auf e^(i pi) + 1 = 0 gekommen ist. Wollte er das absichtlich konstruieren, oder ist er zufällig beim planvollen Herumspielen mit Reihenentwicklungen darauf gekommen?


pera hat folgendes geschrieben:
Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben.

Klassisches Beispiel ist Yang Hui's Dreieck aus dem Jahre 1261. Bei uns kennt man das als das seit 1653 als das Pascalsche Dreieck.




pera hat folgendes geschrieben:
Das bedeutet für mich aber nicht, dass irgendwelche Ideen in einem platonischen Himmel herumschweben.
(Es sei denn die Philosophen einigen sich darauf)

Ein sehr gutes caveat. Auf Wortklauberei sollten wir uns nicht einlassen.

Haben Yang Hui und Pascal zweimal das gleiche entdeckt - oder haben sie zweimal das gleiche erfunden?

Es macht keinen Unterschied, ob man mit "entdeckt" oder "erfunden" antwortet.



Das Schlußwort überlasse ich Chaitin:

Zitat:
Is Mathematics Quasi-Empirical?

That is, is mathematics more like physics than mathematicians would like to admit? I think so!

I think that incompleteness cannot be dismissed and that mathematicians should occasionally be willing to add new axioms that are justified by experience, experimentally, pragmatically, but are not at all self-evident. Sometimes to prove more, you need to assume more, to add new axioms! That's what my information-theoretic approach to incompleteness suggests to me.

Of course, at this point, at the juncture of the 20th and the 21st centuries, this is highly controversial. It goes against the current paradigm of what mathematics is and how mathematics should be done, it goes against the current paradigm of the nature of the mathematical enterprise.

http://arxiv.org/html/math/0203002
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Steffen Rehm
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Wohnort: bei Berlin

Beitrag(#1770237) Verfasst am: 29.07.2012, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin nicht Mathematiker, mein Interesse ist eher philosophisch auf alles gerichtet, was Sprache ist, und Mathematik ist nun einmal eine spezielle Sprachform.
Die beiden Ansichten, -vom Himmel oder aus dem Gehirn-, sind auch für die allgemeine Sprache nicht geklärt. Die religiöse Sichtweise sieht Sprache schon am Anfang der Schöpfung als Fähigkeit Gottes, die Menschen haben sie vom „lieben Papa“ übernommen. Auch die babylonische Sprachverwirrung hat er zu verantworten. Solche Märchen glauben heute nur noch Fundamentalisten, der Ursprung der Sprache wird von Wissenschaftlern eher als Erfindung der frühzeitlichen Menschen angenommen.
Grundlegend für jede Sprache sind zwei Fähigkeiten: Mit den Sinnesorganen werden in der Wahrnehmung Dinge aus der Umwelt abgegrenzt, z. B. lässt sich das Blatt getrennt vom Baum als eine Entität auffassen. Der Ausdruck von solchen ähnlichen, mit der Wahrnehmung abgegrenzten Gegenständen durch Wörter erfordert ein Gedächtnis, in dem eine Verknüpfung von Dingen mit beliebigen Sprachlauten festgehalten werden kann.
Ohne diese abgrenzende Wahrnehmung von Ähnlichkeiten und ein spezielles Gedächtnis ist Zählen genau so unmöglich wie das Erzählen. Das Gedächtnis muss vor allem auch zum Fixieren von Reihenfolgen geeignet sein, in denen sich Zusammenhänge als Sätze oder auch Befehle im Umgang mit Zahlenfolgen „auf die Reihe“ bringen lassen.
Was nun das besondere der mathematischen Sprache ist, habe ich schon von einem Lehrer am Gymnasium gelernt, der oft wiederholte: „Mathematiker lieben es so kurz und so genau wie möglich.“
Die Genauigkeit erhält die Rechenkunst durch die fixierte Reihenfolge der Zahlwörter.
Die Kürze kommt besonders in der bevorzugten schriftlichen Darstellung zum Ausdruck, wo mit minimalen Symbolen und dem Dezimalsystem riesige Komplexe in komprimierter Form beschrieben werden können.
Die Notwendigkeit der optimalen Kürze ergibt sich aus der sehr langsamen Datenverarbeitung im Bewusstsein. Untersuchungen der Kanalkapazität des Bewusstseins haben eine Arbeitsgeschwindigkeit von ca. 10-20 Bit pro Sekunde festgestellt. Um mit dieser beschränkten Leistung grosse Komplexe in kürzester Zeit zu verarbeiten müssen die Datenmengen so klein wie möglich komprimiert werden. Die Wissenschaft ist die Suche nach diesen sprachlichen Abkürzungen oder komprimierten Darstellungen.
So lassen sich die Eigenschaften der Mathematik (und den anderen Sprachformen) allein aus den Gegebenheiten des menschlichen Gehirns erklären.
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uwebus
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Beitrag(#1770314) Verfasst am: 30.07.2012, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Ich bin nicht Mathematiker, mein Interesse ist eher philosophisch auf alles gerichtet, was Sprache ist, und Mathematik ist nun einmal eine spezielle Sprachform.

Mal meine einfache Sichtweise zum Thema:

Ohne Objekt kein Abstraktum.
Ohne Materie kein Geist.
Denn Geist ist die Fähigkeit der Materie zu abstrahieren.

Jedes Denken beruht auf Begriffen und Begriffe sind Abstrakta. Damit sind auch Zahlen Abstrakta physischer Objekte. Ohne Physis keine Zahlen und kein Denken. Damit erledigt sich aus meiner Sicht der philosophische Idealismus, der Geist und Materie trennt.

Und nicht nur der Mensch abstrahiert, sondern letztendlich jedes Lebewesen, weil Leben auf ständige Energiezufuhr angewiesen ist und deshalb die Nahrung in Form von Abstrakta in seinem Gedächtnis mit sich trägt. Wäre dies nicht so, würde es verhungern, denn es könnte nicht unterscheiden zwischen Nahrung und Nichtnahrung. Und die ersten Abstrakta dürften über die Gene in Form von Trieben übertragen werden, denn ohne Nuckeln würde ein Baby verhungern.
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
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Beitrag(#1770377) Verfasst am: 30.07.2012, 17:23    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
...
Ohne diese abgrenzende Wahrnehmung von Ähnlichkeiten und ein spezielles Gedächtnis ist Zählen genau so unmöglich wie das Erzählen. Das Gedächtnis muss vor allem auch zum Fixieren von Reihenfolgen geeignet sein, in denen sich Zusammenhänge als Sätze oder auch Befehle im Umgang mit Zahlenfolgen „auf die Reihe“ bringen lassen.


Ich denke ohne die "abgrenzende Wahrnehmung von Ähnlichkeiten" ist überhaupt nicht viel möglich. Die Personen in seinem Clan sollte man schon unterscheiden können. Und einen Wolf von einem Schaf.

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:

Was nun das besondere der mathematischen Sprache ist, habe ich schon von einem Lehrer am Gymnasium gelernt, der oft wiederholte: „Mathematiker lieben es so kurz und so genau wie möglich.

Ach es gibt viele Aussagen wie: "Mathematik ist... " Kann jeder halten wie er mag.
Eins sollte man aber doch unterscheiden. Mathematik bedient sich einer Sprache, einer über lange Zeit entwickelten Notation. Sie ist aber nicht Sprache, da sie sich auf etwas bezieht. Ich weiss gar nicht ob es eine Sprache geben kann, die sich auf nichts bezieht und dennoch irgenwie einen Sinn ergeben soll. Diese Notation ist sicher sehr effektiv, das bedeutet aber nicht, dass es keine andere geben kann. Ich kann dir jede Formel in gewöhnlicher Umgangssprache aufschreiben, was, wie du ja geschrieben hast, sicher ein viel längerer Text wäre und mehr Zeit aufgewendet werden müsste.

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:

So lassen sich die Eigenschaften der Mathematik (und den anderen Sprachformen) allein aus den Gegebenheiten des menschlichen Gehirns erklären.


Du meinst aber hoffentlich nicht, dass die Eigenschaften der Mathematik so und so sind, weil unser Gehirn so und so ist?
Ich denke die Eigenschaften der Mathematik sind wie sie sind, und unser Gehirn hat sich glücklicherweise so entwickelt, dass wir ein Stück davon verstehen. Wären wir Frösche, wären die Eigenschften der Mathematik immer noch wie sie eben sind, nur wir würden nichts davon mitbekommen.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#1770396) Verfasst am: 30.07.2012, 17:54    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:

Du meinst aber hoffentlich nicht, dass die Eigenschaften der Mathematik so und so sind, weil unser Gehirn so und so ist?
Ich denke die Eigenschaften der Mathematik sind wie sie sind, und unser Gehirn hat sich glücklicherweise so entwickelt, dass wir ein Stück davon verstehen. Wären wir Frösche, wären die Eigenschften der Mathematik immer noch wie sie eben sind, nur wir würden nichts davon mitbekommen.


Oha, Platoniker?
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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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pera
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Beiträge: 4256

Beitrag(#1770402) Verfasst am: 30.07.2012, 18:24    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
pera hat folgendes geschrieben:

Du meinst aber hoffentlich nicht, dass die Eigenschaften der Mathematik so und so sind, weil unser Gehirn so und so ist?
Ich denke die Eigenschaften der Mathematik sind wie sie sind, und unser Gehirn hat sich glücklicherweise so entwickelt, dass wir ein Stück davon verstehen. Wären wir Frösche, wären die Eigenschften der Mathematik immer noch wie sie eben sind, nur wir würden nichts davon mitbekommen.


Oha, Platoniker?


Dann zitiere ich mich mal selbst

pera hat folgendes geschrieben:
Konstruktivismus gegen Idealismus. Das sollen die Philosophen untereinander ausmachen, glaube aber nicht, dass sie in diesem Leben noch eine Lösung präsentieren werden.

Die Anhänger des mathematischen Konstruktivismus nehmen, ohne Not wie ich finde, eine Menge an Einschränkungen in Kauf, ohne etwas dadurch zu gewinnen.
Ich vertrete eher die idealistische Richtung, einmal weil viele große Mathematiker den Eindruck hatten, etwas zu entdecken, etwas zu finden und eben nicht sich etwas auszudenken, "zu konstruieren". Und, des weiteren, dass, stürbe die Menschheit heute aus und in Millionen Jahren entwickelte sich eine neue, (oder ähnlich intelligente Spezies) dann würde die, die genau gleiche Mathematik wieder betreiben.

Das bedeutet für mich aber nicht, dass irgendwelche Ideen in einem platonischen Himmel herumschweben.
(Es sei denn die Philosophen einigen sich darauf)


Die Vorstellung Platos, die Ideenlehre finde ich schon anziehend, jedenfalls mehr als die der Konstruktivisten. Ich denke, dass die Welt so beschaffen ist, dass es keine andere Mathematik geben kann. Wie das philosophisch einzuordnen ist, weiss ich nicht, und es ist mir auch nicht so brennend wichtig. (Liegt daran, dass es es für das real life unerheblich ist.)
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uwebus
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Beiträge: 4688

Beitrag(#1770419) Verfasst am: 30.07.2012, 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:

Ich denke, dass die Welt so beschaffen ist, dass es keine andere Mathematik geben kann. Wie das philosophisch einzuordnen ist, weiss ich nicht, und es ist mir auch nicht so brennend wichtig. (Liegt daran, dass es für das real life unerheblich ist.)


1) Unsere (nicht die) Welt ist so beschaffen wie wir sie wahrnehmen und beschreiben.
2) Wahrnehmen tun wir sie 3-dimensional dynamisch. Physiker beschreiben sie je nach Standpunkt 3-, 4,- und mehrdimensional.

Also gibt es doch mehrere "Mathematiken" für ein und dasselbe Objekt. Mathematik (Geometrie) hat demnach etwas zu tun mit dem menschlichen Vorstellungsvermögen, sonst gäbe es nur eine einzige Beschreibung.
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step
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Beitrag(#1770427) Verfasst am: 30.07.2012, 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
1) Unsere (nicht die) Welt ist so beschaffen wie wir sie wahrnehmen und beschreiben.

Unsere ist die einzige, die wir wahrnehmen.

uwebus hat folgendes geschrieben:
2) Wahrnehmen tun wir sie 3-dimensional dynamisch.

Primär nehmen wir sie nichtmal dreidimensional wahr, sondern in Form eines wilden Datenflusses. Das dreidimensionale dynamische Modell konstruiert das Gehirn.

uwebus hat folgendes geschrieben:
Physiker beschreiben sie je nach Standpunkt 3-, 4,- und mehrdimensional.

Physiker modellieren sie so, daß sie möglichst gute Voraussagen machen können.

uwebus hat folgendes geschrieben:
Also gibt es doch mehrere "Mathematiken" für ein und dasselbe Objekt.

Nein, mehrere physikalische Modelle. Und zum Glück nur eine Physik, irgendwie zeigt uns anscheinend die Natur immer wieder, welches Modell das beste ist.

uwebus hat folgendes geschrieben:
Mathematik (Geometrie) hat demnach etwas zu tun mit dem menschlichen Vorstellungsvermögen, sonst gäbe es nur eine einzige Beschreibung.

Kennst Du überhaupt unterschiedliche Mathematiken? Und kannst Du zeigen, ob sie äquivalent oder untereinander widersprüchlich sind?
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pera
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Beitrag(#1770429) Verfasst am: 30.07.2012, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

@ uwebus
Step hat schon alles wesentliche geschrieben.
Ich bemühe mich keine apodiktischen Weisheiten abzusondern, insbesondere wenn ich nur über rudimentäre Kenntnisse verfüge. Wäre das nicht ein Tip für dich?
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Steffen Rehm
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Beitrag(#1770432) Verfasst am: 30.07.2012, 20:43    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Tip an Platoniker:
Mathematik bedient sich nicht einer Sprache, sie ist eine Sprache, die sich mit grosser Genauigkeit und optimaler Kürze auf die Objekte der Welt bezieht, auf alle möglichen Mengen, Schuldenberge, Handelsgüter, Winkel, Kreisradien, täglich auf Geld und die gemessenen Zeiten, letztlich auf alles messbare anwendber, nur nicht auf unsere Gefühle, weil deren subjektive Seite bisher von uns kaum messbar ist. Einen Zugang zu den Gefühlen schafft die Mathematik sehr tiefgehend, wenn sie sich der Sprachform der Musik zuwendet.
Wozu sollte diese von Menschen international anwendbare Sprachform im Universum existieren, wenn niemand da ist, der sie versteht und zur Kommunikation benutzt? Hat das Dezimalsystem einen Sinn im menschenlosen Weltall? Für wen? Mit den Augen rollen
Gibt es G.Mahlers 2. Sinfonie in einer Welt, in der es keine Zuhörer gibt?
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uwebus
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Beitrag(#1770467) Verfasst am: 30.07.2012, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Kennst Du überhaupt unterschiedliche Mathematiken? Und kannst Du zeigen, ob sie äquivalent oder untereinander widersprüchlich sind?

Na ja, mittels der Riemanngeometrie kann man ein endliches Volumen ohne Außen darstellen, mittels der normalen 3-dimensionalen (dem Experiment entsprechenden) Geometrie geht das nicht. Geht man nun davon aus, daß nur eine der beiden dasselbe Objekt betreffenden Vorstellungen richtig sein kann, sind diese beiden Geometrien nicht miteinander kompatibel.
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Tom der Dino
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Beitrag(#1770471) Verfasst am: 30.07.2012, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:

Kennst Du überhaupt unterschiedliche Mathematiken? Und kannst Du zeigen, ob sie äquivalent oder untereinander widersprüchlich sind?

Na ja, mittels der Riemanngeometrie kann man ein endliches Volumen ohne Außen darstellen, mittels der normalen 3-dimensionalen (dem Experiment entsprechenden) Geometrie geht das nicht. Geht man nun davon aus, daß nur eine der beiden dasselbe Objekt betreffenden Vorstellungen richtig sein kann, sind diese beiden Geometrien nicht miteinander kompatibel.

Dann geh doch nicht davon aus. Problem gelöst.
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Am Anfang war ......das Experiment.
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pera
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Beitrag(#1770496) Verfasst am: 30.07.2012, 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

Tom der Dino hat folgendes geschrieben:
uwebus hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:

Kennst Du überhaupt unterschiedliche Mathematiken? Und kannst Du zeigen, ob sie äquivalent oder untereinander widersprüchlich sind?

Na ja, mittels der Riemanngeometrie kann man ein endliches Volumen ohne Außen darstellen, mittels der normalen 3-dimensionalen (dem Experiment entsprechenden) Geometrie geht das nicht. Geht man nun davon aus, daß nur eine der beiden dasselbe Objekt betreffenden Vorstellungen richtig sein kann, sind diese beiden Geometrien nicht miteinander kompatibel.

Dann geh doch nicht davon aus. Problem gelöst.


Das ist der Punkt. Du hast, um es einfach zu machen, die Kugeloberfläche. Die kannst du eingebettet in den R³ beschreiben oder, mit Hilfe von Karten, als Riemannsche Mannigfaltigkeit ohne Einbettung. Ich kann nicht nachvollziehen wo das Problem ist.
Warum soll nun nur eine Darstellung richtig sein?
(Das ist so, als würdest du behaupten, weil 2+3 gleich 5 ist, kann 4+1 nicht gleich 5 sein)
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smallie
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Beitrag(#1770507) Verfasst am: 31.07.2012, 00:12    Titel: Antworten mit Zitat

Weiter oben sprach ich von wurde kollektiv jahrhundertelang übersehen. Hier also die Geschichte eines der peinlicheren Versäumnisse in der Geschichte der Mathematik und der wissenschaftlichen Methode.


step hat folgendes geschrieben:
Ich sehe allerdings nicht, wieso dies zwischen Konstruktivismus und Idealismus entscheiden könnte. Die Abstraktionsleistung selber besteht ja nun mal in einer Konstruktion, auch wenn sie auf empirisch Vorgefundenem basiert. Wenn also andere intelligente Spezies zu einer sehr ähnlichen Mathematik kommen, kann das damit erklärt werden, daß sehr ähnliche - und fundamental sogar dieselben - empirischen Umstände herrschen und dadurch auch sehr ähnliche Abstraktionsleistungen induziert werden.

Ich will das mal weiterspinnen, eher tangential zu deinem Post.

Wir müssen gar nicht bei Alien-Mathematikern suchen, die irdischen Mathematiker und Naturphilosophen haben jahrtausende lang die Empirie übersehen. Manchmal dauerts ein wenig, bis die Abstraktion tatsächlich gefunden wird.

Euklid hat vor über zweitausend Jahren in den Elementen das Postulat aufgestellt, daß zwei Parallelen keinen Schnittpunkt haben. Etwa zur gleichen Zeit kamen andere Griechen zum Schluß, die Erde sei rund, weil Schiffe am Horizont nicht kleiner werden, sondern "am Horizont versinken", so daß man nur noch den Mast sieht. Ebenfalls zur selben Zeit hat Eratosthenes den Erdumfang berechnet.

Schnellvorlauf 1500 Jahre. Mittlerweile besegelte man die Weltmeere. Kartographen begannen, den Globus auf zweidimensionale Karten zu projizieren. Wenn man genau hinschaut, sieht man, daß sich Linien, die am Äquator noch parallel verliefen, an den Polen schneiden. Oops.

Es hat dann noch mal ein paar Jahrhunderte gedauert, bis die Mathematiker das Problem lösen konnten. Die Lösung sieht so aus:


- Parallelen haben keinen Schnittpunkt = flache Geometrie
- Parallelen haben einen Schnittpunkt = sphärische Geometrie
- Parallelen haben unendlich viele Schnittpunkte = hyperbolische Geometrie.


Lange hat's gedauert, bis die Mathematiker trotz erdrückender praktischer Evidenz auf die sphärische Geometrie gekommen sind.

Hatte Euklid also Unrecht, weil es Fälle gibt, in denen Parallelen sich schneiden? Oder sollte man sagen, Euklids "Theorie" ist in einer allgemeineren "Theorie" aufgegangen in der Euklids Parallelenaxiom als Spezialfall enthalten ist? Solche Entwicklungen kennen wir auch aus der Physik. *räusper*


Aber meine kleine Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es hat nämlich noch länger gedauert, bis erdrückende, praktische Evidenz für hyperbolische Geometrie gefunden wurde, jenseits der ausgelutschten Sattel-Analogie.

Erst kürzlich kam Margaret Wertheim auf die Idee, daß man die im Überfluß vorhandenen Beispiele für hyperbolische Geometrie auch häkeln kann. Ja, da steht wirklich: "häkeln".




http://crochetcoralreef.org/contributors/margaret_wertheim.php



Um die Kurve zu step's Post zu kriegen: Alien-Mathematiker würden früher oder später zur selben Riemann-Geometrie kommen wie wir. Womöglich hätten sie sogar die selben Scheuklappen aufgehabt, wie wir. Außer sie lebten in einer völlig anderen Geometrie. Aber, Moment, ist jenseits von Parallelen haben keinen Schnittpunkt, haben endlich viele Schnittpunkte, haben unendlich viele Schnittpunkte noch eine weitere Geometrie denkbar? Hmm: nein, keine andere Geometrie ist denkbar. Wie immer: Gegenbeispiele willkommen.

PS: das passt zufällig auch als Antwort an uwebus Cool


step hat folgendes geschrieben:
Ich sehe allerdings nicht, wieso dies zwischen Konstruktivismus und Idealismus entscheiden könnte.

Ich auch nicht. Da müßte Steffen erst mal ein Entscheidungskriterium oder ein Gedankenexperiment präsentieren, anhand dessen man zwischen beiden Begriffen unterscheiden könnte. Solange es dieses Kriterium nicht gibt, sind beide Begriffe belanglos.

Aber, genaugenommen, hat Steffen Rehm wörtlich von "Konstruktivisten oder Intuitionisten" gesprochen. "Idealismus" hat er im OP nicht ausdrücklich erwähnt.

Chaitin ist ein Intuitionist. Plato war Idealist. Der Unterschied müßte noch geklärt werden.


pera hat folgendes geschrieben:
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:

(Die Mathematik der Griechen, der Maya, der Inder und Araber, oder die milliardenfach schnelleren Rechenleistungen der Computer?, das sind doch bodenlose Spekulationen).


Zeig mir einen einzigen Satz der bei den Maya galt aber nicht bei den Griechen oder umgekehrt. Ein geometrisches Theorem welches für Indien aber nicht für Arabien funktioniert.
Nur weil etwas schneller geschieht, ist es nichts anderes. Wenn der Computer 5 Millionen Additionen in der Zeit in der ich eine durchführe zustande bringt, ändert sich nichts an der Addition.

Hehe. Der letzte Satz stimmt zwar nicht, aber du hast trotzdem Recht. zwinkern


Wenn du per Hand folgendes rechnest, kommt dies 'raus:

Code:
1 + 0,000000000000001 = 1,000000000000001


Wenn's ein Computer rechnet, kommt dies heraus:

Code:
1 + 0,000000000000001 = 1


Je nach dem, ob man mit 16-, 32- oder 64-bit-floats arbeitet, brauchts ein paar Nachkommastellen mehr oder weniger, bis der Effekt auftritt.


Vor Jahrzehnten, als es noch viele verschiedene Computermodelle gab, mußte man davon ausgehen, daß ein numerisches Programm auf zwei Rechnern unterschiedliche Ergebnisse lieferte. Seit 1985 gibt es einen Standard für Fließkomma-Arithmetik vom Institute of Electrical and Electronics Engineers IEEE.

Ohne diese Standardisierung würde bei 10 * 0,1 etwas wie 0,9999999995 rauskommen.

Hypothetische Alien-Mathematiker und Computeringenieure würden einen sehr ähnlichen Standard finden, sobald sie mit binären Maschinen arbeiten. Denn: das liegt in der Natur der Sache. Wenn Kival jetzt sagt: "Oha, Platoniker", dann antworte ich: das ist nur ein Etikett, welches nicht weiterhilft, die Natur von Sachen zu erkennen.
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pera
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Beitrag(#1770621) Verfasst am: 31.07.2012, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

@ smallie

Danke für den Hinweis über die Beschränkungen bei computergestützten Additionen. zwinkern
(Wusste ich aber schon)

Weil du die nichteuklidische Geometrie erwähnt hast, ist mir eingefallen, dass einer der ganz Großen, nämlich Gauß, alles darüber wusste, bzw. ausgearbeitet hatte, aber nie veröffentlicht hat.
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smallie
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Beitrag(#1770703) Verfasst am: 31.07.2012, 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Danke für den Hinweis über die Beschränkungen bei computergestützten Additionen. zwinkern
(Wusste ich aber schon)

Du würdest dich vielleicht wundern, wie viele Programmierer das nicht wissen. Ich hab' mich jedenfalls gewundert.

Aus dem Nähkästchen: einmal standen zwei Leute bei unserem Lehrling und wunderten sich mit ihm, warum der Vergleich zweier Fließkommazahlen "falsch" ergab, wo die Zahlen doch hätten gleich sein müssen.

Dann war da ein Oracle Certified Professional, eigentlich ein ziemlich fixer Kerl, aber ihm war nicht klar, daß NUMBER emulierte Zahlen sind, deshalb nicht die FPU nutzen und wo der Unterschied ist.


pera hat folgendes geschrieben:
Weil du die nichteuklidische Geometrie erwähnt hast, ist mir eingefallen, dass einer der ganz Großen, nämlich Gauß, alles darüber wusste, bzw. ausgearbeitet hatte, aber nie veröffentlicht hat.

Das wußte ich jetzt nicht. Aber klar, Gauß machte auch Landvermessungen, da liegt es nahe, daß er über die Kugelgeometrie nachgedacht hat.
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uwebus
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Beitrag(#1770825) Verfasst am: 01.08.2012, 15:24    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:

Das ist der Punkt. Du hast, um es einfach zu machen, die Kugeloberfläche. Die kannst du eingebettet in den R³ beschreiben oder, mit Hilfe von Karten, als Riemannsche Mannigfaltigkeit ohne Einbettung. Ich kann nicht nachvollziehen wo das Problem ist.
Warum soll nun nur eine Darstellung richtig sein?
(Das ist so, als würdest du behaupten, weil 2+3 gleich 5 ist, kann 4+1 nicht gleich 5 sein)


Pera,
ein Volumen ist ein geometrisch-mathematisches Abstraktum eines physischen Objektes. Bezogen auf letzteres zeigt die Erfahrung, daß ein Objekt mit endlichem Volumen eingebettet sein muß, da es eine Hüll- bzw. Außenflche aufweist, welche die Grenze zwischen Objekt und dieses Einhüllendem darstellt.
Sollte das Universum (=physisches Objekt!) endlich sein, wie dies Physiker postulieren, dann könnte man darauf die normale 3-dimensionale Geometrie nicht anwenden, weil ein solches Universum ja kein es einhüllendes Außen aufweisen könnte. Deshalb haben sich Physiker für dieses Universum die Riemanngeometrie ausgewählt. Die aber widerspricht dem Experiment, denn wenn jedes Teil des Universum ein endliches Volumen aufweist und die Zahl der das Universum bildenden Teile ebenfalls endlich ist, dann muß ein endliches Universum ein es einhüllendes Außen aufweisen. Das kann man nicht einfach wegrechnen mit einem mathematischen Trick, der sich experimentell nicht darstellen läßt.

Ihr könnt euch ja mal mit diesem Problem (Widerspruch Mathematik - Experiment) beschäftigen, ich kann z.Zt. nicht mitdiskutieren, mir haben sie die Augenlinsen ausgewechselt und es dauert ein paar Wochen, bis ich wieder richtig sehen kann.
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step
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Beitrag(#1770863) Verfasst am: 01.08.2012, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
... denn wenn jedes Teil des Universum ein endliches Volumen aufweist und die Zahl der das Universum bildenden Teile ebenfalls endlich ist, dann muß ein endliches Universum ein es einhüllendes Außen aufweisen.

Nein, muß es nicht. Es wurde Dir schon mehrfach (allerdings erfolglos) erklärt, daß man zu endlichen Räumen zwar immer eine höherdimensionale Einbettung definieren kann, aber nicht muß. Und in der Natur "geben" muß es sie auch nicht.

Übrigens würdest Du das bei anderen Raumsorten vermutlich sofort unterschreiben, etwa beim eindimensional-endlichen Raum der Wahrheitswerte, beim hoch-dimensional-endlichen Raum möglicher genetischer Rekombinationen beim Menschen usw. - denn worin besteht sonst deren Äußeres, immerhin sind sie ja endlich. Nur eben beim Ortsraum streikt da Deine naive Intuition. Überleg mal, warum!
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pera
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Beitrag(#1770870) Verfasst am: 01.08.2012, 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

@ uwebus

Vielleicht tröstet es dich, aber es ist möglich jede Riemansche Mannigfaltigkeit in einen euklidischen Raum geeigneter Dimension einzubetten, sogar isometrisch. Wobei die Anzahl der Dimensionen aber recht groß werden kann. Das ist der Einbettungssatz von Nash.

http://de.wikipedia.org/wiki/Einbettungssatz_von_Nash

Der Punkt ist, dass bei einer solchen Riemannschen Mannigfaltigkeit die Eigenschaften (Krümmung z.B.) allein aus dieser und ohne einhüllenden Raum beschrieben werden können.





edit: wegen vergessen
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uwebus
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Beitrag(#1770881) Verfasst am: 01.08.2012, 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
@ uwebus

Vielleicht tröstet es dich, aber es ist möglich jede Riemansche Mannigfaltigkeit in einen euklidischen Raum geeigneter Dimension einzubetten, sogar isometrisch. Wobei die Anzahl der Dimensionen aber recht groß werden kann. Das ist der Einbettungssatz von Nash.

http://de.wikipedia.org/wiki/Einbettungssatz_von_Nash

Der Punkt ist, dass bei einer solchen Riemannschen Mannigfaltigkeit die Eigenschaften (Krümmung z.B.) allein aus dieser und ohne einhüllenden Raum beschrieben werden können.


Pera,
ihr verwechselt Mathematik mit einem physischen Objekt. Letzteres besteht aus etwas und ist es endlich, dann hat es eine Grenze, wo es aufhört. Bewege ich mich in diesem Objekt in beliebiger Richtung, dann stoße ich irgendwann an diese Grenze. In der Riemanngeometrie habt ihr diese Grenze weggerechnet, weil bei euch der "Raum" gekrümmt ist. Nun besteht aber der "Raum" aus dem das Objekt bildenenden Etwas, euer Problem ist und bleibt, daß bei euch der Raum kein physisches Objekt, sondern eine mathematische Größe ist. Deshalb bekommt auch die Physik bis zum heutigen Tage die Gravitation nicht auf die Reihe. Sie trennt Materie und Vakuum, und solange das so bleibt, läuft sie in die Irre. Soweit meine Sicht der Dinge.
Ich schrieb es schon anderweitig in Bezug auf den Urknall: ein energiereiches heißes Gebilde kann nur entstehen durch Kompression (siehe CERN, Higgsteilchenfeld), im Urknallmodell fehlt aber bis zum heutigen Tage der Kompressor. Jede Sonne beweist ihren Kompressor anhand ihres ihrer Masse entsprechenden G-Feldes, nur beim Urknallknödel fehlt er. Warum?
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Tom der Dino
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Beitrag(#1770883) Verfasst am: 01.08.2012, 19:56    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
Jede Sonne beweist ihren Kompressor anhand ihres ihrer Masse entsprechenden G-Feldes, nur beim Urknallknödel fehlt er. Warum?


Für dich, nur für dich.
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step
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Beitrag(#1770889) Verfasst am: 01.08.2012, 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
ihr verwechselt Mathematik mit einem physischen Objekt.

Du verwechselst ein physikalisches Objekt mit einem Alltagsobjekt, das uwebus in seinem Bastelkeller sammeln kann.
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