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Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht?

 
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#501726) Verfasst am: 19.06.2006, 01:26    Titel: Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht? Antworten mit Zitat

Ich frage mich, wie kommt es eigentlich, dass mir im Religionsunterricht z.B. erzählt wurde, dass Gott fast die gesamte Menschheit ersäuft und eine ganze Generation von ägyptischen Kindern ausgerottet hat, ohne dass ich mir was dabei dachte? Weshalb nahm ich das damals hin? Werden einem diese Geschichten deswegen in der Grundschule nahe gebracht, weil man in dem Alter noch nicht auf die Idee kommt zu fragen: "Ja ist Gott denn ein Massenmörder wie Stalin oder Hitler oder Pol Pot?" Und wie kommt es, dass man über einen solchen Gott und seine Religion, hat man diese und ähnliche Geschichten erst mal im Kindesalter unreflektiert geschluckt, auch als Erwachsener in der Regel nicht nachdenkt? Das gleiche gilt für die Jesus-Wundergeschichten. Da werden ein paar handverlesene Kranke geheilt, und Millionen andere, ja bis auf den heutigen Tag hunderte Milliarden andere lässt Jesus verrecken. Ohne eine Spur von Überlegung wird diesem Wundermann gehuldigt für ein paar Heilungen, und dass er den anderen nicht hilft, fällt unter den Tisch. Weshalb wird die Verwerflichkeit dieses göttlichen Handelns nicht auf den ersten Blick erkannt?
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Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#501728) Verfasst am: 19.06.2006, 01:29    Titel: Antworten mit Zitat

Sozialer Druck, würde ich sagen. Es wird als normal angesehen, weil es alle anderen in Ordnung finden.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#501732) Verfasst am: 19.06.2006, 01:45    Titel: Re: Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht? Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich, wie kommt es eigentlich, dass mir im Religionsunterricht z.B. erzählt wurde, dass Gott fast die gesamte Menschheit ersäuft und eine ganze Generation von ägyptischen Kindern ausgerottet hat, ohne dass ich mir was dabei dachte? ...


Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ich weiß nur, daß ich im Konfirmantenunterricht nicht ein Wort davon geglaubt habe.

Warum ich mir den Scheiß damals angetan habe weiß ich heute wirklich nicht mehr. Mit den Augen rollen
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Kantholz
knüppelhart & gottlos



Anmeldungsdatum: 17.06.2006
Beiträge: 24

Beitrag(#501736) Verfasst am: 19.06.2006, 01:57    Titel: Antworten mit Zitat

Da sich der Mensch Gott als allmächtiges, allwissendes Wesen nicht vorzustellen vermag (und damit göttliches Verhalten erst recht nicht), projiziert er in ihn das, was er am besten kennt: menschliches Verhalten. Und damit rechtfertigt er zugleich die eigene Unvollkommenheit. Das scheint mir das Wesen der Religion.
_________________
Suchen ist gefährlich. Man entdeckt manchmal etwas, das man gar nicht finden wollte.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#501801) Verfasst am: 19.06.2006, 08:35    Titel: Antworten mit Zitat

Kantholz hat folgendes geschrieben:
Da sich der Mensch Gott als allmächtiges, allwissendes Wesen nicht vorzustellen vermag (und damit göttliches Verhalten erst recht nicht), projiziert er in ihn das, was er am besten kennt: menschliches Verhalten. Und damit rechtfertigt er zugleich die eigene Unvollkommenheit. Das scheint mir das Wesen der Religion.


Nur ist dem Kind in der Grundschule Massenmord ja eigentlich noch nicht als "menschliches Verhalten" so unbedingt geläufig. Eigentlich müsste so etwas Kinder abstoßen und erschrecken.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es hier an der Abstraktion liegt, dass dies nicht in größerem Umfang passiert. Einfälle nicht ausgeschlossen.
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Zwergpirat
Gast






Beitrag(#501808) Verfasst am: 19.06.2006, 08:52    Titel: Re: Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht? Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich, wie kommt es eigentlich, dass mir im Religionsunterricht z.B. erzählt wurde, dass Gott fast die gesamte Menschheit ersäuft und eine ganze Generation von ägyptischen Kindern ausgerottet hat, ohne dass ich mir was dabei dachte? ...


Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ich weiß nur, daß ich im Konfirmantenunterricht nicht ein Wort davon geglaubt habe.

Warum ich mir den Scheiß damals angetan habe weiß ich heute wirklich nicht mehr. Mit den Augen rollen


Ich war im Konfirmantenunterricht und habe mich danach geweigert an der Konfirmation teilzunehmen.

Das Geld war mir auch egal. Aber denn anderen nicht. Geld regiert die Welt.
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xantippe
schwarzgallig



Anmeldungsdatum: 08.04.2006
Beiträge: 97
Wohnort: hier

Beitrag(#502049) Verfasst am: 19.06.2006, 15:33    Titel: Re: Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht? Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich, wie kommt es eigentlich, dass mir im Religionsunterricht z.B. erzählt wurde, dass Gott fast die gesamte Menschheit ersäuft und eine ganze Generation von ägyptischen Kindern ausgerottet hat, ohne dass ich mir was dabei dachte? Weshalb nahm ich das damals hin? Werden einem diese Geschichten deswegen in der Grundschule nahe gebracht, weil man in dem Alter noch nicht auf die Idee kommt zu fragen: "Ja ist Gott denn ein Massenmörder wie Stalin oder Hitler oder Pol Pot?" Und wie kommt es, dass man über einen solchen Gott und seine Religion, hat man diese und ähnliche Geschichten erst mal im Kindesalter unreflektiert geschluckt, auch als Erwachsener in der Regel nicht nachdenkt? Das gleiche gilt für die Jesus-Wundergeschichten. Da werden ein paar handverlesene Kranke geheilt, und Millionen andere, ja bis auf den heutigen Tag hunderte Milliarden andere lässt Jesus verrecken. Ohne eine Spur von Überlegung wird diesem Wundermann gehuldigt für ein paar Heilungen, und dass er den anderen nicht hilft, fällt unter den Tisch. Weshalb wird die Verwerflichkeit dieses göttlichen Handelns nicht auf den ersten Blick erkannt?


Hier eine gewagte These:
- Kinder haben eine ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden: böses Verhalten wird bestraft
- Sie nehmen Tatsachen erst einmal hin, erst mit dem Älterwerden beginnen sie, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen.
_________________
Ein guter Psychiater ist ohne weiteres imstande, dich in seine Lage zu versetzen.
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magnusfe
MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :

Beitrag(#502058) Verfasst am: 19.06.2006, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Das kommt daher dass du ein braves Schaf warst und nicht kritisiert hast die ewigen immerzu richtigen und genialen unverbesserlichen Ratsschlüsse des Leadergottes

Erst durch das böse Freigeisterforum bekommst du nun moralische Bedenken wenn die Unmoralischen exekutiert werden

Aber würden die Unmoralischen in der Bibel nicht exekutiert dann wäre ein Gottesstaat undenkbar da keiner sich mehr nach dem Gott richten würde im Lebensalltag
_________________
http://www.magnusfe.npage.de


Wer meine Worte klaut wird schlau
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Miach
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Anmeldungsdatum: 25.01.2006
Beiträge: 853

Beitrag(#502062) Verfasst am: 19.06.2006, 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

Kantholz hat folgendes geschrieben:
Da sich der Mensch Gott als allmächtiges, allwissendes Wesen nicht vorzustellen vermag (und damit göttliches Verhalten erst recht nicht), projiziert er in ihn das, was er am besten kennt: menschliches Verhalten. Und damit rechtfertigt er zugleich die eigene Unvollkommenheit. Das scheint mir das Wesen der Religion.


Doch entsteht das Schuldgefühl oder der "Rechtfertigungsdruck", ausgelöst durch die eigenen "Unvollkommenheit" nicht erst durch die kirchliche Vermittlung eines Glaubens, der sich durch das Konstrukt: Sünde versus guten Taten selbstrechtfertigt?
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Rudolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 19.01.2004
Beiträge: 1460

Beitrag(#502074) Verfasst am: 19.06.2006, 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

Also bei mir war das eigentlich im Religionsunterricht immer gleich: Ich dachte mir "was soll das?!", aber dadurch, dass meine Eltern und genug andere Menschen nichts daran fanden und sogar noch die Kirche besuchten, begann ich zu vermuten, der "Sinn", oder die "Pointe", halt der finale Informationsschnipsel, das dem ganzen erst Verstehbarkeit einhaucht, eben noch kommen würde.

Ist er halt bis jetzt nicht Traurig
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Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#502189) Verfasst am: 19.06.2006, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg:
Zitat:
Niveau A: Präkonventionelles Niveau (die meisten Kinder unter 9 Jahren)
    Stufe 1: Die heteronome Stufe
    Gut ist der blinde Gehorsam gegenüber Vorschriften und gegenüber Autorität, Strafen zu vermeiden und kein körperliches Leid zu erdulden.

Die Autorität (Lehrer, Erwachsene, ...) wird nicht angezweifelt, weshalb selbst dieser brutale Gott vorbehaltlos angenommen wird.
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Rudolf
registrierter User



Anmeldungsdatum: 19.01.2004
Beiträge: 1460

Beitrag(#502197) Verfasst am: 19.06.2006, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Grade Kohlberg ist aber keine gute Quelle für sowas. Der gesteht nämlich Stufe 6 (wie ich mich erinnere, die Fähigkeit, "universal gültigen ethischen Prinzipien zu folgen, die sich im Respekt vor dem Individuum begründen") auch uns nicht zu.
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kolja
der Typ im Maschinenraum
Betreiber



Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
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Beitrag(#502217) Verfasst am: 19.06.2006, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hat jemand mal nen schicken Online-Fragebogen, wo man seinen Kohlberg-Level messen kann?
_________________
Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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AntagonisT
Master of Disaster



Anmeldungsdatum: 28.09.2005
Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden

Beitrag(#502227) Verfasst am: 19.06.2006, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat

http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/ENTWICKLUNGORD/KOHLBERGQUIZ/Kohlbergquiz.htm

hier ein witziger Test, wenn man die Stufen kennt, aber nicht was du suchst... skeptisch
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“Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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Yamato
Teeist



Anmeldungsdatum: 21.08.2004
Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore

Beitrag(#502236) Verfasst am: 19.06.2006, 17:54    Titel: Antworten mit Zitat

Rudolf hat folgendes geschrieben:
Grade Kohlberg ist aber keine gute Quelle für sowas. Der gesteht nämlich Stufe 6 (wie ich mich erinnere, die Fähigkeit, "universal gültigen ethischen Prinzipien zu folgen, die sich im Respekt vor dem Individuum begründen") auch uns nicht zu.

Mag sein. Ich denke aber, dass seine Beschreibung der moralischen Entwicklung im Kindesalter in etwa mit der Realität übereinstimmt.
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Spekulatia
furchteinflößend



Anmeldungsdatum: 27.12.2004
Beiträge: 625
Wohnort: ja

Beitrag(#502293) Verfasst am: 19.06.2006, 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn man von Gott erzählt kriegt, misst man ihn einfach nicht an menschlichen Maßstäben. Denn die sind schließlich für Menschen da und nicht für Gott.
Gottes Wege sind unergründlich und er sieht sowieso weiter als man selbst als unvollkommenes Menschlein... daher wird er schon einen Grund gehabt haben.

Sogar wenn man einen Teil seines Verhaltens kritisiert, kommt man später doch zu der Ansicht, dass es insgesamt doch ganz korrekt war. Ist irgendwie so ein automatischer Mechanismus, den ich rückblickend bei mir und gegenwärtig bei vielen Mitschülern bemerke (was mich irgendwie immer wieder schockt. Weniger die Tatsache, dass sie die Gräueltaten dieses Gottes einfach hinnehmen, sondern vielmehr die oben beschriebene Inkonsequenz)
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remember when life used to be simple and cool?
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Galaxisherrschers Katze
Verwöhntes Haustier



Anmeldungsdatum: 06.04.2005
Beiträge: 5018

Beitrag(#502309) Verfasst am: 19.06.2006, 18:24    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich waren das ohnehin immer nur Märchen, da hab ich nicht groß nach der Rechtfertigung Gottes gesucht... zwinkern
_________________
"(...)steak can be attached to a baby to attract lions(...)" (Aus der ESRB-Beschreibung von Scribblenauts)


Zuletzt bearbeitet von Galaxisherrschers Katze am 30.06.2006, 14:40, insgesamt einmal bearbeitet
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gwarpy
Psychonaut



Anmeldungsdatum: 19.09.2004
Beiträge: 2012
Wohnort: KinA

Beitrag(#502311) Verfasst am: 19.06.2006, 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich wurde im Religionsunterricht (solange ich daran teilnahm) ständig vor die Tür geschickt, weil ich zu unbequeme Fragen stellte, oder diverse Märchen durch den Kakao gezogen habe.

Trotzdem hat mich später die Geistesdroge vorübergehend gefangen genommen Verlegen


gwarpy
_________________
Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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Xamanoth
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#502331) Verfasst am: 19.06.2006, 18:32    Titel: Antworten mit Zitat

gwarpy hat folgendes geschrieben:
Also ich wurde im Religionsunterricht (solange ich daran teilnahm) ständig vor die Tür geschickt, weil ich zu unbequeme Fragen stellte, oder diverse Märchen durch den Kakao gezogen habe.

Trotzdem hat mich später die Geistesdroge vorübergehend gefangen genommen Verlegen


gwarpy

Mein Religionslehrer (und späterer Philosophielehrer, ein Atheist übrigens) hat mir geholfen, den Unsinn loszuwerden.

Der hatte das ganze auch vor allem studiert, um ein Gegengift zu werden. Solche müsste es mehr geben.
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Kantholz
knüppelhart & gottlos



Anmeldungsdatum: 17.06.2006
Beiträge: 24

Beitrag(#502429) Verfasst am: 19.06.2006, 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Kantholz hat folgendes geschrieben:
Da sich der Mensch Gott als allmächtiges, allwissendes Wesen nicht vorzustellen vermag (und damit göttliches Verhalten erst recht nicht), projiziert er in ihn das, was er am besten kennt: menschliches Verhalten. Und damit rechtfertigt er zugleich die eigene Unvollkommenheit. Das scheint mir das Wesen der Religion.


Nur ist dem Kind in der Grundschule Massenmord ja eigentlich noch nicht als "menschliches Verhalten" so unbedingt geläufig. Eigentlich müsste so etwas Kinder abstoßen und erschrecken.

Ich kann mir aber vorstellen, dass es hier an der Abstraktion liegt, dass dies nicht in größerem Umfang passiert. Einfälle nicht ausgeschlossen.


Den ersten Kontakt mit der Religion bekommt das Kind aber meist durch die Eltern. Sie erzählen ihm vom "lieben" Gott, der die Menschen beschützt. Dieser erste Eindruck scheint dann alles andere zu überlagern und dadurch wird wohl Gottes "Wesen" vom Kind selten in Frage gestellt.
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d3mon
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.04.2006
Beiträge: 137

Beitrag(#502460) Verfasst am: 19.06.2006, 19:59    Titel: Re: Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht? Antworten mit Zitat

Zwergpirat hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich, wie kommt es eigentlich, dass mir im Religionsunterricht z.B. erzählt wurde, dass Gott fast die gesamte Menschheit ersäuft und eine ganze Generation von ägyptischen Kindern ausgerottet hat, ohne dass ich mir was dabei dachte? ...


Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, ich weiß nur, daß ich im Konfirmantenunterricht nicht ein Wort davon geglaubt habe.

Warum ich mir den Scheiß damals angetan habe weiß ich heute wirklich nicht mehr. Mit den Augen rollen


Ich war im Konfirmantenunterricht und habe mich danach geweigert an der Konfirmation teilzunehmen.

Das Geld war mir auch egal. Aber denn anderen nicht. Geld regiert die Welt.

Jaja, das Geld^^
Also kindergarten kann ich mich nicht mehr erinnern.. aber ich weis noch, dass uns in der Grundschule oft von Noah und Moses und so weiter erzählt wurde.. weis nicht was ich damal gehalten habe. worüber ich aber sehr glücklich bin, ist, dass ich die Kirche immer als sehr nervend und langweilend empfunden habe, wodurch sich bei mir als Kind schon eine Abneigung gegen die Kirche manifestierte.. Diese ewigen öden langen Bibellesungen, wobei ich nie verstanden hatte was die mit mir zutun hatten. dieses sektenähnliche gebete-gemurmle.. dann kam die Kommunion, und ich als braves Kind gehe natürlich dort hin. ich glaube man könnte es wechselwirkung von Gesselschaftsdruck und Indoktrierung bezeichnen. die jahre vergingen und ich wurde selbstständiger (Scheidungskind - Mutter viel Arbeit) ich lehnte es ab mich einen Gott zu unterwerfen, nahm ihn aber dennoch als Tatsache an, wesshalb ich auch die Frage bei der Firmung nach "Glaubst du an Gott" mit ja benatwortete, und ich mich durch das Geld beflügeld firmen ließ.

Ich weis nicht wann ich aufgehört habe an Gott zu glauben, aber ich weis, dass ich mindestens 14Jahre ohne Zweifel an Gott und die Bibel(11 Jahre min.) glaubte.. Und das alles nur wegen der Sozialisierung. Ein Kind das in einer von Gott geprägten Gesellschaft aufwächst, nimmt dies nunmal automatisch als Wahrheit an. Warscheinlich weis es garnicht, dass es überhaupt etwas anderes gibt. So ist auch für viele Kinder das Karusell am tollsten, weil es die anderen Sachen nicht kennt.. Es nimmt wie ein Schwamm alles in sich auf, und zwar als Wahrheit, erstrecht, wenn diese Wahrheit von Autoritätspersonen stammt.
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Claus
die Axt im Walde



Anmeldungsdatum: 14.04.2006
Beiträge: 380
Wohnort: Waiblingen

Beitrag(#512174) Verfasst am: 30.06.2006, 12:35    Titel: Re: Woher kommt eigentlich die moralische Verwahrlosung im Religionsunterricht? Antworten mit Zitat

Zwergpirat hat folgendes geschrieben:
Ich war im Konfirmantenunterricht und habe mich danach geweigert an der Konfirmation teilzunehmen.
Das Geld war mir auch egal. Aber denn anderen nicht. Geld regiert die Welt.

Als ich im Konfirmandenunterricht war, merkte ich deutlich, dass sich viele der anderen nur wegen der Geschenke konfirmieren ließen.
Ich selbst glaubte damals noch daran - in der Art der Pascal'schen Wette.
Ungefähr zwei Jahre später kam dann der zündende Funke. Eine ziemlich dümmliche Äußerung aus frommen Kreisen ("aus dem Becher der Hure Babylon trinken" im Zusammenhang mit der Sexualaufklärung in der Schule) machte mir deutlich, dass das nicht meine Welt ist. Ich würgte meine kritischen Gedanken nicht mehr ab, und da stürzte mein Glaube in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Von einem Tag auf den anderen hörte ich mit dem Beten auf.
Auch die Vielleicht-stimmt-es-ja-doch-Phase war für mich damit abgeschlossen.
Interessehalber befasste ich mich dennoch weiter mit dem Thema. Dabei merkte ich immer mehr, dass das alles noch viel schlimmer war als ich dachte und dass die Mehrheit der Christen über ihre Religion im Grunde nicht mehr weiß als die netten Geschichten, die ihnen vor langer Zeit einmal aus der Kinderbibel vorgelesen wurden.
Ich bin noch heute erleichtert darüber. Beispiele aus diesem Forum machen mir immer wieder deutlich, was aus mir hätte werden können, hätte es diesen Tag nicht gegeben.

An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an den "Freundeskreis Maria Goretti". Von ihm stammt die oben zitierte schwachsinnige Bemerkung, die bei mir das Fass zum Überlaufen brachte.
_________________
Was ist das für ein Gott, für den sich Menschen faule Ausreden ausdenken müssen?!!
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deirfloo
Globulisierungsgegner



Anmeldungsdatum: 26.06.2006
Beiträge: 1126

Beitrag(#512184) Verfasst am: 30.06.2006, 12:56    Titel: Antworten mit Zitat

Kantholz hat folgendes geschrieben:


Den ersten Kontakt mit der Religion bekommt das Kind aber meist durch die Eltern. Sie erzählen ihm vom "lieben" Gott, der die Menschen beschützt. Dieser erste Eindruck scheint dann alles andere zu überlagern und dadurch wird wohl Gottes "Wesen" vom Kind selten in Frage gestellt.


erstens das und

xantippe hat folgendes geschrieben:

Hier eine gewagte These:
- Kinder haben eine ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden: böses Verhalten wird bestraft
- Sie nehmen Tatsachen erst einmal hin, erst mit dem Älterwerden beginnen sie, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen.


ich habe in diesen Erzählungen von Noah und Moses immer als stark Märchenhaft empfunden.
Gut un dBöse wird ja klar definiert und da Gott selbst schon im frühesten Kindesalter von den Eltern (denen man ja selbstverständlich in jeder Beziehung vertraut) (als Kleinkind) als lieb und gut gilt, ist klar das "das Böse" bestraft wird.
Daß die Strafe, wie in den meisten Märchen, der Tod ist, wird als normal angesehen.

Daß allerdings Gläubige Erwachsene sich nicht an diesen Schauermärchen stoßen, bleibt mir ein Rätsel...
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#512246) Verfasst am: 30.06.2006, 14:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab mich
1. wegen des Geldes konfirmieren lassen,
2. Weil alle anderen Gleichaltrigen auch zum "Konfus" gingen und
3. Weil ich in eine Mitkonfirmandin verknallt war und wir - auf dem Dorf wohnend - so allwöchentlich gemeinsam mit dem Rad da hin fuhren.
4. Außerdem hatte ein älterer Freund damit geprahlt, daß er, auf die Frage, wer die ersten Menschen gewesen seien, "die Neantertaler!" geantwortet habe, und wie doof der Pastor da dreingeschaut habe. So ein Held wollte ich auch werden. Leider wurde ausgerechnet diese Frage nie bei uns im Konfus gestellt. Dafür wurden aber an diejenigen, welche Kirchenliederstrophen am schnellsten lernen konnten, Schokoladentafeln verteilt. Das legte das Fundament zu meinem heutigen Übergewicht... Mit den Augen rollen

Die Frage, warum Kinder so einen Müll besonders unkritisch sich andrehen lassen, beantworete Richard Dawkins in "der entzauberte Regenbogen" recht gut: Der Hang, von Autoritäten verkündete Behauptungen zu glauben, ist entwicklungspsychologisch überlebensnotwendig: Skeptische Kinder glauben den Eltern nicht, daß es gefährlich ist, allein in den Wald zu gehen - was die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich mal fortpflanzen, erheblich mindert. zwinkern

Zwar haben Kinder ein hohes Gespür für Fairness. Aber nur für Fairness unter Gleichgestellten. So, wie die Eltern ja auch von "oben nach unten" entscheiden können, so halt auch Gott. Die immer wieder erfolgreich bemühte Metapher von Gott=Vater ist ein Beleg dafür.
_________________
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Mark_M
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Anmeldungsdatum: 14.06.2006
Beiträge: 582
Wohnort: München

Beitrag(#512302) Verfasst am: 30.06.2006, 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Ich hab mich
1. wegen des Geldes konfirmieren lassen,
2. Weil alle anderen Gleichaltrigen auch zum "Konfus" gingen und
3. Weil ich in eine Mitkonfirmandin verknallt war und wir - auf dem Dorf wohnend - so allwöchentlich gemeinsam mit dem Rad da hin fuhren.
4. Außerdem hatte ein älterer Freund damit geprahlt, daß er, auf die Frage, wer die ersten Menschen gewesen seien, "die Neantertaler!" geantwortet habe, und wie doof der Pastor da dreingeschaut habe. So ein Held wollte ich auch werden. Leider wurde ausgerechnet diese Frage nie bei uns im Konfus gestellt. Dafür wurden aber an diejenigen, welche Kirchenliederstrophen am schnellsten lernen konnten, Schokoladentafeln verteilt. Das legte das Fundament zu meinem heutigen Übergewicht... Mit den Augen rollen

Die Frage, warum Kinder so einen Müll besonders unkritisch sich andrehen lassen, beantworete Richard Dawkins in "der entzauberte Regenbogen" recht gut: Der Hang, von Autoritäten verkündete Behauptungen zu glauben, ist entwicklungspsychologisch überlebensnotwendig: Skeptische Kinder glauben den Eltern nicht, daß es gefährlich ist, allein in den Wald zu gehen - was die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich mal fortpflanzen, erheblich mindert. zwinkern

Zwar haben Kinder ein hohes Gespür für Fairness. Aber nur für Fairness unter Gleichgestellten. So, wie die Eltern ja auch von "oben nach unten" entscheiden können, so halt auch Gott. Die immer wieder erfolgreich bemühte Metapher von Gott=Vater ist ein Beleg dafür.


andererseits erhöht es aber auch die fortpflanzungsrate wenn die jugendlichen zusammen alleine in den wald gehen Cool
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deirfloo
Globulisierungsgegner



Anmeldungsdatum: 26.06.2006
Beiträge: 1126

Beitrag(#512330) Verfasst am: 30.06.2006, 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:


Die Frage, warum Kinder so einen Müll besonders unkritisch sich andrehen lassen, beantworete Richard Dawkins in "der entzauberte Regenbogen" recht gut: Der Hang, von Autoritäten verkündete Behauptungen zu glauben, ist entwicklungspsychologisch überlebensnotwendig: Skeptische Kinder glauben den Eltern nicht, daß es gefährlich ist, allein in den Wald zu gehen - was die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich mal fortpflanzen, erheblich mindert. zwinkern

Zwar haben Kinder ein hohes Gespür für Fairness. Aber nur für Fairness unter Gleichgestellten. So, wie die Eltern ja auch von "oben nach unten" entscheiden können, so halt auch Gott. Die immer wieder erfolgreich bemühte Metapher von Gott=Vater ist ein Beleg dafür.


Der entzauberte Regenbogen hab ich auch gelesen, mich aber nicht mehr an die Passage erinnert Verlegen
Besser kann man's nicht auf den Punkt bringen Mein lieber Hr. Gesangsverein!

daher gelingt es vielen Menschen, sich in der Pubertät von kirchlichem und NeinNein zu verabschieden...
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