Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#546337) Verfasst am: 19.08.2006, 08:38 Titel: Konf: Fundamentalismus und Geschlecht, Marburg 03.11.06-04.11.06 |
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Zitat: | Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung der
Philipps-Universität Marburg
Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Marburg
03.11.2006 - 04.11.2006,
Alte Universität, Lahntor 3, 35037 Marburg
Deadline: 20.10.2006
Die halbierte Emanzipation? Fundamentalismus und Geschlecht
Die wachsende Bedeutung fundamentalistischer Überzeugungen in vielen
Religionen und Regionen der Welt ist Teil der religiösen Renaissance in
den letzten Jahrzehnten. Dabei sind die Retraditionalisierung der
Geschlechterrollen wie der Sexualmoral und die Wertschätzung der
patriarchalen Familie als Grundbaustein der Gesellschaft ein
durchgehendes Kennzeichen aller religiös-fundamentalistischer
Strömungen. Zugleich finden sich paradoxe Phänomene in diesem
Zusammenhang:
- Neben ihrer göttlich legitimierten Festlegung auf die primäre Aufgabe
als Ehefrau und Mutter nehmen Frauen ebenso wie Männer aktive und
öffentliche Rollen in den fundamentalistischen Bewegungen ein.
- Innerhalb der fundamentalistischen Gruppen sind es nicht nur Männer,
sondern auch Frauen, die patriarchale Moral und Genderkonstruktion
offensiv vertreten.
- Obwohl ihre wesentliche Rolle auf häusliche Aufgaben beschränkt wird
und sie genötigt sind, ihre Körperlichkeit zu verhüllen, begreifen zahlreiche
Frauen fundamentalistische Überzeugungen als ihren Weg der Emanzipation
und nehmen die sich in modernisierenden Gesellschaften bietenden
Bildungschancen wahr.
- Trotz des patriarchalen Geschlechterverhältnisses entwickeln sich
teils auch spezifische Modelle einer Partnerschaft zwischen Frauen und Männern.
- Patriarchale Ordnungsprinzipien in fundamentalistischen Bewegungen
reduzieren Frauen und Männer auf ihre herkömmlichen traditionellen
Geschlechterrollen. Im gleichen Zuge werden Frauen jedoch als Mütter
und Ehefrauen und Männer in ihrer neu etablierten Rolle als
Familienoberhaupt idealisiert. Damit verbunden ist auch eine
Domestizierung männlicher Gewalt- und Dominanzimpulse, die fortan einer
strengen moralischen Kontrolle und Sanktion unterworfenwerden.
Diese Paradoxien verweisen darauf, dass Fundamentalismen nicht einfach
Rückgriffe auf traditionelle Lebensweisen darstellen, sondern
spezifische und in sich durchaus spannungsreiche Reaktionsweisen auf die
Erfahrungen eines dramatischen gesellschaftlichen Wandels sind.
Aus einer westlich-liberal oder feministisch geprägten Perspektive
erscheint die fundamentalistische Moral befremdlich, mit der sich Männer
und auch Frauen unterschiedlicher religiöser Herkunft identifizieren.
Die Notwendigkeit aber, sich damit auseinander zu setzen und das, was
uns befremdlich scheint auch zu verstehen, um schließlich nebeneinander
und miteinander leben zu lernen, ist unausweichlich.
Aus unterschiedlichen Perspektiven reflektieren die Vorträge der Tagung
den Zusammenhang von Geschlecht, Religion, Politik in verschiedenen
kulturellen Kontexten. Angesichts der politischen Brisanz des Themas
bietet die Tagung Möglichkeiten zur Information, zum
wissenschaftlich-theoretischen Verständnis der Phänomene, zur
Auseinandersetzung und zum Dialog.
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Freitag, 03.11.06
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13.00
Anreise, Anmeldung
14.00
Begrüßung durch Diektorium, HLZ und Präsidium
14.30
Prof. Dr. Elisabeth Rohr / Prof. Dr. Ulrike Wagner-Rau (Marburg):
Die Sehnsucht nach einem Fundament. Eine Einführung
15.45
Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr (Leipzig):
Der Fundamentalismus und die symbolische Ordnung der Geschlechter
17.15
Prof. Dr. Katharina Liebsch (Frankfurt a.M.):
Zwischen Sehnsucht und Langeweile. Zur Konstruktion von Wirklichkeit im
Protestantischen Fundamentalismus
18.30
Pause
20.00
Prof. Dr. Elisabeth Rohr (Marburg):
Fundamentalismus als subjektive Konfliktlösung. Erfahrungen aus einem
Forschungsprojekt in Lateinamerika
Samstag, 04.11.06
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10.00
Dr. Dr. h.c. Gret Haller (Bern):
Die politische Dimension verschiedener Fundamentalismen im
US-amerikanischen Denken
11.30
Prof. Dr. Ulrike Prokop (Marburg):
Rechtsradikalismus als politischer Fundamentalismus
12.45
Mittagspause
14.15
Dr. Susanna Keval (Frankfurt a. M.):
Frauen im orthodoxen Judentum
14.45
Prof. Dr. Gritt Klinkhammer (Bremen):
Die Islamisierung des Weiblichen als De-Patriarchalisierung des
Geschlechterverhältnisses
15.15
Diskussion über die beiden Vorträge
16.00
Dr. Sabine Damir-Geilsdorf (Gießen):
Palästinensische Selbstmordattentäterinnen: von Opfern zu Heldinnen?
16.30
Rabeya Müller (Köln):
Fundamental weiblich. Muslimische Frauen im Spannungsfeld von
patriarchalen Strukturen und religiösem Bewusstsein
17.00
Diskussion über die beiden Vorträge
17.30
Ausklang der Tagung
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Dr. Karola Maltry
Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung
06421/28 248 23
06421/28 248 41
genderzukunft@staff.uni-marburg.de
Unter dem Link "Veranstaltungen" finden Sie weitere Informationen zur
Tagung. http://www.uni-marburg.de/genderzukunft
URL zur Zitation dieses Beitrages
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=5848 |
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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