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Findest Du es hierbei moralisch geboten, Dein Leben zu opfern? |
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Stimmen insgesamt : 27 |
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1123668) Verfasst am: 09.11.2008, 15:47 Titel: Moraldilemma |
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Du machst Urlaub in einem fernen Land. Eines Tages hast Du einen kleinen Unfall. Du gehst zur Sicherheit ins nächste Krankenhaus und lässt Dich dort untersuchen. Während Du auf Deine Untersuchungsergebnisse wartest, kommt ein Krankenwagen herangefahren und bringt zwei Schwerverletzte.
Nach einiger Zeit kommt ein Arzt, bringt Dir Deine Untersuchungsergebnisse und erzählt Dir von den eingelieferten Verletzten. Es ist ein Ehepaar, sie haben 5 kleine Kinder und bei beiden sind jeweils unterschiedliche lebenswichtige Organe irreparabel beschädigt. Sie könnten duch eine Organverpflanzung gerettet werden, allerdings haben sie eine so seltene Blutgruppe, dass keine passenden Spenderorgane zur Verfügung stehen.
Nun hat sich durch Deine Untersuchung herausgestellt, dass Du zufällig die gleiche seltene Blutgruppe wie die Beiden hast. Der Arzt sagt Dir, Du könntest eine Verfügung unterschreiben, in der Du freiwillig auf Dein Leben verzichtest, dann könnten Deine Organe entnommen werden und die beiden Schwerstverletzten könnten gerettet werden.
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
Frage von "Ist es hierbei moralisch geboten, sein Leben zu opfern?" nach "Findest Du es hierbei moralisch geboten, Dein Leben zu opfern?" geändert. - jdf
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1123677) Verfasst am: 09.11.2008, 15:58 Titel: |
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Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da sie von der aktuell "gültigen" Moral abhängt.
Nach der in unserer Gesellschaft derzeit verbreiteten Moral wäre es sicher nicht moralisch geboten, sein Leben für einen solchen Zweck zu geben, vermutlich sogar nicht einmal erlaubt.
Es gibt zwei Situationen, wo ich mir dennoch ein solches moralisches Gebot vorstellen kann:
- eine Gesellschaft, in der durch ihre besondere Situation das Leben der zu Rettenden aus Sicht der Gemeinschaft besonders hohen Wert hat, etwa für die Erhaltung der Art, und deren Mitglieder dementsprechend moralisch erzogen sind, daß sie sich verpflichtet fühlen.
- auch in "unserer" Gesellschaft: ist es moralisch nicht mehr ganz so eindeutig,
-- wenn derjenige sowieso nur noch kurz zu leben hat
-- wenn durch das Lebensopfer sehr viele Menschen gerettet werden
-- wenn es die eigenen Kinder sind
-- wenn man nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit stirbt
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1123680) Verfasst am: 09.11.2008, 16:02 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da sie von der aktuell "gültigen" Moral abhängt. |
Die Frage bezieht sich natürlich auf die persönliche Moral des Einzelnen: was hältst Du in dieser Situation für moralisch geboten?
Sie soll nicht eindeutig und endgültig für Alle und alle Zeiten beantworten werden, denn das geht selbstverständlich nicht.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#1123681) Verfasst am: 09.11.2008, 16:03 Titel: |
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Wir könnten einige tausend Leben pro Jahr retten, indem wir unsere Mobilität (und damit verbunden noch andere Annehmlichkeiten) drastisch einschränken. Tun wir aber nicht.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1123683) Verfasst am: 09.11.2008, 16:05 Titel: Re: Moraldilemma |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern? |
In einem Land wo dies erlaubt wär da wird dir diese Entscheidung evtl abgenommen - vorausgesetzt die 2 Verletzten sind "wichtig/wertvoll" und du nicht.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1123685) Verfasst am: 09.11.2008, 16:10 Titel: |
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Ich kann leider die Frage nicht mehr editieren.
Sie sollte besser lauten: "Findest Du es hierbei moralisch geboten, Dein Leben zu opfern?"
Es ist also nach der subjektiven Einschätzung gefragt.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1123687) Verfasst am: 09.11.2008, 16:13 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Ich kann leider die Frage nicht mehr editieren. Sie sollte besser lauten: "Findest Du es hierbei moralisch geboten, Dein Leben zu opfern?" Es ist also nach der subjektiven Einschätzung gefragt. |
Ja, so wäre es besser gewesen. Die Einschätzung ist zum einen ein Produkt der moralischen Prägung hier und heute (aktuelle gesellschaftliche Moral), und zum zweiten mit persönlichen Abweichungen (aktuell individuelle moralische Präferenz) behaftet.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1123690) Verfasst am: 09.11.2008, 16:23 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Wir könnten einige tausend Leben pro Jahr retten, indem wir unsere Mobilität (und damit verbunden noch andere Annehmlichkeiten) drastisch einschränken. Tun wir aber nicht. |
In Politiker- und auch in manchen Expertenkreisen wird nach wie vor geglaubt, daß die Mobilität ständig wächst. Diesem Irrglauben liegt ein äußerst eingeschränkter Mobilitätsbegriff zugrunde, nämlich daß Mobilität nur auf technische Verkehrssysteme und insbesondere auf das Auto bezogen sei. Dieser technische Mobilitätsbegriff ist wissenschaftlich völlig unhaltbar, weil es sich nur um einen kleinen Ausschnitt aus dem Gesamtspektrum möglicher Mobilitätsformen, zu denen Fußgeher, Radfahrer, der öffentliche Verkehr und das Auto gehören, handelt. Wenn ein Teilsystem wächst, bedeutet dies noch keineswegs, daß deshalb die Mobilität zunimmt. Es wäre ungefähr genauso logisch, wie zu sagen, wenn bei jemanden der Bauch wächst, muß deshalb auch die Körperlänge zunehmen.
Prof. H. Knoflacher, TU Wien
Von welchen "Annehmlichkeiten" sprichst du? Den Gestank? Den Lärm? Die Hektik? Die Öl-Kriege? Den Zwang 25% des Einkommens Blechkisten opfern zu müssen?
Etwa 45 Millionen Menschen mussten ihr Leben lassen für diese Sofas mit Rädern, dieses Opfer wird akzeptiert weil Menschen an diese Technik glauben.
Der Mensch selbst hat bei uns doch keinen Wert, sondern das was er macht/hat/kann.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#1123694) Verfasst am: 09.11.2008, 16:31 Titel: |
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Diese Richtung der Diskussion wollte ich hier eigentlich nicht führen. Ich habe das Beispiel bewusst gewählt, weil man einen recht breiten Konsens für die Akzeptanz des Individualverkehrs voraussetzen kann. Ich wollte AP damit vor Augen führen, dass er seine Forderung, Menschenleben dürften nicht in einer Gesamtbewertung von Vor- und Nachteilen verrechnet werden, selber nicht erfüllt.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1123697) Verfasst am: 09.11.2008, 16:38 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Ich wollte AP damit vor Augen führen, dass er seine Forderung, Menschenleben dürften nicht in einer Gesamtbewertung von Vor- und Nachteilen verrechnet werden, selber nicht erfüllt. |
Eine solche All-Forderung erhebe ich nicht, das ist mal wieder eine plumpe Unterstellung.
Die Frage wäre hier wohl eher, ob eine solche Rechnung als allgemeine Grundlage einer Ethik dienen kann.
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1123698) Verfasst am: 09.11.2008, 16:45 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Diese Richtung der Diskussion wollte ich hier eigentlich nicht führen. Ich habe das Beispiel bewusst gewählt, weil man einen recht breiten Konsens für die Akzeptanz des Individualverkehrs voraussetzen kann. Ich wollte AP damit vor Augen führen, dass er seine Forderung, Menschenleben dürften nicht in einer Gesamtbewertung von Vor- und Nachteilen verrechnet werden, selber nicht erfüllt. |
Seine Frage nutzte den Begriff 'moralisch', Moral ist für mich wie äusserlich an den Menschen angehängt, was variables, von den jeweiligen Wertemaßstäben abhängiges. Wenn eine Gesellschaft Autos als Wert ansieht dann akzeptiert sie auch Opfer dafür, hätte der Mensch einen höheren Wert würde man die bisherigen 45 Millionen dadurch getöteten unakzeptabel finden.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | "Findest Du es hierbei moralisch geboten, Dein Leben zu opfern?" |
Wenn ich mich selbst nicht als wertvoll betrachte dann habe ich ja auch nichts was ich opfern könnte, Opfer ist ja ein Wert, auch die Frage nach dem "Verzicht auf Leben" stellt sich da nicht, man kann nur auf etwas verzichten was man hat.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1123699) Verfasst am: 09.11.2008, 16:45 Titel: Re: Moraldilemma |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Du machst Urlaub in einem fernen Land. Eines Tages hast Du einen kleinen Unfall. Du gehst zur Sicherheit ins nächste Krankenhaus und lässt Dich dort untersuchen. Während Du auf Deine Untersuchungsergebnisse wartest, kommt ein Krankenwagen herangefahren und bringt zwei Schwerverletzte.
Nach einiger Zeit kommt ein Arzt, bringt Dir Deine Untersuchungsergebnisse und erzählt Dir von den eingelieferten Verletzten. Es ist ein Ehepaar, sie haben 5 kleine Kinder und bei beiden sind jeweils unterschiedliche lebenswichtige Organe irreparabel beschädigt. Sie könnten duch eine Organverpflanzung gerettet werden, allerdings haben sie eine so seltene Blutgruppe, dass keine passenden Spenderorgane zur Verfügung stehen.
Nun hat sich durch Deine Untersuchung herausgestellt, dass Du zufällig die gleiche seltene Blutgruppe wie die Beiden hast. Der Arzt sagt Dir, Du könntest eine Verfügung unterschreiben, in der Du freiwillig auf Dein Leben verzichtest, dann könnten Deine Organe entnommen werden und die beiden Schwerstverletzten könnten gerettet werden.
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern? |
Ich könnte mir keinen Gesellschaftszustand vorstellen, in dem sowetwas moralische Pflicht sein könnte, d.h. ein Nichtbefolgen dieser Norm irgendwie sanktioniert würde und ich persönlich sehe natürlich auch keinen Grund dazu. Andererseits würde ich es für moralisch geboten halten, jemandem, der sich zu soetwas entschleißt außerordentlichen Respekt zu zollen, d.h. es zu Sanktionieren, wenn jemand den (wirklich objektiv, bzw intersubjektiv enormen) Mut hinter so einer Handlung relativiert. Völlig beliebig kulturabhängig ist so eine Bewertungssituation also nicht, es tendiert schon alles eher in die Richtung, dass es besser wäre, so zu handeln, als das nicht. Die Verweigerung des Selbstopfers ist also nicht sanktionswürdig, aber das Leisten des Selbstopfers wäre sehr ehrwürdig und muss unter allen Umständen mit besonderem Ansehen belohnt werden (das könnte man als Sanktionierung im Sinne ausbleibender Belohnung ansehen, was ebenfalls eine sehr häufige moralische Konsequenz ist).
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#1123701) Verfasst am: 09.11.2008, 16:49 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Ich wollte AP damit vor Augen führen, dass er seine Forderung, Menschenleben dürften nicht in einer Gesamtbewertung von Vor- und Nachteilen verrechnet werden, selber nicht erfüllt. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Eine solche All-Forderung erhebe ich nicht, das ist mal wieder eine plumpe Unterstellung. |
Doch, genau das hast Du. Den Beleg kann ich dummerweise nicht in diesem Thread erbringen.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1123710) Verfasst am: 09.11.2008, 17:07 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | kolja hat folgendes geschrieben: | Ich wollte AP damit vor Augen führen, dass er seine Forderung, Menschenleben dürften nicht in einer Gesamtbewertung von Vor- und Nachteilen verrechnet werden, selber nicht erfüllt. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Eine solche All-Forderung erhebe ich nicht, das ist mal wieder eine plumpe Unterstellung. |
Doch, genau das hast Du. Den Beleg kann ich dummerweise nicht in diesem Thread erbringen. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Nun, ich meine aber, ich müsse mein Leben nie verrechnen lassen. |
Stimmt, das habe ich gesagt. Das ist natürlich Quatsch, das nehme ich zurück. Man sollte nie "nie" sagen. Es gibt Situationen, in denen ich keine Alternative zur Verrechnung von Leben sehe, zum Beispiel eine Triage-Situation.
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rostfrei registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.11.2008 Beiträge: 46
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(#1123728) Verfasst am: 09.11.2008, 17:57 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Wir könnten einige tausend Leben pro Jahr retten, indem wir unsere Mobilität (und damit verbunden noch andere Annehmlichkeiten) drastisch einschränken. Tun wir aber nicht. |
Meinst Du damit die Unfalltoten in Deutschland?
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#1123761) Verfasst am: 09.11.2008, 18:32 Titel: |
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rostfrei hat folgendes geschrieben: | Meinst Du damit die Unfalltoten in Deutschland? |
Genau.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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rostfrei registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.11.2008 Beiträge: 46
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(#1123794) Verfasst am: 09.11.2008, 19:08 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | rostfrei hat folgendes geschrieben: | Meinst Du damit die Unfalltoten in Deutschland? |
Genau. |
Warum haben die Unfalltoten vorher nicht selber daran gedacht? Hätten sie können, taten sie aber nicht.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#1123795) Verfasst am: 09.11.2008, 19:09 Titel: |
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rostfrei hat folgendes geschrieben: | Warum haben die Unfalltoten vorher nicht selber daran gedacht? Hätten sie können, taten sie aber nicht. |
Woran haben die nicht gedacht?
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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rostfrei registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.11.2008 Beiträge: 46
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(#1123803) Verfasst am: 09.11.2008, 19:20 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | rostfrei hat folgendes geschrieben: | Warum haben die Unfalltoten vorher nicht selber daran gedacht? Hätten sie können, taten sie aber nicht. |
Woran haben die nicht gedacht? |
Du hast recht! Hellseher waren sie wohl kaum. Asche auf mein Haupt, von mir aus auch kiloweise.
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1123818) Verfasst am: 09.11.2008, 19:49 Titel: Re: Moraldilemma |
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Argaith hat folgendes geschrieben: |
Andererseits würde ich es für moralisch geboten halten, jemandem, der sich zu soetwas entschleißt außerordentlichen Respekt zu zollen, d.h. es zu Sanktionieren, wenn jemand den (wirklich objektiv, bzw intersubjektiv enormen) Mut hinter so einer Handlung relativiert. Völlig beliebig kulturabhängig ist so eine Bewertungssituation also nicht, es tendiert schon alles eher in die Richtung, dass es besser wäre, so zu handeln, als das nicht. Die Verweigerung des Selbstopfers ist also nicht sanktionswürdig, aber das Leisten des Selbstopfers wäre sehr ehrwürdig und muss unter allen Umständen mit besonderem Ansehen belohnt werden (das könnte man als Sanktionierung im Sinne ausbleibender Belohnung ansehen, was ebenfalls eine sehr häufige moralische Konsequenz ist). |
Das ganze Beispiel ist viel weniger hypothetisch als ihr denkt, wenn ihr eine schwangere Frau nehmt, die abtreiben müsste, um ihren Tumor behandeln zu lassen.
Den oben geforderten außerordentlichen Respekt zollt die katholische Kirche in Europa durch Seligsprechung. Der Blick in weitere Ferne, wo die katholische Kirche noch mehr Einfluß hat, lässt mich daran zweifeln, dass sich ein solcher außerordentlicher Respekt von dem Wunsch, die Leute dazu zu zwingen, jemals sauber trennen lässt.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1123838) Verfasst am: 09.11.2008, 20:21 Titel: Re: Moraldilemma |
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esme hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: |
Andererseits würde ich es für moralisch geboten halten, jemandem, der sich zu soetwas entschleißt außerordentlichen Respekt zu zollen, d.h. es zu Sanktionieren, wenn jemand den (wirklich objektiv, bzw intersubjektiv enormen) Mut hinter so einer Handlung relativiert. Völlig beliebig kulturabhängig ist so eine Bewertungssituation also nicht, es tendiert schon alles eher in die Richtung, dass es besser wäre, so zu handeln, als das nicht. Die Verweigerung des Selbstopfers ist also nicht sanktionswürdig, aber das Leisten des Selbstopfers wäre sehr ehrwürdig und muss unter allen Umständen mit besonderem Ansehen belohnt werden (das könnte man als Sanktionierung im Sinne ausbleibender Belohnung ansehen, was ebenfalls eine sehr häufige moralische Konsequenz ist). |
Das ganze Beispiel ist viel weniger hypothetisch als ihr denkt, wenn ihr eine schwangere Frau nehmt, die abtreiben müsste, um ihren Tumor behandeln zu lassen.
Den oben geforderten außerordentlichen Respekt zollt die katholische Kirche in Europa durch Seligsprechung. Der Blick in weitere Ferne, wo die katholische Kirche noch mehr Einfluß hat, lässt mich daran zweifeln, dass sich ein solcher außerordentlicher Respekt von dem Wunsch, die Leute dazu zu zwingen, jemals sauber trennen lässt. |
Ich sehe einen Fötus nicht zwingend als ein gleichermaßen schützenswertes ethisches Subjekt an, wie einen entwickelteren Menschen. Das ist hier die Variable, die die von dir angesprochene saubere Trennung meiner Meinung nach auch unmöglich macht, da das auf der ethisch-moralischen Ebene betrachtet tatsächlich willkürlich ist, sofern man nicht die folgende Ergänzung berücksichtigt: Unsere kulturell und biologisch bedingten Reaktionen auf das Töten von Menschen unterschiedlichen Entwicklungsgrades ist nicht willkürlich. Es ist unzweifelhaft, dass die Tötung eines wenige Zentimeter großer Fötus, den man gar nicht sehen kann, eine weniger starke Reaktion auslöst, als die Tötung eines Menschen, dessen Leidenssignale man auch noch wahrnehmen kann. Das ist also 'bio-psychologisch' offensichtlich normal und die kulturell bedingte Norm der katholischen Kirche ist dem lediglich aufgesetzt und verlangt einen unter Umständen kaum zumutbaren Anpassungsdruck ab. Mit diesem Anpassungsdruck lässt sich dann die Forderung der kath. Kirche durchaus ethisch begründet zurückweisen (das Leben der Mutter ist bedeutender, als das des Fötus und es ist unethisch ihren Tod oder ihr Leid als moralisch vorauszusetzen, d.h. potentiell zu sanktionieren).
Der künstliche Charakter der kirchlichen Abtreibungsgegnerschaft wird in der Beschäftigung mit der Geschichte übrigens sehr deutlich. Die Fortpflanzungsbeschränkung wurde z.B. im Karolingerreich teilweise bewusst verdammt, um damit ein starkes Bevölkerungswachstum zu gewährleisten. Nachwuchs spielt seit je her eine entscheidende wirtschaftliche Rolle für die tragenden Schichten in allen Gesellschaften, das ist erst in moderner Zeit ETWAS (editiert) anders. Es ist nicht verwunderlich, dass Monotheismen meist eine Bekämpfung der Fortpflanzungsbeschränkung betreiben.
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 09.11.2008, 20:42, insgesamt einmal bearbeitet |
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1123857) Verfasst am: 09.11.2008, 20:37 Titel: |
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Zitat: |
Den oben geforderten außerordentlichen Respekt zollt die katholische Kirche in Europa durch Seligsprechung. |
Es geht dabei eigentlich weniger um eine direkt wirksame Belohnung für das Selbstopfer, als um die Betonung der Bedeutung solchen Handelns durch die Gesellschaft. Die Kirche belohnt das Selbstopfer hingegen direkt, in dem sie (in gewissem Sinne) glaubt, dem Seeliggesprochenen eine besondere Stellung im Jenseits zu verschaffen. Das das auch das rituelle Einrahmen von moralischen Vorbildern sein kann, ist in solchen Fällen wohl völlig unproblematisch (abgesehen davon, dass es natürlich eine Vereinnahmung durch die Kirche im Sinne einer Jury ist).
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1124510) Verfasst am: 10.11.2008, 17:28 Titel: |
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Artikel aus Telepolis: "Organspendepflicht für ALGII-Empfänger" :
"Ein Lebender muss die Chance haben, sein Organ zu verkaufen", so Peter Oberender, Professor für Volkswirtschaft an der Universität Bayreuth, in einem Interview. Und er führt auch gleich aus, dass es hier insbesondere um diejenigen geht, die finanziell schlechter gestellt sind.
Es ist doch folgende Situation: Wenn jemand existenziell bedroht ist, weil er nicht genug Geld hat, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu finanzieren, so muss er meiner Meinung nach die Möglichkeit haben, durch den Verkauf von Organen - und zwar geregelten Verkauf … ähnlich der Börse, dass man sagt, wer ist zugelassen zu dem Handeln. Es muss auch geprüft werden, wer darf das Organ entnehmen. Und dann wird praktisch das Organ versteigert.
....
Dennoch würde ein solcher legalisierter Organhandel auf eine solche Organspendepflicht für ALGII-Empfänger hinauslaufen. Dies ergibt sich aus den gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich ALGII. So findet sich auf den offiziellen Seiten der Agentur für Arbeit das Merkblatt für Arbeitssuchende, welches bereits auf den ersten Seiten u.a. betont:
«Wenn Sie Leistungen erhalten wollen, gehört es zu Ihren Pflichten, dass Sie und alle erwerbsfähigen Mitglieder Ihrer Bedarfsgemeinschaft alle Möglichkeiten nutzen, Ihre Hilfebedürftigkeit zu verringern bzw. zu beenden und dass Sie aktiv an allen angebotenen Maßnahmen mitwirken. »
Quelle: SGB-II-Merkblatt
Die logische Schlussfolgerung ist also, dass bei einer Legalisierung des Organhandels der Verkauf eines Organs (bzw. dessen Versteigerung, wie von Professor Oberender vorgeschlagen) eine solche Möglichkeit wäre, welche es zu ergreifen gelte.
...
Legt man sämtliche moralischen Bedenken beiseite, würde damit die Bedürftigkeit verringert werden. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird der ALGII-Empfänger sowieso als nicht vermittelbar eingestuft, warum sollte er da noch akzeptabel aussehen dürfen? Für Sozialhilfeempfänger gälte das gleiche – sie sind arbeitsunfähig. Insofern wäre es (rein ökonomisch betrachtet) nicht notwendig, einen Körper in entsprechendem Zustand zu erhalten. Der Weg, den Peter Oberender aufzeigt, ist somit ein Weg, der nur in eine Richtung führen kann: komplette Entrechtung der Armen, diesmal unter dem Schutzmantel der vermeintlichen Selbstbestimmung.
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#1124569) Verfasst am: 10.11.2008, 18:24 Titel: Re: Moraldilemma |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
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Sind Egoismus und Überlebenstrieb unmoralisch? Und was ist überhaupt Moral und moralisch? Wer hats erfunden? Die Schweizer oder was?
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Heizölrückstoßabdämpfung Hedonist

Anmeldungsdatum: 26.07.2007 Beiträge: 17543
Wohnort: Stralsund
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(#1124575) Verfasst am: 10.11.2008, 18:30 Titel: Re: Moraldilemma |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
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Für mich gilt: Nein. Was nützt mir die tollste Moral, wenn ich tot bin.
_________________ „Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ Curt Goetz
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1124584) Verfasst am: 10.11.2008, 18:38 Titel: Re: Moraldilemma |
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Konstrukt hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
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Sind Egoismus und Überlebenstrieb unmoralisch? Und was ist überhaupt Moral und moralisch? Wer hats erfunden? Die Schweizer oder was? |
ME Definitiv nein. Ich bin nett zu meinen Angehörigen, weil es mir Spaß macht, wenn die glücklich grinsen.
Ist zwar vereinfacht ausgedrückt, aber in etwa so ist es.
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#1124616) Verfasst am: 10.11.2008, 18:59 Titel: Re: Moraldilemma |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Konstrukt hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
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Sind Egoismus und Überlebenstrieb unmoralisch? Und was ist überhaupt Moral und moralisch? Wer hats erfunden? Die Schweizer oder was? |
ME Definitiv nein. Ich bin nett zu meinen Angehörigen, weil es mir Spaß macht, wenn die glücklich grinsen.
Ist zwar vereinfacht ausgedrückt, aber in etwa so ist es. |
Das ist Deine Moral. Meine auch. Aber nicht die allgemeinverbindliche Moral. Eine solche gibt m.E. nicht und kann es nicht geben.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1126360) Verfasst am: 12.11.2008, 18:14 Titel: Re: Moraldilemma |
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Konstrukt hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Konstrukt hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
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Sind Egoismus und Überlebenstrieb unmoralisch? Und was ist überhaupt Moral und moralisch? Wer hats erfunden? Die Schweizer oder was? |
ME Definitiv nein. Ich bin nett zu meinen Angehörigen, weil es mir Spaß macht, wenn die glücklich grinsen.
Ist zwar vereinfacht ausgedrückt, aber in etwa so ist es. |
Das ist Deine Moral. Meine auch. Aber nicht die allgemeinverbindliche Moral. Eine solche gibt m.E. nicht und kann es nicht geben. |
Warum? Angenommen es ist so (es sieht zB sehr nach einfach strukturierten genetischn Vorprägungen aus) was ist dann? Ist dann der Jesus wieder da oder so? Am Ende stellt sich noch heraus, dass es keine echte Willensfreiheit gibt
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1126738) Verfasst am: 13.11.2008, 00:26 Titel: Re: Moraldilemma |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Konstrukt hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: | Konstrukt hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: |
Frage: ist es in dieser Situation moralisch geboten, dass Du Deine Organe zur Verfügung stellst und also auf Dein Weiterleben verzichtest? Wäre es moralisch falsch, diese (in dem fernen Land rechtlich mögliche) Option zu verweigern?
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Sind Egoismus und Überlebenstrieb unmoralisch? Und was ist überhaupt Moral und moralisch? Wer hats erfunden? Die Schweizer oder was? |
ME Definitiv nein. Ich bin nett zu meinen Angehörigen, weil es mir Spaß macht, wenn die glücklich grinsen.
Ist zwar vereinfacht ausgedrückt, aber in etwa so ist es. |
Das ist Deine Moral. Meine auch. Aber nicht die allgemeinverbindliche Moral. Eine solche gibt m.E. nicht und kann es nicht geben. |
Warum? Angenommen es ist so (es sieht zB sehr nach einfach strukturierten genetischn Vorprägungen aus) was ist dann? Ist dann der Jesus wieder da oder so? Am Ende stellt sich noch heraus, dass es keine echte Willensfreiheit gibt |
Naja, ist es nicht einfach nur genetisch, sondern größtenteils auch erlernt. Wenn man nett zu anderen ist, sind die wieder nett zu einem selbst.
Wenn man Glück (oder Prech? Weiss nicht) hat, wird man jedenfalls so sozialisiert, und dann greift der Pawlowreflex halt sauch schon dann, wenn man anderen Leuten Gutes tut, obwohl objektiv da nicht viel bei rauskommen kann - für wen auch immer.
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