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Cultural Studies eine Pseudowissenschaft?
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Anmeldungsdatum: 22.05.2006
Beiträge: 449

Beitrag(#616886) Verfasst am: 08.12.2006, 22:23    Titel: Cultural Studies eine Pseudowissenschaft? Antworten mit Zitat

Ich bräuchte mal jemanden, der sich näher mit postmoderner Philosophie und den Inhalten des Universitäts-Faches Cultural Studies auskennt. Das wird manchmal im Anglistik-Studium angeboten und offenbar gibt es das auch schon in Germanistik. In die Philosophie ist es auch schon eingezogen. Kultur-Relativismus, Marxismus und Psychoanalyse spielen hier eine große Rolle, weshalb ich den Verdacht hege, dass es sich um eine Pseudowissenschaft handelt. Im Prinzip geht es darum, die Regeln der Semantik (aus der Sprachwissenschaft) auf die gesamte Kultur anzuwenden.

Weiß jemand näheres?
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Tapuak
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Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#616911) Verfasst am: 08.12.2006, 23:25    Titel: Re: Cultural Studies eine Pseudowissenschaft? Antworten mit Zitat

Der Autor hat folgendes geschrieben:
Kultur-Relativismus, Marxismus und Psychoanalyse spielen hier eine große Rolle, weshalb ich den Verdacht hege, dass es sich um eine Pseudowissenschaft handelt.

Der Verdacht hört sich begründet an. Smilie (Wobei es ja kein sinnloses Fach sein muss, nur weil es nicht wissenschaftlich ist - kann ja trotzdem interessant sein!)
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Anmeldungsdatum: 22.05.2006
Beiträge: 449

Beitrag(#616915) Verfasst am: 08.12.2006, 23:40    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wobei es ja kein sinnloses Fach sein muss, nur weil es nicht wissenschaftlich ist


Finde ich schon. Ich denke, eine Pseudowissenschaft in deutschen Universitäten ist genug. Wobei man hinzufügen sollte, dass Geisteswissenschaftler wirklich in jedem zweiten Satz betonen, dass auch ihr Fach ja eine Wissenschaft sei. In englischsprachigen Ländern heißt das Ganze "Humanities" und gilt nicht als Wissenschaft, sondern als, ja was eigentlich? Wenn sie ernstgenommen werden wollen, dann sollen sie keine Kommentare von sich geben wie "Du kannst die Evolution aber nicht beweisen" oder "Ihre Theorien sind für Biologen nur ein Mittel, um Macht auszuüben".

Man sollte hinzufügen, dass ich etwa Geschichte, Psychologie, Literatur- und Sprachwissenschaft schon als Wissenschaften ansehe. Nur Cultural Studies, das erscheint mir so eine Art Links-Theologie für Pseudophilosophen zu sein.
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deirfloo
Globulisierungsgegner



Anmeldungsdatum: 26.06.2006
Beiträge: 1126

Beitrag(#616929) Verfasst am: 09.12.2006, 00:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wie unterscheidet man einen Pseudophilosophen von einem echten Philosophen?
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Skeptical scrutiny is the means, in both science and religion, by which deep thoughts can be winnowed from deep nonsense.
Carl Sagan

was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Anmeldungsdatum: 22.05.2006
Beiträge: 449

Beitrag(#616934) Verfasst am: 09.12.2006, 00:13    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wie unterscheidet man einen Pseudophilosophen von einem echten Philosophen?


Gute Frage. Sehr glücklich

Ein Pseudophilosoph ist, sage ich mal, jemand, der es eigentlich gar nicht wissen will und aus ideologischen Gründen sein Zeug runterpredigt. Der so tut, als wäre er offen für Argumente, aber an seiner falschen Grundhaltung niemals etwas ändern würde. Alle nicht-naturalistischen Philosophen eigentlich. zwinkern
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deirfloo
Globulisierungsgegner



Anmeldungsdatum: 26.06.2006
Beiträge: 1126

Beitrag(#616948) Verfasst am: 09.12.2006, 00:44    Titel: Antworten mit Zitat

Würdest du diese Definition von Pseudo... auch auf alle anderen "Wissenschaften" anwenden?

Dann gibts fürwahr sehr viele Pseudos...

Warum also pickst Du dir dieses eine Fach raus?

Wär schön mal eine Liste von Fächern und Studiengangen anzufangen, die hauptsächlich von solchen Pseudos bevölkert sind.
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was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Anmeldungsdatum: 22.05.2006
Beiträge: 449

Beitrag(#616977) Verfasst am: 09.12.2006, 01:52    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Warum also pickst Du dir dieses eine Fach raus?


Mir ist davon abgesehen nur die Pseudowissenschaft Theologie bekannt. Welche gibt es denn noch in deutschen Universitäten?

Zitat:
Wär schön mal eine Liste von Fächern und Studiengangen anzufangen, die hauptsächlich von solchen Pseudos bevölkert sind


Hauptsache die Studieninhalte selbst sind nicht unwissenschaftlich. Dass die meisten Leute Idioten sind, ist soweit nichts Neues, hauptsache man lässt es nicht zu, dass sie Idiotie unterrichten.

Aber mal zurück zum Thema: Wer kennt sich damit aus? Gramsci, Foucault, Turner und so weiter. Postmodernismus eben. Es gibt bereits kritische Bücher zum Thema:

http://www.amazon.de/Intellectual-Impostures-Alan-Sokal/dp/1861971249

Link gekürzt - kolja
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beachbernie
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Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#616991) Verfasst am: 09.12.2006, 02:35    Titel: Antworten mit Zitat

Der Autor hat folgendes geschrieben:

Mir ist davon abgesehen nur die Pseudowissenschaft Theologie bekannt. Welche gibt es denn noch in deutschen Universitäten?

[/size]


Jede Menge, Autor!

Oekonomie, Germanistik, Philosophie etc. im Grunde genommen alle Geisteswissenschaften, die den endgueltigen logischen Beweis mangels naturgesetzlicher Grundlagen, auf die man sich beziehen koennte, nicht kennen, koennen strenggenommen nicht als Wissenschaft gelten. Mathematik ist ein Grenzfall, weil die sich wenigstens die Muehe machen Axiome zu formulieren und dann einfach so tun als ob sich ihre Schlussfolgerungen auf Naturgesetze zurueckfuehren liessen....

Wirklich "wissen" kann man nur, was man auch zweifelsfrei bewiesen hat, alles andere ist blosse Spekulation....

Gruss, Bernie
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Leukrit
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Anmeldungsdatum: 24.09.2006
Beiträge: 248

Beitrag(#616992) Verfasst am: 09.12.2006, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Der Autor hat folgendes geschrieben:
Es gibt bereits kritische Bücher zum Thema:

http://www.amazon.de/Intellectual-Impostures-Alan-Sokal/dp/1861971249

Die gleichen Autoren (Sokal und Bricmont) haben auch schon früher ein kritisches Buch veröffentlicht, in der deutschen Übersetzung: »Eleganter Unsinn«. Das hatte ich damals gelesen, und war doch einigermaßen angewidert von dem, was da an Zitaten einiger Postmodernisten gebracht wurde. (Eine Podiumsdiskussion mit Sokal hatte ich auch mal live verfolgt. War aber nicht so interessant.)
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Algol
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Beitrag(#617010) Verfasst am: 09.12.2006, 03:54    Titel: Antworten mit Zitat

Bei "Cultural Studies" scheint es sich auch um ein "spaßiges" Fach zu handeln.
Goggle bietet dazu einige bezeichnende Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cultural_studies
http://iasl.uni-muenchen.de/
http://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop/cultural/einfuehrung/index.php
http://www.tu-berlin.de/~soziologie/cs/basis.htm
http://www.univie.ac.at/culturalstudies/studium/infos.htm
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
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Beitrag(#617059) Verfasst am: 09.12.2006, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Leukrit!

Leukrit hat folgendes geschrieben:
Der Autor hat folgendes geschrieben:
Es gibt bereits kritische Bücher zum Thema:

http://www.amazon.de/Intellectual-Impostures-Alan-Sokal/dp/1861971249

Die gleichen Autoren (Sokal und Bricmont) haben auch schon früher ein kritisches Buch veröffentlicht, in der deutschen Übersetzung: »Eleganter Unsinn«. Das hatte ich damals gelesen, und war doch einigermaßen angewidert von dem, was da an Zitaten einiger Postmodernisten gebracht wurde. (Eine Podiumsdiskussion mit Sokal hatte ich auch mal live verfolgt. War aber nicht so interessant.)


»Eleganter Unsinn« ist die deutsche Übersetzung von »Intellectual Impostures« bzw. «Imposture Intellectuelles». Sehr lesenswert!





Die Website von Alan Sokal befindet sich übrigens hier.


Cheers,

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„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#617063) Verfasst am: 09.12.2006, 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hi beachbernie!

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Der Autor hat folgendes geschrieben:

Mir ist davon abgesehen nur die Pseudowissenschaft Theologie bekannt. Welche gibt es denn noch in deutschen Universitäten?


Jede Menge, Autor!

Oekonomie, Germanistik, Philosophie etc. im Grunde genommen alle Geisteswissenschaften, die den endgueltigen logischen Beweis mangels naturgesetzlicher Grundlagen, auf die man sich beziehen koennte, nicht kennen, koennen strenggenommen nicht als Wissenschaft gelten. Mathematik ist ein Grenzfall, weil die sich wenigstens die Muehe machen Axiome zu formulieren und dann einfach so tun als ob sich ihre Schlussfolgerungen auf Naturgesetze zurueckfuehren liessen....

Wirklich "wissen" kann man nur, was man auch zweifelsfrei bewiesen hat, alles andere ist blosse Spekulation....


... gib mir doch bitte mal einen "endgültigen logischen Beweis" für "Naturgesetz" ... . Lachen Lachen Lachen



Cheers,

Lamarck
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
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Wohnort: Babylon

Beitrag(#617075) Verfasst am: 09.12.2006, 11:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wirklich "wissen" kann man nur, was man auch zweifelsfrei bewiesen hat, alles andere ist blosse Spekulation....


Entgültig kannst du aber nichts beweisen. Außer das du existierst vielleicht, aber das auch nur dir und keinem anderen.

Zitat:
...Mathematik ist ein Grenzfall...


Sicher. zwinkern
Ohne Mathematik wäre wohl jede morderne Wissenschaft gründlich aufgeschmissen.

Zitat:
blah blah blah .... Philosophie etc. im Grunde genommen alle Geisteswissenschaften, die den endgueltigen logischen Beweis...bla blah blah


Es gibt keine entgültigen "logischen Beweise" in den Naturwissenschaften, da wir nicht wissen können ob die Axiome (besser: Prämissen) von denen wir annehmen das sie zutreffen tatsächlich auch wahr sind, bzw. das was "da draußen passiert" richtig umschreiben. Eine Theorie kann logisch schlüssig sein, aber dennoch falsch: Wenn wir die falschen Prämissen setzen.

Dieser "Schleier des Nicht-wissen-könnens" liegt über allen Disziplinen der Wissenschaft. Da hilft einem ein naiver Empirismus auch nicht weiter.
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"Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".


Zuletzt bearbeitet von Johnnyboy am 09.12.2006, 21:13, insgesamt einmal bearbeitet
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#617082) Verfasst am: 09.12.2006, 11:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:


... gib mir doch bitte mal einen "endgültigen logischen Beweis" für "Naturgesetz" ... . Lachen Lachen Lachen


Das kannst Du selber machen. Z.B. kann man beweisen das Wasser bei 100Grad kocht, indem man sich ein Thermometer kauft und in das Wasser haelt, welches man erhitzt um Eier abzukochen. Letztlich lassen sich alle bewiesenen Erkenntnisse der Naturwissenschaften auf objektive Beobachtungen und Messungen zurueckzufuehren. Wo man auch theoretisch nicht beobachten und messen kann, z.B. weil man gerade keine Zeitmaschine zur Verfuegung hat, da hat man ein ganz gemeines Problem, welches von den sogenannten "Kreationisten" auch ganz schamlos ausgenutzt wird. Die "Evolutionstheorie" ist deshalb dazu verdammt auf ewig "Theorie" zu bleiben, es sei denn Du setzt Dich in den Bastelraum und sicherst Dir den naechsten Nobelpreis in Physik.... Sehr glücklich

Gruss, Bernie
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon

Beitrag(#617087) Verfasst am: 09.12.2006, 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Das kannst Du selber machen. Z.B. kann man beweisen das Wasser bei 100Grad kocht, indem man sich ein Thermometer kauft und in das Wasser haelt, welches man erhitzt um Eier abzukochen.


Und wenn dich blos deine Augen täuschen? Deine Sinnesorgane? zwinkern
Kannst du mir entgültig beweisen das dem nicht so ist?

Zitat:
Letztlich lassen sich alle bewiesenen Erkenntnisse der Naturwissenschaften auf objektive Beobachtungen und Messungen zurueckzufuehren.


Nein. Siehe oben.

Zitat:
... es sei denn Du setzt Dich in den Bastelraum und sicherst Dir den naechsten Nobelpreis in Physik....


Ich dachte Mathematik sei ein "Grenzfall"? Schonmal einen Physiker gesehen der ohne Mathematik auskommt? zwinkern
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Tapuak
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#617100) Verfasst am: 09.12.2006, 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Oekonomie, Germanistik, Philosophie etc. im Grunde genommen alle Geisteswissenschaften, die den endgueltigen logischen Beweis mangels naturgesetzlicher Grundlagen, auf die man sich beziehen koennte, nicht kennen, koennen strenggenommen nicht als Wissenschaft gelten. Mathematik ist ein Grenzfall, weil die sich wenigstens die Muehe machen Axiome zu formulieren und dann einfach so tun als ob sich ihre Schlussfolgerungen auf Naturgesetze zurueckfuehren liessen....

Wirklich "wissen" kann man nur, was man auch zweifelsfrei bewiesen hat, alles andere ist blosse Spekulation....

Ich glaube, hier unterliegst du einem Irrtum. Dass Theorien nie endgültig bewiesen werden können, wurde hier bereits erwähnt. Wichtig ist, dass das für alle Disziplinen der Wissenschaft gilt. Nur, weil wir z.B. in der Physik teilweise relativ gut bewährte Theorien haben, heißt das nicht, dass diese auch nur annähernd endgültig bewiesen wären.

Deine Trennung in "Geisteswissenschaften" und "Naturwissenschaften" halte ich übrigens für sinnlos, da letztlich alle (Real-)Wissenschaften Naturwissenschaften sind. Die Biologie formuliert ebenso Hypothesen über die Beschaffenheit der Realität (also der Natur) wie die Ökonomie. Und es gibt nicht den geringsten Grund, die Ökonomie als etwas "Außernatürliches" zu interpretieren. Biologie und Ökonomie sind also beides Realwissenschaften.

Die Einstufung mancher Disziplinen als "Geisteswissenschaften" ist m.E. noch ein Überbleibsel einer antinaturalistischen Denkweise, die den Menschen und seine Tätigkeiten als etwas von der restlichen Natur hervorgehobenes - und damit mit anderen Methoden zu untersuchendes - "Forschungsobjekt" verstanden wissen will. Heute wissen wir aber, dass diese Einschätzung ein theologisch-metaphysischer Irrtum war und der Mensch nicht den Nabel der Welt darstellt.

Eine Ausnahme sind die Mathematik und die Logik, die in diesem Sinne natürlich keine Realwissenschaften darstellen. Für sie gibt es ja die Bezeichnung "Formalwissenschaft" - vielleicht ist das treffender.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#617147) Verfasst am: 09.12.2006, 12:59    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Deine Trennung in "Geisteswissenschaften" und "Naturwissenschaften" halte ich übrigens für sinnlos.

Was heißt "sinnlos"? Sie ist bis zu einem bestimmten Grad beliebig. Differenzierung ist durchaus nichts Schlechtes, und die sogenannten "Geisteswissenschaften" arbeiten in der Tat anders als die sogenannten "Naturwissenschaften". Dennoch gibt es auch innerhalb der "Geisteswissenschaften" große methodische und methodologische (und damit letztlich notgedrungen auch ontologische) Unterschiede, und ich glaube, dass das bei den Naturwissenschaften ähnlich ist. Warum müssen wir die verschiedenen Fächer also überhaupt in solche "Schubladen" stecken? Sinnvoller wäre es, auch die Unterschiede zwischen den Methodiken der verschiedenen Wissenschaften deutlicher hervorzuheben.

Dabei würde sich dann übrigens auch zeigen, dass "der Naturalismus" kein einheitliches Phänomen ist, sondern dass z.B. ein aus der Physik kommender Naturalist teilweise ganz andere Semantiken (und damit letztendlich auch Ontologien) verwendet als z.B. einer, der aus der Neurologie, der Chemie, den Sozialwissenschaften oder der Philosophie kommt. Naturalisten, die aus der Neurologie kommen, neigen meiner Erfahrung nach beispielsweise teilweise dazu, konstruktivistische Denkfiguren und Rhetoriken zu adaptieren, was man bei Naturalisten, die aus der Chemie kommen, meiner Erfahrung nach fast nie zu finden ist. Indem man die Unterschiede innerhalb des Naturalismus aufzeigt, lässt man damit gleichzeitig die Grenze zwischen naturalistischen und nichtnaturalistischen Philosophien (z.B. Konstruktivismus, Poststrukturalismus) verschimmen.

Das Problem bei der Einordnung von Disziplinen ist übrigens auch, wo man die Philosophie einordnen will. Sie ist keine Naturwissenschaft, aber sie ist auch keine typische Geistes- oder Gesellschaftswissenschaft. Ich habe viel mehr die Vermutung, dass sie überhaupt keine "Wissenschaft" im eigentlichen Sinne ist. (Und das ist keine Abqualifizierung der Philosophie - ganz im Gegenteil.) Was ich auch witzig finde, ist, dass vielen Naturalisten gar nicht bewusst ist, dass der Naturalismus keine naturwissenschaftliche Theorie, also nicht eigentlich ein Produkt der Naturwissenschaften ist. Vielmehr ist er eigentlich ein philosophisches Gebilde.

Was die Cultural Studies angeht, so scheinen sie mir recht poststrukturalistisch zu sein (bitte nicht mit 'postmodern' verwechseln!). Wenn dem so ist, ist es auch klar, dass sie Marxismus und Psychoanalyse wieder aufnehmen. So gesehen sind sie wohl eher keine wissenschaftliche Richtung - bzw. sie entsprechen wohl nicht dem heutigen Paradigma der Wissenschaften. Die Frage ist allerdings auch, was heutzutage noch von Marx und Freud zu lernen wäre. Wenn jemand antwortet: "Nichts", dann wird er eben von diesen Leuten nichts lernen...
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 09.12.2006, 13:04, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Leukrit
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.09.2006
Beiträge: 248

Beitrag(#617150) Verfasst am: 09.12.2006, 13:02    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
»Eleganter Unsinn« ist die deutsche Übersetzung von »Intellectual Impostures« bzw. «Imposture Intellectuelles».

Oh, ich hatte vorher extra nochmal reingeschaut. Die englische Ausgabe wird darin unter »Fashionable Nonsense« aufgeführt. Da gab es wohl zwischenzeitlich eine Titeländerung...
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Wohnort: Wien

Beitrag(#617151) Verfasst am: 09.12.2006, 13:07    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Eine Ausnahme sind die Mathematik und die Logik, die in diesem Sinne natürlich keine Realwissenschaften darstellen. Für sie gibt es ja die Bezeichnung "Formalwissenschaft" - vielleicht ist das treffender.

Da bin ich anderer Ansicht. Mathematik und Logik machen ausgezeichnete, überprüfbare Aussagen über die Realität, nur halt auf einer höheren Abstraktionsebene.

Wenn ich vier mal eine Kugel in eine Schachtel gebe, dann enthält die Schachtel anschließend vier Kugeln. Das ist überprüfbar.
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



Anmeldungsdatum: 11.07.2004
Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#617153) Verfasst am: 09.12.2006, 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Kultur-Relativismus, Marxismus und Psychoanalyse spielen hier eine große Rolle, weshalb ich den Verdacht hege, dass es sich um eine Pseudowissenschaft handelt.


Da kann ich dich beruhigen - so ist es nicht.



Ich hätte gerne 10 Cent für jedes mal wenn ich erklären musste, dass auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften mit wissenschaftlichen Methoden gearbeitet wird. Wahrscheinlich ist Knoff Hoff Schuld daran das die breite Mehrheit der Bevölkerung Naturwissenschaft mit Wissenschaft gleichsetzt.

(O.K., dann hätte ich circa 2, 3 Euro zwinkern )
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Storm by Tim Minchin
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Der Autor
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Anmeldungsdatum: 22.05.2006
Beiträge: 449

Beitrag(#617164) Verfasst am: 09.12.2006, 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Oekonomie, Germanistik, Philosophie etc. (...) koennen strenggenommen nicht als Wissenschaft gelten.


Das geht mir schon etwas zu weit. Ich erkläre das mal am Beispiel Sprachwissenschaft. Dort werden die Sprachen streng wissenschaftlich nach klar definierten Kriterien untersucht, auf Klanglichkeit, Morpheme, Grapheme, sprachhistorische Zusammenhänge etc. Man arbeitet dort auch mit Studien und Experimenten, teils sehr empirisch. Nimm zum Beispiel Steven Pinker, der ist sowohl Neuropsychologe als auch Sprachwissenschaftler und Bright - Naturalisten werden ihre Zeit nicht mit Unwissenschaftlichem verschwenden.

Auch die Literaturwissenschaft arbeitet wissenschaftlich. Das Problem hier ist einfach, dass es keine ultimativ gültige Deutung von Literatur, Filmen und anderen kulturellen Produkten geben kann. Diktatoren versuchen immer, die Kultur ihres Landes in ihr ideologisches Bild reinzuinterpretieren. In der DDR galt Goethe als Kommunist. Mit literaturwissenschaftlichen Methoden kann man jedoch nichts irgendwo reininterpretieren, sondern nur anhand der Texte und ihren Entstehungsbedingungen verstehen. Das ist auch ein effektives Sprachtraining, man durchschaut Lügen, Propaganda und Halbwahrheiten wesentlich schneller. Es gibt hier zwar eine Vielzahl von Theorien, Sinn ergeben sie jedoch alle.

Das Problem der Geisteswissenschaft ist also ihr Untersuchungsgegenstand, weniger ihre Methoden (die meist streng logischen Kriterien folgen). Man kann mit naturwissenschaftlichen Ansätzen feststellen, aus welcher Art Papier und mit welcher Tinte ein Buch geschrieben wurde. Für das Verständnis des Inhalts bringt das in den meisten Fällen gar nichts.


Besonders schade an Cultural Studies finde ich, dass einige Ansätze ja gar nicht schlecht sind. Ich behaupte, dass wirklich wertvolle Erkenntnisse daraus gewonnen wurden, darüber, wie bestimmte Kulturen die Welt wahrnehmen. Diese Erkenntnisse werden aber gleich wieder verdorben, indem man irgend einen linken Schwachsinn hinein interpretiert. Das ganze Fach basiert darauf, dass jemand irgendwen beherrschen will und dass alle Menschen nur Macht anstreben. Ich nenne das Verfolgungswahn, nicht Wissenschaft. Außerdem gibt es im Netz einige Kritiken daran, die dazu ermahnen, wieder zum Standpunkt zurückzukehren, alles abzulehnen, weil man sich zu sehr geeinigt habe (Die CS basieren auch auf absolutem Skeptizismus, der nur sie selbst ausschließt).
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caballito
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Beitrag(#617177) Verfasst am: 09.12.2006, 13:44    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Tapuak hat folgendes geschrieben:
Eine Ausnahme sind die Mathematik und die Logik, die in diesem Sinne natürlich keine Realwissenschaften darstellen. Für sie gibt es ja die Bezeichnung "Formalwissenschaft" - vielleicht ist das treffender.

Da bin ich anderer Ansicht. Mathematik und Logik machen ausgezeichnete, überprüfbare Aussagen über die Realität, nur halt auf einer höheren Abstraktionsebene.

Wenn ich vier mal eine Kugel in eine Schachtel gebe, dann enthält die Schachtel anschließend vier Kugeln. Das ist überprüfbar.

Aber keine Mathematik.
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Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#617188) Verfasst am: 09.12.2006, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Tapuak hat folgendes geschrieben:
Eine Ausnahme sind die Mathematik und die Logik, die in diesem Sinne natürlich keine Realwissenschaften darstellen. Für sie gibt es ja die Bezeichnung "Formalwissenschaft" - vielleicht ist das treffender.

Da bin ich anderer Ansicht. Mathematik und Logik machen ausgezeichnete, überprüfbare Aussagen über die Realität, nur halt auf einer höheren Abstraktionsebene.

Wenn ich vier mal eine Kugel in eine Schachtel gebe, dann enthält die Schachtel anschließend vier Kugeln. Das ist überprüfbar.

Aber keine Mathematik.

1+1+1+1=4 soll keine Mathematik sein?
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Leukrit
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Beiträge: 248

Beitrag(#617191) Verfasst am: 09.12.2006, 14:02    Titel: Antworten mit Zitat

Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Schonmal einen Physiker gesehen der ohne Mathematik auskommt?

Nicht unvorstellbar zwinkern In der Artikelreihe (über 30 Artikel) 'Experimental Researches in Electricity', die Faraday von 1832 bis 1856 in den 'Philosophical Transactions' veröffentlicht hat, kommt nur an wenigen Stellen überhaupt Mathematik vor, und dann nur elementare Schulmathematik. Faraday hat für die Physik Bleibendes geschaffen. Feynman hielt es ähnlich: erst die Physik verstehen, nachher erst mathematisch formalisieren.


Zuletzt bearbeitet von Leukrit am 09.12.2006, 14:03, insgesamt einmal bearbeitet
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Algol
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Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#617193) Verfasst am: 09.12.2006, 14:03    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Hallo Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:


... gib mir doch bitte mal einen "endgültigen logischen Beweis" für "Naturgesetz" ... . Lachen Lachen Lachen


Das kannst Du selber machen. Z.B. kann man beweisen das Wasser bei 100Grad kocht, indem man sich ein Thermometer kauft und in das Wasser haelt, welches man erhitzt um Eier abzukochen.

So einfach ist das nicht, denn unsere Temperaturskala beruht per Definition auf dem Koch- und Schmelzpunkt von Wasser.

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Letztlich lassen sich alle bewiesenen Erkenntnisse der Naturwissenschaften auf objektive Beobachtungen und Messungen zurueckzufuehren.

Richtig!
Nur ist noch nichts "bewiesen" ... zwinkern
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
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Beitrag(#617203) Verfasst am: 09.12.2006, 14:28    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:

Jede Menge, Autor!

Oekonomie, Germanistik, Philosophie etc. im Grunde genommen alle Geisteswissenschaften, die den endgueltigen logischen Beweis mangels naturgesetzlicher Grundlagen, auf die man sich beziehen koennte, nicht kennen, koennen strenggenommen nicht als Wissenschaft gelten. Mathematik ist ein Grenzfall, weil die sich wenigstens die Muehe machen Axiome zu formulieren und dann einfach so tun als ob sich ihre Schlussfolgerungen auf Naturgesetze zurueckfuehren liessen....

Wirklich "wissen" kann man nur, was man auch zweifelsfrei bewiesen hat, alles andere ist blosse Spekulation....

Gruss, Bernie

Selten soviel Unsinn gelesen.
Mathematik ist die einzige Wissenschaft die wirklich beweisen kann. Eben weil sie auf Axiome und nicht auf Emperie aufbaut. Aus guten Grund nennt sich die Induktion in der Mathematik vollständige Induktion(um sich von den Naturwissenschaften abzugrenzen). Den die Naturwissenschaften können nicht vollständig induzieren: du kannst nicht beweisen, dass das Wasser immer bei der selben Temperatur zu kochen anfängt, oder dass die Sonne morgen aufgeht. Es lassen sich nämlich nur endlich viele Vorgänge beobachten.
Das ganze nennt sich Induktionsproblem. Glücklicherweise haben sich die Induktionslogiker, wie du nicht durchgesetzt.
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Trish:(
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Johnnyboy
Stück Scheiße



Anmeldungsdatum: 26.06.2005
Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon

Beitrag(#617213) Verfasst am: 09.12.2006, 14:42    Titel: Antworten mit Zitat

Leukrit hat folgendes geschrieben:
Johnnyboy hat folgendes geschrieben:
Schonmal einen Physiker gesehen der ohne Mathematik auskommt?

Nicht unvorstellbar zwinkern In der Artikelreihe (über 30 Artikel) 'Experimental Researches in Electricity', die Faraday von 1832 bis 1856 in den 'Philosophical Transactions' veröffentlicht hat, kommt nur an wenigen Stellen überhaupt Mathematik vor, und dann nur elementare Schulmathematik. Faraday hat für die Physik Bleibendes geschaffen. Feynman hielt es ähnlich: erst die Physik verstehen, nachher erst mathematisch formalisieren.


Das ist ja auch schon was. Mr. Green
Aber ich verstehe deinen Punkt. Trotzdem ist das "mathematische Formalisieren" essentiell. Qualitative Aussagen sind nicht immer ausreichend.
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



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Beitrag(#617246) Verfasst am: 09.12.2006, 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hi beachbernie!

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:


... gib mir doch bitte mal einen "endgültigen logischen Beweis" für "Naturgesetz" ... . Lachen Lachen Lachen


Das kannst Du selber machen. Z.B. kann man beweisen das Wasser bei 100Grad kocht, indem man sich ein Thermometer kauft und in das Wasser haelt, welches man erhitzt um Eier abzukochen. Letztlich lassen sich alle bewiesenen Erkenntnisse der Naturwissenschaften auf objektive Beobachtungen und Messungen zurueckzufuehren. Wo man auch theoretisch nicht beobachten und messen kann, z.B. weil man gerade keine Zeitmaschine zur Verfuegung hat, da hat man ein ganz gemeines Problem, welches von den sogenannten "Kreationisten" auch ganz schamlos ausgenutzt wird. Die "Evolutionstheorie" ist deshalb dazu verdammt auf ewig "Theorie" zu bleiben, es sei denn Du setzt Dich in den Bastelraum und sicherst Dir den naechsten Nobelpreis in Physik.... Sehr glücklich


Eine Theorie ist das Beste, was Du in den Naturwissenschaften bekommen kannst. So kennst Du also eine Evolutionstheorie, eine Relativitätstheorie, eine Gravitationstheorie oder eine Theorie der Messung ... .

Der wissenschaftliche Theoriebegriff unterscheidet sich wesentlich vom umgangssprachlichen Gebrauch: Für eine Theorie unabdingbar ist ihre potentielle Falsifizierbarkeit, sie kann allerdings niemals letztgültig "bewiesen" werden. Für den Anfang wird hier hilfreich sein, mal nach Karl Popper und seinem Induktionsproblem zu googeln.

Eigentlich gibt es keine Naturgesetze (Der Gesetzesbegriff hat hier durchaus kritikwürdige Ursprünge), sondern letztlich "nur" Naturkonstanten - es werden also gewisse Relationen in Zusammenhang gebracht. Diese Relationen bestehen aus einer Größe und einer Dimension, wobei letztere auch "0" sein kann. Beispiele hierfür wären etwa π für das geometrische Verhältnis von Kreisumfang zu Kreisdurchmesser oder c für die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum von 299792458 (= Größe) m/s (= Dimension).

Und Du meinst wirklich, Wasser kocht bei 100º C? Dann hätte ich doch gerne mal hierzu einen entsprechenden Beweis von Dir. Damit Du auch was davon hast, will ich in diesem Zusammenhang noch schnell das Stichwort 'Luftdruck' beifügen. Mal sehen, wie lange Du brauchst, bis Du bei einer bekannten Theorie der Temperatur angelangt bist ...

Auch Deine Geisteswissenschaften lassen sich teilweise recht stringent betreiben. Am besten gefällt mir hier die experimentelle Ökonomie.







Cheers,

Lamarck
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„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

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caballito
zänkisches Monsterpony



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary

Beitrag(#617280) Verfasst am: 09.12.2006, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
caballito hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Tapuak hat folgendes geschrieben:
Eine Ausnahme sind die Mathematik und die Logik, die in diesem Sinne natürlich keine Realwissenschaften darstellen. Für sie gibt es ja die Bezeichnung "Formalwissenschaft" - vielleicht ist das treffender.

Da bin ich anderer Ansicht. Mathematik und Logik machen ausgezeichnete, überprüfbare Aussagen über die Realität, nur halt auf einer höheren Abstraktionsebene.

Wenn ich vier mal eine Kugel in eine Schachtel gebe, dann enthält die Schachtel anschließend vier Kugeln. Das ist überprüfbar.

Aber keine Mathematik.

1+1+1+1=4 soll keine Mathematik sein?

Hab ich das etwa behauptet? zwinkern
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Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
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Beitrag(#617281) Verfasst am: 09.12.2006, 15:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Wolf!

Wolf hat folgendes geschrieben:
[...]
Mathematik ist die einzige Wissenschaft die wirklich beweisen kann. Eben weil sie auf Axiome und nicht auf Emperie aufbaut. Aus guten Grund nennt sich die Induktion in der Mathematik vollständige Induktion(um sich von den Naturwissenschaften abzugrenzen). Den die Naturwissenschaften können nicht vollständig induzieren: du kannst nicht beweisen, dass das Wasser immer bei der selben Temperatur zu kochen anfängt, oder dass die Sonne morgen aufgeht. Es lassen sich nämlich nur endlich viele Vorgänge beobachten.
Das ganze nennt sich Induktionsproblem. Glücklicherweise haben sich die Induktionslogiker, wie du nicht durchgesetzt.


Auch in der Mathematik ist der Beweis nicht ganz so unproblematisch. Dies gelingt letztlich nur durch Setzungen und genau das sind Axiome.


Cheers,

Lamarck
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