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Gemeinschaftsschule vs. mehrgliedriges Schulsystem

 
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#265756) Verfasst am: 21.02.2005, 14:56    Titel: Gemeinschaftsschule vs. mehrgliedriges Schulsystem Antworten mit Zitat

Ist ja gerade Thema in Schleswig-Holstein.

Frankfurter Rundschau hat folgendes geschrieben:
Kulturkampf im hohen Norden
Rot-Grün setzte auf die "Schule für alle", Schwarz-Gelb beharrte dagegen auf Beibehaltung des dreigliedrigen Systems
[...] Die rot-grüne Parole in Kiel ging so: Mit der "Schule für alle" werde die "erste wirkliche Schulreform seit Einführung der gemeinsamen vierjährigen Grundschule in der Weimarer Republik" angegangen. Schwarz-Gelb konterte mit der Angst vor "sozialistischer Gleichmacherei nach dem Konzept der gescheiterten Gesamtschule". [...]


Die Berliner Zeitung schreibt zur Landtagswahl (hab' keinen Link, ist abgetippt):

Zitat:
[...] Vor allem aber wurde Simonis dafür bestraft, dass ihre Koalition das Schulwesen revolutionieren wollte: Die traditionelle Gliederung in Gymnasium, Realschule und Hauptschule sollte abgeschafft werden und Schritt für Schritt durch eine Einheitsschule bis zur zehnten Klasse ersetzt werden. [...]


Die ganze Schulpolitik in Deutschland scheint mir von beiden Seiten durch Ideologie bestimmt zu werden. Die Bedürfnisse von Schülern und Eltern fallen dadurch mE meist unter den Tisch.

Ich denke, es wäre wichtig, erst einmal folgende Fragen zu klären: Was sind wir als Gesellschaft bereit, für die Ausbildung unserer Kinder zu bezahlen? Wollen wir mit kleinstmöglichem Kapitaleinsatz nur die begabten und einfach zu handhabenden Kinder fördern und nehmen es dabei in Kauf, dass viele Schüler hinten runter fallen? Oder sind wir bereit, (viel) mehr Geld auszugeben, um möglichst alle Kinder nach ihren Fähigkeiten zu fördern?

Aus meiner Sicht ist unsere Gesellschaft nicht bereit, genügend Geld für die Ausbildung zu bezahlen und solange das nicht der Fall ist, ist alles andere nur ideologisches Gequatsche.

Ich glaube, dass die Berliner Zeitung Recht hat: die SPD hat sich mit der Einheizschule ein Kuckucksei ins Nest gelegt; wäre für mich auch ein Grund gewesen, Rot-Grün abzuwählen.
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Beitrag(#265782) Verfasst am: 21.02.2005, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Das mehrgliedrige Schulsystem wäre gar nicht sooo schlecht, wenn man die Hauptschulen besser fördern würde.

Andererseits ist diese Aussortierung nach der Grundschule für Eltern und Schüler ein Mega-Streß. Die Neu-Orientierung in einer neuen Schule, das Bewußtsein "ich bin jetzt ein Hauptschüler, und du bist ein Realschüler, und du bist ein Gymnasiast" muß erst mühsam erlangt werden. Und Schulwechsel "nach unten" sind eine Schmach, die irgndwie kompensiert werden muß.

Soviel als Zwischenbilanz.
(Meine Kinder haben den größten Teil ihrer Schulzeit hinter sich. Ich glaube nicht, daß die von einem neuen Schulsystem noch betroffen sein werden. Ein halbes Jahr lang hatte ich übrigens meine 4 Kinder auf 4 verschiedenen Schulen verteilt: Grundschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium noc )
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scilla
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Anmeldungsdatum: 16.01.2005
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Beitrag(#265814) Verfasst am: 21.02.2005, 18:20    Titel: Antworten mit Zitat

ich bin auch Befürworter des dreigliedrigen Schulsystems
(mit Sonderschule sind es sogar vier Schultypen)

was mir nicht gefällt, sind Privatschulen und Internate
nicht, daß ich den Schülern ihre bessere Ausbildung nicht gönne.
aber ich befürchte,
daß diese Schulen den Einstieg in die Zwei-Klassengesellschaft darstellen

das Hauptproblem ist wohl,
daß die 'arischen' Grundschüler aus den reichen Stadtvierteln praktisch zu 80 Prozent aufs Gymnasium gehen,
während die Gastarbeiterjugend in den ärmeren Stadtvierteln, obwohl genetisch nicht benachteiligt,
zu zwei Drittel auf die Hauptschule wandert
(Untersuchung in Stuttgart)

skandalös ist auch,
daß in einigen Bundesländern das Abitur verschenkt wird
und daß
sich die Länder und der Bund auf keine einheitliches Abschlußniveau einigen wollen
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#265841) Verfasst am: 21.02.2005, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hier noch ein Artikel aus der taz. Finde ich unerfreulich parteiisch, puh, allein schon der Titel:

Die Liberalen spielen Kalter Krieg hat folgendes geschrieben:
[...] Die SPD wirbt für eine zehnjährige Gemeinschaftsschule in Kooperation mit der offenen Ganztagsschule. Das ist zum einen ihre Antwort auf das erneut schlechte Abschneiden der früh ausgelesenen deutschen SchülerInnen bei Pisa II, zum anderen aber auch Pragmatismus. Denn in den ländlichen Regionen werden die Kinder knapp. [...]


Das ist für mich der wichtigste Teil des Artikels. Ich interpretiere das wie folgt: die Kinderzahlen sinken, Schulen sollen geschlossen werden: das geht einfach besser, wenn nicht mehrere Schularten angeboten werden müssen. Mit anderen Worten: die SPD will Gemeinschaftsschulen, um zu sparen.

Ich bin nicht prinzipiell gegen eine Gemeinschaftsschule, die kann mE aber nur funktionieren, wenn mehr Geld ins System kommt und das müssen die Politiker erst einmal nachweisen. Hier soll wieder mit Ideologie unterfüttert auf Kosten der Kinder gespart werden. Eine Statistik würde mich mal interessieren: wie die SPD bei Eltern mit schulpflichtigen Kindern abgeschnitten hat. Ich wette, das ist katastrophal. Die taz behauptet zwar etwas anderes, das kann ich jedoch schwerlich glauben.

@Sanne
Das mehrgliedrige Schulsystem ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Hier in Brandenburg ist das so: es gibt keine Hauptschule, die Grundschule geht bis zur 6. Klasse. Wobei beides mE Nachteile hat: dadurch, dass es keine Hauptschule gibt, ist die Gesamtschule zur Restschule degradiert. Und Grundschule bis zur 6. Klasse kann man nach PISA prima ideologisch begründen, willkommener Nebeneffekt (für mich jedoch Hauptgrund): es ist billiger, Grundschullehrer zu bezahlen, weil die nicht so qualifiziert sind. Dadurch bleibt zwar auch die Qualität des Unterrichts auf der Strecke, aber was soll's. Geiz ist geil!

@Scilla
Ich kann nicht nachvollziehen, warum Du von "Ariern" und von Gastarbeitern sprichst.
Wenn Du von unterschiedlichen sozialen Schichten reden würdest, könnten wir vielleicht auf eine Meinung kommen. Unser Schulsystem differenziert hier sehr stark (wie ja auch in der PISA-Studie bemängelt). Welchen Bildungsweg die Kinder gehen, liegt sehr stark am Wert, den die Eltern der Bildung zumessen. Jedenfalls ist das hier in Brandenburg so. Es gibt nicht genügend Plätze an den Gymnasien, daher muss man etwas seine Ellenbogen einsetzen, um einen Platz zu bekommen. Das habe ich getan; mein Ältester ist jetzt auf dem Gymnasium. So einfach und so ungerecht ist das, wird aber vom jetzigen System bewusst in Kauf genommen.
Ein Bundesland, das ein Abitur verschenkt, kenne ich nicht.
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Sanne
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Beitrag(#265854) Verfasst am: 21.02.2005, 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hier noch ein Artikel aus der taz. Finde ich unerfreulich parteiisch, puh, allein schon der Titel:

Die Liberalen spielen Kalter Krieg hat folgendes geschrieben:
[...] Die SPD wirbt für eine zehnjährige Gemeinschaftsschule in Kooperation mit der offenen Ganztagsschule. Das ist zum einen ihre Antwort auf das erneut schlechte Abschneiden der früh ausgelesenen deutschen SchülerInnen bei Pisa II, zum anderen aber auch Pragmatismus. Denn in den ländlichen Regionen werden die Kinder knapp. [...]


Das ist für mich der wichtigste Teil des Artikels. Ich interpretiere das wie folgt: die Kinderzahlen sinken, Schulen sollen geschlossen werden: das geht einfach besser, wenn nicht mehrere Schularten angeboten werden müssen. Mit anderen Worten: die SPD will Gemeinschaftsschulen, um zu sparen.



Nein, da geht es nicht nur ums sparen, sondern auch um die Zumutbarkeit von Schulwegen. Ein- bis zweistündige Busfahrten zur Schule, und mehrstündige Wartezeiten, um mittags/nachmittags/abends zurück zu kommen, sind für viele Schüler bereits die Regel. Wenn dann noch Schulen schließen, wird es noch schlimmer.

Zitat:


Ich bin nicht prinzipiell gegen eine Gemeinschaftsschule, die kann mE aber nur funktionieren, wenn mehr Geld ins System kommt und das müssen die Politiker erst einmal nachweisen.


Sehe ich auch so.
Zitat:

Hier soll wieder mit Ideologie unterfüttert auf Kosten der Kinder gespart werden. Eine Statistik würde mich mal interessieren: wie die SPD bei Eltern mit schulpflichtigen Kindern abgeschnitten hat. Ich wette, das ist katastrophal. Die taz behauptet zwar etwas anderes, das kann ich jedoch schwerlich glauben.


Die Schulpolitik war für meine Wahlentscheidung nicht ausschlaggebend.


Zitat:

@Sanne
Das mehrgliedrige Schulsystem ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Hier in Brandenburg ist das so: es gibt keine Hauptschule, die Grundschule geht bis zur 6. Klasse. Wobei beides mE Nachteile hat: dadurch, dass es keine Hauptschule gibt, ist die Gesamtschule zur Restschule degradiert. Und Grundschule bis zur 6. Klasse kann man nach PISA prima ideologisch begründen, willkommener Nebeneffekt (für mich jedoch Hauptgrund): es ist billiger, Grundschullehrer zu bezahlen, weil die nicht so qualifiziert sind. Dadurch bleibt zwar auch die Qualität des Unterrichts auf der Strecke, aber was soll's. Geiz ist geil!


Sechs Jahre Grundschule würde ich gut finden. Die 5. und 6. Klasse gelten bei uns als Orientierungsstufe, da heißt, die unterrichtsinhalte sind an allen 3 Schulen gleich, und man kann problemlos die Schulart wechseln. Also könnte man ebensogut in der selben Klasse sitzen (und dadurch länger in der Dorfschule bleiben)

Zitat:

@Scilla
Ich kann nicht nachvollziehen, warum Du von "Ariern" und von Gastarbeitern sprichst.
Wenn Du von unterschiedlichen sozialen Schichten reden würdest, könnten wir vielleicht auf eine Meinung kommen. Unser Schulsystem differenziert hier sehr stark (wie ja auch in der PISA-Studie bemängelt). Welchen Bildungsweg die Kinder gehen, liegt sehr stark am Wert, den die Eltern der Bildung zumessen. Jedenfalls ist das hier in Brandenburg so. Es gibt nicht genügend Plätze an den Gymnasien, daher muss man etwas seine Ellenbogen einsetzen, um einen Platz zu bekommen. Das habe ich getan; mein Ältester ist jetzt auf dem Gymnasium. So einfach und so ungerecht ist das, wird aber vom jetzigen System bewusst in Kauf genommen.
Ein Bundesland, das ein Abitur verschenkt, kenne ich nicht.


Suspekt
Ich hab den Eindruck, daß es auf dem Gymnasium irgendwie um die Leistungen der Schüler geht...
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AgentProvocateur
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Beitrag(#265986) Verfasst am: 22.02.2005, 02:18    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hier noch ein Artikel aus der taz. Finde ich unerfreulich parteiisch, puh, allein schon der Titel:

Die Liberalen spielen Kalter Krieg hat folgendes geschrieben:
[...] Die SPD wirbt für eine zehnjährige Gemeinschaftsschule in Kooperation mit der offenen Ganztagsschule. Das ist zum einen ihre Antwort auf das erneut schlechte Abschneiden der früh ausgelesenen deutschen SchülerInnen bei Pisa II, zum anderen aber auch Pragmatismus. Denn in den ländlichen Regionen werden die Kinder knapp. [...]

Das ist für mich der wichtigste Teil des Artikels. Ich interpretiere das wie folgt: die Kinderzahlen sinken, Schulen sollen geschlossen werden: das geht einfach besser, wenn nicht mehrere Schularten angeboten werden müssen. Mit anderen Worten: die SPD will Gemeinschaftsschulen, um zu sparen.

Nein, da geht es nicht nur ums sparen, sondern auch um die Zumutbarkeit von Schulwegen. Ein- bis zweistündige Busfahrten zur Schule, und mehrstündige Wartezeiten, um mittags/nachmittags/abends zurück zu kommen, sind für viele Schüler bereits die Regel. Wenn dann noch Schulen schließen, wird es noch schlimmer.


Genau das meine ich doch. Der Trick (aus meiner Sicht) geht so: Ich habe heute verschiedene Schulen (Hauptschule, Realschule und Gesamtschule ohne Oberstufe) und die nenne ich jetzt einfach alle gleich, nämlich "Gemeinschaftsschule". Nehmen wir an, in einer Gegend gibt es a) eine Realschule b) eine Hauptschule c) eine Gesamtschule ohne Oberstufe. Wenn ich jetzt (als Politiker) eine davon schließen will, gibt es Probleme. Die Eltern werden sagen: "Hey, wir haben ein verbrieftes Recht, unsere Kinder auf eine uns genehme Schulform zu schicken. Deswegen darf keine der Schulen hier dicht gemacht werden, weil ja sonst unser Recht der Auswahl beschränkt würde." Das, finde ich, ist ein gutes Argument: der Politiker wird große Probleme bekommen, eine der Schulen zu schließen.

Wenn jetzt aber alle 3 Schulen gleich genannt werden, nämlich "Gemeinschaftsschule", dann fällt dieses Argument weg. Die Politiker werden sagen: "Die Schülerzahl geht zurück. Wir haben 3 Gemeinschaftsschulen. Eine davon ist zuviel. Die müsssen wir schließen." Und ob jemand dann 2 Stunden Schulweg hat? Wen kümmerts? Wir müssen ja sparen! Ergo: Durch die Gemeinschaftsschule wird es sehr viel schwieriger werden, die Schließung von Schulen zu verhindern.

Sanne hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hier soll wieder mit Ideologie unterfüttert auf Kosten der Kinder gespart werden. Eine Statistik würde mich mal interessieren: wie die SPD bei Eltern mit schulpflichtigen Kindern abgeschnitten hat. Ich wette, das ist katastrophal. Die taz behauptet zwar etwas anderes, das kann ich jedoch schwerlich glauben.

Die Schulpolitik war für meine Wahlentscheidung nicht ausschlaggebend.


Naja, verstehe ich ja auch, wenn es Deine Kinder nicht mehr betrifft. Da es aber alle meine Kinder noch betrifft, hätte es meine Wahlentscheidung durchaus beeinflusst.

Sanne hat folgendes geschrieben:
Suspekt
Ich hab den Eindruck, daß es auf dem Gymnasium irgendwie um die Leistungen der Schüler geht...


Unser heutiges Schulsystem ist keineswegs darauf aufgebaut, dass derjenige, der am intelligentesten (oder klügsten oder wie man es auch immer nennt) ist, die beste Bildung bekommt. Die beste Bildung bekommt derjenige, dessen Eltern sich am meisten dafür einsetzen und, naja, Geld kann auch nicht schaden. Zur Not bleibt immer noch das Privatgymnasium oder das Internat.
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vanitas
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Beitrag(#266018) Verfasst am: 22.02.2005, 04:58    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Unser heutiges Schulsystem ist keineswegs darauf aufgebaut, dass derjenige, der am intelligentesten (oder klügsten oder wie man es auch immer nennt) ist, die beste Bildung bekommt. Die beste Bildung bekommt derjenige, dessen Eltern sich am meisten dafür einsetzen und, naja, Geld kann auch nicht schaden. Zur Not bleibt immer noch das Privatgymnasium oder das Internat.


Also ich kenne ja eure Verhältnisse nicht aber das kann ich mir nicht recht vorstellen. Bei uns (Sachsen bzw. Oberes Vogtland) spielt das Kind die absolute Hauptrolle. Wenn ein paar Eltern auf Teufel komm raus ihr Kind für das Gymnasium anmelden wollen, obwohl die Lehrer zunächst für die Mittelschule waren, kann sich hier auch etwas bewegen (genauso im Gegenteiligen Fall was es auch gibt weil Eltern Angst haben ihre Kinder zu überfordern), das sind aber auch die einzigen Spielräume. Keiner würde sagen jemand kann nicht auf das Gymnasium weil dort die Plätze begrenzt sind und es stellt auch kein Problem dar, wenn einige in der 5. 6. ja gar manchmal 7. Klasse in das Gymnasium wechseln. Da gibt es keine Quote nach dem Motto: Wir haben Platz für fünf, welche Eltern schreien am lautesten?
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Sanne
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Beitrag(#266031) Verfasst am: 22.02.2005, 09:41    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Unser heutiges Schulsystem ist keineswegs darauf aufgebaut, dass derjenige, der am intelligentesten (oder klügsten oder wie man es auch immer nennt) ist, die beste Bildung bekommt. Die beste Bildung bekommt derjenige, dessen Eltern sich am meisten dafür einsetzen und, naja, Geld kann auch nicht schaden. Zur Not bleibt immer noch das Privatgymnasium oder das Internat.


Das ist ein Punkt, der in einer Gemeinschaftsschule eventuell besser sein könnte.
ich beobachte, daß das Gymnasium in vielerlei Hinsicht besser ausgestattet ist, als die anderen schularten, aus dem einfachen Grund, daß Eltern von Gymnasiasten sich mehr in Elternbeirat und Schulverein engagieren.
Wenn dieselben Eltern dieselbe Zeit, Geld und Ideen in eine Gemeinschaftsschule einbringen würden, käme das eventuell allen Kindern zugute, nicht nur der Elite.

Abgesehen davon könnte man in allen Schulen, egal welche Schulform oder welches Schulsystem, kostenlosen Nachhilfeunterricht, kostenlose Freizeitangebote, kostenlosen Muikinstrumenten-Unterricht und sozialpädagogische Betreuung anbieten. Das geschieht an den Schulen, die ich kenne, leider nicht.

Und da tickt meines Erachtens eine Zeitbombe. Nicht nur Eltern von schulpflichtigen Kindern sollten sich um den Nachwuchs sorgen, sondern alle, die irgendwie am sozialen Frieden in der Gesellschaft interessiert sind.

Möglicherweise machen die Dänen/Skandinavier es besser. Wenn davon was durch den SSW nach Schleswig-Holstein schwappt: gerne.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#266289) Verfasst am: 22.02.2005, 21:58    Titel: Antworten mit Zitat

vanitas hat folgendes geschrieben:
Also ich kenne ja eure Verhältnisse nicht aber das kann ich mir nicht recht vorstellen. Bei uns (Sachsen bzw. Oberes Vogtland) spielt das Kind die absolute Hauptrolle. Wenn ein paar Eltern auf Teufel komm raus ihr Kind für das Gymnasium anmelden wollen, obwohl die Lehrer zunächst für die Mittelschule waren, kann sich hier auch etwas bewegen (genauso im Gegenteiligen Fall was es auch gibt weil Eltern Angst haben ihre Kinder zu überfordern), das sind aber auch die einzigen Spielräume. Keiner würde sagen jemand kann nicht auf das Gymnasium weil dort die Plätze begrenzt sind und es stellt auch kein Problem dar, wenn einige in der 5. 6. ja gar manchmal 7. Klasse in das Gymnasium wechseln. Da gibt es keine Quote nach dem Motto: Wir haben Platz für fünf, welche Eltern schreien am lautesten?


Ich wohne im Speckgürtel von Berlin und das ist wohl eine der wenigen Gegenden, in der nicht Schulen geschlossen, sondern neue gebaut werden. Trotzdem reichen mE die Plätze an Gymnasien nicht aus. Konkret war das so, dass unser Sohn nach der 6. Klasse (wie gesagt, so lange geht die Grundschule hier) einen Notendurchschnitt von 2,0 hatte. Er hat jedoch keine Gymnasiumsempfehlung bekommen. Wir wollen unsere Kinder wirklich nicht "auf Teufel komm' raus" auf's Gymnasium schicken, fanden es aber bei ihm dann irgendwie doch angebracht. Hat ja letztendlich auch geklappt; aber nur deswegen, weil wir uns dahinter geklemmt haben. Welche Eltern schreien am lautesten? Genau so funktioniert das hier. Schulterzucken
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AgentProvocateur
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Beitrag(#266298) Verfasst am: 22.02.2005, 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Das ist ein Punkt, der in einer Gemeinschaftsschule eventuell besser sein könnte.
ich beobachte, daß das Gymnasium in vielerlei Hinsicht besser ausgestattet ist, als die anderen schularten, aus dem einfachen Grund, daß Eltern von Gymnasiasten sich mehr in Elternbeirat und Schulverein engagieren.
Wenn dieselben Eltern dieselbe Zeit, Geld und Ideen in eine Gemeinschaftsschule einbringen würden, käme das eventuell allen Kindern zugute, nicht nur der Elite.


Gerade diese Eltern werden aber nicht besonders begeistert sein: wenn die Menge des Geldes gleich bleibt, bedeutet das ja, dass sie weniger haben als vorher.

Sanne hat folgendes geschrieben:
Abgesehen davon könnte man in allen Schulen, egal welche Schulform oder welches Schulsystem, kostenlosen Nachhilfeunterricht, kostenlose Freizeitangebote, kostenlosen Muikinstrumenten-Unterricht und sozialpädagogische Betreuung anbieten. Das geschieht an den Schulen, die ich kenne, leider nicht.


Genau. Die Politik soll hier erst mal etwas vorlegen, um zu beweisen, dass ihr die Bildung unserer Kinder wichtig ist. Solange das nicht geschieht, werde ich Gemeinschaftsschulen mit aller Macht ablehnen. Gemeinschaftsschulen beschränken das Recht der Schüler und Eltern auf freie Schulwahl.

Sanne hat folgendes geschrieben:
Und da tickt meines Erachtens eine Zeitbombe. Nicht nur Eltern von schulpflichtigen Kindern sollten sich um den Nachwuchs sorgen, sondern alle, die irgendwie am sozialen Frieden in der Gesellschaft interessiert sind.


Ja, das sollte so sein, ist aber leider nicht so.

Sanne hat folgendes geschrieben:
Möglicherweise machen die Dänen/Skandinavier es besser. Wenn davon was durch den SSW nach Schleswig-Holstein schwappt: gerne.


Naja, die SSW ist zwar das Zünglein an der Waage, wird aber dennoch keinen großen Einfluss auf die Bildungspolitik haben. In Finnland ist das z.B. so, dass jede Schule mindestens einen Psychologen hat, der die Lehrer entlastet und ihnen mehr Zeit für ihre originären Aufgaben lässt. Könnte man bei uns, unabhängig von der Schulform, sofort einführen. Würde auch schon mal den guten Willen der Politik zeigen.
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vanitas
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Beitrag(#266302) Verfasst am: 22.02.2005, 22:19    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
vanitas hat folgendes geschrieben:
Also ich kenne ja eure Verhältnisse nicht aber das kann ich mir nicht recht vorstellen. Bei uns (Sachsen bzw. Oberes Vogtland) spielt das Kind die absolute Hauptrolle. Wenn ein paar Eltern auf Teufel komm raus ihr Kind für das Gymnasium anmelden wollen, obwohl die Lehrer zunächst für die Mittelschule waren, kann sich hier auch etwas bewegen (genauso im Gegenteiligen Fall was es auch gibt weil Eltern Angst haben ihre Kinder zu überfordern), das sind aber auch die einzigen Spielräume. Keiner würde sagen jemand kann nicht auf das Gymnasium weil dort die Plätze begrenzt sind und es stellt auch kein Problem dar, wenn einige in der 5. 6. ja gar manchmal 7. Klasse in das Gymnasium wechseln. Da gibt es keine Quote nach dem Motto: Wir haben Platz für fünf, welche Eltern schreien am lautesten?


Ich wohne im Speckgürtel von Berlin und das ist wohl eine der wenigen Gegenden, in der nicht Schulen geschlossen, sondern neue gebaut werden. Trotzdem reichen mE die Plätze an Gymnasien nicht aus. Konkret war das so, dass unser Sohn nach der 6. Klasse (wie gesagt, so lange geht die Grundschule hier) einen Notendurchschnitt von 2,0 hatte. Er hat jedoch keine Gymnasiumsempfehlung bekommen. Wir wollen unsere Kinder wirklich nicht "auf Teufel komm' raus" auf's Gymnasium schicken, fanden es aber bei ihm dann irgendwie doch angebracht. Hat ja letztendlich auch geklappt; aber nur deswegen, weil wir uns dahinter geklemmt haben. Welche Eltern schreien am lautesten? Genau so funktioniert das hier. Schulterzucken


Für mich klingt das ja nach einem Gesetzesverstoß. Dagegen hätten Klagen gute Chancen. Bei uns werden Kinder mit Durchschnitt 3,0 noch auf Elternwunsch ins Gymnasium geschickt und der Gesetzgeber wünscht auch ausdrücklich höhere gymnasiale Quoten (natürlich eher im Sinne schlauerer Schüler aber naja, Politik eben). Wenn man dann gerade den Kindern klagebereiter und engagierter Eltern einen Platz gibt, kann man dieses Problem gut verschieben, jedoch wird das Ganze dann auch grob Verfassungswidrig.
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Beitrag(#266310) Verfasst am: 22.02.2005, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

vanitas hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich wohne im Speckgürtel von Berlin und das ist wohl eine der wenigen Gegenden, in der nicht Schulen geschlossen, sondern neue gebaut werden. Trotzdem reichen mE die Plätze an Gymnasien nicht aus. Konkret war das so, dass unser Sohn nach der 6. Klasse (wie gesagt, so lange geht die Grundschule hier) einen Notendurchschnitt von 2,0 hatte. Er hat jedoch keine Gymnasiumsempfehlung bekommen. Wir wollen unsere Kinder wirklich nicht "auf Teufel komm' raus" auf's Gymnasium schicken, fanden es aber bei ihm dann irgendwie doch angebracht. Hat ja letztendlich auch geklappt; aber nur deswegen, weil wir uns dahinter geklemmt haben. Welche Eltern schreien am lautesten? Genau so funktioniert das hier. Schulterzucken


Für mich klingt das ja nach einem Gesetzesverstoß. Dagegen hätten Klagen gute Chancen. Bei uns werden Kinder mit Durchschnitt 3,0 noch auf Elternwunsch ins Gymnasium geschickt und der Gesetzgeber wünscht auch ausdrücklich höhere gymnasiale Quoten (natürlich eher im Sinne schlauerer Schüler aber naja, Politik eben). Wenn man dann gerade den Kindern klagebereiter und engagierter Eltern einen Platz gibt, kann man dieses Problem gut verschieben, jedoch wird das Ganze dann auch grob Verfassungswidrig.


Die Situation ist komplizierter. Es gibt hier auch eine Gesamtschule mit Oberstufe, d.h. man kann auch dort das Abitur machen. Eine Klage wäre deswegen wahrscheinlich nicht so eindeutig zu gewinnen. Es gibt hier 2 Gymnasien (+ 1 Privatgymnasium, das kostet 400 € im Monat). Für das eine Gymnasium braucht man einen Schnitt von 1,5; für das andere 1,9 (auf's Privatgymnasium kann jeder, der sich's leisten kann). Auf die Gesamtschule kann man immer gehen, diese ist hier die "Restschule", da es ja keine Hauptschulen in Brandenburg gibt. Alle, die nicht an den Gymnasien oder den Realschulen angenommen werden, müssen auf die Gesamtschule gehen. Die Restschule ist aber bei den Eltern aus verständlichen Gründen nicht besonders beliebt; die ist ziemlich groß und es gibt dort ein kleines Drogen- und Gewaltproblem.
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scilla
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Beitrag(#266327) Verfasst am: 22.02.2005, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Agent Provocateur!

Du kommst aus einem Neuen Bundesland
Ich komme aus einem Alten Bundesland

1) letztes Jahr wurden in einer Stuttgarter Zeitung die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht
das Ergebnis (eine große Tabelle) beschäftigte den Stuttgarter Gemeinderat

untersucht wurden alle Grundschulen in Stuttgart (ungefähr 50)
wieviel Prozent der Kinder gehen auf welche weiterführende Schule?
wie hoch ist der 'Ausländer'anteil?

in den Nobelvororten mit deutscher Bevölkerung gehen locker zwei Drittel aufs Gymnasium
in den Gastarbeiterhochburgen gehen locker 50 Prozent auf die Hauptschule

2) Ende der 80er wurde in den heute-nachrichten verlesen, daß Arbeiterkinder unterdurchschnittlich häufig Abitur machen

3) deutsche Kinder sind nicht intelligenter als die der Zugezogenen bzw. der Gastarbeiter
Arbeiterkinder sind nicht dümmer als die der Reichen

4) nach Einschätzung der Baden-Württemberger und der Bayern werden in den meisten anderen Bundesländern die Noten verschenkt
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Beitrag(#266338) Verfasst am: 22.02.2005, 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

scilla hat folgendes geschrieben:
Hallo Agent Provocateur!

Du kommst aus einem Neuen Bundesland
Ich komme aus einem Alten Bundesland

1) letztes Jahr wurden in einer Stuttgarter Zeitung die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht
das Ergebnis (eine große Tabelle) beschäftigte den Stuttgarter Gemeinderat

untersucht wurden alle Grundschulen in Stuttgart (ungefähr 50)
wieviel Prozent der Kinder gehen auf welche weiterführende Schule?
wie hoch ist der 'Ausländer'anteil?

in den Nobelvororten mit deutscher Bevölkerung gehen locker zwei Drittel aufs Gymnasium
in den Gastarbeiterhochburgen gehen locker 50 Prozent auf die Hauptschule

2) Ende der 80er wurde in den heute-nachrichten verlesen, daß Arbeiterkinder unterdurchschnittlich häufig Abitur machen

3) deutsche Kinder sind nicht intelligenter als die der Zugezogenen bzw. der Gastarbeiter
Arbeiterkinder sind nicht dümmer als die der Reichen


Welche Schlüsse wurden aus der Untersuchung gezogen? Gab es irgendwelche Konsequenzen in der Bildungspolitik in Baden-Württemberg?

scilla hat folgendes geschrieben:
4) nach Einschätzung der Baden-Württemberger und der Bayern werden in den meisten anderen Bundesländern die Noten verschenkt


Wenn das stimmt, würde ich im Gegenzug die Baden-Württemberger und die Bayern als arrogant einschätzen.
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vanitas
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Beitrag(#266340) Verfasst am: 22.02.2005, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

scilla hat folgendes geschrieben:
Hallo Agent Provocateur!

Du kommst aus einem Neuen Bundesland
Ich komme aus einem Alten Bundesland

1) letztes Jahr wurden in einer Stuttgarter Zeitung die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht
das Ergebnis (eine große Tabelle) beschäftigte den Stuttgarter Gemeinderat

untersucht wurden alle Grundschulen in Stuttgart (ungefähr 50)
wieviel Prozent der Kinder gehen auf welche weiterführende Schule?
wie hoch ist der 'Ausländer'anteil?

in den Nobelvororten mit deutscher Bevölkerung gehen locker zwei Drittel aufs Gymnasium
in den Gastarbeiterhochburgen gehen locker 50 Prozent auf die Hauptschule

2) Ende der 80er wurde in den heute-nachrichten verlesen, daß Arbeiterkinder unterdurchschnittlich häufig Abitur machen

3) deutsche Kinder sind nicht intelligenter als die der Zugezogenen bzw. der Gastarbeiter
Arbeiterkinder sind nicht dümmer als die der Reichen

4) nach Einschätzung der Baden-Württemberger und der Bayern werden in den meisten anderen Bundesländern die Noten verschenkt


Sind die Punkt Fakten oder zur Diskussion gestellte Argumente/Standpunkte?

zu 1) Hmm ein Unterschied von 16 Prozent ist wohl sogar vergleichsweise niedrig.

zu 2) Bemerkenswertes Gedächtnis, aber was soll das aussagen?

zu 3) Wie definierst du Intelligenz? Warum sollten Kinder von Eltern, die ihnen schon in jungen Jahren mehr Wissen bzw. Fähigkeiten vermitteln (spezifisch Wissen mit dem man bei uns mehr Anfangen kann als mit beispielsweise türkischer Geschichte) genauso erfolgreich in der Schule sein wie Kinder anderer Elterngruppen wie Einwanderen?

zu 4, Also wenn schon dann kann man die auch gleich verkaufen ...

Aber mal im ernst, was soll man mit dieser Aussage anfangen? Bist du auch dieser Meinung? Gilt das für alle Süddeutschen oder nur für die jeweiligen Landesregierungen? Gibt es für diese Aussage auch Argumente? Ab wann ist eine Note verschenkt bzw. ab wann ist sie verdient? Kann man auch schlechte Noten verschenken bzw. wer lässt sich diese schenken?

edit: typo
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Zuletzt bearbeitet von vanitas am 23.02.2005, 18:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Matti
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Beitrag(#266344) Verfasst am: 22.02.2005, 23:41    Titel: Antworten mit Zitat

"In 5 Jahren eine andere Schule"
Anke Spoorendonk von der dänischen Minderheit bedauert, dass die CDU sich gegen die "Schule für alle" einbetoniert hat. Sie will die gegliederte Schule schrittweise abschaffen. Weil nicht hinnehmbar ist, dass Herkunft über Lernerfolg entscheidet
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AgentProvocateur
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Beitrag(#266352) Verfasst am: 23.02.2005, 00:15    Titel: Antworten mit Zitat

Matti hat folgendes geschrieben:
"In 5 Jahren eine andere Schule"
Anke Spoorendonk von der dänischen Minderheit bedauert, dass die CDU sich gegen die "Schule für alle" einbetoniert hat. Sie will die gegliederte Schule schrittweise abschaffen. Weil nicht hinnehmbar ist, dass Herkunft über Lernerfolg entscheidet


Hallo Matti!

Ich sehe, das ist Dein erster Beitrag hier. Willkommen im Freigeisterhaus!

Danke für den Link. Die Diskussion hier ist im Moment tatsächlich etwas vom Thema abgekommen, finde ich gut, wieder dorthin zurückzukehren.

Im Interview von Anke Spoorendonk wird mE wieder nur davon geredet, zu sparen. Wie schon gesagt, wäre eine Gemeinschaftsschule (bzw. Einheitsschule, wie CDU und FDP sie nennen) für mich nur dann akzeptabel, wenn sehr viel mehr Geld für die Bildungspolitik ausgegeben würde. Eine Möglichkeit für mich wäre z.B., wenn die Klassenstärke auf max. 24 Schüler beschränkt würde und jede Klasse 2 Lehrer(innen) und 2 Klassenräume bekäme.

Ich kenne das von meinem Sohn, der war in einer Integrationsklasse mit 6 Integrationskindern (mit Lernschwächen und/oder Verhaltensauffälligkeiten). Die 2te Lehrerin machte dann öfter mit einer kleinen Gruppe von Kindern (nicht unbedingt die Integrationskinder) im kleineren Raum Einzelunterricht.

Wenn dieses Konzept für alle Klassen der Gemeinschaftsschulen vorgesehen würde, dann wäre ich ein überzeugter Fan der Gemeinschaftsschule. Zusätzlich bin ich dafür, an allen Schulen Psychologen einzustellen, wie das in Finnland üblich ist.

Wenn die Gemeinschaftsschule jedoch (mein jetziger Eindruck!) nur eingeführt werden soll, um Geld zu sparen und Eltern und Schüler in ihren Rechten einzuschränken und um einfach möglichst viele Schulen schliessen zu können, dann bin ich absolut dagegen.
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Sanne
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Beitrag(#266381) Verfasst am: 23.02.2005, 08:36    Titel: Antworten mit Zitat

Agent Provocateur hat folgendes geschrieben:
Es gibt hier auch eine Gesamtschule mit Oberstufe, d.h. man kann auch dort das Abitur machen. Eine Klage wäre deswegen wahrscheinlich nicht so eindeutig zu gewinnen. Es gibt hier 2 Gymnasien (+ 1 Privatgymnasium, das kostet 400 € im Monat). Für das eine Gymnasium braucht man einen Schnitt von 1,5; für das andere 1,9 (auf's Privatgymnasium kann jeder, der sich's leisten kann). Auf die Gesamtschule kann man immer gehen, diese ist hier die "Restschule", da es ja keine Hauptschulen in Brandenburg gibt. Alle, die nicht an den Gymnasien oder den Realschulen angenommen werden, müssen auf die Gesamtschule gehen. Die Restschule ist aber bei den Eltern aus verständlichen Gründen nicht besonders beliebt; die ist ziemlich groß und es gibt dort ein kleines Drogen- und Gewaltproblem.


Das Schulsystem in Schleswig-Holstein ist ein ganz anderes, und um die schleswig-holsteinischen Schulen geht es der Sporendonk.
Hier wird nach 4 Jahren Grundschule von den Grundschullehrern eine Empfehlung für eine weiterführende Schule geschrieben und diese im persönlichen Gespräch erörtert. Die Eltern sind aber nicht an die Empfehlung gebunden.
Dadurch gibt es weniger Leistungsdruck, und die Atmosphäre ist etwas entspannter.
Natürlich kann man wegen schlechter Leistungen "von der Schule fliegen" ("schrägversetzt werden"), und in der "Orientierungsstufe" (5. und 6. Klasse) kann man auch problemlos "nach oben" wechseln, von der Hauptschule auf die Realschule, oder von der Realschule aufs Gymnasium.

Das Drogen- und Gewaltproblem gibt es in Schleswig-Holstein leider in allen Schularten.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#266491) Verfasst am: 23.02.2005, 15:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wollte eigentlich gar nicht so genau auf die Situation hier in Brandenburg eingehen. Das hat tatsächlich mit der Situation in SW nicht so viel zu tun.

Wenn ich mir mal obiges Interview vornehme:

taz-Interview mit Anke Spoorendonk hat folgendes geschrieben:
[...] Aber Schule ist deshalb so wichtig, weil wir nicht erst seit Pisa gesehen haben, dass das gegliederte Schulsystem nicht geeignet ist, schwache Schüler zu integrieren. Es ist nicht hinnehmbar, dass der soziale Hintergrund entscheidend dafür ist, dass Kinder Erfolg beim Lernen haben. [...]


Soweit d'accord.

taz-Interview mit Anke Spoorendonk hat folgendes geschrieben:
[...] Wir wollen auch, dass sie durch eine längere gemeinsame Schulzeit lernen, mehr soziale Verantwortung zu übernehmen. [...]


Hier wird es schon problematisch. Soziale Verantwortung schön und gut, aber wenn nicht mehr Mittel zur individuellen Förderung bereitgestellt werden, wird das für alle nur Nachteile haben.

taz-Interview mit Anke Spoorendonk hat folgendes geschrieben:
[...] Ich gehe jede Wette ein, dass wir in fünf Jahren in Schleswig-Holstein eine andere Schulstruktur haben als heute - schon aus demografischen und auch aus finanziellen Gründen. Der Landesrechnungshof hat angemerkt, dass die Oberstufen der Gymnasien viel zu klein sind, und empfiehlt deshalb die Bildung von Oberstufenzentren. Mit dem gesparten Geld kann man den Grundschulbereich stärken. [...]


Sparen, sparen, sparen! Keine Rede davon, dass eine Gemeinschaftsschule eine verstärkte Förderung und damit mehr Ressourcen benötigt. Und "Bildung von Oberstufenzentren" hört sich doch für mich stark nach einem Euphemismus für die Schließung von Schulen an.

taz-Interview mit Anke Spoorendonk hat folgendes geschrieben:
[...] Frage: Die Schulen der dänischen Minderheit sind keine lupenreinen "ungeteilten" Schulen - ab der siebten Klasse werden Kinder auch nach Leistung sortiert. Wird die ungeteilte Schule nur dem Anschein nach eine Schule für alle sein?
Antwort: Gut, Gesamtschulen sind praktisch Teil des gegliederten Schulsystems. Aber sie können so strukturiert werden, dass Kinder sich niemals nur in einer Lerngruppe befinden, sondern nach jedem Halbjahr von Grundkursen zu weiterführenden Kursen wechseln können. Das erhöht die Durchlässigkeit und ist ein Anfang. [...]


Ich bin kein Freund von Kurssystemen in Unter- und Mittelstufe. Der Klassenverband ist mE sehr wichtig für das Wohlfühlen der Schüler und damit für ein erfolgreiches Lernen. Eine "Gerechtigkeit", bei der nachher alle gleich schlecht sind, kann ja wohl nicht das Ziel sein.

Wenn hier aber gemeint sein soll, dass es einfach an einer Schule Klassen unterschiedlichen Niveaus (eine Hauptschulklasse, eine Realschulklasse, eine Gymnasiumsklasse) gibt, dann schafft das mehr Probleme als es löst. Es wird starke soziale Spannungen geben, die einem Lernerfolg auch nicht gerade zuträglich sind.

Eine Möglichkeit, die ich akzeptieren könnte, habe ich oben schon skizziert. Wenn Gemeinschaftsschule, dann muss der Klassenverband bleiben und es darf keine "Elite"-Klassen und keine "Loser"-Klassen geben. Da aber das Leistungsniveau viel breiter gefächert sein würde als an den heutigen Schulen, bräuchte man 2 Lehrer(innen) und 2 Klassenräume, um besser individuell fördern zu können. Logische Folge dessen: viel mehr Geld wäre nötig.

taz-Interview mit Anke Spoorendonk hat folgendes geschrieben:
[...] Frage: Wie wollen Sie die Kultusministerkonferenz überzeugen? Deren Regeln sind hart, wer davon abweicht, muss damit rechnen, dass Schulabschlüsse nicht anerkannt werden.
Antwort: Das ist eine rein ideologische Diskussion. Uns interessiert erst mal nicht die Bundesebene, sondern das, was in Schleswig-Holstein möglich ist, ohne dass das Gefühl entsteht, es kommt zu einer Revolution.
Frage: Die Diskussion wird aber ideologisch geführt. Sie riskieren die Mobilität ihrer Schüler. Nehmen Sie das in Kauf?
Antwort: Es ist ziemlich ätzend, dass man immer wieder per Knopfdruck sagt, ach Gott, das ist Bildungsdiskussion der 70er-Jahre mit anderen Mitteln. Man muss, wie überall in der Gesellschaft, die Frage von Inhalt und Struktur stellen dürfen. Werden Inhalte durch Strukturen gefördert oder konterkariert? Ich wundere mich, dass man in Wirtschaft und Verwaltung überhaupt nicht mit der Wimper zuckt, wenn es heißt, wir müssen Strukturen ändern. Nur im Bildungsbereich scheint das fast der Untergang des Abendlandes zu sein. [...]


Die Frage nach der Mobilität ist wichtig und muss geklärt werden. Faszinierend für mich hier wieder, wie ein Politiker einer Frage absolut ausweichen kann, irgendein inhaltsleeres Geblubber von "Ideologie" und "Struktur" daher faselt und somit die Frage einfach unbeantwortet lässt.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



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Beitrag(#266508) Verfasst am: 23.02.2005, 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich bin kein Freund von Kurssystemen in Unter- und Mittelstufe. Der Klassenverband ist mE sehr wichtig für das Wohlfühlen der Schüler und damit für ein erfolgreiches Lernen. Eine "Gerechtigkeit", bei der nachher alle gleich schlecht sind, kann ja wohl nicht das Ziel sein.

Wenn hier aber gemeint sein soll, dass es einfach an einer Schule Klassen unterschiedlichen Niveaus (eine Hauptschulklasse, eine Realschulklasse, eine Gymnasiumsklasse) gibt, dann schafft das mehr Probleme als es löst. Es wird starke soziale Spannungen geben, die einem Lernerfolg auch nicht gerade zuträglich sind.


üblicherweise hat man Klassen und bestimmte Fächer, die im Klassenverband unterrichtet werden (meist Biologie, Sowi etc.). Dazu sind die Kinder in Klassenstunden oder auch Stunden, in denen Hausaufgaben gemacht werden, zusammen. In anderen Fächern werden die Kinder mehrerer Klassen nach Leistung in Kursen unterrichtet, es gibt Systeme mit 2 (heißen dann E und T) oder 3 Stufen (dann meist A, B, C).

Ein Kind kann so beispielsweise in Deutsch im A-Kurs sein, während es in Mathematik im B-Kurs und in Englisch im C-Kurs ist. Das ist die Theorie. Die Praxis ist meist, dass ein Kind in mehr oder weniger gleichen Kursen ist.

Eine Spezialität ist dann die 2. Fremdsprache. Die besseren Schüler lernen eine, die schwächeren haben Polytechnik oder Naturwissenschaften.

Gegen Ende der Schule erhält man dann, je nach den Kursen und Noten, die man hat, einen mehr oder weniger hochwertigen Abschluss.
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scilla
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Beitrag(#266555) Verfasst am: 23.02.2005, 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Vanitas!

in Stuttgart werden FAKTISCH Menschen benachteiligt

das hat nicht nur die Zeitung erkannt (Seite 3)
selbst der Gemeinderat hat sich mit dem Thema beschäftigt.

... wieso Du das nicht erkennst?
Abiturniveau hast Du jedenfalls keines

in unserem Abijahrgang 1988 (Schelztorgymnasium Esslingen) gab es bei ungefähr 100 Abiturienten einen Iraner, zwei Griechen, einen Polen, einen gebürtigen Ungarn (mehr fällt mir nicht ein)
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vanitas
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Anmeldungsdatum: 28.01.2005
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Beitrag(#266601) Verfasst am: 23.02.2005, 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

scilla hat folgendes geschrieben:
Hallo Vanitas!

in Stuttgart werden FAKTISCH Menschen benachteiligt

das hat nicht nur die Zeitung erkannt (Seite 3)
selbst der Gemeinderat hat sich mit dem Thema beschäftigt.

... wieso Du das nicht erkennst?
Abiturniveau hast Du jedenfalls keines

in unserem Abijahrgang 1988 (Schelztorgymnasium Esslingen) gab es bei ungefähr 100 Abiturienten einen Iraner, zwei Griechen, einen Polen, einen gebürtigen Ungarn (mehr fällt mir nicht ein)


Das klingt aber recht unversöhnlich. Ich bin Abiturjahrgang 2002 aus Sachsen (eher ländlich). Sicher kann man mein Gymnasium nicht mit Suttgarter Innenstadtverhältnissen (oder eben Esslingen) vergleichen aber tat ich das? Sagte ich etwas zur Benachteiligung in Bezug auf dein Posting? Ich wollte lediglich anmerken das mir das ganze beim lesen mehr Fragen hinterließ als Aussagen lieferte. Das war nichts worauf man hätte eingehen können und auch deine jetzige Argumentation ist da schwierig. Ein Ausländeranteil von sagen wir großzügig 5/100 bis 10/100 also 5% bzw. 10% ist aber auch kein Extremwert. Das ganze sagt auch noch nicht viel aus denn Ausländeranteil ist nicht gleich Ausländeranteil. Gerade im Gymnasium.
Natürlich wird benachteiligt aber man muss auch von realisitschen Perpektiven ausgehen in wie weot man Benachteilung reduzieren kann und von hier aus die Situation betrachten. Auch Benachteiligung kann man sehr weitäufig und subjektiv definieren. Zu unkonkret für eine Diskussion unter Nicht-Schelztorgymnasiasten.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#266602) Verfasst am: 23.02.2005, 19:05    Titel: Antworten mit Zitat

Noch'n Zitat:

WAZ hat folgendes geschrieben:
[...] Nach Pisa-Schock und Iglu-Test hatte sich die rot-grüne Landesregierung für die "Gemeinschaftsschule" entschieden. Ein gewichtiger Grund ist die demografische Entwicklung: Auch im hohen Norden gibt es immer weniger Kinder. Die Zahl der Grundschüler wird bis 2015 um fast 23 Prozent sinken, in einzelnen Regionen um mehr als 28 Prozent. Wieviele Kinder welche weiterführende Schule besuchen werden, ist nur grob kalkulierbar. Fest steht dagegen: In vielen Gemeinden wird es nicht genug Kinder geben, um alle drei getrennten Schulformen nebeneinander zu führen. [...]


Was meine Theorie bestätigt, dass der wahre Grund für die Gemeinschaftsschule die einfachere Schließung von Schulen ist.

Und noch'n Zitat:

FDP-Bildungsexperte Ekkehard Klug hat folgendes geschrieben:
[...] Die rot-grüne "Gemeinschaftsschule" ließe sich nur mit den Lehrerstellen aufbauen, über die das gegliederte Schulwesen verfügt. Damit hätte sie eine um ein Siebtel schlechtere Personalausstattung als die in Schleswig-Holstein bereits existierenden Gesamtschulen. Sie wäre also nur die Schmalspurvariante eines Gesamtschulmodells - mit viel geringeren Möglichkeiten zu differenzierter Förderung der Schüler. [...] Wollte man die "Gemeinschaftsschulen" wenigstens so ausstatten wie die vorhandenen Gesamtschulen, bräuchte man dazu fast 2.000 zusätzliche Lehrerstellen. Die könnten SPD und Grüne aber nicht einmal dann gewährleisten, falls bei den Genossen der Weihnachtsmann und bei den Grünen der Osterhase als Spitzenkandidaten auftreten.


Damit verstehe ich auch langsam, warum die SPD das nicht Gesamtschule nennt. Weil wohl Gesamtschulen einen festgelegten Mindestetat haben und man bei Gemeinschaftsschulen weit darunter bleiben will.

FDP-Bildungsexperte Ekkehard Klug hat folgendes geschrieben:
Jene, die das rot-grüne Schulkonzept aus gut gemeinten gesellschaftspolitischen Gründen befürworten, haben in ihrer Rechnung noch eine weitere Fehlkalkulation: Die Beschränkung des Schulangebots auf eine "Gesamtschule light" (oder eher "very light") wird jene, die es sich leisten können, dazu veranlassen, ihre Kinder in anspruchsvolle Privatschulen zu schicken. Statt ein Schulsystem nach skandinavischen Vorbild zu schaffen, entsteht dann eher eines nach englischem Muster - mit einer weitaus größeren sozialen Schieflage als jetzt. [...]


Ich mag die FDP eigentlich nicht, aber wo sie recht hat, hat sie recht.

Ich glaube, das primäre Interesse von Eltern einer bestimmten Bildungsschicht (ich gehe einfach mal dreist von mir selber aus), ist, ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung zu geben. Dies ist erst einmal ein höchst egoistisches Interesse und Fragen der sozialen Gerechtigkeit spielen dabei keine Rolle. Punkt. Hab' ich auch absolut kein Problem damit, das zuzugeben; oder, anders ausgedrückt: Ich finde es absolut infam, zu versuchen, den Eltern den schwarzen Peter zuzuspielen, indem an ihr soziales Gewissen appelliert wird. Das wird auch mE nicht funktionieren.

Ich bin eigentlich ein Sympathisant von Rot-Grün, aber aus meiner Sicht ist die Gemeinschaftsschule ein klassischer Schuss ins Knie. Daran werden sie keine Freude haben.
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Beitrag(#266611) Verfasst am: 23.02.2005, 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="AgentProvocateur"]Noch'n Zitat:

[url=http://www.waz.de/waz/waz.standard.volltext.php?kennung=onaufwazPOLWelNational38402&zulieferer=waz&kategorie=TOP&rubrik=Welt®ion=National&auftritt=WAZ&dbserver=1]WAZ[/url] hat folgendes geschrieben:
[...] Nach Pisa-Schock und Iglu-Test hatte sich die rot-grüne Landesregierung für die "Gemeinschaftsschule" entschieden. Ein gewichtiger Grund ist die demografische Entwicklung: Auch im hohen Norden gibt es immer weniger Kinder. Die Zahl der Grundschüler wird bis 2015 um fast 23 Prozent sinken, in einzelnen Regionen um mehr als 28 Prozent. Wieviele Kinder welche weiterführende Schule besuchen werden, ist nur grob kalkulierbar. Fest steht dagegen: In vielen Gemeinden wird es nicht genug Kinder geben, um alle drei getrennten Schulformen nebeneinander zu führen. [...]



Was meine Theorie bestätigt, dass der wahre Grund für die Gemeinschaftsschule die einfachere Schließung von Schulen ist.


Es gibt weniger Kinder Winken , das ist der Grund für die Schließungen.

Zitat:
Ich glaube, das primäre Interesse von Eltern einer bestimmten Bildungsschicht (ich gehe einfach mal dreist von mir selber aus), ist, ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung zu geben. Dies ist erst einmal ein höchst egoistisches Interesse und Fragen der sozialen Gerechtigkeit spielen dabei keine Rolle. Punkt. Hab' ich auch absolut kein Problem damit, das zuzugeben; oder, anders ausgedrückt: Ich finde es absolut infam, zu versuchen, den Eltern den schwarzen Peter zuzuspielen, indem an ihr soziales Gewissen appelliert wird. Das wird auch mE nicht funktionieren.



Hauptsache, die Mittelschicht behält ihre Privilegien? zwinkern

Ist denn so sicher, daß es den Gymnasiasten schlechter gehen wird?
Müssen Unter- und Mittelstufenschüler von Oberstudienräten unterrichtet werden, wie es derzeit an Gymnasien der Fall ist? Obwohl die Lehrpläne die selben sind wie an Haupt- und Realschulen?

Zitat:


Ich bin eigentlich ein Sympathisant von Rot-Grün, aber aus meiner Sicht ist die Gemeinschaftsschule ein klassischer Schuss ins Knie. Daran werden sie keine Freude haben.


Kommt drauf an, wie sie es machen. Die ganze Polemik und Panikmache von den schwarzen und gelben ist völlig überzogen.
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El Schwalmo
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Beitrag(#266617) Verfasst am: 23.02.2005, 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Ist denn so sicher, daß es den Gymnasiasten schlechter gehen wird?
Müssen Unter- und Mittelstufenschüler von Oberstudienräten unterrichtet werden, wie es derzeit an Gymnasien der Fall ist? Obwohl die Lehrpläne die selben sind wie an Haupt- und Realschulen?


hmmmm, ich bin mir nicht so sicher, mit den Lehrplänen. Ich habe an Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen unterrichtet, die Lehrpläne waren durchaus unterschiedlich. Ich habe auch welche für Hauptschulen gesehen, die waren nochmals anders.

Als für das Gymnasium ausgebildeter Lehrer habe ich natürlich so meine Problemchen mit KollegInnen, die eine Fakultas für Sek I haben. Die haben einen Vor- und einen Nachteil. Der Vorteil ist, dass sie ein wesentlich praxisbezogeneres Studium hinter sich haben. Wenn ich mich nicht aktiv darum bemüht hätte, wäre ich dem ersten Schüler im Referendariat begegnet. Sprich: Gymnasiallehrer sind rein fachwissenschaftlich ausgebildet (mein Abschluss an der Uni war 1980, kann sein, dass das inzwischen besser geworden ist).

Interessant wird es dann, wenn man an eine integrierte Gesamtschule kommt. Da sollten dann eigentlich die Haupt-Realschullehrer die B und C Kurse nehmen, weil sie ja auf der einen Seite besser mit Schülern umgehen können und der Stoff dort nicht so anspruchsvoll ist, während die Gymnasiallehrer in den A-Kursen besser aufgehoben wären, weil sie mit den pubertierenden Kiddies nicht so klarkommen, aber fachwissenschaftlich topp sind.

Da aber die Haupt-Realschullehrer auch gerne mal 'einfache' Klassen haben möchten, sieht die Realität dann etwas anders aus. Und dann kommt es ab und an dazu, dass ein Studienrat mit wehenden Fahnen untergeht, während sich ein Lehrer in der Oberstufe, der sich das Heft eines Schülers geben lässt, wundert, was der Mensch, der dort unterrichtet hat, wohl studiert haben könnte.
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Beitrag(#266691) Verfasst am: 23.02.2005, 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Es gibt weniger Kinder Winken , das ist der Grund für die Schließungen.


Ich glaube jedoch, dass mehr Schulen geschlossen werden können (und auch einfacher), als wie wenn das momentane Schulsystem beibehalten werden würde. Das habe ich aber oben schon mal begründet.

Sanne hat folgendes geschrieben:
Hauptsache, die Mittelschicht behält ihre Privilegien? zwinkern


Ich denke, die Eltern sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen! Wenn es jedoch ein unangreifbares Naturgesetz geben sollte, das die Ausgaben für die Bildung auf einen bestimmten (den momentanen) Satz festlegt, ja, in der Tat, dann bin ich nicht bereit, bei der Ausbildung meiner Kinder zurückzustecken. Schulterzucken

Sanne hat folgendes geschrieben:
Ist denn so sicher, daß es den Gymnasiasten schlechter gehen wird?
Müssen Unter- und Mittelstufenschüler von Oberstudienräten unterrichtet werden, wie es derzeit an Gymnasien der Fall ist? Obwohl die Lehrpläne die selben sind wie an Haupt- und Realschulen?


Gar nichts ist sicher und das ja eben das Problem. Es gibt kein Konzept zur Zeit (habe ich jedenfalls beim Googeln nicht gefunden). Es existiert nur eine Absichtserklärung, die schwammig mit sozialer Gerechtigkeit begründet wird. Mehr Geld soll es aber nicht geben (hat jedenfalls noch keiner gesagt) und deswegen dient mE dieses Konzept nur zur Elternverarschung. Man kann nicht sagen: "Wir wollen Gemeinschaftsschulen", ohne zu sagen, wie diese aussehen sollen und wieviel Geld dafür zur Verfügung steht. Das finde ich im höchsten Maße unseriös. Die Vorgehensweise muss genau umgekehrt sein: Erst muss ein konkretes Konzept erarbeitet werden und dann erst kann man damit an die Öffentlichkeit gehen.

Sanne hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich bin eigentlich ein Sympathisant von Rot-Grün, aber aus meiner Sicht ist die Gemeinschaftsschule ein klassischer Schuss ins Knie. Daran werden sie keine Freude haben.

Kommt drauf an, wie sie es machen. Die ganze Polemik und Panikmache von den schwarzen und gelben ist völlig überzogen.


Wie ich schon sagte, bin ich kein Freund von schwarz und gelb. Die Argumentation der CDU ist stark ideologisch gefärbt und berührt mich unangenehm. Man sollte trotzdem aufpassen: nur weil CDU und FDP etwas sagen, muss es nicht automatisch falsch sein. In diesem Fall ist mE höchstes Misstrauen gegenüber der Regierung angebracht. Ich denke, dass die Eltern hier gemeinsame Interessen haben, egal aus welchem politischen Lager sie kommen. Winken
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Beitrag(#266712) Verfasst am: 23.02.2005, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

@ vanitas

Meine Güte, fühl dich doch nicht gleich so angegriffen und verletzt! zwinkern

Zitat:
in Stuttgart werden FAKTISCH Menschen benachteiligt


Das kann ich aufgrund eigener Erfahrung absolut bestätigen, da der Ausländeranteil in meiner Klasse auch äußerst gering ist, der "Arier"-Anteil (Killesberger) jedoch ziemlich hoch, kann man mehr oder weniger pauschal für Stuttgart sagen: Türken gehen auf die Haupt und Realschule, Priviligierte gehen auf das Gymnasium.

Aber was äußerst positiv ist, ist dass Ausländer relativ gut aufgenommen und in die Gemeinschaft integriert werden, sofern sie auf das Gymnasium gehen.

Wiederum negativ ist, dass kaum etwas getan wird, um diese Schluchten zwischen arm und reich wenigstens auf der Schule zu minimieren und somit Chancengleicht (soweit eben möglich, ich will realistisch bleiben) zu garantieren. Es ist Fakt, dass sich die meißten "Arbeitereltern" nicht für die akademische Ausbildung ihrer Kinder interessieren geschweige denn angagieren und das verschärft die Situation natürlich weiter. Und in Gemeinschaftsschulen käme es sicherlich zu Konflikten zwischen den Eltern der beiden Schichten und zwischen den Schülern sowieso.
Eine weiter Folge wäre auch, dass Kinder der wohlhabenden Klasse auf Interanate (wie z.B. Schloß Salem) geschickt werden, da ihnen "das Niveau zu niedrig ist". Ergo: Immer tiefere Schluchten zwischen sozialen Klassen.

Eine Lösung wäre, mehr Geld in die Bildung zu stecken, um bessere Verhältnisse zu schaffen... Mit den Augen rollen Aber das ist ja wohl jedem klar.
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Beitrag(#623412) Verfasst am: 20.12.2006, 10:45    Titel: Antworten mit Zitat

Die schleswigholsteinische Landesregierung (große Koalition) hat sich da jetzt einen Kompromiß ausgedacht. Die Hauptschulen sollen verschwinden, und gleichzeitig die Gymnasien erhalten bleiben:
Haupt- und Realschulen werden zu Regionalschulen zusammengefaßt. Im Februar 2007 soll das entsprechende Gesetz in Kraft treten.

Die Realschulen gehen mächtig auf die Barrikaden, weil das Restschul-Image der Hauptschulen auf die Realschulen abfärben könnte.

Dabei streiken und protestieren derzeit eh schon Lehrer aller Schularten im Land gegen Gehaltskürzungen, verschlechterte Arbeitsbedingungen und unbezahlte Mehrarbeit.

Die Stimmung wird in diesem taz-Artikel ganz gut zusammengefaßt.

Zitat:
Es ist kein kleiner Trupp, der die Straße hinunterzieht. Rund 1.000 Teenies dürften es sein, die gerade vor dem schleswig-holsteinischen Landtag demonstrieren. "Hauptschüler sind anders als wir", erläutert ein 14-Jähriger. Und begründet: "Hauptschüler benehmen sich einfach anders, die sind total aggressiv."
Zeitgleich protestierten vorvergangene Woche in Kiel, Lübeck, Itzehoe und Schleswig 5.000 Realschüler. Ihre Haltung ist klar: "Ich will nicht mit den dummen Hauptschülern zusammen unterrichtet werden", sagte ein Schülersprecher in einem Krisengespräch im Bildungsministerium.

Zitat:
Der Vorsitzende des Verbandes der Realschullehrer, Gerhard Kreft, sagt: "Es ist verantwortungslos, eine erfolgreiche Schulart wie die Realschule abzuwickeln", sagt er - und plant mit Gymnasiallehrern eine Front gegen die große Koalition. Entweder SPD und CDU lassen von ihren Plänen - "oder wir leiten ein Volksbegehren zum Erhalt der Realschule in die Wege".

Zitat:
"Die Regionalschule ist nicht das Aus der Realschule", sagte (CDU-Politikerin) Herold der taz, "im Gegenteil wird sie ab der siebten Klasse in Reinform weiterbetrieben." Dann werden die Schüler nämlich "klar differenziert" - in Realschüler und den Bildungsgang Hauptschule.


Das ist alles sehr sonderbar...
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