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Die Zwangsfamilie als Erziehungsapparat
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Autor Nachricht
Martin und Coco
Gast






Beitrag(#46964) Verfasst am: 31.10.2003, 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

Alzi hat folgendes geschrieben:


Würde man auch Anatoly und M+Coco ausschließen?Dann können wir weiterreden.


[/quote]

100%ig würde man uns ausschließen!!!

Alzi! Es gibt nicht die KPD Ausrufezeichen

Die Unterschiede z.B. zwischen den freiheitlichen revolutionären Parteien PPSH, KPD/ML, KBW, KPD/AO und z.B. der SED, KPdSU, KPChinas, DKP u.a. sind so groß, dass es da keine Freundschaft geben konnte.

Die DDR z.B. hatte so einen Haß auf die KPD/ML, dass sie sogar versuchte sie im Westen kaputt zu machen. Konnte man als CDU-Funktionär privat in die DDR einreisen, so war dies einfachen KPD/ML-Mitgliedern nicht gestattet.

Also bitte nicht alles in einen Topf werfen, was überhaupt nicht zusammengehört.

Das Hoxha die Ideen Reichs 1 zu 1 umgesetzt hätte, das habe ich nie behauptet, aber zumindestens war er der einzigste regierende Kommunist der Reich nicht verbannte.

Wie schwer es war bei einem Volk von Analphabeten und in feudalistischen Denkmustern lebenden Albanern Fortschritt einzuführen, das kannst Du Dir gar nicht vorstellen. Hoxha wurde von Ultralinken oft zum Vorwurf gemacht, weshalb er nicht noch mehr linke libertäre Elemente in die Politik eingeführt hat und warum er so an der stalinistischen Diktatur einer kleinen Avantgarde (der hochgebildeteten elitären Gruppe um Hoxha) des Proletariats festhielt.

Ohne diese Diktatur der Avantgarde des Proletariats hätte man nie gegen die Reaktion im Lande bestehen können. Der Widerstand gegen fortschrittliche Änderungen war immens. Allein schon die Feindseligkeit vieler Landbewohner gegen Hoxhas Gleichstellung von Schwulen und Lesben mit Heteros war sagenhaft. Ein französischer Internationalist den ich kannte, der auch in Albanien proletarische Hilfe leistete, der war schwul und hatte einen 15jährigen Albaner zum Freund. War das in Tirana kein Problem, so gab es auf den Dörfern nur Kaleika. Der junge Albaner wurde öfter aus dem Hinterhalt von Reaktionären beschossen und er wurde auch so von der Bevölkerung geschnitten. Die Macht der Religiösen wirkte also immer noch im Untergrund trotzdem es Jahre her war, das die Kirchen und Moscheen von der albanischen Jugend geschlossen wurden.

Ähnlich erging es Lesben. Nur den Drohungen Hoxhas im Radio gegen Reaktionäre streng vorzugehen, war es zu verdanken, dass die Kräfte des Rückschritts Frauenpärchen in Ruhe ließen. Trotzdem kam es immer wieder vor, das Lesben anonyme Briefe bekamen, die ihnen Rache für ihre Unzucht ankündigte. Insofern alles Belege für Reichs Thesen!

Hoxha ließ sich nicht beirren und setzte die Gleichberechtigung durch, aber das Denken der Bevölkerug konnte eben nicht von heute auf morgen von Feudalismus auf Kommunismus umgestellt werden, dazu braucht es längerer Zeit. Leider verließen den Nachfolger Hoxhas den konsequenten Kurs der Revolution und biederten sich kleinbürgerlichem Denken an. Das Ende ist bekannt!
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Anatoly
registrierter User



Anmeldungsdatum: 21.07.2003
Beiträge: 414

Beitrag(#47044) Verfasst am: 31.10.2003, 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

Alzi hat folgendes geschrieben:
Aber wenn diese These andere Personen vertreten, als Anatoly ...

Anatoly hat folgendes geschrieben:
Reich ein Marxist? Komisch, dass er sehr bald aus marxistischen Vereinigungen ausgeschlossen wurde, findest Du nicht?

Im Endeffekt war Reich eher ein Anarchist und war auch von Stirner beeinflußt.


Okay, mein Fehler, mich überhaupt auf dieses unselige Schubladisieren eingelassen zu haben. Sorry.
An und für sich halte nicht viel von demselben.
Es ist wohl kaum jemand explizit Marxist oder sonst irgendwas, ist ja eigentlich sowieso ein "dummes" Konstrukt, denn es würde die eigene Denkfähigkeit wohl sehr einschränken sich ganz und gar auf eine einzige Denkrichtung zu konzentrieren.
Abgesehen davon hat Reich selbst an irgendeiner Stelle seines Werkes über die "Fundamental"-Marxisten geschimpft, die nicht fähig sind den dialektischen Materialismus auf neue Phänomene anzuwenden und anzupassen. (Die genaue Stelle kann ich jetzt nicht aus dem Ärmel schütteln.)


Alzi hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Reich beschreibt hier schon die Ursachen des späteren Niedergangs der KP und analysiert den Erfolg des Faschismus, der darauf basiert, aus der Sexualunterdrückung und der mystischen Hoffnung auf einen Befreier Kapital schlagen zu können. Der sexuell unterdrückte Mensch ist zu großen Anteilen infantil und somit an die elterliche Autorität gebunden, die er in der Person des Führers fürchtet und verehrt. Er sehnt sich zwar nach Freiheit - hat aber gleichzeitig tiefe Angst vor ihr. Später wird Reich diese Angst als biophysische Angst beschreiben, die gesellschaftlich erzeugt und vom einzelnen Individuum selbst getragen, erlitten und gesellschaftlich fortgepflanzt wird. Das ist ein Schlag gegen die klassische marxistische Theorie, in der der Mensch grundlegend frei ist und nur durch den Kapitalismus unterdrückt wird. Reich wird daraufhin 1933 aus der KPD, der er zu diesem Zeitpunkt noch angehört, ausgeschlossen.

http://joachim.trettin.bei.t-online.de/historie.htm


Das ist jetzt schon der zweite Schlag von Reich gegen die Theorien von Marx ...

Zitat:
In seinem politischen Engagement war er bereits seit 1933 kaltgestellt, denn der Deutsche Reichsverband für proletarische Sexualpolitik [!] war als Unterorganisation der KPD von derselben aufgelöst worden.

http://www.comz.asfh-berlin.de/~goedde/reich.htm


Würde man auch Anatoly und M+Coco ausschließen? zwinkern

Klar würde man mich ausschließen.
Aber die wichtigere Frage ist wohl, ob ich überhaupt auf die Idee käme so einer Organisation angehören zu wollen.

Das alles beweist aber noch lange nicht, dass Reich nicht auch z. Teil "marxistisch" dachte, argumentierte oder sonstwas.

Ansonsten sind das alles keine neuen Erkenntnisse für mich.
Bedenklich finde ich nur die Meinung, dass jemand sofort ein Gegner von einer Idee oder einer Denkrichtung ist, nur weil er noch kritikfähig ist und die bisherigen Werke einer Denkrichtung nicht als Dogma betrachtet, sondern aktiv für Verbesserung eintritt.
Eigentlich das gleiche Denkschema, dass Religiöse anwenden und damit unwissenschaftlich.

Alzi hat folgendes geschrieben:

Na, dann steht dem ja nichts entgegen, denn bis auf "Massenpsychologie des Faschismus", "Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral" und "Menschen im Staat" kenne ich Wilhelm Reichs Schriften seit mehr als 25 Jahren ... Cool

Sehr schön für Dich. Nur hast Du bisher immer Online-Quellen von Leuten angeführt, die sich eher auf die späten Werke und Ideen Reichs konzentrieren und meiner Meinung nach der esoterisch/alternativmedizinischen Ecke zuzurechnen sind und daher war ich eher skeptisch bezgl. Deiner eigenständigen Kenntnis seiner Werke.

Allgemein: Ich finde es schade, dass es noch keine Gesamtausgabe seiner Schriften gibt, da er ja auch sehr viel als Aufsätze in Zeitschriften publiziert hat und diese schwer bis gar nicht zugänglich sind.
_________________
Bye,
Anatoly

"..., all das Ringen nach Freiheit sei fingiert, eine Komödie, die der Mensch seinem Narzissmus vorspielt und ihn deshalb veranlasst, ungehalten zu sein, wenn er aus seinem Spiel gerissen wird."
Wilhelm Reich, Libido Konflikte und Wahngebilde in Ibsens 'Peer Gynt'
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