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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#716772) Verfasst am: 04.05.2007, 18:35 Titel: Neugestaltung des Bildungswesens. |
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Die Debatte in Österreich.
In der österreichischen Innenpolitik wird derzeit über eine Neugestaltung des
Bildungswesens in einer Weise debattiert, die mir unseriös erscheint.
Eine seriöse Gestaltungsdebatte müsste meiner Meinung nach in drei Etappen geführt werden.
In der ersten Etappe wäre eine Inventur der Bildungsziele zu erstellen.
Darin wäre festzuhalten, welche Wertesysteme, Fähigkeiten und Kenntnisse den Kindern
vermittelt werden sollen.
In der zweiten Etappe wäre dann ein Konsens über die Rollenverteilung
zwischen Eltern, Lehrern und Kindern herzustellen.
Welche Leistungen sollen von diesen Personengruppen jeweils gefordert,
und welche Verantwortung soll ihnen zugewiesen werden.
In der dritten Etappe wäre dann über die Voraussetzungen zu debattieren,
die geschaffen werden müssen, damit die festgelegten Ziele erreicht werden können
und auch tatsächlich erreicht werden.
Die in Österreich derzeit geführte Debatte beschränkt sich auf Teilaspekte
der zu schaffenden Voraussetzungen, ohne vorher auch nur annähernd einen Konsens über
die Bildungsziele und die Rollenverteilung hergestellt zu haben.
Damit fehlt der Debatte aber eine solide Grundlage,
sie verkommt - wenig überraschend - zu parteipolitischem Hick-Hack und vordergründigem
Aktionismus.
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#716774) Verfasst am: 04.05.2007, 18:36 Titel: |
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Angemessene Vielfalt an Schultypen.
Als Hintergund-Information kopiere ich Beiträge aus der Diskussion zur Frage
"Was ist Menschlichkeit".
Skeptiker hat dazu einen Grundriss skizziert:
Zitat: |
Menschlichkeit ist mehreres:
- eine Haltung, ein Verhalten sich selbst und anderen Menschen gegenüber
- ein bestimmtes gesellschaftliches Verhältnis
und dies beides muss folgenden Dingen gerecht werden/angemessen sein:
- der individuellen Besonderheit jedes Menschen ebenso wie
- der allgemeinen Natur = den allgemeinen Lebensbedürfnissen jedes Menschen
dabei sehe ich den Menschen als Doppelwesen an,
dessen zwei Existenzweisen aber eine Einheit und keinen Gegensatz bilden müssen:
- der Mensch ist Naturwesen, sinnliches Wesen, ein Tier
- der Mensch ist Vernunftwesen, Geistwesen, über das Tier hinaus,
das heisst: über die bloße Sinnenerfahrung hinaus.
Und schließlich:
- der Mensch schafft sich selbst erst dann als menschliches Wesen, indem er
- menschliche Verhältnisse schafft
Beides ist untrennbar.
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In dieselbe Kerbe habe auch ich mit einem Beitrag geschlagen:
Zitat: |
Menschlichkeit im Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur.
Einerseits gilt es als menschlich, die Emotionalität, die Triebgebundenheit, sowie die
physische und psychische Unvollkommenheit gebührend zu berücksichtigen, rein rational
bestimmtes Verhalten gilt als "maschinlich" (damit hier nicht nur die Ameisen und die
Delphine zu Ehren kommen),
andererseits wird gerade die Überwindung der Natur und der Triebgebundenheit,
die Bändigung des Tieres im Menschen, gefordert.
Offenbar ist eine Balance zwischen diesen antagonistischen Strebungen zu suchen.
Das führt zur Streitfrage über der zu folgenden Maxime:
Soviel Natur wie möglich und soviel Kultur wie nötig,
oder
soviel Kultur wie möglich und soviel Natur wie nötig.
Wie sollen die Erziehungsziele bzw. die Persönlichkeitsentwicklungsziele gestaltet sein ?
Diese Frage beschäftigt nicht nur ideologieverhaftete Gesellschaftsingenieure,
sie betrifft auch recht unmittelbar die Arbeit aller Eltern und Erzieher,
und natürlich auch die lebenslange Arbeit an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.
[...]
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An den zitierten Beiträgen ist der Verweis auf die Verschiedenheit und individuellen Besonderheiten der Menschen, sowie der Verweis auf die Suche nach einer Balance im Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur, auch für eine Diskussion über die Gestaltung
des Bildungswesens relevant.
Schon allein diese menschlichen Gegebenheiten legen nahe, dass keine einheitliche
Festlegung von Zielsetzungen für alle Kinder angestrebt werden soll.
Vielmehr werden in verschiedenen Bündeln von Zielsetzungen sowohl die unterschiedlichen Potentiale und individuellen Besonderheiten, als auch die unterschiedlichen Werdebilder
und Lebensentwürfe angemessen zu berücksichtigen sein.
An dieser Stelle muss nun auch die Frage behandelt werden, wem denn nun eigentlich
die Prägung des Werdebildes und die Gestaltung des Lebensentwurfes zusteht.
Räumt man dem Selbstbestimmungsrecht jedes Individuums einen hohen Stellenwert ein,
dann ist diese Kompetenz grundsätzlich dem Kind zuzuschreiben.
In den ersten Lebensjahren ist zwar unvermeidbar, dass Eltern stellvertretend für das Kind
entscheiden, aber schon 5-6 Jährige entwickeln fallweise recht feste eigene Vorstellungen,
und etwa ab dem 10. Lebensjahr tritt der Wunsch des Kindes nach Selbstbestimmung und
Eigenverantwortlichkeit für die künftige Entwicklung immer deutlicher zutage.
Mit dem Eintritt in die Pubertät ist dann immer häufiger eine energische Ablehnung
jeglicher Bevormundung durch die Eltern zu beobachten.
Verantwortungsvolle Eltern werden ihrem Kind die Möglichkeit nicht verbauen,
sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Keinesfalls kann es als Aufgabe des Bildungswesens gelten,
dem Kind ein Werdebild und einen Lebensentwurf vorzugeben.
Für das Bildungswesen ergibt sich daraus die Forderung nach Bereitstellung
einer angemessenen Vielfalt an Schultypen mit unterschiedlichen Zielebündeln.
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#716775) Verfasst am: 04.05.2007, 18:37 Titel: |
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Typenvielfalt versus "Gemeinsame Schule der 10-14 Jährigen"
In der österreichischen Dabatte über die vor allem von Politikern aus dem Lager
der Sozialisten und der Grünen vielgepriesene "Gemeinsame Schule der 10-14 Jährigen"
ist eine Doppelzüngigkeit, eine große Diskrepanz zwischen dem Reden und dem Handeln
dieser Politiker, unübersehbar.
Vor laufender Fernsehkamera preisen sie die Vorzüge einer öffentlichen Einheitsbrei-Schule
(sie verwenden dafür zwar eine andere Bezeichnung), aber bei der Wahl der Schule für ihre
eigenen Kinder schätzen sie gerade die Vielfalt an Schultypen, wie sie von Privatschulen
geboten wird.
Für ihre eigenen Kinder sind Schulen mit recht unterschiedlichen Schwerpunkten gefragt.
Dem einen ist das Theresianum für sein Kind gerade gut genug,
dem anderen erscheint das Sacre Coeur das Richtige für sein Kind,
und wieder ein anderer findet eine Montessori-Schule passend.
Eine öffentliche Schule wird von diesen Politikern für ihre eigenen Kinder nur höchst selten
in die engere Wahl gezogen.
Damit hier kein Missverständnis aufkommt, meiner Meinung nach spricht überhaupt nichts
dagegen, dass diese Politiker ihre Kinder in Privatschulen mit passendem Schwerpunkt
schicken.
Höchst fragwürdig erscheint mir jedoch, wenn Politiker den Kindern ihrer Wählerinnen
und Wähler mit Gewalt eine schludrig geplante Einheitsbrei-Schule aufs Auge
drücken wollen.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#717105) Verfasst am: 05.05.2007, 07:53 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: | Für ihre eigenen Kinder sind Schulen mit recht unterschiedlichen Schwerpunkten gefragt.
Dem einen ist das Theresianum für sein Kind gerade gut genug,
dem anderen erscheint das Sacre Coeur das Richtige für sein Kind,
und wieder ein anderer findet eine Montessori-Schule passend.
Eine öffentliche Schule wird von diesen Politikern für ihre eigenen Kinder nur höchst selten
in die engere Wahl gezogen. |
Das heißt doch mE, daß am öffentlichen Schulsystem etwas faul sein muß, wenn die "Großkopferten" meinen, ihre Brut in Privatschulen schicken zu müssen.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Höchst fragwürdig erscheint mir jedoch, wenn Politiker den Kindern ihrer Wählerinnen und Wähler mit Gewalt eine schludrig geplante Einheitsbrei-Schule aufs Auge drücken wollen. |
Jedes Schulsystem steht und fällt mit der Qualität seiner Lehrkräfte.
Aber was soll man mit denjenigen Schülern anfangen, die den Sprung in die Realschule oder ins Gym nicht geschafft haben?
Lesen, Schreiben, Rechnen, Sport und wo sie ihr Kreuzerl zu machen haben?
Pädagogisch besser ist mE der Enwurf eines gemeinsamen Unterrichts.
Im Idealfall ziehen die schulisch besseren die schlechteren mit, die etwas begriffen haben, erklären es denen, die es noch nicht begriffen haben. Dadurch wird bei ersteren der Stoff gefestigt und letzteren besser erklärt.
Außerdem würden dadurch die Chancen wahrscheinlich etwas besser verteilt, als bei getrennten Schultypen.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#717107) Verfasst am: 05.05.2007, 08:06 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: |
Keinesfalls kann es als Aufgabe des Bildungswesens gelten,
dem Kind ein Werdebild und einen Lebensentwurf vorzugeben.
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Wer redet denn von "vorgeben"?
Es geht hier schließlich auch um sog. "Herrschaftswissen".
Wie sollen denn Eltern aus der sozialen "Unterschicht" ihren Kindern glaubhaft beibringen, daß man im Leben einen möglichst hohen Bildungsabschluß und einen möglichst gut bezahlten Job anstreben soll?
Sie würden sich damit ja vor ihren Kindern selbst als "Verlierer" hinstellen - welche Eltern machen das gerne?
Ein Schulsystem sollte mE die Vor- und Nachteile, aus einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse zu kommen, ein wenig ausgleichen und den "Unterprivilegierten" ein paar brauchbare Hinweise geben, wie sie Kanzler, Banker, Arzt, Anwalt oder Aufsichtsrat werden können (siehe Schröder).
Das wollen die "Reichen" aber vermeiden, weil so für ihre eigene Brut größere Konkurrenz entstünde.
Die heutigen Bestrebungen in D nach sog. "Elite-Unis" sind zB. so ein Versuch, die "arme Konkurrenz" elegant auszuschalten.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#717284) Verfasst am: 05.05.2007, 15:02 Titel: |
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Interessant, wie ähnlich die Diskussion in den schulsystemlich verschiedenen Nachbarländern (DE & AT) zu sein scheint.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#717302) Verfasst am: 05.05.2007, 15:34 Titel: |
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Seriöse Problemanalyse statt konzeptlosem Aktionismus
Eine nun doch schon etwas in die Jahre gekommene Programmiersprache hat gemeint:
Zitat: |
Das heißt doch mE, daß am öffentlichen Schulsystem etwas faul sein muß,
wenn die "Großkopferten" meinen, ihre Brut in Privatschulen schicken zu müssen.
|
Dass am Bildungswesen etwas faul ist, das ziehe ich auch garnicht in Zweifel.
Die Frage lautet jedoch: Was konkret ist faul ?
Ein konzeptloser Aktionismus, der mit viel Tam-Tam und Trara (und viel Steuergeld)
eine "Problemlösung" vortäuschen soll, ohne überhaupt analysiert zu haben, was das
Problem ist, erscheint mir als hochgradig unseriös.
Zitat: |
Jedes Schulsystem steht und fällt mit der Qualität seiner Lehrkräfte.
Aber was soll man mit denjenigen Schülern anfangen,
die den Sprung in die Realschule oder ins Gym nicht geschafft haben?
Lesen, Schreiben, Rechnen, Sport und wo sie ihr Kreuzerl zu machen haben?
Pädagogisch besser ist mE der Enwurf eines gemeinsamen Unterrichts.
|
Damit künftig auch jene Schüler, die den Sprung sehr wohl geschafft haben, in ihrer
weiteren Entwicklung durch die Lernschwachen oder die Faulen gebremst werden ?
Soll also doch, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, die Neugestaltung
des Bildungswesens auf eine Nivellierung nach unten hinauslaufen ?
Zitat: |
Im Idealfall ziehen die schulisch besseren die schlechteren mit,
die etwas begriffen haben, erklären es denen, die es noch nicht begriffen haben. Dadurch wird bei ersteren der Stoff gefestigt und letzteren besser erklärt.
|
Das funktioniert eben nur im Idealfall so, d.h., wenn vielleicht ein oder zwei Schüler
mit einem vorübergehenden Durchhänger von der Klassengemeinschaft mitgeschleppt werden.
Dass dieser Mitnehmereffekt bei einem großen Anteil dauerhaft überforderter Schüler
nicht funktioniert, ist an Schulen mit großem Anteil an Kindern aus Migrantenfamilien
(mit häufig ungenügenden Sprachkenntnissen) zweifelsfrei abzulesen.
Gerade weil dieser Mitnehmereffekt eben nur im seltenen Idealfall funktioniert, gerade
weil in der Praxis an den erwähnten Schulen das allgemeine Ausbildungsniveau nach unten
gedrückt wird, schicken ja die "Großkopferten" (aus allen politischen Lagern !) ihre
Kinder lieber in Privatschulen.
Zitat: |
Wie sollen denn Eltern aus der sozialen "Unterschicht" ihren Kindern glaubhaft beibringen,
daß man im Leben einen möglichst hohen Bildungsabschluß und einen möglichst gut bezahlten
Job anstreben soll?
Sie würden sich damit ja vor ihren Kindern selbst als "Verlierer" hinstellen - welche Eltern
machen das gerne?
|
Diese Überzeugungsarbeit kann, soferne sie nicht ohnehin von den Eltern geleistet
wird, problemlos in den ersten vier Jahren der Grundschule geleistet werden.
Wenn einem Kind im Laufe von vier Jahren Volksschule nicht beizubringen ist,
dass eine gute Ausbildung besser ist als eine schlechte, dann liegt wohl eine
Sondersituation vor.
Da stellt sich erneut die Frage, ob denn eine Neugestaltung des Bildungswesens
auf eine Nivellierung nach unten hinauslaufen soll.
Zitat: |
Außerdem würden dadurch die Chancen wahrscheinlich etwas besser verteilt,
als bei getrennten Schultypen.
Ein Schulsystem sollte mE die Vor- und Nachteile, aus einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse zu kommen, ein wenig ausgleichen und den "Unterprivilegierten" ein paar brauchbare
Hinweise geben, wie sie Kanzler, Banker, Arzt, Anwalt oder Aufsichtsrat werden können
(siehe Schröder).
|
Da wird aber die nicht ganz unwichtige Tatsache unter den Teppich gekehrt,
dass z.B. Schröder eben selbst entsprechende Anstrengungen unternommen hat,
um auf dem zweiten Bildungsweg seine Qualifikation zu verbessern.
Ein "Schichtwechsel" gelingt eben nur,
wenn auch die Bereitschaft zur Steigerung der Leistungen vorhanden ist.
Das Ziel einer Heranführung von Kindern aus bildungsfernen Schichten an höhere Schulen
ist kein Argument gegen verschiedene Schultypen mit verschiedenen Anforderungen und Entwicklungszielen.
Um die individuell recht unterschiedlich gelagerten Entwicklungspotentiale der Kinder
bestmöglich auszuschöpfen, erscheint ein breit gefächertes Angebot an verschiedenen
Schultypen wünschenswert, mit einem uneingeschränkten Zugang zu allen Schultypen
für Kinder aus allen sozialen Schichten.
Den zeitlichen Schwankungen der individuellen Interessenslagen, Leistungsbereitschaft
und Lernwilligkeit, kann durch eine angemessene Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen
Schultypen Rechnung getragen werden.
Der guten Ordnung halber weise ich noch darauf hin, dass auch bereits in dieser Diskussion
die Ergebnisse einer Inventur von Zielsetzungen und vereinbarter Rollenverteilung
anscheinend stillschweigend vorausgesetzt wurden, wir aber offenbar darüber uneinig sind.
Tja, sowas kommt eben dabei heraus,
wenn man den dritten Schritt vor dem ersten setzt. ;-)
LG sturioso
____________________________________
"Der Klügere gibt nach !" sagt ein Sprichwort, aber ich gebe nicht nach.
Schon vor über 100 Jahren hat Marie von Ebner-Eschenbach betont,
dass ein häufiges Nachgeben der Klügeren
zu einer Vorherrschaft der Dummen führt.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#717322) Verfasst am: 05.05.2007, 16:46 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: |
Seriöse Problemanalyse statt konzeptlosem Aktionismus
Eine nun doch schon etwas in die Jahre gekommene Programmiersprache hat gemeint: ... |
sturioso hat folgendes geschrieben: | Dass am Bildungswesen etwas faul ist, das ziehe ich auch garnicht in Zweifel.
Die Frage lautet jedoch: Was konkret ist faul ? |
Einiges ...
erstens unterstützt die Form unseres Schulsystems die Kinder reicher Eltern, denn diese kaufen sich entweder kompetente Nachhilfelehrer oder sie schicken ihren Nachwuchs gegen gutes Geld auf ein Nachhilfeinstitut, welches die Prüfungsaufgaben (in D "Klausuren" und "Exen" genannt) eines betimmten Lehrers einer bestimmten Jahrgangsstufe über Jahre hinweg sammelt und seine Schüler dann gezielt darauf "einpaukt".
Oder eben gleich eine Privatschule ....
zweitens die pädagogisch meist inkompetenten Lehrer
drittens das Unterrichtskonzept an sich
viertens der seltsam anmutende Stoffplan
sturioso hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Jedes Schulsystem steht und fällt mit der Qualität seiner Lehrkräfte.
Aber was soll man mit denjenigen Schülern anfangen,
die den Sprung in die Realschule oder ins Gym nicht geschafft haben?
Lesen, Schreiben, Rechnen, Sport und wo sie ihr Kreuzerl zu machen haben?
Pädagogisch besser ist mE der Enwurf eines gemeinsamen Unterrichts.
|
Damit künftig auch jene Schüler, die den Sprung sehr wohl geschafft haben, in ihrer
weiteren Entwicklung durch die Lernschwachen oder die Faulen gebremst werden ? |
Ganz im Gegenteil: ein Schüler hat ein Stoffgebiet genau dann komplett begriffen, wenn er es anderen Schülern korrekt darlegen kann.
Das war früher das Konzept der sog. "Zwergschulen" und es existiert mW noch in Finnland, das pisamäßig ja nicht gerade an den unteren Plätzen dahinplätschert ...
sturioso hat folgendes geschrieben: | Soll also doch, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, die Neugestaltung
des Bildungswesens auf eine Nivellierung nach unten hinauslaufen ? |
Eben nicht, sondern das Gegenteil.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Im Idealfall ziehen die schulisch besseren die schlechteren mit,
die etwas begriffen haben, erklären es denen, die es noch nicht begriffen haben. Dadurch wird bei ersteren der Stoff gefestigt und letzteren besser erklärt.
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Das funktioniert eben nur im Idealfall so, d.h., wenn vielleicht ein oder zwei Schüler
mit einem vorübergehenden Durchhänger von der Klassengemeinschaft mitgeschleppt werden. |
Das funktionierte früher in sog. "Zwergschulen" (eine Klasse für alle Schüler) und funktioniert wohl auch noch in Finnland.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Dass dieser Mitnehmereffekt bei einem großen Anteil dauerhaft überforderter Schüler
nicht funktioniert, ist an Schulen mit großem Anteil an Kindern aus Migrantenfamilien
(mit häufig ungenügenden Sprachkenntnissen) zweifelsfrei abzulesen. |
Wie willst Du das "ablesen", wenn das Konzept mW in D gar nicht mehr praktiziert wird?
sturioso hat folgendes geschrieben: | Diese Überzeugungsarbeit kann, soferne sie nicht ohnehin von den Eltern geleistet
wird, problemlos in den ersten vier Jahren der Grundschule geleistet werden. |
Find ich nicht, bei manchen Zusammenhängen tun sich sogar einige FGH-Mitglieder schwer, dann erst 4.Klässsler ...
sturioso hat folgendes geschrieben: | Wenn einem Kind im Laufe von vier Jahren Volksschule nicht beizubringen ist,
dass eine gute Ausbildung besser ist als eine schlechte, dann liegt wohl eine
Sondersituation vor. |
Blindes "Einpauken" ist nicht zu verwechseln mit dem "wahren Beweger", der eigenen Einsicht.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Da stellt sich erneut die Frage, ob denn eine Neugestaltung des Bildungswesens auf eine Nivellierung nach unten hinauslaufen soll. |
ME gibt es "nach Unten" in D kaum noch Spielraum ...
sturioso hat folgendes geschrieben: | Da wird aber die nicht ganz unwichtige Tatsache unter den Teppich gekehrt,
dass z.B. Schröder eben selbst entsprechende Anstrengungen unternommen hat,
um auf dem zweiten Bildungsweg seine Qualifikation zu verbessern. |
Schrödi hatte wohl das Glück, diesbezüglich in einem durchlässigeren Bildungssystem aufgewachsen zu sein, als es in manch anderen Bundesländern existiert ...
und für den 2. Bildungsweg benötigt man immer noch die "Einsicht" ...
sturioso hat folgendes geschrieben: | Ein "Schichtwechsel" gelingt eben nur,
wenn auch die Bereitschaft zur Steigerung der Leistungen vorhanden ist. |
Die Einsicht, weshalb Bildung in D so wichtig ist.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Das Ziel einer Heranführung von Kindern aus bildungsfernen Schichten an höhere Schulen ist kein Argument gegen verschiedene Schultypen mit verschiedenen Anforderungen und Entwicklungszielen. |
Doch, insofern eine brutale Selektion bereits in der 3. Klasse der Grundschule stattfindet, welche Nachhilfeschüler stark bevorzugt.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Um die individuell recht unterschiedlich gelagerten Entwicklungspotentiale der Kinder bestmöglich auszuschöpfen, erscheint ein breit gefächertes Angebot an verschiedenen Schultypen wünschenswert, mit einem uneingeschränkten Zugang zu allen Schultypen für Kinder aus allen sozialen Schichten. |
Wenn der Zugang entweder nur für wenige "Genies" oder aber für "nachgeholfene" Schüler und damit für die Kinder liquider Familien erreichbar ist, halte ich diesen Ansatz prinzipiell für kontraproduktiv.
Ich will mich "ideologisch" nicht verrennen und bin über jeden praktisch nützlichen Vorschlag erfreut, der geeignet erscheint, die Kausalkette "reiches Elternhaus = hohe Bildung", "armes Elternhaus niedere Bildung" statistisch signifikant durchbrechen zu können.
sturioso hat folgendes geschrieben: | Den zeitlichen Schwankungen der individuellen Interessenslagen, Leistungsbereitschaft und Lernwilligkeit, kann durch eine angemessene Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schultypen Rechnung getragen werden. |
De facto ist die "Durchlässigkeit" mit dem Einkommen der Eltern verbunden und dieser Mißstand ist in meinen Augen nicht in Ordnung.
Reiche Eltern werden das natürlich anders sehen ...
siehe auch die "Exzellenzinitiativen", um bestimmte, in D noch zu schaffende "Elite-unis" nach angloamerkanischem Vorbild für Studenten aus finanziell schwachen Elternhäusern unerschwinglich zu machen.
Dann muß man bei der Einstellung für die hochbezahlten "Nieten in Nadelstreifen Jobs" auch in D nicht mehr den "Stallgeruch" erschnüffeln, und dazu Golf- oder Jagdtermine vereinbaren ... oder sich life einen Hummer zerlegen und die korrekten Weine suchen zu lassen, alles Tests, die nicht so wirksam sind, wie ein Abschluß an einer Uni, an der ein Semster - sagen wir 30.000 Euronen kostet (klar, die paar stipendierten Genies nimmt man dabei natürlich gerne mit, schließlich benötigen die Lümmel aus reichen Häusern bisweilen auch kompetente Nachhilfe ...).
sturioso hat folgendes geschrieben: | Der guten Ordnung halber weise ich noch darauf hin, dass auch bereits in dieser Diskussion die Ergebnisse einer Inventur von Zielsetzungen und vereinbarter Rollenverteilung anscheinend stillschweigend vorausgesetzt wurden, wir aber offenbar darüber uneinig sind. |
Ich setzte hauptsächlich auf soziale Durchlässigkeit, auf pädagogische Effektivität und auf gekonnte Motivation.
Daß dieses mein Hauptaugenmerk natürlich prinziell diskutiert werden kann und soll, versteht sich von selbst.
_________________ Leben kann tödlich sein
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#717359) Verfasst am: 05.05.2007, 18:03 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: |
Typenvielfalt versus "Gemeinsame Schule der 10-14 Jährigen"
In der österreichischen Dabatte über die vor allem von Politikern aus dem Lager
der Sozialisten und der Grünen vielgepriesene "Gemeinsame Schule der 10-14 Jährigen"
ist eine Doppelzüngigkeit, eine große Diskrepanz zwischen dem Reden und dem Handeln
dieser Politiker, unübersehbar.
Vor laufender Fernsehkamera preisen sie die Vorzüge einer öffentlichen Einheitsbrei-Schule
(sie verwenden dafür zwar eine andere Bezeichnung), aber bei der Wahl der Schule für ihre
eigenen Kinder schätzen sie gerade die Vielfalt an Schultypen, wie sie von Privatschulen
geboten wird.
Für ihre eigenen Kinder sind Schulen mit recht unterschiedlichen Schwerpunkten gefragt.
Dem einen ist das Theresianum für sein Kind gerade gut genug,
dem anderen erscheint das Sacre Coeur das Richtige für sein Kind,
und wieder ein anderer findet eine Montessori-Schule passend.
Eine öffentliche Schule wird von diesen Politikern für ihre eigenen Kinder nur höchst selten
in die engere Wahl gezogen.
Damit hier kein Missverständnis aufkommt, meiner Meinung nach spricht überhaupt nichts
dagegen, dass diese Politiker ihre Kinder in Privatschulen mit passendem Schwerpunkt
schicken.
Höchst fragwürdig erscheint mir jedoch, wenn Politiker den Kindern ihrer Wählerinnen
und Wähler mit Gewalt eine schludrig geplante Einheitsbrei-Schule aufs Auge
drücken wollen. |
Aha. Die ÖVP-Einheitsargumentation mal wieder. Das ist unter anderem ein tu quoque Fehlschluss, der noch nicht einmal stimmt. Gusenbauers Tochter ist beispielsweise auf einem öffentlichen Gymnasium.
Aber selbst wenn dem so wäre, dass alle bösen Sozialisten und Grünen ihre Kinder auf die sogenannten Privatschulen schicken würden, dann ist das immer noch kein Argument. Klarerweise will jeder für seine eigenen Kinder das allerbeste. Am Besten Einzelunterricht mit den besten Pädagogen der Welt. Ein Staat hat aber nur bestimmte Mittel zur Verfügung, die für alle aufgewendet werden müssen und das bedeutet natürlich, dass nicht jedes Kind die bestmögliche Zuwendung bekommen kann.
Es ist also vollkommen verständlich, dass sich Politiker über das österreichische Bildungssystem Gedanken machen und gleichzeitig egoistisch versuchen ihren Kindern noch besseres zukommen zu lassen.
Abgesehen davon werden die sogenannten Privatschulen total überschätzt. Schon die öffentlichen Schulen unterrichten zu 90% sinnlosen Stoff. Eine noch effizientere Vermittlung von sinnlosem Stoff hat auch keinen Sinn.
Andererseits ist der Mitnahmeeffekt auch höchst fraglich. Ich persönlich habe damals in der Schule ein paar Freunden geholfen die Prüfungen zu schaffen. Aber, dass sie davon etwas nachhaltig behalten hätten, ist zu bezweifeln und abgesehen davon hängt diese Mitnahme von persönlicher Sympathie zwischen den Schülern ab. Unbeliebten mit schlechter Leistung wird nicht geholfen.
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#717642) Verfasst am: 06.05.2007, 11:30 Titel: |
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Nebel-Granaten sind wirkungslos !
@ Algol
Danke für die vielen Hinweise auf konkrete Schwachstellen und Mängel des derzeitigen
Bildungswesens. Wenn auch die Verhältnisse in Österreich in einigen Details anscheinend
anders als in Deutschland liegen, etwa die konkreten Erfahrungen an Schulen mit einem
hohen Anteil an Kindern aus Migrantenfamilien, so bestehen doch große Ähnlichkeiten.
Gesamthaft gesehen rufen die gegebenen Hinweise deutlich in Erinnerung,
dass ein einvernehmlicher Soll/Ist-Vergleich nur dann zustande kommen kann,
wenn vorher das Soll einvernehmlich festgelegt wurde.
Das heißt also:
Welche Aufgaben soll das Bildungswesen erfüllen, welche Wertesysteme, Fähigkeiten,
und Kenntnisse sollen den Kindern vermittelt werden, und wie soll diese Vermittlung
zwischen Elternhaus, Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schulen, und andere
gesellschaftliche Einheiten, aufgeteilt werden ?
Dabei wären auch Vorstellungen wie ...
Zitat: |
Ich setzte hauptsächlich auf soziale Durchlässigkeit,
auf pädagogische Effektivität
und auf gekonnte Motivation.
|
... zu berücksichtigen.
Ein Soll/Ist-Vergleich ist natürlich differenziert nach Teilzielen anzustellen,
und dabei wird wohl auch für einige Teilziel-Vorgaben festzustellen sein,
dass sie vom derzeitigen Bildungswesen ohnehin zufriedenstellend erfüllt werden.
So kann etwa am Beispiel der Bundeskanzler Schröder (D) und Gusenbauer (A) abgelesen
werden, dass vom derzeitigen Bildungswesen die gewünschte soziale Durchlässigkeit
ohnehin gefördert wird.
Beide Bundeskanzler stammen aus sehr einfachen Verhältnissen (soziale Unterschicht)
und haben einen Wechsel in die Oberschicht vollzogen.
Offenbar kann es aber auch nicht Aufgabe des Bildungswesens sein, aus jedem Kind einen
Bundeskanzler zu machen, es bringt eben nicht jedes Kind die dafür nötigen Talente und
Entschlossenheit (Schröder: "Ich will da rein !!!"; Gusenbauer: "der Alfred hat schon
als fünfjähriger Bub beim Spielen in der Sandkiste gesagt, dass er Bundeskanzler werden
will") mit.
Abgesehen davon wäre das deutsche Rentensystem, und nicht nur das Rentensystem,
mit zig-Millionen Bundeskanzlern sicher massiv überfordert.
Als ein wichtiger Bestandteil des zu vermittelnden Wertesystemes wird demnach auch
eine angemessene Wertschätzung für andere Freizeitgestaltungen vorzusehen sein.
Das führt uns wieder zurück zur Skizze der Menschlichkeit von Skeptiker,
zu einer Diskussion über die Fragen:
Was macht den Menschen aus,
wie soll eine menschliche Gesellschaft aussehen,
und wie soll das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft aussehen.
So gerne in diversen Sonntagsreden von Politikern auch davon gefaselt wird,
dass in der Bildungspolitik die Ideologie nichts zu suchen hat, weil uns
"die Zukunft unserer Kinder dafür viel zu wichtig ist", so erweist es sich dennoch
in Wahrheit als unmöglich, die Ideologie dabei auszuklammern.
Die Beantwortung der oben erwähnten Fragen ist nun einmal Ideologie in Reinkultur,
da ist Klartext zu reden, wohin die Reise gehen soll.
Wenn in einer Demokratie mit garantiertem Pluralismus verschiedene Antworten auf die
oben gestellten Fragen akzeptiert werden müssen, dann lässt sich daraus für das Bildungswesen die Forderung nach einer angemessenen Vielfalt an Schultypen ableiten.
Daran ändert sich auch nichts, wenn von kurzatmigen Politikern etliche Nebel-Granaten
geworfen werden.
LG sturioso
____________________________________
"Der Klügere gibt nach !" sagt ein Sprichwort, aber ich gebe nicht nach.
Schon vor über 100 Jahren hat Marie von Ebner-Eschenbach betont,
dass ein häufiges Nachgeben der Klügeren
zu einer Vorherrschaft der Dummen führt.
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sturioso registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.03.2007 Beiträge: 128
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(#718677) Verfasst am: 08.05.2007, 11:41 Titel: |
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Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag !
Nachdem deutlich gemacht wurde, dass über das Bildungswesen nicht ideologiefrei
diskutiert werden kann, dass die Vorstellungen von einer wünschenswerten Gesellschaft
und dem Verhältnis zwischen Individuum und dieser Gesellschaft (eben die Ideologie)
einen sehr starken Einfluss auf die diesbezüglichen Überlegungen haben, möchte ich
noch ein paar Gedanken zu einer Analyse der aktuellen Situation des Bildungswesens
einbringen.
Grundlage der Analyse könnten folgende Annahmen bilden:
Zitat: |
An unserem Bildungswesen ist ohnehin nahezu alles in Ordnung,
es hat nur einige klitzekleine Problemzonen:
- Die Eltern,
- die Lehrer,
- die Kinder/Schüler,
- und die anderen gesellschaftlichen Einheiten.
Es ist schon fast alles da, was zu einem guten Bildungssystem gehört,
es mangelt nur noch an:
- Orientierung über die anzustrebenden Ziele,
- Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein,
- und Leistungsmotivation
bei den Eltern, Lehrern, Kindern/Schülern, und außerdem und überhaupt, ...
in der Gesellschaft.
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Auf dieser Basis ergeben sich als Strukturrahmen die Analyse-Dimensionen:
- Was fehlt ?
- Wo fehlt es ?
- Warum fehlt es ?
Den Ausgangspunkt sollte die Dimension "Was fehlt ?" bilden.
Bei der Dimension "Wo fehlt es ?" empfiehlt sich ein Fokus auf die prägenden Instanzen
Eltern, Lehrer, und andere gesellschaftliche Einheiten (primär Massenmedien, die
durch den Transport der Werbebotschaften und der eigenen Inhalte die Einstellungen,
Erwartungshaltungen, Selbstverständlichkeiten, etc., stark mitprägen).
Die Analyse der Rolle der Kinder/Schüler muss berücksichtigen, dass deren Verhalten
ja in den ersten Jahren ihrer Entwicklung durch andere Instanzen geprägt wird,
dass "fehlgeprägte Schüler" demnach eine Fehlleistung anderer Instanzen widerspiegeln.
Diese Logik ist zumindest für die ersten etwa 10-11 Lebensjahre anzuwenden, in denen
die Kinder nur in sehr engen Grenzen für die eigene Entwicklung verantwortlich sind.
Der Vollständigkeit halber soll auch noch erwähnt werden, was nicht fehlt,
nämlich Geld.
Es werden heute schon viele viele Milliarden Euro in das Bildungswesen gesteckt,
von denen ein erklecklicher Teil wirkungslos verpufft, weil es eben vielerorts
an Orientierung, Pflichtbewusstsein und Leistungsmotivation mangelt.
Unter diesen Begleitumständen ist zu befürchten, dass selbst bei einer Verdoppelung
oder Verdreifachung der bereitgestellten Geldmittel die zusätzlichen Mittel genauso
wirkungslos verpuffen.
LG sturioso
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"Der Klügere gibt nach !" sagt ein Sprichwort, aber ich gebe nicht nach.
Schon vor über 100 Jahren hat Marie von Ebner-Eschenbach betont,
dass ein häufiges Nachgeben der Klügeren
zu einer Vorherrschaft der Dummen führt.
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Algol Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia
Anmeldungsdatum: 22.06.2006 Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin
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(#719882) Verfasst am: 10.05.2007, 00:43 Titel: |
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sturioso hat folgendes geschrieben: | Welche Aufgaben soll das Bildungswesen erfüllen, welche Wertesysteme, Fähigkeiten,
und Kenntnisse sollen den Kindern vermittelt werden, und wie soll diese Vermittlung
zwischen Elternhaus, Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schulen, und andere
gesellschaftliche Einheiten, aufgeteilt werden ? |
Das ist die Frage.
Anscheinend verfolgt man in der Praxis die Strategie von der "Arbeitsfähigkeit".
sturioso hat folgendes geschrieben: | Dabei wären auch Vorstellungen wie ...
Zitat: |
Ich setzte hauptsächlich auf soziale Durchlässigkeit,
auf pädagogische Effektivität
und auf gekonnte Motivation.
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... zu berücksichtigen. |
Das wären zB meine persönlichen Kriterien
sturioso hat folgendes geschrieben: | So kann etwa am Beispiel der Bundeskanzler Schröder (D) und Gusenbauer (A) abgelesen werden, dass vom derzeitigen Bildungswesen die gewünschte soziale Durchlässigkeit ohnehin gefördert wird. |
Diese ist nicht erfüllt, so lange das Hauptkriterium für eine höhere Bildung nach wie vor das Einkommen der Eltern ist.
_________________ Leben kann tödlich sein
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