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LE MONDE diplomatique: Die kleinen Hexen von Kinshasa

 
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#633040) Verfasst am: 04.01.2007, 16:42    Titel: LE MONDE diplomatique: Die kleinen Hexen von Kinshasa Antworten mit Zitat

Die LeMonde diplomatique hat in Ausgabe 12/2006 einen Beitrag über Kinshasa gebracht. Dort nutzen fundamentalistische Kirchgemeinden die Armut und das Chaos aus und bezichtigen kleine Kinder der Hexerei.

Zitat:
[...] Wie der Anthropologe Devisch beobachtet, sehen viele Kinshasaer ihr eigenen Schicksal mit der allgemeinen Katastrophe der Stadt verknüpft, als "eine Art Fluch oder Zauber". So hat sich etwa in Kinshasa der perverse Glaube ausgebreitet, der Harry Potter als reale Figur nimmt und dazu geführt hat, dass tausende "verhexte" Kinder denunziert und auf der Straße ausgesetzt oder sogar umgebracht wurden. Diesen Kindern, von denen einige fast noch Säuglinge sind, schreibt man alle möglichen Missetaten zu, und zumindest im Slum von Ndjili glauben manche, die Kinder würden nachts in Schwärmen auf Besenstielen herumfliegen. [...]
Die fundamentalistischen Freikirchen trifft eine schwere Mitschuld, weil sie Ängste vor "verhexten" Kindern schüren und rechtfertigen: Die Pfingstler geben ihren Glauben als göttliche Waffe gegen die Hexerei aus. Die Hysterie bei den Erwachsenen wie bei den Kindern [...] steigert sich noch durch die Verbreitung von grausigen christlichen Videos, die zeigen, wie sich "verhexte" Kinder schuldig bekennen, samt dem anschließenden Exorzismus, was Hungern und Verbrühen mit kochendem Wasser bedeuten kann. [...]
Wenn die Prophezeiungen nicht eintreffen, erfinden die Priester für das anhaltende Elend irgendeinen falschen Grund: "Zum Beispiel werden Kinder, die man leicht beschuldigen kann, weil sie sich nicht wehren können, häufig der Hexerei bezichtigt. Fragt etwa eine Familie, die ein behindertes Kind hat, bei ihrem Priester um Rat, kann sie zu hören bekommen, die Behinderung sei die Ursache für ihr Elend und ein klarer Beweis dafür, dass das Kind verhext ist." [...]
Die "verhexten" Kinder scheinen die Anschuldigungen halluzinatorisch zu bestätigen. So erzählte ein Junge dem Fotografen Vincent Beeckman: "Ich habe 800 Männer gegessen. Ich habe sie in Flugzeugen und Autos verunglücken lassen. [...]".
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#633044) Verfasst am: 04.01.2007, 16:47    Titel: Antworten mit Zitat

Unvorstellbar dass es heute noch so etwas gibt!

Ich hoffe dass dies nicht einfach so geschehen darf und dass etwas dagegen getan wird.
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#633066) Verfasst am: 04.01.2007, 17:30    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Unvorstellbar dass es heute noch so etwas gibt!

Ich hoffe dass dies nicht einfach so geschehen darf und dass etwas dagegen getan wird.


Die Ursachen zu beseitigen, wird wohl noch eine ganze Weile dauern: Anfällig sind ja vor allem Menschen, die arm sind, und ungebildet. Und dann sind in der Stadt unzählige Flüchtlinge aus dem ganzen Land, die die chaotische Situation noch verschärfen.

Im Grunde haben wir dort finsterstes Mittelalter! Weinen
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Queen of Las Vegas
Lebenserotiker



Anmeldungsdatum: 11.12.2005
Beiträge: 1891
Wohnort: Mannheim

Beitrag(#633549) Verfasst am: 05.01.2007, 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

God is not the Answer.
Vielleicht ist die Idee nicht neu aber:
Es wäre wirklich hilfreich wenn man sich mal über einfache Formen der Information gedanken machen würde mit denen man solche Menschen erreichen könnte. Eine Leitfiebel für Arme die die Stärken des Humanismus einfach verdeutlichen in einer Bildsprache.
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GummiAlien
Proto-Administrator



Anmeldungsdatum: 06.11.2006
Beiträge: 95
Wohnort: Im Jugendtreff pensionierter Arbeitsloser

Beitrag(#633639) Verfasst am: 05.01.2007, 12:09    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Unvorstellbar dass es heute noch so etwas gibt!

Ich hoffe dass dies nicht einfach so geschehen darf und dass etwas dagegen getan wird.


Die Ursachen zu beseitigen, wird wohl noch eine ganze Weile dauern: Anfällig sind ja vor allem Menschen, die arm sind, und ungebildet. Und dann sind in der Stadt unzählige Flüchtlinge aus dem ganzen Land, die die chaotische Situation noch verschärfen.

Im Grunde haben wir dort finsterstes Mittelalter! Weinen


Papa Kabila, der vorige Machthaber, der Mitkämpfer Che Guevaras, wurde von den Amis mit einem Bürgerkrieg überzogen bei dem bis zu 5 mill Menschen starben. Nach der Ermordung Kabilas (ebenfalls durch Ami-Agenten, offiziell waren es enttäuschte Libanesen, weil Papa Kabila, als er sah, dass sein Rausschmiss der Konzerne den totalen Krieg brachte, Konzerne aus kleineren Staaten wieder reinließ, so zB aus Israel, damit hoffte er herrschende Klassen im Westen zu beruhigen und trotzdem nicht nur Spielball der Megamultis zu sein und eben deshalb sollen es aufgebrachte Libanesen gewesen sein, die den Auftragsmord gaben, was natürlich vollkommener Schwachsinn ist, weil diese Libanesen mehrheitlich Pro-Imperialisten sind) fuhr Kabila Jr. sofort nach Washington ob er auch abgeschossen werden solle? Bush sagte ihm Wohlwollen zu, wenn er aufhört aufklärerische (= sozialistische) Ideen zu verbreiten und statt dessen die (fundamentalistischen) Christen missionieren lässt. Es ist quasi der Einzug der Konservativen, was diesen Wahn wieder aufkommen ließ. (Quelle: Diplomarbeit Petra Steiner, Opium und WTO, Globalisierung gestern und heute, Uni Wien, Jahreszahl hab ich vergessen, aber es wurde an der Philo-Fakultät eingereicht und sehr gut befunden).
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#634184) Verfasst am: 05.01.2007, 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Bush sagte ihm Wohlwollen zu, wenn er aufhört aufklärerische (= sozialistische) Ideen zu verbreiten und statt dessen die (fundamentalistischen) Christen missionieren lässt. Es ist quasi der Einzug der Konservativen, was diesen Wahn wieder aufkommen ließ. (Quelle: Diplomarbeit Petra Steiner, Opium und WTO, Globalisierung gestern und heute, Uni Wien, Jahreszahl hab ich vergessen, aber es wurde an der Philo-Fakultät eingereicht und sehr gut befunden).


Wurden in der Diplomarbeit aufklärerische und sozialistische Ideen tatsächlich gleichgesetzt? Wenn ja, würde es mich wundern, dass die Arbeit überhaupt angenommen wurde.

Unabhängig davon kann ich mir natürlich gut vorstellen, dass die Gewährleistung von Religionsfreiheit (was ja zunächst ein wertvoller demokratischer Grundsatz ist) auch von christlichen Fundamentalisten dieser Art begrüßt wird. Die Auswüchse mit allen ihren Folgen (siehe oben) muss ein Staat natürlich bekämpfen. Religionsfreiheit muss an Grenzen stoßen, wo Menschenrechte missachtet werden.

Leider gibt es dort kein staatliches Gewaltmonopol (immerhin bewachten europäische Soldaten die Wahlen in der Stadt), weshalb derartige Straftaten (bis hin zu Mord!) nicht geahndet werden. Es fehlt auch ein ausgebautes staatliches Schulwesen. Nur durch Bildung lassen sich Menschen gegen diesen gefährlichen Aberglauben "immunisieren".
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#634199) Verfasst am: 05.01.2007, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

Queen of Las Vegas hat folgendes geschrieben:
God is not the Answer.
Vielleicht ist die Idee nicht neu aber:
Es wäre wirklich hilfreich wenn man sich mal über einfache Formen der Information gedanken machen würde mit denen man solche Menschen erreichen könnte. Eine Leitfiebel für Arme die die Stärken des Humanismus einfach verdeutlichen in einer Bildsprache.



Die Idee finde ich gut.

Es müsste sich allerdings irgendeine NGO finden, die sich so einer Sache annimmt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass etwa UNICEF, falls es dort tätig ist, auf das Problem reagiert (im Rahmen von Schul- und Bildungsprojekten). Immerhin sind da vor allem Kinder betroffen.

Edit: Ich habe interessehalber mal eine E-Mail an UNICEF-Deutschland und terre des hommes-Deutschland geschickt. Vielleicht wissen die was.
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#634239) Verfasst am: 05.01.2007, 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hier mal noch Quellen:

Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenkinder

ZEIT: http://www.zeit.de/2005/38/Afrika?page=all

Der okkulte Hexenglauben ist älter und kulturell tiefer verwurzelt. Die fundamentalistischen Freikirchen scheinen hier einen gut bestellten Acker übernommen zu haben.

Ein Projekt gibt es offenbar auch schon:

BICE: http://www.bicedeutschland.de/Indextest1hexenkinder1.htm

Allerdings wird da wohl der Teufel mit dem Bezelbub ausgetrieben. Es handelt sich um das katholische Kinderhilfswerk (Bureau International Catholique de l'Enfance). skeptisch
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GummiAlien
Proto-Administrator



Anmeldungsdatum: 06.11.2006
Beiträge: 95
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Beitrag(#634382) Verfasst am: 06.01.2007, 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:

Wurden in der Diplomarbeit aufklärerische und sozialistische Ideen tatsächlich gleichgesetzt? Wenn ja,
würde es mich wundern, dass die Arbeit überhaupt angenommen wurde.

ne, habs wohl nicht klar genug formuliert: bush findet jede aufklärung als kommunismus - sozialismus.


Andreas2006 hat folgendes geschrieben:

Nur durch Bildung lassen sich Menschen gegen diesen gefährlichen Aberglauben "immunisieren".


das ist schon klar, nur bringt der westen hekatombenweise die gebildeten in der gegend um, weil diese eben oft die reichtümer unter den eigenen leuten verteilen und nicht den multis schenken wollen. so ging es lumumba, der mit westlicher hilfe ermordet und durch die bestie mobutu ersetzt wurde und so ging es auch dem vater kabila. das wollte ich eigentlich sagen.

selbstverständlich sollte man jede gutgemeinte aktion fördern, um aber dort wirklich fortschritte zu erreichen müssen diese staaten aus dem machtgebiet der konzerne und der sie unterstützenden staaten gerissen werden, 500 jahre kolonisierung und terrorisierung waren genug. soll heißen, wir sollten vor allem hier auf unsere politiker druck machen, dass sie sich dort nicht einmischen (zuletzt sogar mit truppen, wie du es auch angemerkt hast, um dem terroristen bemba, dem gar nicht mehr so geliebten des westens, weil ja kabila jr. auch vor den multis kapituliert hat und ihnen freie hand gibt) chancen bei wahlen zu geben. in wirklichkeit gehört der aber wegen völkermord nach den haag. das geht aber natürlich nicht, da er ja für den westen massengemordet hat, gemeinsam mit den staatschefs von uganda und ruanda, museveni und kagame, beide verbrecher nebenbei persönliche freunde vom bush.

kurz: es gibt dort deshalb keine staatsgewalt, weil der westen immer nach dem prinzip des "divide et impera" die dortigen völker in kriege führt, wenn nicht überhaupt selbst die überfälle organisiert.
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#634489) Verfasst am: 06.01.2007, 09:32    Titel: Antworten mit Zitat

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
soll heißen, wir sollten vor allem hier auf unsere politiker druck machen, dass sie sich dort nicht einmischen (zuletzt sogar mit truppen, wie du es auch angemerkt hast, um dem terroristen bemba, dem gar nicht mehr so geliebten des westens, weil ja kabila jr. auch vor den multis kapituliert hat und ihnen freie hand gibt) chancen bei wahlen zu geben. [...]


Ich halte das für eine sehr einseitige (nämlich weltanschaulich beeinflusste) Analyse dieser Gemengelage. Die europäischen Truppen hatten die Aufgabe zu verhindern, dass die Anhänger und Privatarmeen der einzelnen Kandidaten sich bei den Wahlen gegenseitig an die Gurgel gehen.

Ich halte dieses militärische Engagement sogar für viel zu ängstlich, d.h. für räumlich und zeitlich derart eng begrenzt, dass ein wirklich friedenschaffender und nachhaltig friedenserhaltender Effekt kaum möglich sein wird. Ich meine, wir trauen uns nicht, konsequent genug aufzutreten, um überhaupt die Grundlagen für Entwicklung zu schaffen. Gerade unsere koloniale Vergangenheit sollte hier zu ehrlicher Verantwortung führen. Außerdem ist vielen noch nicht klar, wie eigennützig wir eigentlich auch handeln würden - wenn man z.B. die gegenwärtigen und zukünftigen Flüchtlingsströme bedenkt.

Die ganze Problematik um Staatszerfall, Bürgerkrieg, Armut, Migration, Analphabetismus ist m.E. viel zu komplex, um sie auf eine einzige Formel zu bringen. Man mag die Ursachen auch in kolonialen und nachkolonialen Abhängigkeitsverhältnissen suchen, aber nicht ausschließlich. Man denke an Kapitalmangel, Korruption, Vetternwirtschaft, mangelndes Demokratiebewusstsein, Traditionsblindheit etc.. Hier wirken verschiedene Faktoren wechselseitig aufeinander ein.
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#634527) Verfasst am: 06.01.2007, 11:32    Titel: Re: LE MONDE diplomatique: Die kleinen Hexen von Kinshasa Antworten mit Zitat

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Die LeMonde diplomatique hat in Ausgabe 12/2006 einen Beitrag über Kinshasa gebracht. Dort nutzen fundamentalistische Kirchgemeinden die Armut und das Chaos aus und bezichtigen kleine Kinder der Hexerei.

Christliche "Werte" führen in der "Dem. Rep. Kongo" zu einem explosionsartigem Bevölkerungsanstieg, obwohl sich die Kongonesen ständig in irgendwelche kriegerischen Auseinandersetzungen verwickeln.

Nun müssen sie ihre überschüssigen Kinder unter einem christlichen Vorwand loswerden, da bietet sich "Hexerei" quasi an.
Übrigens auch ein guter Grund für die USA, dort einzumarschieren, wie damals bei der Brutkastengeschichte ...

Bevökerungszunahme der DRK seit 1961 in Tausend:


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Leben kann tödlich sein
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GummiAlien
Proto-Administrator



Anmeldungsdatum: 06.11.2006
Beiträge: 95
Wohnort: Im Jugendtreff pensionierter Arbeitsloser

Beitrag(#634529) Verfasst am: 06.01.2007, 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
GummiAlien hat folgendes geschrieben:
soll heißen, wir sollten vor allem hier auf unsere politiker druck machen, dass sie sich dort nicht einmischen (zuletzt sogar mit truppen, wie du es auch angemerkt hast, um dem terroristen bemba, dem gar nicht mehr so geliebten des westens, weil ja kabila jr. auch vor den multis kapituliert hat und ihnen freie hand gibt) chancen bei wahlen zu geben. [...]

Ich halte das für eine sehr einseitige (nämlich weltanschaulich beeinflusste) Analyse dieser Gemengelage.


Wenn man natürlich mit einem argumentum ad personam beginnt, dann hat wohl jede diskussion seinen sinn verloren. Auch wenn ich ein geisteskranker rauschgiftsüchtiger persver nazi wäre, wäre doch der wahrheitsgehalt meiner ausführungen von meinen prämissen und meinen schlussfolgerungen abhängig und nicht davon, welche weltanschauung oder krankheit oder was auch immer habe. Auch meine nationalität oder sexuellen vorlieben spielen in einem solchen zusammenhang keine rolle. Bei diesen diskussionen, bei denen man den anderen ja nicht mal persönlich kennt, sollten also nur die argumente zählen!

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Die europäischen Truppen hatten die Aufgabe zu verhindern, dass die Anhänger und Privatarmeen der einzelnen Kandidaten sich bei den Wahlen gegenseitig an die Gurgel gehen.

Ich halte dieses militärische Engagement sogar für viel zu ängstlich, d.h. für räumlich und zeitlich derart eng begrenzt, dass ein wirklich friedenschaffender und nachhaltig friedenserhaltender Effekt kaum möglich sein wird.


Den bock also zum gärtner machen. Zuerst wird der terrorist bemba vom westen mit waffen versorgt, damit der den vom westen ungeliebten kabila stürzt, dann soll dieser wieder in schach gehalten werden. Wenn dort überhaupt jemand solche aufgaben übernehmen soll, dann doch nur einer, dessen konzerne dort nicht gemeinsam mit "ihren" politikern diesen unvorstellbar verbrecherischen krieg mit bis zu 5 mill. toten gefördert haben, also zb truppen aus afrikanischen staaten.


Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Ich meine, wir trauen uns nicht, konsequent genug aufzutreten, um überhaupt die Grundlagen für Entwicklung zu schaffen. Gerade unsere koloniale Vergangenheit sollte hier zu ehrlicher Verantwortung führen.


nicht mit truppen schafft man entwicklung, sondern mit kapital und ausbildung. Truppen sollten ein land verteidigen und nicht andere überfallen. Außerdem, die dt. koloniale vergangenheit besteht vor allem aus der ausrottung der herreros und anderer völker, die sollen sich nur „ehrlich“ schleichen, so wie die anderen staaten - gb, belgien (speziell im kongo), frankreich etc. – die jahrhunderte dort geraubt, versklavt und ausgebeutet haben, auch.

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Außerdem ist vielen noch nicht klar, wie eigennützig wir eigentlich auch handeln würden - wenn man z.B. die gegenwärtigen und zukünftigen Flüchtlingsströme bedenkt.


Flüchtlingsströme verhindert man nicht, indem man staaten mit jahrelangen kriegen überzieht.

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Die ganze Problematik um Staatszerfall, Bürgerkrieg, Armut, Migration, Analphabetismus ist m.E. viel zu komplex, um sie auf eine einzige Formel zu bringen. Man mag die Ursachen auch in kolonialen und nachkolonialen Abhängigkeitsverhältnissen suchen, aber nicht ausschließlich. Man denke an Kapitalmangel, Korruption, Vetternwirtschaft, mangelndes Demokratiebewusstsein, Traditionsblindheit etc.. Hier wirken verschiedene Faktoren wechselseitig aufeinander ein.


da geb ich dir vollkommen recht, aber das werden wir nicht dadurch lösen, dass wir dort krieg säen und die interessen unserer konzerne verfolgen. Der erste schritt wäre, wenn man wirklich einmal truppen braucht, weil man konflikte eindämmen muss, nur truppen aus staaten zu schicken, die nur minimale oder gar keine wirtschaftlichen interessen in diesen gebieten haben.

abschließend: speziell zur kongoproblematik würde ich dir das buch (vielleicht kennst es eh schon) „Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne – mit Firmenindex. Deuticke Verlag, Wien – Frankfurt 2001“ empfehlen.
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#634531) Verfasst am: 06.01.2007, 11:55    Titel: Re: LE MONDE diplomatique: Die kleinen Hexen von Kinshasa Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
Christliche "Werte" führen in der "Dem. Rep. Kongo" zu einem explosionsartigem Bevölkerungsanstieg, obwohl sich die Kongonesen ständig in irgendwelche kriegerischen Auseinandersetzungen verwickeln.



Ich kann die Ansicht nicht teilen, dass die "christlichen Werte" allein zum Bevölkerungsanstieg führen. Kongo befindet sich wie viele Entwicklungsländer in der Wachstumsphase des demografischen Übergangs. Die Zuwachsrate ist deshalb so hoch, weil die Sterberate für eine relativ lange Zeit deutlich niedriger ist als die Geburtenrate. Es ist fast eine Gesetzmäßigkeit der Bevölkerungsentwicklung, dass zuerst die Sterberate sinkt und erst viel später die Geburtenrate. Wir bezeichnen diese Entwicklung als demografischen Übergang vom anfangs sehr hohen Bevölkerungsumsatz (hohe Sterbe- und Geburtenrate ohne Wachstum) zum niedrigen Bevölkerungsumsatz (niedrige Sterbe- und Geburtenrate ohne Wachstum).

http://www.andreas-dietz.de/material/demografischer_uebergang.pdf

Das Sinken der Sterberate ist auf Verbesserungen der Versorgungsinfrastruktur, der hygienischen Verhältnisse, der Landwirtschaft zurückzuführen - während der Kolonialzeit. Dass die Menschen an ihren traditionell großen Familien mit vielen Kindern weiterhin festhalten, hat noch andere Ursachen: Kinder gelten als Arbeitskräfte und sollen ihre Eltern später im Alter versorgen etc.. Das ändert sich erst mit der Einführung eines staatlichen Rentensystems, mit wirksamen Familienplanungsprogrammen, mit Schulbildung und Aufklärung (auch über Verhütung). Beim letzten Punkt stimme ich dir zu: Die Kirchen, vor allem die katholische, wirken mit ihrer überkommenen Sexualmoral als Bremsklotz.

Algol hat folgendes geschrieben:
Nun müssen sie ihre überschüssigen Kinder unter einem christlichen Vorwand loswerden, da bietet sich "Hexerei" quasi an.


Das klingt, als gäbe es einen Masterplan. Das ist so abwegig wie jede andere Verschwörungstheorie.


Zuletzt bearbeitet von Sisyphos II am 06.01.2007, 14:08, insgesamt einmal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#634544) Verfasst am: 06.01.2007, 12:21    Titel: Antworten mit Zitat

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Wenn man natürlich mit einem argumentum ad personam beginnt, dann hat wohl jede diskussion seinen sinn verloren.


Wenn du genau liest, wirst du sehen, dass ich in keiner Weise ein Argument gegen deine Person vorgebracht habe. Ich habe lediglich eine Bewertung deiner Ausführungen vorgenommen. Dazu ist es gar nicht nötig, dich als Diskussionspartner persönlich zu kennen.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Den bock also zum gärtner machen. Zuerst wird der terrorist bemba vom westen mit waffen versorgt, damit der den vom westen ungeliebten kabila stürzt, dann soll dieser wieder in schach gehalten werden. Wenn dort überhaupt jemand solche aufgaben übernehmen soll, dann doch nur einer, dessen konzerne dort nicht gemeinsam mit "ihren" politikern diesen unvorstellbar verbrecherischen krieg mit bis zu 5 mill. toten gefördert haben, also zb truppen aus afrikanischen staaten.


Du redest immer von dem Westen als einem monolithischen Block. Ich halte das für keine sehr differenzierte Betrachtung. Ebenso sprichts du von den Konzernen. Das ist - mit Verlaub - eine politisch-ideologisch einseitige Feindbildmalerei. Es gibt auf der Welt nicht "das Gute" und "das Böse", es gibt nur Akteure mit unterschiedlichen Interessen und Vorgeschichten, unterschiedlichem Machtpotential, mehr oder weniger eingebunden in diverse rechtliche und vertragliche Regelungen. Das schließt nicht aus, den einen oder anderen Akteur mit (begründeter) Kritik zu überziehen.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
nicht mit truppen schafft man entwicklung, sondern mit kapital und ausbildung. Truppen sollten ein land verteidigen und nicht andere überfallen. Außerdem, die dt. koloniale vergangenheit besteht vor allem aus der ausrottung der herreros und anderer völker, die sollen sich nur „ehrlich“ schleichen, so wie die anderen staaten - gb, belgien (speziell im kongo), frankreich etc. – die jahrhunderte dort geraubt, versklavt und ausgebeutet haben, auch.


Wie soll etwa eine Hilfsorganisation Grundschulen bauen, wenn ihre Mitarbeiter ständig von irgendwelchen marodierenden Banden bedroht werden? Welche Sicherheit hat ein Unternehmer, der in dem Land investieren will, wenn er nicht wissen kann, ob nicht vielleicht am nächsten Tag eine Granate in seiner Werkstatt einschlägt? Ohne - auch gewaltsame - Durchsetzung von sicheren Verhältnissen lässt sich keine Entwicklung vorantreiben. Zudem: die EU-Truppe im Kongo hat niemanden überfallen. Und der Einsatz hat mit "Krieg säen" nichts zu tun.

Edit: Ich würde dich auch bitten, Begriffe richtig zu benutzen. Wenn man von der Ausrottung eines Volkes spricht, dann bedeutet das, dass es dieses Volk nicht mehr gibt. Glücklicherweise leben heute noch sehr viele Hereros in Namibia. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich will hier keine Haarspalterei betreiben. Mir fällt nur immer auf, dass gerade Linke in ihren Argumentationen viel zu große begriffliche Geschütze auffahren und zu maßlosen Übertreibungen neigen (welche Völker wurden denn in deutschen Kolonien noch "ausgerottet"?). Damit sichert man sich einen festen moralischen Standpunkt, ja meint, die Moral geradezu für sich gepachtet zu haben; und immunisiert sich gegen jegliche Kritik. Religiöse Fundamentalisten diskutieren da ganz ähnlich, sie verstecken sich hinter "heiligen" Dogmen und fühlen sich "persönlich" angegriffen. Die Linke hat viele aufklärerische Impulse gebracht und immer wieder mit deutlicher Kritik auf traditionell gefestigte Missstände hingewiesen. Ihr solltet aber auch selbst Kritikfähigkeit entwickeln.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
da geb ich dir vollkommen recht, aber das werden wir nicht dadurch lösen, dass wir dort krieg säen und die interessen unserer konzerne verfolgen. Der erste schritt wäre, wenn man wirklich einmal truppen braucht, weil man konflikte eindämmen muss, nur truppen aus staaten zu schicken, die nur minimale oder gar keine wirtschaftlichen interessen in diesen gebieten haben.


Leider haben nun mal die Staaten, die - legitimerweise! - auch wirtschaftliche Interessen verfolgen, gleichzeitig auch die notwendigen militärischen Fähigkeiten und das für Entwicklung so dringend benötigte technische und logistische Know-How. Derzeit sind es die Chinesen, die - im Tausch für die Versorgung mit Rohstoffen für ihre boomende Wirtschaft - den Afrikanern allerlei nützliche Dinge bescheren. Nur leider fragen die nicht - so wie die Europäer - nach rechtsstaatlichen, demokratischen Standards und der Einhaltung von Menschenrechten.
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GummiAlien
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Anmeldungsdatum: 06.11.2006
Beiträge: 95
Wohnort: Im Jugendtreff pensionierter Arbeitsloser

Beitrag(#635895) Verfasst am: 07.01.2007, 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Ich halte das für eine sehr einseitige (nämlich weltanschaulich beeinflusste) Analyse dieser Gemengelage.


Dann

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
Wenn du genau liest, wirst du sehen, dass ich in keiner Weise ein Argument gegen deine Person vorgebracht habe. Ich habe lediglich eine Bewertung deiner Ausführungen vorgenommen.


Und wer schreibt meine ausführungen? Nicht ich, sondern ein mich indoktrinierender ideologe und ich bin nur eine art zombie in den händen dieses ideologen oder dieser ideologie?

Glaub mir, das ist kein guter diskussionsstil. Ich zb nehme von dir an, dass du ein anständiger und intelligenter mensch bist, weil du ja nicht irgendein idiotenthema angeschnitten hast, sondern ein sehr interessantes und wohl das aus der sicht der menschenrechte wohl bedeutendste, nämlich die rechte der kinder. Also nimm bitte auch du zuerst mal nicht an, dass ich ideologe für fremde böse mächte bin, sondern ich für mich selbst rede.

Andreas2006 hat folgendes geschrieben:
GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Den bock also zum gärtner machen. Zuerst wird der terrorist bemba vom westen mit waffen versorgt, damit der den vom westen ungeliebten kabila stürzt, dann soll dieser wieder in schach gehalten werden. Wenn dort überhaupt jemand solche aufgaben übernehmen soll, dann doch nur einer, dessen konzerne dort nicht gemeinsam mit "ihren" politikern diesen unvorstellbar verbrecherischen krieg mit bis zu 5 mill. toten gefördert haben, also zb truppen aus afrikanischen staaten.


Du redest immer von dem Westen als einem monolithischen Block. Ich halte das für keine sehr differenzierte Betrachtung. Ebenso sprichts du von den Konzernen. Das ist - mit Verlaub - eine politisch-ideologisch einseitige Feindbildmalerei. Es gibt auf der Welt nicht "das Gute" und "das Böse", ...


Und genau so geht’s in deiner argumentation weiter: „eine politisch-ideologisch einseitige Feindbildmalerei“. Dann willst du nach 20 zeilen eine „differenzierte Betrachtung“, als ob das nicht die aufgabe einer diskussion wäre? (außerdem habe ich schon 2 literaturangaben geliefert, die meine thesen sehr detailliert widergeben). Wie soll man mit den ersten 20 zeilen einer diskussionseröffnung eine „differenzierte Betrachtung“ leisten? Es ist vollkommen unmöglich, auch theoretisch, aber du wirfst mir das vor. Kurz: Ich präsentier fakten, du wirfst mir ideologie vor. Glaubst du, so kann man eine diskussion führen? Wenn du nicht auf tatsachenbehauptungen von mir eingehen willst, sondern nur stänkern, wozu eröffnest du so einen thread? Ach, das hat ja keinen sinn, ich breche jetzt die diskussion mit dir ab, wenn du auf kein einziges argument eingehst, sondern nur dumpfe beleidigungen vorbringen kannst. tschüss.
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#636075) Verfasst am: 08.01.2007, 09:28    Titel: Antworten mit Zitat

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Und wer schreibt meine ausführungen? Nicht ich, sondern ein mich indoktrinierender ideologe und ich bin nur eine art zombie in den händen dieses ideologen oder dieser ideologie?


Ein Argument gegen Deine Person wäre, wenn ich schriebe, ich hielte dich für einen weltfremden Idioten oder dergleichen. Aber das habe ich nicht getan. Ich habe deine Ausführung als einseitig und undifferenziert eingeschätzt. Aus dieser Einschätzung folgt nicht automatisch der Schluss, dass du ausschließlich ideologisch denkst. Im Gegenteil, sie lässt das, was ich über deine Person nicht weiß, offen; gibt dir also die Möglichkeit, deine Ausführungen zu ergänzen.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Also nimm bitte auch du zuerst mal nicht an, dass ich ideologe für fremde böse mächte bin, sondern ich für mich selbst rede.


Ich setze voraus, dass jeder meiner Diskussionspartner ohne Zwang von außen hier offen seine Meinung sagen kann. Der Prozess der Meinungsbildung erfordert aber, sich umfassend nach allen Seiten zu informieren, und eben nicht nur einseitig. Diesen Prozess muss jeder selbst steuern, bewusst und eigenverantwortlich. Damit entgeht man der Gefahr der Indoktrination durch - wie du sagst - "fremde böse Mächte". Auch ein geliebter Buchautor oder Exponent einer weltanschaulich-politischen Denkrichtung, den man gerne und oft zitiert, ja sogar eine Zeitung kann hier als Autorität wirken. Einer meiner Politikprofessoren an der Uni warnte vor Jahren davor, einem Denker wie z.B. Chomsky als "Jünger" nachzuplappern.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Dann willst du nach 20 zeilen eine „differenzierte Betrachtung“, als ob das nicht die aufgabe einer diskussion wäre? (außerdem habe ich schon 2 literaturangaben geliefert, die meine thesen sehr detailliert widergeben). Wie soll man mit den ersten 20 zeilen einer diskussionseröffnung eine „differenzierte Betrachtung“ leisten? Es ist vollkommen unmöglich, auch theoretisch, aber du wirfst mir das vor.


Eine ansatzweise differenzierte Betrachtung der Dinge ist immer möglich. Es würde z.B. schon ausreichen, das außenpolitische Handeln der USA von dem europäischer Akteure zu trennen. Gerade die jüngste Vergangenheit der internationalen Beziehungen hat ja gezeigt, wie weit die Interessen auseinanderliegen.

Und eine weitere Differenzierung und Konkretisierung im Laufe der Diskussion ist sogar erforderlich, um anderen die Möglichkeit zu geben, sich mit den Argumenten auseinanderzusetzen. Du hast eine Diplomarbeit und ein Buch angegeben. Sollen wir das erst mal lesen, um mit dir reden zu können? Was soll ich zu den Konzernen sagen, wenn du mir nicht darlegst, welcher Konzern konkret in der D.R. Kongo in einen nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem Thema (Hexenkinder) gebracht werden kann? Pauschale Aussagen helfen uns nicht weiter. Dass das Agieren international tätiger Konzerne in Entwicklungsländern Probleme verursachen kann, wissen wir ohnehin alle.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Kurz: Ich präsentier fakten, du wirfst mir ideologie vor.


Ich halte einen Diskussionspartner und seine Fakten nur bedingt für glaubwürdig, wenn er pauschalisiert, maßlos übertreibt, nur einseitig informiert zu sein scheint und sich die Dinge so zurechtlegt, dass sie in sein Weltbild passen. Was ist dran an deiner Tatsachenbehauptung, dass in deutschen Kolonien nicht nur ein Volk dezimiert, sondern gleich mehrere Völker offenbar völlig "ausgerottet" wurden?

Und was sollen wir anfangen mit dieser Tatsachenbehauptung: "nur bringt der westen hekatombenweise die gebildeten in der gegend um"?

(a) "der Westen": Wer konkret ist als Akteur gemeint?
(b) "hekatombenweise": Wieviele Opfer sind es?
(c) "die Gebildeten": Alle, die Lesen und Schreiben gelernt haben? Oder die Schriftsteller? Oder wer?
(d) "in der Gegend": Wo genau?
(e) "umbringen": Aktiv morden? Morden lassen? Passiv zugucken? Ohnmächtig zugucken?

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Wenn du nicht auf tatsachenbehauptungen von mir eingehen willst, sondern nur stänkern, wozu eröffnest du so einen thread?


Ich eröffne einen Thread, um (1) andere zu informieren, (2) hilfreiches Wissen zum Thema von anderen zu bekommen, und (3) um Meinungen zum Thema mit anderen auszutauschen. Dabei gehe ich auf Tatsachenbehauptungen von anderen ein und hinterfrage sie, wenn ich sie für fragwürdig halte. Wenn du das als "Stänkern" wahrnimmst, kann ich dir auch nicht helfen.

GummiAlien hat folgendes geschrieben:
Ach, das hat ja keinen sinn, ich breche jetzt die diskussion mit dir ab, wenn du auf kein einziges argument eingehst, sondern nur dumpfe beleidigungen vorbringen kannst. tschüss.


Ich denke doch, auf deine Argumente recht ausführlich eingegangen zu sein. Das tat ich auch, indem ich vor einer konkreten Auseinandersetzung mit den Argumenten zunächst eine Differenzierung einforderte. Ich gehe sogar auf deine letzte Tatsachenbehauptung ein, nämlich die, dass ich hier "nur dumpfe Beleidigungen" gegen dich vorbringe: Bitte belege mir zunächst die "dumpfen Beleidigungen".

Im Übrigen habe ich darauf verzichtet, dich auch um ein paar Großbuchstaben ab und an zu bitten. Die Lesbarkeit von Texten erleichtert doch ungemein das Verständnis und die inhaltliche Auseinandersetzung. Aber vermutlich wäre diese Bitte auch eine Beleidigung?
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#636282) Verfasst am: 08.01.2007, 16:10    Titel: Antwort von terre des hommes Antworten mit Zitat

Zurück zum Thema. Ich habe eine Antwort von terre des hommes erhalten. Die sind dort selbst nicht tätig, kennen aber das - sich ausbreitende - Problem:

Zitat:
Im Norden Angolas, wo diese Praxis sich offenbar ebenfalls ausbreitet, sind wir ebenfalls nicht aktiv, wiewohl Angola ein Projektland von terre des hommes ist. Daher wird das Thema bei unseren Partnern dort sicherlich zur Sprache gebracht und ggf. darauf reagiert.


Im Anhang habe ich noch folgenden Text bekommen. Ich hoffe mal, es ist urheberrechtlich nicht bedenklich, wenn ich ihn hier vollständig zitiere:

Zitat:
ANGOLA: "Witchcraft" an excuse for child abuse

© M.Sayagues/PlusNews

Children accused of witchcraft are isolated

LUANDA, 12 Dec 2006 (IRIN/PLUSNEWS) - Makiesse means "happiness" in Kikongo, a language spoken in northern Angola. But the early childhood of 10-year-old Makiesse Jonas was far from joyous.

When he was aged just six, his stepmother accused him of conjuring up the sickness that killed his father. He was beaten everyday, and forced to undergo a purification ritual which included fasting, being whipped and secluded.

"I said that I wasn't a wizard, that maybe the wizard used my face at night. But no one believed me," Jonas told IRIN.

Jonas was almost burnt alive one day by family members. He was saved by an uncle, who took him from his home in the northern city of Uige, to Luanda, Angola's capital, 345km away. He left him at a shelter for street children run by the Roman Catholic Church.

Jonas is a survivor of a disturbing trend that has emerged in Angola in recent years: Children being accused of witchcraft, resulting in their abuse, abandonment, and, in some cases, death. It appears more frequently among the Bakongo people, concentrated in the Uige, Zaire and Cabinda provinces in northern Angola.

Isolated instances of children accused of sorcery have been recorded in the past. But now there is a "significant and growing phenomenon of abused and abandoned children" being singled out, according to a recent study by the National Children's Institute (INAC), the government's child protection department, and the United Nations Children's Fund (UNICEF).

The problem first came to the attention of rights groups in 2000, when Save the Children, a nongovernmental organisation, recorded an unusually high number of children living on the streets of M'banza Congo, a city in Zaire. The concern was the children had been kicked out of their homes following allegations of witchcraft.

"It was frightening - the number of children in this situation, more than 400 just in M'banza Congo," recalled Suzana Filomena of Save the Children—Norway (SCF).

Filomena visited nine of 12 "treatment centres" in the city run by pastors of Pentecostal churches, healers, and followers of Kimbanguism, an African church with Congolese roots.

She found the children there being subjected to various purification procedures. The least harmful involved prayers and the sprinkling of holy water; the worst involved applying stinging perfume and chilli powder to the eyes, palm oil in the ears, the cutting of skin, burning with candles, herbal suppositories, laxatives, two-week-long fasts, forced labour on the pastor's farm, and seclusion which could last up to six months, according to the SCF and UNICEF.

The pastors and healers had an interest in identifying and curing child "sorcerers", perpetuating the belief as they filled their pockets with the cash and other offerings that the families paid to exorcise their children, said the study.

The INAC study blamed the impact of the 27-year civil war which ended in 2002. The phenomenon was a "manifestation of the crisis" - dislocation, poverty, weakened state institutions, rapid urbanisation and the changing relationship between children and adults as a result of the war, according to the study.

The accused children are often hyperactive, difficult, rebellious, and stubborn. They may be epileptic or have physical defects, are sleepwalkers, have nightmares, or wet their bed, according to INAC.

The SCF strategy, explained Filomena, "is to help people understand that the behavior of children is due to war, to HIV, to the death of their parents, or to the normal phases of development, and that children also have rights".

According to experts, the children accused of witchcraft are almost always orphans, the majority of them boys. Girls, it seems, are not targeted because of their usefulness in performing domestic chores.

"Children with two living parents are rarely accused of witchcraft," said Father Horácio Caballero, director of the shelter that cares for Jonas and dozens of children in the same situation.

The AIDS epidemic has also played a role in the abuse of children left vulnerable by the disease. "The influence of AIDS is very strong", said Caballero. "When AIDS begins to kill, someone in the family gets blamed for it".

While Angola's rate of HIV infection is less than four percent, the lowest in southern Africa, ignorance is high, because the epidemic is relatively recent.

"People don't understand this circle of infection and sickness that isn't cured, year after year of suffering. It can't be the doing of God, it must be a sorcerer," said Filomena.

In Zaire province, the SCF teamed up with INAC to deal with the problem. In 2001, the governor mandated the closing of 13 "treatment centres" and expelled eight Congolese pastors who lacked visas. "We were not going to allow the abuse of our children," Monteiro Garcia, the provincial vice-governor, told IRIN.

That decision signaled zero tolerance for child abuse, but it seemed to drive the practice underground. A complementary strategy, which involved sensitising traditional and religious leaders and the establishment of 38 child protection committees in Zaire, seemed to have more success.

But João Neves, SCF's chief in Luanda, pointed out that whereas Zaire has acted, other provinces are yet to follow that lead.

ms/dm/jk/oa
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Sisyphos II
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Anmeldungsdatum: 11.11.2006
Beiträge: 341

Beitrag(#639708) Verfasst am: 12.01.2007, 13:56    Titel: Antworten mit Zitat

UNICEF-Deutschland hat mir nun auch geantwortet. Wie ich oben bereits vermutet habe, ist das Kinderhilfswerk in der Angelegenheit tätig - in der Sorge für die betroffenen, als Hexen gebrandmarkten und verstoßenen Kinder.

Offen bleibt aber weiterhin die Frage, wie sich das Problem verhindern lässt, also die Frage nach Vorsorge.


Zitat:
Sehr geehrter Herr Dietz,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom und Ihr Interesse an UNICEF.

UNICEF weiß um das Schicksal der Kinder in Kinshasa, die von ihren Eltern ausgestoßen werden, weil sie angeblich verhext sind. Der Aberglaube in den kongolesischen Familien ist in den letzten Jahren aufgrund der schlechten Lebensbedingungen vieler Familien gestiegen. Oft sind Tod oder Krankheit in den Familien in den Augen der Erwachsenen ein Fall von Zauberei, für den die Kleinsten und Schwächsten verantwortlich gemacht werden. Die große Armut hat auch die schützende Aufgabe der Großfamilie zerstört. Früher haben Familien, die ihre Kinder nicht mehr ernähren konnten, zu Tante oder Onkel geschickt. Hier konnten sie eine Weile bleiben, bis die Situation sich verbesserte. Nun sind die Kinder oft Schuld an Hunger und Not und werden als Dämonen angeklagt und misshandelt.

UNICEF kümmert sich um die Kinder, die von ihren Familien verstoßen werden. Sie werden in kleinen Waisenheimen versorgt und vor allem psychologisch betreut. Oft glauben sie selber, dass sie verhext sind. Es dauert lange, bis die Kinder wieder Vertrauen zu sich selber und ihrer Umgebung gefasst haben. UNICEF setzt sich auch dafür ein, dass die Kinder in die Schule gehen können, damit sie eine Chance für eine bessere Zukunft erhalten. [...]
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