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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#649483) Verfasst am: 28.01.2007, 17:28 Titel: Egoistisches Gen vs. Kooperation |
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http://www.geo.de/GEO/natur/52549.html
Daraus:
Zitat: | Die Vorstellung eines "egoistischen Gens" ist aus molekularbiologischer Sicht unhaltbar. Jedes Gen ist Teil eines kooperativen Systems verschiedener Moleküle. Zudem werden alle Gene durch Signale aus der Umwelt reguliert. Gene sind keine Systeme, die auf Autopilot fahren. Jedes Gen hat eine Vorschaltsequenz, den so genannten Promoter. An diesen können Signalstoffe binden und veranlassen, dass das jeweilige Gen verstärkt oder vermindert abgelesen wird. Die Umwelt spielt permanent auf der Klaviatur der Gene und beeinflusst deren Aktivität. Gene sind Kommunikatoren und Kooperatoren. Allein kann ein Gen gar nichts. |
Stimmt das? Ist Eurer Meinung nach Dawkins' Theorie wirklich unhaltbar?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#649487) Verfasst am: 28.01.2007, 17:30 Titel: |
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Nicht nur die.
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Der Spielverderber ..etwas verwirrt
Anmeldungsdatum: 22.07.2005 Beiträge: 1294
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(#649491) Verfasst am: 28.01.2007, 17:41 Titel: Re: Egoistisches Gen vs. Kooperation |
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Domingo hat folgendes geschrieben: | http://www.geo.de/GEO/natur/52549.html
Daraus:
Zitat: | Die Vorstellung eines "egoistischen Gens" ist aus molekularbiologischer Sicht unhaltbar. Jedes Gen ist Teil eines kooperativen Systems verschiedener Moleküle. Zudem werden alle Gene durch Signale aus der Umwelt reguliert. Gene sind keine Systeme, die auf Autopilot fahren. Jedes Gen hat eine Vorschaltsequenz, den so genannten Promoter. An diesen können Signalstoffe binden und veranlassen, dass das jeweilige Gen verstärkt oder vermindert abgelesen wird. Die Umwelt spielt permanent auf der Klaviatur der Gene und beeinflusst deren Aktivität. Gene sind Kommunikatoren und Kooperatoren. Allein kann ein Gen gar nichts. |
Stimmt das? Ist Eurer Meinung nach Dawkins' Theorie wirklich unhaltbar? |
Aber genau so habe ich Dawkins verstanden: Gene kooperieren um ihre eigene Fitness zu erhöhen
Oder lieg ich da falsch, immerhin habe ich mich nur oberflächlich damit beschäftigt.
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boomklever Impfgegnergegner
Anmeldungsdatum: 25.07.2006 Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart
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(#649495) Verfasst am: 28.01.2007, 17:52 Titel: Re: Egoistisches Gen vs. Kooperation |
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Der Spielverderber hat folgendes geschrieben: | Domingo hat folgendes geschrieben: | http://www.geo.de/GEO/natur/52549.html
Daraus:
Zitat: | Die Vorstellung eines "egoistischen Gens" ist aus molekularbiologischer Sicht unhaltbar. Jedes Gen ist Teil eines kooperativen Systems verschiedener Moleküle. Zudem werden alle Gene durch Signale aus der Umwelt reguliert. Gene sind keine Systeme, die auf Autopilot fahren. Jedes Gen hat eine Vorschaltsequenz, den so genannten Promoter. An diesen können Signalstoffe binden und veranlassen, dass das jeweilige Gen verstärkt oder vermindert abgelesen wird. Die Umwelt spielt permanent auf der Klaviatur der Gene und beeinflusst deren Aktivität. Gene sind Kommunikatoren und Kooperatoren. Allein kann ein Gen gar nichts. |
Stimmt das? Ist Eurer Meinung nach Dawkins' Theorie wirklich unhaltbar? |
Aber genau so habe ich Dawkins verstanden: Gene kooperieren um ihre eigene Fitness zu erhöhen
Oder lieg ich da falsch, immerhin habe ich mich nur oberflächlich damit beschäftigt. |
Sehe ich auch so. Ich glaube Dawkins spricht in diesem Zusammenhang nicht von einem einzelnen Gen sondern von vielen Genen in einem größeren System.
Muss aber zugeben, dass ich auch nicht der Fitteste in dem Thema bin. Bin auf Beiträge gespannt.
_________________
Don't gift pearls before casting an octopus in a movie.
-- Cherry (ACNH)
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#649497) Verfasst am: 28.01.2007, 17:55 Titel: Re: Egoistisches Gen vs. Kooperation |
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Domingo hat folgendes geschrieben: | Stimmt das? Ist Eurer Meinung nach Dawkins' Theorie wirklich unhaltbar? |
Die Einlassungen sind äußerst schwammig und gehen völlig an Dawkins Theorie vorbei.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#649563) Verfasst am: 28.01.2007, 20:01 Titel: |
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Ob ein Individuum nun eher einem einzelnen Genom (wer hat das eigentlich behauptet?) oder eher dem Artgenom bei der Replikation behilflich ist, ändert wenig an der für viele provozierenden Grundthese.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Zverov häßlich
Anmeldungsdatum: 05.05.2006 Beiträge: 282
Wohnort: Ravensburg
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(#649578) Verfasst am: 28.01.2007, 20:36 Titel: |
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Es ist eine Weile her, dass ich Dawkins Bücher zu dem Thema gelesen habe, aber imho hat er auch darauf hingewiesen, dass er, wenn er "Gen" sagt, nicht unbedingt das selbe meint, was ein Molekularbiologe darunter verstehen würde... es war ebenso wie das "egoistisch" im Prinzip eine sprachliche Umdeutung von seiner Seite aus, damit das ganze nicht zu umständlich klingt.
So, wie das in dem Interview klang, hat der Herr Professor Bauer das egoistische "Gen" aber ganz deutlich klassisch molekularbiologisch verstanden... könnte also ein einfaches Aneinander-Vorbeireden sein.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#649588) Verfasst am: 28.01.2007, 20:52 Titel: |
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mMn kann man weder Gene noch die Prägung oder Sozialisation durch die Umwelt separat voneineinander als ursache für verhalten betrachten.
es ist nicht die frage ob das eine das andere beeinflusst und umgekehrt, sondern wie stark!
ich denke es gibt gene die steuern auch die bereitschaft und intensität der beeinflussbarkeit des verhaltens.
wenn dawkins also behauptet, gene "spielen ihr programm ab", dann kann ich dem nicht zustimmen.
ich vermute es gibt menschen mit besonders schwer beeinflussbarem verhaltensmuster die offenbar in erster linie von ihren genen "gesteuert" werden. andere menschen schlagen womöglich leichter auf sozialisierung an. auschlaggebender faktor dafür sind die gene.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
Zuletzt bearbeitet von L.E.N. am 28.01.2007, 21:03, insgesamt einmal bearbeitet |
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AntagonisT Master of Disaster
Anmeldungsdatum: 28.09.2005 Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden
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(#649589) Verfasst am: 28.01.2007, 20:52 Titel: |
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Zverov hat folgendes geschrieben: | n... könnte also ein einfaches Aneinander-Vorbeireden sein. |
Dann scheint er das Buch nicht gelesen zu haben..
_________________ “Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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letzterfreigeist dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 13.12.2006 Beiträge: 959
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(#649619) Verfasst am: 28.01.2007, 21:22 Titel: Re: Egoistisches Gen vs. Kooperation |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Domingo hat folgendes geschrieben: | Stimmt das? Ist Eurer Meinung nach Dawkins' Theorie wirklich unhaltbar? |
Die Einlassungen sind äußerst schwammig und gehen völlig an Dawkins Theorie vorbei. |
Ja, das ist leider so. Ich habe das Buch "Prinzip Menschlichkeit" von Bauer gelesen und war doch schockiert, eine Kampfschrift gegen Dawkins und Darwin (!) in den Händen zu haben. Einige Abschnitte sind nicht uninteressant, aber die Teile, in denen er sich mit Dawkins und Darwin auseinandersetzt nerven ungemein, so dass man geneigt ist, das Buch in die Ecke zu knallen.
Gerade bei Dawkins spielt die Kooperation ja eine entscheidende Bedeutung, wird sehr schön gezeigt, wieso Kooperation und Egoismus nicht im Widerspruch stehen müssen (haben unsere Energiekonzerne bei Preisabsprachen aber schon immer gewusst).
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Der Spielverderber ..etwas verwirrt
Anmeldungsdatum: 22.07.2005 Beiträge: 1294
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(#649643) Verfasst am: 28.01.2007, 21:45 Titel: |
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Scheint mir fast so als wolle er um jeden Preis sein Buch vermarkten
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unic registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 15
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(#652070) Verfasst am: 01.02.2007, 19:25 Titel: |
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Zverov hat folgendes geschrieben: | Es ist eine Weile her, dass ich Dawkins Bücher zu dem Thema gelesen habe, aber imho hat er auch darauf hingewiesen, dass er, wenn er "Gen" sagt, nicht unbedingt das selbe meint, was ein Molekularbiologe darunter verstehen würde... es war ebenso wie das "egoistisch" im Prinzip eine sprachliche Umdeutung von seiner Seite aus, damit das ganze nicht zu umständlich klingt.
So, wie das in dem Interview klang, hat der Herr Professor Bauer das egoistische "Gen" aber ganz deutlich klassisch molekularbiologisch verstanden... könnte also ein einfaches Aneinander-Vorbeireden sein. |
ersteres scheint mir im hinblick auf die differenzierung zur molekularbiologie hin richtig.
vorsichtig ausgedrückt: was dawkins mit dem begriff "egoistisches gen" meint, ist m. w. eine sinnbildliche anlehnung an die reine biogenetik. gene sind, evolutionär gesehen (und vereinfachend ausgedrückt), immer egoistisch und versuchen sich durchzusetzen. - wenn ich es richtig in erinnerung habe, geht er davon aus, daß der (moderne?) mensch sich nicht mehr rein biologisch "vervielfältigt", also seine biologischen gene vererbt, sondern immer weitgehender für seine geistige fortpflanzung sorgt. - ich glaube, dawkins nennt dieses "Memetik"; somit "Meme" als träger der (erb-)informationen.
es handelt sich also eher um eine art geistige evolution, die die rein biologische ersetzt/ergänzt (keine ahnung mehr, wie er das meinte). "egoistisch" von daher (ebenso mutgemaßt von mir), da es darum geht, jeden möglichen vorteil für seine Gene/Meme/Ideen zu nutzen. - - -na ja, im prinzip sind die religionen hier vorreiter (wenn auch nicht alleinige), die ihre memetik haufenweise an die armen schäfchen vererb(t)en, denke ich ;))). und diese meme leben immer noch fast unverändert... snieeef.
habe das buch allerdings auch vor langer zeit gelesen, und leider nicht ganz, da ich's mir nur ausgeliehen hatte. das buch von prof. bauer kenne ich nicht.
ich hoffe, daß doch noch jemand in diesem forum auftaucht, der zum "egoistischen gen" etwas mehr und genaueres sagen kann. ist eigentlich eine spannende these.
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letzterfreigeist dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 13.12.2006 Beiträge: 959
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(#652087) Verfasst am: 01.02.2007, 19:37 Titel: |
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unic hat folgendes geschrieben: |
vorsichtig ausgedrückt: was dawkins mit dem begriff "egoistisches gen" meint, ist m. w. eine sinnbildliche anlehnung an die reine biogenetik. gene sind, evolutionär gesehen (und vereinfachend ausgedrückt), immer egoistisch und versuchen sich durchzusetzen. - wenn ich es richtig in erinnerung habe, geht er davon aus, daß der (moderne?) mensch sich nicht mehr rein biologisch "vervielfältigt", also seine biologischen gene vererbt, sondern immer weitgehender für seine geistige fortpflanzung sorgt. - ich glaube, dawkins nennt dieses "Memetik"; somit "Meme" als träger der (erb-)informationen. |
Ja, gemäß Dawkins gibt es für den Menschen neben der genetischen Replikation eine kulturelle. Dafür hat er das Konstrukt Meme vorgeschlagen. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bedeutung Beethovens für spätere Generationen macht sich nicht an der Zahl seiner Nachkommen aus.
Dennoch muss letztendlich immer beides zutreffen. Denn wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. Das ist ein Teil der Befürchtungen, die in der aktuellen Multikulti-Debatte geäußert werden.
Unabhängig davon betont Dawkins die Kooperation als ein sinnvolles Prinzip, was nicht im Widerspruch zu seinem Egoismus-Begriff steht.
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unic registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 15
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(#652135) Verfasst am: 01.02.2007, 21:04 Titel: |
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letzterfreigeist hat folgendes geschrieben: | unic hat folgendes geschrieben: |
vorsichtig ausgedrückt: was dawkins mit dem begriff "egoistisches gen" meint, ist m. w. eine sinnbildliche anlehnung an die reine biogenetik. gene sind, evolutionär gesehen (und vereinfachend ausgedrückt), immer egoistisch und versuchen sich durchzusetzen. - wenn ich es richtig in erinnerung habe, geht er davon aus, daß der (moderne?) mensch sich nicht mehr rein biologisch "vervielfältigt", also seine biologischen gene vererbt, sondern immer weitgehender für seine geistige fortpflanzung sorgt. - ich glaube, dawkins nennt dieses "Memetik"; somit "Meme" als träger der (erb-)informationen. |
Ja, gemäß Dawkins gibt es für den Menschen neben der genetischen Replikation eine kulturelle. Dafür hat er das Konstrukt Meme vorgeschlagen. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bedeutung Beethovens für spätere Generationen macht sich nicht an der Zahl seiner Nachkommen aus.
Dennoch muss letztendlich immer beides zutreffen. Denn wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. Das ist ein Teil der Befürchtungen, die in der aktuellen Multikulti-Debatte geäußert werden.
Unabhängig davon betont Dawkins die Kooperation als ein sinnvolles Prinzip, was nicht im Widerspruch zu seinem Egoismus-Begriff steht. |
ja, ein kulturelles/wissenschaftliches erbe erreicht sehr viele menschen und ist gemeinhin recht nützlich und kaum wegzudenken aus unseren werten, unserem wissen und unserem fortschritt. im bösen sinne egoistisch wird's, wenn z.b. Macht hinzukommt. beispielsweise die macht, den weg für die eigenen meme zu ebenen, um zu manipulieren und zu erzwingen.
angesichts immer knapper werdender Ressourcen ist die memetik vielleicht ein sinnvoller weg der evolution, einer überbevölkerung entgegenzutreten. je weiter der mensch kulturelles erbe aufgenommen hat, desto weniger scheint er sich von seinem sexuellen fortpflanzungstrieb bestimmen zu lassen. das könnte ein neuer weg werden oder eine sackgasse. allerdings kümmert sich die evolution lediglich um arterhaltung, nicht um kulturgüter. anders als die postulierte memetik, denke ich.
am rande:
du schriebst: Zitat: | "....wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. |
das muß eigentlich nicht sein, da sie auch dafür sorgen könnten, daß sich ihre kulturmeme besser verbreiten, indem sie anderen kulturmemen inhaltlich überlegen wären. - am besten klappte das, indem man es in positiver weise 'vorlebt'. gute meme werden sicherlich allgemein auch gewinnen, da sie von sich aus überzeugen können. nur sind die lösungen in unserer geschichte und der der religionen meistens eher blutig gewesen - s. o., Machtmißbrauch!
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letzterfreigeist dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 13.12.2006 Beiträge: 959
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(#652359) Verfasst am: 02.02.2007, 02:39 Titel: |
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unic hat folgendes geschrieben: |
angesichts immer knapper werdender Ressourcen ist die memetik vielleicht ein sinnvoller weg der evolution, einer überbevölkerung entgegenzutreten. je weiter der mensch kulturelles erbe aufgenommen hat, desto weniger scheint er sich von seinem sexuellen fortpflanzungstrieb bestimmen zu lassen. das könnte ein neuer weg werden oder eine sackgasse. allerdings kümmert sich die evolution lediglich um arterhaltung, nicht um kulturgüter. anders als die postulierte memetik, denke ich. |
Genauso wie der menschliche Geist einen Körper benötigt, so funktioniert die memetische Replikation nur mit einer darunterliegenden sexuellen Fortplanzung. Ich denke, gerade bei der kulturellen Replikation sind sogar große Menschenmengen erforderlich.
Aber es ist richtig: Der Mensch transportiert viele Errungenschaften nicht nur über seine Gene weiter, sondern auch auf andere Wege.
unic hat folgendes geschrieben: |
am rande:
du schriebst: Zitat: | "....wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. |
das muß eigentlich nicht sein, da sie auch dafür sorgen könnten, daß sich ihre kulturmeme besser verbreiten, indem sie anderen kulturmemen inhaltlich überlegen wären. - am besten klappte das, indem man es in positiver weise 'vorlebt'. gute meme werden sicherlich allgemein auch gewinnen, da sie von sich aus überzeugen können. nur sind die lösungen in unserer geschichte und der der religionen meistens eher blutig gewesen - s. o., Machtmißbrauch! |
Das muss aber nicht so sein, obwohl es eine Option ist.
Ich persönlich glaube nicht an 'gute' Menge, die anderen inhaltlich überlegen sind. Wenn sich etwas durchsetzt, dann weil es irgendwelche Vorteile bringt.
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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#652360) Verfasst am: 02.02.2007, 02:43 Titel: |
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Zitat: | Ja, gemäß Dawkins gibt es für den Menschen neben der genetischen Replikation eine kulturelle. Dafür hat er das Konstrukt Meme vorgeschlagen. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bedeutung Beethovens für spätere Generationen macht sich nicht an der Zahl seiner Nachkommen aus.
Dennoch muss letztendlich immer beides zutreffen. Denn wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. Das ist ein Teil der Befürchtungen, die in der aktuellen Multikulti-Debatte geäußert werden.
Unabhängig davon betont Dawkins die Kooperation als ein sinnvolles Prinzip, was nicht im Widerspruch zu seinem Egoismus-Begriff steht. |
Ich dachte, die Memetik wäre keine echte wiss. Theorie, sondern eher eine Analogie, die geistesgeschichtliche Entwicklungen irgendwie verständlich machen soll
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letzterfreigeist dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 13.12.2006 Beiträge: 959
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(#652474) Verfasst am: 02.02.2007, 12:24 Titel: |
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Domingo hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ja, gemäß Dawkins gibt es für den Menschen neben der genetischen Replikation eine kulturelle. Dafür hat er das Konstrukt Meme vorgeschlagen. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bedeutung Beethovens für spätere Generationen macht sich nicht an der Zahl seiner Nachkommen aus.
Dennoch muss letztendlich immer beides zutreffen. Denn wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. Das ist ein Teil der Befürchtungen, die in der aktuellen Multikulti-Debatte geäußert werden.
Unabhängig davon betont Dawkins die Kooperation als ein sinnvolles Prinzip, was nicht im Widerspruch zu seinem Egoismus-Begriff steht. |
Ich dachte, die Memetik wäre keine echte wiss. Theorie, sondern eher eine Analogie, die geistesgeschichtliche Entwicklungen irgendwie verständlich machen soll  |
Ich persönlich würde das auch nicht als wissenschaftliche Theorie ansehen, aber einige scheinen das zu tun. Immerhin gibt es ja sogar Bücher bei Suhrkamp "Wissenschaft" darüber:
http://www.amazon.de/dp/3518292439/
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unic registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 15
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(#652880) Verfasst am: 02.02.2007, 22:45 Titel: |
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letzterfreigeist hat folgendes geschrieben: | unic hat folgendes geschrieben: |
angesichts immer knapper werdender Ressourcen ist die memetik vielleicht ein sinnvoller weg der evolution, einer überbevölkerung entgegenzutreten. je weiter der mensch kulturelles erbe aufgenommen hat, desto weniger scheint er sich von seinem sexuellen fortpflanzungstrieb bestimmen zu lassen. das könnte ein neuer weg werden oder eine sackgasse. allerdings kümmert sich die evolution lediglich um arterhaltung, nicht um kulturgüter. anders als die postulierte memetik, denke ich. |
Genauso wie der menschliche Geist einen Körper benötigt, so funktioniert die memetische Replikation nur mit einer darunterliegenden sexuellen Fortplanzung. Ich denke, gerade bei der kulturellen Replikation sind sogar große Menschenmengen erforderlich.
Aber es ist richtig: Der Mensch transportiert viele Errungenschaften nicht nur über seine Gene weiter, sondern auch auf andere Wege. |
In hinblick auf die von dir eingebrachten "großen Menschenmengen": es könnte gut sein, daß bei der kulturellen replikation letztendlich einfach nur große mengen an Medien wichtig wären, die die Meme einzelner dann an möglichst viele menschen verbreiten könnten. - wer schaut sich schon ein musikconcert live an, oder eine bundestagsdebatte, und dennoch werden per medien sehr viele menschen erreicht - und begeistert, überzeugt, oder auch nicht... . - übrigens gerade ohne die zwangsläufige verbreitung eigener gene!
letzterfreigeist hat folgendes geschrieben: |
unic hat folgendes geschrieben: |
am rande:
du schriebst: Zitat: | "....wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. |
das muß eigentlich nicht sein, da sie auch dafür sorgen könnten, daß sich ihre kulturmeme besser verbreiten, indem sie anderen kulturmemen inhaltlich überlegen wären. - am besten klappte das, indem man es in positiver weise 'vorlebt'. gute meme werden sicherlich allgemein auch gewinnen, da sie von sich aus überzeugen können. nur sind die lösungen in unserer geschichte und der der religionen meistens eher blutig gewesen - s. o., Machtmißbrauch! |
Das muss aber nicht so sein, obwohl es eine Option ist.
Ich persönlich glaube nicht an 'gute' Menge, die anderen inhaltlich überlegen sind. Wenn sich etwas durchsetzt, dann weil es irgendwelche Vorteile bringt. |
da muß ich dir recht geben, dazu gibt es auch viel zuviele gegenbeispiele, die ich ja z.t. auch selbst argumentiert habe. - mir sind einfach nur die pferde durchgegangen; ich träume immer noch ein wenig vom friedvollen miteinander unterschiedlichster menschen und arten (ohne vollends vegetarier zu sein ;)... ;))). - in diesem sinne verhält sich die memetik entsprechend der genetisch-biologischen evolution. dawkins wählte ja auch nicht ohne grund den veranschaulichenden begriff "egoistisches gen".
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unic registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 15
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(#653283) Verfasst am: 03.02.2007, 13:58 Titel: |
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zur frage, ob es sich bei der memetik von dawkins um eine idee, wissenschaftliche theorie oder these handeln könnte, antwortete mir ein freund und sehr interessierter dawkins-leser (hier zitiere ich der einfachheit halber, und schließlich geht es auch um die verbreitung seiner meme :
"Dawkins hat das als noch viel weniger in die Welt gesetzt.
Er meinte lediglich, daß die DNA nicht zwingend der einzige Träger der Evolution sein müsse und man sich andere Systeme denken könnte, die über Kopiertreue, Kopierfehler und Selektionsmechanismen eine evolutionäre Struktur bilden könnten.
Man müsse womöglich gar nicht erst an Außerirdische denken, sondern würde ein solches System schon bei uns finden können - in unsererer kulturellen Entwicklung.
Es war seinerseits weder eine Theorie noch eine Hypothese, sondern mehr ein Gedankenspiel, das dann andere aufgegriffen haben und versucht haben, zu einer Hypothese zu formulieren. Soweit ich weiß, sind die Hauptvertreter der Memetik Susan Blackmore und Daniel Denett. (...; hier folgt eine kurze auslassung aus dem zitat)
Zu einer wirklichen wissenschaftlichen Theorie fehlt es noch an allen Ecken und Enden - angefangen von sauberen Definitionen bis hin zu einem Falsifikationskriterium.
Das Wissen, was ich Dir oben referiert habe stammt aus dem Vorwort zu Susan Blackmores "Die Macht der Meme". Das Vorwort ist von... "
... Richard Dawkins.
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AntagonisT Master of Disaster
Anmeldungsdatum: 28.09.2005 Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden
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(#653288) Verfasst am: 03.02.2007, 14:13 Titel: |
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letzterfreigeist hat folgendes geschrieben: | Domingo hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Ja, gemäß Dawkins gibt es für den Menschen neben der genetischen Replikation eine kulturelle. Dafür hat er das Konstrukt Meme vorgeschlagen. Vereinfacht ausgedrückt: Die Bedeutung Beethovens für spätere Generationen macht sich nicht an der Zahl seiner Nachkommen aus.
Dennoch muss letztendlich immer beides zutreffen. Denn wenn sich die Menschen, die bestimmte Kulturmeme aufgenommen haben, nicht mehr richtig vermehren, dann sterben natürlich auch die Kulturmeme. Das ist ein Teil der Befürchtungen, die in der aktuellen Multikulti-Debatte geäußert werden.
Unabhängig davon betont Dawkins die Kooperation als ein sinnvolles Prinzip, was nicht im Widerspruch zu seinem Egoismus-Begriff steht. |
Ich dachte, die Memetik wäre keine echte wiss. Theorie, sondern eher eine Analogie, die geistesgeschichtliche Entwicklungen irgendwie verständlich machen soll  |
Ich persönlich würde das auch nicht als wissenschaftliche Theorie ansehen, aber einige scheinen das zu tun. Immerhin gibt es ja sogar Bücher bei Suhrkamp "Wissenschaft" darüber:
http://www.amazon.de/dp/3518292439/ |
Es muss ja auch keine exakte, wissenschaftlichen Kriterien entsprechende 'Theorie' sein, um einfach unter der Rubrik 'Wissenschaft' gut aufgehoben zu sein..
_________________ “Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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