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Funktionsbegriff in der Biologie

 
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Katatonia
...the quiet cold of late november



Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#718069) Verfasst am: 07.05.2007, 00:48    Titel: Funktionsbegriff in der Biologie Antworten mit Zitat

In der Biologie ist die Rede von Funktionen zentral; zugleich ist damit offenbar ein wesentlicher Unterschied zur Physik/Chemie gegeben. Dabei scheint ein teleologisches und auch ein normatives Moment mitzuschwingen: Wenn das Organ x eine Funktion hat, dann ist es dazu da, um y zu machen. Und wenn es dies nicht leisten kann, liegt eine Fehlfunktion vor.

Wie könnte man den Funktionsbegriff wissenschaftlich akzeptabel verstehen und fassen, so dass die Sprache der Biologen angemessen rekonstruiert wird? Was sind Funktionen, unter welchen Bedingungen hat etwas eine Funktion, wann ist eine Funktionszuschreibung gerechtfertigt?
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Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#718381) Verfasst am: 07.05.2007, 19:08    Titel: Re: Funktionsbegriff in der Biologie Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
In der Biologie ist die Rede von Funktionen zentral; zugleich ist damit offenbar ein wesentlicher Unterschied zur Physik/Chemie gegeben. Dabei scheint ein teleologisches und auch ein normatives Moment mitzuschwingen: Wenn das Organ x eine Funktion hat, dann ist es dazu da, um y zu machen. Und wenn es dies nicht leisten kann, liegt eine Fehlfunktion vor.


So sehe ich das auch. Wobei man allerdings zwischen "Funktionen" im Sinne mehr oder weniger willkürlich in die Artmerkmale hineingedeuteten "Zwecke" und "Ziele" einerseits und Funktionen im Sinne objektiv feststellbarer (An-)Passungen und Selektionsvorteilen andererseits unterschieden muss. Nur im erstgenannten Fall kommt die (fragwürdige) Teleologie ins Spiel.


Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wie könnte man den Funktionsbegriff wissenschaftlich akzeptabel verstehen und fassen, so dass die Sprache der Biologen angemessen rekonstruiert wird? Was sind Funktionen, unter welchen Bedingungen hat etwas eine Funktion, wann ist eine Funktionszuschreibung gerechtfertigt?


Das Thema ist recht komplex. So unterscheiden allein Mahner und Bunge an die fünf Funktionsbegriffe! Einer Definition zufolge werden Funktionen als (innere oder äußere) Organ-Aktivitäten betrachtet. So besteht z.B. die Aktivität des Herzens darin, zu kontrahieren und - im Gesamtkontext betrachtet - Blut zu pumpen. Ein für die Evolutionstheorie wichtiger Funktionsbegriff bezieht sich hingegen auf den Selektionsvorteil von Merkmalen. Danach besitzt ein Merkmal x genau dann eine Funktion, wenn es einer Art y in einer Umwelt z einen Selektionsvorteil beschert.

Wichtig ist also, dass Funktionen kontextabhängig sind und nicht "an sich" existieren. Außerdem lässt sich jede teleologische Frage ("wozu ist dieses oder jenes Organ da"?) in eine Reihe nicht teleologischer Fragen auflösen ("welchen Selektionsvorteil besitzt Organ x im Organismus y...", "welche Aktivität besitzt Organ x..." usw.)
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www.ag-evolutionsbiologie.de
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Katatonia
...the quiet cold of late november



Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#718923) Verfasst am: 08.05.2007, 16:53    Titel: Re: Funktionsbegriff in der Biologie Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

Das Thema ist recht komplex. So unterscheiden allein Mahner und Bunge an die fünf Funktionsbegriffe! Einer Definition zufolge werden Funktionen als (innere oder äußere) Organ-Aktivitäten betrachtet. So besteht z.B. die Aktivität des Herzens darin, zu kontrahieren und - im Gesamtkontext betrachtet - Blut zu pumpen.

Hm, würde hier aber nicht der normative Aspekt wegfallen und dieser Funktionsbegriff dann auch in nichtbiologischen Bereichen anwendbar sein? (Z.B.: Die Funktion der Erde besteht in ihrer Aktivität, um die Sonne zu kreisen.)

Zitat:
Ein für die Evolutionstheorie wichtiger Funktionsbegriff bezieht sich hingegen auf den Selektionsvorteil von Merkmalen. Danach besitzt ein Merkmal x genau dann eine Funktion, wenn es einer Art y in einer Umwelt z einen Selektionsvorteil beschert

Hier könnte man einwenden, dass demzufolge die Organe von nicht fortpflanzungsfähigen Arten bzw. Lebewesen (z.B. Maultier) keine Funktionen hätten.
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Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#719830) Verfasst am: 09.05.2007, 22:35    Titel: Re: Funktionsbegriff in der Biologie Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:

Das Thema ist recht komplex. So unterscheiden allein Mahner und Bunge an die fünf Funktionsbegriffe! Einer Definition zufolge werden Funktionen als (innere oder äußere) Organ-Aktivitäten betrachtet. So besteht z.B. die Aktivität des Herzens darin, zu kontrahieren und - im Gesamtkontext betrachtet - Blut zu pumpen.

Hm, würde hier aber nicht der normative Aspekt wegfallen und dieser Funktionsbegriff dann auch in nichtbiologischen Bereichen anwendbar sein? (Z.B.: Die Funktion der Erde besteht in ihrer Aktivität, um die Sonne zu kreisen.)

Zitat:
Ein für die Evolutionstheorie wichtiger Funktionsbegriff bezieht sich hingegen auf den Selektionsvorteil von Merkmalen. Danach besitzt ein Merkmal x genau dann eine Funktion, wenn es einer Art y in einer Umwelt z einen Selektionsvorteil beschert

Hier könnte man einwenden, dass demzufolge die Organe von nicht fortpflanzungsfähigen Arten bzw. Lebewesen (z.B. Maultier) keine Funktionen hätten.

ZB könnte man die Nase von Menschen, die nicht riechen können, genau so gut auch weglassen ... Lachen
aber ein Mensch ohne Nase hätte wohl leicht verringerte Fortpflanzungschancen, denn "wie die Nase eines Mannes" ...
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Leben kann tödlich sein
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