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Fehler in der Volkswirtschaft?
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iovialis
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Anmeldungsdatum: 20.07.2006
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Beitrag(#566298) Verfasst am: 17.09.2006, 10:48    Titel: Fehler in der Volkswirtschaft? Antworten mit Zitat

Hier finde ich keine Rubrik, die sich mit Wirtschaft beschäftigt; allerdings ist Volkswirtschaft ein Thema, das Wissenschaft betrifft. Aus dem Grund will ich mal hier nachhaken, wie ihr das so seht:

Die heutige Volkswirtschaft geht von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird. Diese Theorie wird im allgemeinen Karl Marx zugeschrieben, der an Vorläufer wie William Petty, Adam Smith oder David Ricardo anknüpfte. Keynes sieht das etwas differenzierter, baut aber auch auf die Ricardo´schen Denk-Ansätze auf.

Ein neuer Ansatz negieren die Ansätze von Ricardo und Karl Marx; für sie war nämlich Vollautomatisation undenkbar. Dieser Ansatz kehrt die Theorie von Karl Marx um, nach der nur menschliche Arbeit den Wert schafft: Nicht der Anteil menschlicher Arbeit ist wertschöpfend, sondern die Tätigkeit der Produktveredelung an sich ist wertschöpfend. Dabei spielt es keine Rolle, wer, wie oder wodurch die Produktveredelung erfolgte.

Das deckt sich auch mit der allgemeinen Lebenserfahrung: Der Mensch möchte ein "Dach über dem Kopf" haben. Dazu baut er ein Haus. Für Fundament und Keller ist es dazu i.A. notwendig, eine Baugrube auszuheben.
Ändert sich der Gebrauchswert oder der Handelswert des Hauses, wenn die Baugrube durch einen Arbeiter-Trupp mit Schaufel und Schubkarren ausgehoben wird oder durch einen Bagger?

Nach unserer heutigen, politisch angewandten Volkswirtschaftstheorie muß der Baggerfahrer durch seinen Lohn die Arbeiter mitentlohnen, die nicht mit Schaufel und Schubkarren zum Einsatz kamen.

Das ist aber völliger Humbug. Ersetzt man den Baggerfahrer durch einen Roboter, so ändert sich am Handels- oder Gebrauchswert des Hauses nichts, rein gar nichts!

Nach unserer heutigen, politisch angewandten Volkswirtschaftstheorie muß dann eben das Wartungspersonal oder der Baggermonteur den Arbeiter-Trupp und den Baggerfahrer mitentlohnen.

Das ist aber völliger Humbug. Ersetzt man das Wartungspersonal oder die Bagger-Monteure durch Roboter, so ändert sich am Handels- oder Gebrauchswert des Hauses nichts, rein gar nichts!

Diese Reihe kann man beliebig fortsetzen, bis zu 100% Automatisation. Der Handels- und Gebrauchswert des Hauses wird sich nicht ändern.
Aber wer soll dann noch die Menschen entlohnen?

Dieser Widerspruch läßt sich ganz einfach auflösen, wenn man den Bagger die Menschen entlohnen läßt. Denn der Bagger ist Teil der Wertschöpfung.
Der Bagger schafft die Baugrube, die zum Gebrauchs- und Handelswert des Hauses notwendig ist.

Nicht Arbeit schafft den Wert, sondern das Produkt durch seinen Handels- oder Gebrauchswert.

Was meint ihr dazu? Wie ist Maschinenarbeit in der heutigen Volkswirtschaft definiert?

Iovialis
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#566304) Verfasst am: 17.09.2006, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

Deine Argumentation kommt mir sehr bekannt vor. Läuft sie auf ein über eine Kapitalsteuer finanziertes bedingungsloses Grundeinkommen hinaus?
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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iovialis
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Anmeldungsdatum: 20.07.2006
Beiträge: 151
Wohnort: Kiew

Beitrag(#566311) Verfasst am: 17.09.2006, 11:10    Titel: hier geht's um VWL Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Deine Argumentation kommt mir sehr bekannt vor. Läuft sie auf ein über eine Kapitalsteuer finanziertes bedingungsloses Grundeinkommen hinaus?


Die Argumentation stammt nicht von mir, richtig... aber ich will nicht über die Finanzierung eines Bedingungslosen Grundeinkommens diskutieren, sondern über die volkswirtschaftliche Definition von maschineller Arbeit und Wertschöpfung.

Wenn es Dir um eine BGE-Finanzierung geht, ist aber der Ansatz interessant, weil es wichtig ist, die heutige Volkswirtschaft zu verstehen.

Iovialis
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ostfriese
Kriechender Maccaroni-Drache



Anmeldungsdatum: 03.09.2006
Beiträge: 44
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Beitrag(#566313) Verfasst am: 17.09.2006, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Ohne jetzt meine volkswirtschaftliche Unkenntnis zu offenbaren, möchte ich mal die physikalische Sicht auf menschliches Wirtschaften gegenüberstellen:

Wertschöpfung ist aus physikalischer Sicht ein sehr problematischer Begriff. Jeder Rohstoffabbau und jede Energieumwandlung innerhalb eines geschlossenen Systems entspräche einer Dissipation von geordnet vorliegenden Ressourcen bzw. einer Energie-Entwertung (Endprodukt einer jeden irdischen Energieumwandlungskette ist Niedertemperaturwärme in der Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre oder Lithosphäre).

Erst, wenn wir das System öffnen, kann nach dem Entropiesatz die Ordnung zunehmen (was der Wertschöpfung entspräche). Mit anderen Worten: Allein der Zufluss an Solarenergie macht überhaupt Wertschöpfung möglich. Auf diesen Zufluss sind letztlich sowohl Menschen als auch Maschinen angewiesen. Wertschöpfung könnte aus physikalischer Sicht definiert werden als Solarenergieumsatz mal Wirkungsgrad (für den gesamten Produktionsprozess).
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iovialis
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Anmeldungsdatum: 20.07.2006
Beiträge: 151
Wohnort: Kiew

Beitrag(#566324) Verfasst am: 17.09.2006, 11:48    Titel: Antworten mit Zitat

ostfriese hat folgendes geschrieben:
Ohne jetzt meine volkswirtschaftliche Unkenntnis zu offenbaren, möchte ich mal die physikalische Sicht auf menschliches Wirtschaften gegenüberstellen:

Wertschöpfung ist aus physikalischer Sicht ein sehr problematischer Begriff. Jeder Rohstoffabbau und jede Energieumwandlung innerhalb eines geschlossenen Systems entspräche einer Dissipation von geordnet vorliegenden Ressourcen bzw. einer Energie-Entwertung (Endprodukt einer jeden irdischen Energieumwandlungskette ist Niedertemperaturwärme in der Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre oder Lithosphäre).

Erst, wenn wir das System öffnen, kann nach dem Entropiesatz die Ordnung zunehmen (was der Wertschöpfung entspräche). Mit anderen Worten: Allein der Zufluss an Solarenergie macht überhaupt Wertschöpfung möglich. Auf diesen Zufluss sind letztlich sowohl Menschen als auch Maschinen angewiesen. Wertschöpfung könnte aus physikalischer Sicht definiert werden als Solarenergieumsatz mal Wirkungsgrad (für den gesamten Produktionsprozess).


Und das soll ein Normalsterblicher verstehen? OK, ich versuche mal zu übersetzen: Das Endergebnis von Energieumwandlung ist in einem geschlossenen System Wärme (vgl. Wärmetod). Die Wertschöpfung (Wandlung von Dingen in etwas anderes durch Energie) führt also, wenn man das System geschlossen betrachtet, zum Kollaps des Systems. Soweit stimme ich zu.

Wie kann ich nun das System öffnen? Und was hat das mit Solarenergie zu tun? Das System ist heute schon offen, denn wenn ich Kartoffeln anbaue (schließlich sind das Pflanzen, die Solarenergie in Form von Photosynthese benutzen), wird ein neuer Wert (durch die Natur) geschöpft. Dieser natürliche Prozess der "Kartoffelherstellung" könnte man als "Maschinenarbeit" sehen. Aber was ist der Wert der Kartoffel (gespeicherte Sonnenenergie?) und ist deshalb das System offen?

Wie soll ich das nun volkswirtschaftlich verstehen? Aber immerhin finde ich den Ansatz ganz gut zwinkern

Iovialis
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step
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Beitrag(#566332) Verfasst am: 17.09.2006, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

Unter einem (Sach-) Wert verstehe ich etwas, wofür Andere etwas zu geben bereit sind. Der Wert, der einer Sache in der Gesellschaft (oder für den Einzelnen) zukommt, ist ein Maß dafür, was zu geben er dafür bereit wäre. Daraus ergibt sich u.a. das System von Angebot und Nachfrage. Demgemäß könnte ich eine (erfolgreiche) Automatisierung auch als virtuelle Sachwertminderung interpretieren, d.h. der Besitz einer solchen Sache wird für breitere Schichten selbstverständlich - man muß relativ immer weniger dafür hergeben.

Da der Mensch entwicklungsgeschichtlich bedingt auf Kooperation angewiesen ist, fallen jedoch auch Sachwerte teilweise unter spieltheoretische Bedingungen, so daß jeder "soziale" Aufwände hat, um Sachwerte zu erwerben und zu erhalten. Ein BGE hätte in so einem Zusammenhang eine soziale Beschwichtigungsfunktion.
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iovialis
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Anmeldungsdatum: 20.07.2006
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Beitrag(#566335) Verfasst am: 17.09.2006, 12:28    Titel: Also... Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Unter einem (Sach-) Wert verstehe ich etwas, wofür Andere etwas zu geben bereit sind. Der Wert, der einer Sache in der Gesellschaft (oder für den Einzelnen) zukommt, ist ein Maß dafür, was zu geben er dafür bereit wäre. Daraus ergibt sich u.a. das System von Angebot und Nachfrage. Demgemäß könnte ich eine (erfolgreiche) Automatisierung auch als virtuelle Sachwertminderung interpretieren, d.h. der Besitz einer solchen Sache wird für breitere Schichten selbstverständlich - man muß relativ immer weniger dafür hergeben.

Da der Mensch entwicklungsgeschichtlich bedingt auf Kooperation angewiesen ist, fallen jedoch auch Sachwerte teilweise unter spieltheoretische Bedingungen, so daß jeder "soziale" Aufwände hat, um Sachwerte zu erwerben und zu erhalten. Ein BGE hätte in so einem Zusammenhang eine soziale Beschwichtigungsfunktion.


Also definiert sich der Wert einer Ware durch die Einigung zweier Parteien; einmal der Partei, die Ware anbietet (Angebotsseite) und einmal der Partei, die Ware nachfragt (Nachfrageseite). Der Herstellungsprozess der Ware hat demnach nichts mit dem Warenwert zu tun. Der Herstellungsprozess ist aber auch eine Ware (Arbeit).

Wie sieht nun die Ware (Arbeit) aus, wenn das Maschinen erledigen, bzw. wie bei der Kartoffel, durch sich selbst entsteht (Photosynthese)? Wie ist diese Art von Arbeit volkswirtschaftlich zu verstehen?
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Deus ex Machina
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Beitrag(#566344) Verfasst am: 17.09.2006, 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

@iovialis: Längerfristig können tatsächlich nur Menschen, nicht aber Maschinen Werte schöpfen. Wenn es 10.000 Euro kosten würde, die Grube von Arbeitern ausheben zu lassen, wird natürlich derselbe Betrag bezahlt, wenn die Arbeit komplett maschinell erledigt wird, aber nur solange es die Norm ist, die Arbeit von menschlichen Arbeitern ausführen zu lassen. Sobald diese Arbeit nur noch von Robotern erledigt wird, sinken auch die Kosten dafür und zwar auf jene Summe, die die an Herstellung, Entwicklung, Produktion und Wartung der Roboter beteiligten Menschen erhalten. Ersetzt man nun diese Menschen noch weiter durch Roboter, so sinken auch die Kosten noch weiter. Sämtliche im Preis eines Produktes enthaltenen Kosten, sind letztlich Personalkosten. So etwas wie Materialkosten gibt es nur, wenn man die Kette nicht bis zum Ende weiterverfolgt, denn der Preis einer Tonne Stahl setzt sich wiederum aus den Löhnen derjenigen zusammen, die das Eisenerz gefördert haben, das Erz zu Stahl veredelt haben, das alles organisiert haben, usw. Auch Steuern und Abgaben sind letztlich die Gehälter derjenigen, die die vom Staat gelieferten Leistungen wie Infrastruktur und Logistik erbringen. Als einzige Ausnahme könnte man Kapitalkosten sehen, aber die kommen auf jeden Fall auch einer Person zugute.

iovalis hat folgendes geschrieben:
Die heutige Volkswirtschaft geht von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird.


Somit ist das letztlich sehr richtig.

100% Automation, wie Du schreibst, kann es wohl nie geben, es muss zumindest noch jemanden geben, der den Robotern überhaupt ihre Ziele vorschreibt. Aber wenn wir mal von praktisch vollkommener Automation ausgehen: Dann sind die Kosten eines Produktes auch praktisch gleich Null, da ja eben niemand für seine Arbeit bezahlt werden muss. Umgekehrt hätte dann aber auch niemand ein Einkommen, mit dem er die Produkte kaufen kann, da ja eben praktisch niemand mehr arbeiten würde. Deshalb wäre dann ein bedingungsloses Grundeinkommen unumgänglich.
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AntagonisT
Master of Disaster



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Beitrag(#566351) Verfasst am: 17.09.2006, 12:54    Titel: Antworten mit Zitat

Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Sämtliche im Preis eines Produktes enthaltenen Kosten, sind letztlich Personalkosten. So etwas wie Materialkosten gibt es nur, wenn man die Kette nicht bis zum Ende weiterverfolgt, denn der Preis einer Tonne Stahl setzt sich wiederum aus den Löhnen derjenigen zusammen, die das Eisenerz gefördert haben, das Erz zu Stahl veredelt haben, das alles organisiert haben, usw.


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Shadaik
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Beitrag(#566354) Verfasst am: 17.09.2006, 12:57    Titel: Antworten mit Zitat

Aber auch das stimmt: Personalkosten sind beliebig, es handelt sich also um keinen echten, sondern wiederum um vereinbarte "Werte".
Das ist aber mE sowieso das Wesen von geldbasierten Wirtschaften, vermutlich sogar von Wirtschaft allgemein.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#566361) Verfasst am: 17.09.2006, 13:03    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Unter einem (Sach-) Wert verstehe ich etwas, wofür Andere etwas zu geben bereit sind. Der Wert, der einer Sache in der Gesellschaft (oder für den Einzelnen) zukommt, ist ein Maß dafür, was zu geben er dafür bereit wäre. Daraus ergibt sich u.a. das System von Angebot und Nachfrage. Demgemäß könnte ich eine (erfolgreiche) Automatisierung auch als virtuelle Sachwertminderung interpretieren, d.h. der Besitz einer solchen Sache wird für breitere Schichten selbstverständlich - man muß relativ immer weniger dafür hergeben.

Da der Mensch entwicklungsgeschichtlich bedingt auf Kooperation angewiesen ist, fallen jedoch auch Sachwerte teilweise unter spieltheoretische Bedingungen, so daß jeder "soziale" Aufwände hat, um Sachwerte zu erwerben und zu erhalten. Ein BGE hätte in so einem Zusammenhang eine soziale Beschwichtigungsfunktion.


Also definiert sich der Wert einer Ware durch die Einigung zweier Parteien; einmal der Partei, die Ware anbietet (Angebotsseite) und einmal der Partei, die Ware nachfragt (Nachfrageseite).

Ja, im wesentlichen.

iovialis hat folgendes geschrieben:
Der Herstellungsprozess der Ware hat demnach nichts mit dem Warenwert zu tun.

Die Kosten des Herstellungsprozesses (Investitionen, Löhne, Nebenkosten, Steuern etc.) beeinflussen den Preis und damit - bei gefragten Produkten - auch den Wert.

iovialis hat folgendes geschrieben:
Der Herstellungsprozess ist aber auch eine Ware (Arbeit).

Ja, in dem Sinne, daß ich unter Umständen bereit bin, etwas herzugeben für Bagger, Arbeiter usw.

iovialis hat folgendes geschrieben:
Wie sieht nun die Ware (Arbeit) aus, wenn das Maschinen erledigen, bzw. wie bei der Kartoffel, durch sich selbst entsteht (Photosynthese)? Wie ist diese Art von Arbeit volkswirtschaftlich zu verstehen?

Nun ja, der Wert der Ware "menschliche Arbeit" bemißt sich dadurch, was andere dafür herzugeben bereit sind. Also mindert die Verfügbarkeit von Robotern den Wert der Ware Handarbeit usw. - was natürlich ein ökonomisches Problem darstellt für Leute, die außer ihrer Handarbeit nichts anzubieten haben, auf das andere Wert legen.

Die Kartoffel ist auch eine Art stärkeproduzierende Maschine - entweder im Besitz eines Landwirts oder als Allmende-Gut, was allerdings in unserer Gesellschaft praktisch nicht mehr vorkommt, mal abgesehen von Atemluft und öffentlichem Wegerecht.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#566366) Verfasst am: 17.09.2006, 13:08    Titel: Antworten mit Zitat

AntagonisT hat folgendes geschrieben:
Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Sämtliche im Preis eines Produktes enthaltenen Kosten, sind letztlich Personalkosten. So etwas wie Materialkosten gibt es nur, wenn man die Kette nicht bis zum Ende weiterverfolgt, denn der Preis einer Tonne Stahl setzt sich wiederum aus den Löhnen derjenigen zusammen, die das Eisenerz gefördert haben, das Erz zu Stahl veredelt haben, das alles organisiert haben, usw.
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Ich finde, das gilt nicht 100%. Wir machen uns das zwar vor, aber das können wir nur deshalb, weil wir uns noch sowohl an der Spitze der Entwicklungshierarchie wie als einzige Wertzumesser (Verbraucher) sehen. Wenn Roboter / Computer eine dem Menschen vergleichbare Schöpfungskraft haben und ihren Bedarf selbst bestimmen, kann das ganz schnell anders aussehen.
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iovialis
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Beitrag(#566370) Verfasst am: 17.09.2006, 13:11    Titel: Antworten mit Zitat

Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
iovalis hat folgendes geschrieben:
Die heutige Volkswirtschaft geht von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird.


Somit ist das letztlich sehr richtig.

100% Automation, wie Du schreibst, kann es wohl nie geben, es muss zumindest noch jemanden geben, der den Robotern überhaupt ihre Ziele vorschreibt.


Danke für die Auflistung! Wie schaut das aber bei dem Kartoffelbeispiel aus? Die Kartoffel ist 100% automatisch entstanden und es gibt auch niemanden, der die Ziele (nämlich: sei eine Kartoffel) vorgeschrieben hat. Die Kartoffel besitzt trotzdem einen Wert (und sei es nur der Nährwert).

Dadurch ist obige Aussage fehlerhaft. Ich wiederhole: demnach definiert sich der Wert einer Ware durch die Einigung zweier Parteien; einmal der Partei, die Ware anbietet (Angebotsseite) und einmal der Partei, die Ware nachfragt (Nachfrageseite). Der Herstellungsprozess der Ware hat demnach nichts mit dem Warenwert zu tun.
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iovialis
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Beitrag(#566372) Verfasst am: 17.09.2006, 13:16    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
iovialis hat folgendes geschrieben:
Der Herstellungsprozess der Ware hat demnach nichts mit dem Warenwert zu tun.

Die Kosten des Herstellungsprozesses (Investitionen, Löhne, Nebenkosten, Steuern etc.) beeinflussen den Preis und damit - bei gefragten Produkten - auch den Wert.


Was aber bei einem Produkt, dessen Nachfrage nicht existiert (z.B. einem Ladenhüter). Teilweise wird Ware unter Einkaufspreis verkauft, weil die Lagerungskosten sonst zu hoch würden. Demnach hat der Herstellungsprozess nichts mit dem Wert der Ware zu tun - sondern allein die Geschichte mit dem Anbieter und dem Nachfrager.
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Deus ex Machina
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Beitrag(#566386) Verfasst am: 17.09.2006, 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
Wie schaut das aber bei dem Kartoffelbeispiel aus? Die Kartoffel ist 100% automatisch entstanden und es gibt auch niemanden, der die Ziele (nämlich: sei eine Kartoffel) vorgeschrieben hat. Die Kartoffel besitzt trotzdem einen Wert (und sei es nur der Nährwert).


Einen Nährwert kann man ihr natürlich nicht absprechen, aber wir sprachen ja von dem Wert in Geld, also dem Preis. Und der Preis ist eben der Lohn derjenigen, die die Kartoffel geerntet und in den Supermarkt gebracht haben. Wird das maschinell erledigt, sinkt der Preis auf den Lohn derjenigen, die die Maschinen geschaffen haben und am laufen halten.
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iovialis
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Beitrag(#566395) Verfasst am: 17.09.2006, 14:04    Titel: Tschernobyl-Kartoffel Antworten mit Zitat

Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
Einen Nährwert kann man ihr natürlich nicht absprechen, aber wir sprachen ja von dem Wert in Geld, also dem Preis. Und der Preis ist eben der Lohn derjenigen, die die Kartoffel geerntet und in den Supermarkt gebracht haben. Wird das maschinell erledigt, sinkt der Preis auf den Lohn derjenigen, die die Maschinen geschaffen haben und am laufen halten.


Angenommen, die Kartoffel wuchs neben Tschernobyl "auf" und im Supermarkt kommt das heraus. Der Verkäufer hat nun Maschinen und Lohn für seine Arbeiter bezahlt. Aber er findet keine Käufer, weil sich niemand eine Tschernobyl-Kartoffel antun will. Der Wert der Kartoffel wird durch den Käufer durch Lohn, Arbeitskosten und Gewinnspanne errechnet - aber er bekommt seinen errechneten Wert nicht für die Kartoffel, weil ein Käufer der Tschernobyl-Kartoffel nicht den gleichen Wert zumißt. Die Kartoffel als solche existiert trotzdem, sie wurde geerntet und zu einem bestimmten Preis angeboten. Da ein Käufer allerdings auch Nicht-Tschernobyl-Kartoffeln (die vielleicht um ein vielfaches teurer sind) kaufen kann, bleibt der Verkäufer auf der Tschernobyl-Kartoffel sitzen.

Nun kommt vielleicht eine Regierung darauf, dem Verkäufer die Kartoffeln günstig abzukaufen und sie für Arme in einer Suppenküche zu verwerten und die Suppe zu verschenken. Der Verkäufer bekommt Geld für die Kartoffel, aber macht ein Minusgeschäft - ist aber seine Kartoffel los. Das war nun immerhin besser, wie die Kartoffel auf den Kompost zu werfen und gar nichts dafür zu bekommen. (Der Nährwert der Kartoffel bleibt übrigens immer gleich).

So betrachtet bleibt es dabei, daß der Wert der Kartoffel durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird und nicht durch die Produktion (wobei die Kartoffel selbst gewachsen ist).
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Beitrag(#566397) Verfasst am: 17.09.2006, 14:08    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
iovialis hat folgendes geschrieben:
Der Herstellungsprozess der Ware hat demnach nichts mit dem Warenwert zu tun.
Die Kosten des Herstellungsprozesses (Investitionen, Löhne, Nebenkosten, Steuern etc.) beeinflussen den Preis und damit - bei gefragten Produkten - auch den Wert.
Was aber bei einem Produkt, dessen Nachfrage nicht existiert (z.B. einem Ladenhüter).

Ein solches Produkt hat keinen Wert.

iovialis hat folgendes geschrieben:
Teilweise wird Ware unter Einkaufspreis verkauft, weil die Lagerungskosten sonst zu hoch würden. Demnach hat der Herstellungsprozess nichts mit dem Wert der Ware zu tun - sondern allein die Geschichte mit dem Anbieter und dem Nachfrager.

Die Herstellkosten beeinflussen aber das Angebot und damit auch den Wert gefragter Waren, es sei denn, es gibt keine Nachfrage. Der von Dir genannte Händler verkauft seine Waren nur dann unter Einkaufspreis, wenn er sie nicht über dem Einkaufspreis verkaufen kann.
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Beitrag(#566400) Verfasst am: 17.09.2006, 14:13    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
iovialis hat folgendes geschrieben:
Teilweise wird Ware unter Einkaufspreis verkauft, weil die Lagerungskosten sonst zu hoch würden. Demnach hat der Herstellungsprozess nichts mit dem Wert der Ware zu tun - sondern allein die Geschichte mit dem Anbieter und dem Nachfrager.

Die Herstellkosten beeinflussen aber das Angebot und damit auch den Wert gefragter Waren, es sei denn, es gibt keine Nachfrage. Der von Dir genannte Händler verkauft seine Waren nur dann unter Einkaufspreis, wenn er sie nicht über dem Einkaufspreis verkaufen kann.


Wie bei der Tschernobyl-Kartoffel aufgezeigt, beeinflussen die Herstellungskosten nicht das Angebot oder den Wert der Ware. Der tatsächliche Wert der Kartoffel und der Tschernobyl-Kartoffel ist gleich (Nährwert sowieso), aber der Preis wird durch die Einigung von Händler und Käufer bestimmt.
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Beitrag(#566402) Verfasst am: 17.09.2006, 14:14    Titel: Re: Tschernobyl-Kartoffel Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
So betrachtet bleibt es dabei, daß der Wert der Kartoffel durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird und nicht durch die Produktion (wobei die Kartoffel selbst gewachsen ist).


Natürlich, deshalb habe ich in meinem ersten Beitrag hier "längerfristig" geschrieben. Denn die Angebotskurve passt sich eben den Produktionsverhältnissen an.
Längerfristig kann der Gleichgewichtspreis nicht über den Kosten liegen, die beim gegenwärtigen technologischen Stand eben nötig sind, um ein Produkt herzustellen, denn täte er dies, würden weitere Anbieter den Markt betreten und den Gleichgewichtspreis auf eben das Niveau drücken, das den Produktionskosten entspricht. (Wobei natürlich die Produktionskosten nicht bei jedem Anbieter gleich gross sind, sonst wäre die Angebotskurve eine horizontale Gerade.)
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Beitrag(#566404) Verfasst am: 17.09.2006, 14:19    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
iovialis hat folgendes geschrieben:
Teilweise wird Ware unter Einkaufspreis verkauft, weil die Lagerungskosten sonst zu hoch würden. Demnach hat der Herstellungsprozess nichts mit dem Wert der Ware zu tun - sondern allein die Geschichte mit dem Anbieter und dem Nachfrager.

Die Herstellkosten beeinflussen aber das Angebot und damit auch den Wert gefragter Waren, es sei denn, es gibt keine Nachfrage. Der von Dir genannte Händler verkauft seine Waren nur dann unter Einkaufspreis, wenn er sie nicht über dem Einkaufspreis verkaufen kann.


Wie bei der Tschernobyl-Kartoffel aufgezeigt, beeinflussen die Herstellungskosten nicht das Angebot oder den Wert der Ware. Der tatsächliche Wert der Kartoffel und der Tschernobyl-Kartoffel ist gleich (Nährwert sowieso), aber der Preis wird durch die Einigung von Händler und Käufer bestimmt.

Der Wert ist, was ich dafür zahlen würde. Das hängt davon ab,
- wie wichtig mir die Kartoffel ist
- wie teuer andere Kartoffeln sind

Wenn mir die Kartoffel wichtig ist und ich sie mir leisten kann, zahle ich ihren Preis. Weenn es genug Leute gibt, denen die Kartoffel wichtig ist und die sie sich leisten können, legt der Händler ihren Preis oberhalb der Herstellkosten fest.

Zumindest für bestimmte Angebot-/Nachfrage-Situationen beeinflussen also die HK den Wert.
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Beitrag(#566411) Verfasst am: 17.09.2006, 14:34    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

Schwenken wir auf Aktien um... An der Börse ist wohl das reinste "Angebot-Nachfrage-Spiel" zu erleben. Hier geht es aber tatsächlich so, daß man Unternehmensanteile (=Aktien) so kauft und verkauft, wie sie durch Angebot und Nachfrage geboten sind. Dies ist allerdings spekulativ und hat wenig mit dem reinen Unternehmenswert zu tun.

Teilweise sind Aktien überbewertet (der Kurs der Aktie ist auf einem Niveau, daß die Marktkapitalisierung den Unternehmenswert übersteigt), teilweise sind Aktien unterbewertet (der Kurs der Aktie ist auf einem Niveau, daß die Marktkapitalisierung den Unternehmenswert unterschreitet). Der Wert der Aktie entspricht aber dem Kurs (Buchwert) und erst durch realen Handel, wird der Unternehmensanteil wieder zu Geld. Der Wert des Unternehmens (=Arbeit) hat wenig mit dem Wert der Aktie zu tun (sicher wird die Aktie davon beeinflußt).

Somit komme ich zu der Behauptung zurück:
Nicht Arbeit schafft den Wert, sondern das Produkt durch seinen Handels- oder Gebrauchswert.
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step
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Beitrag(#566450) Verfasst am: 17.09.2006, 15:15    Titel: Antworten mit Zitat

Dein Aktienbeispiel ist ein gutes Beispiel dafür, daß der Wert immer auch vom Wissen (und Nichtwissen) um den Markt bestimmt wird.

Zudem besteht der Börsenwert heutiger Unternehmen oft zu großen Teilen aus brands, Beteiligungen und dgl., wenn nicht sogar nur aus Spekulation, und damit natürlich nicht aus der Arbeit irgendwelcher Angestellter.
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iovialis
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Beitrag(#566456) Verfasst am: 17.09.2006, 15:23    Titel: Zustimmung? Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Dein Aktienbeispiel ist ein gutes Beispiel dafür, daß der Wert immer auch vom Wissen (und Nichtwissen) um den Markt bestimmt wird.


Heißt das dann, Du stimmst mir darin zu, daß die Volkswirtschaft heute auf einem Holzfuß ist? Wie im Eingangsposting dargestellt nämlich:

Iovialis hat folgendes geschrieben:
Die heutige Volkswirtschaft geht von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird. Diese Theorie wird im allgemeinen Karl Marx zugeschrieben, der an Vorläufer wie William Petty, Adam Smith oder David Ricardo anknüpfte. Keynes sieht das etwas differenzierter, baut aber auch auf die Ricardo´schen Denk-Ansätze auf.

Ein neuer Ansatz negieren die Ansätze von Ricardo und Karl Marx; für sie war nämlich Vollautomatisation undenkbar. Dieser Ansatz kehrt die Theorie von Karl Marx um, nach der nur menschliche Arbeit den Wert schafft: Nicht der Anteil menschlicher Arbeit ist wertschöpfend, sondern die Tätigkeit der Produktveredelung an sich ist wertschöpfend. Dabei spielt es keine Rolle, wer, wie oder wodurch die Produktveredelung erfolgte.

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step
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Beitrag(#566523) Verfasst am: 17.09.2006, 16:46    Titel: Re: Zustimmung? Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
... von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird.

Zumindest diese Theorie ist mE ein Holzweg - würde mich aber wundern, wenn die heutige VWL hauptsächlich diese Theorie verträte.
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iovialis
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Beitrag(#566533) Verfasst am: 17.09.2006, 16:56    Titel: Re: Zustimmung? Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
iovialis hat folgendes geschrieben:
... von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird.

Zumindest diese Theorie ist mE ein Holzweg - würde mich aber wundern, wenn die heutige VWL hauptsächlich diese Theorie verträte.


Dann kuck mal auf WikiPedia nach, was dort unter Arbeit zu finden ist:
WikiPedia/Arbeit (Ökonomie)
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step
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Beitrag(#566606) Verfasst am: 17.09.2006, 18:27    Titel: Re: Zustimmung? Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
iovialis hat folgendes geschrieben:
... von der Theorie aus, daß der Wert einer Ware allein durch den Anteil an menschlicher Arbeit, den sie enthält, bestimmt wird.

Zumindest diese Theorie ist mE ein Holzweg - würde mich aber wundern, wenn die heutige VWL hauptsächlich diese Theorie verträte.


Dann kuck mal auf WikiPedia nach, was dort unter Arbeit zu finden ist:
WikiPedia/Arbeit (Ökonomie)

Ja und? Da steht doch nur, daß die marxistische Arbeitswertlehre dieser Ansicht sei. Die muß ja nicht recht haben.
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ostfriese
Kriechender Maccaroni-Drache



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Beitrag(#567036) Verfasst am: 18.09.2006, 12:03    Titel: Antworten mit Zitat

Upps, ich muss mich erst daran gewöhnen, dass man hier keinen Beitrag schreiben und dann den Rechner runterfahren darf; in einem so belebten Forum war ich noch nie. zwinkern

Richtig, iovialis, das System Erde ist natürlich kein abgeschlossenes. Wenn man sich allerdings die Strahlung mal weg denkt, dann kann man es in erster Näherung als solches betrachten. Und dann wäre jede Art von Produktionsprozess mit einer Energieentwertung (in Richtung Niedertemperaturwärme) verbunden, außerdem mit einer Verstreuung von Ressourcen (das Graphit einer Bleistiftmine zum Beispiel verteilt sich so, dass es niemals wiedergewinnbar ist).

Deshalb kann es aus physikalischer Sicht eine Wertschöpfung nur geben, wenn das System offen ist. Und folglich hat Wertschöpfung mit Solarenergieumsatz zu tun. Auch die menschliche Arbeitskraft speist sich ja aus dem, was wächst und gedeiht (Pflanzen und Tiere), und die Biosphäre wiederum lebt von Sonnenenergie.

Die Implikationen dieser physikalischen Sicht auf das Wirtschaften sind durchaus ernst zu nehmen; denn wenn wir nicht konsequent das Solarzeitalter einläuten (und damit den Wirkungsgrad möglichst vieler Produktionsprozesse bzgl. der solaren Primärenergie erhöhen), dann gleichen unsere Bemühungen denen eines Verzweifelten, der eine Rolltreppe zu erklimmen versucht, die umso rasender abwärts rennt, je schneller er sie hinauf läuft (die Metapher stammt von einem ungarischen Wirtschaftswissenschaftler, der wohl der erste war, der den Entropiesatz auf dieses Gebiet übertragen hat. Sein Aufsatz, der leider nicht im Internet zu haben ist, trägt die Überschrift: "Warum die Welt durch Arbeit immer ärmer wird").
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iovialis
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Beitrag(#567204) Verfasst am: 18.09.2006, 16:44    Titel: Was ist mit "gespeicherter Solarenergie"? Antworten mit Zitat

ostfriese hat folgendes geschrieben:
Richtig, iovialis, das System Erde ist natürlich kein abgeschlossenes. Wenn man sich allerdings die Strahlung mal weg denkt, dann kann man es in erster Näherung als solches betrachten. Und dann wäre jede Art von Produktionsprozess mit einer Energieentwertung (in Richtung Niedertemperaturwärme) verbunden, außerdem mit einer Verstreuung von Ressourcen (das Graphit einer Bleistiftmine zum Beispiel verteilt sich so, dass es niemals wiedergewinnbar ist).


Was den Wärmehaushalt der Erde anbelangt, will ich mal folgende Überlegung einwerfen: Kohle, Öl und Gas sind Produkte aus Photosynthese, die vor tausenden von Jahren entstanden sind. Die heutige Umwandlung durch Verbrennung in CO2 führt dem System Erde Wärme hinzu, die in einem über Jahrtausende langen Prozess schon einmal in Form von Energie hinzugefügt wurde. Das System ist zwar abgeschlossen, aber die schon einmal hinzugefügte Sonnenenergie wird dem System nun erneut (durch Verbrennung der gespeicherten Sonnenenergie in Form von Kohle, Öl oder Gas) beschleunigt hinzugefügt. Das ist auch Physik... Bisher gibt es das große Problem, daß man gewonnene Energie sehr schwer speichern kann - das hat die Erde für den Menschen vor langer Zeit einmal getan.

ostfriese hat folgendes geschrieben:
Deshalb kann es aus physikalischer Sicht eine Wertschöpfung nur geben, wenn das System offen ist. Und folglich hat Wertschöpfung mit Solarenergieumsatz zu tun. Auch die menschliche Arbeitskraft speist sich ja aus dem, was wächst und gedeiht (Pflanzen und Tiere), und die Biosphäre wiederum lebt von Sonnenenergie.


Die Biosphäre kommt mit der zusätzlichen Energie nicht klar. Wie oben dargelegt, wurde Sonnenenergie durch Tiere und Pflanzen auf der Erde vor langer Zeit gespeichert. Diese Energie wird heute dazu verwendet, menschliche Arbeitskraft zu reduzieren (früher wurden Sklaven dafür benutzt). Bezogen auf Wirtschaft: das System muß offen sein, das sehe ich auch so; Dein Ansatz, daß Wertschöpfung und Solarenergieumsatz miteinander etwas zu tun hat, sehe ich auch so. Allerdings wird auch einstige Solarenergie dem System zusätzlich hinzugefügt.

ostfriese hat folgendes geschrieben:
Die Implikationen dieser physikalischen Sicht auf das Wirtschaften sind durchaus ernst zu nehmen; denn wenn wir nicht konsequent das Solarzeitalter einläuten (und damit den Wirkungsgrad möglichst vieler Produktionsprozesse bzgl. der solaren Primärenergie erhöhen), dann gleichen unsere Bemühungen denen eines Verzweifelten, der eine Rolltreppe zu erklimmen versucht, die umso rasender abwärts rennt, je schneller er sie hinauf läuft (die Metapher stammt von einem ungarischen Wirtschaftswissenschaftler, der wohl der erste war, der den Entropiesatz auf dieses Gebiet übertragen hat. Sein Aufsatz, der leider nicht im Internet zu haben ist, trägt die Überschrift: "Warum die Welt durch Arbeit immer ärmer wird").


Ich stimme Dir gerne auch darin zu, wobei der Aspekt mit der "ehemaligen, gespeicherten Solarenergie" noch unterzubringen ist. Der Mensch selbst wäre in dem System ja nicht das Problem; schließlich lebt der Mensch auch von heutiger, solarer Energie und setzt diese durch Arbeit um. Aber der Mensch fügt dem System (Erde und Wirtschaft) auch gespeicherte Energie hinzu. Atomenergie ist da nochmal ein anderes Thema, denn hier wird die Masse der Erde reduziert und in Form von Energie hinzugefügt (nach Einstein E=mc²).

Der Ansatz ist wirklich sehr interessant und meinen herzlichen Dank dafür!

Iovialis
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AustinPowers
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Beitrag(#567283) Verfasst am: 18.09.2006, 18:40    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

iovialis hat folgendes geschrieben:
Schwenken wir auf Aktien um... An der Börse ist wohl das reinste "Angebot-Nachfrage-Spiel" zu erleben. Hier geht es aber tatsächlich so, daß man Unternehmensanteile (=Aktien) so kauft und verkauft, wie sie durch Angebot und Nachfrage geboten sind. Dies ist allerdings spekulativ und hat wenig mit dem reinen Unternehmenswert zu tun.

Teilweise sind Aktien überbewertet (der Kurs der Aktie ist auf einem Niveau, daß die Marktkapitalisierung den Unternehmenswert übersteigt),


Das ist dann der Fall, wenn es im Markt mehr Idioten als Aktien gibt.

iovialis hat folgendes geschrieben:
teilweise sind Aktien unterbewertet (der Kurs der Aktie ist auf einem Niveau, daß die Marktkapitalisierung den Unternehmenswert unterschreitet).


Das ist dann der Fall, wenn es im Markt mehr Aktien als Idioten gibt.

iovialis hat folgendes geschrieben:
Somit komme ich zu der Behauptung zurück:
Nicht Arbeit schafft den Wert, sondern das Produkt durch seinen Handels- oder Gebrauchswert.


Kommt auf die Sicht an. Rein kalkulatorisch betrachtet bestimmt die Arbeit den Wert, verkaufstechnisch betrachtet ist es der Gebrauchswert. Die Differenz aus kalkulatorischen und Gebrauchswert bestimmt ob das Unternehmen Gewinn oder Verlust einfährt.

Gruss
Austin
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iovialis
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Beitrag(#567338) Verfasst am: 18.09.2006, 20:01    Titel: Re: Also... Antworten mit Zitat

AustinPowers hat folgendes geschrieben:
Kommt auf die Sicht an. Rein kalkulatorisch betrachtet bestimmt die Arbeit den Wert, verkaufstechnisch betrachtet ist es der Gebrauchswert. Die Differenz aus kalkulatorischen und Gebrauchswert bestimmt ob das Unternehmen Gewinn oder Verlust einfährt.


Austin, so würde ich das betriebswirtschaftlich auch sehen zwinkern

Aber wie ist es nun volkswirtschaftlich - denn darum geht's mir eigentlich Smilie

Danke, Iovialis
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