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Müßiggang: die subversive Kraft des Müßiggangs

 
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884404) Verfasst am: 14.12.2007, 14:54    Titel: Müßiggang: die subversive Kraft des Müßiggangs Antworten mit Zitat

Müßiggang: die subversive Kraft des Müßiggangs

Der konsequente Müßiggänger verhält sich subversiv. Dies einleitend festzuhalten ist wichtig. Denn durch nonkonformes Verhalten ist der Müßiggänger dem ständigen Risiko ausgesetzt, die für jeden Menschen so wichtige soziale Anerkennung vorenthalten zu bekommen.

Als Diogenes Alexander dem Großen auf die Frage, ob er etwas für ihn tun könne, antwortete: "Geh mir aus der Sonne!", setzte er vermutlich sein Leben aufs Spiel. Ein Müßiggänger verhält sich anders als der Rest der betriebsamen Gesellschaft. Er tut, was immer er möchte - in vielen Fällen ist das eben Nichts.

Das Nichtstun kann als Provokation aufgefasst werden, als Angriff auf bestehende Tugenden wie Fleiß, Folgsamkeit oder Ordnungsliebe. Die Kyniker unter den griechischen Philosophen waren wohl die ersten konsequenten Nonkonformisten. (siehe u.a. Michel Onfray: Der Philosoph als Hund)
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#884607) Verfasst am: 14.12.2007, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Oder wenn man wie ich auch in diesem Jahr mal wieder NULL Euro zum Weihnachtsgeschäft beträgt. Mr. Green
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#884648) Verfasst am: 14.12.2007, 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Oder wenn man wie ich auch in diesem Jahr mal wieder NULL Euro zum Weihnachtsgeschäft beträgt. Mr. Green


Lass dich ans Herz drücken! Ich handhabe es genauso! zynisches Grinsen


Mir fällt dazu ein Text von Theo Kars ein zum Feiertagssyndrom:


Theo Kars hat folgendes geschrieben:
In den meisten Ländern des Westens taucht jedes Jahr Ende November ein ansteckendes Virus auf, das eine epidemieartige Gehirnaufweichung auslöst, die fünf Wochen anhält - das Feiertagsvirus. Kein vernünftiger (und also nicht religiöser) Mensch kann sich vorstellen, was es für ihn an Weihnachten zu feiern gibt. Auch der Jahreswechsel lässt ihn kalt: ein für ihn willkürlich festgelegter Zeitpunkt, der von anderen zu einem Meilenstein erhoben wurde. Wer sein eigenes Leben lebt, hat seine eigenen Fest- und Feiertage. Will er besinnliche Tage verbringen oder ein Fest feiern, so tut er dies zu Zeiten, die ihm genehm sind, ohne sich um Konventionen zu scheren.

Zu den Merkmalen des Feiertagssyndroms gehört ein extremes Bedürfnis nach Uniformität. Millionen Familien schaffen sich in dieser Zeit einen bestimmten Nadelbaum an, den sie in ihre Wohnzimmer stellen und mit glänzenden dünnen Metallkugeln und anderem kindlichen Zierrat herausputzen. [...] Ein anderes auffallendes Phänomen ist die Musik, die in dieser Zeit ununterbrochen gespielt wird und den Rest des Jahres nicht zu hören ist. Eine fade Berieselungsmusik, die mit Liedern wie "Süßer die Glocken nie klingen" und "Rudolph, the red-noses reindeer" auf das geistige Niveau Schwachsinniger und Kleinkinder abgestimmt ist. [...]

Am Ende der festlichen Zeit steht ein idiotisches, entlarvendes Ritual. In den ersten Minuten des neuen Jahres wird absichtlich viel Lärm gemacht. Schiffssirenen heulen auf und der Himmel erhellt sich im Schein laut krachender und pfeifender Feuerwerkskörper. Für diesen Brauch scheint es nur eine Erklärung zu geben: die primitive Vorstellung, auf diese weise böse geister zu vertreiben.

Am besten entgehst du diesen Feiertagen, indem du dich auf dich selbst und die Natur zurückziehst. [...] Du verschanzt dich in den eigenen vier Wänden und lebst in deiner Welt. Da du in dieser Zeit sowieso nicht so leben kannst, wie du gern möchtest, bietet sich nun die Gelegenheit, notwendige Arbeiten zu erledigen, die du immer wieder rausgeschoben hast. Briefe schreiben, Dinge im Haus reparieren, Schränke aufräumen - damit gewinnst du Zeit, während fast alle anderen sie vertun. [...] Du vertiefst dich in deine Lieblingslektüre, oder pflegst einen Gedankenaustausch mit Geistesverwandten, während die anderen im Kreise ihrer Blutsverwandten auf die Mattscheibe starren. Du wächst, sie schrumpfen.

(Kars, Theo: Philosophie für Nonkonformisten, Auszug)
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#884977) Verfasst am: 15.12.2007, 01:05    Titel: Re: Müßiggang: die subversive Kraft des Müßiggangs Antworten mit Zitat

Idler hat folgendes geschrieben:

Als Diogenes Alexander dem Großen auf die Frage, ob er etwas für ihn tun könne, antwortete: "Geh mir aus der Sonne!", setzte er vermutlich sein Leben aufs Spiel.


Was allerdings eine Legende ist. Oder vielmehr: die heute bekannte Überlieferung geht auf Plutarch zurück, der erst rund 400 Jahre nach besagten Ereignissen tätig war.

Ich finde diese Anekdote ja auch sehr schön, aber wenn ich heute schon mal (wieder) schrieb, was an der Historizität Jesu zweifelhaft ist, dessen Taten nämlich lediglich aufgrund der Überlieferungen jahrzehnte nach dessen Tod beruhen, käme ich mir intellektuell unredlich und schäbig vor, wenn ich das in so einem Falle, wo es gar um Jahrhunderte geht, nicht täte.
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Idler
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
Beiträge: 246

Beitrag(#885070) Verfasst am: 15.12.2007, 09:51    Titel: Re: Müßiggang: die subversive Kraft des Müßiggangs Antworten mit Zitat

Evilbert hat folgendes geschrieben:
Idler hat folgendes geschrieben:

Als Diogenes Alexander dem Großen auf die Frage, ob er etwas für ihn tun könne, antwortete: "Geh mir aus der Sonne!", setzte er vermutlich sein Leben aufs Spiel.


Was allerdings eine Legende ist. Oder vielmehr: die heute bekannte Überlieferung geht auf Plutarch zurück, der erst rund 400 Jahre nach besagten Ereignissen tätig war.

Ich finde diese Anekdote ja auch sehr schön, aber wenn ich heute schon mal (wieder) schrieb, was an der Historizität Jesu zweifelhaft ist, dessen Taten nämlich lediglich aufgrund der Überlieferungen jahrzehnte nach dessen Tod beruhen, käme ich mir intellektuell unredlich und schäbig vor, wenn ich das in so einem Falle, wo es gar um Jahrhunderte geht, nicht täte.


Du hast natürlich völlig recht. Man muss redlicherweise den Wahrheitsgehalt solcher Überlieferungen in Zweifel ziehen. Trotzdem ist die Anekdote sehr schön.
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