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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599069) Verfasst am: 14.01.2011, 04:46 Titel: kalt |
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also, vielleicht kultur & gesellschaft. es kommt mitunter vor, dass jemand als gefühlskalt bezeichnet wird, manche gehen noch weiter und behaupten sogar es gäbe menschen, die hätten gar keine gefühle. letzteres halte ich für unsinn, freude oder leid wird wohl jeder zumindest auf seine weise empfinden können, ein seltener schmerz geht gewöhnlich tiefer.
manche verlassen sich auch im zwischenmenschlichen bereich eher auf ihre kognitiven fähigkeiten als auf ihr gefühl, handeln solche menschen falsch? können sie überhaupt anders handeln, wenn ihre stärke das rationalisieren ist? sollte ein mensch, dem gefühlslosigkeit vorgeworfen wird, anders handeln und wenn ja, wie kann er das bewerkstelligen ohne seine trümpfe aus der hand zu geben?
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1599072) Verfasst am: 14.01.2011, 05:11 Titel: Re: kalt |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | sollte ein mensch, dem gefühlslosigkeit vorgeworfen wird, anders handeln und wenn ja, wie kann er das bewerkstelligen ohne seine trümpfe aus der hand zu geben? |
Kommt darauf an, ob denjenigen die Tatsache oder die Folgen als gefühlskalt wahrgenommen zu werden stören. Wenn derjenige ach rationaler Prüfung immer noch sicher ist Trümpfe in der Hand zu haben und nicht vielleicht doch Nieten, dann wird er in eigenem Interesse wohl nicht anders handeln wollen.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1599115) Verfasst am: 14.01.2011, 11:36 Titel: Re: kalt |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | also, vielleicht kultur & gesellschaft. es kommt mitunter vor, dass jemand als gefühlskalt bezeichnet wird, manche gehen noch weiter und behaupten sogar es gäbe menschen, die hätten gar keine gefühle. letzteres halte ich für unsinn, freude oder leid wird wohl jeder zumindest auf seine weise empfinden können, ein seltener schmerz geht gewöhnlich tiefer.
manche verlassen sich auch im zwischenmenschlichen bereich eher auf ihre kognitiven fähigkeiten als auf ihr gefühl, handeln solche menschen falsch? können sie überhaupt anders handeln, wenn ihre stärke das rationalisieren ist? sollte ein mensch, dem gefühlslosigkeit vorgeworfen wird, anders handeln und wenn ja, wie kann er das bewerkstelligen ohne seine trümpfe aus der hand zu geben? |
Soviel ich weiß ist es eh nach neuerer Hirnforschung ein Fehlschluss, dass Entscheidungen rational getroffen werden.
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/neurowissenschaft/psychologie-die-intelligenz-der-gefuehle_aid_201408.html
Zitat: | Die bahnbrechende Kernaussage der neuen Auffassung: Alle menschlichen Entscheidungen sind Gefühlsentscheidungen. Der Verstand ist lediglich ein Berater, der Vorschläge macht (vergleichbar einem Consultant von Roland Berger oder McKinsey). Das emotionale Entscheidungszentrum des limbischen Systems (sozusagen der Vorstandsvorsitzende) stimmt nur solchen Entscheidungen zu, die im Licht der bisherigen Lebenserfahrungen akzeptabel sind – wobei auch noch die momentane Affektlage mitspielt. |
Dass man das anders erlebt kann dran liegen, dass man eben gelernt hat - war ja lange auch so verbreitete Ansicht - dass Gefühlsentscheidungen weniger gut sind, und den Gefühlsanteil als nicht wichtig bewertet, und deswegen nicht so erkennt. Ist ja auch vieles nicht bewusst. Oder daran, dass man Emotionen allgemein nicht so gut wahrnimmt. Oder auch nur nicht beachtet.
Aber gerade im zwischenmenschlichen Bereich dachte ich, wäre das schon eher klar. Kannst du ein Beispiel geben, für kognitive Entscheidungen zu Handeln im zwischenmenschlichen Bereich? Ich weiß nicht was du da meinst. Und wie du kognitiv und emotionale Bewertung trennst, und was du als Trumpf betrachtest.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1599121) Verfasst am: 14.01.2011, 11:54 Titel: |
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Bestimmte Menschen wurden konditioniert, keine Gefühlsregungen nach außen sichtbar werden zu lassen.
Von den Jesuiten berichtete Tondi in den 1950er Jahren, dass sie in der Erziehungsanstalt angehalten wurden, ihrem Gegenüber nicht in die Augen zu schauen, sondern "bescheiden" die Augen zu senken. Dieses "Schau mir in die Augen" kann eine Menge Gefühle entlocken. In bestimmten Situationen mag uns das, was gegenüber einem aggressiv wirkenden Hund empfohlen wird, nämlich ihm nicht in die Augen schauen, von unseren Vorfahren her stammende, in uns schlummernde Instinkte erwecken.
Für Schriftsteller war es reizvoll, hinter die Fassade eines scheinbar als eiskalt geltenden Menschen zu schauen, so Stefan Zweig in seiner romanhaften Biographie über Joseph Fouche. Dieser französische Polizeiminister, ein ehemaliger Oratorianer-Mönch, der dann heiraten durfte, der mindestens fünfmal die Seite wechselte und mit bleichen, unbeweglichen Gesichtszügen geschildert wird, war in Wirklichkeit von großer Liebe zu seiner als häßlich geltenden Frau erfüllt. Oder der Dichter interpretiert das so.
In solchen als starr wirkenden Personen kocht es häufig, sie können es nur gut verbergen. Indianergesichter. Asiatisches Lächeln, auch wenn einem hundeelend zumute ist.
Ich würde es als natürlich empfinden, wenn ich in Entscheidungssituationen, gerade auch im privaten und familiären Bereich, Emotionales an mir wahrnehme, für die meisten anderen dürfte das ebenso gelten. Im Zweifelsfall kann eine Begegnung, ein Gespräch verschoben werden, wenn man zu erregt ist, oder man schläft noch einmal eine Nacht, bevor man einen Brief abschickt.
PS habe ich doch hinter dem Threadtitel "kalt" tatsächlich etwas Wettermäßiges vermutet und wollte schon was Ähnliches als Antwort vorbereiten, wie der Autor des "Schwejk" seinen Leutnant Dub ausrufen lässtt: "So wie jetzt habe ich nicht mal im Winter geschwitzt."
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1599125) Verfasst am: 14.01.2011, 12:08 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
In solchen als starr wirkenden Personen kocht es häufig, sie können es nur gut verbergen. Indianergesichter. Asiatisches Lächeln, auch wenn einem hundeelend zumute ist. |
Oder man kann Gefühle nicht richtig wahrnehmen, einordnen, deuten. Bei sich, oder bei anderen oder beides. Oder man kann sie nicht ausdrücken, selbst wenn man sie gar nicht verbergen wollte.
Zitat: | Ich würde es als natürlich empfinden, wenn ich in Entscheidungssituationen, gerade auch im privaten und familiären Bereich, Emotionales an mir wahrnehme, für die meisten anderen dürfte das ebenso gelten. Im Zweifelsfall kann eine Begegnung, ein Gespräch verschoben werden, wenn man zu erregt ist, oder man schläft noch einmal eine Nacht, bevor man einen Brief abschickt. |
Jepp, aber eine überdachte Entscheidung würde nicht dazu führen, dass einen jemand als gefühlskalt empfindet, denke ich. Eher würde man doch jemand so bezeichnen, der keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt.
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Miach auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 25.01.2006 Beiträge: 853
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(#1599135) Verfasst am: 14.01.2011, 12:29 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: |
Oder man kann Gefühle nicht richtig wahrnehmen, einordnen, deuten. Bei sich, oder bei anderen oder beides. Oder man kann sie nicht ausdrücken, selbst wenn man sie gar nicht verbergen wollte.
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Vielleicht werden sie sogar regelrecht innerlich abgespalten, weil Gefühle generell erst einmal als bedrohlich empfunden werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alexithymie
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26443
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1599148) Verfasst am: 14.01.2011, 13:40 Titel: |
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"Gefühlskälte" entsteht auch, wenn man sehr früh lernt, die eigenen Gefühle zu unterdrücken, weil zu oft auf ihnen herumgetrampelt wird. Man lernt dann, diese Gefühle "von außen" wahrzunehmen. Und das bei gleichzeitiger normaler oder sogar hoher Empathiefähigkeit.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599162) Verfasst am: 14.01.2011, 14:24 Titel: |
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Norm hat folgendes geschrieben: | Wenn derjenige ach rationaler Prüfung immer noch sicher ist Trümpfe in der Hand zu haben und nicht vielleicht doch Nieten, dann wird er in eigenem Interesse wohl nicht anders handeln wollen. |
astarte hat folgendes geschrieben: | Ich weiß nicht was du da meinst. Und wie du kognitiv und emotionale Bewertung trennst, und was du als Trumpf betrachtest. |
war nicht sehr eindeutig ausgedrückt. ich meinte, dass gefühlskälte als vorwurf meistens von verletzten gefühlen zeugt und irgendwo die forderung beinhaltet ebenfalls verletzbar zu sein. jemand, der aufgefordert wird gefühle zu zeigen, kann darüber entscheiden, ob er dies tun möchte und ist damit gegenüber jemandem, der dies erwartet in einer vorteilhaften position, er kann sich aussuchen wie weit er sich verwundbar zeigt. oder auch, dass einer, der sich eher auf seinen verstand verlässt, sich plötzlich auf ungewohntes terrain begibt, wo vielleicht die stärke des anderen liegt. so ungefähr.
astarte hat folgendes geschrieben: |
Soviel ich weiß ist es eh nach neuerer Hirnforschung ein Fehlschluss, dass Entscheidungen rational getroffen werden.
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/neurowissenschaft/psychologie-die-intelligenz-der-gefuehle_aid_201408.html
...
Dass man das anders erlebt kann dran liegen, dass man eben gelernt hat - war ja lange auch so verbreitete Ansicht - dass Gefühlsentscheidungen weniger gut sind, und den Gefühlsanteil als nicht wichtig bewertet, und deswegen nicht so erkennt. Ist ja auch vieles nicht bewusst. Oder daran, dass man Emotionen allgemein nicht so gut wahrnimmt. Oder auch nur nicht beachtet. |
dass den letzten ausschlag für eine entscheidung ein gefühl bzw. eine emotion gibt, überrascht mich keineswegs. doch der weg dorthin, auch die art wie das problem formuliert ist, kann durch überlegung ohne bewusste gefühle einzubeziehen zustande kommen, viele entschlüsse glauben wir zumindest gefühlsmäßig unbeeinflusst getroffen zu haben. vielleicht funktioniert der ganze verstand auf einer niederen ebene mittels emotionen, das sind aber keine eindeutigen und unmittelbaren gefühlsregungen wie sie die menschen von zeit zu zeit wahrzunehmen gewohnt sind. emotionen wenig zu beachten wird als gefühlskälte ausgelegt, "der hat kein herz" hört man schonmal, nur, wie kommen die leute auf soetwas? es wird erwartet, dass jeder emotionen und gefühlen den gleichen wert zuerkennt wie man selbst (meist den eigenen), wer das nicht tut hat gar keine.
astarte hat folgendes geschrieben: | Aber gerade im zwischenmenschlichen Bereich dachte ich, wäre das schon eher klar. Kannst du ein Beispiel geben, für kognitive Entscheidungen zu Handeln im zwischenmenschlichen Bereich? |
es ging mir nicht um kognitive entscheidungen, sondern um die fähigkeiten des verstandes (der letztlich, aber unmerklich emotional entscheidet) in denen bewusste gefühle nicht unmittelbar involviert sind, sozusagen sachorientiertes denken. auch durch überlegung kann ich rücksicht auf die gefühle anderer nehmen, das wäre dann takt. ein kleines beispiel für taktlosigkeit und die konfrontation von gefühls- und sachorientiertem denken:
lehrer: warum haben sie letzte stunde gefehlt?
schülerin (mit feuchten augen): mein pferd ist gestorben.
lehrer: dann wären sie eben mit dem fahrrad gekommen.
das ist schon etwas derbe, aber ist der lehrer automatisch der böse weil er keine rücksicht auf die gefühle des mädchens nimmt? wer hier einer - vermutlich verpflichtenden - veranstaltung den höheren stellenwert einräumt, könnte schnell als gefühllos gelten.
astarte hat folgendes geschrieben: | Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Ich würde es als natürlich empfinden, wenn ich in Entscheidungssituationen, gerade auch im privaten und familiären Bereich, Emotionales an mir wahrnehme, für die meisten anderen dürfte das ebenso gelten. Im Zweifelsfall kann eine Begegnung, ein Gespräch verschoben werden, wenn man zu erregt ist, oder man schläft noch einmal eine Nacht, bevor man einen Brief abschickt. |
Jepp, aber eine überdachte Entscheidung würde nicht dazu führen, dass einen jemand als gefühlskalt empfindet, denke ich. Eher würde man doch jemand so bezeichnen, der keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt. |
hier liegt eben das problem: manche menschen zeigen sich nicht erregt und bewahren selbst in extremsituationen einen kühlen kopf oder wann sie sonst - laut landläufiger meinung - quasi "verpflichtet" wären oder wenn es "natürlich" wäre emotional tief bewegt zu sein. dazu muss man nicht gefühlsarm sein, es reicht wenn genügend selbstbeherrschung vorhanden ist und der rationalen überlegung priorität eingeräumt wird. manche problemstellungen erlauben es nicht großartig auf gefühle rücksicht zu nehmen oder lassen sich so effizienter lösen, wer dabei seinen gefühlen zu hohen wert beimisst fühlt sich schnell zurückgesetzt. etwas provokant gefragt: gibt es überhaupt lebensbereiche, wo man seinen gefühlen die unbedingte kontrolle überlassen sollte? muss das nicht wie der werther enden?
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1599175) Verfasst am: 14.01.2011, 14:50 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | Norm hat folgendes geschrieben: | Wenn derjenige ach rationaler Prüfung immer noch sicher ist Trümpfe in der Hand zu haben und nicht vielleicht doch Nieten, dann wird er in eigenem Interesse wohl nicht anders handeln wollen. |
astarte hat folgendes geschrieben: | Ich weiß nicht was du da meinst. Und wie du kognitiv und emotionale Bewertung trennst, und was du als Trumpf betrachtest. |
war nicht sehr eindeutig ausgedrückt. ich meinte, dass gefühlskälte als vorwurf meistens von verletzten gefühlen zeugt und irgendwo die forderung beinhaltet ebenfalls verletzbar zu sein. jemand, der aufgefordert wird gefühle zu zeigen, kann darüber entscheiden, ob er dies tun möchte und ist damit gegenüber jemandem, der dies erwartet in einer vorteilhaften position, er kann sich aussuchen wie weit er sich verwundbar zeigt. oder auch, dass einer, der sich eher auf seinen verstand verlässt, sich plötzlich auf ungewohntes terrain begibt, wo vielleicht die stärke des anderen liegt. so ungefähr. |
Dazu aufgefordert zu werden, sich verletzbar zu zeigen setzt ja für gewöhnlich eine persönliche Beziehung zum Auffordernden vorraus. Beiderseitige Offenheit (sofern sie einen Grad der unnötig Verletzungen hervorruft nicht überschreitet) kann so einer Beziehung zugute kommen. Wenn ein Ungleichgewicht herrscht wie du es beschreibst, also einer offen ist und einer verschlossen führt das tendenziel zu Schwierigkeiten, sind beide verschlossen kann es gar verhindern, dass sich aus dem Kontakt eine persönliche vertraute Beziehung entwickelt. Einen Trumpf hast du also nur wenn du Machtkämpfchen spielen willst, ggü. dem anderen. Für eine gut funktionierende persönliche Beziehung (also vertraute Freundschaft oder Partnerschaft) ist zur Schau gestellte Gefühlskälte schädlich und somit auch für den nach auße gefühlskalten, wenn er so eine Beziehung wünscht.
Und wenn der Gefühlskalte tatsächlich ehr abgestumpft und wenig leicht verletzbar ist, mag das akut weniger schmerzhaft sein, wenn der Gegenüber das allerdings vorwirft, dann wohl weil vom Gegenüber ein Mangel an Wertschätzung und Bedeutung durch den gefühlskalten damit verbunden wird. In der Folge ist eine Distanzierung oder Auflösung der Beziehung zu erwarten oder ein Fortbestehen der Beziehung mit Unzufriedenheit des nicht gefühlskalten Partners, was sich im Verhalten ggü. dem Gefühlskalten auswirken wird und so letztlich auch für den Gefühlskalten von Nachteil ist, vorausgesetzt er ist nicht völlig gefühlslos und ihm sind diese wahrscheinlichen Folgen egal. Es ist hier also zu unterscheiden zwischen Macht und Vorteil.
Außerdem möchte ich in Frage stellen, ob der Gefühlskalte wirklich nach rationalen Gesichtspunkten wählen kann, Gefühle zu zeigen oder nicht, er dürfte es eher schwieriger haben, Gefühle überzeugend zu zeigen, wenn er das für rational vernünftig hält aber die Gefühle nicht oder nur schwach empfindet oder einfach daran gewöhnt ist das Gesicht zu wahren.
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599178) Verfasst am: 14.01.2011, 14:54 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Bestimmte Menschen wurden konditioniert, keine Gefühlsregungen nach außen sichtbar werden zu lassen.
Von den Jesuiten berichtete Tondi in den 1950er Jahren, dass sie in der Erziehungsanstalt angehalten wurden, ihrem Gegenüber nicht in die Augen zu schauen, sondern "bescheiden" die Augen zu senken. Dieses "Schau mir in die Augen" kann eine Menge Gefühle entlocken. In bestimmten Situationen mag uns das, was gegenüber einem aggressiv wirkenden Hund empfohlen wird, nämlich ihm nicht in die Augen schauen, von unseren Vorfahren her stammende, in uns schlummernde Instinkte erwecken.
Für Schriftsteller war es reizvoll, hinter die Fassade eines scheinbar als eiskalt geltenden Menschen zu schauen, so Stefan Zweig in seiner romanhaften Biographie über Joseph Fouche. Dieser französische Polizeiminister, ein ehemaliger Oratorianer-Mönch, der dann heiraten durfte, der mindestens fünfmal die Seite wechselte und mit bleichen, unbeweglichen Gesichtszügen geschildert wird, war in Wirklichkeit von großer Liebe zu seiner als häßlich geltenden Frau erfüllt. Oder der Dichter interpretiert das so.
In solchen als starr wirkenden Personen kocht es häufig, sie können es nur gut verbergen. Indianergesichter. Asiatisches Lächeln, auch wenn einem hundeelend zumute ist. |
menschen, die ihre gefühle verbergen wirken auf mich ein bisschen anders, eher undurchsichtig, womöglich besonnen, ich finde gefühlskälte hat eine etwas andere ausstrahlung.
ein schönes beispiel für einen "eiskalten" menschen auch dostojewski's großinquisitor
Telliamed hat folgendes geschrieben: |
PS habe ich doch hinter dem Threadtitel "kalt" tatsächlich etwas Wettermäßiges vermutet und wollte schon was Ähnliches als Antwort vorbereiten, wie der Autor des "Schwejk" seinen Leutnant Dub ausrufen lässtt: "So wie jetzt habe ich nicht mal im Winter geschwitzt." |
das war der arbeitstitel, dann gefiel er mir doch. dachte auch, dass er zu diesem januar gar nicht so passt.
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599190) Verfasst am: 14.01.2011, 15:36 Titel: |
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Norm hat folgendes geschrieben: |
Einen Trumpf hast du also nur wenn du Machtkämpfchen spielen willst, ggü. dem anderen. |
das ist richtig, doch gefühllosigkeit, gefühlskälte ist zunächst einmal ein negativ behafteter vorwurf. der fehler wird dem zugeschoben, dessen gefühle nicht erkennbar sind. dadurch befindet er sich schon in der verteidigerposition.
Norm hat folgendes geschrieben: | Für eine gut funktionierende persönliche Beziehung (also vertraute Freundschaft oder Partnerschaft) ist zur Schau gestellte Gefühlskälte schädlich und somit auch für den nach auße gefühlskalten, wenn er so eine Beziehung wünscht. |
da sind wir einer meinung, doch um bewusst gezeigten gefühlsentzug ging es mir nicht.
Norm hat folgendes geschrieben: |
Und wenn der Gefühlskalte tatsächlich ehr abgestumpft und wenig leicht verletzbar ist, mag das akut weniger schmerzhaft sein, wenn der Gegenüber das allerdings vorwirft, dann wohl weil vom Gegenüber ein Mangel an Wertschätzung und Bedeutung durch den gefühlskalten damit verbunden wird. |
das ist etwas, das der andere erwartet. einem gefühlsarmen sein wesen vorzuwerfen ist mE nicht der richtige ansatz.
Norm hat folgendes geschrieben: |
Außerdem möchte ich in Frage stellen, ob der Gefühlskalte wirklich nach rationalen Gesichtspunkten wählen kann, Gefühle zu zeigen oder nicht, er dürfte es eher schwieriger haben, Gefühle überzeugend zu zeigen, wenn er das für rational vernünftig hält aber die Gefühle nicht oder nur schwach empfindet oder einfach daran gewöhnt ist das Gesicht zu wahren. |
wenn einer wirklich weniger empfindet oder mit seinen gefühlen nicht umzugehen weiß kann er dennoch guten willen zeigen, sofern es ihm vernünftig erscheint, doch zwingt ihn die aufforderung gefühle zu zeigen, die er nicht oder kaum hat in eine position der schwäche indem er sich unbeholfen zeigen muss, auch das kann das gleichgewicht einer beziehung stören.
ist jemand dagegen nur zurückhaltend, wird er erstmal abgestempelt, die gründe für seine zurückhaltung scheinen nicht zu interessieren, ihm wird unfähigkeit unterstellt. der vorwurf ist also entweder sinnlos oder kontraproduktiv.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1599195) Verfasst am: 14.01.2011, 16:15 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | Norm hat folgendes geschrieben: |
Einen Trumpf hast du also nur wenn du Machtkämpfchen spielen willst, ggü. dem anderen. |
das ist richtig, doch gefühllosigkeit, gefühlskälte ist zunächst einmal ein negativ behafteter vorwurf. der fehler wird dem zugeschoben, dessen gefühle nicht erkennbar sind. dadurch befindet er sich schon in der verteidigerposition. | Interessant, du siehst es in dem Fall also auch nicht als Trumph. Allerdings behälts du die Denke einer gegen den anderen in deiner Argumentation bei, für mich ist das schon symptomatisch für eine Schwäche einer engen persönlichen Beziehung, ein miteinander an der Beziehung arbeiten dagegen das Ideal, was in solchen Fälle aber besonders schwierig sein dürfte.
Zitat: | Norm hat folgendes geschrieben: | Für eine gut funktionierende persönliche Beziehung (also vertraute Freundschaft oder Partnerschaft) ist zur Schau gestellte Gefühlskälte schädlich und somit auch für den nach auße gefühlskalten, wenn er so eine Beziehung wünscht. |
da sind wir einer meinung, doch um bewusst gezeigten gefühlsentzug ging es mir nicht. |
Och ich meine da nicht nur bewusst gezeigt, sondern wollte das äußerliche Zeigen betonen und vom inneren Zustand unabhängig thematisieren.
Zitat: | Norm hat folgendes geschrieben: |
Und wenn der Gefühlskalte tatsächlich ehr abgestumpft und wenig leicht verletzbar ist, mag das akut weniger schmerzhaft sein, wenn der Gegenüber das allerdings vorwirft, dann wohl weil vom Gegenüber ein Mangel an Wertschätzung und Bedeutung durch den gefühlskalten damit verbunden wird. |
das ist etwas, das der andere erwartet. einem gefühlsarmen sein wesen vorzuwerfen ist mE nicht der richtige ansatz.
Norm hat folgendes geschrieben: |
Außerdem möchte ich in Frage stellen, ob der Gefühlskalte wirklich nach rationalen Gesichtspunkten wählen kann, Gefühle zu zeigen oder nicht, er dürfte es eher schwieriger haben, Gefühle überzeugend zu zeigen, wenn er das für rational vernünftig hält aber die Gefühle nicht oder nur schwach empfindet oder einfach daran gewöhnt ist das Gesicht zu wahren. |
wenn einer wirklich weniger empfindet oder mit seinen gefühlen nicht umzugehen weiß kann er dennoch guten willen zeigen, sofern es ihm vernünftig erscheint, doch zwingt ihn die aufforderung gefühle zu zeigen, die er nicht oder kaum hat in eine position der schwäche indem er sich unbeholfen zeigen muss, auch das kann das gleichgewicht einer beziehung stören.
ist jemand dagegen nur zurückhaltend, wird er erstmal abgestempelt, die gründe für seine zurückhaltung scheinen nicht zu interessieren, ihm wird unfähigkeit unterstellt. der vorwurf ist also entweder sinnlos oder kontraproduktiv. |
Ich würde mal davon ausgehen, dass der nicht gefühlsarme das aus einem Gefühl der Verletztheit macht und nicht weil es rational Sinn macht oder richtig ist. Auch Vorwürfe können ihren Teil dazu beitragen die Beziehung zu verschlechtern, schon klar, ich habe ja schon angedeutet dass es ein Prozess von Wechselwirkungen ist. Es geht mir dabei um sich gegenseitig bedingende Abläufe nicht um richtig oder falsch.
Wenn du nach richtig oder falsch fragst, würde ich vorschlagen, dass der Gefühlskalte dem Gegenüber eben erklärt was in ihm vorgeht. Entweder das führt zu mehr Verständnis oder es wird klar, dass die Vorstellungen und Gefühle der beiden zu sehr voneinenader abweichen, als dass eine persönliche Beziehung wie gewünsch möglich ist. Natürlich gibt es da auch wieder Haken, nämlich kann der Gefühlskalte sein Innenleben überhaupt erklären, können die beiden das Ergebnis aktzeptieren, kann der nicht gefühlskalte rational darauf reagieren? Es wäre meiner Meinung nach das Richtige aber eben kein Garant dafür, dass sich die Beziehung zum Guten wendet. Das sind andere Strategien aber auch nicht.
P.S. Ich fände es einfacher das Thema zu diskutieren wenn wir mal definieren, was der Gefühlskalte sein soll, primär ob es sich um jemanden handelt, der tatsächlich gefühlskalt ist, oder jemand, der nur gefühlskalt wirkt. Ich finde beide Fälle ziemlich unterschiedlich, nur oberflächlich ähneln sie sich. Und ich mag auch zu bedenken geben, dass die Situation auch am Gegenüber hängt und je nach dem wie rational und emotional der selbst ist auch unterschiedliche ablaufen kann/ muss, zudem je nach Intensität der Beziehung und des jeweiligen Wunsches nach Intensität und Fortdauer.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1599200) Verfasst am: 14.01.2011, 16:35 Titel: |
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Norm hat folgendes geschrieben: | P.S. Ich fände es einfacher das Thema zu diskutieren wenn wir mal definieren, was der Gefühlskalte sein soll, primär ob es sich um jemanden handelt, der tatsächlich gefühlskalt ist, oder jemand, der nur gefühlskalt wirkt. |
Gefühlskälte ist nach meiner Auffassung dann gegeben, wenn sich jemand Gefühlskalt zeigt, gleichgültig ob aus Mangel oder Beherrschtheit. Übrigens finde ich es bedauerlich, daß es manchmal den Anschein hat, als würden Ratio und Emotion als Gegenspieler betrachtet werden.
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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(#1599206) Verfasst am: 14.01.2011, 17:04 Titel: |
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Ein Beispiel dafür wie ein Mensch „Gefühle nicht richtig wahrnehmen, einordnen,“ sich selbst nie angemessen wahrnehmen durfte, beschreibt Kirchhoff aus dem RL.
Kein „schönes beispiel“, kein dostojewski, beklemmende Realität.
http://www.bodokirchhoff.de/bartsch.html
„…Die intensiven narzißtischen Kränkungen, die Jürgen während seines ersten Lebensjahres in solchem Übermaß ertragen mußte, wurden in dieser Negation seines Lebenswillens durch seine Mutter fortgesetzt und die sich daraus ergebende übermächtige narzißtische Wut und Vernichtungsangst erhielten keinerlei Ventil…“
_________________ Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1599214) Verfasst am: 14.01.2011, 17:43 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | Norm hat folgendes geschrieben: | Wenn derjenige ach rationaler Prüfung immer noch sicher ist Trümpfe in der Hand zu haben und nicht vielleicht doch Nieten, dann wird er in eigenem Interesse wohl nicht anders handeln wollen. |
astarte hat folgendes geschrieben: | Ich weiß nicht was du da meinst. Und wie du kognitiv und emotionale Bewertung trennst, und was du als Trumpf betrachtest. |
war nicht sehr eindeutig ausgedrückt. ich meinte, dass gefühlskälte als vorwurf meistens von verletzten gefühlen zeugt und irgendwo die forderung beinhaltet ebenfalls verletzbar zu sein. jemand, der aufgefordert wird gefühle zu zeigen, kann darüber entscheiden, ob er dies tun möchte und ist damit gegenüber jemandem, der dies erwartet in einer vorteilhaften position, er kann sich aussuchen wie weit er sich verwundbar zeigt. oder auch, dass einer, der sich eher auf seinen verstand verlässt, sich plötzlich auf ungewohntes terrain begibt, wo vielleicht die stärke des anderen liegt. so ungefähr. |
Hm.
Man kann mMn schlecht fordern, zeig mal mehr Gefühl, sei mal verletzlich. Jedoch kann man schon verlangen, dass auch der nicht so emotionale Mensch gewisse Grenzen, die man ihm deutlich sagt, auch einhält.
Gibt aber auch Leute, die tragen ihre Verletzlichkeit demonstrativ vor sich her, und fordern im Grunde mehr Rücksicht, als sie zu geben bereit sind. "Ich bin ja soo verletzlich, mit mir muss man ganz vorsichtig sein." Aber wer seine Emotionen nicht so auf dem Tablett serviert, verdient schon genauso Rücksicht. Alles in gewissem Maß.
Zitat: |
emotionen wenig zu beachten wird als gefühlskälte ausgelegt, "der hat kein herz" hört man schonmal, nur, wie kommen die leute auf soetwas? es wird erwartet, dass jeder emotionen und gefühlen den gleichen wert zuerkennt wie man selbst (meist den eigenen), wer das nicht tut hat gar keine. |
Kann man so nicht sagen, wie jemand drauf kommt. Ich würde es jemandem wohl vorwerfen, der oft rücksichtslos ist. Rücksichtlos sind aber auch manche, die ihre eigenen Emotionen deutlich zeigen, und die wichtiger nehmen als die anderer. Oder jemand der halt in manchen Bereichen wirklich nicht so empfindlich ist, und das auch von anderen so erwartet.
Zitat: | astarte hat folgendes geschrieben: | Aber gerade im zwischenmenschlichen Bereich dachte ich, wäre das schon eher klar. Kannst du ein Beispiel geben, für kognitive Entscheidungen zu Handeln im zwischenmenschlichen Bereich? |
es ging mir nicht um kognitive entscheidungen, sondern um die fähigkeiten des verstandes (der letztlich, aber unmerklich emotional entscheidet) in denen bewusste gefühle nicht unmittelbar involviert sind, sozusagen sachorientiertes denken. auch durch überlegung kann ich rücksicht auf die gefühle anderer nehmen, das wäre dann takt. ein kleines beispiel für taktlosigkeit und die konfrontation von gefühls- und sachorientiertem denken:
lehrer: warum haben sie letzte stunde gefehlt?
schülerin (mit feuchten augen): mein pferd ist gestorben.
lehrer: dann wären sie eben mit dem fahrrad gekommen.
das ist schon etwas derbe, aber ist der lehrer automatisch der böse weil er keine rücksicht auf die gefühle des mädchens nimmt? wer hier einer - vermutlich verpflichtenden - veranstaltung den höheren stellenwert einräumt, könnte schnell als gefühllos gelten. |
Tja ich würde nicht von jedem erwarten, dass er das nachvollziehen können muss, dass es für eine Pferdenärrin ein Trauerfall ist. Schließlich gibt es ja Regeln, wann man sich vom Unterricht entschuldigen darf. Aber hier hat sich der Lehrer doch auch von seinen Emotionen leiten lassen, er war genervt. Denn sachlich ist die Antwort ja nicht, sondern sarkastisch. Und ob das vernünftig und klug von einen Lehrer ist, ist auch noch die Frage.
Zitat: |
hier liegt eben das problem: manche menschen zeigen sich nicht erregt und bewahren selbst in extremsituationen einen kühlen kopf oder wann sie sonst - laut landläufiger meinung - quasi "verpflichtet" wären oder wenn es "natürlich" wäre emotional tief bewegt zu sein. dazu muss man nicht gefühlsarm sein, es reicht wenn genügend selbstbeherrschung vorhanden ist und der rationalen überlegung priorität eingeräumt wird. manche problemstellungen erlauben es nicht großartig auf gefühle rücksicht zu nehmen oder lassen sich so effizienter lösen, wer dabei seinen gefühlen zu hohen wert beimisst fühlt sich schnell zurückgesetzt. etwas provokant gefragt: gibt es überhaupt lebensbereiche, wo man seinen gefühlen die unbedingte kontrolle überlassen sollte? muss das nicht wie der werther enden? |
Man kann emotional bewegt sein, und sich dennoch nicht von den Gefühlen total beherrschen lassen. Mal als Beispiel: ein Notarzt, der sich weinend über seinen Patienten wirft, anstatt ihn zu versorgen, vor lauter Einfühlen wäre nicht so besonders hilfreich, oder? Jedem Notarzt, der aber selbstbeherrscht seinen Job tut, und sei der noch so ergreifend, kann man aber keine Herzlosigkeit unterstellen, und das würde auch kaum jemand automatisch tun, oder?
Wenn man oft von verschiedenen Menschen die Rückmeldung bekommt: "du bist gefühlskalt, du hast kein Herz" sollte es einem schon zu denken geben, ob man nicht an einem Mangel an Empathie leidet und man andere oft unnötig verletzt.
Es gibt übrigens noch vieles zwischen dem totaaaal emotional sein, und dem "Emotionen sind irrelevant". Wer kaltherzig wirkt, muss auch noch lange nicht vernünftiger und überlegter sein. Und wer warmherzig wirkt, muss noch lange kein unvernünftiger Mensch sein, der bei jeder stressigen Situation hysterisch wird. Es kann auch genau andersrum sein: kalt kann total unvernünftig und dumm sein. Und warm sehr besonnen und zielführend.
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599241) Verfasst am: 14.01.2011, 20:25 Titel: |
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@norm: ich will mich jetzt nicht zu sehr in das problem gefühlsarmut in einer beziehung verrennen. der vorwurf kann einen überall treffen und nicht immer sind alle an der bestmöglichen lösung für alle interessiert. ich könnte mir sogar vorstellen, dass mancher glaubt damit einen fehler benannt zu haben den der andere nun zu beseitigen habe.
astarte hat folgendes geschrieben: |
Ich würde es jemandem wohl vorwerfen, der oft rücksichtslos ist. Rücksichtlos sind aber auch manche, die ihre eigenen Emotionen deutlich zeigen, und die wichtiger nehmen als die anderer. Oder jemand der halt in manchen Bereichen wirklich nicht so empfindlich ist, und das auch von anderen so erwartet. |
ein gutes stichwort: rücksicht. um rücksicht zu nehmen brauche ich nicht unbedingt gefühlvoll zu sein, oft genügt schon etwas distanz. auch kann man sich gedanken über die befindlichkeit anderer machen ohne deren empfindungen zu teilen. ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass manch einer, der tatsächlich gefühlsärmer ist, ausgeklügelte strategien besitzt um nicht unangenehm aufzufallen. es genügt z.b. zu wissen, was der andere erwartet, man braucht es nicht nachzufühlen. dieses wissen kann man sich leicht durch etwas aufmerksamkeit und kombinationsgabe aneignen. als motivation dafür genügt das interesse an einem möglichst reibungslosen ablauf. trotzdem kommt es vor, dass man den anderen verletzt, z.b. in sich plötzlich ändernden situationen. die menschen erwarten aber, das man auch ihre spontanen und irrationalen gefühle erkennt und berücksichtigt, etwas, das man allein mit dem verstand und seinen werkzeugen kaum bewältigen kann. wenn dies nicht an mangelndem willen liegt sind sämtliche vorwürfe nutzlos.
astarte hat folgendes geschrieben: |
Wenn man oft von verschiedenen Menschen die Rückmeldung bekommt: "du bist gefühlskalt, du hast kein Herz" sollte es einem schon zu denken geben, ob man nicht an einem Mangel an Empathie leidet und man andere oft unnötig verletzt.
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gefühle und emotionen sind meiner erfahrung nach viel häufiger dafür verantwortlich, dass jemand unnötig verletzt wird als deren abwesenheit. ein gefühlskalter mensch sucht konfrontationen so wenig wie ein gefühlsbetonter mensch auch, genaugenommen hat er noch weniger gründe sie zu suchen. nur erwarten sollte man halt nichts von ihm. erwartungshaltung & begehrlichkeiten sind etwas sehr emotionales.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1599291) Verfasst am: 14.01.2011, 22:15 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | @norm: ich will mich jetzt nicht zu sehr in das problem gefühlsarmut in einer beziehung verrennen. der vorwurf kann einen überall treffen und nicht immer sind alle an der bestmöglichen lösung für alle interessiert. ich könnte mir sogar vorstellen, dass mancher glaubt damit einen fehler benannt zu haben den der andere nun zu beseitigen habe. |
Hm aber kann der Vorwurf wirklich ernstzunehmen sein, wenn es sich bei dem Gegenüber nicht um einen Freund, Partner, Familie oder so handelt? Von anderen Menschen fände ich es schlicht anmaßend wenn sie von einem erwarten mehr Gefühle zu zeigen und würde wohl mit einer entsprechend bissigen Antwort kontern. Kommt aber auch da natürlich auf den Gegenüber an. Ich denke nicht, dass sich das abstrakt ohne Klärung der Beziehungsebene der Beteiligten gut diskutieren lässt. Partner, Elter, Chef, Bekannter, Fremder, aus konkretem Anlass heraus oder nicht situationsbezogen als allgemeine Feststellung...
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1599297) Verfasst am: 14.01.2011, 22:23 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | erwartungshaltung & begehrlichkeiten sind etwas sehr emotionales. |
Na und?
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599326) Verfasst am: 14.01.2011, 23:22 Titel: |
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wichtig für die einen, für die anderen nicht und unter umständen schwer nachzuvollziehen. ausgangspunkt komplizierter komplikationen, verzichten oder hinterherhecheln, wer zahlt jetzt die zeche?
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599355) Verfasst am: 15.01.2011, 00:14 Titel: |
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Norm hat folgendes geschrieben: | able_archer hat folgendes geschrieben: | @norm: ich will mich jetzt nicht zu sehr in das problem gefühlsarmut in einer beziehung verrennen. der vorwurf kann einen überall treffen und nicht immer sind alle an der bestmöglichen lösung für alle interessiert. ich könnte mir sogar vorstellen, dass mancher glaubt damit einen fehler benannt zu haben den der andere nun zu beseitigen habe. |
Hm aber kann der Vorwurf wirklich ernstzunehmen sein, wenn es sich bei dem Gegenüber nicht um einen Freund, Partner, Familie oder so handelt? Von anderen Menschen fände ich es schlicht anmaßend wenn sie von einem erwarten mehr Gefühle zu zeigen und würde wohl mit einer entsprechend bissigen Antwort kontern. Kommt aber auch da natürlich auf den Gegenüber an. |
ohne dein gefühl: wie willst du wissen ob der, der es sagt, es gut mit dir meint wenn es nicht gerade ein guter freund ist?
Norm hat folgendes geschrieben: |
Ich denke nicht, dass sich das abstrakt ohne Klärung der Beziehungsebene der Beteiligten gut diskutieren lässt. Partner, Elter, Chef, Bekannter, Fremder, aus konkretem Anlass heraus oder nicht situationsbezogen als allgemeine Feststellung... |
also auf das urteil verlässlicher vertrauter bauen. und wenn du bei lockereren bekanntschaften immer wieder mal auf die einschätzung "kalt" triffst? vielleicht am auftreten arbeiten. das bringt mich zu der frage wer hat welches recht anteil an deinem gefühlsleben zu nehmen, wer bestimmt das?
außerdem hätte ich da noch: welches ansehen hat ein gefühlskalter mensch in unserer gesellschaft? sind solche menschen automatisch sklaventreiber, ausbeuter und aufsichtsratsvorsitzende oder können sie trotzdem umgängliche zeitgenossen sein? wie kann ein kalter mensch bestehen in einer gesellschaft, die - nicht nur in der religion - ein gesundes, ausgeprägtes gefühlsleben als eine bedingung für ein erfülltes leben betrachtet? ...
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Die Fiktion unsanft
Anmeldungsdatum: 15.02.2009 Beiträge: 2022
Wohnort: Düsseldorf
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(#1599359) Verfasst am: 15.01.2011, 00:22 Titel: |
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Ich kenne keine wirklich ``gefühlskalten´´ Menschen.
Ich kenne nur Menschen, die ne Menge Emotionen für sich behalten und versuchen, ganz allein damit klar zu kommen.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1599384) Verfasst am: 15.01.2011, 01:46 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | Norm hat folgendes geschrieben: | able_archer hat folgendes geschrieben: | @norm: ich will mich jetzt nicht zu sehr in das problem gefühlsarmut in einer beziehung verrennen. der vorwurf kann einen überall treffen und nicht immer sind alle an der bestmöglichen lösung für alle interessiert. ich könnte mir sogar vorstellen, dass mancher glaubt damit einen fehler benannt zu haben den der andere nun zu beseitigen habe. |
Hm aber kann der Vorwurf wirklich ernstzunehmen sein, wenn es sich bei dem Gegenüber nicht um einen Freund, Partner, Familie oder so handelt? Von anderen Menschen fände ich es schlicht anmaßend wenn sie von einem erwarten mehr Gefühle zu zeigen und würde wohl mit einer entsprechend bissigen Antwort kontern. Kommt aber auch da natürlich auf den Gegenüber an. |
ohne dein gefühl: wie willst du wissen ob der, der es sagt, es gut mit dir meint wenn es nicht gerade ein guter freund ist? | Er kann es ja gut meinen, aber du hast gesagt es wird einem mit der Erwartung einer Verhaltensänderung näher gebracht, das wäre mir nicht recht. Allerdings ist das eine hauptsächlich eine emotionale Reaktion und jemand der innerlich gefühlskalt ist würde es evtl. anders sehen. Abschätzen ob es jemand gut meint lässt es sich am Tonfall, Mimik, Gestik, Kontex und allgemeinem bisherigem Verhalten der Person mir gegenüber. Wenn mit der gefühlskälte einhergeht solche Sachen sehr schlecht deuten zu können, dann liegt womöglich etwas in Richtung Asperger vor.
Zitat: | Norm hat folgendes geschrieben: |
Ich denke nicht, dass sich das abstrakt ohne Klärung der Beziehungsebene der Beteiligten gut diskutieren lässt. Partner, Elter, Chef, Bekannter, Fremder, aus konkretem Anlass heraus oder nicht situationsbezogen als allgemeine Feststellung... |
also auf das urteil verlässlicher vertrauter bauen. und wenn du bei lockereren bekanntschaften immer wieder mal auf die einschätzung "kalt" triffst? vielleicht am auftreten arbeiten. |
Ich würde sagen, jemand dem das nahe geht wirkt nur gefühlskalt ist es aber nicht. In den Fall wenn möglich nachfragen wie der Eidruck zu stande kommt und ggf. daran arbeiten, wen die Fremdeinschätzung stört.
Zitat: | das bringt mich zu der frage wer hat welches recht anteil an deinem gefühlsleben zu nehmen, wer bestimmt das? | Ich selbst. Das können andere freilich anders sehen und sich dann nicht so verhalten. Für gewöhnlich ist das ein Prozess, jemand gibt persönliche Informationen Preis oder fragt nach und mittels dieses Prozesses wird ausgelotet wie persönliche die Gespräche werden oder ob jemand eine Grenze überschritten sieht. Dabei können kleine Grenzüberschreitung während dem ausloten natürlich nicht ausgeschlossen werden, die sind aber nicht so problematisch wie große Grenzüberschreitungen und stören die soziale Beziehung in der Regel nicht nachhaltig.
Zitat: | außerdem hätte ich da noch: welches ansehen hat ein gefühlskalter mensch in unserer gesellschaft? | Kommt darauf an wie er sich nach außen gibt. Ein gefühlskalter Mensch kann aus rationalen Gründen sozial erwünscht agieren, dann muss es dem Ansehen nicht schaden, wenn sie sich aber nach außen gefühlskalt geben wird das bei vielen nicht gut ankommen.
Zitat: | sind solche menschen automatisch sklaventreiber, ausbeuter und aufsichtsratsvorsitzende oder können sie trotzdem umgängliche zeitgenossen sein? | Je nach sozialer Fähigkeit, gesellschaftlicher Stellung und je nachdem wie die Gesellschaft konstruiert ist, je nachdem was sie für anstrebenswert halten.
Zitat: | wie kann ein kalter mensch bestehen in einer gesellschaft, die - nicht nur in der religion - ein gesundes, ausgeprägtes gefühlsleben als eine bedingung für ein erfülltes leben betrachtet? ... |
Ich weiß nicht. Was macht einen gefühlskalten Menschen denn glücklich oder zufrieden bzw. inwiefern ist Glück oder Unglück möglich, da das ja Gefühle sind. Ich habe den Eindruck, der Mensch von dem du ausgehst, ist nicht völlig gefühlslos, ist verletzlich und will sozial integriert sein oder von außen auf ihn gerichtete Erwartungen erfüllen. Zunächst muss die Frage geklärt werden, was will dieser Mensch, was ist ihm ein inneres Bedürfnis und was trägt die Gesellschaft zwar an ihn heran, wilol oder braucht er aber nicht? Ohne dieses Wissen wäre es doch nur möglich eigene gesellschaftliche Erwartungen zu formulieren, was dabei kaum zielführend sein kann.
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599490) Verfasst am: 15.01.2011, 16:10 Titel: |
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wow, du bist echt auf alle fragen eingegangen. danke
Die Fiktion hat folgendes geschrieben: | Ich kenne keine wirklich ``gefühlskalten´´ Menschen.
Ich kenne nur Menschen, die ne Menge Emotionen für sich behalten und versuchen, ganz allein damit klar zu kommen.
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Norm hat folgendes geschrieben: |
Ich weiß nicht. Was macht einen gefühlskalten Menschen denn glücklich oder zufrieden bzw. inwiefern ist Glück oder Unglück möglich, da das ja Gefühle sind. Ich habe den Eindruck, der Mensch von dem du ausgehst, ist nicht völlig gefühlslos, ist verletzlich und will sozial integriert sein oder von außen auf ihn gerichtete Erwartungen erfüllen. |
ich versuch's nochmal genauer zu erklären: wie eingangs erwähnt glaube ich nicht, dass es menschen gibt, die überhaupt keine spürbaren emotionen haben. aber ich bin schon der meinung, dass es - unabhängig davon wie weit sich ein mensch gegenüber anderen öffnet - deutliche unterschiede in der intensität im gefühlsleben verschiedener leute gibt. und darüber hinaus noch, welcher wert den emotionen zugestanden wird und wie weit man sich davon bestimmen lässt.
glück oder unglück, bzw. zufriedenheit und unzufriedenheit mit sich und seinem leben ist so ziemlich das fundamentalste gefühl, das ich mir denken kann. auch menschen, die konkretere, "situationsabhängige", gefühle nur schwach wahrnehmen, werden diese empfindung teilen. dagegen werden sie durch affektivere (?) gefühle, wie wut, trauer, freude, nicht oder kaum bewegt. das muss nicht bedeuten, dass sie sie gar nicht kennen oder wahrnehmen können, ich denke mir eben, dass diese emotionen bei ihnen zu schwach oder unbedeutend sind, um merklichen einfluss auf das nachdenken und handeln zu nehmen.
jetzt erwarten aber viele menschen - man braucht sich nur mal in christlichen einrichtungen umzusehen - dass das miteinander bestimmt wird von gefühlsregungen und -ausdrücken, und dass anteilnahme am befinden des anderen ein wesentlicher teil, sogar ein entscheidender, ist, um gut miteinander auszukommen.
für jemanden, dessen gefühle zu schwach sind um auch nur seine eigene stimmung zu beeinflussen, ist es natürlich schwierig bis unmöglich nachzuvollziehen, was eine emotion im anderen auslöst, was sie ihm bedeutet und auch wie man angemessen darauf reagiert. und menschen mit "normalem" gefühlsleben erwarten irgendwann immer besondere rücksicht auf ihre gefühle, werfen es einem kalten menschen vor ihre gefühle nichteinmal bemerkt zu haben, obwohl dieser schon schwierigkeiten hat die eigenen wahrzunehmen.
Norm hat folgendes geschrieben: | Zunächst muss die Frage geklärt werden, was will dieser Mensch, was ist ihm ein inneres Bedürfnis und was trägt die Gesellschaft zwar an ihn heran, wilol oder braucht er aber nicht? Ohne dieses Wissen wäre es doch nur möglich eigene gesellschaftliche Erwartungen zu formulieren, was dabei kaum zielführend sein kann. |
ich bin ziemlich sicher, dass ein gefühlsarmer mensch es durchaus leichter hat allein wenigstens zufrieden zu sein. andererseits hebt gesellschaft vermutlich einen als angenehm empfundenen neutralen zustand ein wenig an. genauso wird stetige konfrontation auch bei kalten menschen zumindest einen leichten schatten werfen. nur hat das alles keinen so großen einfluss auf die befindlichkeit wie bei anderen. wünschenswert wäre mMn, wenn ein kalter mensch die selbe gleichgültigkeit von der gesellschaft erfährt, die er ihr gegenüber zeigt, nur, wenn menschen in ihren gefühlen verletzt wurden zeigen sie keine gleichgültigkeit sondern * ablehnung.
*edit: i.d.R., wenn sie ein ausgeglichenes maß zwischen vernunft und gefühl haben schon, aber eben nicht wenn sie die ganze zeit eingeredet bekommen, dass gefühl das allerwichtigste überhaupt wäre.
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1599517) Verfasst am: 15.01.2011, 17:04 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
...Asiatisches Lächeln, auch wenn einem hundeelend zumute ist... |
Wobei (OT) das insofern schon Sinn macht als das ein gut gespieltes Lächeln eine
Atmosphäre erzeugen kann in welcher zunächst dem/den Gegenüber/-n und dadurch
auch einem selbst denn doch n bißchen echt zu lächeln zumute ist,
während eine Atmosphäre der mürrisch-zerknirschten Trauerklöße selbst dem
Bestaufgelegtesten die gute Laune gründlich verderben kann.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1599535) Verfasst am: 15.01.2011, 18:01 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | wow, du bist echt auf alle fragen eingegangen. danke |
Bitte, ich finde das Thema interessant. Auch wenn oder gerade weil ich merke, dass ich an meine Grenze gelange wenn ich versuche mich in einen gefühlskalten Menschen reinzudenken/einzufühlen.
Zusammenfassend wünschst du also für die Gefühlsarmen, dass sich die anderen an ihre Art und Bedürfnisse anpassen und ihre Art und Bedürfnisse dafür unterdrücken. Also im Prinzip genau das was du umgekehr ablehnst.
Theoretisch ist eine Lösung des Dillemas denkbar, jeder soll den Gegenüber so annehmen und akzeptieren wie er ist. Praktisch kann das aber nicht immer klappen, da es zum einen schwierig ist einzuschätzen, ob da wenige Gefühle sind oder ob die nur verborgen werden, ob da allgemein wenige Gefühle sind, oder nur situations- oder personenbezogen, zum anderen, selbst wenn die Situation rational erstanden wurde, damit nicht sicher gestellt ist, dass die Beteiligten emotional damit zurecht kommen können und das so aktzeptieren können, wie es ist. Ersteres wird eher bei nicht nahestehenden Personen das Problem sein, zweiteres eher bei nahestehenden Personen. Und selbst wen einzelne Menschen sich nach kennenlernen und einschätzen so verhalten können wie erwünscht, wird für jemandem der am Rande der Spannbreite der Gefühlskalten-Gefühlswarmen steht, das Problem ja beim kennenlernen von neuen Menschen sich wiederholen, lässt sich wohl kaum vermeiden, evtl. durch eigenes thematisieren und erklären aber mildern - wobei das erklären, wird dabei in die Tiefe gegangen erst recht als Aufforderung sich korrigierend einzumischen missverstanden werden kann. Also ich weiß keine Lösung.
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1599659) Verfasst am: 16.01.2011, 01:51 Titel: |
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Norm hat folgendes geschrieben: |
Zusammenfassend wünschst du also für die Gefühlsarmen, dass sich die anderen an ihre Art und Bedürfnisse anpassen und ihre Art und Bedürfnisse dafür unterdrücken. Also im Prinzip genau das was du umgekehr ablehnst. |
ich lehne es nicht grundsätzlich ab, ich denke einfach, dass es unmöglich ist. "art und bedürfnisse" umschreibt hier um was es eigentlich geht, nämlich vorhandenes oder nichtvorhandenes gefühl. bislang konnte mir noch niemand erklären wie sich weniger gefühlvolle erfolgreich anpassen kann.
aber ich sehe jetzt auch das problem im umgekehrten fall:
Norm hat folgendes geschrieben: |
da es zum einen schwierig ist einzuschätzen, ob da wenige Gefühle sind oder ob die nur verborgen werden, |
Norm hat folgendes geschrieben: |
Theoretisch ist eine Lösung des Dillemas denkbar, jeder soll den Gegenüber so annehmen und akzeptieren wie er ist. Praktisch kann das aber nicht immer klappen, da es zum einen schwierig ist einzuschätzen, ob da wenige Gefühle sind oder ob die nur verborgen werden, ob da allgemein wenige Gefühle sind, oder nur situations- oder personenbezogen, zum anderen, selbst wenn die Situation rational erstanden wurde, damit nicht sicher gestellt ist, dass die Beteiligten emotional damit zurecht kommen können und das so aktzeptieren können, wie es ist.
...
Also ich weiß keine Lösung. |
mein vorschlag: gefühle sachlich thematisieren, probleme direkt ansprechen.
emotionaler druck ist mMn eher kontraprodukiv und ebenso schwer durchschaubar wie jemand, der seine gefühle verbirgt. man kann ihn auch ungerechtfertigterweise einsetzen. religionen machen das gerne: man weckt im delinquenten durch emotionale signale anteilnahme und ein schlechtes gewissen. dann arbeiten seine eigenen gefühle gegen seinen verstand, der sucht, aber findet keinen fehler. so schafft man sich leute, die mitfühlen bis zur selbstverleugnung, das werden dann priester, oder eiskalte hunde, die gehen dann nach rom, der rest bleibt auf der strecke.
übrigens, das:
Norm hat folgendes geschrieben: |
... ich merke, dass ich an meine Grenze gelange wenn ich versuche mich in einen gefühlskalten Menschen reinzudenken/einzufühlen. |
glaube ich dir dann doch nicht ganz
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1600015) Verfasst am: 17.01.2011, 11:22 Titel: Re: kalt |
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able_archer hat folgendes geschrieben: | also, vielleicht kultur & gesellschaft. es kommt mitunter vor, dass jemand als gefühlskalt bezeichnet wird, manche gehen noch weiter und behaupten sogar es gäbe menschen, die hätten gar keine gefühle. letzteres halte ich für unsinn, freude oder leid wird wohl jeder zumindest auf seine weise empfinden können, ein seltener schmerz geht gewöhnlich tiefer.
manche verlassen sich auch im zwischenmenschlichen bereich eher auf ihre kognitiven fähigkeiten als auf ihr gefühl, handeln solche menschen falsch? können sie überhaupt anders handeln, wenn ihre stärke das rationalisieren ist? sollte ein mensch, dem gefühlslosigkeit vorgeworfen wird, anders handeln und wenn ja, wie kann er das bewerkstelligen ohne seine trümpfe aus der hand zu geben? |
Stimmt. Du machst alles richtig, den Fehler machen die anderen.
Ähem. Ich meine: Könntest du das von dir angesprochene Konzept der Gefühlskälte konkretisieren, so dass vielleicht klarer wird, welche Art von Phänomenen damit gemeint sind? Meinst du Handlungen, meinst du Persönlichkeitseigenschaften, was meinst du? Und als Reaktion auf was kommt der Vorwurf und von welcher Art von Person?
Edit: Ansonsten: Magst du nicht noch vorher deinen Gefühlsbegriff klarer definieren? Meinst du sowas wie die sieben interkulturell zu findenden Basisemotionen? Meins du ganz allgemein Qualia? Meinst du alle Sachen, die affektiv eingefärbt sind? Und so weiter..
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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able_archer auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.01.2010 Beiträge: 592
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(#1600210) Verfasst am: 17.01.2011, 17:45 Titel: Re: kalt |
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Dissonanz hat folgendes geschrieben: |
Ähem. Ich meine: Könntest du das von dir angesprochene Konzept der Gefühlskälte konkretisieren, so dass vielleicht klarer wird, welche Art von Phänomenen damit gemeint sind? Meinst du Handlungen, meinst du Persönlichkeitseigenschaften, was meinst du? Und als Reaktion auf was kommt der Vorwurf und von welcher Art von Person? |
konkretisieren... schwierig, um gefühlskalt genannt zu werden, denke ich, muss schon ein gesamteindruck bestehen, der mehrere eigenschaften umfasst. ich habe schon versucht es etwas deutlicher zu machen. was ist mit dir, was stellst du dir vor, wenn dir jemand erzählt einer sei herzlos, kaltblütig oder habe keine gefühle? ich dachte jeder verbindet etwas mit diesem begriff.
Dissonanz hat folgendes geschrieben: |
Edit: Ansonsten: Magst du nicht noch vorher deinen Gefühlsbegriff klarer definieren? Meinst du sowas wie die sieben interkulturell zu findenden Basisemotionen? Meins du ganz allgemein Qualia? Meinst du alle Sachen, die affektiv eingefärbt sind? Und so weiter.. |
ich bin ja kein experte. also, was ich gehört habe ist, dass emotionen z.b. länger andauern und eher sowas sind wie die "gefühlslage". hab mal bei wiki nachgeschaut und der artikel "affekt" umschreibt wohl am ehesten, was ich unter gefühl verstanden habe. dabei bin ich unter Psychopathologie des Affekts über diesen satz gestolpert:
Zitat: | Werden die mimischen, gestischen und paraverbalen Ausdrucksmerkmale nur schwach deutlich, und reagiert ein Mensch nur schwach oder gar nicht z. B. auf Anteilnahme oder Zuspruch, so wird von verminderter affektiver Resonanz gesprochen (s. Depression).
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das passt doch ganz gut auf gefühlskälte. allerdings würde ich ergänzen, dass er ganz allgemein auf die ausdrucksmerkmale von anderen nicht oder nur schwach reagiert, wenn diese nicht verbal thematisiert werden.
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1600229) Verfasst am: 17.01.2011, 18:22 Titel: Re: kalt |
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able_archer hat folgendes geschrieben: |
konkretisieren... schwierig, um gefühlskalt genannt zu werden, denke ich, muss schon ein gesamteindruck bestehen, der mehrere eigenschaften umfasst. ich habe schon versucht es etwas deutlicher zu machen. was ist mit dir, was stellst du dir vor, wenn dir jemand erzählt einer sei herzlos, kaltblütig oder habe keine gefühle? ich dachte jeder verbindet etwas mit diesem begriff.
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Und manche von uns wissen bereits, dass jeder etwas anderes damit verbindet und fragen deswegen sowohl hier im Thread als auch in der hypothetischen Situation nach...
Für mich sind schon "gefühlskalt", "herzlos", "kaltblütig" und "hat keine Gefühle" ganz verschiedene Dinge.
_________________ Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1600232) Verfasst am: 17.01.2011, 18:24 Titel: |
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able_archer hat folgendes geschrieben: |
übrigens, das:
Norm hat folgendes geschrieben: |
... ich merke, dass ich an meine Grenze gelange wenn ich versuche mich in einen gefühlskalten Menschen reinzudenken/einzufühlen. |
glaube ich dir dann doch nicht ganz |
Ist aber so. An eine Grenze stoßen ist ja nicht gleichbedeutend mit absoluter Unfähigkeit.
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