Roter Ballon Lifted
Anmeldungsdatum: 22.12.2006 Beiträge: 2631
Wohnort: München
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(#778935) Verfasst am: 31.07.2007, 01:39 Titel: west östlicher Diwan |
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Semnon hat folgendes geschrieben: | @Robbe Piere
Also... wenn man so spekuliert - was je durchaus in Ordnung ist - dann kann man zB anhand der Entwicklung in den Diadochenreichen vergleichend und systematisch vorgehen, was abgelaufen sein könnte: Es gäbe eine Hellenisierte Oberschicht und eine griechische dynastische Herrscherschicht. Letztere wurde idR nicht selten einer Apotheose unterzogen (nein, wie fortschrittlich, tschuldigung ^^ ), also nix mit Demokrateia als 'Sozialtechnik', dann sind die 'Götter' ja bekanntermaßen sofort aufeinander los: Ptolemaios gegen Seleukos, Kassandros und Lysimachos. Das hat in vergleichsweise kurzer Zeit zu zusätzlichen Streitereien innerhalb der jeweiligen Reiche geführt und die Reste des Alexanderreiches vielen schnell äußeren Mächten zum Opfer, wie zB den von den Griechen so verachteten Parthern, die nicht mal durch die imperialen Legionen Roms bezwungen werden konnten, etc. Hinter erfolgreichen Militärstrategieen, wie die der Parther und der Steppenvölker, aber auch der der Kelten, Daker und Germanen (die die Römer als einzige überstanden!) zB steckten, gerade weil sie technisch teils weit unterlegen waren, äusserst clevere und pragmatische Überlegungen... da gab es ordentlich viel Logos, wärend die Griechen oft strategisch ziemlichen Schwachsinn veranstaltet haben.
Davon abgesehen, was gab es für Technologietransfer: Die achimedische Pumpe und Mathematik freilich, Katapulte kannten die orientalischen Völker selbst, in Architektur waren die Perser den griechen überlegen und in Bezug auf die Inder sieht es wohl ähnlich aus... das müsste man genauer betrachten, wer weiss mehr? Interessiert mich auch. |
Spekulieren wir dann also mal in Richtung antikem Clash of Civilisations.
Ich würd da nicht am antiken Know How ansetzen, sondern in den unterschiedlichen Herrschaftsystemen.
Kennzeichnend für den Osten kann man da dann einen Despotismus finden.
Da gab es immer den Einen gottgleichen Alleinherrscher.
Vielleicht schlägt sich das auch in der mystischen Überlieferung wieder, die Ursprünge des Monotheismus sind ja dann auch zwischen Euphrat und Tigris zu finden (den ägyptischen Pharao klammer ich jetzt mal aus)
Ein weiteres Merkmal ergibt sich ja dann fast automatisch mit dem dazugehörigen Preister = Beamten=Bürokratie.
Also weitreichende gut organiserte zentraliserte Reiche.
Die Griechen standen also nach der Eroberung vor dem Problem wie man das gewonnene halten kann, wenn sie sich nun der vorhandenen Strukturen bedienen ist das eben genau der Automatismus den auch andere Eroberer erlebt haben, ähnlich ging es den Mongolen mit dem verbeamteten China, oder den Arabern, beim aufsaugen der ehemals byzantinischen Verwaltungszonen.
Zudem waren die Mazedonen ja selbst monarchisch organisiert, das goldene Zeitalter des Perikles schon mehr als 100 Jahre vergangen im peloponnesischem Krieg.
Im Westen etablierten sich dann die Polis
"Insgesamt existierten im griech. Mutterland sowie in den "kolonialen" Gebieten der Hellenen an den Küsten des Mittelmeers und des Schwarzen Meers und später in den hellenistischen Reichen mindestens 1500 Siedlungen vom Typ der Polis" (Lit.: K.-W. Welwei, Polis, in: Der Neue Pauly 10, Sp. 22).
was doch ein fundamental anderer "Way of Life" zu den zentralisierten und mit großem bürokratischem Aufwand betriebenem Zentralstaat bedeutet.
Was das im Denken für Unterschiede machte ...
( na ich geh jetzt ersmal pennen - geb den Spekulatius dann an die Nachtwächter weiter)
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ertrage die Clowns!
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