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Der Materialismus
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#979824) Verfasst am: 14.04.2008, 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

Du unterstellst mir etwas und zwar auf recht böswillige Weise! Ich hatte von der Abbildtheorie gesprochen, von der Widerspiegelung der materiellen Welt, die im Hirn in gebrochener Form das Äussere carstellt. Ich hatte erwähnt, das alles Ideelle die "Trägersubstanz" Materie benötigt, wie z.B. die Software die Trägersubstanz Hardware erheischt.
Wie kannst du mir dann unterschieben, ich würde in einer Spiritualität weilen? Stirbt der Mensch, dann ist natürlich alles aus, alles Ideelle ist hin und weg. Gleiches wie bei der Software halt auch, denn ohne Hardware, kann keine Software existieren.
Mein Standpunkt: materialistisch-dialektisch!
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#979897) Verfasst am: 14.04.2008, 14:53    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Du unterstellst mir etwas und zwar auf recht böswillige Weise!


Von wegen! Ich habe dir lediglich eine Frage gestellt—nicht mehr und nicht weniger.

Peter H. hat folgendes geschrieben:

Ich hatte von der Abbildtheorie gesprochen, von der Widerspiegelung der materiellen Welt, die im Hirn in gebrochener Form das Äussere carstellt. Ich hatte erwähnt, das alles Ideelle die "Trägersubstanz" Materie benötigt, wie z.B. die Software die Trägersubstanz Hardware erheischt.
Wie kannst du mir dann unterschieben, ich würde in einer Spiritualität weilen? Stirbt der Mensch, dann ist natürlich alles aus, alles Ideelle ist hin und weg. Gleiches wie bei der Software halt auch, denn ohne Hardware, kann keine Software existieren.


Dass kognitiv-intentionale Zustände einen repräsentativen Charakter haben, bestreite ich nicht.
(Selbst Zustände mit phänomenellen Eigenschaften, d.h. mit Qualia, können als repräsentativ aufgefasst werden)

Peter H. hat folgendes geschrieben:

Mein Standpunkt: materialistisch-dialektisch!


Wunderbar! Dann sind wir ja beide auf derselben Seite, wenn man mal vom dialektischen Aspekt absieht.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#979916) Verfasst am: 14.04.2008, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:


Verrate uns doch mal, was genau eigentlich dein Standpunkt ist!
Bist du ein substanz- oder eigenschaftsdualistischer Nichtmaterialist, ein Idealist/Spiritualist, oder wie oder was?


Er ist ein Idealist, der glaubt ein Materialist zu sein.

Agnost
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Gustav Aermel
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Anmeldungsdatum: 05.04.2007
Beiträge: 1811

Beitrag(#979917) Verfasst am: 14.04.2008, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Ich verwende "existiert" nicht im Sinne von "ist in der raumzeitlichen Wirklichkeit wahrnehmbar".


Das alte Problem, dass wir beide in diesen Punkt unterschiedliche Definitionen verwenden. Lachen

Myron hat folgendes geschrieben:
Sharif hat folgendes geschrieben:

Hier stellt sich die Frage, was man unter Gedanken versteht. Nach Dieter Nuhr soll es ja Strom sein, womit ja Gedanken existieren würden.


Im psychologischen Sinne verstehe ich unter Gedanken gedachte Sätze, vor allem Aussagesätze.
Den Gedanken können durchaus elektrochemische Nervenaktivitäten entsprechen, was wohl auch der Fall ist.


Ich formuliere es eher so:
Gedanken sind vereinfacht gesprochen Strom und dieser Strom kann als Aussagensatz oder als Sonstiges interpretiert werden, was auch als Solches durch das Gehirn bewerkstelligt wird.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#979931) Verfasst am: 14.04.2008, 16:08    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:

Er ist ein Idealist, der glaubt ein Materialist zu sein.


Ach ... Geschockt
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#979949) Verfasst am: 14.04.2008, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Sharif hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Ich verwende "existiert" nicht im Sinne von "ist in der raumzeitlichen Wirklichkeit wahrnehmbar".


Das alte Problem, dass wir beide in diesen Punkt unterschiedliche Definitionen verwenden.


Was den Existenzbegriff betrifft, halte ich es mit Quine:

"Ich finde den engen Sinn nutzlos, den manche Philosophen dem Begriff der Existenz gegenüber dem Begriff des Seins gegeben haben, nämlich konkretes Vorhandensein in Raum und Zeit."

(Quine, W. V. O. Grundzüge der Logik. 7. Aufl. Übers. D. Siefkes. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1990. S. 255)

Sharif hat folgendes geschrieben:

Ich formuliere es eher so:
Gedanken sind vereinfacht gesprochen Strom und dieser Strom kann als Aussagensatz oder als Sonstiges interpretiert werden, was auch als Solches durch das Gehirn bewerkstelligt wird.


Streng genommen meine ich mit Entsprechung Identität ('token-identity', nicht 'type-identity'), d.h. ich denke, dass psychische Ereignisse mit physischen Ereignissen identisch sind. Das heißt, jedes Ereignis mit psychischen Eigenschaften hat zugleich physische Eigenschaften.
Ein Ereignis, das ein Gedanke, d.i. ein "Satz im Kopf", ist, ist zugleich ein zerebraler "Stromfluss".
Hinsichtlich seines innerlichen Aspekts weist ein solches Ereignis einen linguistischen Charakter auf und hinsichtlich seines äußerlichen Aspekts einen elektrochemischen Charakter.
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piranah
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Anmeldungsdatum: 06.03.2008
Beiträge: 343

Beitrag(#979965) Verfasst am: 14.04.2008, 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:


Sharif hat folgendes geschrieben:

Ich formuliere es eher so:
Gedanken sind vereinfacht gesprochen Strom und dieser Strom kann als Aussagensatz oder als Sonstiges interpretiert werden, was auch als Solches durch das Gehirn bewerkstelligt wird.


Streng genommen meine ich mit Entsprechung Identität ('token-identity', nicht 'type-identity'), d.h. ich denke, dass psychische Ereignisse mit physischen Ereignissen identisch sind. Das heißt, jedes Ereignis mit psychischen Eigenschaften hat zugleich physische Eigenschaften.
Ein Ereignis, das ein Gedanke, d.i. ein "Satz im Kopf", ist, ist zugleich ein zerebraler "Stromfluss".
Hinsichtlich seines innerlichen Aspekts weist ein solches Ereignis einen linguistischen Charakter auf und hinsichtlich seines äußerlichen Aspekts einen elektrochemischen Charakter.

m.e nach ist der innerlicher Aspekt irrelevant, und vollkommen vernachlessigbar.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#979980) Verfasst am: 14.04.2008, 17:21    Titel: Antworten mit Zitat

piranah hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Ein Ereignis, das ein Gedanke, d.i. ein "Satz im Kopf", ist, ist zugleich ein zerebraler "Stromfluss".
Hinsichtlich seines innerlichen Aspekts weist ein solches Ereignis einen linguistischen Charakter auf und hinsichtlich seines äußerlichen Aspekts einen elektrochemischen Charakter.

m.e nach ist der innerlicher Aspekt irrelevant, und vollkommen vernachlessigbar.


Was soll das heißen? Dass zwischen dir und einem Zombie ohne bewusstes, subjektives Innenleben kein wesentlicher Unterschied besteht?

Meine Gedanken spielen als mentale Objekte in meinem Leben, d.h. für mein Verhalten und Fühlen, eine maßgebliche Rolle. Ich weiß zwar, dass sie zugleich physische Objekte sind, doch wenn ich denke, betrachte ich meine Gedanken hauptsächlich als sprachliche und nicht als nervliche Gebilde.
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soluna
In Situationen großer Not is der Mittelweg der Tod



Anmeldungsdatum: 14.08.2006
Beiträge: 238
Wohnort: Wien

Beitrag(#979982) Verfasst am: 14.04.2008, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

der kleine Fritz hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Ich kann nicht glauben, dass es all die Bewusstseinszustände, die ich zu haben scheine, in Wirklichkeit gar nicht gibt.


Wie verstehst du denn unter der "Wirklichkeit" des Bewußtseinszustandes z. B. Freude?
Kann denn Freude als abstrakter Begriff, mit dem man lediglich eines aus dem Sammelsurium möglicher Gefühle bezeichnet, konkrete lokalisierbare "Wirklichkeit" sein?


"es bin nicht ich in der position erklären zu müssen warum es das offensichtliche gibt (so wie man etwa beweisen muss das es unsichtbare dinge wie magnetismus gibt) sondern du must erklären warum zum teufel es anders sein sollte..."

obwohl das hier sicherlich jetzt nicht mehr zu diskussion auf seite 5 oder so passt musste ich dieses zitat einfach dazwischenwerfen; )
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piranah
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Anmeldungsdatum: 06.03.2008
Beiträge: 343

Beitrag(#979988) Verfasst am: 14.04.2008, 17:39    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
piranah hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Ein Ereignis, das ein Gedanke, d.i. ein "Satz im Kopf", ist, ist zugleich ein zerebraler "Stromfluss".
Hinsichtlich seines innerlichen Aspekts weist ein solches Ereignis einen linguistischen Charakter auf und hinsichtlich seines äußerlichen Aspekts einen elektrochemischen Charakter.

m.e nach ist der innerlicher Aspekt irrelevant, und vollkommen vernachlessigbar.


Was soll das heißen? Dass zwischen dir und einem Zombie ohne bewusstes, subjektives Innenleben kein wesentlicher Unterschied besteht?

Meine Gedanken spielen als mentale Objekte in meinem Leben, d.h. für mein Verhalten und Fühlen, eine maßgebliche Rolle. Ich weiß zwar, dass sie zugleich physische Objekte sind, doch wenn ich denke, betrachte ich meine Gedanken hauptsächlich als sprachliche und nicht als nervliche Gebilde.

Gewiss nicht Zombie!
Ich halte es für vernachlässigbar weil:

Konkret ist dies beispielsweise die Auffassung, dass sich die Identität von Personen restlos aus der Staats- und Gesellschaftsform ergibt, in der sie leben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Holismus
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#979993) Verfasst am: 14.04.2008, 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

piranah hat folgendes geschrieben:

Konkret ist dies beispielsweise die Auffassung, dass sich die Identität von Personen restlos aus der Staats- und Gesellschaftsform ergibt, in der sie leben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Holismus


Heißt das jetzt, dass Du den Holismus vertrittst?
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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piranah
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Anmeldungsdatum: 06.03.2008
Beiträge: 343

Beitrag(#979994) Verfasst am: 14.04.2008, 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
piranah hat folgendes geschrieben:

Konkret ist dies beispielsweise die Auffassung, dass sich die Identität von Personen restlos aus der Staats- und Gesellschaftsform ergibt, in der sie leben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Holismus


Heißt das jetzt, dass Du den Holismus vertrittst?

Nicht ganz!
der Begriff restlos ist mir nicht geheuer!
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#980045) Verfasst am: 14.04.2008, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Der Biologismus masst sich an, gesellschaftliche Phänomene als auch Bewusstseinsinhalte für sich zu reklamieren. Die sozialen Gesetzmässigkeiten z.B. unterliegen aber anderen Parametern und Größen und fallen daher unter die Sozialwissenschaften. Allein schon durch die Arbeit ergeben sich qualitativ neue Gesetzmäßigkeiten, denen die rein biologischen untergeordnet sind.
Kurzum die Gesellschaft gehorcht ihren eigenen Gesetzen. Die biologische Existenz des Menschen ist zwar die Voraussetzung seines gesellschaftlichen Daseins, doch erschöpft sie sich darauf nicht.
Die Auffassung der menschlichen Gesellschaft als primitives biologisches System enthält die Möglichkeit, dieses System im Sinne des Behaviorismus unter Zugrundelegung des Reiz-Antwort-Mechanismus zu steuern und zu manipulieren.
Sehr wenig ist übrigens auch ausgesagt, dass z.B. bei einem vorliegenden marxistischen Bewusstsein elektrische Impulse durch das Hirn "zucken". Ist einer Nietzsche-Anhänger, wieder die gleiche Feststellung, elektrische Impulse durchzucken sein Hirn. Darfs vielleicht eine andere Voltzahl sein? Dies ist so was von banal und nichtssagend, dass es Gott erbarmte, so es ihn gäbe!
Ich weise übrigens darauf hin, dass die reaktionäre biologistische Psychiatrie auch Alles und Jenes an Problem - Verhalten von Menschen ausschliesslich auf eine Dysbalance von Neurotransmittern reduziert. Daher hält sie dann auch herzlich wenig von Psychotherapie, will vielmehr alle Menschen mit Problemen, mit den recht fragwürdigen Psychopharmaka "beglücken." (zum Glück fallen allerlei Menschen auf diesen Mist nicht rein)
Wer also alles auf biologistische Ursachen zurückführt, muss dann natürlich auch die "Pillenphilosophie" goutieren. (ist vielleicht sogar in der Pharmabranche tätig)

Wer zudem begierig den Kapitalismus verteidigt, also keine Änderungen will, kann sicherlich mit dem Begriff Bewusstsein wenig bis garnichts anfangen.
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Gustav Aermel
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Anmeldungsdatum: 05.04.2007
Beiträge: 1811

Beitrag(#980074) Verfasst am: 14.04.2008, 19:02    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Sharif hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Ich verwende "existiert" nicht im Sinne von "ist in der raumzeitlichen Wirklichkeit wahrnehmbar".


Das alte Problem, dass wir beide in diesen Punkt unterschiedliche Definitionen verwenden.


Was den Existenzbegriff betrifft, halte ich es mit Quine:

"Ich finde den engen Sinn nutzlos, den manche Philosophen dem Begriff der Existenz gegenüber dem Begriff des Seins gegeben haben, nämlich konkretes Vorhandensein in Raum und Zeit."

(Quine, W. V. O. Grundzüge der Logik. 7. Aufl. Übers. D. Siefkes. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1990. S. 255)


Sehe es genau andersherum für nutzlos, ihn zu weit zu stecken.

Im Gegensatz zu dir, hab ich das Werk nur vergessen, woher die Argumentationsweise kam, es war jedenfalls auch eine Abhandlung über Logik. Lachen
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#980285) Verfasst am: 14.04.2008, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Spricht, schreibt man über den Materialismus, dann kann man den historischen Materialismus nicht einfach ausklammern. Dieser geht vom wirklichen Lebensprozess der Menschen, ihrer praktischen Lebenstätigkeit aus, die er vor allem als Praxis des materiellen Produktionsprozesses und des Klassenkampfes und der sozialen Revolution versteht. Er zeigt auf ihre gesellschaftlichen Verhältnisse und wie sie sich selbst gestalten und verändern. Er deckt die entscheidenden sozialen Triebkräfte des Geschichtsprozesses auf, die aus dem realen Lebensprozess der Gesellschaft hervorgehen.

Hier nun aber eine Einführung von Marx, die uns alles Wesentliche dazu vermittelt:
"In der gesellschaftlichen Ptoduktion des Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Ptoduktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des matewriellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern uimgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb derer sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muss man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewusst werden und ihn ausfechten. So wenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt was es sich dünkt, ebenso wenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären. Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schosse der alten Gesellschaft ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind. Im großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoss der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab." (Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort)

So, da mal drüber nachdenken!
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#980319) Verfasst am: 14.04.2008, 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

Damit man es auch lesen kann, tu ich es mal gliedern tun.


Peter H. hat folgendes geschrieben:
Spricht, schreibt man über den Materialismus, dann kann man den historischen Materialismus nicht einfach ausklammern. Dieser geht vom wirklichen Lebensprozess der Menschen, ihrer praktischen Lebenstätigkeit aus, die er vor allem als Praxis des materiellen Produktionsprozesses und des Klassenkampfes und der sozialen Revolution versteht. Er zeigt auf ihre gesellschaftlichen Verhältnisse und wie sie sich selbst gestalten und verändern. Er deckt die entscheidenden sozialen Triebkräfte des Geschichtsprozesses auf, die aus dem realen Lebensprozess der Gesellschaft hervorgehen.

Hier nun aber eine Einführung von Marx, die uns alles Wesentliche dazu vermittelt:

"In der gesellschaftlichen Ptoduktion des Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen.

Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des matewriellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt.

Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.

Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb derer sie sich bisher bewegt hatten.

Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muss man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewusst werden und ihn ausfechten.

So wenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt was es sich dünkt, ebenso wenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären.

Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schosse der alten Gesellschaft ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind.

Im großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden.

Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoss der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab." (Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort)

So, da mal drüber nachdenken!


Manchmal muss man den Mohren vor seinen Jüngern retten.

Agnost
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#980359) Verfasst am: 14.04.2008, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

Es sei noch folgender Gedanke Marxens nachgereicht:
"die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Mensdhen ihre Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse.
Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherrn, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten.
Aber dieselben Menschen, welche die sozialen Verhältnisse gemäß ihrer materiellen Produktivität gestalten, gestalten auch die Prinzipien, die Ideen, die Kategorien gemäß ihren gesellschaftlichen Verhältnissen.
Somit sind diese Ideen, diese Kategorien, ebenso wenig ewig wie die Verhältnisse, die sie ausdrücken. Sie sind historische, vergängliche, vorübergehende Produkte....."(K.Marx, Das Elend der Philosophie)
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piranah
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Anmeldungsdatum: 06.03.2008
Beiträge: 343

Beitrag(#980417) Verfasst am: 15.04.2008, 01:31    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Damit man es auch lesen kann, tu ich es mal gliedern tun.


Peter H. hat folgendes geschrieben:
Spricht, schreibt man über den Materialismus, dann kann man den historischen Materialismus nicht einfach ausklammern. Dieser geht vom wirklichen Lebensprozess der Menschen, ihrer praktischen Lebenstätigkeit aus, die er vor allem als Praxis des materiellen Produktionsprozesses und des Klassenkampfes und der sozialen Revolution versteht. Er zeigt auf ihre gesellschaftlichen Verhältnisse und wie sie sich selbst gestalten und verändern. Er deckt die entscheidenden sozialen Triebkräfte des Geschichtsprozesses auf, die aus dem realen Lebensprozess der Gesellschaft hervorgehen.

Hier nun aber eine Einführung von Marx, die uns alles Wesentliche dazu vermittelt:

"In der gesellschaftlichen Ptoduktion des Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen.

Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des matewriellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt.

Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.

Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb derer sie sich bisher bewegt hatten.

Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muss man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewusst werden und ihn ausfechten.

So wenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt was es sich dünkt, ebenso wenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären.

Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schosse der alten Gesellschaft ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind.

Im großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden.

Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoss der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab." (Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, Vorwort)

So, da mal drüber nachdenken!


Manchmal muss man den Mohren vor seinen Jüngern retten.

Agnost

Da hast du wohl die richtige Stelle fett markiert!
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#981257) Verfasst am: 16.04.2008, 05:10    Titel: Antworten mit Zitat

Falls es jemanden interessiert, hier ist ein höchst empfehlenswerter (englischsprachiger) Link zum Thema Physikalismus:

http://plato.stanford.edu/entries/physicalism
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#981699) Verfasst am: 16.04.2008, 18:12    Titel: Antworten mit Zitat

@Peter H.

Bitte ordentlich mit Seitenangabe zitieren.
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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#993912) Verfasst am: 04.05.2008, 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

Der dialektische Materialismus, der bis dato unerwähnt blieb, möge gleichfalls in Grundzügen skizziert werden. Seine Aufgabe ist es, die Welt zu deuten, das Bewußtsein der Menschen zur jeweiligen Realität zu beleuchten, sowie Gesetzmäßigkeiten in der Natur zu erkennen. Gleiches gilt für Gesellschaft und Denken, bzw. Erkenntnis. Er untersucht zudem die Stellung des Menschen in der Welt.
Erkenntnisse und Ergebnisse der Einzelwissenschaften dienen ihm dabei als Grundlage.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304736) Verfasst am: 12.04.2024, 22:07    Titel: Antworten mit Zitat

[Wegen off-topicness vom Thread Transsexualität, Homosexualität, TERFs abgetrennt und hier eingesetzt!]

fwo hat folgendes geschrieben:
Ich versuche, es Dir zu erklären:

Wir sind keine Von-Neumann-Maschinen, aber wir sind informationsverarbeitende Systeme und haben als solche natürlich funktionales Äquivalente zum Arbeitsspeicher, zum Programm und zu den Daten, wobei auch bei Von-Neumann-Maschinen spätestens seit selbstmodifizierbaren Programmen, oder, um es auf der Ebene der höheren Programmiersprachen zu zeigen, seit Lisp, klar ist, dass der Übergang von Programm zu Daten fließend ist.

Lebende Organismen reagieren auf die Informationen ihrer Umwelt, so dass auch bei einem identischen Masterplan wie ihn das Genom einer Zygote und damit das identische Genom eineiiger Mehrlinge darstellt, am Ende keine identischen Organismen herauskommen, weil bereits kleine lokale Unterschiede in Stoffkonzentrationen innerhalb de Uterus zu einer veränderten Entwicklung führen können.

Während die intrauterine Entwicklung Anpassungen an die besonderen Bedingungen zu Folge haben, die nachher nicht mehr korrigierbar sind, sind spätere Veränderungen, die nur durch einen abstrakten Informationsinput gesteuert werden zum Teil reversibel - das macht unsere Lernfähigkeit aus und darauf beruht letztlich auch die Möglichkeit einer Psychotherapie.

Bei der Betrachtung eines Säugers, speziell eines Menschen, als Informationsverarbeitenden Systems lassen sich weitere funktionale Vergleiche zwischen Von-Neumann-Maschinen und Menschen ziehen. Genauso wie bei Computern kann man auch bei uns zwischen Daten, die bewusst zugänglichen nennen wir Erinnerungen, und Programmäquivalenten unterscheiden, wobei die Programmäquivalente unterschiedlichen Ebenen angehören können: Eine basale Ebene ist unsere Sprache, eine darüber befindliche z.B. unser Beruf. Wir verfügen auch über ein Äquivalent zum System, das auch wieder in unterschiedliche Ebenen unterteilt werden kann. Was wir Psyche nennen sind die oberen Schichte der "Systemebene", sie liegen normalerweise unter der Schicht des Bewusstseins, das im Vergelich soetwas wie das Userinterface des Gesamtsystems darstellt.

Wenn Du also folgendes äußerst
Zitat:
Aus meiner materialistischen Sicht ist die Psyche nichts anderes als das zentrale Nervensystem.

dann ist diese Äußerung ähnlich intelligent wie
Zitat:
Aus meiner materialistischen Sicht ist die Software nichts anderes als der Computer.

Was Du da als Materialismus bezeichnest, ich verstehe mich auch als Materialist, ist aus meiner Sicht eine Kombination aus Dummheit und fehlender Bildung.


Es gibt drei Versionen des ontologischen Materialismus (Physikalismus):
1. eliminativer Materialismus: Es gibt keine psychischen Entitäten.
2. reduktiver (äquativer) Materialismus: Es gibt psychische Entitäten, aber sie sind mit physischen Entitäten identisch.
3. emergentiver (kausativer) Materialismus: Es gibt psychische Entitäten, und sie werden von physischen Entitäten hervorgebracht (verursacht), ohne mit diesen identisch zu sein.

Wenn deine Rede von unterschiedlichen "Ebenen" oder "Schichten" ontologisch als Rede von Seinsebenen/-schichten (und nicht bloß von Begriffs- oder Beschreibungsebenen/-schichten) aufgefasst wird, dann bist du wohl ein Vertreter von 3.

Zu deiner Information: Zu den Vertretern von 2 gehören hochintelligente und hochgebildete Leute—z.B. David Armstrong, einer der größten Metaphysiker des 20. Jh.s!

Denke über meine Intelligenz und Bildung, wie du willst; aber ich lasse mich ungern beleidigen! Reduktiver Materialist zu sein, ist kein Anzeichen von Dummheit oder Ungebildetheit!
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Myron
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Beitrag(#2304741) Verfasst am: 12.04.2024, 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt eine Computational Theory of Mind, und die Kognitionspsychologen postulieren eine unbewusste geistige Ebene/Schicht der Informationsverarbeitung im Gehirn.

Zitat:
"The notion of a “mental representation” is, arguably, in the first instance a theoretical construct of cognitive science. As such, it is a basic concept of the Computational Theory of Mind, according to which cognitive states and processes are constituted by the occurrence, transformation and storage (in the mind/brain) of information-bearing structures (representations) of one kind or another."

Quelle: https://plato.stanford.edu/entries/mental-representation/


In seinem neuen Buch präsentiert der Neurowissenschaftler Joseph LeDoux ein Modell unserer "vier Reiche der (biologischen) Existenz": "The four realms are biological, neurobiological, cognitive and conscious."

Es gibt "darunter" noch zwei nichtbiologische Reiche, nämlich das nichtbiochemische & das elementarphysikalische. Wenn man LeDoux's Modell aus der Sicht des ontologischen Emergentismus betrachtet, dann sind die "höheren" Seinsebenen/-schichten von den "unteren" ontologisch abhängig, aber nicht darauf ontologisch reduzierbar. Ich halte diese Sichtweise für falsch. Ich denke, dass es keine ontisch emergenten Seinsebenen/-schichten oberhalb der physikalischen Grundlage gibt.

Alle Vorgänge innerhalb der psychologischen Reiche der Kognition (der kognitiven Informationsprozesse) und des Bewusstseins (der subjektiven Erfahrungen) sind ontologisch nichts weiter als unvorstellbar komplexe Vorgänge innerhalb des elementarphysikalischen Reichs.

LeDoux: https://www.psychologytoday.com/intl/blog/i-got-a-mind-to-tell-you/202310/our-four-realms-of-existence

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Tarvoc
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Beitrag(#2304745) Verfasst am: 13.04.2024, 01:21    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Zu deiner Information: Zu den Vertretern von 2 gehören hochintelligente und hochgebildete Leute—z.B. David Armstrong, einer der größten Metaphysiker des 20. Jh.s!

Ist das Gefettete jetzt deine subjektive Meinung? So weit bekannt ist der jetzt in meinem Feld nicht. Ich habe immerhin schon mal von ihm gehört. Wenn er wirklich einer der Größten ist, dann ist er under-rated. Kann natürlich sein.

Davon abgesehen gehören natürlich auch zu den Vertretern von 1 hochintelligente und hochgebildete Leute, z. B. Paul und Patricia Churchland. Das war glaube ich nicht so ganz fwos Punkt.
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Myron
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Beitrag(#2304746) Verfasst am: 13.04.2024, 02:24    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Zu deiner Information: Zu den Vertretern von 2 gehören hochintelligente und hochgebildete Leute—z.B. David Armstrong, einer der größten Metaphysiker des 20. Jh.s!

Ist das Gefettete jetzt deine subjektive Meinung? So weit bekannt ist der jetzt in meinem Feld nicht. Ich habe immerhin schon mal von ihm gehört. Wenn er wirklich einer der Größten ist, dann ist er under-rated. Kann natürlich sein.


Das ist meine Meinung, mit der ich aber nicht alleine dastehe.

Zitat:
"David Malet Armstrong (8 July 1926 – 13 May 2014) has been one of the most influential contemporary metaphysician working in the analytic tradition and surely the greatest 20th century Australian philosopher. His main merit is to have reestablished metaphysics as a respectable branch of philosophy placing it at the centre of the philosophical debate, and giving it the status of an authoritative and competent interlocutor of both rational and empirical sciences. By means of a rigorously argumentative approach and a sharp prose, Armstrong has built a whole metaphysical system, that is, a comprehensive and unified picture of the fundamental structure of the world."

(Calemi, Francesco F. Metaphysics and Scientific Realism: Essays in Honour of David Malet Armstrong. Boston/Berlin: de Gruyter, 2016. p. 1)


Zitat:
"It goes without saying that A Materialist Theory of the Mind [1968] (hereafter MTM) has been an enormously influential book: certainly, the most important book on the mind since Gilbert Ryle's The Concept of the Mind appeared in 1949, and the most substantial contribution to Australian Materialism of the 1960s."

(Anstey, Peter R., & David Braddon-Mitchell, eds. Armstrong's Materialist Theory of the Mind. Oxford: Oxford University Press, 2022. p. 1)


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Davon abgesehen gehören natürlich auch zu den Vertretern von 1 hochintelligente und hochgebildete Leute, z. B. Paul und Patricia Churchland. Das war glaube ich nicht so ganz fwos Punkt.


Es gibt ja sogar hochintelligente und hochgebildete Leute, die an Gott glauben. zwinkern

Paul Churchland als Vertreter von 1 wollte ich auch schon erwähnen, wobei er genau genommen kein totaler Eliminativist ist. Denn er ist Eliminativist (Antirealist) in Bezug auf propositional attitudes, aber Reduktionist (reduktiver Realist) in Bezug auf (subjective) sensations.

Zitat:
"In one important area, a blanket eliminative materialism bids fair to be just plain wrong. The reason is simple: The portion of folk psychology concerned with the various sensations to which we are subject is in the process of finding a moderately smooth and highly illuminating reduction at the hands of unfolding neuroscience." (p. 166)

"As we have seen in the preceding pages, the relevant science currently indicates that our sensations-of-color are indeed identical with our opponent-cell activation triplets. Which means that the former are just as physical as the latter.
And just as real as the latter. Which returns us to eliminative materialism. Where the common-sense ontology of sensations is concerned, eliminative materialism looks to be false. Sensations are not likely to be eliminated from our scientific ontology. They are already in the process of being smoothly reduced thereto.
By contrast with the domain of sensations, a nontrivial case for the failings of folk psychology in the domain of the propositional attitudes has been in the textbooks for almost 25 years (Churchland, 1981)." (p. 171)

(Churchland, Paul M. "The Evolving Fortunes of Eliminative Materialism." In Contemporary Debates in Philosophy of Mind, edited by Brian P. McLaughlin and Jonathan Cohen, 160-181. Oxford: Blackwell, 2007.)
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fwo
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Beitrag(#2304747) Verfasst am: 13.04.2024, 05:49    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
.....
Denke über meine Intelligenz und Bildung, wie du willst; aber ich lasse mich ungern beleidigen! Reduktiver Materialist zu sein, ist kein Anzeichen von Dummheit oder Ungebildetheit!

Hä?
Es gibt doch weder Psyche noch irgendwelche psychischen Instanzen. Das ist doch alles Einbildung (wessen eigentlich?)?
Wie kann ich (wer oder was soll das sein?) Dich (wer oder was soll das sein?) überhaupt beleidigen (und was ist das überhaupt?)?

Wenn ich mir all die Transformationen ansehe, die die Informationen in unserer aktuellen Kommunikation durchlaufen, in der Du Deine Antworten auch noch mit einem "ich" beginnst und jetzt auch noch von Gefühlen sprichst, die nach Deiner Aussage gar nicht existieren, dann halte ich das, was Du äußerst, für reichlich absurd. Die Frage nach dem evolutionären Vorteil derartiger Systeme müsste auch neu gestellt werden.
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Tarvoc
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Beitrag(#2304748) Verfasst am: 13.04.2024, 09:05    Titel: Antworten mit Zitat

So wie ich das sehe, liegt Myrons Irrtum hier darin, zu meinen, die Philosophie könne die tatsächliche Reduktion von Psychologie, Sozialwissenschaft, Kulturwissenschaft, etc. auf Neurologie und Biologie tatsächlich leisten. Deshalb führt er hier also Gewährsmänner für den Elimination und reduktiven Materialismus ausschließlich Philosophen und Metaphysiker an. So als wäre eine wirkliche Reduktion von Psychologie auf Biologie schon dadurch geleistet, dass man die theoretische Möglichkeit einer solchen philosophisch sauber artikuliert. Mit Verlaub: So ein Vorgehen ist keine moderne Wissenschaft, sondern ähnelt eher mittelalterlicher Scholastik. Die tatsächliche Reduktion von z. B. Psychologie oder Soziologie auf Biologie hat nicht die Philosophie oder Metaphysik zu leisten, sondern die betreffenden Wissenschaften selbst, und bei einem Erfolg würde das zu einer völligen Absorbtion ter reduzierten Wissenschaft in die Biologie als nunmehr eines ihrer Teilgebiete führen. Das funktioniert so wie ich das sehe gegenwärtig noch nicht mal für die Medizin ohne Weiteres. Bei der Psychologie oder gar der Soziologie kann davon nun wirklich gar keine Rede mehr sein. Die Aufgabe der Philosophie besteht hier allenfalls darin, zu ermitteln, ob eine solche Reduktion überhaupt konsistent denkbar und formulierbar ist, und gegebenfalls noch zu begründen, warum es sich um ein wissenschaftliches Desiderat handelt. Jede Philosophie, die auf eigene Rechnung versucht, darüber hinaus zu gehen und die Reduktion tatsächlich selbst zu vollziehen, überzieht ihren Kredit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sowohl Armstrong als auch die Churchlands das verstehen.
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Beitrag(#2304751) Verfasst am: 13.04.2024, 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
So wie ich das sehe, liegt Myrons Irrtum hier darin, zu meinen, die Philosophie könne die tatsächliche Reduktion von Psychologie, Sozialwissenschaft, Kulturwissenschaft, etc. auf Neurologie und Biologie tatsächlich leisten.
...
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sowohl Armstrong als auch die Churchlands das verstehen.

Armstrong kenne ich nicht, das letzte, was ich von den Churchlands gelesen habe (schon etwas länger her) klang in der Tat vernünftig.

Ich glaube inzwischen gar nicht mehr, dass Myron irrt - dazu müsste er selber denken. Ich habe aber inzwischen den Eindruck, dass er das grundsätzlich vermeidet und stattdessen auch da zitiert, wo er behauptet, zu denken.
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Tarvoc
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Beitrag(#2304754) Verfasst am: 13.04.2024, 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Ich glaube inzwischen gar nicht mehr, dass Myron irrt - dazu müsste er selber denken. Ich habe aber inzwischen den Eindruck, dass er das grundsätzlich vermeidet und stattdessen auch da zitiert, wo er behauptet, zu denken.

Das klingt jetzt natürlich schon sehr nach mittelalterlicher Scholastik. zwinkern
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fwo
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Beitrag(#2304761) Verfasst am: 13.04.2024, 18:26    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Ich glaube inzwischen gar nicht mehr, dass Myron irrt - dazu müsste er selber denken. Ich habe aber inzwischen den Eindruck, dass er das grundsätzlich vermeidet und stattdessen auch da zitiert, wo er behauptet, zu denken.

Das klingt jetzt natürlich schon sehr nach mittelalterlicher Scholastik. zwinkern

Mit einer kleinen Ausnahme (korrigier mich bitte, wenn ich da was Falsches im Kopf habe):
Soweit ich weiß, durfte man im scholastischen Disput erst dann eine eigene Meinung tröten, wenn man gezeigt hatte, dass man die Gegenseite, der man etwas entgegnen wollte, vollständig darstellen konnte.
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