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Rreinhard registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.03.2007 Beiträge: 910
Wohnort: Oberbayern
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(#891104) Verfasst am: 22.12.2007, 06:00 Titel: Russen hier? Frage zu russischen Vornamen |
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Aus www.russlandjournal.de
Russische Namen haben noch eine Form, die je nach Situation als verächtlich oder familiär bezeichnet werden kann. Diese Form wird mit dem Suffix -k- gebildet. Zum Beispiel,
Marina – Marinka
Wolodja - Wolodka
Anna - Anka
Wer noch kein Gefühl für die Verwendung der verächtlich-familiären Form hat, sollte sie lieber nicht nutzen, um niemanden aus Versehen zu beleidigen.
Warum ist die familiäre Form mit k manchmal verächtlich, aber innerhalb der Familie ist sie nicht verächtlich?? Was genau ist daran verächtlich?
Verstehe ich nicht. Kann mir das einer erklären?
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Rreinhard registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.03.2007 Beiträge: 910
Wohnort: Oberbayern
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(#891106) Verfasst am: 22.12.2007, 06:18 Titel: |
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Ausführliches Beispiel für Anastasia:
Voller Name: Anastasia
Kurzform: Nastja
Kosenamen: Nastjenka, Nastjona, Nastjuscha
Verächtlich-familiär: Naska
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Rreinhard registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.03.2007 Beiträge: 910
Wohnort: Oberbayern
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(#891118) Verfasst am: 22.12.2007, 09:43 Titel: |
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Wo steckt denn der Sergej, wenn man ihn mal wirklich braucht?
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#891149) Verfasst am: 22.12.2007, 11:08 Titel: |
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Hallo, wie der Zufall es will, bin auch ich der russischen Sprache mächtig.
Es ist wahr, dass russische Vornamen eine Vielzahl an Abwandlungen haben. Manchmal werden diese bis zur Unkenntlichkeit verändert. Z. B. mein Vorname: Wladislaw.
Offizielle förmliche Abkürzung: Wlad
Sehr familiäre Form: Wladik (dürfen nur nahe Verwandte verwenden), Wladjuscha (dürfen nur meine Omas und meine Mutter verwenden; wenn mein Bruder mich so nennen würde, so würde ich von einer Verarsche ausgehen.. )
Und schließlich die typisch russische Abkürzung für Vornamen, die auf "slaw" enden: Slawa (Wird auch für Wetscheslaw u.ä. gebraucht).
Und nun zu der "groben" Form mit k: Wladjka gibt es auch (kann von sehr guten Freunden, meinem Bruder und von den Cousins und Cousinen gebraucht werden, ohne dass ich es als Beleidigung empfinde...). Hier gilt die strikte Regel: Die Verwendung durch "Unbefugte" kann leicht als ein Schimpfwort interpretiert werden. Selbst wenn ich diese Form verwende, dann nur im direkten Gespräch mit dem Kumpel, niemals hinter seinem Rücken oder in Gegenwart von seinen Eltern/Freundin etc. Wenn man jemanden nicht seit dem Kindergarten kennt, lieber nachfragen, obs demjenigen auch recht ist so angesprochen zu werden.
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Rreinhard registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.03.2007 Beiträge: 910
Wohnort: Oberbayern
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(#891165) Verfasst am: 22.12.2007, 11:25 Titel: |
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Wladislaw, DANKE.
Das war mir alles vollkommen neu. Solche Unterschiede bei Vornamen gibts in Deutschland nicht.
Ich will halt in kein Fettnäpfchen treten.
Die Form mit k, also Wladjka, ist also zu intim für Außenstehende, sehe ich das richtig?
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#891183) Verfasst am: 22.12.2007, 12:04 Titel: |
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Zitat: | Die Form mit k, also Wladjka, ist also zu intim für Außenstehende, sehe ich das richtig? |
Ja! Ein Zeichen der Geringschätzung (im Falle von Freunden der Gleichwertigkeit: "auf gleicher Augenhöhe sein" und "du bist für mich keine Autoritätsperson") und damit entweder eine direkte Beleidigung oder Ausdruck der Verachtung.
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#891191) Verfasst am: 22.12.2007, 12:21 Titel: |
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Noch was: Eine von der Norm abweichende Verwendung deutet auf eine (evtl. temporäre) Veränderung in der Beziehung. Z.Bsp. ist die "Norm" meiner Mutter für mich "Wladik", wenn sie mir sehr dankbar ist, benutzt sie "Wladjuscha", und wenn ich was Schlimmes angestellt habe "Wladjka" (naja heutzutage nicht mehr, denn das wäre gleichbedeutend mit "du hast hier nichts zu melden, ich bin deine Autoritätsperson"). Oder wenn ich im Krankenhaus aufwachen sollte, und mein Bruder steht neben dem Bett und spricht mich mit "Wladik" an, dann hab ich wohl nicht mehr lange zu leben .
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kryten auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.04.2006 Beiträge: 364
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(#891207) Verfasst am: 22.12.2007, 12:37 Titel: |
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299792458 hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Die Form mit k, also Wladjka, ist also zu intim für Außenstehende, sehe ich das richtig? |
Ja! Ein Zeichen der Geringschätzung (im Falle von Freunden der Gleichwertigkeit: "auf gleicher Augenhöhe sein" und "du bist für mich keine Autoritätsperson") und damit entweder eine direkte Beleidigung oder Ausdruck der Verachtung. |
hallo Wladislaw und Rreinhard
Ich würde noch hinzufügen, dass Saschka, Wladka... die Kinder untereinander verwenden. Oder ältere zu den Kindern noch sagen können. Problematisch wird es wenn du das zu einem Erwachsenen sagst. Wie schon Wladislaw geschrieben hat, kannst du es nur falls es dein Freund ist oder ein naher Verwandter (Bruder/Schwester), auch da nicht immer.
Die Beleidigung würde ich so interpetieren: mit dem ...ka am Ende verniedlichst du oder verkindlichst du die Person. meist Erwachsen<->Kind Kommunikation. Bei fremden Leuten kommt es meist nicht so gut an
Edit: Ich sag zu meinem jüngeren Bruder auch nicht mehr Saschka, seit er ~15 Jahre überschritten hat.
kryten
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#891300) Verfasst am: 22.12.2007, 14:51 Titel: |
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Historisch kommen diese Formen wohl noch aus der Zarenzeit, als alle Einwohner des Reiches gegenüber dem Herrscher als "alleruntertänigste Sklaven" (Einzahl: "nizhajshij rab") und damit als seine "unmündigen Kinder" erschienen, auch wenn sie selbst Fürsten und Bojaren waren.
Bis zur Zeit Peters I. (1672-1725) hatte die überwiegende Mehrzahl der Russen auch noch längst keine Familiennamen. Die "einfachen Leute" hatten bis zum 18. Jh. nur ihren Vornamen, die Adligen fügten ihren Vatersnamen hinzu: "Aleksej, syn Ivanova".
Familiennamen wurden erst relativ spät gebildet, mitunter auf ziemlich durchsichtige Weise, so dass man dann während des Siebenjährigen Krieges einen General "Michail Filosofov" findet.
Diminutivformen, die mit "'ka" enden, finden sich zum Beispiel in dem Roman "Peter der Erste" von Aleksej Tolstoj. Der von Zar Peter so genannte "Paschka" Jaguzhinskij (1683-1736) war ursprünglich ein evangelischer Kirchensänger in einer der baltischen Provinzen, als Graf Pavel Ivanovich Jaguzhinskij wurde er Generalprokuror des Regierenden Senats und russischer Gesandter in Berlin. Wobei der Vater bestimmt nicht "Ivan" hiess, sondern einen ausländischen Namen hatte, also vielleicht "Johann".
Katharinas General und Pädagoge Graf Friedrich von Anhalt (1732-1794) war Sohn des Erbprinzen Gustav von Anhalt-Dessau; seit 1784 in Russland, erhielt "An'galt" den Vornamen "Fedor Evstaf'evich", aus Gustav wurdfe Evstaf'.
Der Intimfreund des Zaren Aleksandr Danilovich Menshikov (1672-1729), von Peter I. "Aleksashka" genannt, war entweder Sohn eines Stallknechts oder eines Pastetenbäckers - er wurde Fürst des Heiligen Römischen Reiches und russischer Generalissimus, um in sibirischer Verbannung zu landen.
Über die historischen Zusammenhänge bei der Namengebung (Vorname, Vatersname, Familienname) informiert gut in einem eigenen Kapitel: Peter Hoffmann in Zusammenarbeit mit Lothar Kölm: Einführung in das Studium der russischen Geschichte (Handbuch der russischen Geschichte. Bd. VI). Stuttgart 2004.
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AntagonisT Master of Disaster
Anmeldungsdatum: 28.09.2005 Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden
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(#891309) Verfasst am: 22.12.2007, 15:04 Titel: |
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299792458 hat folgendes geschrieben: |
Und schließlich die typisch russische Abkürzung für Vornamen, die auf "slaw" enden: Slawa (Wird auch für Wetscheslaw u.ä. gebraucht). |
So nennen auch alle einen Arbeitskollegen von mir - seinen ganzen Namen kann ich leider nicht unfallfrei aussprechen/schreiben..
_________________ “Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#891423) Verfasst am: 22.12.2007, 20:36 Titel: |
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@kryten
Zitat: | Die Beleidigung würde ich so interpetieren: mit dem ...ka am Ende verniedlichst du oder verkindlichst du die Person. meist Erwachsen<->Kind Kommunikation. Bei fremden Leuten kommt es meist nicht so gut an |
Das ist sicher so. Und nun noch ein Anwendungsgebiet: Es ist auch die Sprache der Verliebten, die ja wie Kinder sind. Als ich damals in Moskau lebte, hatte ich meinen aus dem Vornamen gebildeten, auf "-ka" endenden Kosenamen bekommen, obwohl ich schon in der "Blüte der Jahre" stand. Schöne Zeit damals ...
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kryten auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 23.04.2006 Beiträge: 364
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(#891473) Verfasst am: 22.12.2007, 22:34 Titel: |
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fürwahr
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