nevermind registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.01.2008 Beiträge: 45
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(#917842) Verfasst am: 24.01.2008, 21:19 Titel: Die FDP und die Netto-Frage |
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In vielen politischen Talkshows, die die soziale Lage der Bevölkerung zum Thema hatten, konnte man von Seiten des FDP Vorsitzenden Guido Westerwelle vernehmen:
„Das entscheidende für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland sei nicht die absolute Höhe der Löhne, sondern die Höhe des Nettogehalts. Es ginge darum, dass die Menschen mehr in der Tasche haben.“
Diese Forderung reiht sich ein in das Weltbild vom „Schlanken Staat“ und der „Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger“. Für viele Menschen klingt es wahrscheinlich verheißungsvoll nicht mehr so viele Steuern zahlen zu müssen und somit am Ende des Monats mehr Geld auf dem Konto zu haben.
Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen! Sollte sich die FDP, welche in der Öffentlichkeit bisher als eine Klientelpartei der Wirtschaftsinteressen wahrgenommen wurde, zu einem Vertreter des „kleinen Mannes“ gewandelt haben?
Die klassischen Vertreter der werktätigen Menschen, nämlich die sozialdemokratischen Parteien SPD, Grüne und Linkspartei, haben dieser Argumentation bisher nichts Eindeutiges entgegengestellt.
Ist es wirklich im Interesse der Arbeitnehmer die Steuern niedrig zu halten und dafür am Ende mehr Netto zu erhalten?
Um höhere Nettolöhne zu erzielen, sollen nach den Vorstellungen der Liberalen nicht etwa die Löhne angehoben werden, sondern ein Anteil der Löhne zu Gunsten des Nettoertrags schrumpfen. Die Beiträge zu den Sozialversicherungen, die berühmten Lohnnebenkosten, sollen gesenkt werden.
Die Konsequenzen für die Arbeitnehmer aus einer solchen Maßnahme werden jedoch nicht näher ausgeführt. Auch wenn die Lohnnebenkosten gesenkt werden, müssen weiterhin Renten, Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall sowie Arbeitslosengeld gezahlt werden.
Aber woher soll das Geld für diese Leistungen kommen, wenn nicht mehr aus den Lohnnebenkosten?
Soll der Lebensstandart der Menschen in den Bedarfssituationen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Alter nicht abgesenkt werden, müssen sie weiterhin aus den Löhnen oder Kapitaleinkommen finanziert werden. Die Antwort der FDP, sowie übrigens auch der SPD, lautet: Privatversicherung.
Der wahre Grund für die für die Senkung der Lohnnebenkosten, liegt also zum einen im Interesse der Versicherungswirtschaft. Des Weiteren werden die gesetzlichen Versicherungen paritätisch finanziert. Das bedeutet, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils 50% der Kosten tragen. In einer privaten Versicherung müssen die Beiträge zu 100% von den Arbeitnehmern aufgebracht werden.
Dies ist der wahre Grund für die Forderungen der FDP! Es geht darum, dass die Unternehmen die Beiträge zu den Sozialversicherung sparen und sie dafür den Arbeitnehmern aufladen!
Ähnlich verhält es sich mit den Steuern. Welchen Vorteil bringt es den Menschen, wenn sie keine Steuern bezahlen müssen, aber dafür alle staatlichen Angebote wie Bildung, Kultur, etc., die im Moment noch kostenlos sind, teuer bezahlen müssen?
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