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HiobHolbach registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2007 Beiträge: 1715
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(#885979) Verfasst am: 16.12.2007, 11:00 Titel: Phoenix-EKD-Talkserie zu den 10 Geboten (ab 15.12.2007) |
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In den nächsten 10 Wochen sendet Phoenix jeweils samstags um 22:15 und als Wiederholung sonntags um 17:00 eine jeweils einstündige Talkshow der EKD zu den zehn Geboten.
Gestern waren unter Leitung von Ursula Ott (stellvertr. Chefredakteurin von chrismon) die folgenden Herren auf Sendung:
Jürgen Fliege (der Herrn Lütz nicht mag),
Manfred Lütz (der Herrn Fliege nicht mag),
Ulrich Fischer (Landesbischof Baden) und
Peter Sloterdijk (Philosoph)
Näheres hier: http://www.tacheles.tv/
Der nächste Sendetermin ist heute, Sonntag, um 17:00 !
_________________ Bibel- und Kirchenkritik: www.reimbibel.de
Kritik an § 217 StGB (Verbot der professionellen Suizidhilfe): www.reimbibel.de/217.htm
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HiobHolbach registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2007 Beiträge: 1715
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(#886227) Verfasst am: 16.12.2007, 16:46 Titel: |
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Frau Ott hat in Hinblick auf das 1. Gebot u.a. die Frage gestellt, ob der Monotheismus zwangsläufig zu Gewalt führt. Redlicher wäre es gewesen zu fragen, ob bzw. warum Monotheismus das Auftreten von Gewalt und Krieg insgesamt eher hemmt oder fördert.
Aber so konnte Bischof Fischer schön relativieren, dass Religion per se gar nicht so schlimm sein muß. Hut ab vor Herrn Fliege, der als einziger an dieser brisanten Stelle (religiöse Fundamentalisten in verschiedenen Staaten verfügen über Atomwaffen!) halbwegs Tacheles redete:
Fliege
Ich glaube, dass da auch ein Ablösungsprozeß stattgefunden hat zwischen natürlich Fruchtbarkeitsreligionen, matriachalisch bestimmten Religionen, und dass das natürlich auch eine Männerreligion geworden ist, die sehr massiv Krieg zu führen wusste. Und die Geschichten, die sie gesagt haben, stellen sich ja bis heute sozusagen als Kampfreligionen auf. Also wir sind ja sozusagen auch in einer Tradition verhaftet, die sagt, dieser Gott ist der Gott des von uns definierten Guten, von uns definierter Werte und den stellen wir auf das Koppelschloß oder auf die Fahnen, wenn es darum geht, in den Krieg zu ziehen gegen andere Wertsysteme. Wir benutzen ihn weiterhin wie zu Davids Zeiten als Kriegsgott, keine Frage.
...
...
Ott
Also Herr Sloterdijk, dann ist das Drehbuch ja noch gar nicht zuende geschrieben, das Drehbuch des Monotheismus, das kann noch viel mehr Kriege und Gewalt geben?
Sloterdijk
Also diese Konfliktmatrix, wie ich sie in meinem Buch dargestellt habe, umfasst 18 verschiedene Positionen, das sind rein futuristisch(?) durchgespielt all die Konfrontationsmöglichkeiten, die bei drei Kontrahenten und deren jeweiligen Allianzen und selbstkritischen Wendungen prinzipiell möglich sind. Das historische Drehbuch ist sehr viel ärmer als die strukturelle Matrix. Nicht alle Konflikte, die im Monotheismus hätten auftreten könnten, sind de facto aufgetreten. Das ist eine wichtige Information, die man aus der Geschichte entnehmen kann, als man daraus lernt, es ist nicht per se die Matrix des Monotheismus als solcher, die diese Konflikte erzeugt, sondern es sind die historischen Bedingungen, unter denen dies Program aktiv wird oder inaktiv bleibt.
Ott
Das heißt aber auch, es könnte noch viel schlimmer kommen. Unter welchen Bedingungen?
Sloterdijk
Es kann noch sehr vieles geschehen, aber ich glaube nicht, dass dies im Namen der wohlverstandenen monotheistischen Religionen geschehen wird, sondern es werden jeweils die ideologischen Zuspitzungen sein, d.h. die Übersetzungen der monotheistischen Matrix in die Sprache einer politischen Theologie. Und wo politische Theologie auftritt, da haben wir diese gefährlichen Amalgame aus Weltherrschaftsprogrammen und religiöser Programmatik.
Und das ist die Figur, die man durch die Geschichte hindurch beobachten kann als die eigentliche polemogene Größe (Kampf und Konflikt erzeugende Größe). Ob die nun schicksalhaft verbunden ist mit dem Monotheismus als solchem, und ob sie den per se als polemogene Größe zu identifizieren erlauben, das ist doch immer noch nicht ganz geklärt.
Fischer
...
Ich würde an einer Stelle ihnen sehr recht geben, warum ich die Gefahr deutlich reduziert sehe, zumindest für den europäischen Kontext. Und ich glaube, ein Christentum, das durch die Aufklärung gegangen ist, ist besser dagegen gefeit, so instrumentalisiert zu werden wie eine monotheistische Religion, die nie eine Aufklärung durchlaufen hat. Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum im Augenblick die Gefährdungen des Islamismus deutlich größer sind als die Gefährdungen, christlich motiviert zur Gewalt zu greifen.
Ott
Herr Fliege, wir haben ja zB in Amerika durchaus auch fundamentalistische, protestantische Sekten, die moderne Kreuzzüge begehen. Macht ihnen das manchmal Angst?
Fliege
Also die habe ich ja vorhin auch gemeint, als ich davon geredet habe, dass unsere Spriritualität und unsere Tradition weiterhin funktionalisiert wird in einem Kriegsgott.
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HiobHolbach registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2007 Beiträge: 1715
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(#950122) Verfasst am: 08.03.2008, 09:32 Titel: ogottogott! |
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HEUTE
Phoenix, 22:15-23:15
Tacheles - Die 10 Gebote
Talkshow der evangelischen Kirche
"Mein Name ist Gott, ich will deinen Respekt. Witze, Flüche, Schwüre, Kunst - wo endet die Toleranz?"
Gäste: Dieter Althaus (Ministerpräsident Thüringen), Gerhard Baum (Bundesinnenminister a.D.), Hilal Sezgin (Publizistin, Sprecherin "Islamisches Wort", SWR-online) und Christoph Kähler (ev. Landesbischof Thüringen)
Moderation: Ursula Ott
Gott? Ist das nicht dieser Irre aus der Bibel?
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Zverov häßlich
Anmeldungsdatum: 05.05.2006 Beiträge: 282
Wohnort: Ravensburg
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(#950713) Verfasst am: 09.03.2008, 02:04 Titel: |
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Wie war die Sendung denn so? Habe sie leider verpasst.
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HiobHolbach registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2007 Beiträge: 1715
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(#950863) Verfasst am: 09.03.2008, 13:00 Titel: Werbesendung der EKD auf Phoenix, Teil 2 |
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Die Chrismon-Sendung war am vergangenen Dienstag aufgezeichnet worden. Auf den Streit um das Ferkelbuch hat aber niemand Bezug genommen.
Frau Ott fragte eingangs:
„Darf man eigentlich alles machen in Gottes Namen? Darf man fluchen, schwoeren, darf man ihn beleidigen? Um diese Fragen geht es heute abend in der Diskussionsrunde. Wir reden ueber das zweite Gebot: Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen.“
Insgesamt war die Sendung ziemlich flach und ging nicht selten am Thema vorbei.
Baum mochte sich wie so ziemliche alle Politiker nicht mit den Kirchen in Deutschland anlegen, hat aber immerhin Stellung gegen den religioesen Wahnsinns Bushs bezogen. Kirchenkritisches kam ansonsten fast nur von dem zuvor nicht angekuendigten PR-Berater Klaus Kocks.
Wer sich das antun mag, kann sich heute um 17:00 die Wiederholung ansehen.
Ich transkribiere gerade einige Passagen und stelle die dann heute nachmittag rein.
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HiobHolbach registrierter User
Anmeldungsdatum: 28.07.2007 Beiträge: 1715
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(#950908) Verfasst am: 09.03.2008, 14:38 Titel: Auszuege aus der Tacheles-Sendung vom 8.3.2008: |
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Ott:
Haben Sie eigentlich einen Amtseid mit der Gottesformel geleistet?
Baum:
Ja, natuerlich.
Mein Kommentar:
Herr Baum hat spaeter erlaeutert, er habe seinem Eid dadurch Nachdruck verleihen wollen. Ein Schelm, wer Herrn Baum an dieser Stelle fuer einen Opportunisten haelt.
Klaus Kocks (Kommunikationsberater):
Es sind moeglicherweise ja mehr Kriege im Zeichen des Kreuzes gefuehrt worden als
im Zeichen von Hammer und Sichel.
Landesbischof Kaehler:Also wenn ich aber mal gleich reingehen darf. Das haette ich am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts querschreiben muessen. Aber das 20. Jahrhundert – mein Grossvater ist im 3. Reich verhaftet worden, und ich hab diese 40 Jahre hier auch erlebt – da ist im Namen der hehrsten Ideen, aber nicht im Namen Gottes schlimmstes Unglueck passiert, d.h. wir haben das Problem vor uns, das jeder Mensch im Prinzip in der Lage ist, sein Heiligstes zu missbrauchen. ... Wir muessen deutlich sehen, dass im Namen der Freiheit, im Namen der sozialen Gerechtigkeit, im Namen des Volkes, in diesem Fall des deutschen Volkes, schwerstes Unglueck begangen worden ist, und wir muessen aufpassen, dass jeder vor seiner eigenen Tuer an dieser Stelle kehrt.
Baum:
... Zur Ausbeutung, zur Unterdrueckung der Menschen wird die Kirche instrumentalisiert, aber nicht mehr bei uns.
...
Herr Ministerpraesident, wir haben eine Partei, die sich eine christliche Partei nennt, den christlichem Namen in ihrem, also Christen, CDU, christlich-demokratische Union Deutschlands. Ich verbinde damit nicht den Missbrauch der Religion. Sie betreiben keinen, sie benutzen nicht die Religion fuer ihre Ziele. ...
...
Kocks:
Nein, der eigentliche Effekt ist ja, dass ich persoenlich nicht mehr verantwortlich bin, wenn ich vermeintlich im Willen Gottes handele. Und das ist ja genau die Warnung des 2. Gebotes. Das ist der Aufruf dazu: lass die Verantwortung bei den Leuten!
Ott:
Gibt’s das heute auch noch, solche Dinge, also Kriege fuehren wir gottseidank nicht im Namen Gottes, aber wo passiert das heute noch?
Kocks:
Da bin ich mir nicht sehr sicher. Wenn Sie sich naeher mit Herrn Bush, dessen Periode wir ja jetzt weissgott ueberlebt haben ... Wenn ich dann Leute treffe, die zum Ende ihres Alkoholismus eine Erscheinung haben aus dem brennenden Busch und deshalb den Irak-Krieg fuehren, dann ist mir ein bisschen kurz gegriffen, muss ich sagen. Und das ist ne Weltmacht. Da waer ich sehr, sehr vorsichtig. Gerade was sozusagen die politischen, die protestantischen, sage ich jetzt mal etwas vage, motivierte Rechte angeht in den USA, da graust’s mir. Da ist genau derselbe Mechanismus da. Laienprediger schlagen die Bibel auf und klauben sich hier und da ein Zitat zusammen, glauben an die Exegese, und nachdem sie die drei Zitate laienhaft sozusagen runterinterpretiert haben – koennen sie jeden Sonntag im Fernsehen sehen – entsteht die Illusion, es sei das Wort Gottes.
Baum:
Das ist ganz ernst zu nehmen, was Sie sagen. Wir haetten den Irak-Krieg nicht, wenn wir nicht diesen Praesident haetten, der in einer ganz verqueren Weise fundamentalistisch-religioes motiviert ist. Das praegt ihn, nicht wahr, und da hat er jede Hemmung ueber Bord geworfen, die wir haetten, und er hat geglaubt, er muesse irgendeinen goettlichen Auftrag verwirklichen. Und deshalb hat er auch gelogen, hat diese Massenvernichtungswaffen in den Irak hineininterpretiert. Das ist ganz gefaehrlich und das Schlimme ist, dass er noch mal wiedergewaehlt worden ist in einer Situation, wo die Amerikaner zusammengehalten haben. ... Diese amerikanische Demokratie hat merkwuerdige Stroemungen von religioesem Fanatismus, die politisch ganz gefaehrlich werden koennen.
...
Kocks:
Ich habe von Schroeder gehoert damals, dem Kanzler, dass Bush ihm gesagt hat, der Herr habe es ihm gesagt. [Einmarsch in den Irak] Punkt. Und das geht nicht. Das geht nicht.
Kaehler:
... Das Problem ist, wir haben die selben Kriegsbegruendungen auch erlebt, als die Russen in Afghanistan eingefallen sind. ... Da ist im Namen der sozialen Gerechtigkeit
Kocks:
Ich habe aber niemand Gott zitieren hoeren, um ehrlich zu sein.
Kaehler:
Im Namen der sozialen Gerechtigkeit sind jeweils die heiligsten Werte aufgefuehrt worden. Das ist das Problem, dass kein Mensch davor gefeit ist. Wissen Sie, wenn es nur an der Religion laege, dann koennte man ja das Experiment machen, man koennte die Religion abschaffen, und dann gucken wir mal, was dann passiert. Das Experiment ist passiert und jetzt muessen wir gucken, dass nachdem diese Experimente passiert sind, aufpassen, zu begreifen, jeder Mensch ist verfuehrbar. Jeder Christ ist verfuehrbar, jeder Atheist ist verfuehrbar, jeder Sozialist ist verfuehrbar, Entschuldigung, ich denke, auch Muslime sind verfuehrbar. Das ist so.
Mein Kommentar:
Ich finde es immer interessant, auf welche Weise sich Pfaffen beim Thema „Kirche und Krieg“ herauszureden versuchen. Kaehler hat es mit der bewaehrten Taktik Ablenkung versucht (es gibt noch andere Kriegsursachen). Dann hat er eine ungenaue und nicht ueberpruefbare These vertreten, an der aber etwas Wahres ist: jeder Mensch ist verfuehrbar. (Der interessante Punkt ist aber, dass keineswegs alle Menschen in gleichem Masse sozialem Druck erliegen, und es Individuen und Gruppierungen gibt, die nicht zum Krieg zu verfuehren sind.) Dann ist er flugs zum Thema Ehe und Ehescheidung ruebergeschwenkt und andere sind auf dies beliebte Thema angesprungen, so dass seine windigen Ausfuehrungen nicht weiter kritisiert wurden.
Ich halte das, was der thueringische Landesbischof an dieser Stelle gesagt, hat fuer einen Beitrag zur Volksverbloedung. Denn es ist klar, dass religioese Ueberzeugungen und kirchliches Machtstreben in der Vergangenheit eher Kriegsgemetzel gefoerdert als verhindert haben. Nicht nur die RKK, sondern auch die EKD und teilweise auch die Bekennende Kirche haben sich ab 1933 hinter Hitler gestellt. Darueber haette man diskutieren muessen. Oder ueber die Frage, ob irgendwer oder irgendwas Bush hindern kann, den Einsatz von Atomwaffen zu befehlen, wenn er eine entsprechende Stimme Gottes vernimmt.
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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