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fornit Kaktus
Anmeldungsdatum: 06.10.2003 Beiträge: 552
Wohnort: Wohn ich in der Wüste oder andersum?
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(#1020774) Verfasst am: 11.06.2008, 16:21 Titel: Wissenschaftliche Höchstleistung - was heute so alles Wissenschaft ist |
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http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,558896,00.html
da gabs tatsächlich einen bachelor für eine simple datensammlung, die das geburtstagsparadoxon "belegt". und die medien berichten darüber.
sorry, aber was hat das auch nur im allerallerweitesten sinne mit wissenschaft zu tun?
mathematische aussagen muss und kann man nicht belegen, denn sie machen keinerlei aussagen über die realität, sondern nur über die zugrundeliegenden axiome und randbedingungen. dass das keine mathematische relevanz haben kann, sollte denke ich niemandem mit der geringsten vorbildung verschlossen bleiben.
und zur praktischen relevanz bleibt ja nur zu untersuchen, ob sich die mathematik hier sinnvoll auf die realität übertragen lässt. das hat sich imho mit der feststellung erledigt, daß menschen entitäten sind, denen man geburtstage zuordnen kann, von denen wiederum es 365 mögliche gibt. die feststellung, dass fussballer/innen auch menschen sind, ist dann eigentlich schon der schwierigste teil...
ich verstehe ja, daß man nicht jedem, der eigentlich nur schnell irgendeine qualifikation abgreifen will, zumuten kann, tatsächlich irgendwas von großartiger relevanz zu produzieren. das ist ja auch völlig ok. aber diese arbeit im speziellen hat ja nichtmal einen untersuchungsgegenstand, geschweige denn irgendeine aussage. und trotzdem wird sie nicht nur anerkannt, es wird sogar darüber berichtet.
ist die wissenschaft echt soweit abgesoffen, daß
a) jemand nach drei jahren ausbildung nicht bemerkt, daß sein thema kein thema ist
b) den prüfer das nicht interessiert
c) irgendwelche journalisten das für berichtenswert halten
d) die redaktionen das so durchwinken (gibts eigentlich noch redaktionen?)
?
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1020796) Verfasst am: 11.06.2008, 16:57 Titel: |
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Das ist nichts Neues. Robert A. Heinlein hat in seinem Roman "Die Zahl des Tieres" schon festgestellt, daß es vor allem notwendig sei, in der Doktorarbeit möglichst viele Fußnoten unterzubringen, die auf Werke des prüfenden Professors verweisen. Dann wäre es völlig wurscht, worüber und wovon sie handelt.
Dieses Geburtstags-Phänomen erwähnt und erklärt schon Richard Dawkins in seinem Buch "Der entzauberte Regenbogen".
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Mr.Manescu auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 22.11.2007 Beiträge: 346
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(#1020802) Verfasst am: 11.06.2008, 17:17 Titel: |
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Das was mich zur Zeit stört, ist, dass nicht nur im Hinblick auf angebotene Studiengänge, sondern sich auch bei den Studierenden selber eine Auffassung breitmacht, die eine akademische Ausbildung als Berufsausbildung betrachtet und nur Zweckgebunden im Hinblick auf Karriere bewerten kann.
Der Bildungscharakter geht irgendwie verloren.
Es zählt nur, "was man damit später mal machen kann." Wie man auch bei Verwandten bemerkt:
"Ah, du studierst also XY. Und was kann man später damit machen?"
Die Wissenschaft vernetzt sich zunehmend mit der Industrie, wenn sie das nicht schon immer getan hat.
Es fällt mir vor allem in der Ingenieursdebatte auf. Deutschlands Wirtschaft braucht mehr Ingenieure. Also auch wieder nur eine Zweckanbindung der Wissenschaft, die eigtl. mit der Bildung von Wissen, idealiter gehört dazu auch Weisheit, nichts mehr zu tun hat. Da werden spezialisierte Fachkräfte nach dem Bedarf der Ökonomie geschult, um später zu funktionieren.
Und die Zukunft des klassischen Ausbildungsberufs scheint auch zu schwinden. Was kann man denn heute noch vernünftiges werden? Um nicht mit einem wenig nachgefragten und später von der Bezahlung nach oben reglementierten Beruf in ständiger Angst vor Arbeitslosigkeit zu versinken, sagt kaum ein Student was gegen Studiengebühren, reißt sich den Arsch auf, um sie zu bezahlen, weil die Allmacht des Systems ihn geradezu dazu zwingt, denn nur in den akademischen Laufbahnen liegt die Zukunft.
"Warum studierst du das?"
Öhm, weil es mich interessiert."
"Ach wirklich?"
In drei Jahren sind die Bachelorstudenten fertig, das verschulte, gestraffte Studium ist auf Massenproduktion von Fachkräften ausgelegt. Persönliche Reife kommt später.
Studiengebühren sollen auch den Druck erhöhen, schnell fertig zu werden.
Der Fokus der Wissenschaften heute liegt mehr als früher, so scheint es mir jedenfalls, auf Praxis.
Ist schon schade, wenn eine Studentin den Professor fragt, warum Wissenschaftler bemüht sind, die Wahrehit zu finden, Wahre Erkenntnisse zu gewinnen, warum es Fallibilismus gibt, etc.
"Ähm? Aus Neugier vielleicht?"
Sagt viel über das Bild von Wissenschaft in der Gesellschaft aus.
Tja, was der Mensch von der Natur lernen will, ist halt, sie zu beherrschen.
Verstehen is halt was für Baumknuddler, hm?
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#1020810) Verfasst am: 11.06.2008, 17:41 Titel: |
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Ach ist doch lediglich eine Bachelor-Arbeit. Der Arbeitsaufwand ist mit zwei Seminaren vergleichbar und viel darf man hier nicht erwarten. Die eigentliche Arbeit lag wohl darin, die Daten nach allen Regeln der Kunst zu sammeln und auszuwerten.
_________________ Society is like a stew. If you don’t stir it up every once in a while then a layer of scum floats to the top.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1020811) Verfasst am: 11.06.2008, 17:42 Titel: Re: Wissenschaftliche Höchstleistung - was heute so alles Wissenschaft ist |
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fornit hat folgendes geschrieben: |
und zur praktischen relevanz bleibt ja nur zu untersuchen, ob sich die mathematik hier sinnvoll auf die realität übertragen lässt. das hat sich imho mit der feststellung erledigt, daß menschen entitäten sind, denen man geburtstage zuordnen kann, von denen wiederum es 365 mögliche gibt. |
Hat sich nicht.
Und es ist wie mein Vorposter schon schrieb nur ein Bacarbeit. Sowas gabs früher gar nicht.
_________________ Trish:(
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1020812) Verfasst am: 11.06.2008, 17:46 Titel: |
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299792458 hat folgendes geschrieben: | Die eigentliche Arbeit lag wohl darin, die Daten nach allen Regeln der Kunst zu sammeln und auszuwerten. |
Passt ja auch zu ihrem Studium.
_________________ Trish:(
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26447
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1020834) Verfasst am: 11.06.2008, 18:24 Titel: |
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Ihr solltet das nicht zu hoch hängen. Ob Examen, Diplom oder Dissertation - das waren schon immer nur in Ausnahmefällen Forschungsarbeiten und normalerweise Gehorsamsprüfungen.
Literatur zu diesem Thema u.a.: Dünnbrettbohrer in Bonn - Aus den Dissertationen unserer Elite. (Ich hoffe, ich habe den Titel aus dem Kopf richtig zitiert - ist etwas länger her).
Sehr viel Spaß machen auch medizinische Dissertationen, wenn man die Zeit hat.
Gruß fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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VT_340 asymptotischer Hund
Anmeldungsdatum: 08.06.2006 Beiträge: 621
Wohnort: Essen
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(#1021125) Verfasst am: 11.06.2008, 23:29 Titel: |
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@Mr.Manescu
Du sprichst mir aus der Seele!
Dieser ganze Girls Day Unsinn, Angebote von Firmen wie Hoch Tief sich mit der Schuklasse eine Großbaustelle anzusehen und später noch schleimige Eintrittkarten für ein fußballspiel wenn das Stadion fertig ist. Dazu Abitur in 10 Jahren. Alles wie Hormonspritzen in Massentierhaltungen. Diese Tiere sind dann oft so schnell fett dass unter ihrer eigenen last zusammenbrechen.
Fast jede Immatrikulation in ein wirtschaftlich orientiertes Studium (z.b Maschinenbau, E-Technik usw) ist eine Selbstaufgabe da man sein Leben offensichtlich zum Spielball von einer menschenfeindlichen, leistungsorientierten Weltwirtschaft werden lässt. Letzendlich verschlechtert man die dazu noch die Welt, da 90% der Maschinen die man später entwickelt Arbeitsplätze vernichten werden.
Ich will Maschinenbau Studieren weil mich Technik jeder Art begeistert, ihre wirtschaftlichen Implikationen allerdings ekeln mich an. Sinnvoll wäre ein anschließendes Kunststudium um dann kinetische Installationen oder sowas zu schaffen.
Zum Spiegelbericht:
Schulstoff der neunten Klasse empirisch überprüft. Wäre vermutlich nicht mal als LK-Facharbeit Thema geeignet (Zu anspruchslos)
_________________ Denken schadet der Illusion
Hildegard Knef
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#1022201) Verfasst am: 13.06.2008, 00:49 Titel: |
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Kann passieren. Wobei die Dortmunder ja besonders fußballverrückt zu sein scheinen, so soll es auch eine Untersuchung über den Heimvorteil geben, und der Dozent hat uns in der "Komplexitätstheorie"-Veranstaltung seinerzeit auch das Ergebnis eines Arbeitsprojektes seines Lehrstuhls vorgeführt: Man hatte dort bewiesen, daß das Entscheidungsproblem, ob (unter der Drei-Punkte-Regel) die "eigene" Mannschaft die Fußballmeisterschaft noch gewinnen kann, NP-vollständig [*] ist .
_____________
[*] Ganz grob: Von solchen Problemen nimmt man an, daß es für keines von ihnen einen Algorithmus gibt, der sie in polynomieller Zeit (also sowas wie n^k für ein - hoffentlich vernünftig kleines - k bei n Eingabeelementen, hier also: Mannschaften) lösen könnte; alle bekannten Algorithmen für NP-vollständige Probleme haben Laufzeiten k^n für k > 1. Man kann allerdings alle diese Probleme aufeinander abbilden, d.h. wenn eines dieser Probleme in polynomieller Zeit gelöst werden kann, dann auch alle anderen.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
Zuletzt bearbeitet von Critic am 13.06.2008, 00:57, insgesamt einmal bearbeitet |
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Wraith diskordianischer Papst
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 3189
Wohnort: Regensburg
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(#1022206) Verfasst am: 13.06.2008, 00:57 Titel: Re: Wissenschaftliche Höchstleistung - was heute so alles Wissenschaft ist |
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fornit hat folgendes geschrieben: | http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,558896,00.html
da gabs tatsächlich einen bachelor für eine simple datensammlung, die das geburtstagsparadoxon "belegt". und die medien berichten darüber.
sorry, aber was hat das auch nur im allerallerweitesten sinne mit wissenschaft zu tun?
mathematische aussagen muss und kann man nicht belegen, denn sie machen keinerlei aussagen über die realität, sondern nur über die zugrundeliegenden axiome und randbedingungen. dass das keine mathematische relevanz haben kann, sollte denke ich niemandem mit der geringsten vorbildung verschlossen bleiben.
und zur praktischen relevanz bleibt ja nur zu untersuchen, ob sich die mathematik hier sinnvoll auf die realität übertragen lässt. das hat sich imho mit der feststellung erledigt, daß menschen entitäten sind, denen man geburtstage zuordnen kann, von denen wiederum es 365 mögliche gibt. die feststellung, dass fussballer/innen auch menschen sind, ist dann eigentlich schon der schwierigste teil...
ich verstehe ja, daß man nicht jedem, der eigentlich nur schnell irgendeine qualifikation abgreifen will, zumuten kann, tatsächlich irgendwas von großartiger relevanz zu produzieren. das ist ja auch völlig ok. aber diese arbeit im speziellen hat ja nichtmal einen untersuchungsgegenstand, geschweige denn irgendeine aussage. und trotzdem wird sie nicht nur anerkannt, es wird sogar darüber berichtet.
ist die wissenschaft echt soweit abgesoffen, daß
a) jemand nach drei jahren ausbildung nicht bemerkt, daß sein thema kein thema ist
b) den prüfer das nicht interessiert
c) irgendwelche journalisten das für berichtenswert halten
d) die redaktionen das so durchwinken (gibts eigentlich noch redaktionen?)
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a) für ne bachelorarbeit kein tolles thema, vorkommen wird es wohl sicher irgendwann
b) siehe a)
c) sagt wohl viel mehr was über die journalisten aus, als über die wissenschaft
d) siehe c
_________________ "Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
Zuletzt bearbeitet von Wraith am 13.06.2008, 09:52, insgesamt einmal bearbeitet |
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Mr.Manescu auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 22.11.2007 Beiträge: 346
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Philipp Wehrli registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 139
Wohnort: Winterthur
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(#1023354) Verfasst am: 14.06.2008, 02:00 Titel: Re: Wissenschaftliche Höchstleistung - was heute so alles Wissenschaft ist |
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Ich habe mal gelesen, dass bei Profifussballern die Geburtstage eine grosse Rolle spielen. Profifussballer haben überdurchschnittlich oft zu Beginn der Saison Geburtstag. Das gilt in verschiedenen Ländern, in denen die Saison zu völlig unterschiedlichen Jahreszeiten beginnt. Erklärt wurde dieses Phänomen damit, dass die Kinder, die am Anfang der Saison geboren werden, in ihrer Mannschaft immer die Ältesten sind. Deshalb haben sie eher Erfolg was die Motivation fördert. Solche Erkenntnisse sind durchaus nicht wertlos und sie sind relativ günstig zu kriegen.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1023608) Verfasst am: 14.06.2008, 14:27 Titel: |
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Der Bachelor ist m. E. schlicht kein wissenschaftlicher Abschluss. Demzufolge kann man auch keine wissenschaftlichen Kriterien an eine Bachelorarbeit haben. Für wissenschaftliches Arbeiten qualifziert erst der Master, der Bachelor ist reine Berufsqualifikation - bestenfalls.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Wraith diskordianischer Papst
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 3189
Wohnort: Regensburg
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(#1023611) Verfasst am: 14.06.2008, 14:36 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Der Bachelor ist m. E. schlicht kein wissenschaftlicher Abschluss. Demzufolge kann man auch keine wissenschaftlichen Kriterien an eine Bachelorarbeit haben. Für wissenschaftliches Arbeiten qualifziert erst der Master, der Bachelor ist reine Berufsqualifikation - bestenfalls. |
theoretisch...
_________________ "Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
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Ralf-1 hat den Glauben an die Menschheit verloren
Anmeldungsdatum: 13.06.2008 Beiträge: 62
Wohnort: Westerwald
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(#1025663) Verfasst am: 17.06.2008, 00:01 Titel: |
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Hallo zusammen,
mein erster Beitrag in diesem Forum
Ich bin im letzten Herbst über die GB-Stiftung auf dieses Forum gestoßen. Bisher habe ich mich aufs mitlesen beschränkt, aber bei diesem Thread hier, zieht es mir dermassen die Schuhe aus, dass ich jetzt auch mal was schreiben muss.
Hier wird die Abschlußarbeit eines armen, kleine Bachelor runtergemacht, weil sie dem ein oder anderen nicht wissenschaftlich genug ist.
Zu meiner Studienzeit gab es diese Bachelor-Abschlüsse noch nicht, aber so weit ich weiss, ist dieser Abschluss mit meinem Dipl.Ing.-Abschluß an der Fachhochschule vergleichbar.
So gesehen, bin ich also auch von dieser Kritik betroffen und das regt mich ziemlich auf.
Was bitteschön, erwartet Ihr den von einem solchen Studium?
Ein Bachelor (oder FH-Ing.) arbeitet später nicht wissenschaftlich in der Forschung, sondern in irgend einem Büro. Der wird nach dem Studium als kleiner Angestellter in einem Büro o.ä. anfangen und kann sich dann im Laufe der Jahre zu einer leitenden Stelle hocharbeiten.
Die Frau mit Ihrer Arbeit über das Geburtstagsparadoxon wird mit Ihrem Studium vielleich später in eine statischen Landeamt o.ä. arbeiten. Na und - ist das verwerflich?
Das Studium dient dabei einzig und allein als direkte Berufsausbildung. Da macht es in der Prüfung wenig Sinn, wenn etwas neues erforscht werden soll. Bei einem solchen Studium muss man in der Prüfung nur zeigen, dass man das im Studium erlernte in einer konkreten Aufgabestellung anwenden kann.
Wenn ich hier solche Äußerungen lese wie "Für wissenschaftliches Arbeiten qualifziert erst der Master, der Bachelor ist reine Berufsqualifikation - bestenfalls", dann mag das ja der Sache nach richtig sein, aber wieso wird der Titel des Bachelor mit dem Wort "bestenfalls" so abgewertet?
Ist bei Euch nur derjenige Mensch etwas wert, der mind. 3 Dr.-Titel hat (darunter zwingend Dr. Phil) und dessen oberstes Ziel die Suche nach Weisheit ist?
Was ist denn bei Euch dann erst der einfache Arbeiter wert?
VT_340 hat folgendes geschrieben: |
Ich will Maschinenbau Studieren weil mich Technik jeder Art begeistert, ihre wirtschaftlichen Implikationen allerdings ekeln mich an. Sinnvoll wäre ein anschließendes Kunststudium um dann kinetische Installationen oder sowas zu schaffen.
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Schöne Ziele. Und wer bezahlt das Studium. Der reiche Papi?
Mr. Manescu hat folgendes geschrieben: |
Das was mich zur Zeit stört, ist, dass nicht nur im Hinblick auf angebotene Studiengänge, sondern sich auch bei den Studierenden selber eine Auffassung breitmacht, die eine akademische Ausbildung als Berufsausbildung betrachtet und nur Zweckgebunden im Hinblick auf Karriere bewerten kann.
Der Bildungscharakter geht irgendwie verloren.
Es zählt nur, "was man damit später mal machen kann."
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Was zum Teufel ist so verkehrt daran?
Keine Frage, solche Leute mit den 3 Dr.-Titeln, deren oberstes Ziel das Streben nach Wahrheit ist, sind wichtig für die Gesellschaft - als geistige Vorreiter.
Eine Gesellschaft, die nur aus solchen Leuten besteht, würde aber innerhalb kürzester Zeit zusammenbrechen, weil niemand mehr da ist, der die grundlegenden Arbeiten machen will.
Philosophiert Ihr ruhig in Eurem Elfenbeinturm über die ach so schlimme Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Studium, aber Ihr werdet damit leben müssen, dass es Leute wie ich sind, die euch Eure schönen Unis und Wohnhäuser planen und konstruieren und es sind einfache Handwerker die Euch diese Gebäude bauen. Und ohne diese Häuser wärt Ihr mit all Eurer Bildung schon lange erfroren und verhungert.
Dass es mit der allgemeinen Bildungssituation in Deutschland immer weiter bergab geht, ist eine Tatsache, die ich auch sehr bedenklich finde. Aber deshalb einen bestimmten Studienabschluß (oder jegliche zielgerichtete Berufsausbildung) so runterzumachen, halte ich einfach für arrogant. Ein bißchen Bescheidenheit könnte hier nicht schaden.
So, ich hoffe, ich bin hier niemandem zu nahe getreten, aber das musste ich einfach mal loswerden.
_________________ das Leben ist seltsam
Ralf
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#1026440) Verfasst am: 18.06.2008, 00:05 Titel: |
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Ralf-1 hat folgendes geschrieben: | Das Studium dient dabei einzig und allein als direkte Berufsausbildung. Da macht es in der Prüfung wenig Sinn, wenn etwas neues erforscht werden soll. Bei einem solchen Studium muss man in der Prüfung nur zeigen, dass man das im Studium erlernte in einer konkreten Aufgabestellung anwenden kann.
[...]
Wenn ich hier solche Äußerungen lese wie "Für wissenschaftliches Arbeiten qualifziert erst der Master, der Bachelor ist reine Berufsqualifikation - bestenfalls", dann mag das ja der Sache nach richtig sein, aber wieso wird der Titel des Bachelor mit dem Wort "bestenfalls" so abgewertet?
[...]
Dass es mit der allgemeinen Bildungssituation in Deutschland immer weiter bergab geht, ist eine Tatsache, die ich auch sehr bedenklich finde. Aber deshalb einen bestimmten Studienabschluß (oder jegliche zielgerichtete Berufsausbildung) so runterzumachen, halte ich einfach für arrogant. Ein bißchen Bescheidenheit könnte hier nicht schaden.
So, ich hoffe, ich bin hier niemandem zu nahe getreten, aber das musste ich einfach mal loswerden. |
(1) Es ist natürlich richtig, daß eine solche Abschlußarbeit noch nicht unbedingt neue Erkenntnisse bringen muß und auch vom Zuschnitt her über ein breites Spektrum reichen kann.
(2) Was den Bachelor angeht, kritisieren die Studierenden ja selbst, daß viele Studien nicht durchdacht sind. Da werde ein dermaßen hoher Prüfungsdruck auf sie ausgeübt (in Rückschau müßte ich mich wirklich fragen, ob ich heute ein Bachelor-Studium anfangen wollen würde, wenn auch diese tolle "Verschulung" schon ein Jahr nach meinem Studienbeginn anfing -- wenn ich also meinen Zivildienst hätte machen müssen, hätte ich das auch erlebt), der auch nicht mehr wirklich für die Reflexion des Gelernten Zeit läßt, sondern zum "Bulimie-Lernen" führt. Es mag sein, daß das in etwa der "verschulten Situation" an der FH entspricht. Die Frage ist dann aber, wie gut verarbeitet das Wissen ist, wenn es dann wirklich in praktischen Situationen eingesetzt werden soll. (Wobei mir natürlich aus eigener Erfahrung klar ist, daß man viele Dinge dort nicht lernt, sondern viel eher "nebenher" oder später "on the job" erwirbt.)
Auch haben viele Studierende die Angst, daß sie mit dem Bachelor die Endstation erreicht haben. In der Wirtschaft wird möglicherweise der Bachelor nicht so richtig anerkannt und für viele attraktive Posten braucht man nach wie vor ein Diplom oder einen Master. Allerdings können im Schnitt nur 30% der Bachelor-Studenten einen Master nachschieben. (Und trotz Europäisierung werden deutsche Bachelors im Ausland vielleicht auch nicht einmal anerkannt, weil z.B. in Großbritannien dann wieder darauf bestanden wird, daß der dortige Bachelor doch wieder etwas anderes bedeute.)
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Ralf-1 hat den Glauben an die Menschheit verloren
Anmeldungsdatum: 13.06.2008 Beiträge: 62
Wohnort: Westerwald
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(#1026449) Verfasst am: 18.06.2008, 00:59 Titel: |
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@critic
Das mag sein (ich kann es nicht beurteilen, da es das zu meinen Studienzeiten noch nicht gab), aber das ist doch dann ein Problem, was die Leute für sich lösen müssen, die einen solchen Studiengang für sich auswählen.
Aber gibt das den anderen Leuten, die selber einen höheren Abschluss anstreben, das Recht, einen solchen niedrigen Abschluß in dieser abwertenden Form zu kritisieren, wie das hier geschieht?
Solche niedrigeren Abschlüsse sind zu akzeptieren, genau so, wie eine Handwerksausbildung o.ä.
_________________ das Leben ist seltsam
Ralf
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#1026451) Verfasst am: 18.06.2008, 01:34 Titel: |
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Ralf-1 hat folgendes geschrieben: | @critic
Aber gibt das den anderen Leuten, die selber einen höheren Abschluss anstreben, das Recht, einen solchen niedrigen Abschluß in dieser abwertenden Form zu kritisieren, wie das hier geschieht?
Solche niedrigeren Abschlüsse sind zu akzeptieren, genau so, wie eine Handwerksausbildung o.ä. |
Wenn die Prüfer das so akzeptieren und zumindest eine Vergleichbarkeit zum erwarteten Niveau eines Bachelors gegeben ist, dann mag das auch in dieser Form zu akzeptieren sein. Das Geburtstagsparadoxon hat sogar "interessante" (je nachdem, ob man Mathematik mag) Anwendungen in der Kryptographie. Vielleicht ist mehr die Darstellung in der Journaille das Problem, die entsprechende Arbeiten über schon bekannte Probleme als bahnbrechende neue Erkenntnisse darstellt...
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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fornit Kaktus
Anmeldungsdatum: 06.10.2003 Beiträge: 552
Wohnort: Wohn ich in der Wüste oder andersum?
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(#1026456) Verfasst am: 18.06.2008, 02:31 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Vielleicht ist mehr die Darstellung in der Journaille das Problem, die entsprechende Arbeiten über schon bekannte Probleme als bahnbrechende neue Erkenntnisse darstellt... |
zumindest von mir aus war es einer der punkte. ein weiterer ist, dass ich nicht verstehe, daß sowas überhaupt als wissenschaftliche arbeit durchgeht. oder überhaupt als irgendeine arbeit. wenn man den bachelor-abschluss als berufsvorbereitung sieht, sollte da am ende vielleicht eher eine prüfung als eine abschlussarbeit stehen. das wäre zumindest ehrlicher, als jemanden, der für wissenschaftliche arbeit nicht ausgebildet ist (und auch nicht dahingehend ausgebildet werden will), irgendeine pseudo-untersuchung machen zu lassen.
@ralf
mir ist es persönlich völlig egal, was für eine ausbildung jemand hinter sich hat. das hat überhaupt nichts mit "wert" zu tun. aber eine ausbildung soll ja irgendein ziel haben. am ende der ausbildung wird dann irgendwie geprüft, ob dieses ziel erreicht wurde. für das ermitteln der geburtstage von fussballern braucht man aber keinerlei ausbildung. was prüft so eine abschlussarbeit also?
von meiner seite war also wirklich nur die abschlussarbeit gemeint, die keinerlei wert hat. über die ausbildung selbst kann ich mangels wissen gar nicht urteilen.
und last but not least: wenn zwei stürmer einer mannschaft am gleichen tag geburtstag haben, machen die dann einmal pro jahr einen geburtstagsangriff?
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Ralf-1 hat den Glauben an die Menschheit verloren
Anmeldungsdatum: 13.06.2008 Beiträge: 62
Wohnort: Westerwald
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(#1026469) Verfasst am: 18.06.2008, 07:49 Titel: |
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fornit hat folgendes geschrieben: |
für das ermitteln der geburtstage von fussballern braucht man aber keinerlei ausbildung. was prüft so eine abschlussarbeit also?
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Das eigentliche Ermitteln der Daten ist wohl eine reine Fleissarbeit. Aber für das Auswerten sind dann wahrscheinlich irgend welche statistische Verfahren nötig, von denen der Normalmensch einfach keine Ahnung hat.
Mir erscheint die Aufgabenstellung auch äußerst trivial, aber angesichts der Tatsache, dass diese Aufgabe als Bachelorprüfung gestellt wurde, werde da wohl schon irgendwelche Spezielkenntnisse benötigt, die man vielleicht besitzen muss, um später als Statistiker o.ä. zu arbeiten.
_________________ das Leben ist seltsam
Ralf
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#1026501) Verfasst am: 18.06.2008, 09:07 Titel: |
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Ralf-1 hat folgendes geschrieben: |
VT_340 hat folgendes geschrieben: |
Ich will Maschinenbau Studieren weil mich Technik jeder Art begeistert, ihre wirtschaftlichen Implikationen allerdings ekeln mich an. Sinnvoll wäre ein anschließendes Kunststudium um dann kinetische Installationen oder sowas zu schaffen.
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Schöne Ziele. Und wer bezahlt das Studium. Der reiche Papi?
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Man kann auch ohne einen reichen Papi studieren. Hab ich ja auch geschafft.
_________________ Society is like a stew. If you don’t stir it up every once in a while then a layer of scum floats to the top.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1026507) Verfasst am: 18.06.2008, 09:13 Titel: |
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299792458 hat folgendes geschrieben: | Ralf-1 hat folgendes geschrieben: |
VT_340 hat folgendes geschrieben: |
Ich will Maschinenbau Studieren weil mich Technik jeder Art begeistert, ihre wirtschaftlichen Implikationen allerdings ekeln mich an. Sinnvoll wäre ein anschließendes Kunststudium um dann kinetische Installationen oder sowas zu schaffen.
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Schöne Ziele. Und wer bezahlt das Studium. Der reiche Papi?
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Man kann auch ohne einen reichen Papi studieren. Hab ich ja auch geschafft. |
Aber wenn man eine brotlose Kunst studiert? Selbst wenn man das Studium selbst finanziert hat durch Jobben oder so, ist man dann als freischaffender Künstler später womöglich doch auf Auträge durch die Wirtschaft oder reiche Papis angewiesen?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Wraith diskordianischer Papst
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 3189
Wohnort: Regensburg
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(#1026509) Verfasst am: 18.06.2008, 09:15 Titel: |
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Die Bachelorarbeit ist nur ein Teil der Prüfungen die man machen muss um den Abschluss zu machen.
Das Problem das viele Studenten mit dem Bachelor haben ist, dass er nicht hält, was die Politiker bei der Einführung versprochen haben, z.B. internationale Vergleichbarkeit und hohe Akzeptanz bei der Wirtschaft.
Im Ausland ist es jeweils eher fraglich ob der deutsche Bachelor einfach genauso akzeptiert wird wie die lokalen Abschlüsse.
Die Wirtschaft ist auch eher skeptisch und bevorzugt häufig Leute mit Diplom oder Master. Ersterer Abschluss wird schrittweise abgeschafft und zum letzteren soll nicht jeder zugelassen werden. Klar, dass sich da mancher ziemlich verarscht vorkommt.
_________________ "Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
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Ralf-1 hat den Glauben an die Menschheit verloren
Anmeldungsdatum: 13.06.2008 Beiträge: 62
Wohnort: Westerwald
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(#1026616) Verfasst am: 18.06.2008, 12:10 Titel: |
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299792458 hat folgendes geschrieben: |
Man kann auch ohne einen reichen Papi studieren. Hab ich ja auch geschafft. |
Grundsätzlich sicherlich möglich. Nur hat man dann am Ende des Studium entweder jede Menge Schulden angehäuft oder man hat wg. der ganzen Joberei ewig lange studiert. Beides ist für den Start ins Berufsleben erst mal eine schlechte Ausgangsposition.
Als nächstes kommt dann die Frage, wie gut der Job, für den man studiert hat, bezahl ist.
Eins ist doch wohl klar: die wirklich guten Jobs, bekommt man nicht über seine gutes Studium,sondern nur über entsprechende Beziehungen und spätestens da kommt halt doch wieder Papi ins Spiel.
Es mag da sicherlich auch Ausnahmen geben. Genau so wie es Leute gibt, die 10 Jahre lang eine mehr oder weniger brotlose Kunst studieren und denen es dann egal ist, dass ihr Lebensstandard den Rest Ihres Lebens nie wesentlich über den ihrer Studienzeit hinauskommt.
_________________ das Leben ist seltsam
Ralf
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#1026617) Verfasst am: 18.06.2008, 12:13 Titel: |
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Eine arme Sau ist, wer sich auf Papi verlässt. Mag sein, dass solche Papasöhne im Endeffekt mehr Kohle haben und erfolgreicher wirken, aber sie schaffen es nicht selbst. Ich habe einen guten Freund, der ist so ein Papasohn und lebt ganz angenehm, aber er ist total unselbständig, hat Probleme mit seinem Selbstvertrauen und mit den Frauen.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1027459) Verfasst am: 19.06.2008, 13:30 Titel: |
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Zitat: | Ich will Maschinenbau Studieren weil mich Technik jeder Art begeistert, ihre wirtschaftlichen Implikationen allerdings ekeln mich an. Sinnvoll wäre ein anschließendes Kunststudium um dann kinetische Installationen oder sowas zu schaffen. |
Das wird nie was. Wenn man Maschinen nicht liebt, kann man keine guten Maschinen bauen. Kinetische Installationen? Pah, ist doch epigonal! Hat Tinguely schon gemacht. Und der hat ganz sicher nicht Maschinenbau studiert. Ich habe seine "Kunstwerke" in Basel im Museum gesehen. Da läuft es dem Mechaniker eiskalt den Rücken runter, so ein Pfusch! Der Kerl hat nicht mal einen Schweißer-Lehrgang absolviert.
Nein, daß ein Künstler was lernen muß, um Künstler zu sein, wer glaubt denn sowas heutzutage?
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#1028652) Verfasst am: 21.06.2008, 00:00 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Vielleicht ist mehr die Darstellung in der Journaille das Problem, die entsprechende Arbeiten über schon bekannte Probleme als bahnbrechende neue Erkenntnisse darstellt... |
Ich zitiere mich jetzt mal selbst, da ich das heute wieder gemerkt bzw. gesehen habe. Da lief eine Dokumentation mit dem Titel "Woher kommt die Welt?", und mir lief es bei zwei Sätzen besonders kalt den Rücken herunter:
(1) Edwin Hubble hatte ja seinerzeit die Bewegungsgeschwindigkeiten von Galaxien mit deren Entfernungen abgeglichen und dabei einen gewissen Zusammenhang berechnet. Da hieß es dann, "Er kam dabei auf eine gerade Linie". Das wird wie ein Wunder dargestellt. Wenn man aber z.B. ein lineares Regressionsverfahren benutzt, dann ist das aber kein Wunder, sondern einfach die Konsequenz aus der Wahl der Methode. (Aber Achtung: Damit kann man auch "beweisen", daß die Weltbevölkerung im Jahr 1916 genau 0 betrug.)
(2) In einem zweiten Fall wurde ein Modell von zwei Wissenschaftlern vorgestellt, die der Meinung sind, daß es keinen "Big Bang", sondern einen "Big Bounce" gegeben habe, daß das Universum also zuerst in sich zusammenfiel, sich dann aber wieder ausdehnte, um dann die "Nach-Urknall-Situation" zu schaffen. Sie hätten dies auch "mathematisch bewiesen". Allerdings ist es damit wohl auch so eine Sache: Man kann wohl gewisse axiomatische Annahmen treffen und unter diesen Annahmen gewisse andere Eigenschaften beweisen. Im euklidischen Raum gelten z.B. gewisse Sätze für die Winkel und Seiten in Dreiecken, die man dann auch mathematisch beweisen kann. Nur ist der reale Raum nicht euklidisch, so daß diese Eigenschaften in der für Menschen technisch handhabbaren praktischen Realität nicht mehr stimmen. Ein "mathematischer Beweis" für eine Eigenschaft, die der reale Raum haben soll, nützt also rein gar nichts, wenn der reale Raum die Axiome nicht erfüllt, auf deren Grundlage dieser Beweis formuliert wurde .
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Mr.Manescu auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 22.11.2007 Beiträge: 346
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(#1029546) Verfasst am: 22.06.2008, 16:24 Titel: |
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@Ralf-1:
Es geht nicht um Titel. Es geht um die Bildung eines Menschen, die über reines Faktenwissen,
übers "Wie wirds gemacht?" hinaus geht. Es berührt die Frage "Warum wirds so gemacht und nicht
anders?"
Ich merke das in meinem persönlichen Umfeld, dass Studenten jeglicher Studiengänge erschreckend
wenig Kreativität zeigen und wenn doch nur in den Bahnen die sowieso schon vorgegeben sind. Sie
spielen das "Spiel" mit, in der Hoffnung eines Tages auszusteigen. Nur um eines Tages
festzustellen, dass sie doch nur die Kopie ihrer Eltern sind, mit einem Haus, einer Familie,
beruflichem Erfolg, nem Auto vor der Tür, ganz viel Wissen,aber null Weisheit. Wenn sie Glück
haben, erspart das Leben ihnen diese schmerhafte Selbsterkenntnis.
Wenn jemand als Trieb für die Vermehrung von Wissen nicht mehr Neugier angeben kann, sondern
eine Zweckgebundenheit unterstellt, ist er schlicht und ergreifend dumm. Denn sein Wissensdurst
hört dort auf, wo seine ökonomischen Interessen aufhören.
Du selbst gibts auch ein trauriges Beispiel dafür ab, was mit einem Menschen passiert, der sich
vollends den Prinzipien, nach denen die Menschen heute leben, unterwirft.
Du glorifizierst deine eigene Sklaverei. Du bist es, der für "uns" die Häuser baut und schimpfst
"uns" für unseren Dünkel aus. Du verteufelst das, um das du dich selbst betrogen hast.
Ich habe nichts gegen einfache Handwerker, gegen Leute, die sich mit toten Dingen beschäftigen,
Gegenstände formen nach kaltem Zweck, solange sie wissen, dass Technik nicht alles ist.
Die tollste HiFi-Anlage macht keine Musik. Und wer den ganzen Tag arbeitet, kann auch keine
machen, er verkommt zum Konsumenten seines eigenen Lebens.
Durch die derzeitige Lage unterwerfen sich die Studenten der ökonomischen Macht, der Politik,
die sie unterdrückt. Da man sich als wehrlos empfindet und glaubt nichts machen zu können,
akzeptieren viele die Studiengebühren und suchen ihr gesellschaftliches Heil und ihre Zukunft in
den hohen Positionen.
Die Generation Praktikum ist auch so ein Beispiel.
"Alles was sich nicht mathematisch beschreiben lässt, alles, was sich dem Zugriff der exakten
Wissenschaften entzieht ist unwissenschaftlich und der Aufmerksamkeit nicht wert." ist die neue
Propaganda. Dass die Menschen sich dadurch den Maschinen angleichen, über die sie eigtl.
gebieten sollten liegt auf der Hand.
Die Universität von heute produziert keine mündigen Menschen, keine denkenden Menschen, sondern Befürworter des Systems der zweckmäßigen Bildung. Die Universitätsabschlüsse versprechen allein durch ihren Besitz sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg. universitätsabsolventen gelangen in Gehaltsspähren, die Menschen mit einer einfachen Berufsausbildung niemals erreichen können.
Diese sind dann dazu gezwungen sich weiterzubilden. Flexibel muss der Mensch sein, durch
lebenslanges Lernen seine Existenz rechtfertigen.
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen! Vor allem nicht diejenigen, die keine Sachen
produzieren, also nicht arbeiten. Denker, Künstler. Recht auf Existenz hat nur, was der
Gesellschaft unmittelbar nützt, wo jeder erkennen kann: Ah, das ist funktional!"
Leute die den Menschen sagen, dass sie sich selbst als Individuen auslöschen und ihr Leben nur
noch verwalten, wurden noch nie gemocht. Hochmütig nennt man sie. Mir wird auch vorgeworfen
intelektuell überheblich zu sein, bei gleichzeitiger verspottung meiner mangelnden
handwerklichen Kenntnisse. Wohingegen diese Leute dann dumm darstehen, wenn ich ihnen ihre
Weltbilder auseinandernehme.
1."Mein Haus, mein Auto, mein Boot, meine Frau, mein Kind, mein Hund etc. Und was hast du?"
2."Mich."
1."Aha..äh..."
3."Ach der tut immer so, beachte ihn nicht."
Die Leute wollen nicht wissen, wie die Probleme entstehen, ob es wirklich neue Probleme sind,
oder nur alte in neuem Gewand oder ob die Probleme Scheinprobleme sind, sie wollen Lösungen von den eigens dafür bestellten Experten.
Die Symptome werden geheilt, nicht die Krankheit.
"Der Philosoph ist nicht der Experte, sondern der Stuntman des Experten: sein Double fürs
Gefährliche." - Odo Marquard
"Wie jeder vernünftige und empfindsame Mensch verabscheue ich Arbeit." - Aldous Huxley
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