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(#1020329) Verfasst am: 10.06.2008, 23:39 Titel: Monokratische Systeme sollten für die Menschen nicht mehr attraktiv sein! |
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1. Glaubenssysteme (religiöser oder politischer Art) sind darauf aus- und angelegt, für die in ihnen ausgezeichneten und hervorgehobenen imaginären oder realen Wesen eine Monokratie (grch. „Einzelherrschaft“) zu errichten, wobei sich regelmäßig Interessenten einfinden und hierarchisch gegliederte Institutionen bilden, die für die Verbreitung der monokratischen Ideologie sorgen, und von deren Spitzenvertretern dann das Monopol dafür beansprucht wird, strittige und ungeklärte Glaubens(Ideologie)fragen richtig für den Monokraten gegen- über den Menschen zu entscheiden, die er sich gefügig gemacht hat oder die sich ihm aus Überzeugung unterworfen haben. Monokratien haben aber fast nie liberale Strukturen, und sie haben den Nachteil, daß sie sehr leicht in Diktaturen, eine Tyrannen- oder Despotenherrschaft abgleiten können. Der in diesen Systemen oft geforderte Glaubensgehorsam wird hauptsächlich durch ein gleichgeschaltetes, von einem Gruppenzwang geprägtes, ritualisiertes Denken und Handeln erzeugt, aufrechterhalten und gefestigt. Das besondere Übel eines monokratischen Glaubens ist es aber, daß man in ihm regelmäßig unkritisch und sklavisch-unterwürfig davon auszugehen hat, daß das ewige Schicksal der Menschen, die in das System eingebunden sind, von ihrer Stellungnahme zu der monokratischen Person (z. B. Gott, Jesus, Allah, Papst, Guru, König, Hitler, Stalin, Mussolini usw.) abhängt. In diesen Systemen führt der dort geforderte Glaube auf die Dauer oft auch zu einem bestimmten Auserwähltheits- und Ausschließlichkeitswahn, einem völlig wirklichkeitsfremden und unangemessenen Elitebewußtsein und letztlich zu einer schädlichen, unkritischen Monokultur des Denkens und Handelns der in dieses System eingebundenen Menschen. Wie man aber aus der Land- und Forstwirtschaft weiß, haben Monokulturen nicht nur Vorteile, sondern sie mindern auf die Dauer durch Bodenermüdung die Bodenqualität, fördern die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen, führen zu einer artenarmen Tierwelt und zu einem gestörten biologischen Gleichgewicht. Die vorstehend beschriebenen Nachteile sind analog auf Monokratien übertragbar.
2. Menschen, die ohne eigenes Zutun in die gedankliche und emotionale Abhängigkeit eines monokratischen Systems geraten sind (z. B. durch ihr verwandtschaftliches oder kulturelles Umfeld) oder sich evtl. gedankenlos in ein solches haben einbinden lassen oder sich sogar durch Überzeugung bewußt einem solchen System unterwarfen, werden manchmal von solchen Menschen belächelt und bedauert, deren Sicht- und Denkweise weitgehend durch die Erfahrungswirklichkeit und von den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung geprägt ist. Manchmal belächeln und bedauern die hier angesprochenen Menschen sich wohl auch gegenseitig, weil jeder wegen der Gründe und Argumente, die seine Denk- und Verhaltensweise bestimmen, wohl meint, sich gegenüber dem anderen in einer wie auch immer gearteten überlegenen Position zu befinden. Daß es solche z.B. für die zwischenmenschlichen Beziehungen eigentlich unfruchtbaren und schädlichen Sachverhalte gibt, ist angesichts der Tatsache, daß den Menschen in unserer heutigen, modernen und als aufgeklärt geltenden Gesellschaft in Wort und Schrift sowie institutionell in großem Umfang die Möglichkeit geboten wird, sich auf allen nur denkbaren Gebieten ein immer größeres Wissen anzueignen, doch sehr erstaunlich. Obwohl diese Möglichkeit also gegeben ist, und man sich somit eigentlich auf leichte Art und Weise die Erkenntnis verschaffen könnte, daß in monokratischen Systemen durchweg nur ein langweiliges, wunschgelenktes, wirklichkeitsfremdes, ritualisiertes, ideologisch eingefärbtes und verkrustetes Denken und Verhalten gepflegt wird, was ausschließlich der Stützung und dem Ausbau der Monokratie mit ihren organisatorischen Gliederungen sowie der Verherrlichung des Monokraten zu dienen hat, gibt es leider das Phänomen, daß viel zu viele Menschen an einer solchen Erkenntnisgewinnung kaum ein Interesse zu haben scheinen. Dieses Phänomen ist deswegen sehr erstaunlich, weil immer wieder beobachtet werden kann, daß der Mensch außerhalb monokratischer Systeme Langeweile wenig schätzt, und dort durchweg auch ziemlich darum bemüht ist, den Eindruck zu erwecken, daß er möglichst rational und realitätskonform denkt und handelt. Das hier kritisierte Denken und Verhalten würde der Mensch außerhalb monokratischer Systeme bei sich nicht zulassen. Nur hier wird er dazu angeregt, neugierig und wißbegierig zu versuchen, immer neue Erkenntnisse zu gewinnen sowie neue Denkmöglichkeiten und Verhaltensweisen auszuprobieren.
3. Menschen, die aufgrund ihrer Klarsichtigkeit und inneren Freiheit, welche sie möglicherweise erst durch schmerzliche Erfahrungen, Nachdenklichkeit oder auf sonstigem Wege errangen, die Leerheit monokratischer Systeme erkannt haben und deswegen nicht attraktiv finden und sich daher von solchen fernhalten, pflegen bei ihrem Lebensvollzug regelmäßig zunächst alle situationsrelevanten Denk- und Verhaltensmöglichkeiten möglichst tabulos durchzuspielen, bevor sie in relativ freier Selbstbestimmung zu einer ethisch vertretbaren Entscheidung gelangen. Sie benötigen dabei also nicht die Pseudoweisheiten, Handlungsanweisungen, Verhaltens- und Denkempfehlungen, die angeblich von einem schon vor diversen Jahrhunderten (!) verstorbenen und aus heutiger Sicht sehr unwissend gewesenen Monokraten (Jesus) oder einem imaginären Monokraten (Gott) stammen sollen. Alle hier gemachten Ausführungen sind in erster Linie darauf ausgerichtet, einigermaßen deutlich und klar zu machen, wie der zentrale Unterschied zwischen Theismus und Atheismus geartet ist.
4. Man sagt manchmal, auch der Atheismus ist ein Glaube, was zwar stimmt, nur: Dieser Glaube ist nicht dafür geeignet, das Bedürfnis und Verlangen nach einer kindlich-naiven, illusionären und somit verdummen- den und verlogenen Erbauung und Gemütsbefriedigung zu stillen, die manchmal auch schädlich sein kann. Ein solches Bedürfnis und Verlangen liegt ungesunderweise leider bei viel zu vielen Menschen vor, weil man es bei ihnen meist schon in frühester Kindheit erzeugt hat und dann dafür sorgte, daß es aufrechterhalten und gefestigt wurde, so daß es in manchen Fällen schon den Charakter einer Sucht angenommen haben dürfte. Im atheistischen Glauben wird auch nicht realitätsfern und wunschgelenkt davon ausgegangen, daß das ewige Schicksal des Menschen von seiner Stellungnahme zu irgendeinem noch lebenden oder längst verstorbenen Monokraten (etwa Jesus) oder einem übernatürlichen Monokraten (etwa dem biblischen Gott) abhängt. Der Atheist stützt sich in seinem Glauben vielmehr möglichst rational auf die Erfahrungswirklichkeit und die in Wissenschaft und Forschung gewonnenen Erkenntnisse, wobei sein Glaube auch von der Auffassung getragen wird, daß das Schicksal des Atheisten überwiegend von seinem verantwortungsvollen, relativ selbstbestimmten Denken und Handeln abhängig ist sowie davon, wie sein realer Lebensvollzug aussieht und welcher Art seine Existenzentwürfe sind. Bei allem aber gesteht der Atheist ein Zusammenwirken mit den sonstigen Randbedingungen des Lebens zu und sieht er ein, daß letztlich auch Zufall und Notwendigkeit mit im Spiel sind.
5. Es besteht noch ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen dem Glauben eines Theisten und Atheisten. Der Theist sieht sich gezwungen, unkritisch davon auszugehen, daß sein Glaube ewige und unverrückbare Wahrheiten enthält, da sie angeblich göttlichen Ursprungs sind. Im Gegensatz dazu berücksichtigt der Atheist in seinem Glauben die Binsenweisheit, daß alles, was irgendwie im Verlauf des zukünftigen Lebens noch wißbar sein wird, nicht schon zu einer beliebigen Zeit vorher gewußt werden kann - der Theist hält das aber offensichtlich für möglich. Was also erst in der Zukunft gewußt werden wird, kann man nicht schon in den heutigen Wissensumfang integrieren, so daß es in der Gegenwart auch noch nicht seine eventuelle denk- und verhaltenssteuernde Wirkung zu entfalten vermag. Deswegen ist der Glaube des Atheisten vernünftigerweise genau wie der Glaube, der in der Wissenschaft herrscht, jederzeit veränderungsoffen, so daß in der Zukunft gewonnene neue Erkenntnisse beliebig in den Glauben integriert werden können, wenn sie für ihn eine Relevanz haben sollten.
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