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~ ~ "Exekution"/Hinrichtung - Nötiger Teil der Zivilisation, oder nich
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( Bitte erst den Erstellungspost lesen. Wie steht ihr zu der "Todes"strafe?
Nötiger Bestandteil der menschlichen Zivilisation!
2%
 2%  [ 1 ]
"Un"nötiger Bestandteil der menschlichen Zivilisation!
77%
 77%  [ 35 ]
Nötig - aber nur, wenn... ...
6%
 6%  [ 3 ]
"Un"nötig, aber nur, wenn... ...
0%
 0%  [ 0 ]
*(Etwas anderes)* (Bitte im Post erwähnen)
13%
 13%  [ 6 ]
Stimmen insgesamt : 45

Autor Nachricht
Uriziel
Herpiderpi



Anmeldungsdatum: 22.12.2007
Beiträge: 1728

Beitrag(#1028755) Verfasst am: 21.06.2008, 03:15    Titel: ~ ~ "Exekution"/Hinrichtung - Nötiger Teil der Zivilisation, oder nich Antworten mit Zitat

Vorneweg: Es gibt nichts neues in diesem Thema zu lesen, was sich mit sogenannten "Hinrichtungen" beschäftigt.

Ebenso anzumerken ist, das ich in diesem Eröffnungspost auch kein Pro- und Contra für- oder gegen Hinrichtungen aussprechen oder ergreifen werde.




Das einzig interessante ist: Ich möchte es von euch wissen. Das Freigeisterhaus, ihr, dessen Community - eure Meinung dazu interessiert mich einfach und im Gegensatz zu allen anderen Foren bin ich ziemlich zuversichtlich, hier ordentliche, anständige Meinungen und Begründungen zu lesen...

Ist in Foren, wo es sich um PCSpiele, Anime's oder Fantasy oder sonstwas dreht, einfach nicht möglich zwinkern




Thema... :


Kennt ihr das?

Eine Gesellschaft, oder zumindest eine Menge von Menschen, die ein Teil dieser Gesellschaft sind - wollen jetzt unbedingt etwas töten.
Etwas "hinrichten", wie man es nennt.

"Wollen" nicht unbedingt. Wer sich entweder die Maske der Rechtschaffenheit aufsetzen will, oder einfach nur wirklich - "überzeugt ist" - es nicht zu "wollen", sondern nur seine, oder "irgendeine" Pflicht zu erfüllen,

wird sagen: "Ich will den/die Hinzurichtende/n nicht töten. Ich führe nur meine/die Pflicht aus, die mir auferlegt ist.



Ja... ... es dreht sich bei dieser Tötung nicht um ein anderes Wesen, sondern um einen anderen Menschen. Ein Wesen, wie man selbst...

... und hier ist der Stichpunkt...


Und die Stichfrage:


Kultur und Gesellschaft... dieses Forum passt am besten dazu.


~ ~ "Gehört das Ausführen der Menschstötung in unsere Kultur, in unsere Gesellschaft? In unsere Zivilisation?" ~ ~



Man "sollte" annehmen (muss man aber nicht), ein als artig und vernünftig erzogener Mensch wird die Menschstötung "immer" verachten und es nicht akzeptieren, einsehen, (oder wie auch immer) warum eine kleine Menschengruppe der Gesellschaft auf einmal meint, einen anderen töten zu dürfen.
"Eigentlich" lehnt sich da "immer" etwas in einem auf, auch wenn man das manchmal nicht zugeben möchte.

Aber dann gibt es da ja auch noch solche Geschichten, das die betroffene Person ja aber auch etwas "unverzeihlich" schlimmes in ihrem Leben getan hat.

Zum Beispiel hat diese Person sich einfach selber über die Gesetze gestellt und Herr über Leben und Tod gespielt. Noch verachtenswürdiger und verwerflicher ist die Tat, der "Mord" dann, wenn die Person einen deutlich schwächeren, hilfloseren Menschen umgebracht hat.

Noch schlimmer: Wenn es zum Beispiel ein Kind getroffen hat. Kinder sind in der Regel unschuldig und können nichts dafür, was andere Menschen in der Gesellschaft unzufrieden macht, oder ihnen manchmal sogar Mordsgelüste beschert.


Grosse Frage: Ist es in Ordnung? Ist es "nicht" verwerflich? Es geht nicht um "weniger" verwerflich! Es geht nicht darum, das es manchmal richtig ist, das falsche zu tun, oder falsch ist, das richtige zu tun...



Sollte die "Menschs'tötung" durch andere Menschen in eine moderne Gesellschaft gehören, oder nicht?

Ist es vielleicht nur eine naive, aufsässige Illusion einiger von uns - die "Exekution" ist nur Teil des Mittelalters - oder sollte sie tatsächlich in's Mittelalter und damit der Vergangenheit angehören?



Natürlich kann man nun sagen, ich und alle anderen lügen oder so - wenn ich behaupte, es sei' so... ... und in Wahrheit wären sehr viele Menschen "gegen" das töten von Menschen - und seien sie auch noch so böse Kreaturen.

Aber warum dieser Widerstand?


Nicht nur in Ländern wie Deutschland, wo die Todesstrafe gänzlich abgeschafft ist. Auch in Amerika! Sogar in China und Nordkorea!

In allen Ländern gibt es Menschen, die gegen die Todesstrafe sind! Auch wenn diese in diesen Ländern "ausgeführt" wird.



Was meint ihr? Was ist richtig? Gibt es "hoffnungslose Fälle", deren einzige Milderung ihrer Sünden nur noch ihr dahinscheiden durch die Hände anderer ist - oder hat jedes menschliche Leben Schutz verdient - selbst wenn es eine dauerhafte Bedrohung für das Leben anderer sein könnte, oder einfach nur unverzeihliches getan hat?


Ganz klar verdienen "einige" Menschen es, bis zum Ende ihrer Tage hinter Gittern zu sitzen... und viele sagen, das wäre doch nichts anderes als der Tod durch die Hinrichtung.

Ist es aber wirklich "naiv" - Bestien in Menschengestalt nicht töten zu wollen, sondern sich mit ihnen "bis zu ihrem natürlichen Ende" auseinanderzusetzen und die Gesellschaft vor ihnen zu schützen?



Die Geister scheiden sich ja sowieso... ... dennoch finde ich eure Meinung interessant.


Einige Menschen sind hoffnungslos verlorene Bestien... ... und ganz sicher tun die nichts gutes in ihrem Leben, wenn die frei herumlaufen...

... ... aber gibt uns das das Recht, uns mit ihnen, die zum Beispiel Mörder sind - auf eine Stufe zu stellen und uns auf einmal zu Herrschern über Leben und Tod aufzuschwingen?


Ja... oder Nein?
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Spartacus Leto
Ist hier raus!



Anmeldungsdatum: 27.08.2005
Beiträge: 5659

Beitrag(#1028860) Verfasst am: 21.06.2008, 11:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hinrichtungen dienten lang der Volksbelustigung.
Hinrichtungen sind Teil eins auf Rache basierenden Rechtssystems, in sowas ist die Todesstrafe passend.

Ich bin der Meinung, dass unser Rechtssystem mehr auf Heilung der Täter gerichtet sein sollte. Es scheint bei ihnen etwas nicht in Ordnung zu sein, was eher eine Psychische Behandlung nötig macht.
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Louseign
(-)



Anmeldungsdatum: 02.06.2006
Beiträge: 5585

Beitrag(#1028881) Verfasst am: 21.06.2008, 12:11    Titel: Re: ~ ~ "Exekution"/Hinrichtung - Nötiger Teil der Zivilisation, oder Antworten mit Zitat

Uriziel hat folgendes geschrieben:
Das einzig interessante ist: Ich möchte es von euch wissen. Das Freigeisterhaus, ihr, dessen Community - eure Meinung dazu interessiert mich einfach und im Gegensatz zu allen anderen Foren bin ich ziemlich zuversichtlich, hier ordentliche, anständige Meinungen und Begründungen zu lesen...

Deine Zuversicht ist unangebracht. Das liegt aber nicht an der Leserschaft in den verschiedenen Foren, sondern vor allem daran, dass du einfach drauflosschreibst, anstatt erst einmal deine Gedanken zu strukturieren.

Ich weigere mich, aus diesem verschwommenen, sprunghaften Geschreibsel herauszuraten, worauf du eigentlich hinaus willst.
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Jan
registrierter User



Anmeldungsdatum: 29.10.2004
Beiträge: 440

Beitrag(#1028905) Verfasst am: 21.06.2008, 13:01    Titel: Re: ~ ~ "Exekution"/Hinrichtung - Nötiger Teil der Zivilisation, oder Antworten mit Zitat

Louseign hat folgendes geschrieben:
Ich weigere mich, aus diesem verschwommenen, sprunghaften Geschreibsel herauszuraten, worauf du eigentlich hinaus willst.

Ich hab' ihn so verstanden: manche Menschen tun so böse Dinge, dass es nötig ist, sie umzubringen. Eine ziemlich kindische Vorstellung.
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Louseign
(-)



Anmeldungsdatum: 02.06.2006
Beiträge: 5585

Beitrag(#1028910) Verfasst am: 21.06.2008, 13:25    Titel: Re: ~ ~ "Exekution"/Hinrichtung - Nötiger Teil der Zivilisation, oder Antworten mit Zitat

Jan hat folgendes geschrieben:
Ich hab' ihn so verstanden: manche Menschen tun so böse Dinge, dass es nötig ist, sie umzubringen. Eine ziemlich kindische Vorstellung.

Falls es sich wirklich so verhält, wie du schreibst, dann frage ich mich, warum Uriziel für den gleichen Inhalt, den du in 21 Worten nicht nur zusammenfassen, sondern auch noch kommentieren kannst, geschlagene 737 Worte braucht.

Keine Sorge, ich habe die Worte nicht von Hand gezählt; für solche Dinge gibt es unter Linux den praktischen Befehl »wc -w«
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Jan
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Anmeldungsdatum: 29.10.2004
Beiträge: 440

Beitrag(#1028920) Verfasst am: 21.06.2008, 13:51    Titel: Re: ~ ~ "Exekution"/Hinrichtung - Nötiger Teil der Zivilisation, oder Antworten mit Zitat

Louseign hat folgendes geschrieben:
Jan hat folgendes geschrieben:
Ich hab' ihn so verstanden: manche Menschen tun so böse Dinge, dass es nötig ist, sie umzubringen. Eine ziemlich kindische Vorstellung.

Falls es sich wirklich so verhält, wie du schreibst, dann frage ich mich, warum Uriziel für den gleichen Inhalt, den du in 21 Worten nicht nur zusammenfassen, sondern auch noch kommentieren kannst, geschlagene 737 Worte braucht.

Keine Sorge, ich habe die Worte nicht von Hand gezählt; für solche Dinge gibt es unter Linux den praktischen Befehl »wc -w«

Und warum er (wc -l) 98 Zeilen braucht, von denen (grep -e "^$" Uri | wc -l) 58 leer sind.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1028921) Verfasst am: 21.06.2008, 13:54    Titel: Antworten mit Zitat

Die Hinrichtungen in Nürnberg waren notwendig und daher rechtens.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1028926) Verfasst am: 21.06.2008, 13:59    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Die Hinrichtungen in Nürnberg waren notwendig und daher rechtens.

So ein Quatsch. Wofür waren sie denn notwendig?
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1028930) Verfasst am: 21.06.2008, 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Um so dem deutschen Volk den verbrecherischen Charakter seiner Führung vor Augen zu führen. Der pädagogische Wert dieser Exekutionen darf nicht unterschätzt werden!
Hinzu kommt jan och Folgendes: Warum eigentlich Milde walten zu lassen gegenüber Jenen, die noch nicht mal das Wort Milde und Humanität kennen. Christliche Barmherzigkeit (Urchristentum) wäre mithin kontraindiziert.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1028934) Verfasst am: 21.06.2008, 14:26    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Um so dem deutschen Volk den verbrecherischen Charakter seiner Führung vor Augen zu führen. Der pädagogische Wert dieser Exekutionen darf nicht unterschätzt werden!

Wieso führt eine Hinrichtung diesen Charakter pädagogisch wertvoller vor Augen als andere Maßnahmen? Und würdest Du alle Menschen aus pädagogischen Gründen hinrichten, die aus ideologischen Gründen Massenmorde begangen haben?

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Hinzu kommt ja noch Folgendes: Warum eigentlich Milde walten zu lassen gegenüber Jenen, die noch nicht mal das Wort Milde und Humanität kennen.

Es geht nicht um Milde oder Gnade, sondern ob und woher Du das Recht hast, sie hinzurichten.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Christliche Barmherzigkeit (Urchristentum) wäre mithin kontraindiziert.

Keine Ahnung, was jetzt das Christentum wieder damit zu tun hat.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1028936) Verfasst am: 21.06.2008, 14:28    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Keine Ahnung, was jetzt das Christentum wieder damit zu tun hat.


Er unterstellt dir vermutlich die Anhängerschaft zu einem (dem des Christentum ähnlichen) Vergebungsmythos.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1028937) Verfasst am: 21.06.2008, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Der pädagogische Wert dieser Exekutionen darf nicht unterschätzt werden!


Der pädagogische Wert entspricht etwa der Erleichterung durch einen spontanen Schlag in die Fresse eines Antagonisten.
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satsche
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Anmeldungsdatum: 30.07.2006
Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen

Beitrag(#1028949) Verfasst am: 21.06.2008, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Die Hinrichtungen in Nürnberg waren notwendig und daher rechtens.


Die Herleitung eines vermeintlichen „rechtens“ aus einer vorher, aus einem Nichts, postulierten
N o t w e n d i g k e i t ist angekommen!

Genauso scheinargumentiert der „rollende Mielke“ bei der Einbringung seiner Volksüberwachungsgesetze, wie zum Beispiel gestern das neue BKA-Gesetz.

(Das Aufhängen einiger weniger aus dem Heer der Mörder, diente ferner zur völligen Entlastung dieser übrigen Mörder. Linke, denen nicht bei jedem Beitrag verbalerotisch Marx aus den Zeilen tröpfelt, wissen das auch.)
_________________
Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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Dreiklang
registrierter User



Anmeldungsdatum: 18.03.2008
Beiträge: 89
Wohnort: Berlin, Prenzlberg

Beitrag(#1028959) Verfasst am: 21.06.2008, 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Prinzipiell bin ich gegen Todesstrafe!

Zu dem Beispiel Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal:
Aus heutiger Sicht kann ich sagen, daß ein "pädagogischer Effekt fürs Volk" wohl eher durch lebenslange Freiheitsstrafe erreicht worden wäre.
Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ich damals für solche Gnade gewesen wäre.
Gibt es für eine Gesellschaft im Affekt mildernde Umstände?
Könnte der Effekt der Nichttötung der Nazis damals nicht sogar verherend gewesen sein im Sinne von

Die Großen dürfen alles.
Erst machen sie alles kaputt, jetzt müssen wir sie im Knast durchfüttern.
Traut man sich an die nicht ran, haben die bei den Alliierten Verbündete?


Und schließlich, wenn wir uns nach dem Recht fragen, Schwerstverbrecher hinzurichten, müssen wir uns doch wohl auch fragen, welchen Zweck wir mit unserer diesbezüglichen Entscheidung verfolgen:

Rache
Genugtuung
Abschreckung potentieller Täter
Schutz potentieller Opfer
Veränderung der Kräfteverteilung (ein Toter Gefangener kostet nichts)
Abhärtung/Abstumpfung von Vollzugsbeamten und Bevölkerung
Gewöhnung an oder Sensibilisierung gegen Gewaltanwendung
"Einklang mit ewigen Gesetzen"

_________________
Die Erbsünde der Kirche ist die Erfindung der Erbsünde selbst: Die Verdammung von Vernunft und Erkenntnisstreben (Sündenfall, 1. & 4. Gebot) und Heiligsprechung freiwilliger Idiotie (Bergpredigt)!
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1028972) Verfasst am: 21.06.2008, 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

Pädagogik ist etwas für normale Zeiten. Der Tod gewisser Nazigrößen war ein reines, absolut notwendiges Symbol und hatte nichts mit ziviler Rechtssprechung zu tun, man sollte das eher als eine der letzten Kriegshandlungen sehen. Sie am Leben zu lassen wäre übrigens auch gefährlich gewesen und hätte die Entnazifizierung stark erschwert.
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Montaigne
mit dem anderen Blick



Anmeldungsdatum: 20.06.2008
Beiträge: 86
Wohnort: Atelier

Beitrag(#1028973) Verfasst am: 21.06.2008, 15:32    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:
Der pädagogische Wert dieser Exekutionen darf nicht unterschätzt werden!


Der pädagogische Wert entspricht etwa der Erleichterung durch einen spontanen Schlag in die Fresse eines Antagonisten.

Ein pädagogische Wert hat nichts mit einer Erleichterung durch einen Schlag in eine Fresse zu tun.
Die Hinrichtung der Naziverbrecher hatte meiner Meinung nach keinen großen pädagogischen Wert. Nach dem 2. Weltkrieg liefen jede Menge Nazis in der BRD herum, die sich nur nicht öffentlich dazu bekannten, weil es eben nicht opportun war.
Der Prozeß gegen Eichmann dagegen hatte durch die Veröffentlichung der Reden, vor allem durch Hannah Arends Buch eine große pädagogische Wirkung, weil dadurch Eichmann in seiner Begrenztheit vorgeführt wurde. Eichmann konnte so nicht zum Märtyer werden, wie es andere Nazigrößen bei heutigen Neonazis sindl. Bei Nazi-Führern, die selbständiger als Eichmann denken konnten und weniger bürokratisch waren, hätte meiner Meinung nach sicherlich die Aufdeckung anderer persönlicher und politsicher Defizite eine größere pädagogische Wirkung als die Hinrichtung gehabt.
Ich bin übrigens grundsätzlich gegen Hinrichungen, da für mich die Änderung und Heilung von Menschen im Vordergrund steht. Sollte dies in wenigen Fällen nicht gelingen, so kann es notwendig sein sie in der Psychatrie unterzubringen, weil es auch bei anderen unheilbar Kranken ist, die ihr Leben in Kliniken in Pflegeheimen verbringen müssen.
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1028980) Verfasst am: 21.06.2008, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ein pädagogische Wert hat nichts mit einer Erleichterung durch einen Schlag in eine Fresse zu tun.
Die Hinrichtung der Naziverbrecher hatte meiner Meinung nach keinen großen pädagogischen Wert.


Eben das meinte ich doch. Natürlich ist es u.a. das Versagen jeglicher Pädagogig, wenn getötet wird. Diesen Anspruch würde ich diesen Hinrichtungen niemals unterstellen, trotzdem waren sie einfach politisch notwendig, genau wie der vorhergehende Krieg.
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Dreiklang
registrierter User



Anmeldungsdatum: 18.03.2008
Beiträge: 89
Wohnort: Berlin, Prenzlberg

Beitrag(#1028993) Verfasst am: 21.06.2008, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Ziel ist eine friedliche und freundliche Gesellschaft. Glück für alle!
Dann darf Leid nicht geschaffen werden. Dann müssen wir hin zu einer Opferorientierung. Bisher geht es immer hauptsächlich um die Täter. Entweder sollen sie bestraft werden oder man möchte sie therapieren. Beides zweitrangig, da es nur einzelne betrifft. Ich möchte hingegen den Fokus auf die Opfer, ja sogar schon auf die potentiellen Opfer richten. Welchen Gefahren sind wir ausgesetzt und warum? Wie können wir uns immunisieren?

Erschossen werden kann man nur dort, wo es Schußwaffen gibt.

Kinder sind am besten dort zu mißhandeln und zu mißbrauchen, wo sie am abhängigsten sind, am wenigsten eigene Rechte und eigenen Selbstwert haben.


Wenn wir eine gewaltfreie Gesellschaft wollen, dann müssen das die "Mächtigen" (Staat) vormachen. Erziehung durch Vorbild.
_________________
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Flat
ich war's nicht



Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1028995) Verfasst am: 21.06.2008, 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

Moin,

ich kann manchmal den Wunsch nach Todesstrafe nachvollziehen. Wenn jemand Kinder bestialisch ermordet hat z.B.. Erst Recht, wenn Familienmitglieder der Ermordeten das so sehen. Wer will es ihnen verdenken. Aber es ist letztlich 'nur' der Wunsch nach Rache.

Und wo ist die Grenze? Wer verhindert, dass diese nicht immer weiter zu mehr Todesstrafen bei immer 'leichteren' Verbrechen verrutscht?

Wenn schon für Mord an Kindern, warum dann nicht auch bei Mord an Erwachsenen?
Wenn schon bei Mord an Erwachsenen, warum dann nicht auch bei Kindesmissbrauch?
Wenn schon bei Kindesmissbrauch, warum dann nicht bei notorischen Gewaltverbrechern?
Warum nicht bei gefährlichen Extremisten, die bisher Verbrechen 'nur' geplant haben?
Warum nicht bei politisch gefährlich denkenden Menschen?
Warum nicht gegen jeden, der der Regierung einfach nicht passt?


Folgendes stammt vom amerikanischen Gouverneur George Ryan. Er begnadigte vor Ende seiner Amtszeit alle in seinem Staat zum Tode verurteilten (167 Menschen)

"Ich bin in Kankakee aufgewachsen, einer Kleinstadt im Mittleren Westen, in der die Menschen einander kennen. Steve Small war ein Nachbar. Ich sah ihn aufwachsen. Er hütete später gelegentlich unsere Kinder, und das war keine leichte Aufgabe, denn meine Frau Lura Lynn und ich hatten sechs, davon damals fünf unter drei Jahren. Er war ein heller Kopf und half im Geschäft seines Vaters. Er heiratete und hatte drei eigene Kinder. Lura Lynn stand ihm und seiner Familie besonders nahe. Es war gut zu wissen, daß er für uns und wir für ihn da waren. Eines Nachts im September erhielt er einen Anruf. In einem nahe gelegenen Haus, das er gerade renovierte, sei eingebrochen worden. Als er hinausging, wurde er mit Waffengewalt gekidnappt. Seine Kidnapper begruben ihn lebendig in einer Grube. Er erstickte, bevor die Polizei ihn finden konnte.
Sein Mörder führte die Polizei an die Stelle, an der Steves Leiche lag. Der Mörder, Danny Edward, stammte ebenfalls aus meiner Heimatstadt. Er wartet heute in der Todeszelle auf seine Hinrichtung. Auch seine Familie kenne ich. Ich erzähle Ihnen das, damit Sie wissen, daß ich nicht als Neubekehrter handle, der nichts von den bitteren Erfahrungen weiß, unter denen die Angehörigen von Mordopfern leiden. Meine Verantwortung und meine Pflichten gehen aber über den Kreis meiner Nachbarn und meiner Familie hinaus. Ich repräsentiere das Volk von Illinois - ob Sie das mögen oder nicht. Meine Entscheidung wird nicht nur hier, sondern in aller Welt Beachtung finden.
Kürzlich erhielt ich einen Anruf von Nelson Mandela. Ich war gerade in einem Restaurant und aß ein Sandwich mit Corned Beef. Wir sprachen gut zwanzig Minuten miteinander. Die Botschaft, die er mir vermittelte, besagte im wesentlichen, daß die Vereinigten Staaten der übrigen Welt die Standards für Gerechtigkeit und Fairneß setzen. Aber wir spielen nicht in derselben Liga wie Europa, Kanada, Mexiko oder der größte Teil Süd- und Mittelamerikas. Dort hat man die Todesstrafe abgeschafft. Wir sind Partner im Tode mit diversen Ländern der Dritten Welt. Wußten Sie, daß selbst Rußland ein Moratorium ausgerufen hat?
In zwölf amerikanischen Bundesstaaten ist die Todesstrafe abgeschafft worden, und in keinem dieser Staaten ist die Zahl der Morde gestiegen. Hier eine Zahl, die Ihnen zu denken geben sollte: Im vergangenen Jahr hatten wir in Illinois etwa 1000 Morde, und nur in zwei Prozent der Fälle ist die Todesstrafe verhängt worden. Ich wüßte gerne, was daran fair und gerecht sein soll. Die Todesstrafe wird deshalb nicht fair und gerecht verhängt, weil es für die 102 Counties des Staates keine einheitlichen Richtlinien gibt. Die Staatsanwälte entscheiden, ob sie die Todesstrafe beantragen. Darf die Geographie bestimmen, wer zum Tode verurteilt wird? Ich meine nein, aber in Illinois gibt es solche Unterschiede. In den ländlichen Regionen besteht eine fünffach höhere Wahrscheinlichkeit, daß man zum Tode verurteilt wird, als etwa hier in Cook County. Eine fünffach höhere Wahrscheinlichkeit. Wo ist da die Fairneß, wo das rechte Verhältnis?
Ich brauche nicht zu betonen, daß ich nie die Absicht hatte, mich in dieser Frage als Aktivist hervorzutun. Schon bald nach meiner Amtsübernahme erlebte ich aber mit Verwunderung und Bestürzung, wie der Todeskandidat Anthony Porter aus dem Gefängnis entlassen wurde. Als freier Mann trat er Professor Dave Protess von der Northwestern University gegenüber. Ist Dave im Saal? Ich werde nie vergessen, wie der kleine Anthony Porter dir als freier Mann um den Hals fiel, denn du hattest zusammen mit deinen Publizistikstudenten seine Unschuld bewiesen.
Anthony Porter trennten nur 48 Stunden von der Hinrichtungszelle, wo der Staat ihn töten wollte. Alles wäre sehr aseptisch abgelaufen, und die meisten von uns hätten nicht einmal Notiz davon genommen. Nur daß Porter unschuldig war. Er hatte den Doppelmord, für den man ihn zum Tode verurteilte, nicht begangen. Es ist unvorstellbar: Bei der Hälfte der nahezu 300 Todesurteile in Illinois wurde ein neues Verfahren oder eine Revision des Urteils angeordnet. Wer von Ihnen kann in seinem Beruf mit einer Genauigkeit von fünfzig Prozent leben? Dreiunddreißig Insassen der Todeszellen wurden bei ihrem Prozeß von einem Anwalt vertreten, dem man später die Zulassung entzog oder dem schon einmal zeitweilig die Zulassung entzogen worden war. Unter den 160 Todeskandidaten befanden sich fünfunddreißig Afroamerikaner, die nicht von ihresgleichen, sondern von rein weißen Jurys verurteilt worden waren. Mehr als zwei Drittel aller Todeskandidaten waren Afroamerikaner. Ich erinnere mich, wie ich mir diese Fälle ansah und mich selbst wie auch meine Leute fragte: Wie kann so etwas in Amerika geschehen? Diese Frage stelle ich nun seit drei Jahren, und bisher hat noch niemand sie beantwortet.
Wenn Sie wirklich wissen wollen, was schändlich und unerträglich ist, dann meine ich, daß siebzehn in Illinois zum Tode Verurteilte, die später freigesprochen werden mußten, nichts anderes als ein katastrophales Versagen darstellen. Unser Todesstrafensystem ist mit unerträglichen Fehlern behaftet, bei der Feststellung der Schuld wie auch des Strafmaßes.
Je näher meine Entscheidung rückte, desto mehr fragte ich mich, ob ich auch Daniel Edwards begnadigen würde - der Mann, der Steve Small, den Freund meiner Familie, getötet hat. Als ich mit meiner Frau darüber diskutierte, war sie erzürnt und enttäuscht über meine Entscheidung, wie so viele Angehörige von Opfern es sein werden. Der Zorn der Familien von Mordopfern hat mich beeindruckt. Sie appellierten an mich, die Todesstrafe beizubehalten, damit sie Frieden finden. Aber ist das der Zweck der Todesstrafe?
Ich kann mir nicht vorstellen, ein Familienmitglied durch Mord zu verlieren. Aber ebensowenig kann ich mir vorstellen, zwanzig Jahre lang in jeder wachen Stunde darauf zu warten, daß der Mörder hingerichtet wird. Das System der Todesstrafe in Illinois ist so unsicher, daß es gar nicht ungewöhnlich ist, wenn ein Fall zwanzig Jahre bis zu seinem Abschluß benötigt. Und wir können von Glück sagen, daß es so ist. Denn wenn ich auf Eile gedrungen hätte, wären Anthony Porter, Ronald Jones, Madison Hobley und andere unschuldig zum Tode Verurteilte möglicherweise längst tot und begraben.
Aus all diesen Gründen wandle ich alle ausgesprochenen Todesstrafen in Freiheitsstrafen um. Diese Umwandlung erfolgt pauschal. Ich habe selbst nicht geglaubt, daß ich es tun würde. Es ist mir klar, daß ich mir damit den Zorn und die Verachtung vieler Menschen zuziehen werde. Aber die Menschen unseres Staates haben mich gewählt, damit ich für Gerechtigkeit sorge. Meine Mitarbeiter und ich haben viele Tage und schlaflose Nächte mit der Überprüfung des Systems verbracht. Heute nacht werde ich gut schlafen, weil ich weiß, daß ich die richtige Entscheidung getroffen habe."

Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,230734,00.html

Tschüss

Jörg
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Anmeldungsdatum: 18.03.2008
Beiträge: 89
Wohnort: Berlin, Prenzlberg

Beitrag(#1029005) Verfasst am: 21.06.2008, 16:17    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt noch gute Nachrichten! Smilie
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1029034) Verfasst am: 21.06.2008, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Dreiklang hat folgendes geschrieben:
Mein Ziel ist eine friedliche und freundliche Gesellschaft. Glück für alle!
Dann darf Leid nicht geschaffen werden. Dann müssen wir hin zu einer Opferorientierung. Bisher geht es immer hauptsächlich um die Täter. Entweder sollen sie bestraft werden oder man möchte sie therapieren. Beides zweitrangig, da es nur einzelne betrifft. Ich möchte hingegen den Fokus auf die Opfer, ja sogar schon auf die potentiellen Opfer richten. Welchen Gefahren sind wir ausgesetzt und warum? Wie können wir uns immunisieren?

Erschossen werden kann man nur dort, wo es Schußwaffen gibt.

Kinder sind am besten dort zu mißhandeln und zu mißbrauchen, wo sie am abhängigsten sind, am wenigsten eigene Rechte und eigenen Selbstwert haben.


Wenn wir eine gewaltfreie Gesellschaft wollen, dann müssen das die "Mächtigen" (Staat) vormachen. Erziehung durch Vorbild.


Ja, doll. Du kannst aber die Situation z.Z. der Nürnberger Prozesse nicht als Normalzustand auffassen. Und Prävention ist in Demokratieen halt nur begrenzt möglich.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1029040) Verfasst am: 21.06.2008, 18:07    Titel: Antworten mit Zitat

Der Masse der deutschen Bevölkerung wurde durch Nürnberg bewußt, dass ihre Führung aus Erzverbrechern bestand. Darüberhinaus wurde so auch den anderen Völkern vermittelt, mit welcher Sorte Mensch man es bei der Naziführung zu tun hatte.
Weiterhin ist es so, dass an alle Potentaten ein deutliches Signal ausgesandt wurde, "Achtung, so könnte es euch auch ergehen"!!
Zusätzlich sei erwähnt, dass lebenslange Strafen oftmals garnicht für ein Leben lang galten und gelten. Wer jedoch hingerichtet ist, der kann nicht mehr begnadigt werden.
All dies muss als Truimph des Nürnberger Kriegsverbrechtertibunals gewertet werden.
Daher hat ist tiefe Genugtuung über die Urteile angebracht!!!
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Beitrag(#1029249) Verfasst am: 22.06.2008, 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Um so dem deutschen Volk den verbrecherischen Charakter seiner Führung vor Augen zu führen. Der pädagogische Wert dieser Exekutionen darf nicht unterschätzt werden!
Hinzu kommt jan och Folgendes: Warum eigentlich Milde walten zu lassen gegenüber Jenen, die noch nicht mal das Wort Milde und Humanität kennen. Christliche Barmherzigkeit (Urchristentum) wäre mithin kontraindiziert.


Gerade was die Urteile von Nürnberg angeht, hatten diese kaum einen erzieherischen Charakter für die Deutschen. In der Situation, in der damals die meisten lebten, viel mehr mit den Notwendigkeiten des Überlebens beschäftigt waren, werden die meisten das sich nicht weiter dafür interessiert haben. Auch Jahre nach dem Krieg und nach Nürnberg waren viele Deutsche immer noch der Meinung, der Nationalsozialismus sei "im Grunde" gut, nur falsch umgesetzt gewesen. Also hatte die Todesstrafe für einige Kriegsverbrecher als singuläres Phänomen dort keinen nennenswerten pädagogischen Effekt, sondern befriedigte viel eher das Bedürfnis nach der Darstellung für die Weltöffentlichkeit, daß man mit dem zweiten Weltkrieg vollauf richtig gehandelt, daß man ihn geführt hatte, um Verbrecher zu bestrafen. (Wobei das eigentlich schon zuviel der Ehre ist, die man da der Todesstrafe antut. Eigentlich ist diese m.E. nicht Bestandteil einer Zivilisation, sondern vorzivilisatorisch, nämlich wohl aus einer Zeit, in der als Bestrafung für schwere Vergehen wohl auch nur Verbannung oder die Todesstrafe denkbar waren. Deswegen habe ich die Wahlmöglichkeiten auf die Goldwaage gelegt und "etwas Anderes" angekreuzt.)

Wobei aber die meisten Diktatoren/Massenmörder, etwa: Stalin, Mao, Pol Pot, Idi Amin natürlicher Tode starben. Und warum? Weil man entweder gegen deren Staaten nicht ernsthaft einen Krieg führen wollte, um sich die zu holen und abzuurteilen, weil sie einfach nicht interessant genug waren, um sich darum zu kümmern, oder weil diese Leute anderen Zwecken dienten und man dafür deren massenmörderische Anwandlungen tolerierte. Von daher ist Nürnberg da eher ein Exempel und geht erst langsam und sehr viel später in eine "allgemeine" Übung (Milosevic, Saddam, viele Andere aber immer noch nicht) über.

Mit Gründung des Staates wurde dann später die Todesstrafe abgeschafft, wobei eine bizarre Koalition aus Sozialisten und Altnazis, die verhindern wollten, daß ihre Gesinnungsgenossen doch noch sterben müßten, die dafür nötige Mehrheit lieferte. Was die "Erziehung der Deutschen" im Sinne der Aufarbeitung des Nazi-Regimes und seiner Täter anging, fing diese erst über ein Jahrzehnt später an. Ohne daß dafür jemand aufgehängt wurde.
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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Peter H.
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Beitrag(#1029305) Verfasst am: 22.06.2008, 09:03    Titel: Antworten mit Zitat

Es sind noch 2 weitere Aspekte, die Nürnberg notwendig machten.
1. Mit der Aburteilung der Naziverbrecher wurde der Sieg über Hitler-Deutschland noch einmal deutlich gezeigt. Es war dies zusammen mit Jalta und Potsdam der Triumph über dieses.
2. Die besetzten Völker erhielten so tiefe Genugtuung. Es ist mit Bestimmtheit davon auszughen, dass die Aburteilung der Verbrecher, bei den Menschen jenseits von Deutschland volle Zustimmung fand.
Selbst wenn die Deutschen der Bestrafung der Naziführung indifferent gegenüberstand, die von den Deutschen gequälten Volker waren es ganz gewiss nicht. Diese haben gegenüber den Reichsbürgern allemal Vorfahrt!!
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Beitrag(#1029367) Verfasst am: 22.06.2008, 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Es sind noch 2 weitere Aspekte, die Nürnberg notwendig machten.
1. Mit der Aburteilung der Naziverbrecher wurde der Sieg über Hitler-Deutschland noch einmal deutlich gezeigt. Es war dies zusammen mit Jalta und Potsdam der Triumph über dieses.
2. Die besetzten Völker erhielten so tiefe Genugtuung. Es ist mit Bestimmtheit davon auszughen, dass die Aburteilung der Verbrecher, bei den Menschen jenseits von Deutschland volle Zustimmung fand.
Selbst wenn die Deutschen der Bestrafung der Naziführung indifferent gegenüberstand, die von den Deutschen gequälten Volker waren es ganz gewiss nicht. Diese haben gegenüber den Reichsbürgern allemal Vorfahrt!!

- Eine "Aburteilung" hätte auch ohne Hinrichtung den Sieg demonstrieren können. Wobei sich mir schon bei dem Wort der Magen umdreht, es hat so einen standrechtlichen, irrationalen Beigeschmack.

- Verstehe ich Dich richtig, daß so eine Hinrichtung einfach mehr Genugtuung verschafft und daher rechtens ist?

Ich habe immer noch kein überzeugendes Argument für eine Hinrichtung gelesen.
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Peter H.
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Beitrag(#1029385) Verfasst am: 22.06.2008, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

Warum Milde gegenüber Erzverbrechern? Das ist einfach verrückt.
Die Herrschenden haben keine Probleme Beherrschte um die Ecke zu bringen, nur sollen Beherrschte dies um Gottes Willen nicht umgekehrt tun können/sollen, die Welt stünde ja sonst Kopf.
Also Weicheier aufgemerkt! Eine Lämmermentalität nutzt lediglich den Herrschenden.
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Beitrag(#1029396) Verfasst am: 22.06.2008, 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

'nürnberg' bzw das tribunal hat sich, meine ich, gerade bei jüngeren (also alle post 50er geborenen) vor allem als eben das - eine echte gerichtsverhandlung - festgesetzt. eben nich kopp ab und gut.
das dort tatsächlich jemand hingerichtet wurde ist wenn überhaupt, im kollektiven gedächtniss eher zweitrangig. für mich ist das eher der unschöne nachgeschmack. das und das sich einige häftlinge zuvor 'feige' durch den freitod ihrer 'gerechten strafe' entzogen (ich meine den ton einiger dokus zum thema)
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Peter H.
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Beitrag(#1029403) Verfasst am: 22.06.2008, 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

Was mich an Nürnberg stört ist Folgendes: Zu diesem wichtigen Prozess hätten auf jeden Fall auch die Opferverbände sowie sonstige Geschundene als Ankläger auftreten müssen. Also Juden, Kommunisten, Roma, Sinti, Homosexuelle etc.
Auch hätten in einem gesonderten Prozess die Siegerstaaten selbst auf die Anklagebank gemußt. (Horoshima, Nagasaki, Bombardierung Dresdens, Hamburgs etc., Rote Armee in Ostpreussen, Massenvergewaltigungen etc.
Unrealistisch das, aber das wäre eine echte Nemesis gewesen.
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step
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Beitrag(#1029404) Verfasst am: 22.06.2008, 11:59    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Warum Milde gegenüber Erzverbrechern? Das ist einfach verrückt.

Soll das ein Argument sein?

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Die Herrschenden haben keine Probleme Beherrschte um die Ecke zu bringen, nur sollen Beherrschte dies um Gottes Willen nicht umgekehrt tun können/sollen, die Welt stünde ja sonst Kopf.

Äh - wer hat nochmal gleich die Todesurteile verhängt?

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Also Weicheier aufgemerkt! Eine Lämmermentalität nutzt lediglich den Herrschenden.

Ich wüßte nicht, welchen Nutzen die Hinrichtung einiger Nazibonzen für das Weltproletariat hatte ... zumal gerade viele Wirtschaftsbosse, Juristen, Bischöfe, Professoren usw. einfach weitermachen durften.
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Peter H.
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Beitrag(#1029464) Verfasst am: 22.06.2008, 13:22    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Ich wüßte nicht, welchen Nutzen die Hinrichtung einiger Nazibonzen für das Weltproletariat hatte ... zumal gerade viele Wirtschaftsbosse, Juristen, Bischöfe, Professoren usw. einfach weitermachen durften.


Dies eine der Schwachstellen von Nürnberg.
Hier noch ein weiteres Argument für die Hinrichtungen in Nürnberg: Will man etwas beseitigen, also vernichten, dann muss man das auch unterstreichen, also auch einige Köpfe rollen lassen. Welchen Sinn macht denn sonst der Slogan "Tot dem Faschismus"!? Dies hat dann auch einen hohen symbolischen Wert, ist von großer psychologischer Bedeutung! Also.
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