Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#72424) Verfasst am: 08.01.2004, 18:50 Titel: Allmachtsphantasien Fortschritt und die Selbstoptimierung |
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Habe einen Text zum Terminator-Film wiedergefunden den ich hier schon lange mal posten wollte:
http://www.nolovelost.com/boris/terminat.htm
Besonders interessant dieser Abschnitt
Zitat: | Der Terminator - Kondensierte Allmachtsphantasie:
Während Reese noch immer menschlich ist und damit verletzbar und angreifbar, und im Konflikt mit seinen Trieben und Triebwünschen steht, verkörpert der Terminator eine perfekte Größenphantasie, die durch nichts beeinträchtigt wird. Sein hypothetisches Ich und sein Körper ist von nichts und niemandem abhängig, er hat sich immer hundertprozentig unter Kontrolle und läuft niemals Gefahr, von jemandem überrascht oder in etwas geschlagen zu werden.
Sein Ich hat absolut uneingeschränkt Herrschaft über sein Bewußtsein und seinen Körper. Keine Über-Ich-Regungen wie moralische Bedenken oder Selbstzweifel behindern seine Aktionen, die immer effizient, logisch und oft "unmenschlich" sind. Auch gibt es kein Es oder körperliche Bedürfnisse, die das Ich einschränken. Der Terminator ist immer hundertprozentig aktiv, muß niemals schlafen, essen, sich ausruhen oder auf die Toilette, nur ab und zu muß er kleine Kampfschäden reparieren. Er findet einzig Erfüllung in seiner Aufgabe, er hat keine sexuellen oder aggressiven Triebe, alle Handlungen sind von einer berechnenden Intelligenz auf ihre Effektivität hin ausgewählt. Seine Roboternatur verschafft ihm übermenschliche Kräfte, ferner kann er alle Gefahren verleugnen, da er durch seine "Hyperlegierung" praktisch unverwundbar ist, seine Wahrnehmungsorgane sind denen von Menschen überlegen. Sein Zoomobjektiv mit gleichzeitigem Fadenkreuz und Zielinformation, und sein vollkommenes Gehör versetzen ihn in die Lage, in jeder Situation die Übersicht zu behalten und aufmerksamer als jeder Mensch zu sein.
Das digitale Bewußtsein und der glänzende Chromkörper zeigt, daß die Maschine körperlich und geistig unbefleckt und rein im Gegensatz zu ihrem menschlichen Gegner ist, der sich niemals so perfekt verhält wie der Terminator. Dieses vollkommene asketische Wesen ist eigentlich die Lebensform, die man nach einer Apokalypse erwartet, ein völlig freier "Mensch". Aber ein "Leben" von diesen perfekten Maschinen kann man sich auch nur schwer vorstellen für den Fall, daß sie gewonnen hätten. Außerdem zeigt uns die Logik im Film, daß diese Perfektion in sich schon die Ursache für ihre eigene Niederlage beinhaltet.
Denn die perfekte Wahrnehmung und die Fähigkeit für hohe Informationsprozession sind auch die Schwachstellen der Kampfmaschine. So ist es ihr nicht möglich, bestimmte Wahrnehmungen nicht wahrzunehmen oder zu verdrängen. So gelingt es Sarah und Kyle, den Cyborg mehrfach zu verwirren, in dem sie ablenkende optische und akustische Reize auslösen. Auch in der Zukunft war dies der Schlüssel, Skynet zu besiegen, in dem man die Maschinen einfach mit Reizüberflutung austrickste.
Wie die Psyche des apokalyptischen Terminators aussieht, kann man auch daran analysieren, welche Personen er im Film bekämpft und tötet, und wer überlebt. |
Aber ist es nicht doch so das der Mensch seit anbeginn seiner Existenz versucht sich selbst an so einem Ideal auszurichten, sich zu optimieren???
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