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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1654850) Verfasst am: 28.06.2011, 22:19 Titel: Steuerreform Kirchhof die 2te |
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Ok, alle Jahre wieder anscheinend.
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Zitat: | Die SPD dagegen sieht Geringverdiener als Verlierer |
Wie kann das sein? Gerade Geringverdiener zahlen vermutlich eh (fast) nichts, besonders wenn sie Kinder haben. Was eh egal ist, weil nicht die Steuern das Problem sind, sondern die Lohnnebenkosten, aber najut...
Kann durchaus sein, dass durch dieses System weniger Steuern insgesamt rauskommen. Aber sozial verträglich ist es eben durch den Wegfall der Ausnahmen/etc. schon.
Wobei mich schon wundert, dass die FDP da mitmachen würde...
Zitat: | Außerdem werde es "gerade im Bereich der Kleinverdiener und mittleren Einkommen wegen des breiten Verzichts auf Steuerpauschalen und Ausnahmetatbestände richtige Verlierer" geben. |
Die Steuerpauschalen sind beim Kirchhof aber um einiges größer. Also wenn damit der Freibetrag gemeint ist.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#1654860) Verfasst am: 28.06.2011, 22:32 Titel: Re: Steuerreform Kirchhof die 2te |
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Surata hat folgendes geschrieben: |
Wie kann das sein? Gerade Geringverdiener zahlen vermutlich eh (fast) nichts, besonders wenn sie Kinder haben. |
Mehrwertsteuer.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1654862) Verfasst am: 28.06.2011, 22:33 Titel: Re: Steuerreform Kirchhof die 2te |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Surata hat folgendes geschrieben: |
Wie kann das sein? Gerade Geringverdiener zahlen vermutlich eh (fast) nichts, besonders wenn sie Kinder haben. |
Mehrwertsteuer. |
Die ändert sich nicht.
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Dr. Evil auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.09.2010 Beiträge: 1504
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(#1654998) Verfasst am: 29.06.2011, 09:37 Titel: |
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Paul Kirchhoff ist der kompetenteste Steuerrechtler Deutschlands. Ich gehöre wirklich nicht zu denjenigen, die vor Autoritäten in Ehrfurcht erstarren. Aber eine Reform unseres Steuerrechts ist dringend nötig und ich traue sie keinem mehr zu als ihm. Es gibt Situationen, in denen Oppositionspolitiker einfach mal die Klappe halten und das Richtige tun sollten, auch wenn das dem politischen Gegner Pluspunkte bringt.
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sponor registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.05.2008 Beiträge: 1712
Wohnort: München
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(#1655000) Verfasst am: 29.06.2011, 09:41 Titel: |
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Ich bin grundsätzlich sehr dafür (und fand schon beim ersten Mal Schröders populistische Reaktionen unerträglich) – jede Vereinfachung kann unser Steuersystem eigentlich nur verbessern. Bezieher geringer und mittlerer Einkommen sind beim status quo auch schon die Gekniffenen.
Es wird aber aus mindestens diesen Gründen nichts daraus werden:
- Man bräuchte eine Regierung.
- Da ist wieder viel bundesratszustimmungspflichtig. Mit dem real existierenden Föderalismus? Lachhaft!
- Es werden hinreichend Lobbyinteressen zur Geltung kommen. Irgendjemand wird schon was zu verlieren haben.
_________________ Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.
(G. Chr. Lichtenberg)
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Ilmor auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 13.12.2008 Beiträge: 7151
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(#1655005) Verfasst am: 29.06.2011, 09:53 Titel: |
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Zitat: | Dazu will Kirchhof beinahe alle Ausnahmeregelungen im Steuerrecht streichen und im Gegenzug niedrige Einheitssteuersätze von 25 Prozent (Einkommensteuer), 19 Prozent (Umsatzsteuer) und zehn Prozent (Erbschaftsteuer) einführen. |
Werden nicht durch solche Einheitssätze Geringverdiener verglichen mit dem heutigem System schlechtergestellt?
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sponor registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.05.2008 Beiträge: 1712
Wohnort: München
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(#1655008) Verfasst am: 29.06.2011, 10:05 Titel: |
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Ilmor hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Dazu will Kirchhof beinahe alle Ausnahmeregelungen im Steuerrecht streichen und im Gegenzug niedrige Einheitssteuersätze von 25 Prozent (Einkommensteuer), 19 Prozent (Umsatzsteuer) und zehn Prozent (Erbschaftsteuer) einführen. |
Werden nicht durch solche Einheitssätze Geringverdiener verglichen mit dem heutigem System schlechtergestellt? |
Es gibt, wie gehabt, Steuerbefreiung bis 10 k€ und dann 2-stufige Progression auf 25% ab 20 k€. Also müssen Geringverdiener nicht notwendigerweise schlechter dastehen als vorher. Und Leute mit sehr wenig Einkommen können z.Z. auch die ganzen "Gestaltungsspielräume" ( ) nicht nutzen.
Im konkreten Fall müsste man's genauer anschauen.
_________________ Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.
(G. Chr. Lichtenberg)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26439
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1655015) Verfasst am: 29.06.2011, 10:37 Titel: |
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Dr. Evil hat folgendes geschrieben: | Paul Kirchhoff ist der kompetenteste Steuerrechtler Deutschlands. .... |
Gut dass Du uns da mal aufklärst.
Ganz kurz: Ob ich über Grundfreibetrag eine indirekte Progression erhalte oder die Progression zusätzlich über gestaffelte Steuersätze (Merz-Modell, das aktuelle Kirchhoffsche) herstelle oder eine direkte Progression einführe, ändert nichts außer dem lauten Gedöns drumherum daran, dass ich auf alle diese Arten Progressionen herstellen kann, die sich in der Praxis bzw. mathematisch nur in den Stetigkeiten des Progressionsverlaufes bei bestimmten Einkommenshöhen unterscheiden.
Das heißt, die eigentliche Diskussion kann sich nur um die Änderung des Progressionsverlaufes gegenüber dem heutigen, den Maximalsteuersatz und das, was letztlich doch abzugsfähig bleibt, drehen.
Dazu 2 Gedanken von mir:
Die Marktwirtschaft sorgt für ein derartiges auseinanderklaffen der Einkommen, dass die Einkommenshöhe in den oberen Bereichen überhaupt nicht mehr mit irgendeiner persönlichen Leistung des von diesem Einkommen profitierenden Menschen korreliert. Da ich für eine Leistungsgesellschaft bin und deshalb für eine direkte Korrelation von Leistung und letztendlichem Einkommen, ist für mich die Progression ein guter Ansatz, die Einkommensungerechtigkeit der Marktwirtschaft zu korrigieren - ein Spitzensteuersatz von 25 oder 30% - das ist aufgrund der Abschreibungsmöglichkeiten in der Praxis auch leider die momentane Lage - ist da absolut inakzeptabel, der muss wesentlich höher sein.
Es gibt kein funktionierendes Steuersystem ohne abzugsfähige Einkommensanteile, weil letztendlich jede auch nur ansatzmäßig gerechte Steuer nur nach dem Nettoprinzip arbeiten kann, sonst müsste ein Kaufmann seinen Umsatz versteuern und nicht seinen Verdienst, der sich erst nach Abzug des Einkaufspreises seiner Waren ergibt. Das Selbe ergibt sich für die Selbständigen, wir hätten also nach Kirchhoff eine faktische Aufhebung des Nettoprinzips nur füpr Angestellte.
Ich halte den Mann für stark überschätzt.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1655020) Verfasst am: 29.06.2011, 10:59 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | wir hätten also nach Kirchhoff eine faktische Aufhebung des Nettoprinzips nur füpr Angestellte. |
Ham wir doch jetzt auch schon? Irgendwie... ich meine, wer versteuert sein Einkommen/Gewinn nach Abzug (lebens/arbeits)notwendiger Ausgaben (wie Miete etc.).
Das Einzige, das ich kenne das nicht versteuert wird in diesem Sinne sind Fahrtkosten. Aber ich kenne mich zugegebenermaßen nicht gut aus.
Eine zu komplexe Steuer, die nur noch von Experten (und nichtmal denen) verstanden wird, ist auch nicht gerecht. Das ist doch ein klassisches Paradoxon von Gerechtigkeit und Steuer. (Wo hab ich das nur gelesen...)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26439
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1655027) Verfasst am: 29.06.2011, 11:28 Titel: |
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Surata hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | wir hätten also nach Kirchhoff eine faktische Aufhebung des Nettoprinzips nur füpr Angestellte. |
Ham wir doch jetzt auch schon? Irgendwie... ich meine, wer versteuert sein Einkommen/Gewinn nach Abzug (lebens/arbeits)notwendiger Ausgaben (wie Miete etc.).
Das Einzige, das ich kenne das nicht versteuert wird in diesem Sinne sind Fahrtkosten. Aber ich kenne mich zugegebenermaßen nicht gut aus.
Eine zu komplexe Steuer, die nur noch von Experten (und nichtmal denen) verstanden wird, ist auch nicht gerecht. Das ist doch ein klassisches Paradoxon von Gerechtigkeit und Steuer. (Wo hab ich das nur gelesen...) |
Der letzte Satz ist ein Selbstgänger und dass unser Steuergesetz reformiert werden muss, kannst Du schon daran sehen, dass bis auf ganz wenige leitende Angestellte praktisch niemand bei uns den maximalen Steuersatz bezahlt.
Ansonsten sind die Lebenshaltungskosten in keinem System abzugsfähig, die fallen nämlich auch an, wenn man nichts verdienen möchte. Was aber abzugsfähigsein sollte, sind die Ausgaben im Zusammenhang mit dem Einkommenserwerb, wie Einkaufspreis der Ware oder eben die Transportkosten, um meinen Arsch zum Arbeitsplatz zu bringen - und das speziell in der heuten Arbeitwelt, die es z.T. verlangt, mehrere Arbeitplätze gleichzeitig zu haben, nicht nur innerhalb einer Familie, sondern auch für eine Person, in der eine Wahl des Wohnortes passend zum Arbeitsplatz also illusorisch ist, ganz abgesehen davon, dass ich das von Selbständigen eigentlich dann auch verlangen müsste.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1655028) Verfasst am: 29.06.2011, 11:33 Titel: |
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Mein Eindruck ist, dass durch den recht hohen Steuerfreibetrag bei den weniger Verdienenden vieles ausgeglichen werden soll (also manches, was per se ungerecht wäre, spielt keine Rolle, weil dennoch mehr oder gleich viel bleibt).
Aber das mit dem hohen Steuersatz stimmt schon. Allerdings, wenn viele Ausnahmen, Abschreibungen etc. wegvielen, das wäre schon ein Nachteil für die Großen Firmen. Die müssten doch dann viel mehr zahlen.
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Defätist auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.06.2010 Beiträge: 8557
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(#1655036) Verfasst am: 29.06.2011, 11:57 Titel: |
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Ich habe den Eindruck, dass der Mann (so sehr ich seinen Grundgedanken der Steuervereinfachung auch schätze) immer dann aus dem Hut gezaubert wird, wenn so richtig der Frack brennt und man sich von versprochenen finanziellen Vergünstigungen erhofft, dass sich das Völkchen in demütiger Starre Besserung verspricht und die Schnauze hält und noch einmal eine Legislaturperiode aushält.
Entweder bleibt von der Idee am Ende nichts mehr übrig, weil man "anderen Sachzwängen" unterlegen ist oder nur in rudimentären Zügen, die jedoch weder Vereinfachung, noch Erleichterung bei kleinen und mittleren im Vergleich zu großen Gehältern bringen werden oder aber man kann sich in Voraussicht auf die Oppositionsrolle schon mal eine gute Basis zurechtlegen kann: "hättet ihr uns mal gelassen, ..."
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1655045) Verfasst am: 29.06.2011, 12:14 Titel: |
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diese reform wird nie kommen, weil nämlich auch die pendlerpauschale wegfallen würde, und das ist die "heilige kuh des kleinen mannes". jede regierung, die sowas durchsetzen wollte/würde, kann mit erheblichen wahlniederlagen rechnen.
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Gnazz gnazzig
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 401
Wohnort: am Wasser
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(#1655051) Verfasst am: 29.06.2011, 12:22 Titel: |
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Der heutige Spitzensteuersatz liegt bei 42 %, Kirchhoff behauptet das durch Abschreibungen/Steuertricks-Ausnahmen die meisten keine 42 % zahlen sonder unter 25 %.
Gibt es dazu Zahlen?
Er argumentiert jetzt, dass der Staat eben keine 42% einnimmt und er deshalb auf die 17% gleich verzichten kann, weil er dann sicher 25% einnehmen würde.
Kirchhof behauptet das das Steueraufkommen dann gleich hoch wäre wie das Heutige.
Kann er diese Behauptung beweisen?
Ob Kirchhoffs Zahlen belastbar sind bezweifle ich mal, wen er überhaupt Zahlen hat.
( Gesamteinahmen nach seiner Steuerreform)
Für mich bedeutet das nichts anderes das er Steuerungerechtigkeit, 42% sollten sie zahlen, aber sie zahlen unter 25 %, als gegeben annimmt und deshalb gleich alles pauschalieren will.
Anstatt sich dafür einzusetzen das die Ausnahmen abgeschafft werden, ohne die Steuersätze gleich mit zu verändern, kapituliert er und möchte die Zustimmung sich mit 17% Senkung des Steuerspitzensatzes erkaufen.
_________________ Sie laufen mit vollen Taschen nach Hause und stehen doch mit leeren Händen da.
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