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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131618) Verfasst am: 18.11.2008, 20:53 Titel: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Warum ist im GG kein "Recht auf Arbeit" verankert?
Das Grundgesetz erklärt die "Würde des Menschen" für unantastbar,
aber gehört ein Recht auf Arbeit nicht unabdingbar zur Würde des Menschen
dazu?
Haben die Mütter und Väter des GG deshalb auf ein "Recht
auf Arbeit" verzichtet, da sie wussten, dass dieses Recht
im Kapitalismus nicht einlösbar ist?
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r'zr dickes reh
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 2578
Wohnort: Vault 13
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(#1131622) Verfasst am: 18.11.2008, 20:55 Titel: |
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warum nicht pflicht ?
_________________ ....das Aufbringen von flächigen Halbzeugen auf gekrümmte Oberflächen...
useful information for teh womenfolk
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131625) Verfasst am: 18.11.2008, 21:01 Titel: |
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r'zr hat folgendes geschrieben: | warum nicht pflicht ? |
Weil das Recht der Pflicht vorausgeht.
Pflichten resultieren aus Rechten.
Aus dem Recht auf Unversehrtheit der Person resultiert die Pflicht, dieses Recht zu achten usw.
Übertragen auf das Recht auf Arbeit:
Jeder hat das Recht auf Arbeit.
Daraus resultiert die Pflicht, solche Umstände zu schaffen, dass jeder
dieses Recht auch einlösen kann, also konkret die Aufgabe, Arbeitsplätze
zu schaffen!
Zuletzt bearbeitet von Heiner am 18.11.2008, 21:04, insgesamt einmal bearbeitet |
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#1131627) Verfasst am: 18.11.2008, 21:03 Titel: |
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Die Arbeit ist Mittel, nicht Zweck. Ich habe kein Bedürfnis nach Arbeit, wohl aber Bedürfnisse nach materieller Sicherheit und sozialer Anerkennung. Es ist lediglich in unserer Gesellschaft so, dass diese ohne Arbeit nur schlecht befriedigt werden.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1131629) Verfasst am: 18.11.2008, 21:05 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Warum ist im GG kein "Recht auf Arbeit" verankert? |
Weil das nicht praktikabel oder sinnvoll ist?
Zitat: | Das Grundgesetz erklärt die "Würde des Menschen" für unantastbar,
aber gehört ein Recht auf Arbeit nicht unabdingbar zur Würde des Menschen
dazu? |
Nein. Wieso sollte es?
Zitat: | Haben die Mütter und Väter des GG deshalb auf ein "Recht
auf Arbeit" verzichtet, da sie wussten, dass dieses Recht
im Kapitalismus nicht einlösbar ist? |
Möglich.
Ist das die Stelle wo man Dich auffordern sollte, doch nach drüben zu gehen?
Ich finde es nicht erstrebenswert, Menschen Toiletten putzen zu lassen. Ich bin dankbar für jedes Stück arbeit, daß jemand nicht mehr machen muss.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131630) Verfasst am: 18.11.2008, 21:05 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Die Arbeit ist Mittel, nicht Zweck. Ich habe kein Bedürfnis nach Arbeit, wohl aber Bedürfnisse nach materieller Sicherheit und sozialer Anerkennung. Es ist lediglich in unserer Gesellschaft so, dass diese ohne Arbeit nur schlecht befriedigt werden. |
Nun, soziale Anerkennung resultiert ja aus Arbeit.
Ich halte es aber für überlegenswert, das Recht auf Arbeit
zu ergänzen durch ein Recht auf Einkommen, das eine materiell sorgenfreie Existenz garantiert.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1131635) Verfasst am: 18.11.2008, 21:06 Titel: |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | r'zr hat folgendes geschrieben: | warum nicht pflicht ? |
Weil das Recht der Pflicht vorausgeht.
Pflichten resultieren aus Rechten.
Aus dem Recht auf Unversehrtheit der Person resultiert die Pflicht, dieses Recht zu achten usw.
Übertragen auf das Recht auf Arbeit:
Jeder hat das Recht auf Arbeit.
Daraus resultiert die Pflicht, solche Umstände zu schaffen, dass jeder
dieses Recht auch einlösen kann, also konkret die Aufgabe, Arbeitsplätze
zu schaffen! |
Wieviele Arbeitsplätze hast Du geschaffen?
Wie sollte man jemanden bestrafen, der daß nicht hinbekommt?
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1131641) Verfasst am: 18.11.2008, 21:08 Titel: |
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Ein Recht auf Arbeit gibt es nicht.
Arbeit kann man sich selber machen; das ist ganz einfach, und wem das schwerfällt kann ja dran arbeiten.
Wieso denken alle immer "Arbeit" = "Lohn und Brot" ? Das ist nicht synonym; im Gegenteil, viele die enorm viel arbeiten haben kaum etwas (Stichwort: Zeitarbeit, ergänzendes Hartz IV usw.); und manche die nie im Leben gearbeitet haben besitzen sagenhafte Reichtümer.
Man hat ein Recht auf ein Dach überm Kopf, Kleidung, was zu futtern, Zugang zu Informationen usw.
Das entspricht der Menschenwürde.
Und das ist eigentlich laut GG so garantiert, nur sieht die Wirklichkeit ganz anders aus, zumindest für jene armen Schlucker, die das Pech haben neben keiner Arbeit auch noch Kinder zu haben.
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131647) Verfasst am: 18.11.2008, 21:12 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Rasmus hat folgendes geschrieben: | Heiner hat folgendes geschrieben: | Warum ist im GG kein "Recht auf Arbeit" verankert? |
Weil das nicht praktikabel oder sinnvoll ist?
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Warum denn nicht?
Zitat: | Zitat: | Das Grundgesetz erklärt die "Würde des Menschen" für unantastbar,
aber gehört ein Recht auf Arbeit nicht unabdingbar zur Würde des Menschen
dazu? |
Nein. Wieso sollte es? |
Arbeit bedeutet: an der Gemeinschaft zu partizipieren.
Keine Arbeit zu haben, bedeutet Exklusion.
Deshalb.
Zitat: | Zitat: | Haben die Mütter und Väter des GG deshalb auf ein "Recht
auf Arbeit" verzichtet, da sie wussten, dass dieses Recht
im Kapitalismus nicht einlösbar ist? |
Möglich.
Ist das die Stelle wo man Dich auffordern sollte, doch nach drüben zu gehen?
Ich finde es nicht erstrebenswert, Menschen Toiletten putzen zu lassen. Ich bin dankbar für jedes Stück arbeit, daß jemand nicht mehr machen muss. |
Nun ja, wenn Roboter erfunden werden sollten, die Toiletten putzen, hab ich ja nichts dagegen.
Sinnvolle Arbeit gibt es aber sicher immer genug zu tun.
Und inwiefern ist dies ein Einwand gegen das Recht auf Arbeit?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1131659) Verfasst am: 18.11.2008, 21:17 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Wieso denken alle immer "Arbeit" = "Lohn und Brot"? |
Das ist gesellschaftlich erzeugter Schein (bzw. Ideologie). Lohnarbeit ist nunmal die dominante Form von Arbeit im Kapitalismus.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1131662) Verfasst am: 18.11.2008, 21:18 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Arbeit bedeutet: an der Gemeinschaft zu partizipieren. |
Nein. Arbeit bedeutet, dass dein "Arbeitgeber" an dir partizipiert.
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131677) Verfasst am: 18.11.2008, 21:25 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Ein Recht auf Arbeit gibt es nicht.
Arbeit kann man sich selber machen; das ist ganz einfach, und wem das schwerfällt kann ja dran arbeiten.
Wieso denken alle immer "Arbeit" = "Lohn und Brot" ? Das ist nicht synonym; im Gegenteil, viele die enorm viel arbeiten haben kaum etwas (Stichwort: Zeitarbeit, ergänzendes Hartz IV usw.); und manche die nie im Leben gearbeitet haben besitzen sagenhafte Reichtümer.
Man hat ein Recht auf ein Dach überm Kopf, Kleidung, was zu futtern, Zugang zu Informationen usw.
Das entspricht der Menschenwürde. |
Gut, dem letzten Punkt kann ich erst einmal zustimmen.
Es ist richtig, dass die in D herrschenden Zustände - HartzIV, Leiharbeit usw. - wider
den GEIST des GG verstoßen.
Doch es genügt nicht, die "Würde des Menschen" abstrakt zu garantieren. Bestimmte Grundrechte müssten daher im GG deutlicher ausformuliert bzw. neu formuliert werden.
In unserer Gesellschaft ist "Arbeit" nun mal eine notwendige, wenn auch keine hinreichende
Voraussetzung dafür, ein menschenwürdiges Leben führen zu können.
"Jeder hat das Recht auf eine menschenwürdige Arbeit" schließt Billiglohn-Arbeit aus!
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1131678) Verfasst am: 18.11.2008, 21:29 Titel: |
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Zitat: | Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
Weil es 1990 nicht aus der Verfassung der DDR übernommen wurde, nachdem Schäuble den Grundlagenvertrag mit sich selbst in Gestalt des Prof. Krause abgeschlossen hatte.
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1131679) Verfasst am: 18.11.2008, 21:29 Titel: |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | "Jeder hat das Recht auf eine menschenwürdige Arbeit" schließt Billiglohn-Arbeit aus! |
Du verwechselst nach wie vor "Arbeit" mit "Einkommen". Jemand der Geld hat muss nicht arbeiten.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131682) Verfasst am: 18.11.2008, 21:30 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Heiner hat folgendes geschrieben: | Arbeit bedeutet: an der Gemeinschaft zu partizipieren. |
Nein. Arbeit bedeutet, dass dein "Arbeitgeber" an dir partizipiert. |
Ja, auch.
Menschliche Arbeit ist aber älter als der Kapitalismus.
Der Aspekt des Sozialen war schon jeher mit Arbeit verbunden.
Der Mensch als soziales Wesen verwirklicht sich in seiner Arbeit.
Dass der soziale Aspekt von Arbeit im Kapitalismus durch Ausbeutungsverhältnisse
quasi "überformt" wird, sehe ich natürlich.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1131684) Verfasst am: 18.11.2008, 21:32 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Der Mensch als soziales Wesen verwirklicht sich in seiner Arbeit. |
Dann bin ich wohl kein "Mensch als soziales Wesen", denn ich verwirkliche mich nicht in meiner Arbeit.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1131687) Verfasst am: 18.11.2008, 21:33 Titel: |
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"Und die Kinder der Helden der Französischen Revolution haben sich durch die Religion der Arbeit so weit herabwürdigen lassen, daß sie 1848 das Gesetz, welches die Arbeit in den Fabriken auf 12 Stunden täglich beschränkte, als eine revolutionäre Errungenschaft entgegennahmen; sie proklamierten das Recht auf Arbeit als ein revolutionäres Prinzip. Schande über das französische Proletariat! Nur Sklaven sind einer solchen Erniedrigung fähig. 20 Jahre kapitalistischer Zivilisation müßte man aufwenden, um einem Griechen der antiken Heldenzeit eine solche Entwürdigung begreiflich zu machen!"
Paul Lafargue, 1883
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131695) Verfasst am: 18.11.2008, 21:34 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
Weil es 1990 nicht aus der Verfassung der DDR übernommen wurde, nachdem Schäuble den Grundlagenvertrag mit sich selbst in Gestalt des Prof. Krause abgeschlossen hatte. |
Der Schäuble glaubte wohl auch nicht recht an die "blühenden Landschaften",
da hat er das mit dem "Recht auf Arbeit" mal lieber schnell unter den Tisch fallen lassen?
Tja, er wusste dann wohl warum...
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1131696) Verfasst am: 18.11.2008, 21:35 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Heiner hat folgendes geschrieben: | Arbeit bedeutet: an der Gemeinschaft zu partizipieren. |
Nein. Arbeit bedeutet, dass dein "Arbeitgeber" an dir partizipiert. |
Ja, auch.
Menschliche Arbeit ist aber älter als der Kapitalismus. |
Insofern hast Du bereits jetzt ein Recht auf Arbeit: Du kannst arbeiten soviel Du willst.
Zitat: | Der Aspekt des Sozialen war schon jeher mit Arbeit verbunden.
Der Mensch als soziales Wesen verwirklicht sich in seiner Arbeit. |
Auch ich scheine kein Mensch zu sein.
Zitat: | Dass der soziale Aspekt von Arbeit im Kapitalismus durch Ausbeutungsverhältnisse
quasi "überformt" wird, sehe ich natürlich. |
Darum geht es nicht. Es geht darum, daß soziales Leben nicht von Arbeit abhängt.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1131700) Verfasst am: 18.11.2008, 21:37 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Menschliche Arbeit ist aber älter als der Kapitalismus. |
Ja. Aber wenn du ein Recht auf Arbeit forderst, meinst du Lohnarbeit. Daher auch deine Forderung, Arbeits"plätze" zu schaffen. Ein Recht auf menschliche Arbeit im Allgemeinen zu fordern ist insgesamt nicht sehr sinnvoll. Eben weil "menschliche Arbeit" in diesem Sinne ohnehin etwas ausgesprochen Allgemeines ist - letztlich kann man darunter so ziemlich alles fassen. Wer jedoch ein Recht auf Arbeit fordert, fordert immer ein Recht auf bestimmte Arten von Arbeit.
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 18.11.2008, 21:39, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1131702) Verfasst am: 18.11.2008, 21:38 Titel: |
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sehr gut hat folgendes geschrieben: | "Und die Kinder der Helden der Französischen Revolution haben sich durch die Religion der Arbeit so weit herabwürdigen lassen, daß sie 1848 das Gesetz, welches die Arbeit in den Fabriken auf 12 Stunden täglich beschränkte, als eine revolutionäre Errungenschaft entgegennahmen; sie proklamierten das Recht auf Arbeit als ein revolutionäres Prinzip. Schande über das französische Proletariat! Nur Sklaven sind einer solchen Erniedrigung fähig. 20 Jahre kapitalistischer Zivilisation müßte man aufwenden, um einem Griechen der antiken Heldenzeit eine solche Entwürdigung begreiflich zu machen!"
Paul Lafargue, 1883 |
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131705) Verfasst am: 18.11.2008, 21:38 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Heiner hat folgendes geschrieben: | Der Mensch als soziales Wesen verwirklicht sich in seiner Arbeit. |
Dann bin ich wohl kein "Mensch als soziales Wesen", denn ich verwirkliche mich nicht in meiner Arbeit. |
Vielleicht hast du ja einen verengten Begriff von Arbeit?
Ich glaube auch nicht, dass man sich in jeder Form von Arbeit verwirklichen kann...
Sinnvoll und menschenwürdig musse schon sein.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1131709) Verfasst am: 18.11.2008, 21:40 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Vielleicht hast du ja einen verengten Begriff von Arbeit? |
Arbeit primär als Lohnarbeit zu verstehen ist ebenfalls gesellschaftlich produzierter Schein. Auch deine Äußerungen sind ja nicht frei davon.
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1131714) Verfasst am: 18.11.2008, 21:43 Titel: |
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Man sollte auch unterscheiden in fremdbestimmte und selbstbestimmte "Arbeit", für die meisten bedeutet Arbeit fremdbestimmt und das kann wohl kaum etwas erstrebenswertes sein.
"Kein Unternehmer geht in seinen Laden und fragt sich: Wie schaffe ich neue Arbeitsplätze? Er fragt sich stattdessen: Wie kann ich möglichst effizient produzieren und wie rationalisieren, wie kann ich das Optimale für meine Kunden schaffen? Aufgabe der Wirtschaft, abgesehen von der Güterproduktion, ist es, die Menschen von Arbeit zu befreien."
Götz Werner, Chef DM Drogeriemarktkette
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1131715) Verfasst am: 18.11.2008, 21:45 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: |
Vielleicht hast du ja einen verengten Begriff von Arbeit?
Ich glaube auch nicht, dass man sich in jeder Form von Arbeit verwirklichen kann...
Sinnvoll und menschenwürdig musse schon sein. |
Ich brauche keine Arbeit, auf die ich ein Recht haben müsste, um mein Leben zu verwirklichen. So sinnvoll und menschenwürdig diese sein mag. Ich _kann_ mich zum Teil auch mit mancher Arbeit, die ich leiste, verwirklichen, ja, aber das ist keineswegs nötig, um mich selbst zu verwirklichen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1131720) Verfasst am: 18.11.2008, 21:49 Titel: |
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Heiner hat folgendes geschrieben: |
Nun, soziale Anerkennung resultiert ja aus Arbeit.
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Versuche doch ein bischen an Dir zu arbeiten. Ich "taxiere" z.B. die Leute nicht anhand der Arbeit die sie verrichten.
Das "man" das so macht existiert (zugegeben nicht nur) in Deinen Schädel.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131747) Verfasst am: 18.11.2008, 22:15 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Heiner hat folgendes geschrieben: | Menschliche Arbeit ist aber älter als der Kapitalismus. |
Ja. Aber wenn du ein Recht auf Arbeit forderst, meinst du Lohnarbeit. Daher auch deine Forderung, Arbeits"plätze" zu schaffen. Ein Recht auf menschliche Arbeit im Allgemeinen zu fordern ist insgesamt nicht sehr sinnvoll. |
Und wenn es so ist, inwiefern ist das ein Einwand gegen ein "Recht auf Arbeit".
Was ich mit Recht auf Arbeit meine, lässt sich am besten von der Negation her
erfassen: Was bedeutet es für jemanden in unserer Gesellschaft, der arbeiten will (das gilt
für die meisten) - und zwar gegen existenzsichernde Entlohnung -, aber
nicht kann/darf, weil ihm Arbeit von der Gesellschaft vorenthalten wird?
Es bedeutet, dass für ihn ein menschenwürdiges Leben kaum mehr realisiert werden kann.
Ein solcher Mensch ist in seinen Möglichkeiten, in seiner Menschenwürde beschnitten.
Und was sagt das Grundgesetz dazu?
Es spricht hier zumindest undeutlich.
Und die Politiker? "Naja", sagen die, "ein Recht auf Arbeit gibts nun mal nicht, musste dich
halt mit abfinden..."
Ist denn das in Ordung?
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1131752) Verfasst am: 18.11.2008, 22:17 Titel: Re: Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
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Heiner hat folgendes geschrieben: | Warum ist im GG kein "Recht auf Arbeit" verankert?
Das Grundgesetz erklärt die "Würde des Menschen" für unantastbar,
aber gehört ein Recht auf Arbeit nicht unabdingbar zur Würde des Menschen
dazu?
Haben die Mütter und Väter des GG deshalb auf ein "Recht
auf Arbeit" verzichtet, da sie wussten, dass dieses Recht
im Kapitalismus nicht einlösbar ist? |
Eigentlich gibt es in der BRDDR ein Recht auf Arbeit, auch wenn im GG nur auf irgendwelche, aber nicht auf die (Allgemeine Erklärung der) Menschenrechte Bezug genommen wird, wo das Recht auf Arbeit auch drin stünde:
Zitat: | Die Bundesrepublik hat internationale Abkommen unterschrieben und anerkannt, dass sie auch für das eigene Staatsgebiet gelten. Eines dieser Abkommen ist der „Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte“, in dem es unter Artikel 6 unter anderem heißt, „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht auf Arbeit an“ und weiter in Artikel 7: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen an, durch die insbesondere gewährleistet wird: a.ii) einen angemessenen Lebensunterhalt für sie und ihre Familien …“
http://agora.free.de/sofodo/themen/erwerbslosigkeit/alg-2/sozialabbau-verstoesst-gegen-ilo-abkommen-und-menschenwuerde/
|
Trotz der Ratifizierung des "Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte" durch die alte BRD werden allerdings einige dort aufgeführte Rechte durch das Kapital und dessen Büttel - also den Staat - ignoriert.
Deshalb ist die heutige BRD ja auch kein Sozialstaat. War sie ja eigentlich auch nie.
Es gab halt nur in den 60er/70er Jahren einen Wirtschaftsboom im Zusammenhang mit dem "Wiederaufbau" und dem Marshall-Plan zwecks Schaffung eines antisozialistischen Frontstaates ...-!
Skeptiker
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 18.11.2008, 22:18, insgesamt einmal bearbeitet |
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Heiner Grundrechte-Fan
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 1217
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(#1131753) Verfasst am: 18.11.2008, 22:18 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Heiner hat folgendes geschrieben: |
Nun, soziale Anerkennung resultiert ja aus Arbeit.
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Versuche doch ein bischen an Dir zu arbeiten. Ich "taxiere" z.B. die Leute nicht anhand der Arbeit die sie verrichten.
Das "man" das so macht existiert (zugegeben nicht nur) in Deinen Schädel. |
Ich taxiere die Menschen nicht nach Art ihrer Arbeit.
Aber soziale Anerkennung kann ich nur da bekommen, wo ich in sozialen Zusammenhängen bin.
I.d.R. kann ich das aber nur da, wo ich - IN WELCHER FORM AUCH IMMER - arbeite.
Ich behaupte, dass es ein menschliches Grundbedürfnis nach sozialer Anerkennung gibt.
Der Eremit ist da natürlich die berühmte Ausnahme, aber vielleicht bezieht so einer
seine Motivation auch daraus, Vorbild für andere zu sein...
Der Mensch ist ein soziales Wesen.
Zuletzt bearbeitet von Heiner am 18.11.2008, 22:19, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1131755) Verfasst am: 18.11.2008, 22:18 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Warum gibt es kein Recht auf Arbeit im GG? |
Weil es 1990 nicht aus der Verfassung der DDR übernommen wurde, nachdem Schäuble den Grundlagenvertrag mit sich selbst in Gestalt des Prof. Krause abgeschlossen hatte. |
Ja, es gab zum Zeitpunkt des Beitritts der ostdeutschen Länder durchaus Bestrebungen, weitere soziale Grundrechte in das GG einzubauen. Das scheiterte allerdings an der eindeutig besseren Verhandlungsposition der westdeutschen Vertreter.
Ein "Recht auf Arbeit" haben wir übrigens alle:
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hat folgendes geschrieben: | Artikel 23
1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.
4. Jeder hat das Recht, zum Schutze seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten. |
Naja, zumindest fast.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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