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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#1234428) Verfasst am: 07.03.2009, 02:01 Titel: Im Auge des Betrachters |
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Ich habe mal wieder ein Bild von Jean-Léon Gérôme gesehen das mit dem Gladiatorenkampf(Pollice Verso), die Gewänder, das Licht, die Darstellung von Metall ist beeindruckend und von großer Schönheit, ebenso wie die Werke vieler Porträtmaler der vorhergehenden Jahrhunderte.
Diese Künstler haben es verstanden Menschen und Gegenstände so lebensecht darzustellen dass man bei manchen Bildern denkt es würde sich um Fotografien handeln.
Der Klassizismus, zu welchem Jean-Léon Gérômes Kunst gezählt wird, war eine der letzten Richtungen die derartige Werke hervorbrachten, mit dem Impressionismus geriet diese Form der Kunst ins Abseits.
Mein Eindruck ist dass seit diesen Tagen die Bilder immer mehr an Auflösung verloren bis sie nur mehr bunten Kleckse darstellten, am Ende dieser Entwicklung stehen Künstler wie Hermann Nitsch die nicht mal mehr einen Pinsel benutzen sondern die Farbe aus einem Eimer auf die Leinwand kippen bzw. die Farbe sich selber über den Kopf schütten und dann auf die Leinwand springen.
Was mich ein wenig verstimmt ist das solche Bilder das Mehrfache von dem kosten was, sagen wir mal, ein Neurochirurg im Jahr verdient, der dabei aber auf seinem Gebiet wesentlich mehr Kompetenz aufweisen, und mehr Arbeit investieren muß.
Die Museen kaufen die Dinger und stellen sie auch aus, die Besucher dürften recht ratlos vor einigen dieser Werke stehen.
Ich habe nichts gegen moderne Kunst, Picaso gefällt mir zB der ist aber noch verständlich, hat aber in seinen frühen Jahren auch mal was anderes gemacht, einem nicht unbedeutendem Teil der heute verehrten Künstler traue ich nicht zu dass sie bei der Darstellung eines Lebewesens erfolgreicher wären als ein mäßig begabter Dreijähriger.
Künstler wie Gerome scheinen seit gut hundert Jahren ausgestorben zu sein ohne dass der Stil den sie pflegten eine Fortsetzung gefunden hätte.
Nun wo ich das schreibe fürchte ich, ich könnte mich auf das Niveau und Kunstverständniss eines verhinderten Künstlers aus Braunau begeben der ähnlich Ansichten vertrat...
Tue ich den besagten Künstlern unrecht, habe ich eine begrenzte Auffassung von Kunst?
Sind Werke wie die von Gerome wirklich aus der Mode, gibt es heute noch Künstler die ähnliches schaffen?
Sind Werke die in ein paar Minuten mit einigen Farbeimern geschaffen werden denen gleichwertig die nach Monaten von Kleinarbeit vollendet werden und kleinste Details wiedergeben?
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1234438) Verfasst am: 07.03.2009, 02:22 Titel: Re: Im Auge des Betrachters |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Künstler wie Gerome scheinen seit gut hundert Jahren ausgestorben zu sein ohne dass der Stil den sie pflegten eine Fortsetzung gefunden hätte. | durchaus nicht. Beispielsweise einfach mal nach Luis Royo googeln(ka ob ich das Bild das ich meine hier einfach so posten kann(Urheberrechts wegen))
selbst im privaten FanArt-Bereich gibt es einiges das an Detailtreue durchaus mit einem Photo mithalten kann
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#1234441) Verfasst am: 07.03.2009, 02:25 Titel: Re: Im Auge des Betrachters |
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Nergal hat folgendes geschrieben: |
Tue ich den besagten Künstlern unrecht, habe ich eine begrenzte Auffassung von Kunst?
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Du kennst einfach die falschen Künstler.
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#1234455) Verfasst am: 07.03.2009, 03:22 Titel: |
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Zitat: | durchaus nicht. Beispielsweise einfach mal nach Luis Royo googeln(ka ob ich das Bild das ich meine hier einfach so posten kann(Urheberrechts wegen)) |
Royo ist bei weitem nicht derart bekannt oder geschätzt wie die Typen mit den Eimern, er gilt mehr als Illustrator, genauso wie Norman Rockwell der selten als artist bezeichnet wurde obwohl seine Werke das Geschmiere vieler anerkannter Künstler bei weitem in den Schatten stellen.
Über Royo habe ich überhaupt erst in einer Airbrush-Zeitschrift gelesen, dort werden Bücher zusammen mit denen von Künstlern wie Boris Vallejo angeboten.
Irgendwie sind diese Künstler einer größeren Öffentlichkeit unbekannt und gelten weniger als die Schmierer, was durchaus daran liegen kann dass auf Drachen reitende, nackte Frauen, eindeutige Sex-Szenen und noch mehr nackte Frauen irgendwie nicht Main-Strem sind(Royo hat zuletzt irgendwo in Russland zusammen mit seinem Sohn eine Kuppel ausgemalt, natürlich mit nackten und halbnackten Frauen), immerhin sollen US-Truppen in einem Palast von Sadam Hussein Bilder von Julie Bell gefunden haben, Kunstgeschmack hatte er wenigstens
Ich meinte eigentlich mehr Leute die ein gewisses künstlerisches Ansehen genießen so wie Früher als die Porträtmaler von den Herrscherhäusern hofiert wurden.
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1234456) Verfasst am: 07.03.2009, 03:35 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | | also stört dich nicht die Abwesenheit solcher Künstler(die wie wir ja ebend festgestellt haben so nicht existiert) sondern der Geschmack der Käuferklientel.
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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Mahone registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.12.2008 Beiträge: 842
Wohnort: Munich
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(#1234465) Verfasst am: 07.03.2009, 05:42 Titel: |
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Also auf die Eimer und "grosse Flächen einfarbig anmalen"-Künstler steh ich auch nicht so,
aber was ich gerade von diesem Royo gesehen hab find ich einfach nur kitschig und Langweilig.
Für Fotorealismus gibts Fotoapperate.
Da find ich ein gutes Kubistisches Bild, oder ein cooles Graffitti um Klassen aufregender.
Denke auch ehrlich gesagt nicht dass Handwerkliches Geschick unbedingte Vorraussetzung für grosse Kunst sein muss.
Aber da gabs doch schon nen 20 Seiten Thread zu hier, ich denke in dem wurde alles was es zu sagen gibt schon 20mal gesagt.
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Dissonanz Zeuge ANOVAs
Anmeldungsdatum: 24.03.2008 Beiträge: 3541
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(#1234466) Verfasst am: 07.03.2009, 05:55 Titel: |
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http://de.wikipedia.org/wiki/Wie_man_dem_toten_Hasen_die_Bilder_erkl%C3%A4rt
Genial.
_________________ -Brother Broadsword of Warm Humanitarianism
"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
-H. W. Chalkley in Science, Vol. LXXI, No. 1843
You can't spell Discord without Disco.
-frypoddie
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1234516) Verfasst am: 07.03.2009, 12:03 Titel: |
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Ja, Beuys hat wohl recht, die heutige Kunst versteht eher ein toter Hase denn ein lebender Mensch. Und getreu nach der alten Masche von des Kaisers neuen Kleidern: Wer's nicht versteht ist ein Banause.
Meine Lehrsätze:
"Ein Kunstwerk, das man nur daran als solches erkennen kann, weil es auf einem Sockel steht oder in einem Museum hängt ist kein Kunstwerk."
"Ein Kunstwerk, das man erklären muß, ist kein Kunstwerk."
Zu Satz eins: Zu meinem diebischen Vergnügen ist es schon öfter geschehen, daß "Kunstwerke" von ahnungslosen Menschen "entsorgt" wurden. Auch Herrn Beuys ist sowas widerfahren.
Royo und Vallejo als Illustratoren zu bezeichnen ist gar nicht so verkehrt. Die Maler (und auch die Bildhauer) waren bis zur Erfindung der Photographie tatsächlich allesamt Illustratoren, hin und wieder auch Bildreporter. Sie haben vorzugsweise die Bibel illustriert, aber auch gern historische Momente dargestellt. Die Mätzchen der verschiedenen ismusse (Pointilissmus, Expressionismus, Impressionismus usw usw) kamen erst nach der Erfindung der Photographie.
Den Fantasy-Künstlern wie Royo, Vallejo vorzuwerfen, sie würden vor allem Sexbilder malen, ist natürlich dämlich und blödsinnig. Schon immer haben die Maler und Bildhauer am liebsten nackte Frauen dargestellt. Selbst bei biblischen Bildern finden sich vor allem die Bibelstellen, wo eine mehr oder weniger nackte Frau vorkommt, wie etwa Susanne im Bad. Heutige Künstler malen und bildhauern nur darum keine Sexbilder mehr, weil bei ihnen die nackten Frauen eben nicht wie nackte Frauen aussehen, sondern eher wie Aliens oder Opfer der Beulenpest. Die "Aphrodite" von Heinrich Lüpertz wird ganz sicher niemals ein pubertierender Jüngling als Onaniervorlage gebrauchen.
Jean-Leon Gerome: Phryne vor den Richtern
eine Illustration einer klassischen Erzählung
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1234523) Verfasst am: 07.03.2009, 12:16 Titel: |
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In dem Film "Good Advice - Guter Rat" mit Charlie Sheen erleben wir einen modernen Künstler: Er tritt nackt auf, pumpt sich die Farbe in den Anus und "furzt" dann auf die Leinwand - zum Weglachen schön!
Wenn ihr nun meint, das sei wohl übertriebene Parodie, dann schlagt mal bei Wiki unter dem Suchwort "Künstlerscheiße" nach.
Hier ist der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnstlerschei%C3%9Fe
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AntagonisT Master of Disaster
Anmeldungsdatum: 28.09.2005 Beiträge: 5587
Wohnort: 2 Meter über dem Boden
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(#1234554) Verfasst am: 07.03.2009, 13:02 Titel: |
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befasse dich mal mit Gottfried Helnwein, einer der größten zeitgenössischen österreichischen Künstler.
_________________ “Primates often have trouble imagining an universe not run by an angry alpha male.”
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#1234580) Verfasst am: 07.03.2009, 13:26 Titel: |
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Dieser Piero Manzoni hat es geschafft seine Fäkalien für 30000€ pro Dose zu verkaufen, das ist für jeden arbeitenden Menschen enorm depremierend, das einzige was mich noch mehr verwundert ist wie der Typ es fertig gebracht hat mit kaum 30 einen tödlichen Herzinfarkt hin zu bekommen, nicht mal Paul Gauguin hat das geschafft, und er hat hart daran gearbeitet, Manzoni wird wohl ein ausschweifendes Künstlerleben geführt haben.
@DeHerg
Zitat: | also stört dich nicht die Abwesenheit solcher Künstler(die wie wir ja ebend festgestellt haben so nicht existiert) sondern der Geschmack der Käuferklientel. |
Mich stört dass es keine anerkannten und geschätzten Künstler mehr gibt die Werke schaffen die es mit dem anderen Zeug aufnehmen können.
Royo&Co zeichnen eher Dinge wie Cover für die Heavy Metal.
Bei Werken die ausschließlich mit der Airbrush erzeugt wurden habe ich zweifel dass die je in einem Kunstmuseum landen.
Wenn ich das zusammenfasse dann stört mich sowohl die Ignoranz des Publikums wie auch die kleine Zahl und das Desinteresse der Künstler sich auf das Gebiet ihrer Vorgänger zu begeben.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1234744) Verfasst am: 07.03.2009, 15:05 Titel: Re: Im Auge des Betrachters |
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DeHerg hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: | Künstler wie Gerome scheinen seit gut hundert Jahren ausgestorben zu sein ohne dass der Stil den sie pflegten eine Fortsetzung gefunden hätte. | durchaus nicht. Beispielsweise einfach mal nach Luis Royo googeln(ka ob ich das Bild das ich meine hier einfach so posten kann(Urheberrechts wegen))
selbst im privaten FanArt-Bereich gibt es einiges das an Detailtreue durchaus mit einem Photo mithalten kann | Das ist es aber eben: Die gelten nicht als "Künstler" sondern bestenfalls als gute Handwerker.
Ich gebe hier aber auch zu bedenken, dass im Deutschen "Künstler" etwas völlig anderes bedeutet als englisch ("artist") - letzteres umfasst nämlich alle, die irgendwas malen oder gestalten.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#1234764) Verfasst am: 07.03.2009, 15:12 Titel: Re: Im Auge des Betrachters |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Sind Werke wie die von Gerome wirklich aus der Mode, gibt es heute noch Künstler die ähnliches schaffen? |
http://www.aignerart.at/DE/
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