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musikdusche reflektierender User
Anmeldungsdatum: 29.05.2006 Beiträge: 896
Wohnort: Düsseldorf
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(#1270421) Verfasst am: 17.04.2009, 21:42 Titel: Lächerlich ehrenwerte Religion |
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Ich stelle mal zunächst eine subjektive Beobachtung/Einschätzung der Situation in Deutschland voran:
Wenn jemand relativ offen zeigt, dass er oder sie seinen/ihren Gottglauben wirklich ernst nimmt, ebenso die Sakramente, Bibelgleichnisse oder was sonst alles dazugehört, dann wird diese Person tendenziell belächelt bzw. für etwas naiv gehalten - zwar nicht unbedingt sehr offen, aber ich stelle mir vor, dass jeder Zuhörer in einer lockeren Runde sich seinen Teil denkt.
Auf der anderen Seite sehe ich im öffentlichen Raum eine hohe Wertschätzung von Religionen. Pastoren und Bischöfe werden als sehr ehrenwerte Personengruppe wahrgenommen. Deren Einschätzung zu gesellschaftlichen Entwicklungen schenkt man Gehör. Ein ziemlich harmloses Vorhaben wie die Buskampagne scheitert an dem vorauseilenden Gehorsam der Verkehrsbetriebe(!), nicht etwa an den Kirchen.
Meine Fragen:
1. Beobachtet ihr ähnliches?
2. Wenn ja, wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
FUD? http://de.wikipedia.org/wiki/Fear,_Uncertainty_and_Doubt
Doppeldenk? http://de.wikipedia.org/wiki/Doppeldenk
_________________ Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn Andere ihn begehen. (Lichtenberg)
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Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
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(#1270431) Verfasst am: 17.04.2009, 21:48 Titel: Re: Lächerlich ehrenwerte Religion |
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musikdusche hat folgendes geschrieben: | 1. Beobachtet ihr ähnliches? |
Ja.
Zitat: | 2. Wenn ja, wie ist dieser Widerspruch zu erklären? |
Die meisten Menschen sind unglaublich dumm.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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reign bla bla
Anmeldungsdatum: 21.07.2006 Beiträge: 1880
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(#1270468) Verfasst am: 17.04.2009, 22:12 Titel: |
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1) Nein. Wer an den Stuss glaubt belächelt nicht, und wer nicht glaubt belächelt. Von beider Parteien gibt es zur Genüge.
2) Ich sehe keinen Widerspruch. Ich bin Atheist und wertschätze keine Religion und nichts drumherum.
_________________ be your own pet
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
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(#1270536) Verfasst am: 17.04.2009, 23:18 Titel: |
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Ich meine den ersten Teil auch bei dem Teil meiner Umgebung nicht generell wahrzunehmen, der nicht religiös ist. Belächelt wird eher, wer allzu naiv ist, aber Naivität gibt es sowohl in religiös wie auch in areligiös. Aber vielleicht täusche ich mich auch.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#1270598) Verfasst am: 18.04.2009, 04:14 Titel: |
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1: Alleine schon, dass die meisten (Kuschel)christen die Evolution ernst nimmt deutet darauf hin, dass viele ihren "Glauben" überhaupt wirklich ernst nimmt. Die meisten haben die Bibel, auf die sie sonst schwören würden, niemals gelesen!
2: Ich nehme an, weil das Bild von Religion in der breiten Öffentlichkeit doch eher ein positives ist. Ich hab auch schon von Atheisten gehört die sagten: "Schließlich haben wir ihnen unsere christliche Moral zu verdanken, ohne die wir heute noch einander erschlagen würden".
Die meisten Christen glauben nicht wirklich an Gott, sondern an ihre Kirche, die Gemeinde, das Zugehörigkeitsgefühl und nehmen die wirklichen Hardcore Gläubigen nicht ernst, weil für sie das "Christ sein" nur ein gesellschaftlicher Standart ist und wohl mit "Gutmensch" gleichgesetzt werden soll.
Zeigt man nem liberalen Protestanen Videos von bibeltreuen Evangelikalen, dann lachen die auch drüber und meinen zudem, dass sie das Christentum nicht verstanden hätten. Ich hab auch selber eine bekennende Christin, die nicht an Gott glaubt, aber trotzdem ihr Kind taufen ließ, weil es "eben so ist"...
Reflektieren tut kaum einer über die Gesellschaft und seinen eigenen Standpunkt innerhalb von Denkströmungen, die sie als "normal" erachten - Das bringt dann auch Sprüche wie "das ist halt nunmal so" mit sich und wer sein Kind nicht taufen lässt ist halt irgendwie anders...
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1270673) Verfasst am: 18.04.2009, 11:03 Titel: |
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CoS hat folgendes geschrieben: | 1: Alleine schon, dass die meisten (Kuschel)christen die Evolution ernst nimmt deutet darauf hin, dass viele ihren "Glauben" überhaupt wirklich ernst nimmt. Die meisten haben die Bibel, auf die sie sonst schwören würden, niemals gelesen! |
na, der Papst wird sich bestimmt freuen, dass du ihn als "Kuschelchristen" bezeichnest, sowas Sanftes bekommt ber bestimmt nicht oft zu hören.
Allerdings gehe ich durchaus davon aus, dass er seine Bibel kennt, und als Intellektueller auch gründlich auseinandergenommen hat. Und dennoch nicht Kreationist ist.
Zitat: |
2: Ich nehme an, weil das Bild von Religion in der breiten Öffentlichkeit doch eher ein positives ist. Ich hab auch schon von Atheisten gehört die sagten: "Schließlich haben wir ihnen unsere christliche Moral zu verdanken, ohne die wir heute noch einander erschlagen würden". |
den meisten, die ich kenne, ist es egal, einige gehen durchaus gern hin und wieder in die Kirche, doch Sätze, die anfangen mit "der Papst hat gesagt..." oder "die Zeugen haben an der Tür geklingelt..." sind meist begleitet von reichlich Seufzen und Augenrollen.
Zitat: |
Die meisten Christen glauben nicht wirklich an Gott, sondern an ihre Kirche, die Gemeinde, das Zugehörigkeitsgefühl und nehmen die wirklichen Hardcore Gläubigen nicht ernst, weil für sie das "Christ sein" nur ein gesellschaftlicher Standart ist und wohl mit "Gutmensch" gleichgesetzt werden soll. |
Was würde das denn bedeuten, "wirklich an Gott glauben"? Nur schon in dieser Frage herrscht keineswegs Einigkeit. Und wenn es darum geht, was ein "richtiger Christ" ist, noch viel weniger. Was sich ähnlich wohl auch auf "ein richtiger Muslim" oder "ein richtiger Buddhist" etc anwenden liesse.
Zitat: |
eine bekennende Christin, die nicht an Gott glaubt, aber trotzdem ihr Kind taufen ließ, |
Zitat: | Reflektieren tut kaum einer über die Gesellschaft und seinen eigenen Standpunkt innerhalb von Denkströmungen, die sie als "normal" erachten - Das bringt dann auch Sprüche wie "das ist halt nunmal so" mit sich und wer sein Kind nicht taufen lässt ist halt irgendwie anders... |
"Kaum einer" stimmt so auch nicht. Kommt vielleicht etwas auf das Umfeld darauf an. Hier, in einer Stadt, ist ein grosser Teil der Leute konfessionslos, und viele AusländerInnen bringen eh ihre eigene Religion mit, da sind Leute, die klassisch kirchlich heiraten und taufen lassen schon fast wieder Exoten. In kleinen Landgemeinden wird es etwas anders sein.
grüsse, barbara
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1270675) Verfasst am: 18.04.2009, 11:04 Titel: Re: Lächerlich ehrenwerte Religion |
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musikdusche hat folgendes geschrieben: | Ich stelle mal zunächst eine subjektive Beobachtung/Einschätzung der Situation in Deutschland voran:
Wenn jemand relativ offen zeigt, dass er oder sie seinen/ihren Gottglauben wirklich ernst nimmt, ebenso die Sakramente, Bibelgleichnisse oder was sonst alles dazugehört, dann wird diese Person tendenziell belächelt bzw. für etwas naiv gehalten - zwar nicht unbedingt sehr offen, aber ich stelle mir vor, dass jeder Zuhörer in einer lockeren Runde sich seinen Teil denkt.
Auf der anderen Seite sehe ich im öffentlichen Raum eine hohe Wertschätzung von Religionen. Pastoren und Bischöfe werden als sehr ehrenwerte Personengruppe wahrgenommen. Deren Einschätzung zu gesellschaftlichen Entwicklungen schenkt man Gehör. Ein ziemlich harmloses Vorhaben wie die Buskampagne scheitert an dem vorauseilenden Gehorsam der Verkehrsbetriebe(!), nicht etwa an den Kirchen. |
Jemanden für naiv halten und ihn respektieren muss sich ja nicht ausschließen. Bei deiner Schilderung hatte ich das Bild einer gutmütigen Alten vor Augen, deren herzenswarmer nachsichtiger Blick auf die Welt und deren Bewohner von ihrer Umgebung zugleich als weltfremd und bewundernswert empfunden wird.
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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#1271142) Verfasst am: 18.04.2009, 21:06 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | CoS hat folgendes geschrieben: |
eine bekennende Christin, die nicht an Gott glaubt, aber trotzdem ihr Kind taufen ließ, |
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Das findest Du schon ?
Ich habe kürzlich von einer bekennenden Wicca gehört, die ihre Kinder hat taufen lassen, nur für den Fall, daß "ihnen etwas passiert". Ja, was denn, wenn man nicht an die Hölle glaubt?
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1271156) Verfasst am: 18.04.2009, 21:30 Titel: |
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naja, man kann ja nie genug sicher sein... vielleicht hätte deine Bekannte ihr Kind auch noch nach muslimischen, buddhistischen, schamanischen, shintoistischen, jüdischen, ur-amerikanischen und sonstigen Riten fürs Leben fit machen sollen.
allerdings, die Bezeichnungen "bekennende Christin" und "nicht an Gott glauben" passen in meinem Weltbild nicht wirklich zueinander....
grüsse, das fräulein
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1271191) Verfasst am: 18.04.2009, 22:22 Titel: Re: Lächerlich ehrenwerte Religion |
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musikdusche hat folgendes geschrieben: |
Meine Fragen:
1. Beobachtet ihr ähnliches? |
ja
Zitat: | 2. Wenn ja, wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
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Ich finde da ist gar kein Widerspruch.
Solche Christen werden belächelt, weil es in dieser Gesellschaft im Grunde unmöglich ist entsprechend
christlicher Maßstäbe zu leben - folglich geht man mit ihnen um wie mit jeder anderen Art Sonder-/Wunderlinge auch.
Die Beachtung christlicher "Würdenträger" wiederum ist der Institution Kirche geschuldet bzw. der
Menge derer, welche sich ihr angehörig fühlen ohne ernsthaft dran zu denken christliche Maßgaben
zu berücksichtigen.
Somit dient das übliche Verhalten der Aufrechterhaltung der Farce, welche unter Christen Konsens ist,
wärend die paar ernsthaften Vertreter der Religion, welche nach ihr zu leben gedenken eine Gefahr für die Farce bedeuten
und folglich zum Erhalt dieser ins Abseits gestellt werden.
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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