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Links neu denken

 
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Plath
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Anmeldungsdatum: 24.08.2009
Beiträge: 361

Beitrag(#1369601) Verfasst am: 30.09.2009, 08:22    Titel: Links neu denken Antworten mit Zitat

Habe zufällig Sigmar Gabriels Buch letztens gelesen.
Ich hoffe es ist urheberrechtlich okay, wenn ich einige Passagen zur Diskussion zitiere. Er schreibt selbst, dass Buch wäre eine "Einladung zur Auseinandersetzung um das, was uns wirklich angeht". Das Buch ist umfangreich, die Zitate können also nicht umfassend sein. Vielleicht interessierts euch.
Klappentext:
Zitat:
"Die politischen Koordinaten der Bundesrepublik Deutschland sind ins Rutschen geraten wie niemals zuvor. Jahrzehntelang schien klar, was links ist und was rechts - davon kann keine Rede mehr sein. Deshalb wird es höchste Zeit für eine Lagebestimmung, die Schluss macht mit der Weichzeichnung von polit. Positionen. Sigmar Gabriel will den Begriff LINKS wieder für die SPD zurückgewinnen. Er grenzt ihn scharf ab gegen die neue Partei, die am Rand der SPD entstanden ist, die "antiaufklärerisch, antiemanzipatorisch ist und auf die Reflexe öffentlichen Protestes setzt". Links ist in Wahrheit, den Menschen Aufstiegschancen zu bieten - denn die SPD war immer eine Aufsteigerpartei - sowie die Teilhabe an der Gestaltungsmacht."

aus dem Vorwort:
Zitat:
"Und das ist die Frage: Was leisten Reformvorhaben für die zentralen Aufgaben bei der Emanzipation von Menschen: für Aufstieg und Teilhabe durch Leistung; für die Solidarität mit denjenigen, die zeitweise und dauerhaft der Hilfe anderer bedürfen; und für eine gerechte Verteilung von Lebenschancen und Perspektiven nicht nur für Menschen, die heute und in Deutschland leben, sondern auch weltweit und für zukünftige Generationen? das ist seit nunmehr fast 150 Jahren Kern der sozialdemokratischen Erzählung....
Ich bin sicher, dass erfolgreiche Politik, wenn sie die Herausforderungen von heute bewältigen und die Zkunft gewinnen will, nur aus den Grundwerten einer demokratischen Linken kommen kann, die auch aktiv gestalten muss. Der reine Protest gegen tatsächlich vorhandene oder vermeintliche Ungerechtigkeit reicht nicht aus. Die einzige linke Kraft, die in Deutschland diesen gestaltungswillen besitzt, war und ist für mich die SPD."
Zitat Ende
Bei Anklang kann ich nach und nach weiteres zitieren, was mir auffiel.
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DeHerg
nun schon länger Ranglos



Anmeldungsdatum: 28.04.2007
Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock

Beitrag(#1369608) Verfasst am: 30.09.2009, 09:07    Titel: Re: Links neu denken Antworten mit Zitat

Plath hat folgendes geschrieben:

Klappentext:
Zitat:
"Die politischen Koordinaten der Bundesrepublik Deutschland sind ins Rutschen geraten wie niemals zuvor. Jahrzehntelang schien klar, was links ist und was rechts - davon kann keine Rede mehr sein. Deshalb wird es höchste Zeit für eine Lagebestimmung, die Schluss macht mit der Weichzeichnung von polit. Positionen. Sigmar Gabriel will den Begriff LINKS wieder für die SPD zurückgewinnen. "
erst rücken sie nach rechts und dann erwarten sie das der Begriff Links ihnen hinterher eilt? Wie abgehoben muss man sein um anzunehmen das der Rest der Bevölkerung doch einsehen muss das seine Definition nicht zutrifft da sie Gabriels Partei nicht mehr einschließt?
_________________
Haare spalten ist was für Grobmotoriker

"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1369612) Verfasst am: 30.09.2009, 09:14    Titel: Re: Links neu denken Antworten mit Zitat

Slavoj Zizek: What does it mean to be a Revolutionary today? Vortrag @ Marxism 2009
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 30.09.2009, 09:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Dominik
...



Anmeldungsdatum: 16.10.2004
Beiträge: 1341
Wohnort: Deutschland

Beitrag(#1369626) Verfasst am: 30.09.2009, 09:40    Titel: Antworten mit Zitat

Geschockt

Zeigt mir eigentlich nur, wie weit der Weg ist, den die SPD noch gehen muss um wieder in der Realität anzukommen...
_________________
"Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik" Karl Marx (Ebd., MEW 1:378)
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Plath
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Anmeldungsdatum: 24.08.2009
Beiträge: 361

Beitrag(#1369636) Verfasst am: 30.09.2009, 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

"Während rund 150 Jahre lang Arbeitslosigkeit im Wesentlichen als eine Folge marktwirtschaftlichen Versagens beziehungsweise ungenutzter ökonomischer Wachstumspotentiale angesehen wurde, deren Konsequenzen demzufolge auch nicht dem davon Beroffenen zuzumuten waren, geriet nun auch das Verhalten des Einzelnen in den Blick sozialdemokratischer Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Fördern aber auch Fordern war die plakative, aber durchaus berechtigte Überschrift dieses Programms.
...Trotzdem blieb der dahinterstehende Paradigmenwechsel für die SPD problematisch: Konservativen und Liberalen war es ursprünglich vorbehalten, Arbeitslosigkeit weitgehend zu individualisieren, d.h. im Kern als Problem der Betroffenen zu verstehen.[...] Die neue sozialdemokratische Analyse verbindet gesamtwirtschaftliche mit einzelwirtschaftlichen Diagnosen.Sie blendet nicht mehr aus, dass es auch heute noch Anreize in unserem Sozialsystem gibt, die einen Verbleib in der Arbeitslosigkeit und die Kombination Sozialtransfer und Schwarzarbeit lohnenswerter erscheinen lassen als die Aufnahme eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses. ...für den künftigen Wohlstand von zentraler Bedeutung ist, in Deutschland und Europa neue Arbeitsplätze zu schaffen. ...Verteilungsgerechtigkeit braucht beides, Leistung und Wachstum."

Ach, vielleicht haben wir das auch genug in den letzten Wochen im Wahlkampf gehört. Mit den Augen rollen
oder möchte jemand mehr?
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1369730) Verfasst am: 30.09.2009, 12:50    Titel: Antworten mit Zitat

Plath hat folgendes geschrieben:
"...Trotzdem blieb der dahinterstehende Paradigmenwechsel für die SPD problematisch: Konservativen und Liberalen war es ursprünglich vorbehalten, Arbeitslosigkeit weitgehend zu individualisieren, d.h. im Kern als Problem der Betroffenen zu verstehen.[...] Die neue sozialdemokratische Analyse verbindet gesamtwirtschaftliche mit einzelwirtschaftlichen Diagnosen.Sie blendet nicht mehr aus, dass es auch heute noch Anreize in unserem Sozialsystem gibt, die einen Verbleib in der Arbeitslosigkeit und die Kombination Sozialtransfer und Schwarzarbeit lohnenswerter erscheinen lassen als die Aufnahme eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses.


Deutlicher kann man nicht machen, dass man sich von einer Systemkritik beinahe völlig losgesagt hat. Ich finde, anhand dieses kurzen Zitates lässt sich auch gut verdeutlichen, worin der Kern des "Rechtsrucks" der SPD besteht.
_________________
Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Plath
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Anmeldungsdatum: 24.08.2009
Beiträge: 361

Beitrag(#1369756) Verfasst am: 30.09.2009, 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

Aber richtig ist eigentlich schon, dass ...
Zitat:
Im Übrigen ist diese an Aufstieg und Teilhabe der Mehrheit orientierte Politik zugleich die Voraussetzung dafür, dass die Bereitschaft und Fähigkeit zu Solidarität und Hilfe für Minderheiten nachhaltig besteht.

Der Wille zur Lohnarbeit muss bestehen und es muss überhaupt Arbeit da sein.

Knackpunkt ist für mich dieser "Aufstiegswille" (die SPD war immer eine Aufsteigerpartei) als Voraussetzung. Da muss ja ein enormes Selbstvertrauen hinterstecken, oder Leute, die einem auf die Füße treten (Elternhaus, sonstige Netzwerke), oder dass man völlig im Dreck steckt - selbst dann überwiegt evtl. wohl eher die Verzweiflung als der Aufstiegswille.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1369773) Verfasst am: 30.09.2009, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

Plath hat folgendes geschrieben:
Aber richtig ist eigentlich schon, dass ...
Zitat:
Im Übrigen ist diese an Aufstieg und Teilhabe der Mehrheit orientierte Politik zugleich die Voraussetzung dafür, dass die Bereitschaft und Fähigkeit zu Solidarität und Hilfe für Minderheiten nachhaltig besteht.

Der Wille zur Lohnarbeit muss bestehen und es muss überhaupt Arbeit da sein.


Das meine ich mit der Aufgabe der Systemkritik. So argumentiert man vor allem unter dem marktliberalen Paradigma.

Plath hat folgendes geschrieben:
Knackpunkt ist für mich dieser "Aufstiegswille" (die SPD war immer eine Aufsteigerpartei) als Voraussetzung. Da muss ja ein enormes Selbstvertrauen hinterstecken, oder Leute, die einem auf die Füße treten (Elternhaus, sonstige Netzwerke), oder dass man völlig im Dreck steckt - selbst dann überwiegt evtl. wohl eher die Verzweiflung als der Aufstiegswille.


Die Chancengleichheit, von der gesprochen wird, ist immer nur eine oberflächliche Chancengleichheit, da eben solche Aspekte weitestgehend ausgeblendet sind.
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- Niklas Luhmann -
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Shadaik
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1369800) Verfasst am: 30.09.2009, 14:14    Titel: Re: Links neu denken Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:
Plath hat folgendes geschrieben:

Klappentext:
Zitat:
"Die politischen Koordinaten der Bundesrepublik Deutschland sind ins Rutschen geraten wie niemals zuvor. Jahrzehntelang schien klar, was links ist und was rechts - davon kann keine Rede mehr sein. Deshalb wird es höchste Zeit für eine Lagebestimmung, die Schluss macht mit der Weichzeichnung von polit. Positionen. Sigmar Gabriel will den Begriff LINKS wieder für die SPD zurückgewinnen. "
erst rücken sie nach rechts und dann erwarten sie das der Begriff Links ihnen hinterher eilt? Wie abgehoben muss man sein um anzunehmen das der Rest der Bevölkerung doch einsehen muss das seine Definition nicht zutrifft da sie Gabriels Partei nicht mehr einschließt?
Es könnte sogar funktionieren, gäbe es nicht ein ausgeprägtes Pateienspektrum links von der SPD. Für die SPD wäre es aussichtsreicher, der CDU den Begriff "Mitte" zu nehmen.
Die CDU hält ohnehin viel zu viele politische Verortungsbezeichnungen besetzt, da kann die SPD doch mal entrümpeln helfen - "bürgerlich" und "konservativ" dürfen sie auch behalten.

Siehe auch diesen mE hervorragenden Text beim Oeffinger Freidenker: http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2009/09/kampf-um-begriffe-teil-2.html
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1369852) Verfasst am: 30.09.2009, 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

Plath hat folgendes geschrieben:
Der Wille zur Lohnarbeit muss bestehen.

Nein, muss er nicht. zwinkern
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Plath
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Anmeldungsdatum: 24.08.2009
Beiträge: 361

Beitrag(#1369864) Verfasst am: 30.09.2009, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Der Oeffinger ist gut!
Zitat:
"Links" ist die LINKE, die heißt schon so, und es macht weder für SPD noch für Grüne Sinn, in diesem Terrain zu wildern. Stattdessen kann man versuchen, sich selbst als progressiv darzustellen und das Label der Mitte, mit dem man so lange etikettiert wurde und sich selbst zu etikettieren versucht hat einfach weiter zu benutzen und zu drehen.


Bei Gabriel heißt das dann
Zitat:
Es geht um die Mehrheit, nicht um die Mitte.[Mitte,] das ist eine Politikkonzeption, die strukturell konservativ ist. neue Antworten werden systematisch ausgeblendet, [...]Innovationen finden nicht statt, weil der Median-Wähler, auf den alle Welt seine Programmangebote für die neue Mitte zielt, nicht sie im Blick hat, sondern die Verteidigung des Status Quo[ ...]Politik muss innovativ sein, unternehmungslustig und auch risikofreudig.

Den Begriff PROGRESSIV kann ich jetzt gerade nicht im Buch nachweisen. Mal demnächst auf den Sprachgebrauch der Politiker achten. zwinkern
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Plath
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Anmeldungsdatum: 24.08.2009
Beiträge: 361

Beitrag(#1369880) Verfasst am: 30.09.2009, 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Plath hat folgendes geschrieben:
Der Wille zur Lohnarbeit muss bestehen.

Nein, muss er nicht. zwinkern


Das Thema besteht ja schon nebenan.
Siggi Gabriel geht aber davon aus, dass der Wille bestehen muss! Sonst funktioniert das System nicht. Die Wiedererlangung der Unabhängigkeit von staatlicher oder gesellschaftlicher Unterstützung ist das Ziel.
Also nich hier den ganzen Tach am PC rumhängen, so geht das ja wohl garnich.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1369881) Verfasst am: 30.09.2009, 15:24    Titel: Antworten mit Zitat

Plath hat folgendes geschrieben:
Siggi Gabriel geht aber davon aus, dass der Wille bestehen muss! Sonst funktioniert das System nicht.

Oh, da bin ich mit ihm einer Meinung. zwinkern
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
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