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Porphyroeides Schatten
Anmeldungsdatum: 21.02.2008 Beiträge: 2022
Wohnort: Heidelberg
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(#1057732) Verfasst am: 04.08.2008, 23:29 Titel: Narnia |
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Die Zeit hat folgendes geschrieben: | [...]
Der zweite Teil der Filmserie repräsentiert den derzeitigen Stand der Computeranimation und verbindet zwei Erfolgsformeln: die Kinderhelden aus Harry Potter, denen man beim Erwachsenwerden zusieht, und die weltentscheidenden Schlachten und epische Ausdehnung aus Herr der Ringe. Dabei ist nicht zu übersehen, dass die filmische Umsetzung der Chroniken nicht minder religiös und ideologisch besetzt ist als die Bücher. Gerade der zweite Teil verdient sich das Prädikat Kriegskitsch; er beschreibt nicht zuletzt die Produktion von Kindersoldaten in einem heiligen Krieg. Der Weihnachtsmann in Narnia bringt Rüstungsgüter, Schwerter und Bogen, es geht nicht um Selbstbestimmung, sondern um rechtmäßige Herrschaft, und die Süßigkeit ist hier das Hexenwerk.
[...]
Auf der Leinwand sind Die Chroniken von Narnia freilich ganz aktuell kontaminiert auch durch den Gebrauch, den die religiöse Rechte in den USA davon machte und macht. Disneys Zusammenarbeit mit der Walden-Produktion, der Firma des selbst ernannten Erweckers Philip Anschutz, der 20 Prozent aller amerikanischen Kinos besitzt und noch unter eingefleischten Republikanern als rechter Hardliner und in seiner presbyterianischen Kirche als »ausgeprägter« Fundamentalist gilt, zielt bewusst auf einen Markt jenseits der traditionell liberalen Traumfabrik. »Wir machen Filme, die grundsätzlich erzieherisch sind«, lautet Anschutz’ Programm. Die Filmproduktion empfindet der Multimilliardär als globale Missionarsarbeit, und seine Mitarbeiter sind eingeschworen auf einen Kampf gegen alles, was liberal, unchristlich und demokratisch ist.
[...]
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Diesen Artikel habe ich vorhin zufällig entdeckt. Es war mir vorher durchaus bekannt, dass die Narnia-Reihe christlich-fundamentalistisch angehaucht ist, über das genaue Ausmaß war ich mir jedoch nicht im Klaren. Ich wusste das nur, da ich His Dark Materials kenne, das bisweilen als "Gegenentwurf" zu den Chroniken von Narnia bezeichnet wird (so auch im verlinkten Artikel), und hatte deshalb nie Interesse, die Narnia-Bücher zu lesen.
Den Filmen habe ich infolgedessen auch keine Beachtung geschenkt, irgendwie war ich so naiv zu glauben, dass der religiös-ideologische Anteil bei einer Verfilmung eher verwässert wird. Deshalb fand ich diesen Artikel sehr aufschlussreich.
Hat jemand einen oder beide der Narnia-Filme gesehen?
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Valen MacLeod Antitheist
Anmeldungsdatum: 11.12.2004 Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden
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(#1057738) Verfasst am: 04.08.2008, 23:42 Titel: |
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Täglich zweimal... ich finde sie immer noch relativ flach, auch, wenn die besucherzahlen langsam besser werden. Die Story gibt einfach nix her und wirkt auf mich wie gewollt und nicht gekonnt.
Naja, dass er ab 12 ist liegt ja schon nahe am religiösen Selbsbestimmungsrecht. und Eltern tatsächlich meinen, ihr 6-jähriger Sprössling darf das schon sehen, ist mir das auch recht. Er gibt viel schlimmeren Mist, als etwas verblödetes Tolkien-Nachgeschreibe.
Sprechende Tiere... ts... das war schon im Zauberer von Oz übel...
_________________ V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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kATZE Amazone
Anmeldungsdatum: 26.04.2007 Beiträge: 394
Wohnort: Stuttgart
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(#1057765) Verfasst am: 05.08.2008, 00:38 Titel: |
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@Aesahaettr
Danke für die Aufklärung. Ich war mit meinen Kindern im Kino und hab den Film positiv in Erinnerung. Doch nun muss ich meine Meinung revidieren.
_________________ Trust your crazy ideas - Anita Roddick
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HomoCarnula Brezokoff
Anmeldungsdatum: 08.02.2008 Beiträge: 665
Wohnort: Berlin
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(#1057769) Verfasst am: 05.08.2008, 00:43 Titel: |
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Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | etwas verblödetes Tolkien-Nachgeschreibe.
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vor-geschreibe
_________________ Ste videli lepote, ko jutro naredi srebrne bisere rose
Ste videli lepote, ko sredi noči zapiha veter samote
Siddharta - slowenische Musik
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1057775) Verfasst am: 05.08.2008, 00:55 Titel: |
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HomoCarnula hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | etwas verblödetes Tolkien-Nachgeschreibe.
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vor-geschreibe |
Nein, Nachgeschreibe. Der "Herr der Ringe" war zwar noch nicht erschienen, als C.S. Lewis die Narnia-Bücher geschrieben hat, aber im Entstehen. C.S. Lewis war eng mit Tolkien befreundet und kannte grosse Teile des HdR bereits vor der Veröffentlichung. Tolkien war nicht sehr erfreut darüber, dass Lewis sich bei vielen seiner Ideen bedient hat, um schnell ein paar Fantasybücher rauszuhauen. Besonders schlimm fand Tolkien (obwohl selber katholischer Christ) den belehrenden und missionarischen Gehalt der Narnia-Bücher. Tolkien hat sich immer dagegen gewehrt, wenn man den HdR als Allegorie auf den 2. Weltkrieg oder seinen christlichen Glauben gedeutet hat. So eine Art von Literatur war ihm völlig zuwider.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1057783) Verfasst am: 05.08.2008, 01:09 Titel: Re: Narnia |
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Aesahaettr hat folgendes geschrieben: | Diesen Artikel habe ich vorhin zufällig entdeckt. Es war mir vorher durchaus bekannt, dass die Narnia-Reihe christlich-fundamentalistisch angehaucht ist, über das genaue Ausmaß war ich mir jedoch nicht im Klaren. Ich wusste das nur, da ich His Dark Materials kenne, das bisweilen als "Gegenentwurf" zu den Chroniken von Narnia bezeichnet wird (so auch im verlinkten Artikel), und hatte deshalb nie Interesse, die Narnia-Bücher zu lesen.
Den Filmen habe ich infolgedessen auch keine Beachtung geschenkt, irgendwie war ich so naiv zu glauben, dass der religiös-ideologische Anteil bei einer Verfilmung eher verwässert wird. Deshalb fand ich diesen Artikel sehr aufschlussreich.
Hat jemand einen oder beide der Narnia-Filme gesehen? |
Papier ist geduldig und wenn man mit Worten umgehen kann, dann kriegt man auch den Friedens Nobelpreis mit dem Faschismus in Verbindung. Der Autor sieht da ein Propagandafilm der christlichen Rechten? Schon daran kann man erkennen was für ein Schwachsinn der Typ schreibt. Keiner gibt hunderte Millionen Dollar für ein Propagandafilm aus. So christlich ist letztendlich keiner. Der Film ist dazu da um Geld zu machen. Also nicht jeden Unsinn glauben den irgendeiner schreibt.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1057785) Verfasst am: 05.08.2008, 01:35 Titel: Re: Narnia |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Der Autor sieht da ein Propagandafilm der christlichen Rechten? Schon daran kann man erkennen was für ein Schwachsinn der Typ schreibt. Keiner gibt hunderte Millionen Dollar für ein Propagandafilm aus. So christlich ist letztendlich keiner. |
Keiner?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1057802) Verfasst am: 05.08.2008, 03:11 Titel: |
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Ich hab' Narnia zwar noch nicht gesehen oder gelesen, aber das Fantasy-Genre scheint mir insgesamt überwiegend bestimmt von eher autoritären Gesellschaftsauffassungen. Fantasy-Romane, die sich für Demokratie und Selbstbestimmung aussprechen, kenne ich leider kaum bis gar nicht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#1057811) Verfasst am: 05.08.2008, 07:54 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Fantasy-Romane, die sich für Demokratie und Selbstbestimmung aussprechen, kenne ich leider kaum bis gar nicht. |
Das ganze Genre lehnt sich stark an das europäische Mittelalter an - und Autoren, die sich davon lösen können, gibts selten. Man muss ja schon froh sein wenn keine "guter König"-Klischees zu Tode geritten werden.
_________________ Storm by Tim Minchin
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#1057858) Verfasst am: 05.08.2008, 10:45 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich hab' Narnia zwar noch nicht gesehen oder gelesen, aber das Fantasy-Genre scheint mir insgesamt überwiegend bestimmt von eher autoritären Gesellschaftsauffassungen. Fantasy-Romane, die sich für Demokratie und Selbstbestimmung aussprechen, kenne ich leider kaum bis gar nicht. |
Würdest Du "die unendliche Geschichte" als Fantasy gelten lassen?
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1057868) Verfasst am: 05.08.2008, 11:10 Titel: Re: Narnia |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Der Autor sieht da ein Propagandafilm der christlichen Rechten? Schon daran kann man erkennen was für ein Schwachsinn der Typ schreibt. Keiner gibt hunderte Millionen Dollar für ein Propagandafilm aus. So christlich ist letztendlich keiner. |
Keiner? |
Da rk72 immer Recht hat, ist diese Seite ein Fake
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pariparo Bright & HyperAtheist
Anmeldungsdatum: 22.06.2007 Beiträge: 2378
Wohnort: Berlin
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(#1057881) Verfasst am: 05.08.2008, 11:43 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | HomoCarnula hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | etwas verblödetes Tolkien-Nachgeschreibe.
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vor-geschreibe |
Nein, Nachgeschreibe. Der "Herr der Ringe" war zwar noch nicht erschienen, als C.S. Lewis die Narnia-Bücher geschrieben hat, aber im Entstehen. C.S. Lewis war eng mit Tolkien befreundet und kannte grosse Teile des HdR bereits vor der Veröffentlichung. Tolkien war nicht sehr erfreut darüber, dass Lewis sich bei vielen seiner Ideen bedient hat, um schnell ein paar Fantasybücher rauszuhauen. Besonders schlimm fand Tolkien (obwohl selber katholischer Christ) den belehrenden und missionarischen Gehalt der Narnia-Bücher. Tolkien hat sich immer dagegen gewehrt, wenn man den HdR als Allegorie auf den 2. Weltkrieg oder seinen christlichen Glauben gedeutet hat. So eine Art von Literatur war ihm völlig zuwider. |
kath.net schreibt folgendes dazu: Zitat: | Dabei war Narnia zu erst da.
D.h. Rowling und Tolkien haben sich an Lewis Büchern für ihre eigenen Werke inspiriert, nicht umgekehrt. Sie sind also eigentlich die Plagiate. Die Ironie ist nun, dass sie, weil früher ins Kino gekommen, als Originale angesehen werden, und genau daran, an dem vermeintlichen Nachäffen großer Blockbuster, leidet Narnia. |
http://www.kath.net/detail.php?id=20513
_________________ Glaubst du noch oder denkst du schon?
Ich bin selbst gegenüber allen bekannten Religionen Dissident, und ich hoffe, dass jede Art religiöser Gläubigkeit ausstirbt. (B.Russell)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1057897) Verfasst am: 05.08.2008, 12:02 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich hab' Narnia zwar noch nicht gesehen oder gelesen, aber das Fantasy-Genre scheint mir insgesamt überwiegend bestimmt von eher autoritären Gesellschaftsauffassungen. Fantasy-Romane, die sich für Demokratie und Selbstbestimmung aussprechen, kenne ich leider kaum bis gar nicht. |
Würdest Du "die unendliche Geschichte" als Fantasy gelten lassen? |
Vermutlich schon. Unglücklicherweise habe ich sie noch nicht gelesen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1057911) Verfasst am: 05.08.2008, 12:44 Titel: Re: Narnia |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Der Autor sieht da ein Propagandafilm der christlichen Rechten? Schon daran kann man erkennen was für ein Schwachsinn der Typ schreibt. Keiner gibt hunderte Millionen Dollar für ein Propagandafilm aus. So christlich ist letztendlich keiner. |
Keiner? |
Auch wenn du vielleicht Die Passion Christi anders siehst, es war ein kommerzieller Film. Der hat Kohle gemacht bis geht nicht mehr. Ich hab mal etwas von 600 Mio gelesen, ist aber auch schon paar Jahre her. Inzwischen dürfe es mehr sein.
Im Gegensatz zu vielen jüdischen Organisationen die sehr sensibel auf solche Filme reagieren, da man ihnen in der Vergangenheit das als Schuld aufbrummte, und schon als Beißreflex solche Filme verurteilen und fundamentalistische Christen die sich nach jüdischen Organisationen richten und alles gut finden was die verurteilen, ist Die Passion Christi nicht so fundamentalistisch christlich wie man das dem Film zuschreibt. zwar ist das schon paar Jahre her wo ich den Film gesehen habe, aber ich hatte nie den Eindruck, daß die Juden im Film schlecht wegkamen. Ok, die Priester waren nicht nett, aber die Priester sind nicht alle Juden. Vielleicht sehe ich das auch nur zu differenziert, vielleicht bedeutet für alle anderen Jüdische Priester = Juden. Vielleicht ist das der Grund wieso ich die Kritik nicht verstehe. Aber abgesehen von der Gleichsetzung hatte ich nie das Gefühl, daß die Juden böse dargestellt wurden, eher das Gegenteil.
Der Rest bezieht sich dagegen entweder auf die Bibel oder versucht historisch richtig zu sein (auch wenn man es nie 100% schaft). Ansonsten muß man auch betrachten, daß der Film die heutige Art des Filmemachers ist. Während zu anderen Zeiten entweder eine Botschaft hinter der Geschichte stand oder eine Illusion, versucht man heute durch übertriebenen Realismus oft die Illusion zu zerstören (siehe Western: früher die aufrechten Helden, heute kaputte Typen).
Ich würde den Film also nicht als Propaganda sehen. Es wurde zu sehr auf den kommerziellen Erfolg geachtet.
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1057917) Verfasst am: 05.08.2008, 12:56 Titel: |
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hmm... Was ist am Film Narnia religiös... Also ich kenne ja den ersten Teil und fand das einfach nur ein nettes und einigermaßen unterhaltsames Märchen. Mir wäre jetzt nix Religiöses daran aufgefallen... auch jetzt nicht, wo ich das hier lese. Wird das beim aktuellen Teil schlimmer? Bei dem Teil, den ich kenne, würde ich keine religiöse Ideologie unterstellen... Kann mich da mal jemand genauer aufklären? Droht man jetzt Christ zu werden, wenn man den Film guckt... wenn ja aufgrund was?
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1057920) Verfasst am: 05.08.2008, 12:58 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich hab' Narnia zwar noch nicht gesehen oder gelesen, aber das Fantasy-Genre scheint mir insgesamt überwiegend bestimmt von eher autoritären Gesellschaftsauffassungen. Fantasy-Romane, die sich für Demokratie und Selbstbestimmung aussprechen, kenne ich leider kaum bis gar nicht. |
Du übersiehst eines, es ist ein Kindergeschichte. Auch wenn viele hier im Forum das nicht verstehen (das zeigt ein anderer Thread), funktionieren Kindergeschichten anders. Bei Kindergeschichten gibt es eine klare Gut/Böse Trennung, siehe Märchen, siehe Walt Disney Trickfilme für Kinder usw. Es gibt Gut und es gibt Böse. Selbst Shrek hatte den bösen Lord Farquaard. Damit Kinder es verstehen muß die Trennung klar sein oder man verzichtet komplett auf Gut und Böse. Geht auch. Auf keinen Fall aber läßt man es unklar wer gut und wer böse ist wenn es zu der Geschichte gehört.
Erwachsene verstehen das anscheinend nicht. Gut ist denen zu gut und Böse zu böse. Und dann versuchen sie als Erwachsene eine Kindergeschichte zu analysieren.
Ich selbst sah zwar nur Bruchteile des ersten Films, da mit das doch zu sehr Kindergeschichte war, hab mich aber etwas über Narnia informiert. Natürlich versuchte der Autor gewisse christliche Werte, oder was er darunter verstand, in der Geschichte zu verarbeiten, aber das ist keine christliche oder religöse Geschichte.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1057926) Verfasst am: 05.08.2008, 13:06 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | hmm... Was ist am Film Narnia religiös... Also ich kenne ja den ersten Teil und fand das einfach nur ein nettes und einigermaßen unterhaltsames Märchen. Mir wäre jetzt nix Religiöses daran aufgefallen... auch jetzt nicht, wo ich das hier lese. Wird das beim aktuellen Teil schlimmer? Bei dem Teil, den ich kenne, würde ich keine religiöse Ideologie unterstellen... Kann mich da mal jemand genauer aufklären? Droht man jetzt Christ zu werden, wenn man den Film guckt... wenn ja aufgrund was? |
Du hast Recht, da ist auch nichts religöses an der Geschichte. Was aber viele wissen und jetzt überbewerten in dem sie versuchen da Religion rein zu interpretieren, ist, daß der Autor die guten Tugenden, die er wohl mit positiven christlichen Eigenschaften gleichsetzte, eingebaut hat. Das bedeutet aber nicht, daß die Geschichte religös ist oder man sie christlich verstehen soll. Jeder andere kann die Geschichte auch genießen.
Der Schwerpunkt liegt hier sowieso auf Fantasy. Als Herr der Ringe der große erfolg wurde, hat man versucht auf der Welle zu reiten. Da bit sich Narnia an. Ist also alles Kommerz.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#1057927) Verfasst am: 05.08.2008, 13:07 Titel: |
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Das ist ja kein bewusstes interpretieren von Feinden des Christentums.
Grade die Christen in den USA sind es, die den Film immer wieder als besonders christlich hinstellen wollen.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1057944) Verfasst am: 05.08.2008, 13:26 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Bei Kindergeschichten gibt es eine klare Gut/Böse Trennung. |
Von dem Vorhandensein einer Gut/Böse-Trennung war in meinem Beitrag nicht die Rede, sondern von autoritären Gesellschaftsauffassungen. Es ist ein Unterschied, ob sich ein Gut/Böse-Gegensatz an der Gegenüberstellung von "legitimer" und "illegitimer" Herrschaft bzw. Autorität festmacht oder an etwas Anderem. Um mal dein eigenes Beispiel aufzugreifen: Bei Shrek beruhte der Gut/Böse-Gegensatz sogar auf völlig anderen Faktoren. Mal ganz abgesehen davon, dass die "Guten" in Shrek keineswegs als untadelige, strahlende Helden präsentiert werden - aber das nur am Rande. (Die Frage, ob der Vergleich überhaupt angebracht ist, klammere ich hier einfach mal ganz aus.)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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apothecarius WOLLT IHR DEN TOTALEN FRIEDEN!?
Anmeldungsdatum: 24.07.2008 Beiträge: 158
Wohnort: Schwobaländle
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(#1057958) Verfasst am: 05.08.2008, 13:40 Titel: |
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Die Christliche Symbolik findet man in Narnia 1 zum Beispiel, als sich der Löwenkönig für den Verräter (einer von den Kindern, keine Ahnung wie er heißt) opfert und dann auf diesem Altar wiederaufersteht. Blöd nur, dass das vollkommen aufgesetzt und wie eine unglaublich dämliche Ausrede rüberkommt. Versuchung und Sünde kommt noch ein paar mal vor(allerdings nur für Kinder )
Allgemein fand ich den ersten Film vollkommen mies. Die Szene mit dem Weihnachtsmann ("Haben sie nicht gerade gesagt, Krieg sei etwas schlimmes?") könnte in einer Komödie vielleicht noch als Selbstironie durchgehen, aber episches Fantasy kann sich sowas definitiv nicht leisten. Das allergrässlichste kam dann kurz vor der Endschlacht, als der große Bruder einen Zentauren fragt
"Würdest du mir folgen?"
"Bis in den Tod."
Blöd nur, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat, diesen Zentauren ein wenig einzuführen.
Damit lässt sich der Film auch grob einordnen. Er versucht die "Coolness" von Herr der Ringe zu erreichen ("GRIMME TATEN ERWACHET!"), versagt dabei aber kläglich.
_________________ Die Straße ist nicht nass
Also kann es nicht geregnet haben
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1057977) Verfasst am: 05.08.2008, 14:02 Titel: |
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apothecarius hat folgendes geschrieben: | Die Christliche Symbolik findet man in Narnia 1 zum Beispiel, als sich der Löwenkönig für den Verräter (einer von den Kindern, keine Ahnung wie er heißt) opfert und dann auf diesem Altar wiederaufersteht. Blöd nur, dass das vollkommen aufgesetzt und wie eine unglaublich dämliche Ausrede rüberkommt. Versuchung und Sünde kommt noch ein paar mal vor(allerdings nur für Kinder ) |
Findet man auch in anderen Filmen. Allerdings wenn dem Film keinen religösen Vorwurf macht, dann wird das nicht so wahrgenommen. Da hätte wir z.B. Gandalf bei Herr der Ringe. Zuerst fällt er in die Schlucht und kommt als neuer Gandalf raus. Letztens habe ich auch neinen Film gesehen wo einer drauf ging und plötzlich wieder da war. Keine Ahnung wie der Film hieß. Kommt schon mal vor in Fantasyfilmen.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1057983) Verfasst am: 05.08.2008, 14:06 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Bei Kindergeschichten gibt es eine klare Gut/Böse Trennung. |
Von dem Vorhandensein einer Gut/Böse-Trennung war in meinem Beitrag nicht die Rede, sondern von autoritären Gesellschaftsauffassungen. Es ist ein Unterschied, ob sich ein Gut/Böse-Gegensatz an der Gegenüberstellung von "legitimer" und "illegitimer" Herrschaft bzw. Autorität festmacht oder an etwas Anderem. |
Vielleicht sollte ich mir den Film doch mal ansehen, aber man sollte nicht vergessen, daß es hier um Märchen geht. Da gibt es nun mal Könige und Prinzessinen. Jetzt sagen, daß man in Zukunft Filme meiden sollte bei denen Könige vorkommen, ist etwas kleinlich. Demokratie eignet sich nicht für Fantasy, Monarchien eher.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1058022) Verfasst am: 05.08.2008, 14:25 Titel: Re: Narnia |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Der Autor sieht da ein Propagandafilm der christlichen Rechten? Schon daran kann man erkennen was für ein Schwachsinn der Typ schreibt. Keiner gibt hunderte Millionen Dollar für ein Propagandafilm aus. So christlich ist letztendlich keiner. |
Keiner? |
Auch wenn du vielleicht Die Passion Christi anders siehst, es war ein kommerzieller Film. Der hat Kohle gemacht bis geht nicht mehr. Ich hab mal etwas von 600 Mio gelesen, ist aber auch schon paar Jahre her. Inzwischen dürfe es mehr sein.
Im Gegensatz zu vielen jüdischen Organisationen die sehr sensibel auf solche Filme reagieren, da man ihnen in der Vergangenheit das als Schuld aufbrummte, und schon als Beißreflex solche Filme verurteilen und fundamentalistische Christen die sich nach jüdischen Organisationen richten und alles gut finden was die verurteilen, ist Die Passion Christi nicht so fundamentalistisch christlich wie man das dem Film zuschreibt. zwar ist das schon paar Jahre her wo ich den Film gesehen habe, aber ich hatte nie den Eindruck, daß die Juden im Film schlecht wegkamen. Ok, die Priester waren nicht nett, aber die Priester sind nicht alle Juden. Vielleicht sehe ich das auch nur zu differenziert, vielleicht bedeutet für alle anderen Jüdische Priester = Juden. Vielleicht ist das der Grund wieso ich die Kritik nicht verstehe. Aber abgesehen von der Gleichsetzung hatte ich nie das Gefühl, daß die Juden böse dargestellt wurden, eher das Gegenteil.
Der Rest bezieht sich dagegen entweder auf die Bibel oder versucht historisch richtig zu sein (auch wenn man es nie 100% schaft). Ansonsten muß man auch betrachten, daß der Film die heutige Art des Filmemachers ist. Während zu anderen Zeiten entweder eine Botschaft hinter der Geschichte stand oder eine Illusion, versucht man heute durch übertriebenen Realismus oft die Illusion zu zerstören (siehe Western: früher die aufrechten Helden, heute kaputte Typen).
Ich würde den Film also nicht als Propaganda sehen. Es wurde zu sehr auf den kommerziellen Erfolg geachtet. |
Was willst Du mir jetzt eigentlich sagen? Kannst Du das in wenigen Worten, ohne Abschweifungen und andere Konzentrationsstörungen zusammenfassen?
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Mr.Manescu auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 22.11.2007 Beiträge: 346
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(#1058029) Verfasst am: 05.08.2008, 14:32 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | HomoCarnula hat folgendes geschrieben: | Valen MacLeod hat folgendes geschrieben: | etwas verblödetes Tolkien-Nachgeschreibe.
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Nein, Nachgeschreibe. Der "Herr der Ringe" war zwar noch nicht erschienen, als C.S. Lewis die Narnia-Bücher geschrieben hat, aber im Entstehen. C.S. Lewis war eng mit Tolkien befreundet und kannte grosse Teile des HdR bereits vor der Veröffentlichung. Tolkien war nicht sehr erfreut darüber, dass Lewis sich bei vielen seiner Ideen bedient hat, um schnell ein paar Fantasybücher rauszuhauen. Besonders schlimm fand Tolkien (obwohl selber katholischer Christ) den belehrenden und missionarischen Gehalt der Narnia-Bücher. Tolkien hat sich immer dagegen gewehrt, wenn man den HdR als Allegorie auf den 2. Weltkrieg oder seinen christlichen Glauben gedeutet hat. So eine Art von Literatur war ihm völlig zuwider. |
Zumal Tolkien testamentarisch verfügt hat, dass Disney keinen Finger an seine Werke rührt.
Er verabscheute Disney.
Ich hab Die Chroniken von Narnia damals mit 'nem Freund zusammen im Kino angesehen, der mir halt auch von der Kollegenschaft von Tolkien und Lewis erzählt hat. Aber das ganze Kino, ich wiederhole, das ganze Kino hat ob der grenzdebilen Naivität, Bigotterie und Oberflächlichkeit gestöhnt. War größtenteils erwachsenes Publikum.
Die ideologischen Untertöne sind extrem schlecht versteckt, da kenn ich subtilere Werke.
Zuletzt bearbeitet von Mr.Manescu am 05.08.2008, 14:36, insgesamt einmal bearbeitet |
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1058031) Verfasst am: 05.08.2008, 14:34 Titel: Re: Narnia |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Was willst Du mir jetzt eigentlich sagen? Kannst Du das in wenigen Worten, ohne Abschweifungen und andere Konzentrationsstörungen zusammenfassen? |
Du meinst so kurz wie du?
Kramer hat folgendes geschrieben: | Ja. |
Tut mir leid, aber wenn ich dich überfordere und du dem nicht folgen kannst, dann ist das nicht mein Problem.
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Mr.Manescu auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 22.11.2007 Beiträge: 346
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1058041) Verfasst am: 05.08.2008, 14:42 Titel: |
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Seiten-Ladefehler.
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Mr.Manescu auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 22.11.2007 Beiträge: 346
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(#1058047) Verfasst am: 05.08.2008, 14:49 Titel: |
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http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21531/1.html
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Die Kreuzritter von Narnia
Rüdiger Suchsland 09.12.2005
Söhne Adams, Töchter Evas: Evangelikale Netzwerke vor den Toren Hollywoods
Bibel und Business gehen Hand in Hand: Mit Disney's Kriegskitschfantasy "Der König von Narnia", setzt Amerikas Christliche Rechte pünktlich vor Weihnachten zu ihrem neuesten Kreuzzug an. Das Sündenbabel Hollywood soll geschliffen, die USA und der Rest der Welt mit militanter Sanftheit zum wahren Glauben bekehrt werden. Denn noch deutlicher als der dumpf-reaktionäre "Herr der Ringe" und der postmoderne "Harry Potter" verkündet "Narnia" eine Message. Und nebenbei lässt sich mit der Verfilmung des Kinderbuchs von Margaret Thatchers Lieblingsautor C.S. Lewis (1898-1963) auch noch kräftig Geld scheffeln.
Gucken wir doch alle mal in unseren Wandschrank. Vielleicht ist dort ja auch ein Eingang in eine andere Welt. Edmund, Peter, Susan und Lucy, den vier Londoner Mittelklasse-Kindern und Hauptfiguren des Films, gönnt man jedenfalls die Flucht in eine Parallelwelt. Schließlich befinden wir uns im Jahr 1941, in der Zeit des "Blitz", als Hitler die Luftschlacht um Engelland zwar schon verloren hatte, aber mit Luft- und später Raketenangriffen noch immer die Zivilbevölkerung der britischen Hauptstadt terrorisierte. Autor Clive Staples - C.S. - Lewis (1898-1963), der die Romanvorlage des Films erst Ende der 40er Jahre schrieb, wusste allerdings sehr wohl um den glücklichen Ausgang des Krieges, sein siebenteiliger Fantasy-Romanzyklus "Narnia Chronicles" ist daher kein Eskapismus vor demselben, sondern eher vor der bitteren britischen Nachkriegszeit - auch in seiner altväterlichen Moral, der behäbigen Feier des Wahren, Schönen, Guten, recht passend zum Zeitgeist der 50er.
Es beginnt mit Untergangsstimmung: Auf der Flucht vor dem Krieg, voller Angst um den kämpfenden Vater, verschickt aufs Landgut eines verschrobenen Professors - ein Selbstportrait Lewis' -, entdecken die vier Kinder in einem Schrank den geheimen Zugang zu einer anderen Welt, einem Reich der Phantasie. Natürlich treten sie ein und entdecken ein verschneites Zauberreich, wo "immer Winter und nie Weihnachten" herrscht, bevölkert mit einer boshaften, aber charmant-verführerisch-androgynen Femme-Fatale-haften teuflischen Weißen Hexe (gespielt von Tilda Swinton, der bekanntesten Darstellerin des Films), einer Art Fantasy-Nazi, die Abtrünnige eiskalt in Stein verwandelt, bevölkert daneben von allerlei digital animiertem mythischem Fabelgetier, das vage aus der antiken und nordischen Sagenwelt stammt: Zentauren, Gnomen, ein Faun, der Bücher über den "Mythos Mensch" liest, und sprechende Tiere: Biber, Wölfe und Füchse.
Man darf bei alldem an "Alice in Wonderland" ebenso denken, wie an "The Wizard of Oz", und ganz grundsätzlich hat C. S. Lewis gegenüber seinem Oxforder Saufkumpan J.R.R. Tolkien den angenehmen Vorzug, dass er sich selbst und seine Texte, die ihm übrigens weitaus leichter von der Hand gingen, als Tolkien die seinen, nicht ganz so ernst nimmt. Lewis' Romane besitzen Humor, sind weitaus weniger verbissen, spießig-pedantisch, raunend und sendungsbewusst. Tolkien und Lewis zerstritten sich folgerichtig über den "Nonsense" des Letzteren, und noch nach Lewis' Tod schrieb Tolkien bitter(bös): "Es ist traurig, dass 'Narnia' und jener ganze Teil des Werkes von C.S.L. außer Reichweite meiner Sympathie bleibt, so wie vieles von mir außerhalb seiner Sympathie lag." Jahre zuvor, 1929, hatte der Rechts-Katholik Tolkien noch den Atheisten Lewis zur Römischen Kirche bekehrt - freilich nicht für lange Zeit, dann kehrte Lewis zur anglikanischen Kirche zurück und hielt während des Krieges jeden Mittwoch um viertel vor acht am Abend für die BBC Radio-Ansprachen über Lebensfragen. Ähnliche Distanz hielt Lewis zum rivalisierenden Freund auch in Bezug auf beider Romane: "Narnia" ist nicht Mittelerde und sollte es auch nie werden.
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Gnostik, Apokalypse, Nordische Mythologie
Trotz aller großbürgerlichen Gelassenheit gibt es aber auch in "Narnia" viel Soupcon und Spott über eine angeblich rationalistisch verarmte Zivilisation, viel Sendungsbewusstsein - erst recht wenn man den Stoff nun für den Film zeitgemäß aufpeppt. Mag es von Lewis nun so beabsichtigt sein, oder wohl eher nicht, ist das Ergebnis doch in wesentlichen Punkten die reine Ideologie: Denn Kinder lernen hier, dass auch sie einen Krieg zu führen haben: Naschwerk kommt in diesem Fall von der Hexe, der Weihnachtsmann bringt lieber Waffen: Schwert und Schild für den Jungen, Pfeil und Bogen sowie ein Zaubertrank für die Mädchen. Den Frieden bekommt man eben nicht geschenkt. Die totale Mobilmachung erreicht das Kinderzimmer - was man angesichts der Nazibedrohung gut verstehen kann, das Buch aber erschien wie erwähnt erst 1950.
Geistige Grundlage ist zudem wie bei Tolkien die Gnostik mit ihrer Idee eines absoluten Kampfes zwischen Gut und Böse, ihrer Ablehnung von Verbindungen zwischen beidem, sowie, ebenalls wie bei Tolkien, die nordische Mythologie und eine heilsgeschichtlich-apokalyptische Vision: das Ende ist nah, jetzt oder nie ist die Welt vor dem Untergang zu retten. Einer alten Prophezeiung zufolge können in der Story nämlich nur vier Kinder, "zwei Söhne Adams und zwei Töchter Evas", den schrecklichen Fluch brechen, die eisige Welt wieder hübsch grün zum blühen bringen und den rechtmäßigen Herrscher, den milden Löwen Aslan wieder auf den Thron setzen. Dies passiert auch, aber davor muss der Löwe den christlichen Jesus-haften Märtyrertod sterben, um als bald a la Jesus wiederaufzuerstehen. Davor kommt es auch wie im letzten Buch der Bibel zu wilden, ultimativen Schlachten zwischen Gut und Böse - die Kinofassung ist in deren Ausführung weitaus martialischer, als das Buch, obwohl - wohl der FSK zuliebe - selbst Schwerverwundete nicht bluten.
Erlösung ist ein Zaubertrick, Gott der größte Special-Effekt-Meister
Auch sonst strotzen Roman wie Film vor christlicher Motivik: Es geht um Schuld und Sühne, Sündenfall, das Motiv von Herodes' Kindermord und Judas' Verrat - "Narnia" ist das Neue Testament als Märchen. Bei Lewis selbst findet man kaum fundamentalistische Tendenzen und auch keine disneyfizierenden. Jede "Andeutung von Disney-ähnlichem Humor", schrieb er einmal, wäre in Bezug auf den Löwen Aslan "Blasphemie". Trotzdem gelingen Lewis auch christliche Glaubensreflexionen, die durchaus Scharfsinn und Ironie besitzen, in ihrer Leichtigkeit entzücken können. Die Erlösung ist vor allem ein Zaubertrick, und Gott einfach der größte Special-Effekt-Meister.
Ob Kinderbuchautor Philip Pullman also recht hat, der dem Buch "rassistische, frauenfeindliche, reaktionäre Propaganda" vorwirft, sei eher dahingestellt. Dass das alles aber eine christliche Botschaft transportiert, darf man jedenfalls festhalten. Als Film dominiert die Überwältigung durch Bilder, doch in Händen von "Shrek"-Regisseur Andrew Adamson und dem produzierenden Disney-Konzern, der bekanntlich nichts dem Zufall überlässt, ist "Narnia" ein großspuriger, leerer Blockbuster geworden: Öde und kitschig. Denn wieder einmal passiert, was so oft im Hollywood-Mainstream der letzten Jahre geschieht: Wer alle will, kriegt keinen. Weil Disney gleichzeitig ein harmloses Märchen für Kinder und ein Fantasy-Massaker für Teenies auf die Leinwand ringen will, ist das Ergebnis ein Zwitter dazwischen.
Danone, Tempo und "Sneak Previews" in Gotteshäusern
Man könnte sich jetzt damit begnügen, dass es nun mal die Institution des "Weihnachtsfilms" gibt, die seit Jahren vor allem von der Firma Disney bedient wird. Sie ist - trotz der "tollkühnen Hexe in ihrem fliegenden Bett", und "Schneewittchen" - selten wirklich große Kinokunst, sondern zuckersüße, harmoniegetränkte, lebkuchenduftende Unterhaltung der primitiveren Sorte, bei der man sich auch das herumchristeln gern mal gefallen lässt - so wie der eine oder andere, der das sonst nie tut, an Heiligabend ja auch in die Kirche geht, um in die rechte Stimmung zu kommen. Daneben gibt es die zweite Institution des Weihnachtsgeschäfts.
Und die dritte, wesentlich neuere, der Weihnachtsfantasy, die zuletzt von den Mehrteilern "Der Herr der Ringe" und "Harry Potter" prächtig bedient wurde. "…nicht päpstlicher als der Papst sein … verzaubern lassen … den Bilderrausch genießen. Moralische Vorbehalte hin oder her. An der Kasse wird jedenfalls das Weihnachtsglöckchen silberhell klingeln." schreibt denn auch die Kritikerin des "Bayerischen Rundfunk" etwas allzu vergnüglich. Aber ganz so einfach ist es eben doch nicht.
Bleiben wir aber zunächst bei dem, was für Disney am wichtigsten ist: das Geld. Mit "Narnia" hat man endlich - analog zu "Harry Potter" und "Herr der Ringe" - ein eigenes Mega-Franchise - über 85 Mio. Bücher wurden seit dem Erscheinen des ersten Bandes verkauft -, das neben Millionen an den Kinokassen auch noch breitmöglichst vermarktbar ist: 60 Merchandise-Lizenzen wurden vergeben, von Danone über Cheerios, Virgin Atlantic, Oral-B, McDonald's und Kodak bis Tempo. Die 150 Millionen Dollar Produktionskosten und viel viel mehr zurückzubekommen ist nur noch eine Frage des Marketing.
Und hier hat man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Über die evangelischen Kirchen wird das Kommerzprodukt direkt an die Gläubigen herangetragen. Es gibt "Sneak Previews" in Gotteshäusern und "Informationsmaterial" für Priester und Religionsunterricht, "Narnia"-Gottesdienste sind in Planung, eine Spezialagentur organisiert das Marketing im frommen Milieu, Pfarreien verschenken Tickets an bedürftige Familien - Vorbild von alldem ist die Vermarktung von Mel Gibson "Passion of the Christ", der ein Zwölffaches seines Budgets einspielte. Schon gilt der Film vielen in der Branche als "Die Passion Christi für Kinder".
Doch nicht alles ist Vermarktung durch Disney. Umgekehrt wurde die Verfilmung von "Narnia" schon lange von verschiedenen Organisationen und Medien aus der christlich-fundamentalistischen Ecke als "wünschenswert" promotet. Und nun verkündet Floridas Gouverneur Jeb Bush, Bruder des Präsidenten, und zukünftiger US-Präsident(enkandidat), dass jedes Kind in seinem Bundesstaat bitteschön "Narnia" lesen soll. (Fragt sich nebenbei, wie viele Kinder dort Analphabeten sind?)
Der Produzent als Missionar und Seelenfänger
Was mag wohl Philip Anschutz alles seinem Wandschrank versteckt haben? Vielleicht den Direkteingang zum Paradies? Oder wenigstens - auch schon paradiesisch - ein paar von den Millionen, die er jetzt verdient. Der 66jährige Anschutz, ein sieben Milliarden schwerer Unternehmer aus Denver, ist mit "Walden Media", nur einer der vielen Firmen der "Anschutz Film Group", der Produzent von "Narnia" und Partner von Disney. Der Name "Walden" spielt übrigens auf den berühmten gleichnamigen Roman des "amerikanischen Grünen" D.H. Thoreau an, einen Apologeten antimoderner Weltflucht und Helden des heutigen, rechten bis rechtsradikalen Amerika - so wie vor 35 Jahren der Hippiebewegung. Zugleich gilt Anschutz Kritikern als einer der "gierigsten Manager Amerikas". Zu seiner Kinogruppe gehören 20 Prozent aller US-amerikanischen Leinwände, damit ist er der größte Kinobetreiber der USA. Bekannt wurde diese obskure Mischung aus Produzent und Prediger, der wenig in der Öffentlichkeit auftritt, als den Republikanern verbundener strikt konservativer Hardliner und bekennender christlich-presbyterianischer Fundamentalist. "Meine Filme sollen einen positiven Effekt für das Leben der Menschen und unsere Kultur haben. … Wir machen Filme, die grundsätzlich erzieherisch sind.", lässt er an seiner missionarischen Grundhaltung keinen Zweifel:
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Vor vier oder fünf Jahren habe ich beschlossen, dass ich nicht länger die Finsternis verfluchen wollte - seit Jahren schimpfte ich über Filme und ihre Inhalte -, dass ich etwas dagegen tun würde. Ich ging ins Filmgeschäft.
Dabei gab es Flops, wie das letztjährige Remake von Jules Vernes "in 80 Tagen um die Welt", das mit deutschem Geld finanziert bei 100 Millionen Dollar Kosten nur 42 Millionen wieder eingespielt hatte. Es kamen aber auch durchaus auch qualitätvolle Produkte heraus, etwa der diesjährige Oscar-Kandidat "Ray". Doch auch hier gab es Kontroversen: Anschutz bestand darauf, dass die Drogenvergangenheit des blinden Sängers Ray Charles im Film kaum eine Rolle spielte. Regisseur Taylor Hackford hatte damals mehrfach mit seinem Ausstieg gedroht.
Disney ist daher auch nicht die einzige Säule, auf die Anschutz sein Projekt zur Eroberung einer relevanten Position in Hollywood stützt. Neben Absprachen mit New Line unterzeichnete er 2004 einen Vertrag mit der Twentieth Century Fox zur Verfilmung von fünf Kinderbüchern - offenbar will er vor allem die Seelen der zukünftigen Generation für sich und sein "christliches" Gedankengut gewinnen.
Gegen das Sündenbabel
In der Vergangenheit trat Anschutz bereits als Kritiker der Hollywood-Studios und ihrer sogenannten "Left Coast Politics" hervor, darunter des sogar eher um konservative moralische Correctness bemühten Disney-Konzerns - der etwa im Vorjahr dadurch auf sich aufmerksam gemacht hatte, dass er Michael Moores regierungskritischen, und on Disney selbst produzierten Film "Fahrenheit 9/11" in den USA nicht in den Verleih gebracht hatte. In der Perspektive von Leuten wie Anschutz ist Hollywood ein Sündenbabel, eine Welt des libertären Laissez-faire - doch daran glauben nur weltfremde Beobachter. Tatsächlich hat auch in der US-Filmindustrie bereits zur Zeit der "Reagan Revolution" Anfang der 80er Jahre eine Tendenzwende eingesetzt: "Family Values" und Anstand werden gepredigt, und bis heute ist es zum Beispiel abseits von Independent-Produktionen einen Tabu, einen schwarzen Mann eine weiße Frau küssen zu lassen.
"Narnia" ist nun das neueste und - nach "Passion of the Christ", der im Vergleich fast als Arthouse-Movie zu qualifizieren ist, - prominenteste Beispiel für den zunehmenden Bruch mit der ungeschriebenen Hollywood-Regel, in Filmen keine einseitigen religiösen oder weltanschaulichen Inhalte zu transportieren. Nun machen die christlichen Fundamentalisten aus ihren Absichten immer weniger ein Hehl. So hört man Sätze wie den von Lon Allison, Direktor des Billy Graham Centre am Wheaton College in Illinois: "Wir glauben, dass Gott seine Botschaft von Jesus Christus durch diesen Film verkünden wird."
Mit dem "Narnia"-Projekt steht die "Anschutz Film Group" an der Spitze des Kreuzzuges der christlichen Fundamentalisten im Kulturkampf gegen alles, was ihnen "liberal" scheint - wozu auch weite Kreise der konservativen Medien gehören. Ihre neueste Waffe ist globales Entertainment, das idealisiert und verklärt, eine Welt zeigt, die christlich durchwirkt ist, und so etwas wie eine zukünftige globale Leitkultur skizziert. Mit ersten Erfolgen: Früher galt es in Hollywood als Sünde, auch nur zuzugeben, dass man gläubig war, heute gibt es "Prayer Groups" und ein "Hollywood Prayer Network", das zuerst die Filmwelt und durch sie den Rest der Welt missionieren will. Evangelikale Beobachter bewerten Medieninhalte - christliche Gütesiegel für TV-Programme und Kinofilme sind Vorstufen zur Zensur.
Dialektik der Aufklärung
Das Bemerkenswerteste an diesem ideologischen Projekt ist aber etwas anderes: Die Tatsache, dass auch dieses der Dialektik der Aufklärung nicht ausweichen kann. So mies jeder Liberalismus gemacht wird, so sehr feiert man den Kapitalismus, so sehr man das sinnleere Blockbuster-Teenie-Mainstreamkino verachtet, so klar setzt man ihm ein sinnhaltiges Blockbuster-Teenie-Mainstreamkino entgegen. Mal sehen, ob dabei am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt, oder nicht doch die liberale Popkultur endgültig auch in Fundamentalistenhirnen Einzug hält. Die Methode, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, klappt ja, wie Anschutz' Bruder im Geiste, Präsident George W. Bush gerade zu spüren bekommt, nicht immer.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1058067) Verfasst am: 05.08.2008, 15:10 Titel: Re: Narnia |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Tut mir leid, aber wenn ich dich überfordere und du dem nicht folgen kannst, dann ist das nicht mein Problem. |
Meins auch nicht. Man verpasst ja nichts.
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