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Haiduk Weißgardist
Anmeldungsdatum: 18.05.2008 Beiträge: 1058
Wohnort: Bayern
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(#1399242) Verfasst am: 01.12.2009, 21:10 Titel: Manipulation durch namentlich nicht genannte "Experten" |
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Der Tagesspiegel berichtet heute über Nahkampfübungen von Autonomen in einem Zeltlager in Hessen: Nahkampf und linke Agitation im Zeltlager
Auffallend an dem Artikel ist, daß darin namentlich nicht genannte "Experten" zu Wort kommen. Der Redakteur scheint damit andeuten zu wollen, daß solche Wehrsportübungen zwar bedauerlich sind, aber leider halt doch irgendwie notwendig wären.
Über die Meinung namentlich nicht genannter "Experten" zu schreiben ist meiner Meinung nach ein manipulativer Verstoß gegen Grundregeln guten Journalismus zu sein, weil damit sachliche Pressebericht und Kommentar vermischt werden.
Wie seht Ihr das?
_________________ Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Ein Gesetz ist erst dann legitim, wenn selbst der letzte Schweinehirte in Galizien es verstehen kann. (Kaiserin Maria Theresia)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#1399251) Verfasst am: 01.12.2009, 21:44 Titel: |
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Namhaften Experten zufolge ist das noch legitim.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22261
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(#1399296) Verfasst am: 01.12.2009, 23:48 Titel: Re: Manipulation durch namentlich nicht genannte "Experten" |
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Haiduk hat folgendes geschrieben: | Der Redakteur scheint damit andeuten zu wollen, daß solche Wehrsportübungen zwar bedauerlich sind, aber leider halt doch irgendwie notwendig wären. |
Diesen Schluss kann ich nicht nachvollziehen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1399436) Verfasst am: 02.12.2009, 13:10 Titel: |
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Ich finde auch die Zitierung von namentlich genannten Experten oft nicht legitim, da oft die Qualifikation nicht genannt wird ("Pensionsexperte Max Mustermann hat gesagt, dass wir alle bis 80 arbeiten müssen") und vor allem die Argumente fehlen. (Unter welchen Annahmen müssen wir bis 80 arbeiten? Wieso verwendet der 60jährige Beamte Max Mustermann an dieser Stelle "wir"? Wie genau soll man bis 80 arbeiten, wenn man nach 60 keine Stelle bekommt? Kann man die Notstandshilfe dann nicht gleich als Pension auszahlen?)
Hier soll es jetzt nicht um Pensionen gehen, ich will hier dezidiert die Berichterstattung kritisieren, die diese Fragen nicht stellt.
Allerdings sollte man auch die andere Seite der Medaille bedenken:
Kompetente Experten zum Thema, die wirklich keine Lust haben, sich wegen irgendeinem Unsinn einen Medienrummel anzutun und daher nicht namentlich zitiert werden wollen.
Mein Beispiel dazu:
Die Affaire Elin Oxenhielm. Eine 22jährige schwedische Mathematikstudentin veröffentlich in einer mathematischen Zeitschrift einen Artikel, in dem sie ein Hilbertsches Problem löst. Sie sucht die Öffentlichkeit, kündigt ein Buch an, das hoffentlich auch ein Film wird, etc.
Jeder Mathematiker, der sich die Mühe macht, die vier Seiten durchzublättern, sieht sofort, dass es hier keinen Beweis gibt. Ebenso klar ist es aber auch, dass das schwierig zu erklären ist, da der Fehler nicht vom Typ 1+1=2 ist, und dass die Chance hoch ist, dass das ganze als "mathematisches Establishment gegen junges Mathegenie" gespielt wird. Noch unlustiger ist es, wenn es sich nicht um das eigene Spezialgebiet handelt, sodass es schwer zu vermitteln ist, warum es dennoch so offensichtlich ist, dass der Artikel falsch ist, obwohl die anonymen <s>Vollkoffer</s> Referees von dem betroffenen Journal den Artikel akzeptiert haben.
Das Resultat: Die Journalisten haben in Schweden vermutlich mehrere Institute angerufen und einen einzigen Mathematiker gefunden, der bereit war, namentlich dagegen zu halten. In seinem Zitat, in dem er den Fehler erklärt hat, haben die Journalisten das Wort "nicht" weggelassen.
Der gute war dann damit beschäftigt, den Journalisten zu erklären, warum er der einzige ist, der die Arbeit für falsch und sinnlos und unrettbar hält, statt mit dem jungen Genie doch zu diskutieren, wenn es irgendwo einen kleinen Fehler gibt. Gleichzeitig musste er anderen Mathematikern erklären, warum er eine falsche Erklärung abgeliefert hat.
Unter diesen Umständen ist es dann schon eine relevante Information, wenn alle Mathematiker, die sich überhaupt geäußert haben, das negativ getan haben, auch wenn sie nicht namentlich zitiert werden wollen.
_________________ Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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jagy Herb Derpington III.
Anmeldungsdatum: 26.11.2006 Beiträge: 7275
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(#1399464) Verfasst am: 02.12.2009, 14:49 Titel: Re: Manipulation durch namentlich nicht genannte "Experten" |
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Haiduk hat folgendes geschrieben: |
Wie seht Ihr das? |
Ich hab den Artikel nicht gelesen, aber uU kann es schon legitim sein, wenn die Experten anonym bleiben wollen/müssen. Insbesondere bei Insidern/Whistleblowern.
_________________ INGLIP HAS BEEN SUMMONED - IT HAS BEGUN!
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