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Missbrauchsfälle in der RKK
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44119

Beitrag(#2269870) Verfasst am: 21.01.2022, 17:06    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, ich tu mein Bestes. Mr. Green
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Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 3905

Beitrag(#2269871) Verfasst am: 21.01.2022, 17:17    Titel: Antworten mit Zitat

https://www.br.de/nachrichten/kultur/anzeige-gegen-ex-papst-benedikt-xvi-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit,SuU3eKm schrieb:

Zitat:
Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Anzeige gegen Ex-Papst


Wahrscheinlich wird am Ende niemand bestraft - gleiche Prozedur wie letztes Jahr.
_________________
72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21787

Beitrag(#2269913) Verfasst am: 21.01.2022, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

wolle hat folgendes geschrieben:
https://www.br.de/nachrichten/kultur/anzeige-gegen-ex-papst-benedikt-xvi-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit,SuU3eKm schrieb:

Zitat:
Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Anzeige gegen Ex-Papst


Wahrscheinlich wird am Ende niemand bestraft - gleiche Prozedur wie letztes Jahr.

Aufgrund dieser Anzeige wird jedenfalls in der Tat niemand bestraft werden. Die Idee, die Verjährung dadurch zu umgehen, dass man die angezeigten Straftaten einfach zu "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (im definierten Sinne des Völkerstrafgesetzbuchs), ist juristisch mMn einfach abwegig.
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44119

Beitrag(#2269924) Verfasst am: 22.01.2022, 00:26    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Die Idee, die Verjährung dadurch zu umgehen, dass man die angezeigten Straftaten einfach zu "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (im definierten Sinne des Völkerstrafgesetzbuchs), ist juristisch mMn einfach abwegig.

Ich finde es skandalös, dass Beihilfe zu sexuellem Missbrauch überhaupt verjährt.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21787

Beitrag(#2270040) Verfasst am: 23.01.2022, 01:30    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Die Idee, die Verjährung dadurch zu umgehen, dass man die angezeigten Straftaten einfach zu "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (im definierten Sinne des Völkerstrafgesetzbuchs), ist juristisch mMn einfach abwegig.

Ich finde es skandalös, dass Beihilfe zu sexuellem Missbrauch überhaupt verjährt.

Ich nicht. DIe Verjährung bei sexuellem Missbrauch ist ja schon sehr lang und beginnt erst mit erheblicher Verzögerung (jedenfalls nach den Gesetzesänderungen der letzten Jahre). Das ist ja auch gut und richtig. Aber ich sehe keinen Grund, warum genau dieses Verbrechen das einzige außer Mord und den Verbrechen nach Völkerstrafgesetzbuch sein soll, das nie verjährt.

Und unabhängig davon macht deine Bewertung ja den juristischen Winkelzug, es als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" einzustufen, nicht plausibler.
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step
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Beiträge: 22767
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Beitrag(#2270044) Verfasst am: 23.01.2022, 12:29    Titel: Antworten mit Zitat

Meiner Ansicht nach ist die Bestrafung sowieso sekundär und hilft für die Zukunft wenig. Wiederholung vermeiden ist als Spezialprävantion natürlich wichtig.

Inzwischen gibt es aber doch ein recht gutes Verständnis, welche Umstände systematisch zu solchen Mißbräuchen und ihrer Vertuschung führen, egal ob in Kirche, Militär, Internat, Sport usw.: Machtgefälle, Abhängigkeit, Corpsgeist, private Rechtssysteme, Ausleseprinzip ... da würde es mE mehr bringen, wenn solche Situationen grundsätzlich vermieden (z.B. Kirchenrecht darf sich nur noch auf theologische Aspekte beziehen) oder wenigstens unter unabhängige Supervision gestellt würden, durchgeführt von staatlich geschultem, wechselnden Personal ohne Verbindung zu der überwachten Organisation.

Klingt aber irgendwie utopisch, gebe ich zu ... hoffentlich, zumindest bei den Kirchen, erledigt es sich zunehmend selbst.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2270045) Verfasst am: 23.01.2022, 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

wolle hat folgendes geschrieben:
https://www.br.de/nachrichten/kultur/anzeige-gegen-ex-papst-benedikt-xvi-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit,SuU3eKm schrieb:

Zitat:
Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Anzeige gegen Ex-Papst


Wahrscheinlich wird am Ende niemand bestraft - gleiche Prozedur wie letztes Jahr.


Mehr als Fahrlässigkeit wird man ihm nicht nachweisen können. So bitter es auch für die Betroffenen ist. Hinzu kommt: die Amtszeit Ratzingers in München endete vor über 40 Jahren. Das heisst: viele Verantwortliche, die damals in den Gremien saßen und Leitungsfunktionen hatten, sind sehr alt, viele sind tot, einige vielleicht auch dement. Die Beweisführung wird also, so man sich nicht auf Schriftstücke und Protokolle stützen kann, sehr schwierig.
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vrolijke
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Beitrag(#2270052) Verfasst am: 23.01.2022, 14:04    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach ist die Bestrafung sowieso sekundär und hilft für die Zukunft wenig. Wiederholung vermeiden ist als Spezialprävantion natürlich wichtig.

Inzwischen gibt es aber doch ein recht gutes Verständnis, welche Umstände systematisch zu solchen Mißbräuchen und ihrer Vertuschung führen, egal ob in Kirche, Militär, Internat, Sport usw.: Machtgefälle, Abhängigkeit, Corpsgeist, private Rechtssysteme, Ausleseprinzip ... da würde es mE mehr bringen, wenn solche Situationen grundsätzlich vermieden (z.B. Kirchenrecht darf sich nur noch auf theologische Aspekte beziehen) oder wenigstens unter unabhängige Supervision gestellt würden, durchgeführt von staatlich geschultem, wechselnden Personal ohne Verbindung zu der überwachten Organisation.

Klingt aber irgendwie utopisch, gebe ich zu ... hoffentlich, zumindest bei den Kirchen, erledigt es sich zunehmend selbst.


Ich habe auch mal wo gelesen, dass der Missbrauch in andere Organisationen mit ähnlichem Machtgefälle, nicht weniger vorkommt, als in der katholische Kirche. Deswegen ist dies einen exzellenten Vorschlag.
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zelig
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Beitrag(#2270064) Verfasst am: 23.01.2022, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

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tillich (epigonal)
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Beiträge: 21787

Beitrag(#2270065) Verfasst am: 23.01.2022, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach ist die Bestrafung sowieso sekundär und hilft für die Zukunft wenig. Wiederholung vermeiden ist als Spezialprävantion natürlich wichtig.

Inzwischen gibt es aber doch ein recht gutes Verständnis, welche Umstände systematisch zu solchen Mißbräuchen und ihrer Vertuschung führen, egal ob in Kirche, Militär, Internat, Sport usw.: Machtgefälle, Abhängigkeit, Corpsgeist, private Rechtssysteme, Ausleseprinzip ... da würde es mE mehr bringen, wenn solche Situationen grundsätzlich vermieden (z.B. Kirchenrecht darf sich nur noch auf theologische Aspekte beziehen) oder wenigstens unter unabhängige Supervision gestellt würden, durchgeführt von staatlich geschultem, wechselnden Personal ohne Verbindung zu der überwachten Organisation.

Klingt aber irgendwie utopisch, gebe ich zu ... hoffentlich, zumindest bei den Kirchen, erledigt es sich zunehmend selbst.


Ich habe auch mal wo gelesen, dass der Missbrauch in andere Organisationen mit ähnlichem Machtgefälle, nicht weniger vorkommt, als in der katholische Kirche. Deswegen ist dies einen exzellenten Vorschlag.

Noch wichtiger finde ich den ersten: Solche Situationen, wenn möglich, überhaupt vermeiden.
Wobei sich ein Machtgefälle nicht überall ganz vermeiden lässt: Ein Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter, Jgendgruppenleiter, Trainer, Chorleiter ... und eben auch Priester/Pfarrer hat nun mal mehr Macht als die ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen; das müssen die entsprechenden Organisationen einfach ehrlich als Problem wahrnehmen und entsprechend damit umgehen.

Dieses Machtgefälle kann man dann aber reduzieren, indem man es nicht auf einzelne Personen konzentriert, Offenheit herstellt, Corpsgeist verhindert, und ja, dann eben auch Supervision. Wobei die Supervision nicht so aussehen dürfte, dass man grundsätzlich alle, die mit Kindern/Jugendlichen arbeiten, unter Generalverdacht stellt.
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step
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Beitrag(#2270068) Verfasst am: 23.01.2022, 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Wobei die Supervision nicht so aussehen dürfte, dass man grundsätzlich alle, die mit Kindern/Jugendlichen arbeiten, unter Generalverdacht stellt.

Generalverdacht nicht, aber Generalgefährdung schon. Natürlich dürfen die Supervisoren auch nicht zuviel Macht haben. Da geht es eher um Transparenz, alternative Ansprechpartner, vielleicht auch mal ne anonyme Befragung unter Chorknaben oder Turnerinnennachwuchs ...

Und @zelig: Ja, vor allem Familie sehe ich auch tendenziell als zu hohe Machtkonzentration. Da lauern noch ganz andere Gefahren als sexueller Mißbrauch.
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astarte
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Beitrag(#2270081) Verfasst am: 23.01.2022, 18:56    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, ich denke auch, da kann man vorbeugen.

Es wurde hier schon viel angesprochen.
Die Position, der Status des Erwachsenen, die Autorität.
Die Struktur, die hinter der Autoritätsperson steht: ist sie kritikfähig und aufmerksam, oder mehr interessiert am Image? Offen oder geschlossen? Wird "unliebsames". Da waren die Kirchen natürlich vorne dran. Aber eben nicht nur die.
Gibt es Kontrolle der Autoritätspersonen, gibt es Gelegenheiten, wo die Kinder einzeln herausgenommen werden können, darf das Kind Autorität hinterfragen.
zT sind Internate, Heime, Ferienlager, Reisen ohne Eltern noch anfälliger, als Schulen und Vereine, wo das Kind gleich nachhause geht und evtl Verhaltensänderungen gleich auffallen könnten.

Und natürlich sind ganz besonders Kinder gefährdet und ziehen Täter besonders an, für die sich keiner besonders interessiert, die man nicht ernstnimmt, die Mangel an Zuwendung erleiden, die nicht mehrere Bezugs- und Vertrauenspersonen haben. Edit: und Kinder, die sich nicht so gut äußern können: behinderte usw. Die sind eigentlich überall gefährdet, von der Familie, der Verwandtschaft, bis in Schule und Vereine. skeptisch

Der Spruch "warum machst du das? Weil ichs kann" passt da doch auch:
Wo findet Missbrauch statt? Da wo er stattfinden kann. Da wo der Täter das riskieren kann.
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Tja
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schtonk
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Beiträge: 12078

Beitrag(#2270102) Verfasst am: 24.01.2022, 00:18    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach ist die Bestrafung sowieso sekundär und hilft für die Zukunft wenig. Wiederholung vermeiden ist als Spezialprävantion natürlich wichtig.

Inzwischen gibt es aber doch ein recht gutes Verständnis, welche Umstände systematisch zu solchen Mißbräuchen und ihrer Vertuschung führen, egal ob in Kirche, Militär, Internat, Sport usw.: Machtgefälle, Abhängigkeit, Corpsgeist, private Rechtssysteme, Ausleseprinzip ... da würde es mE mehr bringen, wenn solche Situationen grundsätzlich vermieden (z.B. Kirchenrecht darf sich nur noch auf theologische Aspekte beziehen) oder wenigstens unter unabhängige Supervision gestellt würden, durchgeführt von staatlich geschultem, wechselnden Personal ohne Verbindung zu der überwachten Organisation.

Klingt aber irgendwie utopisch, gebe ich zu ... hoffentlich, zumindest bei den Kirchen, erledigt es sich zunehmend selbst.


Ich habe auch mal wo gelesen, dass der Missbrauch in andere Organisationen mit ähnlichem Machtgefälle, nicht weniger vorkommt, als in der katholische Kirche. Deswegen ist dies einen exzellenten Vorschlag.

Nein, dies ist keinen exzellenten Vorschlag, sondern naives Wunschdenken.
In der Kirche ist Vertuschung und Lügnerei - gerade bezügl. des Missbrauchs junger Menschen - traditionell an der Tagesordnung.
Und so werden die Pfaffen sich auch heute nicht und morgen nicht und übermorgen nicht unter den Talar gucken lassen, schon gar nicht von den Beelzebuben aus der Staatsanwaltschaft zynisches Grinsen

Zitat:
Im Gegensatz zum Papst pochen Kritiker darauf, dass die Kirche in vollem Umfang dem weltlichen Recht unterworfen wird.
...
Selbst wenn der Verdacht einer Mittäterschaft im Raum gestanden habe, sei dies unterblieben. Man könne vermuten, dass die Kirche jahrzehntelang von einem grundsätzlichen Wohlwollen katholischer Richter und Staatsanwälte profitiert habe.

https://www.fr.de/politik/missbrauchsfaelle-in-kirche-regierung-fordert-aufarbeitung-zr-91250452.html

Herv. v. mir
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vrolijke
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Beitrag(#2270104) Verfasst am: 24.01.2022, 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach ist die Bestrafung sowieso sekundär und hilft für die Zukunft wenig. Wiederholung vermeiden ist als Spezialprävantion natürlich wichtig.

Inzwischen gibt es aber doch ein recht gutes Verständnis, welche Umstände systematisch zu solchen Mißbräuchen und ihrer Vertuschung führen, egal ob in Kirche, Militär, Internat, Sport usw.: Machtgefälle, Abhängigkeit, Corpsgeist, private Rechtssysteme, Ausleseprinzip ... da würde es mE mehr bringen, wenn solche Situationen grundsätzlich vermieden (z.B. Kirchenrecht darf sich nur noch auf theologische Aspekte beziehen) oder wenigstens unter unabhängige Supervision gestellt würden, durchgeführt von staatlich geschultem, wechselnden Personal ohne Verbindung zu der überwachten Organisation.

Klingt aber irgendwie utopisch, gebe ich zu ... hoffentlich, zumindest bei den Kirchen, erledigt es sich zunehmend selbst.


Ich habe auch mal wo gelesen, dass der Missbrauch in andere Organisationen mit ähnlichem Machtgefälle, nicht weniger vorkommt, als in der katholische Kirche. Deswegen ist dies einen exzellenten Vorschlag.

Nein, dies ist keinen exzellenten Vorschlag, sondern naives Wunschdenken.
In der Kirche ist Vertuschung und Lügnerei - gerade bezügl. des Missbrauchs junger Menschen - traditionell an der Tagesordnung.
Und so werden die Pfaffen sich auch heute nicht und morgen nicht und übermorgen nicht unter den Talar gucken lassen, schon gar nicht von den Beelzebuben aus der Staatsanwaltschaft zynisches Grinsen




Am Kopf kratzen Freiwillig werden sie das nicht zulassen. Gerade das sie das zulassen müssen, steht doch da. Was ist daran "kein exzellenten Vorschlag"? Wer soll es sonst machen?
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schtonk
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Beitrag(#2270105) Verfasst am: 24.01.2022, 00:43    Titel: Antworten mit Zitat

Apropos katholische Staatsanwälte: Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I tut den radikalen Aufklärungswillen der Kirchenspezis kund:

Zitat:
Sollten sich auf dieser Basis "Verdachtsmomente hinsichtlich eines möglicherweise strafrechtlich relevanten Verhaltens der kirchlichen Verantwortungsträger ergeben", würden die entsprechenden Unterlagen bei der Kanzlei [Westpfahl Spilker Wastl] angefordert und gegebenenfalls an die zuständigen Staatsanwaltschaften weitergegeben, sagte Leiding. "Welche strafrechtlichen Normen verletzt wurden, ist noch Gegenstand der Prüfung."

https://www.tagesschau.de/inland/missbrauchsgutachten-kirche-marx-103.html


Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: "Sollten... Verdachtsmomente... möglicherweise... Gegenstand der Prüfung..."
Es müsste heißen: "Unserer Behörde liegt ein Gutachten der Kanzlei vor, das den dringenden Tatverdacht gegenüber mindestens 235 kirchlichen Würdeträgern nahelegt. Wir sind erschüttert."

Übrigens hat ja in der obersten Etage nicht nur der Ratz gelogen, geschwiegen und vertuscht. Sein Nachfolger ist auch nicht viel besser:
Zitat:
...weil dem Nachfolger von Benedikt XVI. auf dem Papstthron, Papst Franziskus, in seiner Heimat Argentinien ein ähnliches Fehlverhalten vorgeworfen wird wie seinem Vorgänger in München: Als Erzbischof von Buenos Aires sei Jorge Mario Bergoglio ebenfalls nicht mit der nötigen Strenge und Konsequenz gegen mutmaßliche Kinderschänder im Priestergewand vorgegangen. Die Organisation Bishop Accountability kritisiert, dass Bergoglio, der von 2005 bis 2011 Argentiniens Bischofskonferenz leitete, zum sexuellen Missbrauch argentinischer Priester geschwiegen habe. Er habe das Problem des Kindesmissbrauchs „nicht öffentlich gemacht, sich bei den Opfern nicht entschuldigt und keine Richtlinien zum Umgang mit Pädophilen innerhalb der katholischen Kirche veröffentlicht“.

https://www.fr.de/hintergrund/vorwuerfe-betreffen-auch-den-papst-91252524.html
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2270106) Verfasst am: 24.01.2022, 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
...
Am Kopf kratzen Freiwillig werden sie das nicht zulassen. Gerade das sie das zulassen müssen, steht doch da. Was ist daran "kein exzellenten Vorschlag"? ...

Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst. Kannst du das mal anders formulieren?
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2270107) Verfasst am: 24.01.2022, 01:01    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Die Idee, die Verjährung dadurch zu umgehen, dass man die angezeigten Straftaten einfach zu "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (im definierten Sinne des Völkerstrafgesetzbuchs), ist juristisch mMn einfach abwegig.

Ich finde es skandalös, dass Beihilfe zu sexuellem Missbrauch überhaupt verjährt.

Ich nicht. DIe Verjährung bei sexuellem Missbrauch ist ja schon sehr lang und beginnt erst mit erheblicher Verzögerung (jedenfalls nach den Gesetzesänderungen der letzten Jahre). Das ist ja auch gut und richtig. Aber ich sehe keinen Grund, warum genau dieses Verbrechen das einzige außer Mord und den Verbrechen nach Völkerstrafgesetzbuch sein soll, das nie verjährt.

Und unabhängig davon macht deine Bewertung ja den juristischen Winkelzug, es als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" einzustufen, nicht plausibler.

Natürlich dürfen sexueller Missbrauch und auch die Beihilfe dazu nicht verjähren.
Erstens muss man den Tätern die Möglichkeit nehmen davon zu profitieren, dass - wenn überhaupt - es sehr häufig erst lange Jahre nach der Tat/den Taten zu einer Aufklärung kommt.
Zweitens fügen die Täter den Opfern neben dem physischen Schmerz unsagbares psychisches Leid zu, sehr häufig wieder und wieder, worunter die Betroffenen bis zu ihrem Tode leiden - zumal in manchen Fällen der Tod durch Suizid eintritt.

Um es mal etwas sarkastisch, aber zutreffend zu formulieren: Der_die Ermordete verspürt nach der Tat nichts mehr, das Missbrauchsopfer sehr lange sehr viel.
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vrolijke
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Beitrag(#2270109) Verfasst am: 24.01.2022, 01:13    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
...
Am Kopf kratzen Freiwillig werden sie das nicht zulassen. Gerade das sie das zulassen müssen, steht doch da. Was ist daran "kein exzellenten Vorschlag"? ...

Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst. Kannst du das mal anders formulieren?


Und ich verstehe nicht was du meinst. Wenn es keine unabhängige Institution machen sollte. wer sonst?
Dass das nicht so schnell durchsetzbar ist, das ist mir schon klar. Dennoch sollte es so sein.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2270115) Verfasst am: 24.01.2022, 11:16    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:

In der Kirche ist Vertuschung und Lügnerei - gerade bezügl. des Missbrauchs junger Menschen - traditionell an der Tagesordnung.
Und so werden die Pfaffen sich auch heute nicht und morgen nicht und übermorgen nicht unter den Talar gucken lassen, schon gar nicht von den Beelzebuben aus der Staatsanwaltschaft zynisches Grinsen


Einen Fall fand ich besonders erschreckend - und auch bezeichnend: Fall 40 (im Gutachten S. 620 ff.). Der fand zu Ratzingers Zeiten in München statt. Damals war es wohl üblich, einschlägig vorbestrafte Kleriker wie Wanderpokale herumzuschicken. Soll sich doch der Bistumskollege darum kümmern. Credo: vielleicht merkt ja keiner was.

Weil man unbedingt einen auffällig gewordenen Priester unterbringen wollte, das aber nicht wirklich gelang, ist man dann in München auf den glorreichen Gedanken gekommen, diesen Priester mit einer Lügengeschichte bei einem Stadtpfarrer unterzubringen. Dem hat man den Priester dann per Anweisung als "Doktoranden" untergejubelt, der angeblich nur seine Studien vervollständigen wolle. Was der eigentliche Grund für diese Regelung war, davon erfuhr der Stadtpfarrer nichts. Dem Stadtpfarrer muss der Typ dann alle Nerven gekostet haben. Der schrieb:

Zitat:
„Als ich Sie im Dezember [...] ins Haus aufnahm, habe ich versäumt, über Sie vorher entsprechende Erkundigungen einzuholen. Ich habe Sie in dem guten Glauben aufgenommen, es han-dele sich um einen echten Doktoranten, der vor allem hier sei, um sein Studium zum Abschluss zu bringen –so ähnlich hieß es ja auch im Anweisungsdekret. Nur allzu bald musste ich erkennen, dass Sie nicht bloß zum Promovieren hier waren. Trotzdem wollte ich, um unvoreingenommen bleiben zu können, nicht un-bedingt wissen, was hinter Ihrem Fall steht. Dies habe ich bei meinem Besuch bei Herrn [...] im April [...] auch ausgesprochen. So habe ich Sie drei Jahre im Haus und in der Gemeinde ausgehalten, obwohl Ihr Verhalten die Nerven manchmal bis an die Grenzen belastete, so dass ich einige Male auch explodierte. Der Pfarrer von [...] hat Sie schon nach einem Jahr wieder loshaben wollen und auch losbekommen [...]. Damals hat mir ein Bekannter erzählt, bei ihm habe sich ein junger Mann aus unserer Gemeinde ausgesprochen und ihm erzählt, er habe [Sie] beim Nacktbaden gesehen. [...] wenn ich Ihnen geschrieben habe, Sie möchten Kontakte zu Jugendlichen unterlassen, so deshalb, weil Sie wiederholt Ministranten einluden, mit Ihnen wegzugehen. Obwohl das sonst immer ohne mein Wissen ging, haben Sie mich einmal geradezu auffallenderweise angesprochen, Sie würden mit den Ministranten wegfahren. Nachträglich habe ich das Gefühl, Sie wollten mich nur testen, ob ich über Ihren Fall informiert bin. Leider hatte ich damals noch keine Ahnung. Jetzt bin ich nicht mehr bereit, ein solches Risiko einzugehen.


Quelle: Missbrauchsbericht, S. 623 f.

Anscheinend nahm man es damals mit der Wahrheit innerhalb der Bistumsleitung nicht so genau. Vielleicht hat man von der Gutmütigkeit des Stadtpfarrers gewusst. Auf jeden Fall hat man ihn weidlich und ich sage einmal: in bösartiger Form, ausgenutzt. Der Typ konnte so einfach weiter machen.

Der Fall wirft einen bezeichnenden Blick auf den "Regierungsstil" und die "Regierungskultur" unter Ratzinger. Eigentlich war der als Bischof und als Präfekt der Glaubenskongregation und späterer Papst komplett ungeeignet. Aus meiner Sicht.

Corpsgeist, Vertuschung, falsch verstandene Kollegialität, Illoyalität. Gerade bei der Gesamtschau.
Das ist durch und durch lost.
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Beitrag(#2270117) Verfasst am: 24.01.2022, 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Und so werden die Pfaffen sich auch heute nicht und morgen nicht und übermorgen nicht unter den Talar gucken lassen, schon gar nicht von den Beelzebuben aus der Staatsanwaltschaft zynisches Grinsen

Zitat:
Im Gegensatz zum Papst pochen Kritiker darauf, dass die Kirche in vollem Umfang dem weltlichen Recht unterworfen wird.
...
Selbst wenn der Verdacht einer Mittäterschaft im Raum gestanden habe, sei dies unterblieben. Man könne vermuten, dass die Kirche jahrzehntelang von einem grundsätzlichen Wohlwollen katholischer Richter und Staatsanwälte profitiert habe.

https://www.fr.de/politik/missbrauchsfaelle-in-kirche-regierung-fordert-aufarbeitung-zr-91250452.html
Herv. v. mir

Und was ist jetzt Dein Vorschlag zur Prävention? Daß RKK-Fälle nur an nichtkatholische Staatsanwälte vergeben werden?


... der letzte Satz taucht vermutlich bald in "die lustigsten Verleser" auf ...
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Beitrag(#2270119) Verfasst am: 24.01.2022, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Interessant: inzwischen hat Ratzinger eingeräumt, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Schuld sei aber nicht er, schuld seien Mitarbeiter. Ein redaktioneller Fehler.
Stellt sich die Frage: liest Ratzinger eigentlich die Schriftstücke, die er unterschreibt? Die Unterschrift kommt normal unter das fertige Dokument, nicht das halbfertige.

Amüsant ist auch, wie man u.a. bei kath net reagiert. Der Artikel kam vor Bekanntwerden der Mitteilung, Ratzinger habe die Falschaussage eingeräumt:

Code:
www.kath.net/news/77398


Titel: "Mit rattenhafter Wut".

Und natürlich lehnt sich da der Autor ganz weit aus dem Fenster... Wie man jetzt weiß. Alles nur eine Kampagne, Ratzinger sei nur Opfer.

Und es wird Rotz und Wasser geheult:

Code:
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"Bullshit ist eine dritte Kategorie zwischen Wahrheit und Lüge" (Harry Frankfurt)

Ausser Hypochondrie habe ich alle Krankheiten.

Ich fordere: JEDEM VOLLPFOSTEN SEIN EIGENES "Mimi-Mimi!"
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wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 3905

Beitrag(#2270121) Verfasst am: 24.01.2022, 15:15    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
wolle hat folgendes geschrieben:
https://www.br.de/nachrichten/kultur/anzeige-gegen-ex-papst-benedikt-xvi-verbrechen-gegen-die-menschlichkeit,SuU3eKm schrieb:

Zitat:
Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Anzeige gegen Ex-Papst


Wahrscheinlich wird am Ende niemand bestraft - gleiche Prozedur wie letztes Jahr.

Aufgrund dieser Anzeige wird jedenfalls in der Tat niemand bestraft werden. Die Idee, die Verjährung dadurch zu umgehen, dass man die angezeigten Straftaten einfach zu "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (im definierten Sinne des Völkerstrafgesetzbuchs), ist juristisch mMn einfach abwegig.


Die Straftaten mussten ja verjähren, wenn sie nicht durch betroffene Opfer angezeigt wurden.
Und die Opfer schwiegen oft aus Scham, oder aufgrund der Vermutung, dass ihnen niemand glauben würde, was auch oft genug der Fall war.

Seitens der Katholischen Kirche gab und gibt es seit hundert Jahren eine interne Geheimhaltung.
https://de.wikipedia.org/wiki/De_delictis_gravioribus schrieb:
Zitat:
Bereits die Instruktion Crimen sollicitationis (1922, aktualisiert im Jahr 1962) hatte für Fälle des sexuellen Missbrauchs, insbesondere vor, während oder nach der Beichte, von Mitgliedern des kirchlichen Tribunals höchste Geheimhaltung verlangt; ...


Sexueller Missbräuche wurden auch nicht als solche kriminalisiert, sonders lediglich als Verstöße gegen das Zölibat aufgefasst:

Zitat:
Der damalige Kardinal Ratzinger ruft darin im Auftrag des Papstes Johannes Paul II. aufgrund des Apostolischen Schreibens Sacramentorum sanctitatis tutela (als Motu Proprio am 30. April 2001 ergangen) die der Glaubenskongregation vorbehaltenen schweren Straftaten in Erinnerung, darunter „die von einem Kleriker begangene Straftat gegen das sechste Gebot des Dekalogs an einem Minderjährigen unter 18 Jahren“,[2] womit sexueller Missbrauch durch Kleriker gemeint ist.


Die Kirche hat hier dem Missbrauch systematisch Vorschub geleistet und systematisch vertuscht.
Mithin kann man von einer kriminellen Organisation sprechen.
_________________
72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2270142) Verfasst am: 24.01.2022, 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Und so werden die Pfaffen sich auch heute nicht und morgen nicht und übermorgen nicht unter den Talar gucken lassen, schon gar nicht von den Beelzebuben aus der Staatsanwaltschaft zynisches Grinsen

Zitat:
Im Gegensatz zum Papst pochen Kritiker darauf, dass die Kirche in vollem Umfang dem weltlichen Recht unterworfen wird.
...
Selbst wenn der Verdacht einer Mittäterschaft im Raum gestanden habe, sei dies unterblieben. Man könne vermuten, dass die Kirche jahrzehntelang von einem grundsätzlichen Wohlwollen katholischer Richter und Staatsanwälte profitiert habe.

https://www.fr.de/politik/missbrauchsfaelle-in-kirche-regierung-fordert-aufarbeitung-zr-91250452.html
Herv. v. mir

Und was ist jetzt Dein Vorschlag zur Prävention? Daß RKK-Fälle nur an nichtkatholische Staatsanwälte vergeben werden?


... der letzte Satz taucht vermutlich bald in "die lustigsten Verleser" auf ...

Die Lust auf flachbrüstige Witzeleien vergeht einem angesichts der Thematik sehr schnell, und Staatsanwälte sind nicht für Prävention zuständig, sondern bekanntermaßen für Strafverfolgung.
Ja, aber ein erster Schritt fällt mir ein: Aufhebung des Zölibats.

Heraus mit der Sexualität aus dem katholischen Darknet -> weniger Triebdruck -> weniger kriminelle Energie -> weniger Missbrauchsfälle.
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Wilson
zwischen gaga und dada



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Beitrag(#2270150) Verfasst am: 24.01.2022, 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

das gehört jetzt nicht so ganz hierher aber heute bei dlf wurde ein katholischer pfarrer interviewt, man wies auf diese sendung hin:
Wie Gott uns schuf
https://www.tvspielfilm.de/tv-programm/sendung/wie-gott-uns-schuf,61cdb9128189656e35a06a42.html
Coming Out in der Katholischen Kirche

entweder stehe ich total auf dem schlauch oder Verlegen
mal abgesehen von anderen kirchlichen angestellten, welche rolle spielt homosexualität , meint ein outing, schwul zu sein, wenn man priester oder pfarrer ist? inwiefern sollte das jemand wissen, also von belang sein? was erhofft sich der priester davon?
nicht mal auf die sexualität, die ja sowieso tabu ist, reduziert, wozu? dass er, wenn er kein priester wäre, homosexuell leben/lieben und sexen würde, wäre wichtig zu wissen? wäre das z.b für die seelsorge von schwulen interessant/hilfreich?
ich hoffe, mein nachfragen beinhaltet keine diskriminierung skeptisch
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step
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Beitrag(#2270191) Verfasst am: 25.01.2022, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Ja, aber ein erster Schritt fällt mir ein: Aufhebung des Zölibats.

Heraus mit der Sexualität aus dem katholischen Darknet -> weniger Triebdruck -> weniger kriminelle Energie -> weniger Missbrauchsfälle.

Stimme natürlich dafür,. Wer soll es denn aufheben, die RKK selbst oder ein Bundesgesetz?

Ich denke aber, das wird nicht allzu viel Kindesmißbrauch verhindern, immerhin sind nichtzölibatäre Institutionen ebenfalls betroffen. Und weder pädophil noch sadistisch veranlagte Personen finden wohl hinreichend Erfüllung im (hetero oder homo) Eheleben ...
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schtonk
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Beiträge: 12078

Beitrag(#2270217) Verfasst am: 25.01.2022, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Ja, aber ein erster Schritt fällt mir ein: Aufhebung des Zölibats.

Heraus mit der Sexualität aus dem katholischen Darknet -> weniger Triebdruck -> weniger kriminelle Energie -> weniger Missbrauchsfälle.


Stimme natürlich dafür,. Wer soll es denn aufheben, die RKK selbst oder ein Bundesgesetz?

Ich bin ebensowenig Jurist wie du und kann dazu nur meine Meinung abgeben: Wünschenswert wäre, die RKK würde das selbst tun. Realistisch ist, dass sie es nicht tut.
Deshalb muss der Gesetzgeber einen Weg finden, sie dazu zu zwingen. Dazu müssten aber erst die mehr christlich als demokratischen Unionisten abgeräumt werden.

step hat folgendes geschrieben:
Ich denke aber, das wird nicht allzu viel Kindesmißbrauch verhindern, immerhin sind nichtzölibatäre Institutionen ebenfalls betroffen.

Andere Institutionen sind nicht der Maßstab, und jeder verhinderte Mißbrauch ist lohnenswert.

step hat folgendes geschrieben:
Und weder pädophil noch sadistisch veranlagte Personen finden wohl hinreichend Erfüllung im (hetero oder homo) Eheleben ...

Das sind Fragen der sexuellen Devianz, sie haben mit dem Thema dieses Trööts nichts zu tun.
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Wolf359
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Anmeldungsdatum: 31.01.2013
Beiträge: 1482

Beitrag(#2270218) Verfasst am: 25.01.2022, 18:44    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Ja, aber ein erster Schritt fällt mir ein: Aufhebung des Zölibats.

Heraus mit der Sexualität aus dem katholischen Darknet -> weniger Triebdruck -> weniger kriminelle Energie -> weniger Missbrauchsfälle.


Stimme natürlich dafür,. Wer soll es denn aufheben, die RKK selbst oder ein Bundesgesetz?

Deshalb muss der Gesetzgeber einen Weg finden, sie dazu zu zwingen.

Ernsthaft? Das macht er nicht einmal im laizistischen Frankreich.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#2270221) Verfasst am: 25.01.2022, 18:52    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
... sind nicht der Maßstab ... haben mit dem Thema dieses Trööts nichts zu tun.

Schulterzucken
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beiträge: 21787

Beitrag(#2270262) Verfasst am: 25.01.2022, 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Deshalb muss der Gesetzgeber einen Weg finden, sie dazu zu zwingen. Dazu müssten aber erst die mehr christlich als demokratischen Unionisten abgeräumt werden.

Das ist offensichtlich verfassungs- und menschenrechtswidrig. Jeder Verein, in dem man freiwillig Mitglied ist, kann sich die internen Regeln geben, die er will, so lange diese Regeln nicht selbst Straftaten beinhalten. Nichtficken ist aber mW keine Straftat, und nur Nichtficker für den Chefposten haben wollen auch nicht.

Dass du mit diesem Rechtsverständnis auch noch andere als mangelhafte Demokraten angreifst, hat dann noch eine besondere Ironie.

Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die RKK den Zölibat abschafft. Aber das kann nur sie selbst und Punkt.
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tillich (epigonal)
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21787

Beitrag(#2270264) Verfasst am: 25.01.2022, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Andere Institutionen sind nicht der Maßstab, und jeder verhinderte Mißbrauch ist lohnenswert.

Der Blick auf andere Institutionen hilft insofern, als man durch Vergleich Hinweise finden kann, welche Umstände Sexualstraftaten besonders begünstigen. Wenn es auch in Institutionen (Reforminternate, Sportvereine, Chöre, Pfadfinder ...) dazu kommt, in denen es keinen Zölibat gibt, wohl aber andere problematische Strukturen (Machtgefälle, sauberes Vereinsimage, übersteigertes Bewusstsein einer "guten Sache", mangelnde gegenseitige Sozialkontrolle, mangelndes Problembewusstsein usw.), ist das ein recht guter Hinweis, dass der Zölibat nicht das zentrale Problem ist.
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