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Kirche an und für sich

 
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ateyim
registrierter User



Anmeldungsdatum: 21.05.2007
Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul

Beitrag(#1463937) Verfasst am: 22.04.2010, 16:56    Titel: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

Meine Frage mag vielleicht naiv und plump erscheinen, aber dennoch muss ich sie loswerden:

Ich habe in meinem Leben sehr viele Phasen in Bezug auf Religion durchgemacht... Christentum, Islam, Atheismus etc. aber ich habe mich bei den ersten beiden stets geweigert eine Institution anzuerkennen, die mir sagt, wie ich etwas zu interpretieren habe, zumal Gott/Allah die Bücher den Menschen und nicht nur einer Gruppen von Menschen angedacht hat, die diese vorinterpretieren sollen.

Selbst in meinen religiösen Phasen war ich immer davon überzeugt, dass ICH etwas alleine auslegen und interpretieren sollte, und solange ich es mit reinem Gewissen auslebe ohne anderen zu schaden, so meinte ich, werde ich es jederzeit vor Gott/Allah rechtfertigen können.

Wenn ich mit Muslimen über diese Phasen von mir spreche, dann stiess das bei den Leuten, die eher "liberale" Glaeubige sind sogar weitestgehend auf Verstaendnis.

Man sagt, dass dies ja auch das besondere am Islam sei, man ist ist nur für sich und seine Taten nach dem Tode verantwortlich.

Ich habe mehr als einmal dann darauf hingewiesen, dass viele islamische Gelehrte aber einen ganz anderen Eindruck vermitteln und einem vorschreiben wollen, wie man was zu tun habe... (habe auch erklaert, dass man jeden einzelnen Schritt bis hin zur Körper- und Fingerhaltung bei der Waschung vor dem Gebet vorschreiben möchte und auch erwaehnt, warum es dann in manchen Laendern immer noch Amputationen bei Diebstaehlen gibt).

"Ach... auf die brauchst du ja nicht zu hören, wenn man von seiner Art überzeugt ist und bereit ist, so vor Allah zu treten"

Nun ja.... schön, wenn das alle Muslime in ihren Laendern könnten... auf die Meinung der Gelehrte zu pfeifen oder einem Scharia-Gericht zu sagen: Nö, lass mal, Allah wird mich nach dem Tod dafür bestrafen


Aber nach langer Vorrede zu meiner Frage:

Christen meinen, dass Christentum ohne Kirche nicht geht und das dies aus der Bibel hervorgehe.

Nun gut... bloss frag ich mich, ob die Kirche als Institution, so wie wir sie heute sehen, mit all ihrer hierarchischen Struktur tatsaechlich aus der Bibel heraus gerechtfertigt erscheint.

Wen dem so ist... OK. Wenn in der Bibel tatsaechlich von einem Papst die Rede ist, wenn in der Bibel tatsaechlich davon die Rede ist, dass ein einzelner Mensch wenn er ex cathedra spricht unfehlbar sein kann, wenn in der Bibel tatsaechlich steht, dass eine gewisse Gruppe von Personen darüber bestimmen darf, wer in die christliche Gemeinschaft aufgenommen werden soll und wer ausgestossen werden muss, dann will ich in Bezug auf die katholische Fraktion nichts gesagt haben.

Wenn aber nur durch extremste verbogene Deutungen dieser Machtapparat in seiner heutigen Strukturierung eine Legitimation erfaehrt, dann wundert mich die Bezeichnungen "Schafe" und "Schaefer" überhaupt nicht, da ich Schafe irgendwie nie für die intelligentesten Geschöpfe gehalten habe.

Wenn Leute aus der Kirche austreten, so habe ich bei denen, mit denen ich im Freundeskreis gesprochen habe, meist nur steuerliche Gründe gehört und/oder die Begründung, dass sie eh nicht glaeubig sind.

Ist die Zahl derer, die die Umsetzung der biblischen Kirche (?) heutzutage für nicht erfüllt betrachten und deswegen zwar weiterhin alle Aspekte ihrer Religiösitaet bewahren, aber nur diese Institution in ihrer aktuellen Form nicht unterstützen wollen, wirklich so gering oder sind sie mir nur nicht begegnet.

Ist ein Bekenntnis "Ich bin Christ aber ohne Kirche" möglich.

Wiederspraeche es der Bibel ... ich habe keine Ahnung... wenn eine glaeubige christliche Familie, die Familie mit all ihren Verwandten als Kirche betrachten würde, und... ich phantasiere mal... ihre eigenen Kinder in einer Familienzeremonie selbst taufen würde, weil sie die wie oben erwaehnt heutige Form der Kirche ablehnt?

Was ist eigentlich genau an der Kirche biblisch legitimiert?


Ihr merkt, es ist etwas konfus, aber ich hoffe es ist irgendwie klar geworden, worum es mir hier geht. skeptisch Ich hatte mal vor über einem Jahr glaube ich eine aehnliche Frage doch ist dies, wenn ich mich recht erinnere, etwas in eine andere Richtung abgedriftet ohne ins Detail zu gehen. Ich haette gerne auch von bibelerfahrenen Usern Hinweise aus Passagen, aus denen dies und jenes wirklich oder angeblich hervorgehen soll.
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Ilmor
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Anmeldungsdatum: 13.12.2008
Beiträge: 7151

Beitrag(#1463948) Verfasst am: 22.04.2010, 17:13    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

ateyim hat folgendes geschrieben:

Ist ein Bekenntnis "Ich bin Christ aber ohne Kirche" möglich.


Also, sowas gibt es auf alle Fälle, also ist es auch möglich. Ob das der Bibel wiederspricht, keine Ahnung, aber wen kümmerts, die Bibel wiederspricht sich ja auch selbst.
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11051
Wohnort: Da, wo noch Ruhe ist

Beitrag(#1463952) Verfasst am: 22.04.2010, 17:18    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

Ich gehöre eigentlich der altkatholischen Kirche an. Das ist eine der allgemein unbekanntesten Konfessionen in Deutschland, aber eben auch eine der liberalsten. Die altkatholische Kirche missioniert nicht, es gibt keinen Zwang. Die Menschen finden alleine zu ihr - oder nicht; und diese Kirche ist demokratisch.

Ehrlich gesagt machen mir die anderen Kirchen eher Bauschmerzen - sowohl die protestantischen, als auch die römisch-katholische Kirche und erst recht die Freikirchen. Was mich stört ist deren Absolutheitsanspruch - dabei gab Gott dem Menschen doch die Freiheit, alleine zu wählen, wie man zu ihm kommt: durchs Judentum, durch Christus oder durch Mohammed.
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1463957) Verfasst am: 22.04.2010, 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt nicht nur die katholische Kirche. Das Unfehlbarkeitsdogma für den ex cathedra lehrenden Papst gilt meines Wissens nur für sie.
Daß die zwei Amtskirchen (evangelisch-lutherische Kirchen und rkK) hier in Deutschland so das Christen-Bild dominieren, dürfte daran liegen, daß sie es sind, für die der Staat die Kirchensteuer eintreibt.
Die Idee des Papsttums kommt wohl vor allem aus der Bibelpassage, wo Jesus zu Petrus sagt, er sei der Fels, auf dem Jesus seine Kirche bauen wolle (pi mal Daumen zitiert, bin zu faul, jetzt die Zitates rauszusuchen). Über die Strukturen der Gemeinde/Kirche findet sich Genaueres wohl erst in den Paulusbriefen, der ja den einzelnen Gemeinden teilweise recht genaue Anweisungen gibt, welche Personen als Bischöfe/Gemeindeleiter taugen würden usw..

Wenn Du Dich auf christlichen Seiten wie jesus.de umschaust, wirst Du nicht wenige Leute finden, die sich als Christen bezeichnen, aber keiner Kirche angehören, manchmal nicht mal einer der vielen unterschiedlichen Freikirchen, Brüdergemeinden etc.. Es gibt da Christen, die sogar die Göttlichkeit Jesu anzweifeln und ihn nur als eine Art ethisches und spirituelles Vorbild betrachten. Es gibt da viele Vertreter des Laienpriestertums, also der Idee, daß auch Laien die Sakramente spenden können (taufen, trauen usw.)...
Kurz: Es gibt viele Christen, die sich keiner der großen Amtskirchen zugehörig fühlen und die z.B. vollständig andere Vorstellungen der christlichen Gemeinde/Kirche haben als die rkK.

Wenn Du also ausführlichere Antworten auf Deine Frage wünschst, würde ich Dir vorschlagen, sie mal in solchen christlichen, bzw. freikirchlichen Foren zu stellen.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1463971) Verfasst am: 22.04.2010, 17:37    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

ateyim hat folgendes geschrieben:

Was ist eigentlich genau an der Kirche biblisch legitimiert?


Nicht viel. Wie denn auch?

Das Neue Testament geht vom baldigen Weltuntergang aus.
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1463974) Verfasst am: 22.04.2010, 17:40    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

ateyim hat folgendes geschrieben:
Was ist eigentlich genau an der Kirche biblisch legitimiert?

Zumindest was die Legitimation eines Papstes betrifft empfehle ich dir die Rede eines Bischofs Strossmayer vom 'Konzil' in Rom von 1870. Der Mann wäre beinahe von anderen Bischöfen gesteinigt worden.

http://www.offenbarung.de/papst-als-gotteslaesterer.php#protestredeVonBischofStrossmayer
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11051
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Beitrag(#1463982) Verfasst am: 22.04.2010, 17:51    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
ateyim hat folgendes geschrieben:
Was ist eigentlich genau an der Kirche biblisch legitimiert?

Zumindest was die Legitimation eines Papstes betrifft empfehle ich dir die Rede eines Bischofs Strossmayer vom 'Konzil' in Rom von 1870. Der Mann wäre beinahe von anderen Bischöfen gesteinigt worden.

http://www.offenbarung.de/papst-als-gotteslaesterer.php#protestredeVonBischofStrossmayer


Danke für den Link!
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Chinasky
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Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#1464019) Verfasst am: 22.04.2010, 19:18    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:


http://www.offenbarung.de/papst-als-gotteslaesterer.php#protestredeVonBischofStrossmayer


Also die Rede hat wirklich Klasse. Mein lieber Hr. Gesangsverein! Sie zeigt übrigens auch, wie jemand, der komplett und erfolgreich indoktriniert wurde (denn der Bischof Strossmayer zeigt sich ja als porentiefer Christ), deswegen noch längst nicht auf Vernunft und stringentes Argumentieren verzichten muß. Der Wert dieser Rede liegt darin, daß er die Selbstwidersprüchlichkeit des katholischen Glaubens auf eine Weise beweist, wie sie nur mit der Binnensicht des Kenners möglich ist. freakteach
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Zuletzt bearbeitet von Chinasky am 22.04.2010, 19:37, insgesamt einmal bearbeitet
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1464027) Verfasst am: 22.04.2010, 19:35    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

ateyim hat folgendes geschrieben:
Ist ein Bekenntnis "Ich bin Christ aber ohne Kirche" möglich.

Für Kierkegaard war es möglich. Die Frage ist, wie weit das reichen kann. Nach einer unter manchen protestantischen Denkern verbreiteten Ansicht soll die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen ohne vorgegebene Institutionen allein aus dem gemeinsamen Bekenntnis und der gemeinsamen Glaubenserfahrung heraus erwachsen. Eric Voegelin z.B. vertrat etwas ähnliches (sogar als politische Organisation eines Gemeinwesens). In der Realität gab's einen solchen "Spontanismus" natürlich noch nie, weder im Christentum noch sonstwo.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
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Beitrag(#1464031) Verfasst am: 22.04.2010, 19:40    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
ateyim hat folgendes geschrieben:
Ist ein Bekenntnis "Ich bin Christ aber ohne Kirche" möglich.

Für Kierkegaard war es möglich. Die Frage ist, wie weit das reichen kann. Nach einer unter manchen protestantischen Denkern verbreiteten Ansicht soll die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen ohne vorgegebene Institutionen allein aus dem gemeinsamen Bekenntnis und der gemeinsamen Glaubenserfahrung heraus erwachsen. Eric Voegelin z.B. vertrat etwas ähnliches (sogar als politische Organisation eines Gemeinwesens). In der Realität gab's einen solchen "Spontanismus" natürlich noch nie, weder im Christentum noch sonst irgendwo.


Es gibt viele Christen, die in keiner Kirche sind, und es gibt immer wieder christliche Gemeinschaften, die nicht institutionalisiert sind, sondern eine Art "Urchristentum" leben.
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sünnerklaas
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Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11051
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Beitrag(#1464040) Verfasst am: 22.04.2010, 19:50    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:

Es gibt viele Christen, die in keiner Kirche sind, und es gibt immer wieder christliche Gemeinschaften, die nicht institutionalisiert sind, sondern eine Art "Urchristentum" leben.


Ich finde das auch wieder immer sehr erstaunlich - denn in meiner Kirche sind diese Leute bei der Feier der Eucharistie sehr willkommen... Da sind dann Lutheraner, Anglikaner, Methodisten, Reformierte, Esoteriker, Menschen, die keiner Kirche angehören. Nur den Mitgliedern der katholischen Amtskirche ist die Teilnahme an unserer Euchastie verboten - trotzdem nehmen viel "heimlich" teil. Und jeder kann und darf seine eigene Geschichte erzählen. Denn es gibt viele Wege...
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Tarvoc
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Beiträge: 44647

Beitrag(#1464041) Verfasst am: 22.04.2010, 19:52    Titel: Re: Kirche an und für sich Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
Es gibt viele Christen, die in keiner Kirche sind, und es gibt immer wieder christliche Gemeinschaften, die nicht institutionalisiert sind, sondern eine Art "Urchristentum" leben.

Es kommt sehr darauf an, was man unter "nicht institutionalisiert" versteht. Sicher gibt es christliche Gemeinschaften, die weniger durchkonstruiert sind als die katholische Kirche. Weniger institutionalisierte Gemeinschaften haben oft auch eine kürzere Lebensdauer.
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Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1464066) Verfasst am: 22.04.2010, 20:09    Titel: Antworten mit Zitat

Es gab immer innerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaften Leute, die zu dem Schluss gelangten, dass es gar keiner Kirche bedürfe. "Steinerne Kirchen - steinerne Herzen", sprachen sie. Gott spreche unmittelbar zu den Menschen, Christus wohne "innewendig" in ihnen, da bedürfe es keiner vermittelnden Institution und keiner Hierarchie besoldeter Kirchendiener und Prediger.

Die Vertreter solcher Ansichten wurden allerdings von Staat und Kirche verfolgt. In einem unmittelbar aus archivalischen Quellen geschöpften Buch hat neulich ein Autor dargestellt, wie die Mitglieder nonkonformistischer Glaubensrichtungen zu solchen Schlüssen gelangt sind und sich in geheimen Versammlungen wiederfanden:
Ulman Weiß: Die Lebenswelten des Esajas Stiefel oder Vom Umgang mit Dissidenten (Friedenstein-Forschungen. Bd. 1). Stuttgart 2007. 640 S.

Besonders erschütternd fand ich das Schicksal des 15jährigen Sohnes von Esajas Stiefel, der im Kerker dazu gedrängt wurde, sich loszusagen von den außerkirchlichen Versammlungen seines Vaters, und lieber still starb.

Gottfried Arnold (1666-1714) hat all die Fälle bis zu seiner Zeit gesammelt, in denen Abweichler zu der Ansicht gelangt waren, dass es zur Glaubensausübung gar keiner Kirche bedürfe. Sie wurden durch die Verfolgungen der Amtskirchen zu Märtyrern. Gottfried Arnold setzte ihnen ein Denkmal und beeinflusste mit seinem Werk viele Vertreter späterer Generationen, wie Johann Wolfgang Goethe. Die von @Tarvoc wiedergegebenen Ansichten Kierkegaards aus dem 19. jahrhunderts fussten dann auf diesen nonkonformistischen Traditionen.
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Mo.
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Anmeldungsdatum: 30.11.2007
Beiträge: 12690

Beitrag(#1464074) Verfasst am: 22.04.2010, 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

Andererseits hat die ev. Kirche auch ein anderes Verständnis als die kath. Während in der kath. allerhand Mittler zwischen dem Gläubigen und Gott stehen (Klerus, Heilige, Mutter Gottes etc.), gibt es das so in der ev. Kirche und ihrem Selbstverständnis nicht. Der Pfarrer steht da nicht über oder zwischen dem Gläubigen und Gott. (Allerdings gibt es genug ev. Pfarrer, die sich was anderes einbilden Mit den Augen rollen )Die ev. Kirche kennt auch nur 2 Sakramente, die, wenn kein Pfarrer zu erreichen ist, auch vom einfachen Gläubigen gespendet werden können.
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