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Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald...

 
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Naastika
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Anmeldungsdatum: 23.11.2003
Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen

Beitrag(#1501448) Verfasst am: 15.07.2010, 10:06    Titel: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

... wurde der Deutsche Orden vo vernichtend geschlagen.

Der Rest ist gut bei Wikipedia nachzulesen, also verzichte ich auf geschichtliche Details.

Der Post hat lediglich den Grund, dass ich den nächsten Jahrhundetjahrestag doch wohl nicht mehr erleben werde, und es mir nicht nehmen lassen wollte. Lachen

Für mich war dieses Schlacht, die sonst nur den geschichtlich interessieten Deutschen vertraut ist (und dann auch nicht unter dem Namen Grunwald, sondern Tannenberg), eine Konstante seit meiner Kindheit (in den 70ern).

Ich staune über mich selbst: Ich bin eine sehr loyale Bürgerin dieses Staates, bezeichne mich aber nie als eine Deutsche. Diese emotionelle Einstellung ist auf jeden Fall eine Folge der Kindheit in der Volksrepublik Polen, mit den Kreuzrittern und Grunwald und so....

Ok, bloss ein persönlich gefärbter Post, ohne besonderen Nutzen für die Welt.... Mit den Augen rollen


A.
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1501506) Verfasst am: 15.07.2010, 11:58    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

Arha hat folgendes geschrieben:

Für mich war dieses Schlacht, die sonst nur den geschichtlich interessieten Deutschen vertraut ist (und dann auch nicht unter dem Namen Grunwald, sondern Tannenberg), eine Konstante seit meiner Kindheit (in den 70ern).

Geschichtsbewußtsein ist ja eine schöne Sache, aber 600 Jahre?

Arha hat folgendes geschrieben:

Ich staune über mich selbst: Ich bin eine sehr loyale Bürgerin dieses Staates, bezeichne mich aber nie als eine Deutsche. Diese emotionelle Einstellung ist auf jeden Fall eine Folge der Kindheit in der Volksrepublik Polen, mit den Kreuzrittern und Grunwald und so....

Mußt du auch nicht. Es gibt eine ganze Reihe Bürger dieses Staates, die sind nicht einmal Deutsche, von der Selbstbezeichnung gar nicht zu reden. Wo ist das Problem?

Was ich dagegen für ein Problem halte, ist eine emotionale Identifikation über solche Zeiträume hinweg, aus der dann auch Zu- und Abneigungen folgen. Erstens sind sie meistens historisch unkorrekt, vor allem aber erzeugen sie Distanz, wo sie nicht sein muß und nach kurzer Zeit stehen die vergangenen Generationen der aktuellen im Wege.
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Naastika
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Anmeldungsdatum: 23.11.2003
Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen

Beitrag(#1501532) Verfasst am: 15.07.2010, 12:52    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Was ich dagegen für ein Problem halte, ist eine emotionale Identifikation über solche Zeiträume hinweg, aus der dann auch Zu- und Abneigungen folgen. Erstens sind sie meistens historisch unkorrekt, vor allem aber erzeugen sie Distanz, wo sie nicht sein muß und nach kurzer Zeit stehen die vergangenen Generationen der aktuellen im Wege.



Lachen Lachen Lachen

Das Koomtal, wa??

Ist schon irgendwie spannend, das am eigenen Geist zu erleben...



A., die nur noch überlegen muss, ob sie Zwerg oder Troll ist....
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1502222) Verfasst am: 16.07.2010, 23:24    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

Arha hat folgendes geschrieben:
... wurde der Deutsche Orden vo vernichtend geschlagen.

Der Rest ist gut bei Wikipedia nachzulesen, also verzichte ich auf geschichtliche Details.

Der Post hat lediglich den Grund, dass ich den nächsten Jahrhundetjahrestag doch wohl nicht mehr erleben werde, und es mir nicht nehmen lassen wollte. Lachen



Ein Triumpf für die Polen/Litauer (welche das erklärte Kriegziel - die Marienburg zu nehmen trotz
anschließender Belagerung nicht erreichen konnten)
und für den deutschen Ritterorden der Anfang vom Ende - m.E. weil in der Schlacht fast die gesamte
Führungselite des Deutschordenstaates an forderster Front gefallen ist (während der polnische König
sich vornehm zurück gehalten und lediglich sein Banner vorgeschickt hat.)

Versteh mich nicht falsch - Sieg ist Sieg - das war nie anders.
Was aber ist gesellschaftlich (abseits eventuellen nationalbewußtseins) mit dem Ende des Deutschordenstaates für Jahrhunderte in der Versenkung verschwunden?

z.B. ein für das Mittelalter absolut einmaliges Sozialssystem mit kostenloser Alten- und Krankenpflege für jedermann.
klingt völlig banal - aber selbst ein heutigen Zeiten in denen uns die Administration die Kosten für
Kranken- und Altenpflege (die wir selbst tragen) mndestens monatlich vorrechnet gibts sowas noch längst nicht wieder.

ist schon komisch - ich als Deutscher assoziere den Orden weit weniger mit dem heutigen Deutschland
als möglicherweise ein "Außenstehender". Ich bin sogar ungetaufter Atheist von Geburt an und
habe gegen Polen wie gegen jegliche andere Nationalität nicht die allergeringste Aversion - im Gegenteil.
Menschen aber die aus egal welchen Gründen (selbst wenns religöse sind) trotz wohlhabend/adliger Herkunft
ihr gesantes Vermögen einer Gemeinschaft zur Verfügung stellen. selbst in persönlicher Besitzlosigkeit leben
um von der Gemeinschaft lediglich nötige Arbeitsbedingungen und Verpflegung und Unterkunft zu beanspruchen,
die sich außerdem /oder deshalb? als exzellente Geschäftsleute erweisen, welche in einem Staat unter ihrer
Herrschaft ein seinerzeit phänomenales und einmaliges Sozialsystem errichten = die Bevölkerung
ihres herrschaftsgebietes an ihrem Erfolg im historischen Kontext betrachteten völlig überproportinalen Maßstab teilhaben lassen,
nötigen mir einfach meinen Respekt ab - und das um vieles mehr als die meißten die ihnen geschichtlich folgten.
Wenn ich als Deutscher die Niederlage bei Grunwald bedauern wollte - dann deswegen und ohne jeden
Seitenblick auf die Rolle die der Orden trotzdem mit Hinblick auf das heutige Deutschland gespielt hat.

aber

ich bedauere sie nicht


Zuletzt bearbeitet von AXO am 16.07.2010, 23:42, insgesamt 6-mal bearbeitet
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1502223) Verfasst am: 16.07.2010, 23:25    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

Arha hat folgendes geschrieben:




A., die nur noch überlegen muss, ob sie Zwerg oder Troll ist....


weder noch tät ich sagen
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
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Beitrag(#1502233) Verfasst am: 16.07.2010, 23:36    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt sie immer noch! zwinkern


http://www.vasallenchristi.de/Vasallen_Christi/vasallen_christi.htmls
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1502237) Verfasst am: 16.07.2010, 23:40    Titel: Antworten mit Zitat

Leonardo hat folgendes geschrieben:
Es gibt sie immer noch! zwinkern


http://www.vasallenchristi.de/Vasallen_Christi/vasallen_christi.htmls


nicht wirklich
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1502246) Verfasst am: 16.07.2010, 23:56    Titel: Antworten mit Zitat

Da stellt sich mir die Frage:

Was bedeutet es für die Identität des Einzelnen, daß im Staat, in der Gesellschaft die Erinnerung an solche Ereignisse - Siege, aber auch Niederlagen - wachgehalten wird - oder auch nicht?
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1502257) Verfasst am: 17.07.2010, 00:16    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Da stellt sich mir die Frage:

Was bedeutet es für die Identität des Einzelnen, daß im Staat, in der Gesellschaft die Erinnerung an solche Ereignisse - Siege, aber auch Niederlagen - wachgehalten wird - oder auch nicht?


Nach Wehler so wie ich es verstanden habe ist das eine der "Integrationsklammern". Man gehört durch die Identifizierung mit diesen Ereignissen bzw. auch künftigen Zielen "dazu" - und grenzt sich im Gegenzug von äußeren Gegnern ab. Was imho bedeutet, dass man, von oben her gesehen, funktioniert.
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1502273) Verfasst am: 17.07.2010, 00:54    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Was imho bedeutet, dass man, von oben her gesehen, funktioniert.


in diesem Zusammenhng stellt sich mir die Frage -> WO ist oben?
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1502274) Verfasst am: 17.07.2010, 00:56    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Da stellt sich mir die Frage:

Was bedeutet es für die Identität des Einzelnen, daß im Staat, in der Gesellschaft die Erinnerung an solche Ereignisse - Siege, aber auch Niederlagen - wachgehalten wird - oder auch nicht?


mir tät sich da nur die Frage stellen inwiefern sich der Einzelne als Bestandteil einer Gruppe sieht,
welche durch solche Ereignisse - Siege wie Niederlagen zu dem wurde was sie ist und die - egal obs
dieser Einzelne mag oder nicht auch ihn hervor gebracht hat.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1502281) Verfasst am: 17.07.2010, 01:02    Titel: Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Was imho bedeutet, dass man, von oben her gesehen, funktioniert.


in diesem Zusammenhng stellt sich mir die Frage -> WO ist oben?


Da wo Geld und Macht nd ne Lobby ist naürlich.
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1502292) Verfasst am: 17.07.2010, 01:24    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
AXO hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Was imho bedeutet, dass man, von oben her gesehen, funktioniert.


in diesem Zusammenhng stellt sich mir die Frage -> WO ist oben?


Da wo Geld und Macht nd ne Lobby ist naürlich.


hm - da wo heute Geld Macht und Lobby ist dürfte aber kein Einziger ne eventuelle Symathie für die
Ordensritter gutheißen.
Inwiefern würde eine solche dann von der "Obrigkeit" als funktionierend wahrgenommen?
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1502295) Verfasst am: 17.07.2010, 01:28    Titel: Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
AXO hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Was imho bedeutet, dass man, von oben her gesehen, funktioniert.


in diesem Zusammenhng stellt sich mir die Frage -> WO ist oben?


Da wo Geld und Macht nd ne Lobby ist naürlich.


hm - da wo heute Geld Macht und Lobby ist dürfte aber kein Einziger ne eventuelle Symathie für die
Ordensritter gutheißen.
Inwiefern würde eine solche dann von der "Obrigkeit" als funktionierend wahrgenommen?


Heute sinds halt keine Ordensritter mehr, die ne Lobby haben. Aber das Prinzip bleibt doch gleich. Diene! Oder mach selber was.
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#1502329) Verfasst am: 17.07.2010, 11:09    Titel: Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
Leonardo hat folgendes geschrieben:
Es gibt sie immer noch! zwinkern


http://www.vasallenchristi.de/Vasallen_Christi/vasallen_christi.htmls


nicht wirklich


Doch! Sehr glücklich

http://www.deutscher-orden.de/
http://www.deutschordenswerke.de/
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Religionskritik-Wiesbaden
homo est creator Dei



Anmeldungsdatum: 04.11.2008
Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#1502355) Verfasst am: 17.07.2010, 13:15    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

Nur mal so eingeworfen, weil immer noch in der Sommerpause zwinkern

AXO hat folgendes geschrieben:

Ein Triumpf für die Polen/Litauer (welche das erklärte Kriegziel - die Marienburg zu nehmen trotz
anschließender Belagerung nicht erreichen konnten)



Das erklärte Kriegsziel dürfte wohl kaum die Marienburg gewesen sein, oder?
[Lit. Eric Christiansen. The Northern Crusaders, (1997) S. 227-229]

AXO hat folgendes geschrieben:

und für den deutschen Ritterorden der Anfang vom Ende - m.E. weil in der Schlacht fast die gesamte
Führungselite des Deutschordenstaates an forderster Front gefallen ist (während der polnische König
sich vornehm zurück gehalten und lediglich sein Banner vorgeschickt hat.)


Schön doof, wenn man seine ‚Führungselite’ zu forderst in den Kampf schickt. Wer führt denn dann danach?
Innerhalb des Herrschaftsgebietes des DOs war man jedoch tunlichst darauf bedacht, den Rittern nicht helfen. Frage Dich doch einmal, warum haben sich denn die ‚Bürger’ in den Städten DO-Staates so zurückgehalten und sind eben nicht entschieden gegen die Bedrohung des von Dir später so dargestellten DO-Wohlfahrtsstaat eingetreten.

Jagiello tat klug daran, nicht selbst zu forderst in den Kampf zu ziehen. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch keinen Nachkommen gezeugt (die überlebt haben) und Witold (Vytautas), sein Bruder, war der eigentlich stärkerer und zeitweilig mit seinem litauischen 'Imperium' deutlich mächtigere. Er lies daher wahrscheinlich seinen Bruder die Grobarbeiten mit seinen Truppen und tatarischen Hilfskontingenten (die waren auch dabei), verrichten, vielleicht auch in der stillen Hoffnung, sein Bruder könnte dies nicht erleben. Völlig schnuppe, wie es nun abgelaufen ist und was die Beweggründe waren, klug ist es nicht, mit dem Führungspersonal in der ersten Reihe zu kämpfen, auch wenn man sich dies gelegentlich wünscht zwinkern

AXO hat folgendes geschrieben:

Versteh mich nicht falsch - Sieg ist Sieg - das war nie anders.
Was aber ist gesellschaftlich (abseits eventuellen nationalbewußtseins) mit dem Ende des Deutschordenstaates für Jahrhunderte in der Versenkung verschwunden?

z.B. ein für das Mittelalter absolut einmaliges Sozialssystem mit kostenloser Alten- und Krankenpflege für jedermann.


Schön dass Du auch auf die anderen Facetten des DOs schaust. Der DO kam aber nicht in den Norden Europas um dort die Menschen mit seinen karitativen Programmen zu beglücken, sondern primär, um die Heiden zu Missionieren (und für sich und seinen gebietslosen Adel Land zu erobern), und das mit dem Schwert! Glaube oder stirb. Von den Pruzzen blieb nach einem mehr als 50 jährigen Kleinkrieg nicht viel mehr übrig als ihr Namen in Preußen. Die Pruzzen waren sicherlich nicht gerade nett, aber wer war das schon damals zwinkern

Zu den karitativen Programmen: Das Sozialsystem war wohl mehr eins auf dem Papier. Gibt es denn Untersuchungen darüber, wie weit und tief es reichte? [jenseits der Wikipedialiteraturangaben, die dann u.a. auf das von Theodor Schieder herausgegebene 'Handbuch der europäischen Geschichte' verweisen http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Orden#cite_note-44, jener Schieder, der auch in der deutschen Ostforschung im Dritten Reich tätig war].
Letztlich erhoben sich die Städte, wie Thorn, auch gegen den DO, brannten die Ordensburgen nieder (1454), da diese Ihnen einen Zeichen des Zwanges waren. Der DO war auch unter den deutschsprachigen Siedlern im 15. Jahrhundert nicht mehr beliebt.

AXO hat folgendes geschrieben:


Menschen aber die aus egal welchen Gründen (selbst wenn’s religiöse sind) trotz wohlhabend/adliger Herkunft
ihr gesantes Vermögen einer Gemeinschaft zur Verfügung stellen. selbst in persönlicher Besitzlosigkeit leben
um von der Gemeinschaft lediglich nötige Arbeitsbedingungen und Verpflegung und Unterkunft zu beanspruchen,
die sich außerdem /oder deshalb? als exzellente Geschäftsleute erweisen, welche in einem Staat unter ihrer
Herrschaft ein seinerzeit phänomenales und einmaliges Sozialsystem errichten = die Bevölkerung
ihres Herrschaftsgebietes an ihrem Erfolg im historischen Kontext betrachteten völlig überproportionalen Maßstab teilhaben lassen,
nötigen mir einfach meinen Respekt ab - und das um vieles mehr als die meisten die ihnen geschichtlich folgten.


Die erneute Hervorhebung der sozialen Wohltaten durch den DO versehen mit seinem scheinbar perfekten Organisationstalent entspricht jedoch nicht den historischen Tatsachen. Der DO war nach der Niederlage hochverschuldet, konnte seine Söldner nicht mehr bezahlen und war eigentlich Pleite. Aus dieser Krise konnte sich der DO nie wieder erholen.

Die von Dir hochgelobte Besitzlosigkeit ist längst nicht so. Diese ritterlichen Drohnen standen an der Spitze der Nahrungspyramide. Wenn Missernten das Ordensland heimsuchten, so waren diese christlichen Brüder bestimmt nicht die, die als erste hungerten. Sie waren besitz- aber nicht machtlos.
_________________
Derzeit ohne Untertitel
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Quéribus
Eretge



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Beitrag(#1502356) Verfasst am: 17.07.2010, 13:18    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Arha hat folgendes geschrieben:

Für mich war dieses Schlacht, die sonst nur den geschichtlich interessieten Deutschen vertraut ist (und dann auch nicht unter dem Namen Grunwald, sondern Tannenberg), eine Konstante seit meiner Kindheit (in den 70ern).

Geschichtsbewußtsein ist ja eine schöne Sache, aber 600 Jahre?


na und, so manches ist auch nach über 700 jahren nicht in Vergessenheit geraten Cool

http://portail.cathares.org/

"al cap dels set cens ans verdejara lo laurel"

ist zwar teilweise ot (da nicht dieselbe Gegend), zum Zweck eines Beispiels daß sich Geschichtsbewußtsein sich nicht unbedingt nur in der neueren Vergangenheit festmachen läßt.
_________________
"He either fears his fate too much
or his deserts are small
That dares not put it to the touch
To gain or lose it all."
James Graham
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Naastika
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Anmeldungsdatum: 23.11.2003
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Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen

Beitrag(#1507732) Verfasst am: 27.07.2010, 14:48    Titel: Re: Heute, vor 600 Jahren, bei Grunwald... Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
Arha hat folgendes geschrieben:
... wurde der Deutsche Orden vo vernichtend geschlagen.

Der Rest ist gut bei Wikipedia nachzulesen, also verzichte ich auf geschichtliche Details.

Der Post hat lediglich den Grund, dass ich den nächsten Jahrhundetjahrestag doch wohl nicht mehr erleben werde, und es mir nicht nehmen lassen wollte. Lachen



Ein Triumpf für die Polen/Litauer (welche das erklärte Kriegziel - die Marienburg zu nehmen trotz
anschließender Belagerung nicht erreichen konnten)
und für den deutschen Ritterorden der Anfang vom Ende - m.E. weil in der Schlacht fast die gesamte
Führungselite des Deutschordenstaates an forderster Front gefallen ist (während der polnische König
sich vornehm zurück gehalten und lediglich sein Banner vorgeschickt hat.)


Versteh mich nicht falsch - Sieg ist Sieg - das war nie anders.
Was aber ist gesellschaftlich (abseits eventuellen nationalbewußtseins) mit dem Ende des Deutschordenstaates für Jahrhunderte in der Versenkung verschwunden?

z.B. ein für das Mittelalter absolut einmaliges Sozialssystem mit kostenloser Alten- und Krankenpflege für jedermann.
klingt völlig banal - aber selbst ein heutigen Zeiten in denen uns die Administration die Kosten für
Kranken- und Altenpflege (die wir selbst tragen) mndestens monatlich vorrechnet gibts sowas noch längst nicht wieder.

ist schon komisch - ich als Deutscher assoziere den Orden weit weniger mit dem heutigen Deutschland
als möglicherweise ein "Außenstehender". Ich bin sogar ungetaufter Atheist von Geburt an und
habe gegen Polen wie gegen jegliche andere Nationalität nicht die allergeringste Aversion - im Gegenteil.
Menschen aber die aus egal welchen Gründen (selbst wenns religöse sind) trotz wohlhabend/adliger Herkunft
ihr gesantes Vermögen einer Gemeinschaft zur Verfügung stellen. selbst in persönlicher Besitzlosigkeit leben
um von der Gemeinschaft lediglich nötige Arbeitsbedingungen und Verpflegung und Unterkunft zu beanspruchen,
die sich außerdem /oder deshalb? als exzellente Geschäftsleute erweisen, welche in einem Staat unter ihrer
Herrschaft ein seinerzeit phänomenales und einmaliges Sozialsystem errichten = die Bevölkerung
ihres herrschaftsgebietes an ihrem Erfolg im historischen Kontext betrachteten völlig überproportinalen Maßstab teilhaben lassen,
nötigen mir einfach meinen Respekt ab - und das um vieles mehr als die meißten die ihnen geschichtlich folgten.
Wenn ich als Deutscher die Niederlage bei Grunwald bedauern wollte - dann deswegen und ohne jeden
Seitenblick auf die Rolle die der Orden trotzdem mit Hinblick auf das heutige Deutschland gespielt hat.

aber

ich bedauere sie nicht



Axo, mein Freund, da muss ich doch was sagen zu...

1. Dass der König nicht selbst das Heer anführt, sondern (meinst von einem Hügel) den Überlickt behält und Boten aussendet, ist mit einer der Merkmale der modernen Kriegsführung und kein Zeichen (hier angedeuteten?) Feigheit.
DIE ANDEREN waren einfach so blöd, haben sich alle in die Schlacht gestützt. Und zuvor stundenlang in der Mittagshitze in Rüstungen gewartet...

Sprich: Mein König war kein Feigling!! Duell Motzen


2. Ich bewundere ebenfalls aus genannten Gründen die Ordinierten aller Religionen, wenn sie dabei die sonstigen menschlichen Werte in ihrem Leben verwirklichen. Nun waren die Kreuzritter Kinder ihrer Epoche, und neben der Pflege der Kranken haben sie nun mal ebenfalls Heiden bekehrt, mit den damals üblichen Methoden.

Die anderen, damals ebenfalls existierenden Ritterroden, wie Malterser oder Johanniter, gibt es immer noch, sie fahren meistens aber Kleintransporter. Den Deutschen Orden gibt es ebenfalls nach wie vor.

Durch den polnisch-litauischen Sieg über die Kreuzritter ist kein "einmaliges Sozialsystem" untergagangen.


SO! nee



A., aus dem Urlaub zurück, doch eher Zwerg..?


edit: Nachdem ich auch andere Posts gelesen habe, merke ich, dass Religionskritik-Wiesbaden ebenfalls völig richtige Anmerkungen zum Thema Kreuzritter als Sozial- und Wirtschaftsfachleute gemacht hat.
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