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jerec registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.10.2003 Beiträge: 50
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(#97849) Verfasst am: 01.03.2004, 11:43 Titel: "Sakrileg" von Dan Brown |
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Tag zusammen!
"Sakrileg" ist das 2. Buch von Dan Brown (nach "Illuminati"), das ich kürzlich gelesen habe. Ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei beiden Büchern um ausgesprochen spannende Lektüre handelt (kann ich jedem empfehlen, der zu dieser Jahreszeit so wie meinereiner Couch- und Ofenbank-Potatoe wird), weist der Author darauf hin, daß sich seine Geschichten um historische Tatsachen oder zumindest fundierte Theorien ranken, die, speziell in "Sakrileg" hochinteressant und hochbrisant sind.
Ich möchte mich diesbezüglich ein bisserl schlauer machen - vielleicht hat ja der eine oder andere zu u. a. Punkten einen Link oder eine sonstige Quelle, die mit weiterführenden Infos herhalten kann. Möglicherweise hat auch einer der Forumsmitglieder das Buch gelesen - in diesem Fall bitte ich um die Meinung des Betreffenden.
Natürlich verrat ich nix über die eigentliche Story - wer sich allerdings vom Author schön langsam auf die in dem Buch dargelegten geschichtlichen Fakten/Theorien bringen lassen will, der möchte bitte hier NICHT weiterlesen.
SPOILER
SPOILER
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Kaiser Konstantin, der das Christentum sozusagen als Staatsreligion eingeführt hatte, war offenbar alles andere als Christ. Der Schachzug mit der Staatsreligion war lediglich ein machtpolitischer Schritt - man stellt sich auf die Seite einer aufstrebenden, vermutlich bald mächtig werdenden Religion. Pikant: Erst zur Zeit des ersten Konzils von Konstantinopel (381 n. Chr.) wurde sozusagen abgestimmt, ob Jesus nun Gottes Sohn sei oder nicht. Mit einer knappen Mehrheit hat man sich für ersteres "entschieden". Vorher wurde Jesus als "Normalsterblicher" gesehen. Zu dieser Zeit hat man sich anscheinend auch für die jetzigen 4 Evangelien entschieden. Vorher sollte es so um die 80 verschiedene Aufzeichnungen des Leben Jesu gegeben haben, möglicherweise sogar seine eigenen "Memoiren". Die 4 haben halt ins Bild der aufstrebenden Kirche gepaßt - der Rest wurde verboten, vernichtet und die Anhänger der "alten" Aufzeichnungen verfolgt. Offenbar nicht gründlich genug ...
Einigen Historikern zufolge habe einige Orginalzeugnisse vom Leben Jesu überlebt - und die enthalten explosives Material: Jesus war nicht nur mit einer Frau names Maria Magdalena (die übrigens KEINE Prostituierte war) befreundet, sondern mit ihr verheiratet. Mehr noch, Jesus hat Maria im Wissen um seine Hinrichtung als seine Nachfolgerin und Anführerin der jungen Gemeinschaft bestimmt, was den Aufzeichnungen zufolge seinen Jüngern, speziell dem Petrus, ziemlich sauer aufgestoßen ist. Pikantes Detail: Jesus war Nachkomme aus dem Hause David, von königlichem Geblüt also. Ebenso war Maria Magdalena von edler Herkunft, nämlich aus dem Haus Benjamin (und damit Salomon). Eine Verbindung, und ganz besonders Kinder aus dieser Verbindung, hätten einen legalen Herrschaftsanspruch gehabt. Apropos Kinder: Auch die soll es gegeben haben. Nach der Kreuzigung soll die schwangere Maria Magdalena unter dem Schutz einiger Personen, aus denen später (so um 1099) die Prieuré de Sion, die Bruderschaft von Sion, hervorgehen sollte, ins damalige Gallien, wo es bereits jüdische Gemeinde gegeben haben soll, geflüchtet sein. Jesus hatte also Nachkommen. Wenn man bedenkt, dass Zölibat und Single-Dasein im damaligen Judentum verpönt waren, eine logisch erscheinende Theorie. Zurück zu den Nachkommen: Aus ihnen ist unter anderem das Geschlecht der Merowinger hervorgegangen und die Linie Jesu und Maria soll bis heute überlebt haben.
*knack* Hört Ihr das Genick der Kirche brechen, sollte sich das als wahr erweisen und beweisbar an die Öffentlichkeit kommen ... Nicht dass ich hoffen würde ...
Achja die Prieuré de Sion: Sie sind offenbar die Gründer des Ordens der Tempelritter (sozusagen als militärischer Arm der Bruderschaft). Der Orden wurde bekanntlicherweise zum Schutz von Pilgern gegründet. Offenbar war das nur Tarnung: Eigentlich sollten die Templer in den Ruinen des jüdischen Tempels tief vergrabene Dokumente (ähnlich der Qumran-Rollen) suchen.
Die Grals-Legende kommt auch ins Spiel - nur sei die allgemeine Annahme der Gral sei der Abendmahlkelch Jesu völliger Schwachsinn. Der Gral (Heiliger Gral - vom Wort Sangreal - was heiliges Blut heißt) ist nicht ein Gegenstand, sondern Maria Magdalena selbst, respektive ihre Gebeine, die nun irgendwo in England vergraben sein sollen. Diese und die Dokumente, die dies belegen, sind der sagenhafte Schatz der Templer.
Kommen wir zum Punkt: In vielen (allen?) alten Kulturen wurde die Weiblichkeit, die damit verbundene Gebährfähigkeit und Fähigkeit, Leben zu schenken, als göttlich empfunden. Man beachte die vielen weiblichen Gottheiten - ebenso in vielen Bereich die entsprechende reliösen Symbole. Ebendies galt auch für den Geschlechtsakt, in dem auch der Mann diese Göttlichkeit erfahren konnte. Preisfrage: Brauchts eine Kirche wenn man(n) direkten Zugang zu göttlichen Erfahrungen hat? Nein. Was macht die Kirche also: Sex ist Schmutz, Frauen sind schlecht, böse, wasauchimmer. Siehe Maria Magdalena: Aus einer Frau königlicher Herkunft ist eine Prostituierte geworden. Aus dem verheirateten Menschen Jesus wird ein göttlicher Junggeselle, die Erlösung auf die eigene Organisation beschränkt und schon ist die Machtstellung einzementiert. Und einige Jahrzehnte werden ganz einfach umgeschrieben.
Für die einen ist es die kath. Kirche, für die andern die längste Verarschung der Welt
Diese und andere Theorien liegen dem Buch zugrunde. Mich interessieren vor allem geschichtliche Quellen, Links, Bücher, etc. ebenso wie Eure Meinung dazu. Plausibel klingt das ja alles, aber ist es wahr? Kann es möglich sein? Wir wissen alle, das die Menschheit von der KK belogen wird, aber IN DIESEM AUSMASS? Weiß ich nicht - finds aber höllisch (oh, ein Wortspiel ) interessant!
Nachtrag: Einige interessante Persönlichkeiten der Geschichte, darunter mein persönlicher Lieblingskünstler/-wisschenschaftler/-bastler Leonardo da Vinci sollen Mitglied bzw. sogar Großmeister der Bruderschaft gewesen sein. Anscheinend sind viele Seitenhiebe auf die KK und Hinweise auf obige Geschichte in seinen Bildern und Kunstwerken versteckterweise enthalten. Ich werd mir seine Werke in nächster Zeit mal näher ansehen ...
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Spock lebt noch
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis
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(#97861) Verfasst am: 01.03.2004, 12:07 Titel: |
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Zu diesem Buch gibt es auch hier schon einen Thread. Gesegnet sei die Suchfunktion
_________________ "Wieviel dieses Märchen von Christus uns un den Unseren genützt hat, ist allbekannt!" (Papst Leo x.)
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jerec registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.10.2003 Beiträge: 50
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(#97864) Verfasst am: 01.03.2004, 12:13 Titel: |
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ups *schäm*
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#97876) Verfasst am: 01.03.2004, 12:30 Titel: Re: "Sakrileg" von Dan Brown |
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jerec hat folgendes geschrieben: | Einigen Historikern zufolge habe einige Orginalzeugnisse vom Leben Jesu überlebt - und die enthalten explosives Material: Jesus war nicht nur mit einer Frau names Maria Magdalena (die übrigens KEINE Prostituierte war) befreundet, sondern mit ihr verheiratet. Mehr noch, Jesus hat Maria im Wissen um seine Hinrichtung als seine Nachfolgerin und Anführerin der jungen Gemeinschaft bestimmt, was den Aufzeichnungen zufolge seinen Jüngern, speziell dem Petrus, ziemlich sauer aufgestoßen ist. Pikantes Detail: Jesus war Nachkomme aus dem Hause David, von königlichem Geblüt also. Ebenso war Maria Magdalena von edler Herkunft, nämlich aus dem Haus Benjamin (und damit Salomon). Eine Verbindung, und ganz besonders Kinder aus dieser Verbindung, hätten einen legalen Herrschaftsanspruch gehabt. Apropos Kinder: Auch die soll es gegeben haben. Nach der Kreuzigung soll die schwangere Maria Magdalena unter dem Schutz einiger Personen, aus denen später (so um 1099) die Prieuré de Sion, die Bruderschaft von Sion, hervorgehen sollte, ins damalige Gallien, wo es bereits jüdische Gemeinde gegeben haben soll, geflüchtet sein. Jesus hatte also Nachkommen. Wenn man bedenkt, dass Zölibat und Single-Dasein im damaligen Judentum verpönt waren, eine logisch erscheinende Theorie. Zurück zu den Nachkommen: Aus ihnen ist unter anderem das Geschlecht der Merowinger hervorgegangen und die Linie Jesu und Maria soll bis heute überlebt haben. |
Da vermutlich andere sich zu den kirchengeschichtlichen und theologischen Aspekten des Romanes aeuszern werden, greife ich mir mal primaer die genealogischen Behauptungen heraus.
Es gibt jenseits der Dichtungen der frommen Gemeinde, moegen diese nun kanonisiert sein oder nicht, keine historischen Fakten ueber diesen Jesus auf der Basis zeitgenoessischer Quellen.
Die Zuschreibung der Abstammung von Jesus aus dem Haus David geschieht aus einer legitimatorischen Funktion: die Erfuellung der Prophezeihung von Micha, der erwartete Messias werde aus dem Hause David kommen. Dies geschieht durch zwei unterschiedliche fiktive Stammbaeume bezueglich Josefs, der ja gar nicht der biologische Vater von Jesus sein soll. Zudem hatte mitnichten irgendeiner der zahlreichen sozial abgestiegenen Nachkommen von Koenig David irgendeinen legitimen oder gar aktuellen Thronanspruch zur Zeit der roemischen Vorherrschaft ueber das Haus Herodes. (Auch fuer den angeblichen Kindermord von Betlehem gibt es keinen Beleg!)
Es ist voellig ausgeschlossen, dasz unter roemischer Herrschaft eine winzige religioese Randgruppe, deren Guru gerade hingerichtet worden sein soll, imstande gewesen waere, ihre Diadochenkaempfe so auszutragen, dasz Maria Magdalena nach Gallien haette fliehen muessen.
Es existieren zahlreiche Stammbaeume, in denen versucht wird, die auf das keltisch-germanische Stammesrecht fundierten neuen fruehmittelalterlichen Herrscherfamilien auf eine vermeintlich hoeherwertige antike oder gar (christlich-)biblische Ahnenschaft zu gruenden.
Zweifellos wird es biologische Verbindung zwischen Roemern und Mitgliedern der "Wandervoelker" gegeben haben. Das Problem ist die Quellenlage. Es existiert meines Wissen kein einziger Stammbaum, der wirklich zweifelsfrei eine Verbindung mittelalterlicher Dynastien zu antiken Herrscherfamilien belegen koennte. Selbst jene sehr tief zurueckgehenden und gut belegten Stammbaeume, welche ueber das christliche Koenigshaus des mittelalterlichen Armenien gehen, stoszen irgendwann an Punkte, wo die Beweisbarkeit schlicht aufhoert und das Wunschdenken Platz greift.
Kurz: der Roman erzaehlt eine "Gegengeschichte" zur landlaeufigen Glaubenswahrheit - aber er ist selbst eben auch nur spekulative Fiktion. Als belletristische Lektuere mag das ja legitim sein.
Zum Erkenntnisfortschritt tragen derlei Verschwoerungsphantasien aber nur dann bei, wenn sie dazu anregen, sich mit Fakten, statt mit Fiktionen zu befassen.
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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