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Ein Fundstück

 
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#1560002) Verfasst am: 23.10.2010, 11:46    Titel: Ein Fundstück Antworten mit Zitat

Dies stammt aus dem Schriftstellerforum www.dsfo.de
Der Nickname der Autorin ist lady in black.

Ich vermute mal, dass ihr auch zu denen gehört, die naserümpfend all die täglichen Quotenbringer wie „Maurer sucht Bau“ auf den privaten Fernsehsendern als Schund bezeichnen.
Ihr werft bestenfalls einen kurzen Blick auf die traurigen Gestalten und macht euch darüber lächerlich. Natürlich würdet ihr selbst nie auf die "hinrverbrannte" Idee kommen, euer Privatleben im TV auszubreiten.
Keine Sekunde verschwendet ihr damit, euch mit den persönlichen Schicksalen der armen Menschen zu befassen, die im Gegensatz zu euch offensichtlich keinen anderen Ausweg mehr sehen als RTL, SAT1 oder VOX um Hilfe zu bitten.

Ich möchte nun wenigstens den Versuch unternehmen, euer Interesse für die Probleme fremder Menschen zu wecken.

Denn auch ich bin euch fremd! Und ich bekenne: Ja, ich war in einer derart verzweifelten Situation dass ich keine andere Wahl hatte, als damit ins Fernsehen zu gehen!

Das Geld fehlte schon lange für dringend benötigte Anschaffungen und ich war auch hoffnungslos mit der Erziehung meines Kindes überfordert. Völlig isoliert lebte ich zudem in einer desolaten Wohnung, in die ich keine anderen Menschen mehr hinein lassen konnte ohne mich dafür in Grund und Boden zu schämen.

Glaubt mir, es ist wirklich alles andere als einfach sich mit den Anforderungen der diversen Fernsehteams und deren „Hauptdarstellern“ auseinanderzusetzen bzw. diese zu erfüllen.

So wollte z.B. die Super-Nanny nur dann die extreme Aufräumschwäche meines Kindes beheben, wenn ich noch mindestens eine weitere Verhaltensstörung bei ihm nachweisen konnte. Ich sah mich also gezwungen, eine Spielekonsole nebst sämtlichen dazugehörigen ego shooter Spielen anzuschaffen. Nachdem ich zusätzlich seine Ernährung auf stark zuckerhaltige Lebensmittel umgestellt hatte, zeigten sich die ersten vielversprechenden Symptome! Er bekam einen irren Blick, verließ sein – immer noch unaufgeräumtes – Zimmer nicht mehr und verhielt sich wie ein Eichhörnchen auf Ectasy. Um die Nanny vollends zufrieden zu stellen schlich ich mich nachts mit einer Horrormaske vor meinem Gesicht an sein Bett und rüttelte ihn wach.
Mit seinem nun einsetzenden regelmäßigen nächtlichen Einnässen stand dem Besuch der Super-Nanny absolut nichts mehr im Wege.

Peter Zwegert war zum Glück nicht so kompliziert. Für seine Bemühungen mich endlich schuldenfrei zu bekommen, musste ich lediglich rechtzeitig vorher mein Konto abräumen und das Geld sowie all meine sonstigen Wertgegenstände wie Schmuck u.ä. gut bei mir im Hause verstecken.

Er war wirklich toll! Innerhalb kürzester Zeit hatte er mein Konto wieder aufgefüllt, den Elektronikmarkt dazu gebracht mir die Raten für die Spielekonsole zu erlassen und mir ganz nebenbei sogar einen Sendetermin bei Tine Wittler verschafft.
Meine finanziellen Sorgen gehörten endlich der Vergangenheit an und ich konnte sofort losziehen, um mir endlich das dringend benötigte fünfte Paar Schuhe pro Monat wieder anzuschaffen!

Die Wohnraumexpertin fegte durch meine Wohnung, so wie die Kunden durch ein schwedisches Möbelhaus. Mit einem Schrei des Entsetzens hatte sie mit ihrem geschulten Blick natürlich auf Anhieb mein gravierendes Problem erkannt: Die blauen Vorhänge passten farblich wirklich nicht mit dem orangefarbenen Sofa zusammen!
Das unvermeidliche neue weiße Sofa aus dem Hause der Köttbullar-Spezialisten wurde von ihr gekonnt vor den ebenfalls unvermeidlichen neuen weißen Übergardinen vom gleichen Hersteller platziert. Nachdem sie mich natürlich auch noch vom Ballast absolut unnötiger Möbelstücke, wie z.B. meinem Wohnzimmerschrank befreit hatte, verschwand sie so schnell wie sie gekommen war.

Zwar konnte ich jetzt noch immer keine Freunde einladen, weil diese mir das weiße Sofa nur schmutzig machen würden, aber was soll’s: Es ist der Gedanke, der zählt!

Die Super-Nanny war absolut fantastisch! Seit ihrem Besuch gehorcht mein Mann endlich aufs Wort und der Hund räumt sofort nach Spielende seinen Gummiknochen wieder weg.

Den Hundprofi werde ich deshalb aber trotzdem nicht absagen. Ich brauche schließlich jemanden, der meinem Kind das ständige Pinkeln an das weiße Sofa wieder abgewöhnt.

Ich hoffe, dass ich euch jetzt einen kleinen Einblick verschaffen und etwas Verständnis für Menschen in ausweglosen Situationen abringen konnte.
Bitte verzeiht, wenn ich jetzt aufhöre. Ich muss noch in den Müllcontainer steigen und meine Kaffeedose wiederfinden, die von der Wittler Tine als „unstylisch“ angesehen und schnurstracks mit angewidertem Blick weggeworfen worden war.

Denn ratet mal, wo ich mein Geld und meinen Schmuck versteckt hatte?!
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