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Erregung öffentlichen Ärgernisses
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1181736) Verfasst am: 15.01.2009, 17:38    Titel: Erregung öffentlichen Ärgernisses Antworten mit Zitat

Wie stehen Forianer zu diesem Gesetzesparagraphen? Komischerweise scheint er so etwas wie unser letztes gesellschaftliches Tabu zu sein. Nacktheit ist publizistisch und medial überall präsent, aber Nacktheit in aller Öffentlichkeit ist nicht tolerabel und hier verstehen wir dann doch keinen Spaß mehr.

Die Bezeichnung "Erregung öffentlichen Ärgernisses" für bestimmte Straftatsbestände ist schon merkwürdig - welche Legitimation soll es schon sein, wenn sich jemand über einen anderen ärgert und dann auch noch "öffentlich"?

Warum wird es mir nicht erlaubt, im Sommer, wenn es heiß ist, nackt durch die Stadt zu gehen? Gibt es Dinge, die dagegen sprechen? Und wenn ich meine Freundin im Stadtpark vögel und nicht gerade die Nähe von Kindern aufsuche, muß man ein großes Tamtam darum machen?

Als guter Katholik stehe ich diesen Dingen natürlich durchaus verzeihend gegenüber. Aber gibt es da überhaupt etwas zu verzeihen?

Komischerweise diskutiert auch eine säkulare Gesellschaft nicht ernsthaft über diesen Paragraphen. Medial werde ich zwar mit noch so großen Perversitäten (?) konfrontiert, abgesehen davon wird über Sex und auch Nacktheit permanent geschwätzt, aber wenn ich nackt durch die Fußgängerzone gehen will, dann versteht die Gesellschaft plötzlich keinen Spaß mehr.

Und Adam und Eva waren nackt, als sie durchs Paradies gingen. Und hätten sie nicht die dämliche Idee mit dem Apfelbaum gehabt, wären sie es heute noch. Der Koran interpretiert den Paradiesmythos um, da schämen sich Adam und Eva, weil ihnen der Teufel die Kleider gestohlen hat ...

Die islamische Variante ist vielleicht auch legitim. Ich habe dies auch schon so gehört, daß Menschen derart argumentiert haben, daß bekleidet zu sein, für einen Menschen gewissermaßen der Naturzustand sei. Der Mensch ist das bekleidete Wesen schon von seiner Natur her, er empfindet es als "normal", ja "natürlich", bekleidet zu sein.

Im biblischen Paradiesmythos liegt dann eine gewisse Sprengkraft. Ich bin zwar aus dem Paradies vertrieben und habe es zu akzeptieren, mich bekleiden und schämen zu müssen, aber es gibt einen vorgängigen Naturzustand, bei dem ich nackt war und mich nicht schämte. Die Verherrlichung der "Südsee", mit ihren angeblich paradiesischen Zuständen, ist dann durchaus auch christlich. Der Islam scheint dann eine solche Interpretation erst gar nicht zu kennen. Vielleicht sind irgendwie beide Interpretationen zulässig?

Wie auch immer: Was ist die Meinung der Forianer? Ich persönlich gestehe, in diesen Dingen durchaus schwankend zu sein. Was mir schon mißfällt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der wir gewisse Straftatsbestände innerhalb eines gesetzlichen Rahmens dieses Paragraphen auch akzeptieren. Darin liegt für mich eine gewisse Schizophrenie. Es gibt eine gewisse mediale Hysterie der Entblößung, aber reale Entblößung in der Öffentlichkeit wird nicht akzeptiert, sie stellt geradezu ein Tabu dar.

Gruß Malcolm
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Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.

"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Boson
registrierter User



Anmeldungsdatum: 02.12.2007
Beiträge: 209

Beitrag(#1181749) Verfasst am: 15.01.2009, 17:56    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Und Adam und Eva waren nackt, als sie durchs Paradies gingen. Und hätten sie nicht die dämliche Idee mit dem Apfelbaum gehabt, wären sie es heute noch. Der Koran interpretiert den Paradiesmythos um, da schämen sich Adam und Eva, weil ihnen der Teufel die Kleider gestohlen hat ...

Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass dies lediglich Geschichten ohne den Hauch eines Realitätsbezugs sind?

Zum Thema Nacktheit in der Öffentlichkeit:
Ich kann zu diesem Thema höchstens meinen Eindruck darstellen und keine wissenschaftlich gesicherte Basis dafür liefern.

Ich denke, dass diese herrschende Schizophrenie mit der jahrtausendelangen Verteufelung von Sex, Sexualität im Allgemeinen und insbesondere der weiblichen Sexualität verbunden ist. Und diese basiert, ich hoffe meine Meinung ist korrekt, auf der Religion und insbesondere dem Christentum bzw. von mir aus den abrahamitischen Religionen. Wann diese absurde Haltung gegenüber Sex begann ist mir nicht bekannt.
So weit ich weiß gab es eine derartige Apathie bei den Heiden jedoch nicht, ja im Gegenteil. In manchen Kulturen gab es ja aber auch Fruchtbarkeitsrituale bzw. Kulte.

Ganz weltlich betrachtet hätte ich aber auch etwas dagegen, wenn sich jeder zeigt wie es ihm beliebt. Ganz ehrlich, den Großteil der Menschheit möchte ich, vor allem nicht im fettleibigen 21. Jahrhundert, nicht nackt sehen müssen. Das ist schon in der Sauna manchmal hart genug.
Von daher ist das ganz in Ordnung.
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deirfloo
Globulisierungsgegner



Anmeldungsdatum: 26.06.2006
Beiträge: 1126

Beitrag(#1181753) Verfasst am: 15.01.2009, 17:58    Titel: Antworten mit Zitat

Boson hat folgendes geschrieben:


Ganz weltlich betrachtet hätte ich aber auch etwas dagegen, wenn sich jeder zeigt wie es ihm beliebt. Ganz ehrlich, den Großteil der Menschheit möchte ich, vor allem nicht im fettleibigen 21. Jahrhundert, nicht nackt sehen müssen. Das ist schon in der Sauna manchmal hart genug.


Das ist aber noch lange kein Grund es per Gesetz unter Strafe zu stellen.
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Skeptical scrutiny is the means, in both science and religion, by which deep thoughts can be winnowed from deep nonsense.
Carl Sagan

was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1181773) Verfasst am: 15.01.2009, 18:19    Titel: Antworten mit Zitat

deirfloo hat folgendes geschrieben:
Boson hat folgendes geschrieben:


Ganz weltlich betrachtet hätte ich aber auch etwas dagegen, wenn sich jeder zeigt wie es ihm beliebt. Ganz ehrlich, den Großteil der Menschheit möchte ich, vor allem nicht im fettleibigen 21. Jahrhundert, nicht nackt sehen müssen. Das ist schon in der Sauna manchmal hart genug.


Das ist aber noch lange kein Grund es per Gesetz unter Strafe zu stellen.


Eben! Zumal ich sowieso glaube, daß, wenn dieses Tabu fallen sollte, jeder normal gebliebene fettleibige ältere Herr keinen besonderen Wert darauf legen würde, nackt durch die Öffentlichkeit zu wandeln.

In jüngeren Jahren hat es mir mal Spaß gemacht, mich auf einer stinknormalen Fete nackt auszuziehen. Die Resonanz war durchaus nicht so negativ. Allerdings sagte mir dann auch ein etwas älterer Mensch: Ach weißt du, du bist so hübsch jung und schlank, wenn ich das wäre, würde ich es auch machen. Heute bin ich selber älter und habe einen kleinen Bauch. Da würde ich es mir schon überlegen. Übrigens ist sich auf einer Fete auszuziehen vielleicht auch etwas, was nicht unter Erregung öffentlichen Ärgernisses fällt, aber auch im privaten Rahmen gelten offensichtlich Tabus.

Insofern ist die Diskussion um einen Gesetzesparagraphen auch nur ein Aspekt der Sache. Viel wichtiger ist es, über grundsätzliche gesellschaftliche Tabus auch zu diskutieren. Und die wird man noch nicht los, wenn man aus der Kirche austritt.

Zitat:
Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass dies lediglich Geschichten ohne den Hauch eines Realitätsbezugs sind?


Der grundsätzliche Realitätsbezug, der hier geschildert wird, ist, daß es einen Menschen im Naturzustand gegeben hat. Und dieser interessiert mich. Davon legt der biblische Paradiesmythos Zeugnis ab. Und das ist wichtig. Ob es Adam und Eva wirklich gegeben hat und ob die Paradiesgeschichte sich so zugetragen hat, wie sie uns die Bibel erzählt, ist eher unwichtig.

Gruß Malcolm
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1181797) Verfasst am: 15.01.2009, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Der grundsätzliche Realitätsbezug, der hier geschildert wird, ist, daß es einen Menschen im Naturzustand gegeben hat. Und dieser interessiert mich.


Indigene Stämme, die nicht grade viel anhaben, um nicht zu sagen nur ein bißchen Schmückendes, eigenartiges ja teilweise, gibt es ja heute noch.
Wenn auch zahlenmäßig nicht mehr grade viele Leute.

Insofern gehe ich doch davon aus, wenn es nicht zu kalt ist, dann hat der Urmensch keine Klamotten an.
Und spätestens wenn die Körperbehaarung weitgehend ab ist, dann fängt er an sich zu schmücken, denn viel hat er ja nicht zu bieten an körperlichem Glanz, wenn er viele seiner Mitbewohner auf Erden um sich rum ansieht.

Also klimatische (u. sonstige) Erfordernisse, (sexuelle) Attraktivität/(Tabus) und Ständisches (gezeigter sozialer Status), mein ich mal.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26443
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1181810) Verfasst am: 15.01.2009, 19:00    Titel: Antworten mit Zitat

Reza hat folgendes geschrieben:
.....
Indigene Stämme, die nicht grade viel anhaben, um nicht zu sagen nur ein bißchen Schmückendes, eigenartiges ja teilweise, gibt es ja heute noch.
Wenn auch zahlenmäßig nicht mehr grade viele Leute.
.......

Aber bezeichnenderweise fühlt sich die Indiofrau ohne ihr einziges Kleidungsstück, die Kordel, die sie um die Taille tragt, nackt.

Das erinnert dann wieder an eine Tänzerin vor einem deutschen Gericht, angeklagt wegen eines nackten Auftrittes. Sie habe ein zweiteiliges Kostüm getragen, verteidigte sie sich. Und legte als Beweisstücke ihre beiden Ohrringe auf den Tisch.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1181814) Verfasst am: 15.01.2009, 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin gespannt, ob hier eine ernsthafte Diskussion über dieses Thema noch zustande kommt. Wie ich nur sehe, bezieht hier niemand zu diesem Thema wirklich Stellung.

Meine These ist, daß der Christ vor dem Hintergrund des Paradiesmythos zu diesem Thema ein gespaltenes Verhältnis hat. Der Paradiesmythos zeigt einen schamlosen Menschen im Naturzustand und dieser Zustand wird nicht etwa abgewertet, sondern geradezu aufgewertet. Daß der Mensch sich schämen muß, ist geradzu eine Bestrafung. Der Mensch, der diesen Naturzustand verlassen hat, ist nicht "zivilisatorisch weiter", sondern ganz im Gegenteil wird Schamlosigkeit auch als Sündlosigkeit interpretiert, die darin "Gott näher" ist.

Insofern ist unser heutiger Umgang mir Tabus vielleicht weit christlicher, als viele Menschen denken. "Erregung öffentlichen Ärgernisses" dann aber wirklich ernsthaft zu diskutieren und in Frage zu stellen, ist etwas, was ich hier dann allerdings doch nicht erwarte. Grundsätzliche Tabus einer auch säkularen Gesellschaft werden dann doch nicht in Frage gestellt. Und vor diesem Hintergrund bin ich dann lieber ein Christ, der sich selber versteht, als ein Nichtchrist, der sich dann nicht mehr selber versteht und gewisse Tabus nur noch als "irgendwie zivilisatorisch normal" begreift.

Gruß Malcolm
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26443
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1181826) Verfasst am: 15.01.2009, 19:23    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Beitrag war ernster als Du meinst: Meines Wissens existiert überall eine Kleiderordnung, in der die Leute groß werden, und wenn es nur eine Schnur um den Bauch oder der als Futteral auf den Penis gestülpte Kürbis der Papuas ist.
Wenn das richtig ist, bedeutet das im Gegenteil, dass die öffentlichen Räume, in denen bei uns Nachtheit normal ist - FKK-Gelände, Sauna, eine europäische Wiederentddeckung der Nacktheit sind.

Entgegen der Vorstellung derer, denen soetwas ein Dorn im Auge ist, sind solche Zonen übrigens praktisch erotikfrei, d.h. die Disziplin, die sich die Leute dort abverlangen ist erheblich über der im "normalen" Leben.

Falls DU eine Umfrage machen willst: - ich habe nichts dagegen, den Paragraphen gegen die Erregung öffentlicher Erregung zu streichen, schon alleine, weil ich nasse Badehosen nicht mag.

fwo
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1181860) Verfasst am: 15.01.2009, 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Reza hat folgendes geschrieben:
.....
Indigene Stämme, die nicht grade viel anhaben, um nicht zu sagen nur ein bißchen Schmückendes, eigenartiges ja teilweise, gibt es ja heute noch.
Wenn auch zahlenmäßig nicht mehr grade viele Leute.
.......

Aber bezeichnenderweise fühlt sich die Indiofrau ohne ihr einziges Kleidungsstück, die Kordel, die sie um die Taille tragt, nackt.
fwo


Das bezeichne ich als Schmuck, und das kann einem ja mit Ringen beispielsweise, die man immer trägt, genauso gehen.

malcolm hat folgendes geschrieben:
Ich bin gespannt, ob hier eine ernsthafte Diskussion über dieses Thema noch zustande kommt. Wie ich nur sehe, bezieht hier niemand zu diesem Thema wirklich Stellung.


Mein Beitrag ist absolut ernst gemeint.

Ich begreife aber im Gegensatz zu fwo einen Penisköcher durchaus nicht als Kleiderordnung, zumal der auch nicht immer getragen wird, wie ich letztens in nem Bericht sah, zu einigen Betätigungen wäre das wohl nicht nur unpraktisch, sondern gefährlich.

Warum meinst du, ich hätte es nicht ernst gemeint?
Scham wegen Nacktheit ist für mich mit Sicherheit nur kulturelle Konvention.
Und man schmückt sich nicht aus Scham, sondern weil es einem gefällt.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1181865) Verfasst am: 15.01.2009, 20:01    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Mein Beitrag war ernster als Du meinst: Meines Wissens existiert überall eine Kleiderordnung, in der die Leute groß werden, und wenn es nur eine Schnur um den Bauch oder der als Futteral auf den Penis gestülpte Kürbis der Papuas ist.
Wenn das richtig ist, bedeutet das im Gegenteil, dass die öffentlichen Räume, in denen bei uns Nachtheit normal ist - FKK-Gelände, Sauna, eine europäische Wiederentddeckung der Nacktheit sind.

Entgegen der Vorstellung derer, denen soetwas ein Dorn im Auge ist, sind solche Zonen übrigens praktisch erotikfrei, d.h. die Disziplin, die sich die Leute dort abverlangen ist erheblich über der im "normalen" Leben.

Falls DU eine Umfrage machen willst: - ich habe nichts dagegen, den Paragraphen gegen die Erregung öffentlicher Erregung zu streichen, schon alleine, weil ich nasse Badehosen nicht mag.

fwo


Hallo Fwo,

ich glaube dieser Paragraph erfaßt aber durchaus nicht nur so etwas wie öffentliche Nacktheit. Auch öffentliche Onanie oder öffentlicher Geschlechtsverkehr wären unter einem solchen Paragraphen wohl zu umfassen. In der Tat kann ich möglicherweise sogar angezogen sein und mir ostentativ in den Schritt fassen - und habe dann möglicherweise auch ein Problem mit diesem Paragraphen. Dazu muß ich nicht einmal nackt sein und nicht einmal onanieren.

Wie auch immer: Christentum ist durchaus Privatsache - der öffentliche Raum ist es nicht.

Dazu kommt - und dieses Thema wollte ich schon einmal ansprechen: Daß es auch im privaten Raum durchaus Tabus gibt. Und auch im gesellschaftlichen Raum gibt es Tabus.

Es gibt dann auch Dinge, die ich gewissermaßen auch lächerlich finde. Bei meiner Umschulung, bei der es natürlich zumeist nur durchaus erwachsene Menschen gab, hatte zur Abschlußfeier einer eine Stripteasetänzerin bestellt. Die war nicht nur häßlich, sondern langweilte zudem noch damit tödlich, daß sie geschlagene drei Stunden damit zubrachte, sich auszuziehen - schließlich wollte sie ja ihren Kunden etwas bieten. Sich aber selber mal auszuziehen - daran hat natürlich keiner gedacht. Also wirkt doch das "öffentliche Tabu" des "öffentlichen Ärgernisses" durchaus ins Private und auch Gesellschaftliche hinein. Auch dieser alberne Striptease bei dieser "Abschlußfeier" war für mich dann wieder ein Zeichen einer grundsätzlichen Schizophrenie von Gesellschaft.

Ich kritisiere das ja auch nicht - ich stelle es nur fest.

Gruß Malcolm
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satsche
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Anmeldungsdatum: 30.07.2006
Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen

Beitrag(#1181872) Verfasst am: 15.01.2009, 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

Um eventuelle Zweifel darüber zu beseitigen, was Grundlage unserer Gesellschaft ist, das Prinzip des Rechtsstaats, empfehle ich auch hier folgenden Text:

http://www.sopos.org/aufsaetze/44622ce221d7f/1.phtml

Es handelt sich nicht um eine Lappalie. Die "christliche Leitkultur" verdeckt das Prinzip des Rechtsstaates.


Wer sich diesen Text be-greifbar machen möchte und auf „Druckfassung“ klickt, bekommt inklusive der IBAK und anderer Kommentare acht DIN A4 Seiten (Service für Noseman: Dienervierseiten Verlegen ) ausgedruckt. Sehr empfehlenswert!

Auch und gerade für Malcolm(s)!!
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1181876) Verfasst am: 15.01.2009, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

satsche hat folgendes geschrieben:
(Service für Noseman: Dienervierseiten Verlegen ) ausgedruckt. Sehr empfehlenswert!
Lachen Danke!
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1181889) Verfasst am: 15.01.2009, 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Satsche,

ich habe den Text überflogen - aber trägt er tatsächlich etwas zum Thema bei? Ich bevorzuge zielführende Links, der Text dagegen ist nur ein allgemeines Gelabere zum Thema christliche Leitkultur von irgendwelchen Sozialisten, der mit dem Thema rein gar nichts zu tun hat. Spätestens dann, wenn die alte Schiene gefahren wird, das Christentum pauschal für Ausschwitz verantwortlich zu machen und die atheistische Komponente und "germanische Religion" bei den Nazis zu übersehen, spätestens dann drücke ich auf den Ausschaltknopf.

Über "christliche Leitkultur" können wir uns anderswo unterhalten, hier geht es nur um Stellungnahme gegenüber einem Gesetzesparagraphen, nämlich dem des "öffentlichen Ärgernisses".

Und MalcolmS in der Mehrzahl gibt es hier glaube ich nicht. Ich bestehe da sehr auf meiner Individualität.

Gruß Malcolm
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Ilmor
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Anmeldungsdatum: 13.12.2008
Beiträge: 7151

Beitrag(#1181975) Verfasst am: 15.01.2009, 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Malcom
Also, ich bin ebenfalls gegen diesen Paragraphen, da ich ihn einfach nicht haltbar finde.
Wenn es jemandem danach ist, nackig auf der Straße zu laufen, dann würde ich persöhnlich sein Recht auf freie Entfaltung höher einschätzen, als die Tatsache, das andere womöglich durch sein Anblick gestört werden.
Ansonsten könnte man doch mit der gleichen Argumentation behinderten Menschen verbieten, sich öffentlich zu zeigen, da ja ihr Anblick ihre Mitmenschen stören könnte.
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Malcolm
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Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1181994) Verfasst am: 15.01.2009, 22:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ilmor,

danke, daß Du Dich hier klar bekannt hast. Ich denke auch, daß man dagegen, öffentliche Nacktheit zum Tabu zu machen, trefflich argumentieren kann. Es ist eben seltsam, daß Nacktheit in so vielfältiger Weise unser Leben bestimmt, sei es medial oder sei es auch dahingehend, daß bei einer ganz normalen Feier eine Stripteasetänzerin bestellt wird. Ich finde unseren Umgang mit der Nacktheit da einfach reichlich verlogen.

Bei öffentlicher Sexualität stellt sich die Sache allerdings schon anders dar. Und um diesen Punkt drückst Du Dich auch. Meine persönliche Meinung ist allerdings die, daß Religion etwas durchaus Privates ist, das unsere Gesetzgebung nicht beeinflussen soll. Mir gefällt allerdings schon ein Begriff wie "öffentliches Ärgernis" nicht, weil das ein durchaus dummer Begriff ist.

Allerdings: Wenn sich jemand onanierend vor einen Kindergarten stellt, dann stellt sich für mich nicht nur die Frage eines "öffentlichen Ärgernisses", sondern dann meine ich schon, daß es vielleicht für uns auch Grenzen des Tollerablen gibt. Müssen die unbedingt religiös begründet werden und sollten dann nicht andere Paragraphen in Kraft treten als der eines bloßen "öffentlichen Ärgernisses"?

Gruß Malcolm
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Reza
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Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1181999) Verfasst am: 15.01.2009, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:

Ich bevorzuge zielführende Links,

Ich auch, und wo ist der zum öffentlichen Ärgernis, ich hab den nun nicht im Kopf.

Zitat:
Über "christliche Leitkultur" können wir uns anderswo unterhalten, hier geht es nur um Stellungnahme gegenüber einem Gesetzesparagraphen, nämlich dem des "öffentlichen Ärgernisses".


Vorher hast du geschrieben, der "Naturzustand" des Menschen interessiert dich.

Den "Naturzustand" und den heute geltenden Paragraphen wirst du kaum in direkten Zusammenhang stellen können.
Da war ja so einiges dazwischen, und in unserem Kulturaum seit geraumer Zeit und bis heute auch das Christentum, das ja wohl ziemlich maßgebend war, was die allgemeinen Moralvorstellungen anbetraf.
Wie du davon absehen willst, das ist mir ja nicht klar.

Der Paragraph stammt nun mal nicht von 5405 v.u.Z., davon abgesehen, dass wir da auch schon ewig keinen "Naturzustand" was immer das dann eigentlich heißen soll, haben.

Dass wir Tabus haben ist ja eindeutig, und woher wir die haben, eigentlich auch, und dass in unseren Breiten während und nach der letzten Kaltzeit Klamotten nicht verkehrt waren, das ist eigentlich auch klar.

Unterwäsche gibt es noch nicht grade lange, ans Hauseck pinkeln ist heute auch tabuisierter, als noch vor 30 Jahren, obwohl es damals auch schon WCs gab, Knutschen darf man nun in der Öffentlichkeit, wie weit, so weit, bis einer die Polizei holt, würde ich mal meinen, tja, es ändert sich manches, immer wieder und weiter.......

Dein Problem versteh ich nicht so ganz, wenn du es nicht einfach aus rein heutiger Sicht diskutieren willst.

Es gibt ne Menge, was ich nicht sehen muss, aber strafen muss man es von mir aus nicht, aber da ich überhaupt nicht weiß, was genau da alles drunterfällt, was soll man weiter sagen?
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Ilmor
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Anmeldungsdatum: 13.12.2008
Beiträge: 7151

Beitrag(#1182043) Verfasst am: 15.01.2009, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

@Malcom
Ich habe auch nix gegen Sex in der Öffentlichkeit, habe nur vergessen, es explizit zu erwähnen.
Allerdings denke ich, dass solche Wandel (also Toleranz von Nudismus und Sex in der Öffentlichkeit) sich in der Gesellschaft nicht von heut auf Morgen abspielen können, sondern durchaus ihre Zeit brauchen, bis sie Akzeptiert werde.
Ich meine damit, dass es vielleicht eines Tages ganz normal sein wird, wenn es Päärchen in der öffentlichkeit Treiben, so wie es zB heutzutage normal ist, in der Öffentlichkeit zu essen.
Einen solchen Zustand fände ich in der Tat erstrebenswert, da ich keinen Nutzen darin sehe, Nacktheit und Sex zu Tabuisieren.
Leider bin ich da aber etwas pessimistisch. Früher dachte ich mal, die westliche Gesellschaft würde mit der zeit immer liberaler und toleranter werden, heute jedoch bin ich da anderer Meinung.
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satsche
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Anmeldungsdatum: 30.07.2006
Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen

Beitrag(#1182095) Verfasst am: 15.01.2009, 22:59    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Satsche,

ich habe den Text überflogen - aber trägt er tatsächlich etwas zum Thema bei? Ich bevorzuge zielführende Links, der Text dagegen ist nur ein allgemeines Gelabere zum Thema christliche Leitkultur von irgendwelchen Sozialisten, der mit dem Thema rein gar nichts zu tun hat. Spätestens dann, wenn die alte Schiene gefahren wird, das Christentum pauschal für Ausschwitz verantwortlich zu machen und die atheistische Komponente und "germanische Religion" bei den Nazis zu übersehen, spätestens dann drücke ich auf den Ausschaltknopf.

Über "christliche Leitkultur" können wir uns anderswo unterhalten, hier geht es nur um Stellungnahme gegenüber einem Gesetzesparagraphen, nämlich dem des "öffentlichen Ärgernisses".

Und MalcolmS in der Mehrzahl gibt es hier glaube ich nicht. Ich bestehe da sehr auf meiner Individualität.

Gruß Malcolm


Du stellst doch in Deinem Eingangsstatement selber eine Verknüpfung zur Religion, also nicht nur zu christlich gefärbten Praktiken her.

Als guter Katholik darfst Du „allgemeines Gelabere zum Thema christliche Leitkultur von irgendwelchen Sozialisten“ vielleicht gar nicht lesen? Auschwitz kommt indem „überflogenen“ Text gerade zweimal vor, in einer Zeile. Germanische Religion gar nicht.


Wie weit „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ katholischen Tabu- und Moralvorstellungen entsprungen ist, könntest Du „als guter Katholik“ wissen. Viele Katholiken fühlen sich allerdings schon ohne ihre Scheuklappen nackt.

Ob bspw. Bestrebungen der bayerischen Regierung den Gotteslästerungsparagraphen zu verschärfen mit der Meinungsfreiheit vereinbar sind, ist Dir egal?

Für mich sollten gewisse Praktiken, bspw. die Taufe Unmündiger als Erregung öffentlichen Ärgernisses deklariert und verboten werden.
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
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Wohnort: NRW

Beitrag(#1182104) Verfasst am: 15.01.2009, 23:04    Titel: Antworten mit Zitat

Ilmor hat folgendes geschrieben:
Ich habe auch nix gegen Sex in der Öffentlichkeit, habe nur vergessen, es explizit zu erwähnen. Allerdings denke ich, dass solche Wandel (also Toleranz von Nudismus und Sex in der Öffentlichkeit) sich in der Gesellschaft nicht von heut auf Morgen abspielen können, sondern durchaus ihre Zeit brauchen, bis sie Akzeptiert werde. Ich meine damit, dass es vielleicht eines Tages ganz normal sein wird, wenn es Päärchen in der öffentlichkeit Treiben, so wie es zB heutzutage normal ist, in der Öffentlichkeit zu essen. Einen solchen Zustand fände ich in der Tat erstrebenswert, da ich keinen Nutzen darin sehe, Nacktheit und Sex zu Tabuisieren.

Das kann ich so unterschreiben.
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Malcolm
Ekelpaket



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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1182575) Verfasst am: 16.01.2009, 09:32    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Ilmor hat folgendes geschrieben:
Ich habe auch nix gegen Sex in der Öffentlichkeit, habe nur vergessen, es explizit zu erwähnen. Allerdings denke ich, dass solche Wandel (also Toleranz von Nudismus und Sex in der Öffentlichkeit) sich in der Gesellschaft nicht von heut auf Morgen abspielen können, sondern durchaus ihre Zeit brauchen, bis sie Akzeptiert werde. Ich meine damit, dass es vielleicht eines Tages ganz normal sein wird, wenn es Päärchen in der öffentlichkeit Treiben, so wie es zB heutzutage normal ist, in der Öffentlichkeit zu essen. Einen solchen Zustand fände ich in der Tat erstrebenswert, da ich keinen Nutzen darin sehe, Nacktheit und Sex zu Tabuisieren.

Das kann ich so unterschreiben.


Das ist aber nicht so ganz meine Meinung. "Erregung öffentlichen Ärgernisses" ist ein merkwürdiger Name für dieses Gesetz. Vielleicht sollte es einen besseren geben. Grundsätzlich wäre ich dafür, diesen Paragraphen liberal zu handhaben. Außerdem wäre ich persönlich der letzte, der jemanden wegen so einer Sache denunzieren würde.

Geht es bei der Sache um "Tabus"? Wenn es darum ginge, müßte man eigentlich für die Abschaffung des Paragraphen sein, denn Tabus sind nie gut - allerdings mögen sie für den einen oder anderen auch notwendig sein.

Ich hege dann für den, der Tabus bricht, auch eine gewisse Sympathie. Anderseits ist nun gerade Sexualität auch für mich etwas Intimes. Ist es etwas Verstohlenes, Klammheimliches, mit Tabus belegtes? Das sehe ich nicht so. Intimität habe ich persönlich auch immer als etwas sehr schönes empfunden. Und was meine Freundin und ich im Bett treiben, muß ich nicht mit dem Gemüsemann diskutieren.

In diesem Sinne habe ich auch gegen den vereinzelten Tabubruch gar nichts, aber den massenhaften Tabubruch würde ich als Belästigung empfinden. Manche wären dadurch vielleicht "verstört" oder sonst etwas.

Gedanken wie die obigen laufen für mich auf eine grundsätzliche Störung des Intimbereichs hinaus, der sozusagen abgeschafft werden soll. Und dem kann ich nicht zustimmen, sosehr ich den gelegentlichen Tabubruch auch mag. Und damit soll gar nicht bestritten werden, daß es die Klammheimlichkeit des Sexuellen auch gibt - Erziehung zur Intimität kann immer auf so etwas hinauslaufen. Aber deshalb muß Intimität ja noch nicht als solche falsch sein.

Gruß Malcolm
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musikdusche
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Beitrag(#1182640) Verfasst am: 16.01.2009, 11:59    Titel: Antworten mit Zitat

Interessante Frage, die hab ich mir schon als 8-jähriger gestellt.

Dass Tabus erstmal sehr viel mit gesellschaftlichen Konventionen zu tun haben, scheint außer Frage zu stehen. Dennoch wäre eine Gesellschaft, in der solche Tabus aufgehoben wären, eine andere (vermute ich). Denn:
Angenommen, man hat es hinbekommen über 3 Generationen hinweg die Gesellschaft derart vorzubereiten, dass öffentliche Nacktheit als normal empfunden wird. Das könnte ich mir sogar vorstellen. Dennoch wird die Gesellschaft eine Vorstellung von Ästhetik haben, die sich nicht aberziehen lässt. Somit haben die Leute, die nach gerade geltenden (vielleicht sogar stellenweise objektiven) Kriterien hübscher sind als andere, einen Vorteil. Einen Vorteil, der viel größer ist, als den, den es heute auch schon gibt. Der Schönling kann seine gesamte Attraktivität ausspielen und muss sie nicht teilweise - wie heutzutage - verschleiern; folglich verschärft das den Druck auf die Anderen.
Ich behaupte vorsichtig, dass eine so liberale Gesellschaft nicht so leistungsfähig wäre wie die momentane, weil in der liberalen Gesellschaft z.B. ein Intelligenzvorteil nicht so gut ausgespielt werden kann.
Kurz: Man kann sich von gesellschaftlichen Konventionen trennen, nicht aber von biologischen Programmen. Wenn man über liberalere Gesellschaften diskutiert, sollte man dies im Hinterkopf behalten.
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Hope
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Beitrag(#1182670) Verfasst am: 16.01.2009, 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

satsche hat folgendes geschrieben:



Wie weit „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ katholischen Tabu- und Moralvorstellungen entsprungen ist, könntest Du „als guter Katholik“ wissen. Viele Katholiken fühlen sich allerdings schon ohne ihre Scheuklappen nackt.


ach und Du weißt das?

wusstest Du das hier auch?

http://de.wikipedia.org/wiki/Nacktheit

wikipedia hat folgendes geschrieben:

Es findet sich in den zahlreichen und detaillierten Aussagen der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts zu allen Facetten der Sexualmoral kein Verbot der Nacktheit.

Eine katholische Sicht der Scham definierte Papst Johannes Paul II.:

„Weil Gott ihn geschaffen hat, kann der menschliche Körper nackt und unbedeckt bleiben und bewahrt unberührt seinen Glanz und seine Schönheit. Sexueller Anstand kann also nicht einfach irgendwie identifiziert werden mit der Verwendung von Kleidung, noch Schamlosigkeit mit der Abwesenheit von Kleidung und totaler oder teilweiser Nacktheit. Es gibt Umstände, unter denen Nacktheit nicht unanständig ist […] Nacktheit als solche darf nicht gleichgesetzt werden mit physischer Schamlosigkeit. Unanständigkeit ist nur gegeben, wenn Nacktheit eine negative Rolle in Hinsicht auf den Wert einer Person spielt […] Der menschliche Körper ist nicht an sich beschämend, noch sind es sinnliche Reaktionen aus dem selben Grund, und menschliche Sinnlichkeit im Allgemeinen. Schamlosigkeit (genau wie Scham und Anstand) ist eine Funktion des Inneren der Person.“
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GermanHeretic
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Beitrag(#1182673) Verfasst am: 16.01.2009, 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Der grundsätzliche Realitätsbezug, der hier geschildert wird, ist, daß es einen Menschen im Naturzustand gegeben hat.

Das impliziert, daß Menschen heutzutage in irgendeiner Form unnatürlich wären. Das halte ich als Naturalist für ausgemachten Blödsinn.
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Ilmor
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Beitrag(#1182896) Verfasst am: 16.01.2009, 16:48    Titel: Antworten mit Zitat

@Malcom
Dass mag deine persöhnliche Meinung sein, aber dir ist doch hoffentlich klar, dass man danach kein Gesetzesschema erlassen kann, so nach dem Motto "ein bisschen Ficken in der Öffentlichkeit ist ok, aber es darf nicht überhand nehmen" Wie willst du einem Päärchen erklären, dass sie es jetzt nicht im Park treiben dürfen, wobei sich gerade ein anderes Paar durch das gras wälzt.

Desweitern ist es meine Meinung, dass in dem Fall die freie Entfaltung der Einzenlen über dem "Ärgenis" der Massen steht. Mich mag es zB auch nicht gerade anturen, knutschede Männer in der Öffentlichkeit zu sehen, jedoch ist es ihr gutes Recht ist und ich mich dem gefälligst zu fügen habe.

@musikdusche
Naja ich denke jetzt nicht, dass da der Vorteil soo überwältigend sein wird. Ausserdem ist es durchaus denkbar, dass in 3 Generationen (also ca 100 Jahren) wir soweit in der Genetik und anderen Wissenschaften sein werden, dass sich jeder seinen Körper nach belieben formen kann, in dem Fall würde das Aussehen übehaupt keine Rolle spielen, es käme nur auf die "inneren" Werte an zwinkern
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ateyim
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Beitrag(#1182915) Verfasst am: 16.01.2009, 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

Boson hat folgendes geschrieben:
Und diese basiert, ich hoffe meine Meinung ist korrekt, ...



es klingt so ungewöhnlich, dass hier jemand überhaupt auch nur annimmt, dass seine Meinung nicht korrekt sein könnte.... wo doch oft lehrerhaft die eigene Meinung auf als einzige Wahrheit propagiert wird, und alle die es nicht sehen wollen, für dumm und ignorant erklaert werden.

Man vergisst zu leicht, dass man an den eigenen Ansichten zweifeln darf.... zwinkern
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musikdusche
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Beitrag(#1182941) Verfasst am: 16.01.2009, 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Ilmor hat folgendes geschrieben:
@musikdusche
Naja ich denke jetzt nicht, dass da der Vorteil soo überwältigend sein wird. Ausserdem ist es durchaus denkbar, dass in 3 Generationen (also ca 100 Jahren) wir soweit in der Genetik und anderen Wissenschaften sein werden, dass sich jeder seinen Körper nach belieben formen kann, in dem Fall würde das Aussehen übehaupt keine Rolle spielen, es käme nur auf die "inneren" Werte an zwinkern
Geiles Plädoyer für Schönheits-OPs als Mittel gegen den Schönheitswahn Lachen
Mal im Ernst: Das was ich geschrieben habe ist auch tatsächlich nur eine vage Vermutung. Vielleicht mag man als Vergleich das Thema Schuluniformen heranziehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schuluniform
Dort heißt es: Laut einer Studie der Universität Gießen lernen Schüler besser, welche einheitliche Kleidung tragen; außerdem sind sie rücksichtsvoller und können sich besser konzentrieren.

Und im vorliegenden Thread ist halt die Frage "Klamotten oder nicht" anstatt "Uniform oder nicht" und ich könnte mir schon vorstellen, dass bei der Nacktheitsfrage ähnliche Effekte auftreten. Aber was drauf wetten würd ich nicht Smilie
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Ilmor
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Beitrag(#1183038) Verfasst am: 16.01.2009, 18:33    Titel: Antworten mit Zitat

Naja, da ist aber die Nacktheit doch viel uniformer, als jede mögliche Kleidung Lachen
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DeHerg
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Beitrag(#1183074) Verfasst am: 16.01.2009, 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
danke, daß Du Dich hier klar bekannt hast. Ich denke auch, daß man dagegen, öffentliche Nacktheit zum Tabu zu machen, trefflich argumentieren kann. Es ist eben seltsam, daß Nacktheit in so vielfältiger Weise unser Leben bestimmt, sei es medial oder sei es auch dahingehend, daß bei einer ganz normalen Feier eine Stripteasetänzerin bestellt wird. Ich finde unseren Umgang mit der Nacktheit da einfach reichlich verlogen.
das hat weder mit Schizophrenie zu tun noch mit Verlogenheit. Es ist ganz einfach der Fakt das man in dem Fall die Entscheidung über den Anblick von Nacktheit dem Individuum überlassen will. Deine Stripperin ging mit der Gewissheit zur Vorstellung das jeder über ihre zu erwartende Nacktheit informiert und damit einverstanden ist(sonst würde man sich einfach nicht dorthin begeben), diese Gewissheit haben die Gäste nicht(da es nicht vorher vereinbart wurde).
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DeHerg
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Beitrag(#1183082) Verfasst am: 16.01.2009, 19:14    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Ich hege dann für den, der Tabus bricht, auch eine gewisse Sympathie. Anderseits ist nun gerade Sexualität auch für mich etwas Intimes. Ist es etwas Verstohlenes, Klammheimliches, mit Tabus belegtes? Das sehe ich nicht so. Intimität habe ich persönlich auch immer als etwas sehr schönes empfunden. Und was meine Freundin und ich im Bett treiben, muß ich nicht mit dem Gemüsemann diskutieren.
soso, deine persönliche "Offenheit" zu Nacktheit steht also einer liberaleren Haltung zu dem Thema nicht im Wege aber wenn es um Sexualität geht soll doch weiterhin dein persönlicher Vorzug der Verschwiegenheit ausschlaggebend sein das diese weiterhin als Delikt codifiziert bleibt. Wer ist hier verlogen?
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Reza
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Beitrag(#1183099) Verfasst am: 16.01.2009, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ilmor hat folgendes geschrieben:
@Malcom
Dass mag deine persöhnliche Meinung sein, aber dir ist doch hoffentlich klar, dass man danach kein Gesetzesschema erlassen kann, so nach dem Motto "ein bisschen Ficken in der Öffentlichkeit ist ok, aber es darf nicht überhand nehmen"

Lachen

Aber Nicole (gibt es die noch?) könnte ein Liedchen dazu singen angelehnt an: "Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freiheit........."
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