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managementboy registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.05.2007 Beiträge: 67
Wohnort: Münster
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(#1640989) Verfasst am: 24.05.2011, 09:41 Titel: neue Ordnung? wie Argumentieren |
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hallo, ich habe von einem Bekannten einen Auszug aus der Zeitschrift "neue Ordnung" zum Kriegsablauf etc zugeschickt bekommen. Kennt jemand eine Webseite, die diesen Revisionismus sachlich widerlegt?
_________________ IBKA Münster
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1641008) Verfasst am: 24.05.2011, 10:39 Titel: |
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Wenn es um "Sachlichkeit" geht, ist Expertenwissen gefragt, das ich in der Regel zuerst in gedruckter Form aufsuche. Natürlich gibt es auch im Internet viel Neues. Im Falle des Geschichtsrevisionismus ist allerdings eine fundierte Auseinandersetzung allein über das Internet mit bestimmten Problemen verbunden, die ich hier kurz skizzieren will.
- Zu Deiner Frage unmittelbar: es dürfte in den letzten Jahren keine gedruckte Publikation größeren Ausmaßes geben, die sich die Zeitschrift "Neue Ordnung" - gemeint ist doch das im österreichischen Graz erscheinende Periodikum? - vornehmen würde. Ein Blick in den GKV ist da recht zuverlässig.
- Der bringt zum Vorschein, dass es durchaus zu bestimmten Themen Widerlegungsschriften gibt. Brigitte Bailer: Holocaust-Leugnung in Österreich. In: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas (2011), S. 355-365.
Jetzt zu einigen Grundproblemen der Auseinandersetzung mit dem Geschichtsrevisionismus.
Der ist im hohen Maße interessegeleitet. Es soll eine allgemein durchgesetzte Deutung der Ereignisse in Zweifel gezogen werden. So eine Zeitschrift kann ein Feuerwerk der verschiedensten Behauptungen abbrennen.
"Ein Narr kann mehr Fragen stellen, als tausend Weise beantworten können."
Das kann man interessant verpacken: "Neu!" "Umwerfend!" Was dieser Behauptung widerspricht, wird sofort als "Lüge" diffamiert. Bestimmte Leseerwartungen werden damit bedient, dass jetzt etwas "grundlegend Neues" kommt. Das enthebt der Mühe einer gründlichen Recherche, für die nach wie vor nur die gedruckte Literatur die Grundlage sein kann. In der Geschichtswissenschaft kann sich die Internet-Kultur (noch) nicht verselbständigen.
Das machen übrigens auch die Vertreter der "Neuen Chronologie", die etwa behaupten, dass es das 7. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung gar nicht gegeben habe oder in der Chronistik drei Jahrhunderte fehlen usw. Derartige Spekulationen haben einen gewissen Unterhaltungswert, beim NS-Regime wird es hingegen sehr ernst.
Nimm eine vorgefasste Meinung und verbreite sie lautstark - sollen die, die sich zu einer Widerlegung die Mühe machen, ruhig in die Archive begeben, ich habe die Deutungshoheit an den Stammtischen mit einer "neuen" These (die oft zuvor eine nicht anerkannte Einzelmeinung war) errungen und jeder, der mir nicht "glaubt", ist ein Sklave der offiziellen Meinung.
Die Abwehr dieser Behauptungen erfordert Sachwissen. In der Regel sind wissenschaftliche Erkenntnisse über die neueste Geschichte in einem komplizierten Prozeß von Einzelforschungen und Diskussionen konsensfähig geworden, die in Institutionen tätigen Forscher bewegen sich im Rahmen eines demokratischen Konsenses.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsrevisionismus
Man sehe sich einmal die Erscheinungsjahre der grundlegenden Literatur gegen den Geschichtsrevisionismus an!
Da ist nur wenig nach dem Jahr 2000 Erschienenes zu finden.
Nun bedeutet das Eingehen auf Geschichtsrevisionismus zumeist eine "Reaktion". Man ist zunächst in der Defensive. Man hat schon gleich zu Beginn wichtige Zeit verloren.
Wie stark ist der Impuls des Einzelnen, hat er die Möglichkeiten der methodischen Recherche (nach wie vor nur in Bibliotheken und Archiven möglich, je spezieller die Frage wird), hat er den institutionellen Rückhalt? Geschichtsforschung geht langsam vor sich.
Prof. Wolfgang Wippermann in Berlin operiert aus der Freien Universität heraus, er schafft sich auch in der Zunft nicht nur Freunde, weil er recht forsch auf die Rechte losschlägt.
Dass eine jüdische Plattform wie "Hagalil" lebhaft reagiert, die sich die offensive Bekämpfung des Antisemitismus zum Ziel gesetzt hat, ist sofort verständlich. Dort ist man ständig auf "Abwehr" gestimmt. Dann findet man dort eben auch Artikel über die "Neue Ordnung", die etwa die Behandlung des Faschismus in Rumänien und der Eisernen Garde betreffen.
Die institutionalisierte, hochspezialisierte Geschichtswissenschaft in Deutschland (es gibt nur wenige Generalisten, die etwa den souveränen Überblick über das 20. Jahrhundert haben) ist nicht so organisiert, operativ und sofort auf Geschichtslegenden zu reagieren. Nehmen wir den Überläufer Rezun, der unter dem Namen Suworow immer wieder neue Bücher auf den Markt bringt, in denen er in bezug auf den 22. Juni 1941 die "Präventivkriegsthese" zu erhärten sucht. Damit spielt er den ausländischen Rechtsextremen prächtig in die Hände. Wenn man Stalin so ziemlich jedes Verbrechen zutraut, warum dann nicht auch die Absicht, den Krieg mit Hitlerdeutschland zu beginnen? Die Widerlegung erfordert Zeit und den Zugang zu russischen Archiven.
Die russische Seite, die im Ausland sofort der Parteilichkeit bezichtigt werden würde, befindet sich in der schwierigen Situation, das alles zu widerlegen. Manche sind sprachlich nicht darauf vorbereitet.
Ich bin kein Spezialist für Fragen des 20. Jahrhunderts und des Zweiten Weltkrieges, die irgendjemand, der scharf durch bestimmte Interessen geleitet ist, aufwirft, und gebe nur gern weiter an kompetente Leute.
Manchem mag dieser Beitrag als überraschend defensiv und deprimierend erscheinen.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1641044) Verfasst am: 24.05.2011, 12:13 Titel: Re: neue Ordnung? wie Argumentieren |
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managementboy hat folgendes geschrieben: | hallo, ich habe von einem Bekannten einen Auszug aus der Zeitschrift "neue Ordnung" zum Kriegsablauf etc zugeschickt bekommen. Kennt jemand eine Webseite, die diesen Revisionismus sachlich widerlegt? | Ein paar mehr Details?
Was ist die "Neue Ordnung" (oder meinst du die "Recht & Wahrheit"), welcher Krieg, welche Darstellung?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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managementboy registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.05.2007 Beiträge: 67
Wohnort: Münster
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1641990) Verfasst am: 26.05.2011, 15:43 Titel: |
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managementboy hat folgendes geschrieben: | ich scanne es am Montag ein... |
Hier sind alle Artikel Online: Neue Ordnung
Oder meinst du gar nicht diese Zeitschrift?
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1642005) Verfasst am: 26.05.2011, 16:13 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | managementboy hat folgendes geschrieben: | ich scanne es am Montag ein... |
Hier sind alle Artikel Online: Neue Ordnung
Oder meinst du gar nicht diese Zeitschrift? |
Ich glaube eher nicht. Hier, in "Die Neue Ordnung", ist nichts Geschichtsrevisionistisches, hingegen sehr wohl in der in Graz im Leopold Stocker Verlag erscheinenden Zeitschrift "Neue Ordnung", wo man den Brückenschlag vom Konservatismus zum Rechtsextremismus zu schlagen versucht.
Ich schließe mich Shadaik an, der bittet, darzulegen, worum es eigentlich konkret geht, welche Behauptungen, welchen Krieg?
Ich will noch darauf hinweisen, dass gemäß den Regeln des FGH keine rechtsextremen Texte im Wortlaut gebracht werden. Wir können nicht über jedes Stöckchen springen, das derartige Autoren hinhalten und sollten immer beachten, dass der Geschichtsrevisionismus die Grenze zur Strafbarkeit mehrfach überschritten hat. Behutsamkeit und Umsicht sind also bei derartigen Themen besonders angesagt.
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