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Ab wann ist ein Urteil kein Vorurteil mehr?
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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1657143) Verfasst am: 04.07.2011, 20:23    Titel: Ab wann ist ein Urteil kein Vorurteil mehr? Antworten mit Zitat

Ich sage, ein Urteil wird freiwillig gefällt. oder besser: Vor einem Urteil steht ein Entschluss. Ist das diskutabel?
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1657147) Verfasst am: 04.07.2011, 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

Diskutabel, na klar.
Aber was meinst du mit freiwillig? Bewusst, könnte das hinkommen?
Und vor dem Urteil steht der Entschluss zu urteilen? Das wäre ok, denn bei einem Vorurteil übernehme ich ja nur die Position anderer.
Doch so ganz steig ich nicht durch, wie man Urteil und Vorurteil abgrenzen kann.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1657148) Verfasst am: 04.07.2011, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

Nie. : )
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1657152) Verfasst am: 04.07.2011, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Ein Vorurteil ist mE dadurch charakterisiert, daß wesentliche Eigenschaften eines Sachverhaltes (oder einer Person) bei dessen Beurteilung nicht berücksichtigt werden. Dies kann aufgrund mangelnder Information, durch intuitive Schlüsse, oder durch kulturell oder individuell bedingte affektive Vorspannung passieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob ein Vorurteil auch dann so genannt wird, wenn es zwar mangels Information, aber zufällig doch realistisch gefällt wurde.

Und ich denke, daß Vorurteile im sozialen Leben eine wichtige Rolle spielen, da wir oft entscheiden müssen, ohne genügend Information zu haben, und dazu oft die Haltung unserer Gruppe übernehmen.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1657235) Verfasst am: 05.07.2011, 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ein Vorurteil ist dann keines mehr, wenn man seine Begrenztheit anerkennt und reflektiert auf welcher eingeschränkten Informationsbasis es beruht.
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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22262

Beitrag(#1657245) Verfasst am: 05.07.2011, 01:53    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Ein Vorurteil ist dann keines mehr, wenn man seine Begrenztheit anerkennt und reflektiert auf welcher eingeschränkten Informationsbasis es beruht.

Hmmm ... hört sich für mich an wie: "Ein Vorurteil ist dann keines mehr, wenn man erkennt, dass es eines ist." Hat was. Kommt zeligs "Nie" nahe, oder? Ich glaub, ich nehme beides.
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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soulreaver
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.11.2007
Beiträge: 649

Beitrag(#1657249) Verfasst am: 05.07.2011, 02:08    Titel: Re: Ab wann ist ein Urteil kein Vorurteil mehr? Antworten mit Zitat

Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Ich sage, ein Urteil wird freiwillig gefällt. oder besser: Vor einem Urteil steht ein Entschluss. Ist das diskutabel?


Sagt das nicht eigentlich schon der Name? Ein Vor-Urteil ist ein Urteil, welches ich mir vorher gebildet habe. Frage ist nur, was mit diesem Vorher gemeint ist. Ich sage, dass damit die Erfahrung gemeint ist, die man bezüglich eines Gegenstandes oder einer Person, über die man urteilen will, macht.
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Religion ist das Opium des Volkes!
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1657254) Verfasst am: 05.07.2011, 04:34    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Ein Vorurteil ist dann keines mehr, wenn man seine Begrenztheit anerkennt und reflektiert auf welcher eingeschränkten Informationsbasis es beruht.

Hmmm ... hört sich für mich an wie: "Ein Vorurteil ist dann keines mehr, wenn man erkennt, dass es eines ist." Hat was. Kommt zeligs "Nie" nahe, oder? Ich glaub, ich nehme beides.


Ja, es hängt natürlich damit zusammen, aber wenn man einfach sagt, dass ein Vorurteil nie zu etwas anderem wird, verliert man die Möglichkeit Vorurteile im engeren Sinne irgendwie zu bezeichnen. Vermutlich ist jedes Urteil irgendwie ein Vorurteil, aber ich würde doch gerne Vorurteil auf Urteile reduzieren, die eben in Ignoranz dessen gefällt wurden, dass man eigentlich es nicht weiß. Die Türken sind so... Vermutlich würde ich Vorurteil im engeren Sinne auch auf (unsinnige) Verallgemeinerungen eingrenzen... Hm.
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goatmountain
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Anmeldungsdatum: 10.10.2009
Beiträge: 2810

Beitrag(#1657256) Verfasst am: 05.07.2011, 05:47    Titel: Antworten mit Zitat

wo bleiben denn nur unsere fgh philosophen Am Kopf kratzen
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astarte
Foren-Admin
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#1657258) Verfasst am: 05.07.2011, 06:07    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Ein Vorurteil ist mE dadurch charakterisiert, daß wesentliche Eigenschaften eines Sachverhaltes (oder einer Person) bei dessen Beurteilung nicht berücksichtigt werden. Dies kann aufgrund mangelnder Information, durch intuitive Schlüsse, oder durch kulturell oder individuell bedingte affektive Vorspannung passieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob ein Vorurteil auch dann so genannt wird, wenn es zwar mangels Information, aber zufällig doch realistisch gefällt wurde.

Und ich denke, daß Vorurteile im sozialen Leben eine wichtige Rolle spielen, da wir oft entscheiden müssen, ohne genügend Information zu haben, und dazu oft die Haltung unserer Gruppe übernehmen.

Wenn man sich dessen bewusst ist, das "Vor"urteil als Ausgangspunkt begreift und es dann überprüft, um sich ein Urteil zu bilden, und nicht auf dem Vorurteil stehen bleibt, ist das auch nichts schlimmes.
_________________
Tja
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1657270) Verfasst am: 05.07.2011, 08:04    Titel: Re: Ab wann ist ein Urteil kein Vorurteil mehr? Antworten mit Zitat

soulreaver hat folgendes geschrieben:
Sargnagel hat folgendes geschrieben:
Ich sage, ein Urteil wird freiwillig gefällt. oder besser: Vor einem Urteil steht ein Entschluss. Ist das diskutabel?


Sagt das nicht eigentlich schon der Name? Ein Vor-Urteil ist ein Urteil, welches ich mir vorher gebildet habe. Frage ist nur, was mit diesem Vorher gemeint ist. Ich sage, dass damit die Erfahrung gemeint ist, die man bezüglich eines Gegenstandes oder einer Person, über die man urteilen will, macht.

Überzeugt noch noch nicht. Ich z.B. habe nur ungünstige Erfahrungen mit Zigeunern gemacht. Sie blästigen einen mit schlechter Straßenmusik (gerade zur Zeit ist so eine Sippe in der Stadt, die einem mit ungelenkem Akkordeongequetsche auf den Sack geht, wenn man im Café sitzt) und betteln einen in aggressiver oder selbstentwürdigender Weise an, wofür die auch gerne ihre Brut vorschicken. Und trotzdem wird es vermutlich heißen, daß meine Meinung über Zigeuner ein Vorurteil darstellt.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1657277) Verfasst am: 05.07.2011, 09:00    Titel: Antworten mit Zitat

Vorurteile, sind Urteile über Menschen, die man nicht kennt, mittels Erfahrungen, die man mit Menschen mit ähnlichen Eigenschaften gemacht hat.

So lange man bereit ist, mit neuen Erfahrungen die Vorurteile zu ergänzen oder gar zu revidieren sind sie nicht so schlimm. Nur wenn sie einen hindern, diese neuen Erfahrungen überhaupt zu machen, hat man ein Problem. Dann blockiert man seine eigene Entwicklungsfähigkeit.

Ich habe zum Beispiel ganz intensive Vorurteile gegenüber Christen, Versicherungsvertretern und Politikern. Sehr glücklich
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Rollmops
registrierter User



Anmeldungsdatum: 04.07.2011
Beiträge: 106
Wohnort: nördlich

Beitrag(#1657278) Verfasst am: 05.07.2011, 09:03    Titel: Antworten mit Zitat

Einem Urteil geht ein bewußter und gewollter Entscheidungsprozeß voraus, in dem unterschiedliche Argumente und Sichtweisen abgewogen werden.

Diesen Prozeß kann man auch anderen darlegen.

Ein Vorurteil übernimmt man eher unbewußt und oft kann man nicht sagen, wie man dazu gekommen ist.

Wenn man die Erfahrungen, die man mit einzelnen oder bestimmten Grüppchen gemacht hat auf ganze Gruppen überträgt, dann ist das eine Vorverurteilung.

Bsp: Vorurteil "Alle Zigeuner klauen" - Urteil "Dieser hat geklaut, es gibt Zeugen, mein Portmonnaie ist in seiner Tasche und der Vorgang wurde gefilmt".
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Dr. Evil
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Anmeldungsdatum: 11.09.2010
Beiträge: 1504

Beitrag(#1657285) Verfasst am: 05.07.2011, 09:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ist es vielleicht so, dass Vorurteile immer Personengruppen betreffen und Urteile Einzelpersonen?

Man hat aufgrund von eigenen oder fremden Erfahrungen eine gewisse Erwartungshaltung gegebüber Personen aus bestimmten Gruppen. Sobald man aber eine Person aus der Gruppe kennenlernt, konkretisiert sich die allgemeine Haltungung und wird zum Einzelfall. Dieser Kann dann mit dem Vorurteil übereinstimmen oder von ihm abweichen. Viele Einzelfälle können dann wiederum im Laufe der Zeit das Vorurteil verändern.
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1657287) Verfasst am: 05.07.2011, 09:40    Titel: Antworten mit Zitat

Dr. Evil hat folgendes geschrieben:
Ist es vielleicht so, dass Vorurteile immer Personengruppen betreffen und Urteile Einzelpersonen?

Nicht unbedingt.
Wenn man hier manchen Beitrag nicht liest weil er von XY ist, "der erzählt eh wieder nur blabla", ist das auch ein Vorurteil.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Rollmops
registrierter User



Anmeldungsdatum: 04.07.2011
Beiträge: 106
Wohnort: nördlich

Beitrag(#1657293) Verfasst am: 05.07.2011, 09:59    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:

So lange man bereit ist, mit neuen Erfahrungen die Vorurteile zu ergänzen oder gar zu revidieren sind sie nicht so schlimm


Das ist der springende Punkt. Ein Urteil revidiert man, wenn man bisher unbekannte Infos erhält. An einem Vorurteil hält man einfach (unbewußt) fest, oder nimmt widersprechende Fakten nicht wahr.
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unquest
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Anmeldungsdatum: 10.10.2010
Beiträge: 3326

Beitrag(#1657294) Verfasst am: 05.07.2011, 10:00    Titel: Antworten mit Zitat

goatmountain hat folgendes geschrieben:
wo bleiben denn nur unsere fgh philosophen Am Kopf kratzen

Wo bleibt der Rekurs auf die Problematik des Verstehens im Lichte des Vorurteils anhand der Gadamer-Habermas Kontroverse. Lachen
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moecks
registrierter User



Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 4560

Beitrag(#1657299) Verfasst am: 05.07.2011, 10:23    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Dr. Evil hat folgendes geschrieben:
Ist es vielleicht so, dass Vorurteile immer Personengruppen betreffen und Urteile Einzelpersonen?

Nicht unbedingt.
Wenn man hier manchen Beitrag nicht liest weil er von XY ist, "der erzählt eh wieder nur blabla", ist das auch ein Vorurteil.

Ist dem so? Du hast dir doch schon ein Urteil zur Person XY gebildet, indem du frühere Beiträge gelesen hast, welche du dann in Summe bewertet hast.
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moecks
registrierter User



Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 4560

Beitrag(#1657302) Verfasst am: 05.07.2011, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Rollmops hat folgendes geschrieben:
Ein Vorurteil übernimmt man eher unbewußt und oft kann man nicht sagen, wie man dazu gekommen ist.

Nicht unbedingt. Gestern hatte ich im übrigen ein Vorurteil dir gegenüber. Jeder User hier der meinte sich in einem Tread extra vorzustellen, hat es hier nicht weit gebracht, nur wenige Beiträge geschrieben, oder nur rumgestänkert.
Gleiches habe ich zunächst von dir erwartet. Dieses Vorurteil über dich ist aber weder unbewusst entstanden und ich kann sehr gut darlegen wie es dazu gekommen ist.
Zitat:

Wenn man die Erfahrungen, die man mit einzelnen oder bestimmten Grüppchen gemacht hat auf ganze Gruppen überträgt, dann ist das eine Vorverurteilung.

Das ist der springende Punkt. Fakt ist das ich mir zunächst erstmal ein Urteil über dich gebildet habe anhand deiner ersten Posts hier.
Deine weiteren Post werden nun darüber entscheiden ob ich mein erstes Urteil revidieren muss, oder ob ich wieder recht hatte.

PS: Deine weiteren Posts gehen aber eher in die Richtung das ich mein Urteil über dich revidieren muss. zwinkern
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caballito
zänkisches Monsterpony



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary

Beitrag(#1657312) Verfasst am: 05.07.2011, 11:06    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Dr. Evil hat folgendes geschrieben:
Ist es vielleicht so, dass Vorurteile immer Personengruppen betreffen und Urteile Einzelpersonen?

Nicht unbedingt.
Wenn man hier manchen Beitrag nicht liest weil er von XY ist, "der erzählt eh wieder nur blabla", ist das auch ein Vorurteil.

Wenn man oben "Person" durch "Posting" ersetzt, stimmts dann wieder. Demnach wäre grundsätzlich ein Urteil über ein Ding, ein Vorurteil über eine Klasse von Dingen, die nicht durch die Urteilsgründe definiert ist ("Alle Mörder sind Mörder" geht auch über eine Gruppe, ist aber kein Vorurteil)
_________________
Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1657323) Verfasst am: 05.07.2011, 11:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ich nehme ein Reclam-Bändchen vom Regal, das 1972 in Leipzig erschienen ist, damals 3 Mark der DDR und jetzt 18 Euro kostet, wie ich einem Preisvergleich entnehme:

Du Marsais/Holbach: Essay über die Vorurteile. Leipzig 1972.

Das bestätigt, dass man in der BRD damals gar nicht sonderlich an der Verbreitung religionskritischer und atheistischer Schriften interessiert war. Zwar gilt das Prinzip der Marktwirtschaft, und der Verfasser/Herausgeber wird darauf verwiesen, daß er mit dem nötigen Kleingeld in den Wald- und Wiesenverlagen seiner Wahl publizieren kann.
Aber der Reclam-Verlag als Markenname nahm und nimmt zweifellos eine ganz eigene Stellung ein; entsprechende atheistische Publikationen wurden von Staatsseite her unterstützt.


Die 1769 erschienene Schrift wurde dem Philologen Chesneau Du Marsais (1676-1756) nach dessen Tode untergejubelt, eine beliebte Methode der Enzyklopädisten, um die Zensur zu narren.
Der Autor dürfte Holbach gewesen sein.

Rudolf Besthorn: Zur Verfasserfrage des Essai sur les préjuges. In: Beiträge zur romanischen Philosophie. Bd 8. 1969. S. 10-47.

Friedrich II. von Preußen stürzte sich grimmig auf das Buch und verfasste eine Gegenschrift. Nicht weil gegen die Vorurteile der Religion angegangen wird, das hätte er noch unterstützt.
Aber auch Vorurteile, die die absolute Gewalt der Herrscher betreffen, werden bloßgelegt, und das wollte sich der Monarch nicht bieten lassen.
Der "Essay über die Vorurteile" ist auch eine Anti-Kriegsschrift. Bei den damaligen Befürwortern des Krieges "an sich" (also nicht nur des "gerechten Krieges"), die bis zu einer Verherrlichung gingen, werden Argumente angeführt, die zu den klassischen, zum Teil schon aus der Antike herrührenden Vorurteilen gezählt wurden:
- nur im Krieg erwirbt man sich Ruhm;
- Krieg härtet ab/beugt einer Verweichlichung vor; befördert Künste und Wissenschaften;
- Krieg kurbelt die Wirtschaft an; sorgt für Arbeitsplätze;
- Krieg beugt der Überbevölkerung vor (schon vor Malthus 1798! gab es schon im Mittelalter);

Bestimmte Vorurteile wurden seit Jahrhunderten von Herrschern und Kirchen immer wieder vorgetragen, die ihre Macht und ihre Kriege legitimieren sollten, und setzten sich auch in Bevölkerungsschichten fest, die kein Interesse daran hatten, unterdrückt und in Kriegen verheizt zu werden .

Kritik an Staatsmacht und Kirche kommt hier in Gestalt der "Vorurteils"-Kritik daher.

Ich vermeide den "Öffentlichkeits"-Begriff für diese Zeit (Habermas geht es um das 20. Jahrhundert, vom 18. hat er nur verschwommene Vorstellungen Auf den Arm nehmen )
____

Noch etwas zu den Internet-Foren:

Die Avatare sind gerade so ein Spiel, die Phantasie der User betreffend der Person und der Eigenschaften des anonymisierten Benutzers anzuregen. In vielen Fällen dürfte man gründlich daneben liegen - einem Vorurteil erliegen.


Zuletzt bearbeitet von Telliamed am 05.07.2011, 11:50, insgesamt einmal bearbeitet
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Rollmops
registrierter User



Anmeldungsdatum: 04.07.2011
Beiträge: 106
Wohnort: nördlich

Beitrag(#1657324) Verfasst am: 05.07.2011, 11:49    Titel: Antworten mit Zitat

moecks hat folgendes geschrieben:
darüber entscheiden ob ich mein erstes Urteil revidieren muss, oder ob ich wieder recht hatte.


Vielleicht ist das wieder-recht-haben-wollen ein wesentliches Merkmal des Vorurteils.
Man will seine Vorurteile bestätigt sehen und blendet alles Widersprechende aus.

Wenn man seinen eigenen Wertmaßstäben gerecht werden will, muß man ein Urteil bei veränderter Faktenlage revidieren.
Meine Vorurteile will ich aber eher nicht verwerfen, vielleicht weil ich eigentlich schon ahne, daß sie meinen Wertmaßstäben widersprechen
und ich sie eigentlich gar nicht haben dürfte. Ich müßte mir eingestehen, daß ich doof gedacht habe.

Dein "Vorurteil" über mich hast du hast du aber nicht von einzelnen auf Gruppen übertragen, sondern umgekehrt von vielen Stänkerern auf einen einzelnen Rollmops. Umgekehrt würde ein Vorurteil daraus, wenn du von einem Rollmops auf alle Fischkonserven schließt.

Ich will dich allerdings nicht unter Druck setzen, dein Urteil revidieren zu müssen, ich werde das Gestänker später nachliefern, mir fehlt auch gerade eine rumstänker-smiley.
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vrolijke
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Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1657341) Verfasst am: 05.07.2011, 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

moecks hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Dr. Evil hat folgendes geschrieben:
Ist es vielleicht so, dass Vorurteile immer Personengruppen betreffen und Urteile Einzelpersonen?

Nicht unbedingt.
Wenn man hier manchen Beitrag nicht liest weil er von XY ist, "der erzählt eh wieder nur blabla", ist das auch ein Vorurteil.

Ist dem so? Du hast dir doch schon ein Urteil zur Person XY gebildet, indem du frühere Beiträge gelesen hast, welche du dann in Summe bewertet hast.
Es kommt trotzdem regelmäßig vor, daß User, worüber ich durchaus so denke, Beiträge schreiben, die ich unterschreiben kann.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1657346) Verfasst am: 05.07.2011, 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde sagen das man ein Vorurteil aufgrund Erfahrungen bildet, ein Urteil aber aufgrund möglichst
objektiver Analyse und Bewertung der Fakten eines akuten Sachverhaltes.
Ralf Rudolfy z.b. sieht in seinem akuten Urteil über das konkrete Auftreten von Zigeunern in seiner Stadt,
sein Vorurteil über Zigeuner bestätigt.
Ohne Berücksichtigung des konkreten Sachverhaltes würde er lediglich sein altes Vorurteil neu herbeten.
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Augen auf dann kann nichts passieren
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moecks
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Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 4560

Beitrag(#1657347) Verfasst am: 05.07.2011, 13:10    Titel: Antworten mit Zitat

Rollmops hat folgendes geschrieben:
moecks hat folgendes geschrieben:
darüber entscheiden ob ich mein erstes Urteil revidieren muss, oder ob ich wieder recht hatte.

Wenn man seinen eigenen Wertmaßstäben gerecht werden will, muß man ein Urteil bei veränderter Faktenlage revidieren.

Das ist der entscheidende Punkt.
Zitat:

Meine Vorurteile will ich aber eher nicht verwerfen, vielleicht weil ich eigentlich schon ahne, daß sie meinen Wertmaßstäben widersprechen
und ich sie eigentlich gar nicht haben dürfte. Ich müßte mir eingestehen, daß ich doof gedacht habe.

Ich weiss jetzt nicht genau welche Vorurteile du hast. Aber wenn ich jemanden sehe der gerade in der Öffentlichkeit ne Bildzeitung liest, dann habe ich diese Person schon in eine Schublade gesteckt. Das widerspricht auch nicht meinen Wertemaßstäben und ich finde auch nicht das ich dabei doof denke, denn meist bestätigt sich mein anfängliches Vorurteil. Sollte ich später feststellen das ich diese Person falsch eingeschäzt habe, werde ich mein Meinung natürlich ändern. Aber bis dahin bleibt diese Person in der zugehörigen Schublade. Ich kann ja garnicht anders und natürlich ist das auch komplexer als hier beschrieben.
Zitat:

Dein "Vorurteil" über mich hast du hast du aber nicht von einzelnen auf Gruppen übertragen, sondern umgekehrt von vielen Stänkerern auf einen einzelnen Rollmops. Umgekehrt würde ein Vorurteil daraus, wenn du von einem Rollmops auf alle Fischkonserven schließt.

Der umgekehrte Weg geht genauso. Wenn sich gezeigt hat das nahezu alle Homöopathieanhänger keine Ahnung von Wissenschaft und wissenschaftlichen Methoden haben und der Rollmops stellt sich mir als Homöopathieanhänger vor, dann gehe ich erstmal davon aus das du von Wissenschaft keine Ahnung hast.
Zitat:

Ich will dich allerdings nicht unter Druck setzen, dein Urteil revidieren zu müssen, ich werde das Gestänker später nachliefern, mir fehlt auch gerade eine rumstänker-smiley.

Sollte sich mein Vorurteil dir gegenüber nicht bestätigen, dann habe ich kein Problem damit. Menschen sind nie eine homogene Gruppe und überall gibt es Außnahmen. Außerdem liebe ich Überraschungen. zwinkern
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moecks
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Anmeldungsdatum: 20.03.2009
Beiträge: 4560

Beitrag(#1657351) Verfasst am: 05.07.2011, 13:18    Titel: Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
Ich würde sagen das man ein Vorurteil aufgrund Erfahrungen bildet, ein Urteil aber aufgrund möglichst
objektiver Analyse und Bewertung der Fakten eines akuten Sachverhaltes.

Beim Urteil hast du Recht. Beim Vorurteil würde ich aber noch ergänzen das man diese auch ohne eigene Erfahrungen mittels anderer Personen oder Literatur ect. übernehmen kann.
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AXO
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Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1657355) Verfasst am: 05.07.2011, 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

moecks hat folgendes geschrieben:
AXO hat folgendes geschrieben:
Ich würde sagen das man ein Vorurteil aufgrund Erfahrungen bildet, ein Urteil aber aufgrund möglichst
objektiver Analyse und Bewertung der Fakten eines akuten Sachverhaltes.

Beim Urteil hast du Recht. Beim Vorurteil würde ich aber noch ergänzen das man diese auch ohne eigene Erfahrungen mittels anderer Personen oder Literatur ect. übernehmen kann.


Jepp! Ich wollte mich kurz fassen und pauschal könne man ja auch erlesenes oder erzähltes als Erfahrung gelten lassen.
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Ragmaanir
Fieser Necessitator



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 833
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1657362) Verfasst am: 05.07.2011, 13:47    Titel: Antworten mit Zitat

Fließender übergang. Je weniger gut du das Urteil geprüft hast/begründen kannst, desto eher ist es ein Vorurteil.
_________________
Dieser Post enthält die unumstößliche, objektive Wahrheit.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1657370) Verfasst am: 05.07.2011, 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

AXO hat folgendes geschrieben:
Ich würde sagen das man ein Vorurteil aufgrund Erfahrungen bildet, ein Urteil aber aufgrund möglichst
objektiver Analyse und Bewertung der Fakten eines akuten Sachverhaltes.
Ralf Rudolfy z.b. sieht in seinem akuten Urteil über das konkrete Auftreten von Zigeunern in seiner Stadt,
sein Vorurteil über Zigeuner bestätigt.

Falschrum. Ich hatte ursprünglich gar kein Vorurteil über Zigeuner, das Urteil hat sich vielmehr erst durch das konkrete Auftreten gebildet.

(Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: slebstverständlich weiß ich, daß es ein Vorurteil ist, das auf dem Umstand beruht, daß mir bislang ausschließlich in solch einem Zusammenhang Zigeuner begegnet sind.)
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Pfaffenschreck
Schwarzwaldelch; möööh



Anmeldungsdatum: 09.05.2006
Beiträge: 6422
Wohnort: City of dope

Beitrag(#1657379) Verfasst am: 05.07.2011, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Nie. : )

Das ist ein Vorurteil. zwinkern
_________________
Merkwürdig, ich kann mich nicht erinnern, jemals einer kirchlichen Vereinigung beigetreten zu sein. Und doch mußte ich erst austreten, um Nichtmitglied zu werden!
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In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer;
Und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
Victor Hugo
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