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Muellsortierer registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.12.2009 Beiträge: 20
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(#1696015) Verfasst am: 12.10.2011, 08:11 Titel: Ein Denkmal für den Kriegshetzer Graf von Galen |
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Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ):
http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen-buer/Ein-Vorbild-in-Bronze-id5144349.html
Ausschnitt aus der Rede von Galens in Gelsenkirchen-Buer am 22.3.1936:
„Meine lieben katholischen Männer! ... Der Führer, dem Gottes Vorsehung die Leitung unserer Politik und die Verantwortung für das Geschick unserer Heimat anvertraut hat, hat in mutigem Entschluß die Ketten zerrissen, in denen nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges feindliche Mächte unser Volk dauernd gleichsam gefangen hielten. ... dem Führer unseres Volkes danke für alles, was er für das Recht, die Freiheit und die Ehre des deutschen Volkes getan hat. Ich bitte den allmächtigen Gott, daß er seine Arbeit mit seiner Gnade begleite, in ihrem Fortgang segne, und ihm Einsicht und Kraft gebe, alles zu überwinden und fernzuhalten, was der sittlichen Kraft unseres Volkes, welche ja die Vorbedingung und Gewähr der Ehrenhaftigkeit jedes Volkes sind, mindern oder zerstören könnte. ... Der Führer will die Stimme des Volkes hören. Er soll es hören und wissen, daß wir deutschen Katholiken in unwandelbarer Treue zu unserm Volk und Vaterland stehen, dass wir hinter ihm stehen in seinem Ringen um Deutschlands Ehre, Freiheit und Sicherheit, um einen Völkerfrieden der Gerechtigkeit und gegenseitigen Achtung. ... Ja, die heilige Kirche Gottes steht fest. Sie hat ja die Verheißung des allmächtigen Gottes: ´Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen´ (Matth. 16,1 . Daß aber wir selbst und unsere Nachkommen, dass unser gesamtes deutsches Volk, gestärkt durch den Glauben und die Gnade Jesu Christi, welche er durch seine Kirche allen Völkern darbietet, für alle Zukunft an dieser Festigkeit des Reiches Gottes teilhaben, das ist unser tiefster Herzenswunsch und unser beständiges Gebet. Diesem Ziel wird auch in Zukunft unsere Arbeit, will´s Gott auch unser Kampf, ja wenn nötig, auch unser Opfern und Sterben geweiht sein. Wir wissen, daß wir damit unserer Pflicht gegen Gott genügen, aber auch am besten unserem lieben deutschen Volk und Vaterlande dienen. In dieser Meinung erbitten wir Gottes Segen für unser deutsches Volk und seinen Führer. Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.“
_________________ Zu dumm für Wissenschaft? Versuch´s mit Religion!
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Muellsortierer registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.12.2009 Beiträge: 20
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(#1696016) Verfasst am: 12.10.2011, 08:13 Titel: |
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„Der Führer verkörpert die Einheit des Volkes und Reiches. Er ist der oberste Träger der staatlichen Gewalt. Ihm als solchem zu gehorchen, ist der christliche Deutsche auch ohne Eid im Gewissen verbunden. ... Ist dem deutschen Soldaten solche Treue seinem Führer und obersten Befehlshaber zu geloben schon leicht gemacht, weil er in ihm das Vorbild wahrhaft soldatischen Wesens und soldatischer Treue erkennt, weil er seine Treue einem Manne schenkt, der den Sinn seines Lebens in der Mehrung der Größe und Ehre seines Volkes sieht und Tag und Nacht selbst das Beispiel der Treue gibt, dann wird der christliche Soldat erst recht sein Gelöbnis in Ernst und Freudigkeit des Herzens sprechen können, weil ihn sein Glaube lehrt, in der Person des Herrschers über die rein menschlichen Fähigkeiten und Leistungen hinaus die ihm von Gott verliehene Herrlichkeit und Ehre zu erkennen und anzuerkennen.“
Vademecum für den katholischen Soldaten, Bischöfliches Ordinariat Münster (von Galen), 8.11.1938
_________________ Zu dumm für Wissenschaft? Versuch´s mit Religion!
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Muellsortierer registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.12.2009 Beiträge: 20
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(#1696017) Verfasst am: 12.10.2011, 08:14 Titel: |
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„Der Krieg, der 1919 durch einen erzwungenen Gewaltfrieden äußerlich beendet wurde, ist aufs neue ausgebrochen und hat unser Volk und Vaterland in seinen Bann gezogen. Wiederum sind unsere Männer und Jungmänner zum großen Teil zu den Waffen gerufen und stehen im blutigen Kampf oder in ernster Entschlossenheit an den Grenzen auf der Wacht, um das Vaterland zu schirmen und unter Einsatz des Lebens einen Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit für unser Volk zu erkämpfen. ... “
Der katholische Bischof Clemens August Graf von Galen, Münster, September 1939
_________________ Zu dumm für Wissenschaft? Versuch´s mit Religion!
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Muellsortierer registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.12.2009 Beiträge: 20
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(#1696018) Verfasst am: 12.10.2011, 08:15 Titel: |
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„Damit komme ich zum Trost, den wir gerade am heutigen Tag brauchen, aber auch zur besonderen Ehrung, die wir unseren gefallenen Kriegern schulden. ... Sie wollten in einem neuen Kreuzzug mit dem Feldgeschrei ‘Gott will es’ den Bolschewismus niederringen, wie es vor wenigen Tagen der spanische Befreier Franco in einer Rede zu Sevilla mit christlicher Zielsetzung rühmte. Für Europa starben sie, um die drohende rote Flut abzuwehren ...“
Der katholische Bischof Clemens August Graf von Galen, Münster, Hirtenbrief, 15.3.1942
_________________ Zu dumm für Wissenschaft? Versuch´s mit Religion!
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Muellsortierer registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.12.2009 Beiträge: 20
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(#1696020) Verfasst am: 12.10.2011, 08:16 Titel: |
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„ ... Wir haben den Krieg und die Niederlage unseres Volkes sehr schmerzlich empfunden“, sagte er, „und leiden schwer darunter. Wir haben seit Jahren schwer gelitten unter der Fremdherrschaft des Nationalsozialismus und wir haben gehofft und gewartet, davon frei zu werden, jetzt sehen wir, daß wir nur durch sehr schwere Leiden diese Freiheit wieder erringen können, und wir müssen es in Geduld ertragen. Wir empfinden es ganz besonders schmerzlich, daß wir heute noch immer von den Siegermächten verantwortlich gemacht werden für die Taten jener, die uns selber geknechtet und vergewaltigt haben. ... “
Der katholische Bischof Clemens August Graf von Galen, Münster, 1945, Interviewer: Fritz R. Allemann
_________________ Zu dumm für Wissenschaft? Versuch´s mit Religion!
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Defätist auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.06.2010 Beiträge: 8557
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(#1696024) Verfasst am: 12.10.2011, 08:58 Titel: |
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Hättest du das nicht über die Editierfunktion in einem Beitrag zusammenfassen können?
Aber nun zum Punkt:
Da wird also der Versuch gestartet, einen linientreuen Systemwasserträger als Kämpfer gegen das NS-System darzustellen und zu installieren?
derWesten hat folgendes geschrieben: | Auch Buer hatte der Bischof von Münster, dem St. Urbanus damals unterstand, am 22. März 1936 einen Besuch abgestattet, betonte Propst Wilhelm Zimmermann in der hl. Messe. „Die damalige Predigt zählt zu seinen wichtigsten, denn er protestierte darin gegen die Einschränkungen des christlichen Lebens durch die Nazis. Indem er die Stimme erhob für die Kirche, ist er auch uns heute noch ein Vorbild. |
Das deckt sich irgendwie nicht mit deinem ersten Posting, oder?
Geschichtsrevisionismus durch die Kath. Kirche ...
... oder hast du etwa den entscheidenden Teile der Predigten und Interviews nur vergessen zu erwähnen? Ich meine die, wo sich der selige GvG explizit gegen Judenverfolgung und Entmenschlichung anderen Lebens ausspricht?
Ach nein, das tut er ja gar nicht, er "protestierte darin" ja lediglich "gegen die Einschränkungen des christlichen Lebens durch die Nazis" und anderes Leben und dessen Einschränkungen (bis hin zum Tode) lies er außen vor.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#1696034) Verfasst am: 12.10.2011, 10:13 Titel: |
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Protest gegen die Rassenlehre hieß etwa folgendes:
Man darf Juden nicht aus rassischen Erwägungen töten! (Man darf sie aber gern aus religiösen Erwägungen töten!)
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1696041) Verfasst am: 12.10.2011, 10:40 Titel: |
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Entscheidend ist doch erst einmal, dass von Galen Widerstand leistete und dass daran erinnert werden muss. Die meisten seiner Amtsbrüder leisteten eben keinen Widerstand, etliche von ihnen zeigten sich mit Befriedigung an der Seite der nationalsozialistischen Machthaber. Wer von ihnen ließ nach 1945 öffentlich Reue erkennen?
Das muss doch erst einmal der Ausgangspunkt sein. Etliche unserer Zeitgenossen wissen eben nichts oder zu wenig über den Widerstand auch aus kirchlichen Kreisen, neben dem der Demokraten, Sozialisten, Kommunisten, anständig gebliebener Wehrmachtsangehöriger und einfacher Bürger. In Berlin, das nun wahrlich nicht die Hochburg des Katholizismus ist, erinnert ebenfalls eine Gedenktafel am Winterfeldtplatz an von Galen, ebenso wie andere Tafeln an andere Teilnehmer am Widerstand, etwa Yorck von Wartenburg und andere Mitglieder des Kreisauer Kreises oder an Henning von Tresckow.
Nichts hindert an einer differenzierten Sicht, die konservative Herkunft, die reaktionären, "rassen"bezogenen Ansichten Galens, sein Anbiedern an braune Machthaber, sein Kontakt zu Goerdeler, einer ebenfalls widersprüchlichen Figur, das alles kann und sollte gezeigt werden.
Auch bei Stauffenberg und anderen Mitstreitern des 20. Juli werden genüßlich alle möglichen antisemitischen, kriegsbegeisterten Äußerungen hervorgekramt.
Entscheidend ist aber doch, dass er es - bei allem Widersprüchlichem in seinem Vorleben - dass er es mit einer Gruppe gewagt hat, dem Regime entgegen zu treten und dafür mit dem Leben bezahlte. Und Millionen Anderer eben nicht.
Entschuldigung, aber warum wird das bei Galen verschwiegen (oder stillschweigend vorausgesetzt), und der Leser bekommt bloß den "Kriegshetzer" in der Überschrift mit? "Kriegshetzer" waren erst einmal diejenigen, die den Krieg entfesselten und bejubelten, die im Propagandaapparat bei Goebbels saßen und zum Teil in der BRD höchste Staatsposten bekleideten, wie Kiesinger.
Geht es hier nur um Sensationelles mit so einer Überschrift?
Einseitigkeit führt zur Geschichtsklitterung. Von einem Extrem ins andere zu fallen, bringt uns nicht weiter.
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1696046) Verfasst am: 12.10.2011, 10:54 Titel: |
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Ein fundamentalistischer Kriegshetzer als Vorbild? für wen frag ich mich...
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Landei Gesinnungspolizist
Anmeldungsdatum: 27.02.2011 Beiträge: 1180
Wohnort: Sandersdorf-Brehna
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(#1696048) Verfasst am: 12.10.2011, 11:00 Titel: |
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Es ist nur folgerichtig, wenn man derart widersprüchliche Leute wie von Galen oder von Stauffenberg von offizieller Seite geehrt werden, den irgend jemanden müssen sie ja ehren.
Niemanden in der Politik kann daran gelegen sein, wenn sich die ungewaschenen Massen Menschen wie Georg Elser zum Vorbild nehmen, die wirklich Tugenden wie "seinem Gewissen folgen" und "ziviler Ungehorsam" verkörpern.
_________________ Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. (Kemal Atatürk)
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1696054) Verfasst am: 12.10.2011, 11:19 Titel: |
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Landei hat folgendes geschrieben: | Es ist nur folgerichtig, wenn man derart widersprüchliche Leute wie von Galen oder von Stauffenberg von offizieller Seite geehrt werden, den irgend jemanden müssen sie ja ehren.
Niemanden in der Politik kann daran gelegen sein, wenn sich die ungewaschenen Massen Menschen wie Georg Elser zum Vorbild nehmen, die wirklich Tugenden wie "seinem Gewissen folgen" und "ziviler Ungehorsam" verkörpern. |
Auch die von Zensureingriffen gereinigte Neuausgabe des Romans von Hans Fallada "Jeder stirbt für sich allein", der auf wahren Begebenheiten beruht, weist auf die namenlos gebliebenen Menschen des Widerstandes hin.
Ich hoffe allerdings, dass ich deutlich machen konnte, dass bei aller staatlichen Inanspruchnahme des Widerstandes - in der DDR vorrangig des kommunistischen, in der BRD des Stauffenberg-Kreises oder des Widerstandes aus kirchlichen Kreisen - doch erstmal der Fakt selbst im Vordergrund stehen sollte, dass Widerständler überhaupt geehrt werden! Das war gar nicht immer selbstverständlich.
Wann war denn die letzte Bundeswehreinheit noch mit dem Namen eines der "Kriegshelden" der Zeit vor 1945 geehrt?
Ich weiß nicht, ob man sich genügend daran erinnert, dass jahrzehntelang Widerständler als "Nestbeschmutzer" galten. Und Deserteure sind bis heute nicht vollständig rehabilitiert, während es etlichen der Todesrichter gelang, im Justizdienst der BRD weiter zu arbeiten (und der NS-Jurist Melsheimer als Generalstaatsanwalt der DDR).
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1696069) Verfasst am: 12.10.2011, 12:54 Titel: |
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@Telliamed
Ich sehe zwischen Galen und Stauffenberg gewisse Unterschiede: Galen ging es mE nicht um prinzipiellen Widerstand gegen das Regime, sondern er verweigerte sich nur in den Teilbereichen, die ihn in seinen religiösen Gefühlen beeinträchtigten. Und zu keinem Zeitpunkt hat er wirklich sein Leben aufs Spiel gesetzt für seine Überzeugung. Er hat das Regime eben nicht grundsätzlich in Frage gestellt und handelte nicht primär im Dienste der Menschlichkeit, sondern der Kirche.
Während Stauffenberg ja genau das gemacht hat.
Ähnlich kritisches möchte ich übrigens noch über die ZJ sagen. Ja, sie haben vielfach im Gegensatz zu von Galen sogar ihr Leben gegeben, weil sie den Kriegsdienst verweigert haben.
Aber das taten das auch nicht aus Pazifismus: in einem Armageddon whätten sie zu den Waffen gegriffen und für Gott gekämpft. Und auch sie verhielten sich nicht immer (zu Beginn nämlich) regimekritisch (sondern versuchten sich zunächst anzubiedern).
Die Beweggründe sind für mich sehr erheblich bei der Bewertung einer Tat. Stauffenbergs teile ich nur zum kleinen Teil und die der ZJ gar überhaupt nicht, aber ich bin vollkommen gegen die (unterstellten) Beweggründe von Galens.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1696110) Verfasst am: 12.10.2011, 14:16 Titel: |
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Evilbert hat folgendes geschrieben: | @Telliamed
Ich sehe zwischen Galen und Stauffenberg gewisse Unterschiede: Galen ging es mE nicht um prinzipiellen Widerstand gegen das Regime, sondern er verweigerte sich nur in den Teilbereichen, die ihn in seinen religiösen Gefühlen beeinträchtigten. Und zu keinem Zeitpunkt hat er wirklich sein Leben aufs Spiel gesetzt für seine Überzeugung. Er hat das Regime eben nicht grundsätzlich in Frage gestellt und handelte nicht primär im Dienste der Menschlichkeit, sondern der Kirche.
Während Stauffenberg ja genau das gemacht hat.
Ähnlich kritisches möchte ich übrigens noch über die ZJ sagen. Ja, sie haben vielfach im Gegensatz zu von Galen sogar ihr Leben gegeben, weil sie den Kriegsdienst verweigert haben.
Aber das taten das auch nicht aus Pazifismus: in einem Armageddon whätten sie zu den Waffen gegriffen und für Gott gekämpft. Und auch sie verhielten sich nicht immer (zu Beginn nämlich) regimekritisch (sondern versuchten sich zunächst anzubiedern).
Die Beweggründe sind für mich sehr erheblich bei der Bewertung einer Tat. Stauffenbergs teile ich nur zum kleinen Teil und die der ZJ gar überhaupt nicht, aber ich bin vollkommen gegen die (unterstellten) Beweggründe von Galens. |
Ja natürlich, da muss man weiter differenzieren. Mir sind die Unterschiede schon klar, auch in der Motivation. Aber wenn Galen auch nur in einem Teilbereich Widerstand leistete, muss das anerkannt werden. Andere taten das eben nicht oder wurden zu direkten Mithelfern der Naziärzte in den Kliniken. Für Münster und Umgebung waren das sichtbar die Euthanasie-Verbrechen der Nazis. Es ging um Tausende von Menschenleben.
Dann kann man die Wirkung betrachten. Galens Stimme hatte Gewicht. Für Tausende wurde etwas anderes hörbar als der Einheitsbrei der Naziideologie, die den Anspruch auf Alleinherrschaft erhob. Und Galen wurde nicht in das KZ geworfen, das heißt doch: hier stößt das Regime an seine Grenzen! Auch wenn Galens Bruder ins KZ geworfen wurde, was wiederum zeigt, dass Galen keinen nachhaltigen Druck auf das Regime ausüben konnte.
Andere katholische Geistliche stellten das gesamte System der Nazis in Frage und bezahlten dafür mit ihrem Leben, B. Lichtenberg. Das ist doch anerkennenswert, auch wenn sichtbar wird, dass nach ihrer Sicht "nur" neben der Gemeinschaft der Kirche keine andere Macht auf Erden Bestand habe.
Bei der Bewertung, die immer wieder überprüft werden wird, stösst man auch immer wieder auf die Einzigartigkeit der Erscheinung Hitlers, die den Massenmord an den europäischen Juden in diesen Dimensionen erst ermöglichte.
Bei dem erwähnten Georg Elser wird man sich dessen bewusst, das er ja auch den Tod von Umstehenden in Hitlers Umgebung in Kauf genommen hat. Man könnte sagen, dass das in der Mehrzahl fanatisierte Anhänger und SA-Leute gewesen wären. Schleicht sich da das Wörtchen "nur" ein? Man muss sich auch vor Augen halten, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar war, welche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg und in den Vernichtungslagern noch begangen werden würden, das konnte niemand ahnen.
In der Wolfsschanze hatte Hitler hohe Wehrmachtsoffiziere um sich versammelt, die ebenfalls in den Tod gerissen wurden. Man könnte sagen, dass das ein Preis dafür war, wenn man noch Millionen Menschenleben retten wollte, die der andauernde Krieg fördern würde.
Kurzum, das sind alles ziemlich verwickelte Fragen, auf die verschiedene Antworten möglich sind. Aber ich wollte mich dagegen wehren, dass hier von Galen lediglich als "Kriegshetzer" erscheint. Über alles andere kann und muss man diskutieren.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1696113) Verfasst am: 12.10.2011, 14:33 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Für Münster und Umgebung waren das sichtbar die Euthanasie-Verbrechen der Nazis. Es ging um Tausende von Menschenleben.
Dann kann man die Wirkung betrachten. Galens Stimme hatte Gewicht. |
Das ist aber gerade das, was es völlig legitim mach, nur über ihn zu motzen. Er hätte vllt auch andere retten können; aber das war ihm scheissegal.
Telliamed hat folgendes geschrieben: | Und Galen wurde nicht in das KZ geworfen, das heißt doch: hier stößt das Regime an seine Grenzen! Auch wenn Galens Bruder ins KZ geworfen wurde, was wiederum zeigt, dass Galen keinen nachhaltigen Druck auf das Regime ausüben konnte. |
Fragt sich, zu welchem Zeitpunkt.
Telliamed hat folgendes geschrieben: | Bei dem erwähnten Georg Elser wird man sich dessen bewusst, das er ja auch den Tod von Umstehenden in Hitlers Umgebung in Kauf genommen hat. Man könnte sagen, dass das in der Mehrzahl fanatisierte Anhänger und SA-Leute gewesen wären. Schleicht sich da das Wörtchen "nur" ein? Man muss sich auch vor Augen halten, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar war, welche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg und in den Vernichtungslagern noch begangen werden würden, das konnte niemand ahnen. . |
Hitler hat doch selbst gesagt, soweit ich mich an meinen Schulunterricht erinnere, dass er alles, was er später unternahm, auch vorher angekündigt hatte.
Telliamed hat folgendes geschrieben: | In der Wolfsschanze hatte Hitler hohe Wehrmachtsoffiziere um sich versammelt, die ebenfalls in den Tod gerissen wurden |
Find ich auch nicht befriedigend. Für mich stellt es sich dar als eine Frage um ein Problem, „Wo das Kind bereits längst in den Brunnen gefallen ist“.
Anderes Thema: Aktuell sind Unruhen gegen Reiche in NY gang und gäbe. Ich hab öfters mal davor gewarnt, dass das Imperium zurückschlagen wird. (und ich sage dazu: ich unterstütz das nicht. Gewalt ist kacke; ob gegen Personen [das sowieso], aber auch gegen Materie).
Und jetzt isses soweit. Na toll.
Sorry fürs offtopic am Ende, aber ich muss mich beeilen.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1696225) Verfasst am: 12.10.2011, 19:42 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Protest gegen die Rassenlehre hieß etwa folgendes:
Man darf Juden nicht aus rassischen Erwägungen töten! (Man darf sie aber gern aus religiösen Erwägungen töten!) |
Und schon ist der Mann kein Rassist mehr?
_________________ Defund the gender police!!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22257
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(#1696228) Verfasst am: 12.10.2011, 19:47 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Protest gegen die Rassenlehre hieß etwa folgendes:
Man darf Juden nicht aus rassischen Erwägungen töten! (Man darf sie aber gern aus religiösen Erwägungen töten!) |
Beleg für den zweiten Teil?
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1696232) Verfasst am: 12.10.2011, 19:50 Titel: |
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Muellsortierer hat folgendes geschrieben: | „ ... Wir haben den Krieg und die Niederlage unseres Volkes sehr schmerzlich empfunden“, sagte er, „und leiden schwer darunter. Wir haben seit Jahren schwer gelitten unter der Fremdherrschaft des Nationalsozialismus und wir haben gehofft und gewartet, davon frei zu werden, jetzt sehen wir, daß wir nur durch sehr schwere Leiden diese Freiheit wieder erringen können, und wir müssen es in Geduld ertragen. Wir empfinden es ganz besonders schmerzlich, daß wir heute noch immer von den Siegermächten verantwortlich gemacht werden für die Taten jener, die uns selber geknechtet und vergewaltigt haben. ... “
Der katholische Bischof Clemens August Graf von Galen, Münster, 1945, Interviewer: Fritz R. Allemann |
(Hervorhebung von mir)
Einfach widerlich dieser Wendehals. Man glaubt kaum, dass die anderen Zitate und dieses aus der gleichen Feder stammen. So schwer koennen die "Leiden der Wartezeit" fuer den Mann nicht gewesen sein. Der Nationalsozialismus war ihm auch nicht fremd, sondern der war selbst ein gluehender Nazi.
Unglaublich, dass solch ein charakterloser Lump auch noch geehrt wird.
_________________ Defund the gender police!!
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