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Frage zur Finanzierung von Sozialeinrichtungen, Kindergärten etc.
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györgy
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Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 345

Beitrag(#1577047) Verfasst am: 25.11.2010, 22:44    Titel: Frage zur Finanzierung von Sozialeinrichtungen, Kindergärten etc. Antworten mit Zitat

Im Rahmen der Diskussion über die Trennung von Staat und Kirche in Deutschland wird richtigerweise immer wieder angeführt, dass konfessionelle Einrichtungen oftmals zum größten Teil staatlich finanziert werden und die Kirchen nur einen kleinen Teil besteuern.
Die Frage ist nun, wie es sich mit anderen Trägern von Sozialeinrichtungen oder Kindergärten verhält. Wie ist dort das Verhältnis Finanzierung durch Staat/Finanzierung durch Träger?
_________________
"Fanatismus ist sicherlich tausendfach verhängnisvoller, denn Atheismus entfacht keine blutige Leidenschaft, wo Fanatismus es tut. Atheismus steht dem Verbrechen gegenüber während Fanatismus zu Verbrechen führt." [Voltaire, Philosophisches Taschenwörterbuch, Bd. 2, Atheismus, Sektion IV]
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tridi
_____



Anmeldungsdatum: 21.06.2007
Beiträge: 7933

Beitrag(#1577061) Verfasst am: 25.11.2010, 23:17    Titel: Re: Frage zur Finanzierung von Sozialeinrichtungen, Kindergärten etc. Antworten mit Zitat

györgy hat folgendes geschrieben:
Im Rahmen der Diskussion über die Trennung von Staat und Kirche in Deutschland wird richtigerweise immer wieder angeführt, dass konfessionelle Einrichtungen oftmals zum größten Teil staatlich finanziert werden und die Kirchen nur einen kleinen Teil besteuern.
Die Frage ist nun, wie es sich mit anderen Trägern von Sozialeinrichtungen oder Kindergärten verhält. Wie ist dort das Verhältnis Finanzierung durch Staat/Finanzierung durch Träger?


was ich dir dazu sagen kann ist zu nrw und 10 jahre her, da auch meine tochter dem kindergarten alter nun schon ne weile entwachsen ist und ich damit nicht mehr aktives mitglied des entsprechenden kindergartenvereins bin.

damals war es so, dass die kindergaerten pro kind o.ae. einen bestimmten bedarf an sach- und personalkosten geltend machen konnten. davon wurde ein hoher prozentsatz vom staat bezahlt. wie hoch der prozentsatz war, hing durchaus vom traeger ab, als eltern-kind-initiative stand uns der hoechte satz von 95% zu; kirchen bekamen weniger (80%? können auch 70 oder 90 % gewesen sein). unsere kommune zahlte allerdings freiwillig noch mehr, unabhaengig vom traeger.

personalkosten wurden, wenn ich mich recht erinnere, nach nachweis gezahlt; sachmittel aber wurden pauschalisiert, d.h. wenn eine kirche wenig geld in ihren kindergarten gesteckt haette, dann haette sie sogar gewinn damit machen koennen.

aber ich merke grade, nach 10 jahren ist meine erinnerung etwas loechrig. damals war ich voll drin in der materie, aber sowas aendert sich, wenn man nichts mehr damit zu tun hat.
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Femina
registrierter User



Anmeldungsdatum: 24.07.2005
Beiträge: 1038

Beitrag(#1577070) Verfasst am: 25.11.2010, 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

In "Caritas Und Diakonie in Deutschland" steht, dass die AWO z.B. einen höheren Anteil bezahlt.

Man darf auch nicht vergessen, dass die Kirche die 5% von den Kirchensteuereinnahmen, die sie eh nur für soziale Zwecke einsetzt, auf Einrichtungen mit Kindern konzentriert. Gerade da ist ja für sie am meisten rauszuholen. ...
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Mo.
over and out



Anmeldungsdatum: 30.11.2007
Beiträge: 12690

Beitrag(#1577075) Verfasst am: 25.11.2010, 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn Kindergärten zu 10 - 20% vom Träger finanziert werden heißt das nicht, dass diese 10 - 20% bei Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft von den Kirchen kommen. Hauptsächlich wird dieser Teil durch die Elternbeiträge gedeckt, daneben durch Feste, Basare etc., Trägervereinsbeiträge, Spenden...
Von den Kirchen Geld zu bekommen ist selbst für kirchliche Kindergärten ziemlich schwer. An den laufenden Kosten (Gehälter, Betriebskosten...) sind die Kirchen meiner Erfahrung nach idR nicht beteiligt.

Ist ein Etikettenschwindel.
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1577080) Verfasst am: 26.11.2010, 00:04    Titel: Antworten mit Zitat

Warum ist die Frage von Belang?

Problematisch ist die Finanzierung seitens des Staates hier doch deswegen, weil sie eben nicht nur zu rein staatlichen Belangen wie etwa der Kinderbetruung eingesetzt wird, sondern weil sie auch rein "vereinsinternen" Belangen wie z. B. der - ich nenn es mal so - religiösen "Weiterbildung" zukommt.

Das findet in diesem Umfang bei anderen Trägern so nicht statt, oder singen die Kinder in `nem AWO-Laden dauernd (und fast ausschließlich nur) Arbeiterlieder?
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1577130) Verfasst am: 26.11.2010, 07:20    Titel: Antworten mit Zitat

In die Erziehung der Kinder im kirchlichen Sinne investiert die Kirche tatsächlich Mittel aus der Kirchensteuer, jedoch mit stark abnehmender Tendenz. Waren in den 1990er Jahren noch ca. 20% kirchliche Eigenleistungen vorgesehen (die Zahlen schwanken von Bundesland zu Bundesland), ging dieser Anteil in den letzten Jahren auf ca. 10% zurück. Viele kirchliche Kindergärten werden jedoch schon auf Druck der Kirchen völlig durch die öffentliche Hand finanziert. Die Kirchen drohen den Kommunen damit, ihre Kindergärten zu schließen, wenn keine zusätzlichen Zuschüsse über den gesetzlich festgelegten Anteil der öffentlichen Hand hinaus gewährt werden.

http://www.kirchensteuer.de/node/71

siehe auch:

http://www.kirchensteuer.de/node/82
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Religionskritik-Wiesbaden
homo est creator Dei



Anmeldungsdatum: 04.11.2008
Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#1577156) Verfasst am: 26.11.2010, 10:07    Titel: Auch die Kirche zahlt: mal nichts, mal etwas und manchmal mehr! Antworten mit Zitat

Mo. hat folgendes geschrieben:
Wenn Kindergärten zu 10 - 20% vom Träger finanziert werden heißt das nicht, dass diese 10 - 20% bei Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft von den Kirchen kommen. Hauptsächlich wird dieser Teil durch die Elternbeiträge gedeckt, daneben durch Feste, Basare etc., Trägervereinsbeiträge, Spenden...
Von den Kirchen Geld zu bekommen ist selbst für kirchliche Kindergärten ziemlich schwer. An den laufenden Kosten (Gehälter, Betriebskosten...) sind die Kirchen meiner Erfahrung nach idR nicht beteiligt.

Ist ein Etikettenschwindel.
(fett von mir)

so ist es Mo, gemäß Deiner Erfahrung, die Du ja schon ein anderes mal diesbezüglich geäußert hast.

Verlasse einmal die Perspektive Deiner Kindergartenerfahrung,

denn es hängt nun einmal von der Region bzw. Bundesland oder Kirchenbezirk ab, wieviel Geld Staat, Land oder Kommune dabei geben.

hier nur einmal ein Beispiel, was ich in einem anderen Zusammenhang schon einmal gepostet habe:

Zitat:
J. leitete das Rentamt in Hadamar bei Limburg, das etwa 170 Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen bei Finanzen und Verwaltung unterstützt. Unter anderem war er zuständig für elf katholische Kindertagesstätten in Limburg, die von Kirche und Stadt gemeinsam finanziert werden.


Quelle, FR vom 22.02.2010

Ansonsten ist der Hinweis, dass die Differenz von öffentlicher Zuwendung und sobezeichneten kirchlichen Eigenanteil der Elternanteil ein nicht unerheblicher ist, sicherlich richtig. Aber ebenso fließen halt auch in so manche (oder gar viele ?) KiTa Kirchengelder ein.
_________________
Derzeit ohne Untertitel
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1577190) Verfasst am: 26.11.2010, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Warum ist die Frage von Belang?

Problematisch ist die Finanzierung seitens des Staates hier doch deswegen, weil sie eben nicht nur zu rein staatlichen Belangen wie etwa der Kinderbetruung eingesetzt wird, sondern weil sie auch rein "vereinsinternen" Belangen wie z. B. der - ich nenn es mal so - religiösen "Weiterbildung" zukommt.

Das findet in diesem Umfang bei anderen Trägern so nicht statt, oder singen die Kinder in `nem AWO-Laden dauernd (und fast ausschließlich nur) Arbeiterlieder?


Naja, bei der AWO o.ä. dient so ein Kindergarten auch der Mitgliedergewinnung.
Allerdings werden solche Angebote und ein starker Verband nur notwendig, wenn kaum oder kein städtisches Angebot besteht. Wenn es neutrale kommunale Einrichtungen gibt hat die AWO eigentlich ihr Ziel erreicht und kann sich selbst zurückziehen.
Das ist heutzutage vielleicht nicht mehr allen klar, dass die AWO schon ein Gegenpol zur Kirche ist.
Oder ist es anders?
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györgy
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Anmeldungsdatum: 22.10.2007
Beiträge: 345

Beitrag(#1577233) Verfasst am: 26.11.2010, 14:48    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die Antworten. Hintergrund meiner Frage war einfach der, in einer Sachdiskussion mangels ausreichender Sachargumente nicht "auf die Fresse" zu fallen.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1577265) Verfasst am: 26.11.2010, 17:07    Titel: Antworten mit Zitat

Warum werden in dem Zusammenhang eigentlich immer nur Kindergäten und Kitas diskutiert?

Unser Sohn geht auf eine Waldorfschule in Trägerschaft einer Elterninitiative. Da bekommt die Schule (soweit ich hörte) den Anteil, den eine staatliche Schule auch für den Schüler bekommen würde. Der Rest wird dann über Schulgeld bzw. Basare und anderes Elternengagement finanziert.

Die Frage ist aber; Wie ist das an anderen orten eigentlich, an denen Kirchen schule betreiben. Denken die Eltern dort überhaupt über die Schulen nach, auf die sie ihre Kinder schicken? Haben die Eltern überhaupt eine Wahl? Oder werden sie gezwungen ihre Kinder in die nächstgelegene Schule der geeigneten (per Lehrerentscheidung empfohlenen) Schulart zu geben?
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.


Zuletzt bearbeitet von Valen MacLeod am 26.11.2010, 23:32, insgesamt einmal bearbeitet
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denking
Gönner



Anmeldungsdatum: 04.11.2010
Beiträge: 398

Beitrag(#1577273) Verfasst am: 26.11.2010, 17:32    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Warum werden in dem Zusammenhang eigentlich immer nur Kindergäten und Kitas diskutiert?

Unser Sohn geht auf eine Waldorfschule in Trägerschaft einer Elterninitiative. Da bekommt die Schule (soweit ich hörte) den Anteil, den eine staatliche Schule auch für den Schüler bekommen würde. Der Rest wird dann über Schulgeld bzw. Basare und anderes Elternengagement finanziert.



heißt das im klartext, der staat untertützt neben den kirchen auch diese sekte? Suspekt
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"What's the use of money, if you have to work for it?" (George Bernard Shaw)
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1577290) Verfasst am: 26.11.2010, 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sozusagen: Ja
Pfeil Schulen in freier Trägerschaft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schule_in_freier_Tr%C3%A4gerschaft

Und hier kann man die Finanzierung einer Waldorfschule schön nachvollziehen
http://www.waldorfschule-karlsruhe.de/frames/finanz.htm
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1577297) Verfasst am: 26.11.2010, 18:44    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Haben die Eltern überhaupt eine Wahl? Oder werden sie gezwungen ihre Kinder in die nächstgelegene Schule der geeigneten (per Lehrerentscheidung empfohlenen) Schulart zu geben?


Niemand ist gezwungen, sein Kind auf eine Privatschule oder Konfessionsschule zu schicken.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1577399) Verfasst am: 26.11.2010, 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

denking hat folgendes geschrieben:
heißt das im klartext, der staat untertützt neben den kirchen auch diese sekte? Suspekt

Wenn Du es so sehen möchtest; ja.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1577400) Verfasst am: 26.11.2010, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

Heike J hat folgendes geschrieben:
Niemand ist gezwungen, sein Kind auf eine Privatschule oder Konfessionsschule zu schicken.

Also in Paderborn würde ich das nicht so sehen. Alle Gymnasien sind dort - soweit ich weiss - fest in katholischer Hand.
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1577490) Verfasst am: 27.11.2010, 10:10    Titel: Antworten mit Zitat

Der Kern der Eingangsfrage ist, dass andere freie Träger für gesellschaftliche Sozialeinrichtungen auch keine staatlichen Zuschüsse beanspruchen könnten, wenn man es den KIrchen aberkennt. Jeder müsste rein mit seinen Mitgliedsbeiträgen wirtschaften.
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Rene Hartmann
Säkular? Na klar!



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 1404
Wohnort: Rhein-Main

Beitrag(#1577506) Verfasst am: 27.11.2010, 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

Martha-Helene hat folgendes geschrieben:
Der Kern der Eingangsfrage ist, dass andere freie Träger für gesellschaftliche Sozialeinrichtungen auch keine staatlichen Zuschüsse beanspruchen könnten, wenn man es den KIrchen aberkennt. Jeder müsste rein mit seinen Mitgliedsbeiträgen wirtschaften.


Nun lässt sich ein Kindergarten ohne öffentliche Zuschüsse vermutlich nicht betreiben. Die Hauptforderungen wären zunächst mal, dass die Kirchen die Arbeitnehmerrechte respektieren und dass sichergestellt ist, dass Alternativen existieren. D.h. kirchliche Kindergärten dürften nur dann öffentliche Zuschüsse erhalten, wenn sie nicht auf den Tendenzschutz pochen und wenn vor Ort weltanschaulich neutrale Alternativen existieren.

Etwas anders liegt m.E. der Fall bei Privatschulen. Diese kosten i.d.R. Schulgebühren, von denen sich die Eltern eine Gegenleistung dergestalt erhoffen, dass ihre Kinder dort besseren Unterricht kriegen als auf der staatlichen Regelschule. D.h. sie haben meist den Charakter von Eliteschulen. Da ist doch die Frage, ob der Staat die soziale Spreizung der Gesellschaft fördern soll, indem er Privatschulen bezuschusst.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1577617) Verfasst am: 27.11.2010, 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hmmm... rein private Finazierung hätte aber eher den Effekt einer weiteren Elitenförderung.

Die Waldorfschule an der mein Sohn ist, bemüht sich auch um die Integration aller Schüler aus allen sozialen und Einkommensschichten. Und um die besondere Vermittlung sozialer Kompetenzen. Man merkt das immer besonders an den Schülern, die während eines Jahren von einer Regelschule an unsere kommen. Die stellen i. d. Regel erst mal die Klassenrwodies... So für 4-8 Wochen, biss sich sich assimiliert haben. zwinkern Halte ich aber auch für ganz normal. Ist halt so, wennman neu ist und sich erst eingewöhnt.
Dennoch. Die (unsere) Waldorfschule hält zum Beispiel, was ich auch für sehr sinnvoll halte, an 13 Jahren bis zum Abi fest. Die Schüler haben damit einfach mehr Zeit, sich zu orientieren und zu reifen.

Schulen auf der Basis von Elterninitiativen könnten wohl ohne die Förderung nicht entstehen.. Der Aufwand ist schon so fast nicht zu stemmen. Wir habtten das schon bei uns vor Ort überlegt, uM Die Fahrtkosten und die Fahrgemeinschaften zu entlasten. Aber es ist fast unmöglich am Anfang. Und dass, wo hier Schulplätze ständig abgenbaut werden und die Schüler in einer Inselschule quasi kaserniert wurden. Seit dem kommen auch so Sachen wie Schlägereien vermehrt vor, wo letztens eine Schülerin von 14 anderen verprügelt wurde und durchs halbe Dorf gemobbt wurde.

Die Tochter der Rektorin geht übrigens auf die Waldorfschule. Mit den Augen rollen

Ich bin eigentlich ein Befürworter eines staatlichen Schulsystems.Aber grade weil ich auch durch eines ging, weiss ich, dass es ganz massiv verbesserungswürdig ist und den Schülern... den Kindern eigentlich nicht zuzumuten. Ich würde heute kein Schüler dort mehr sein mögen.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22262

Beitrag(#1577637) Verfasst am: 27.11.2010, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Heike J hat folgendes geschrieben:
Niemand ist gezwungen, sein Kind auf eine Privatschule oder Konfessionsschule zu schicken.

Also in Paderborn würde ich das nicht so sehen. Alle Gymnasien sind dort - soweit ich weiss - fest in katholischer Hand.

Eins von sieben, wenn ich mich nicht irre.
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1577650) Verfasst am: 27.11.2010, 18:26    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Heike J hat folgendes geschrieben:
Niemand ist gezwungen, sein Kind auf eine Privatschule oder Konfessionsschule zu schicken.

Also in Paderborn würde ich das nicht so sehen. Alle Gymnasien sind dort - soweit ich weiss - fest in katholischer Hand.


Eine kurze Recherche ergab, dass Paderborn über 5 städtische Gymnasien verfügt.
Kannst du deine Aussage belegen?
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
Beiträge: 6172
Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1577671) Verfasst am: 27.11.2010, 19:05    Titel: Antworten mit Zitat

Nope...
War so mein Eindruck, als ich für das dortige Kino eine Marketingmassnahme vorbereitet hab.

Ok... hab ich mich geirrt. Weinen
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1579797) Verfasst am: 02.12.2010, 08:24    Titel: Antworten mit Zitat

Valen MacLeod hat folgendes geschrieben:
Ich bin eigentlich ein Befürworter eines staatlichen Schulsystems.Aber grade weil ich auch durch eines ging, weiss ich, dass es ganz massiv verbesserungswürdig ist und den Schülern... den Kindern eigentlich nicht zuzumuten. Ich würde heute kein Schüler dort mehr sein mögen.


Wenn ich sowas lese. krieg ich soooo'nen Hals!
Jammer nicht, dass an öffentlichen Schulen (angeblich) alles so schlimm wäre.
Man kann auch dort viel bewirken, aber so mancher möchte sich ja einfach nur ins gemachte Privatschul-Bett legen.
Abi nach 12 Jahren ist übrigens garnicht so die Schwierigkeit, sondern dass Lehrer und Verwaltung schlicht überfordert sind, die ganzen Reformen und Veränderungen hin zum Ganztag nebenbei zu bewältigen.

Egal in welche Richtung ich denke, von weltanschaulichen/kirchlichen Sozialeinrichtungen bis Theologiestudium in der DDR:
Dort wird doch nur daran gearbeitet eine Parallelwelt zur staatlichen Gesellschaft zu schaffen, anstatt intern mitzuwirken, letztere zu verbessern. Die haben niemals vor, irgendwann überflüssig zu werden, selbst wenn staatlicherseits alles gut geregelt wäre.
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Kadosch
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Anmeldungsdatum: 01.12.2010
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Beitrag(#1580532) Verfasst am: 04.12.2010, 01:48    Titel: Antworten mit Zitat

Zu der Frage ob und inwieweit sich die Kirchen an sozialen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Altenheime oder Kindergärten und KiTa's beteiligen habe ich von Carsten Frerk vor einigen Tagen folgende auskunft erhalten:

In Krankenhäuser geht kein Cent aus der Kirchensteuer, in Kitas ist es nach Bundesländern unterschiedlich: In Hamburg und in Bayern zahlen die Kirchen faktisch nichts, in NRW 12 Prozent der Betriebskosten... Und immer wieder kommt dieses Argument, dass die Kirchen in einigen Bundesländern diesen kleinen Anteil zahlen und dadurch die Allgemeinheit etwas an Kosten ersparen würden...

Insgesamt geben beide Kirchen rund 800 Mio. Euro für die Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens, für die sie der Träger sind.

Bund und Länder verzichten nur aufgrund der Absetzbarkeit der Kirchensteuer als Sonderausgabe auf rund 3 Mrd. Euro (!). Wenn also die Länder alle kirchlichen Einrichtungen in eigene Regie übernehmen würden, müssten sie zwar 800 Mio. mehr bezahlen, hätten aber 3 Mrd. Mehreinnahmen, also ein Plus von 2,2, Mrd. Euro...


Carsten Frerk ist ein profunder Kenner der Kirchenfinanzen, was er in seinem neuesten "Violettbuch Kirchenfinanzen" belegt.

Ich hoffe, dass damit in die Diskussion etwas konkretere Sachkenntnis einfliessen konnte.

Das "Geschwätz von den sozialen Leistungen der Kirche(n) ist meist nur Geschwätz.

Kadosch
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Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Konkordat gekündigt werden muss!
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Martha-Helene
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Anmeldungsdatum: 24.02.2010
Beiträge: 1155

Beitrag(#1580582) Verfasst am: 04.12.2010, 08:21    Titel: Antworten mit Zitat

Die Frage bleibt immer: Wird der Staat das Geld auch für KInderbetreuung oder andere soziale Einrichtungen ausgeben?
Oder werden früher oder später internationale Verpflichtungen o.ä. mal wieder als dringender eingestuft?
Welche Motivation hat ein Staat, soziale Einrichtungen aufrechtzuerhalten, welche haben die freien Träger?

In der DDR gab es Ganztag-Kinderbetreuung weil die Frauen als Arbeitskräfte gebraucht wurden und weil man die Kinder so besser indoktrinieren konnte.
Um hohe Arbeitslosigkeit zu senken, fördert ein Staat dann eher mit einer Herdprämie.
Er hat nicht nur die freie Entscheidungsmöglichkeit des Einzelnen im Blick sondern muss (ungünstigen) Entwicklungen (entgegen)steuern.
In einer Demokratie muss man allerdings die Bevölkerung zufriedenstellen, um bei der nächsten Wahl zu gewinnen.
Demokratie heißt aber auch, dass sich viele an der Gestaltung beteiligen und den Staat nicht nur als Dienstleistungsunternehmen sehen.
Ein Staat kann per Gesetz Zwang ausüben. Steuern sind Pflicht, Mitgliedsbeiträge für freie Träger/Weltanschauungsgemeinschaften sind freiwillig.

Ein freier Träger muss mit einem guten Konzept punkten und dort "Filialen" haben, wo er gebraucht wird.
Ist er zusätzlich weltanschaulich geprägt, nutzt er die sozialen Einrichtungen natürlich auch zur Mitgliedergewinnung und Verbreitung seiner Ideologie.

Der Staat wirkt möglichst neutral, bzw. im nationalen/internationalen Interesse.
Viele verschiedene freie Träger erproben die unterschiedlichsten Möglichkeiten.
"Neutral" hieße dann, dass man sich die bewährtesten Methoden der verschiedenen Ideologien für die Selbstverwirklichung des Einzelnen zueigen macht oder dass man sich die Methoden zueigen macht, die die nationalen/internationelen Erfordernisse unterstützen?

Mit freien Trägern gibts auf alle Fälle die Ausweichmöglichkeit.
Ein Staat könnte die Vielfalt unterstützen oder blockieren.
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1580606) Verfasst am: 04.12.2010, 11:44    Titel: Antworten mit Zitat

Martha-Helene hat folgendes geschrieben:

Welche Motivation hat ein Staat, soziale Einrichtungen aufrechtzuerhalten, welche haben die freien Träger?


Der Staat ist gesetzlich zur Aufrechterhaltung verpflichtet. Deshalb erpressen die kirchlichen Träger ja auch die Städte. In Bochum z.B. zahlt daher die Stadt bereits für etliche Kindergärten alle anfallenden Kosten. Trägeranteil = Null.

Zitat:

Mit freien Trägern gibts auf alle Fälle die Ausweichmöglichkeit.


Ich habe nichts gegen freie Träger. Sie sollten allerdings klarstellen, wer die Einrichtung tatsächlich finanziert und keinen Etikettenschwindel betreiben. Und es muss nahe gelegen eine weltanschauliche Vielfalt herrschen. Wenn dies nicht möglich ist, muss die fußläufig erreichbare einzige Einrichtung weltanschaulich neutral sein.
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Kadosch
evolvierend



Anmeldungsdatum: 01.12.2010
Beiträge: 7
Wohnort: am Rhein

Beitrag(#1580623) Verfasst am: 04.12.2010, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Der Staat ist zu diesen Leistungen qua Gesetz verpflichtet.

Hinzu kommt, dass, wenn er endlich die Konkordate und Staatsverträge kündigen würde, jede Menge an Kohle sparen würde, die er derzeit in die Schlünde der Kirchen kippt!

Im Augenblick sind das j ä h r l i c h zwischen 19 und 25 Milliarden Euro!!!!!!!!

Darin sind sämtliche Vorteile, die die Kirchen durch die Staatsverträge eingeschlossen, einschließlich nicht anfallender Anlagesteuern, Unterhaltung kirchlicher Gebäude, Ausbildung der Theologen, Bezahlung der Theologen inkl. Verrentung, Übernahme der Kosten für sog. kirchliche Einrichtungen Kindergärten, KiTas, Schulen, Theologie-Fachbereiche in Unis.

Selbst intelligenten und sonst aufgeklärten Menschen ist es oft nur schwer nahezubringen, dass die "soziale Masche" der Kirchen eine Mogelpackung ist.

Wenn man besonders in diesem Bereich die von der Allgemeinheit, also auch von den Religionsfreien, zu tragenden Kosten betrachtet, dann wird es höchste Zeit, dass die Subventionierung der Kirchen unverzüglich eingestellt wird.

Kadosch
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Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Konkordat gekündigt werden muss!
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1580974) Verfasst am: 05.12.2010, 13:33    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.bo-alternativ.de/2010/12/04/religion-als-bildungsauftrag-in-kitas/

Weltanschauliche Freiheit darf es nicht geben.
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Heike J
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Beitrag(#1598620) Verfasst am: 12.01.2011, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,739093,00.html
Zitat:

Mit christlicher Wohlfahrt hat das wenig zu tun: Laut einem Pressebericht beschäftigen Diakonie-Heime Zehntausende Mitarbeiter in Zeitarbeitsfirmen - und drücken so die Lohnkosten. Mit ähnlichen Methoden sorgte schon der Discounter Schlecker für Schlagzeilen.
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#1598621) Verfasst am: 12.01.2011, 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.religionsfrei-im-revier.de/2011/01/12/kirchliche-trager-als-arbeitgeber/
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#1598647) Verfasst am: 12.01.2011, 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

In Bayern gibt es eine sogenannte kindbezogene Förderung. D.h. der Träger eines Kindergartens erhält für jedes Kind einen festgesetzten staatlichen Zuschuss, abhängig von der Buchungszeit aber auch von anderen Faktoren. Zum Beispiel können für Kinder mit Behinderungen höhere Zuschüsse gezahlt werden, weil der Betreuungsaufwand höher ist.

Die Höhe der staatlichen Förderung ist nach meinen Kenntnisstand nicht davon abhängig, wer den Kindergarten betreibt. Sie reicht jedenfalls nicht aus, um den Betrieb eines Kindergartens zu finanzieren. Die Deckungslücke wird in der Regel durch Elternbeiträge geschlossen, die die Einrichtungen selbst festlegen. Ein Kindergarten auf dem Land, der seine Immobilie günstig erwerben oder mieten konnte, kann oft niedrigere Elternbeiträge bieten als ein Kindergarten in der Großstadt, wo höhere Kosten anfallen.

Bei der Förderung von Kindergärten soll der Staat das Subsidiaritätsprinzip beachten. Der Staat soll soziale Dienste in erster Linie finanziell unterstützen aber nicht alleine anbieten. Wenn sich nicht-staatliche Träger finden, die einen sozialen Dienst organisieren, dann soll der Staat diese Träger fördern. Die Idee dabei ist, dass Bildung und soziale Dienste nicht alleine in der Hand des Staates liegen sondern Angebotsvielfalt herrscht. In der Regel finden sich nicht genügend Träger, die das finanzielle Risiko und den organisatorischen Aufwand auf sich nehmen wollen, Kindergärten zu betreiben. Darum gibt es städtische Kindergärten.

Neben der Kirche gibt es als Träger von Kindergärten auch Wohlfahrtsverbände wie z.B. die AWO, den Kinderschutzbund, das Rote Kreuz, aber auch Sportvereine und natürlich Elterninitiativen, also Vereine, die von Eltern selbst gegründet wurden, um einen Kindergarten zu betreiben.

Die Entscheidung, sein Kind in eine nicht-staatliche Einrichtung zu geben, kann viele Gründe haben. Viele Eltern sind mit der Pädagogik in städtischen Einrichtungen nicht zufrieden und möchten einen anderen Umgang mit ihrem Kind. Auf diese Weise entstanden zum Beispiel Waldkindergärten, Bewegungskindergärten, viele integrative Einrichtungen, multikulturelle Einrichtungen, bilinguale Kindergärten. Viele Konzepte, die in privaten Initiativen entstanden sind, wurden nach einiger Zeit auch von staatlichen Einrichtungen aufgegriffen. Eltern können und wollen nicht beliebig lange darauf warten, dass staatliche Kindergärten alternative oder neue pädagogische Konzepte aufgreifen, denn die eigenen Kinder werden schnell groß.

Privatschulen können elitär sein. In den meisten mir bekannten Privatschulen geht es aber um andere Dinge, z.B. um jahrgangsgemischte Klassen, Lernen ohne Notendruck und Angst vorm Sitzenbleiben, Integration von Behinderten, Freiarbeit statt Frontalunterricht, Lernen in Projekten, weniger kopflastigen und mehr praktischen Unterricht oder auch einfach nur einen anderen Umgang zwischen Lehrern und Schülern.

In der Regel ist der Betrieb eines nicht-staatlichen Kindergartens eine große finanzielle und organisatorische Herausforderung. Auch wenn man die gleichen kindbezogenen Zuschüsse erhält, ist der finanzielle Aufwand hoch. Städtische Kindergärten bekommen eine Immobilie hingestellt. Viele Elterninitiativen müssen sie auf Pump kaufen, abgesichert durch Bürgschaften der Eltern. Die Elternbeiträge sind auch deshalb meist teurer, weil der Kredit für das Gebäude abgestottert werden muss.

Es ist eine ideologische Frage, ob der Staat alleiniger Veranstalter von frühkindlicher Bildung sein sollte. Ich würde das verneinen, weil ich es positiv finde, dass Elterninitiativen und andere Akteure Alternativen zu den staatlichen Angeboten entwickelt haben, und so viele Innovationen in der Frühpägagogik vorangetrieben haben. Für einen städtischen Kindergarten zu arbeiten, käme für mich zur Zeit nicht in Frage.

Selbstverständlich ist es möglich einen dezidiert atheistischen oder religionsfreien Kindergarten zu gründen, zum Beispiel als Elternverein. Wenn man mit diesem Konzept genug Eltern begeistern kann, bekommt man die gleiche kindbezogene Förderung wie ein kirchlicher Kindergarten. Ich würde auch mal annehmen, dass in einer solchen Einrichtung ein bekennender Christ mit Schwerpunkt Religionspädagogik schlechte Karten beim Bewerbungsgespräch hätte, und würde das auch nicht für eine diskriminierende Einstellungspraxis halten. Ich habe mal gehört, dass es einen Kindergarten gibt, der vom HVD betrieben wird, kann mich aber nicht mehr an Details erinnern. So etwas scheint jedenfalls sehr selten zu sein, obwohl es sicher kein Problem wäre, Erzieher zu finden, die in solch einer Einrichtung arbeiten möchten.
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