fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26447
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1888346) Verfasst am: 05.12.2013, 03:38 Titel: Re: So mächtig sind die Kirchen |
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Zwei Abschnitte sind mir besonders aufgefallen:
Karsten Polke-Majewski hat folgendes geschrieben: | Im Zuge der verschiedenen Säkularisierungen eigneten sich damals die weltlichen Gewalten geistliches Vermögen beträchtlicher Höhe an. Im Gegenzug übernahmen die Herrscher die Verantwortung für die finanzielle Sicherheit der Kirchen. |
Ich verstehe es nicht ganz, dass dieser Kram immer so unhinterfragt übernommen wird.
War das überhaupt vorher alles Eigentum der Kirche in unserem heutigen Sinn? So wie ich das verstehe, handelte es sich um Lehen und nicht um Eigentum. Alles was danach kam, waren eigentlich bereits Übergangszahlungen. Dann wurde in der Weimarer Verfassung noch einmal festgehalten, dass es nicht Aufgabe des Staates sein kann, die Kirchen zu alimentieren und der Staat zahlt immer noch Übergangsgelder. Das selbe nochmal 45 ..... Und jetzt soll man nicht aufhören dürfen, bevor es nicht Übergangsgelder für diese Übergangsgelder gibt? Vielleicht sollte da mal ein Jurist rangesetzt werden, der weniger kirchenfreundlich ist und uns mit einer staatsfreundlicheren Variante beglückt.
Karsten Polke-Majewski hat folgendes geschrieben: | "Der säkulare Staat", so sagt es der Katholik und frühere Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, "wirkt als ausgleichendes Regelwerk zwischen konkurrierenden Weltanschauungen." Er selbst bleibt dabei neutral. Das bedeutet aber auch: Der Staat schafft keine Werte aus sich selbst heraus. Er ist vielmehr darauf angewiesen, dass die Vertreter der verschiedenen Weltanschauungen diese Werte formulieren, auf denen dann nach gemeinsamer Abwägung das gesellschaftliches Zusammenleben aufbaut.
Die Kirchen sind da nicht der einzige Lieferant, aber ein ziemlich großer. 61,4 Prozent aller Einwohner Deutschlands sind Kirchenmitglieder... |
Zwar nicht mit Nennung des Autors, aber mal wieder das Böckenförde-Diktum. Das hat der 76 geschrieben, aber es war damals schon keine Beschreibung der Lebenswirklichkeit mehr (und war auch nicht so gedacht). Wenn es darum geht, welche Werte wir haben, wo die herkommen und von wem sie vermittelt werden, dann hat das doch alles im Normalfall nichts mehr mit Kirche und Religion zu tun. Die Eltern, die ihren Kindern mit irgendeinem Gott drohen, sterben freundlicherweise bis auf ein paar Fundamentalisten aus, in den allermeisten Familien ist Religion Folklore, bei der sich die Eltern an ihre Kindheit erinnern, aber glücklicherweise vermeiden, den Rest weiterzugeben. In der Schule gibt es dann, das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt, eine staatlich bezahlte Mitgliederwerbung, deren charakterbildende Funktion vernachlässigbar ist, die institutionelle Erziehung geschieht in der Schule und nicht in der Kirche. Und da, wo Kirche sich in öffentliche Diskussionen einmischt, erscheint sie selbst ihren Zahlmitgliedern zunehmend deplatziert. Die Kirche befindet sich nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft, hat aber ihre Seilschaften in der Politik so gut untergebracht, dass sie den Staat benutzt, um sich trotz schwindender Mitgliederzahlen als Firma nicht nur zu erhalten, sondern sich zu vergrößern.
Ich glaube es Herrn Polke-Majewski nicht, dass dieser Staat die Kirchen wirklich braucht.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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