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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2251691) Verfasst am: 25.05.2021, 18:32    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Kann man so sagen, trifft es m.E. aber nicht so gut. Ich sehe die Aufgabe der Physik im Beschreiben. Wobei das Kriterium für die Qualität der Beschreibung die Güte der gewonnenen Vorhersagen ist.

Interessant hier die Wikipedia Seite:
https://de.wikipedia.org/wiki/Physik#:~:text=Die%20Physik%20ist%20eine%20Naturwissenschaft,Wechselwirkungen%20in%20Raum%20und%20Zeit.
die zwar das Wort "erklären" verwenden, jedoch nacher lang und breit darlegen, dass mit erklären eigentlich nur das Beschreiben gemeint ist.


Für mich besteht das Problem weiterhin darin, daß die Physik keine technische Aussage zum Vakuum machen kann. Das liegt wohl einmal daran, daß sie von einem beschleunigt expandierenden Universum ausgeht, also von einer Energiezufuhr woher auch immer, zum anderen, daß sie für Masse/Energie, die ja im Bereich Materie sehr wohl quantifizierbar ist, beim Vakuum keine Quantifizierung vornehmen kann. Das paßt einfach nicht zusammen.

Ich bleibe weiterhin der Auffassung, daß das Expansionsmodell falsch ist, begründet auf einer falschen Interpretation der beobachtbaren Rotverschiebung. Daraus leite ich die Quantifizierbarkeit des Vakuums ab und meine dies auch anhand diverser Beispiele empirieverträglich gezeigt zu haben.

Letztendlich gib es hier 2 Glaubensrichtungen wie auch in der Religion, wobei die Masse der Physiker sich der Gottgläubigkeit angeschlossen hat, Schöpfung statt ewigem Universum.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2251736) Verfasst am: 26.05.2021, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Was sind denn eigentlich diese ominösen "technischen Aussagen" und wie unterscheiden sie sich von nicht-technischen Aussagen?
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TheStone
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 761

Beitrag(#2251737) Verfasst am: 26.05.2021, 02:44    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was sind denn eigentlich diese ominösen "technischen Aussagen" und wie unterscheiden sie sich von nicht-technischen Aussagen?


Gemessen an Aussagen, die Uwe macht, präferiert oder sich aneignet, vermute ich, dass sich "technische Aussagen" vor allem dadurch auszeichnen, dass sie falsch sind .. Am Kopf kratzen
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2251738) Verfasst am: 26.05.2021, 02:54    Titel: Antworten mit Zitat

TheStone hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was sind denn eigentlich diese ominösen "technischen Aussagen" und wie unterscheiden sie sich von nicht-technischen Aussagen?

Gemessen an Aussagen, die Uwe macht, präferiert oder sich aneignet, vermute ich, dass sich "technische Aussagen" vor allem dadurch auszeichnen, dass sie falsch sind .. Am Kopf kratzen

You are technically correct. Lachen
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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2251787) Verfasst am: 26.05.2021, 13:43    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was sind denn eigentlich diese ominösen "technischen Aussagen" und wie unterscheiden sie sich von nicht-technischen Aussagen?


Na ja, was stellst du dir denn unter gekrümmter RaumZeit vor?

Raum hat Volumen, Volumen ist ein mathematisches Abstraktum einer physischen Entität, also muß Raum aus einem physischen Element gebildet werden.

Jetzt kann man sich ja je nach Geschmack ein Element vorstellen, also ein physisches Etwas, welches ein in drei Dimensionen meßbares Volumen aufweist. Dieses Etwas kann ja nicht unendlich groß sein, also muß es in meßbaren Einzelmengen vorliegen.

Dieses Etwas wechselwirkt nach Aussage der Physik mit der Materie, es verursacht die Gravitation. Jetzt packst du eine Kugel Materie (die Erde) in eine endliche Menge dieses Etwas ein und dann stellst du per Messung fest, daß ein Sandkorn sich auf der Kugeloberfläche hält unabhängig von der Lage auf dieser Oberfläche.

Jetzt machst du das gleiche auf einer kleineren Kugel Materie (dem Mond) und stellst gleiches fest, der Sand bleibt unabhängig von der Lage auf der Oberfläche liegen, aber er wiegt weniger als auf der Erde.

Also scheint ja das Gewicht des Sandes abhängig zu sein von der Menge des Etwas, in das du Erde und Mond eingehüllt hast, je größer die Kugel, desto mehr Etwas braucht es, um dem Sand Gewicht zu verleihen.

Damit kann man ein Verhältnis postulieren: Materiemenge Kugel proportional Menge Etwas. Gestaltet man jetzt die Menge Etwas ebenfalls sphärisch, dann hat man ein Feldmodell, mit dem man Etwas quantisieren kann. Jetzt muß man dieses Etwas nur noch intern gestalten, um Effekte zu erzielen, die ein Herr Newton gemessen hat.

Es bleibt dir jetzt als Konstrukteur überlassen, wie du dieses Etwas intern gestaltest, je nach Geschick wirst du ein Modell erhalten, mit dem du Vorhersagen machen kannst von zukünftigen Beobachtungen.

Damit hast du den Begriff gekrümmte RaumZeit, der völlig nichtssagend ist, durch ein quantisiertes Etwas-Modell ersetzt. Nun kannst du weiter konstruieren, indem du dieses Etwas monistisch postulierst, dann bekommst du ein Energiemodell als Grundlage des Universums.

Du kannst immer nur modellieren und versuchen, dein Modell den empirischen Beobachtungen anzupassen, es gibt keine Möglichkeit, die wahre Grundlage des Universums nachzuweisen. Und da Beobachtungen immer nur heute gemacht werden können, muß dein Modell sich auf das Heute beschränken, da Informationen aus Vergangenheit und Zukunft experimentell nicht verifiziert werden können, man kann sie nur glauben.

Also ich würde mich hüten ein Modell zu übernehmen, das Vergangenheit und Zukunft beinhaltet, ich ziehe das in der Gegenwart experimentell überprüfbare Modell vor mit der Folge, daß da Urknalle, Götter, Schöpfung und parallele Welten keinen Platz darin finden.

Tarvoc, stell dir einfach mal vor, mein Physik-Prof. und mein Philosophie-Prof. hätten mir die Aufgabe gestellt:

Konstruiere ein Weltmodell, zugelassen sind empirische Meßwerte und experimentell darstellbare Größen.

Meine HP wäre die Antwort.

Ich würde mir selbst eine Note 3+ geben, entspricht in etwa auch meinem Ingenieurzeugnis.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2251791) Verfasst am: 26.05.2021, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was sind denn eigentlich diese ominösen "technischen Aussagen" und wie unterscheiden sie sich von nicht-technischen Aussagen?

Na ja, was stellst du dir denn unter gekrümmter RaumZeit vor?

Also eine technische Aussage ist eine Aussage darüber, was ich mir unter irgendwas vorstelle?
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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2251807) Verfasst am: 26.05.2021, 16:50    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
uwebus hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was sind denn eigentlich diese ominösen "technischen Aussagen" und wie unterscheiden sie sich von nicht-technischen Aussagen?

Na ja, was stellst du dir denn unter gekrümmter RaumZeit vor?

Also eine technische Aussage ist eine Aussage darüber, was ich mir unter irgendwas vorstelle?


Richtig, denn die Sprache benutzt Begriffe, um uns etwas zu vermitteln, wobei ein Begriff ohne eine Vorstellung zu erzeugen ein hohler Begriff ist.

Ein Begriff ist ja eine Definition, z.B. "ein Baum" bekommt ja erst Bedeutung, wenn dem Empfänger der Begriff als Objekt bekannt ist.

"Krümmbare RaumZeit" vermittelt keine Vorstellung, Raum ist Objekt, Zeit ist ein Bewertungsverfahren für Veränderung, krümmbar bedeutet Verformbarkeit.

Wenn jetzt Raum nicht als Objekt definiert ist, wie läßt er sich dann krümmen? Wie krümmt man Zeit, das zweite Substantiv im Begriff?

Gehn wir in die Religion, die arbeitet mit Begriffen wie Gott und Seele. Der Begriff Gott wird erst verständlich, wenn er vermenschlicht, also zur Person erhoben wird. Gott = alter weißer Mann mit Bart. Seele ist ein Gedankenkonstrukt eines biologischen Menschen ohne Körper, was erzeugt die für eine Vorstellung?
Lauter Leichen im Himmel, körperlos, aber über das Erinnerungsvermögen als Personen archiviert, wobei der Himmel auch ein USB-Stick sein kann.

Wenn sich A und B unterhalten, müssen beide die verwendeten Begriffe gedanklich in Vorstellungen umsetzen können, sonst gibt es keine Verständigung.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2251808) Verfasst am: 26.05.2021, 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
Ein Begriff ist ja eine Definition

Nein.
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VanHanegem
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Beitrag(#2251810) Verfasst am: 26.05.2021, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

Ich halte es mit Kant demzufolge Raum und Zeit Anschauungen a priori sind. Zumindest bis einschließlich ART gibt es auch keinen vernünftigen Grund dieses Konzept aufzugeben. Koordinatensysteme sind die mathematischen Tools mit denen die Physik quantitative Aussagen auf Basis von Raum und Zeit gewinnt.

Offenbar liefert das Newtonsche Beschleunigungsgesetz auch die Gravitation, wenn man es in einem gekrümmten Koordinatensystem anwendet. So what?
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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2251831) Verfasst am: 26.05.2021, 20:34    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
uwebus hat folgendes geschrieben:
Ein Begriff ist ja eine Definition

Nein.


Sagen wir besser eine Zuordnung. Ich habe mal folgendes Beispiel im Rahmen einer Diskussion über Begriffe gebracht.

1 weißes Tuch in der Größe 1,5x2,5 m kann 3 Bedeutungen haben

a) Am Fahnenmast eines (Kriegs)schiffes aufgezogen die Aufgabe/Kapitulation.
b) von einem Römer um den Körper gewickelt eine Toga
c) von Frau Meier auf die Leine gehängt ein frisches Bettlaken

Ein Begriff ordnet einer Sache/einem Vorgang eine Bedeutung zu, aber die Bedeutung muß in der Gruppe erlernt/definiert werden, damit er verstanden werden kann.

Sprache muß man erlernen, es gibt wohl wenige Äußerungen, deren Sinn ohne Erlernen verstanden wird (Schmerzschreie?).
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2251832) Verfasst am: 26.05.2021, 20:37    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
uwebus hat folgendes geschrieben:
Ein Begriff ist ja eine Definition

Nein.

Sagen wir besser eine Zuordnung.

Schon eher. Aber auch nicht so, wie du meinst. Ein Begriff ist eine Struktur des Begreifens bzw. Verstehens. Seine Bedeutung gewinnt er aus dem Gebrauch. Ob du ein Konzept verstehst oder nicht, hat mit irgendwelchen bildlichen oder sinnlichen Vorstellungen nicht das Geringste zu tun, sondern zeigt sich ausschließlich im Gebrauch, den du von dem Konzept machst.
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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2251868) Verfasst am: 27.05.2021, 12:08    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
uwebus hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
uwebus hat folgendes geschrieben:
Ein Begriff ist ja eine Definition

Nein.

Sagen wir besser eine Zuordnung.

Schon eher. Aber auch nicht so, wie du meinst. Ein Begriff ist eine Struktur des Begreifens bzw. Verstehens. Seine Bedeutung gewinnt er aus dem Gebrauch. Ob du ein Konzept verstehst oder nicht, hat mit irgendwelchen bildlichen oder sinnlichen Vorstellungen nicht das Geringste zu tun, sondern zeigt sich ausschließlich im Gebrauch, den du von dem Konzept machst.


Also auch ein Konzept muß ja "begreifbar" sein, nehmen wir die Begriffe Wetter oder Klima. Ein Begriff, der nicht in irgendeiner Art und Weise mit Wahrnehmungen verbunden ist, kann m.E. nicht verstanden werden, er bleibt ein reines Abstraktum wie z.B. der Begriff RaumZeit. Mathematik lebt ja von Abstrakta, deshalb können wir rechnen, ohne Vorstellungen davon zu entwickeln, was wir da zu Papier bringen.

Man kann eine mathematische Gleichung nachvollziehen, wenn man es gelernt hat, aber die Gleichung bekommt erst Inhalt, wenn sie mit einem natürlichen Vorgang in Verbindung gesetzt wird.

Kein Mensch kann sich unter F = ma·mb·G/r² etwas vorstellen, wenn er nicht mit den Fallversuchen Newtons vertraut gemacht wurde.
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2951

Beitrag(#2251871) Verfasst am: 27.05.2021, 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:

Kein Mensch kann sich unter F = ma·mb·G/r² etwas vorstellen, wenn er nicht mit den Fallversuchen Newtons vertraut gemacht wurde.

Das Gravitationsgesetz lässt sich nicht aus Newtons Fallversuchen herleiten.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2251874) Verfasst am: 27.05.2021, 12:57    Titel: Antworten mit Zitat

uwebus hat folgendes geschrieben:
Also auch ein Konzept muß ja "begreifbar" sein

Ja klar. Ich verwende in diesem Kontext "Konzept" und "Begriff" im Wesentlichen synonym. Nur heißt "begreifen" nicht, dass du dir irgendwas bildlich vorstellen kannst. Das war der Punkt.
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2951

Beitrag(#2252173) Verfasst am: 30.05.2021, 09:05    Titel: Antworten mit Zitat

Nochmal: laut Kant sind Raum und Zeit Anschauungen a priori.
Inwieweit ist diese Auffassung noch mit der heutigen Physik kompatibel?
Gibts dazu Meinungen?
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DonMartin
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Beiträge: 6817

Beitrag(#2252175) Verfasst am: 30.05.2021, 09:28    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Nochmal: laut Kant sind Raum und Zeit Anschauungen a priori.
Inwieweit ist diese Auffassung noch mit der heutigen Physik kompatibel?
Gibts dazu Meinungen?

Ja, die Relativitätstheorie. Die ist allerdings etwas mehr als bloss eine Meinung.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2252177) Verfasst am: 30.05.2021, 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

Also das mit Kant löst sich ziemlich einfach auf. Kant redet einfach nicht über die physikalische Zeit (bzw. das, was wir heute in der Physik als Zeit kennen). Beziehungsweise Kant konnte noch nicht wissen, dass man über die physikalische Zeit überhaupt auf die Weise sprechen kann, wie die Relativitätstheorie das tut. Ich sehe jedenfalls nicht, wie sich die letztlich anthropologische These, dass das, was wir aus dem Alltag als Zeitlichkeit kennen, eine Struktur menschlicher Wahrnehmung ist, mit der Physik beißen würde oder auch nur könnte. Das wäre höchstens dann der Fall, wenn man sagen wollte, dass sie nichts anderes sein könnte - aber das wäre für Kant ja schon zu viel gesagt. (Nicht dass ich ansonsten viel von Kant halten würde...)
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VanHanegem
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Beiträge: 2951

Beitrag(#2252178) Verfasst am: 30.05.2021, 10:43    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:

Ja, die Relativitätstheorie. Die ist allerdings etwas mehr als bloss eine Meinung.

Ein Unterschied ist in der Tat: Kant behandelt Raum und Zeit getrennt. Jedoch kommt in der Raumzeit der RT der Zeitkoordinate ja immer noch eine sonderrolle zu
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DonMartin
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Beiträge: 6817

Beitrag(#2252186) Verfasst am: 30.05.2021, 11:20    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
DonMartin hat folgendes geschrieben:

Ja, die Relativitätstheorie. Die ist allerdings etwas mehr als bloss eine Meinung.

Ein Unterschied ist in der Tat: Kant behandelt Raum und Zeit getrennt. Jedoch kommt in der Raumzeit der RT der Zeitkoordinate ja immer noch eine sonderrolle zu

Es ist schon ein bisschen mehr. Zu Kant's Zeiten galt die Physik Newtons.
Demnach sind Raum und Zeit eine Art Bühne, auf der sich das ganze Naturgeschehen abspielt.
Es gibt eine absolute Zeit(Messung) und absolute Raum(Messungen).
Mit der SRT ist alles anders ("relativ"): es gibt keine Bühne mehr, nur noch Zuschauerraum,
und die Zuschauer machen das Theater selber. Und wie das Geschehen konkret aussieht,
hängt von der Sitzreihe ab, d.h. es gibt keine absolute Zeit mehr etc.
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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2252190) Verfasst am: 30.05.2021, 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
DonMartin hat folgendes geschrieben:

Ja, die Relativitätstheorie. Die ist allerdings etwas mehr als bloss eine Meinung.

Ein Unterschied ist in der Tat: Kant behandelt Raum und Zeit getrennt. Jedoch kommt in der Raumzeit der RT der Zeitkoordinate ja immer noch eine sonderrolle zu


Für mich liegt Kant richtig mit der Trennung von Raum und Zeit. Ich schrieb es ja schon mehrfach:

Raum hat Volumen, Volumen ist ein mathematisches Abstraktum einer physischen Entität, damit ist Raum eine physische Entität.

Zeit ist ein Bewertungs-/Maßsystem für Veränderungen des Raumes, folglich eine Qualität des Raumes, aber keine eigene Entität.

Es gibt ohne Raum keine Zeit, der Raum ist ein dynamisches Phänomen; unter Anwendung der Erhaltungssätze ist der Raum (das Universum) ein perpetuum Mobile.

Raum kann ich physisch erfahren (mit dem Kopf gegen die Wand), für die Zeit brauche ich ein Gedächtnis, also einen Speicher, der Eindrücke speichert und wieder der Reihenfolge nach abspielt.

Für Materie existiert nur der Raum, Zeit entsteht wohl erst mit dem Leben.

Deshalb aus meiner Sicht: Das Universum ist teleologisch eingerichtet, da es nur über die Entstehung von Bewußtsein existent wird. Die Entstehung von Leben ist dem Universum inhärent.

Philosophische Konsequenz: Der Pantheismus ist die richtige Weltsicht. https://de.wikipedia.org/wiki/Pantheismus
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2951

Beitrag(#2252191) Verfasst am: 30.05.2021, 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:

Es gibt eine absolute Zeit(Messung) und absolute Raum(Messungen).

Auch für die Newtonschen Gesetze gilt das Relativitätsprinzip. Auch Kant postuliert mit seiner these von der "anschauung a priori" keineswegs ein absolutes Zeitmaß
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DonMartin
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Beiträge: 6817

Beitrag(#2252203) Verfasst am: 30.05.2021, 12:45    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
DonMartin hat folgendes geschrieben:

Es gibt eine absolute Zeit(Messung) und absolute Raum(Messungen).

Auch für die Newtonschen Gesetze gilt das Relativitätsprinzip. Auch Kant postuliert mit seiner these von der "anschauung a priori" keineswegs ein absolutes Zeitmaß

Zeit ist das, was man mit einer Uhr misst. Solange Newton's Physik gilt, ist diese Messung absolut,
sie hängt nicht vom Beobachter ab, es gibt absolute Gleichzeitigkeit usw.
Das ist in der SRT komplett anders. Kant hat da eigentlich gar nichts zu kamellen.
Oder hat er was anderes gemessen?
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2951

Beitrag(#2252220) Verfasst am: 30.05.2021, 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
Kant hat da eigentlich gar nichts zu kamellen.

Im Prinzip ja, aber seine These von Raum/Zeit als Anschauungen a priori finde ich gelegentlich hilfreich. Warum s. unten.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kant redet einfach nicht über die physikalische Zeit (bzw. das, was wir heute in der Physik als Zeit kennen).

Wenn wir in der Physik von Raum/Zeit reden, dann reden wir über Koordinatensysteme und Koordinatentransformationen.
Davon ist bei Kant nicht die Rede, obwohl die gängigen Koordinatensysteme incl. Galilei Transformation damals schon bekannt sein mussten.

Viele der typischen crank-Argumente, der Form, dass man die Koordinatensysteme in Raum/Zeit dieser oder jener Transformation nicht unterwerfen dürfe fallen bereits vorab mit Kant.
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DonMartin
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Anmeldungsdatum: 13.08.2013
Beiträge: 6817

Beitrag(#2252222) Verfasst am: 30.05.2021, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kant redet einfach nicht über die physikalische Zeit (bzw. das, was wir heute in der Physik als Zeit kennen).


OK. Damit bin ich raus.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44087

Beitrag(#2252234) Verfasst am: 30.05.2021, 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
VanHanegem hat folgendes geschrieben:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Kant redet einfach nicht über die physikalische Zeit (bzw. das, was wir heute in der Physik als Zeit kennen).


OK. Damit bin ich raus.

Ganz ehrlich: Ich würde lieber überhaupt nicht über Kant diskutieren.
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uwebus
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Anmeldungsdatum: 23.06.2011
Beiträge: 4688

Beitrag(#2252237) Verfasst am: 30.05.2021, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
DonMartin hat folgendes geschrieben:

Es gibt eine absolute Zeit(Messung) und absolute Raum(Messungen).

Auch für die Newtonschen Gesetze gilt das Relativitätsprinzip. Auch Kant postuliert mit seiner these von der "anschauung a priori" keineswegs ein absolutes Zeitmaß


Jede Messung ist relativ.

Um Zeit zu messen braucht man eine Uhr, diese Uhr ist ein räumliches Objekt und damit in ihrer Ganggeschwindigkeit abhängig vom jeweiligen energetischen Zustand.

Jede Raummessung ist abhängig vom Meßgerät, auch dieses Meßgerät ist abhängig von seinem jeweiligen energetischen Zustand und damit gibt es kein absolutes Raummaß. Einsteins cVakuum=konstant war wohl der Versuch, ein absolutes Raummaß zu etablieren, aber wie Lichtmessungen zeigen, ist die Vakuumlichtgeschwindigkeit keine Konstante.

Ist das Universum ein perpetuum Mobile gibt es keine absoluten Maße, lediglich eine endliche Schwankungsbreite von Meßergebnissen.
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Zumsel
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Beiträge: 4667

Beitrag(#2252268) Verfasst am: 30.05.2021, 19:51    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Nochmal: laut Kant sind Raum und Zeit Anschauungen a priori.
Inwieweit ist diese Auffassung noch mit der heutigen Physik kompatibel?
Gibts dazu Meinungen?


Apriori mag noch angehen, aber wenn, dann wohl eher analytisch, indem seine Beschreibung von Raum und Zeit am Ende doch bloß eine Analyse dessen ist, was räumliche und zeitliche Wahrnehmung bedeutet. Der originelle Gedanke der synthetischen Apriorität ist wohl nicht haltbar und damit eben auch nicht der Doppelcharakter von Raum und Zeit als empirisch real und transzendental ideal. Die diesem Gedanken zu Grunde liegende philosophische Grundsatzerwägung war natürlich dennoch genial und ist es ist es im Prinzip noch heute.
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Tarvoc
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Beiträge: 44087

Beitrag(#2252282) Verfasst am: 31.05.2021, 02:11    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Der originelle Gedanke der synthetischen Apriorität ist wohl nicht haltbar

Ganz im Ernst, ich halte schon die Unterscheidung von a priori und a posteriori für so nicht haltbar.
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VanHanegem
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Beiträge: 2951

Beitrag(#2252287) Verfasst am: 31.05.2021, 08:08    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Der originelle Gedanke der synthetischen Apriorität ist wohl nicht haltbar

Wieso denn nicht? Ein informationsverarbeitendes System kann ohne synthetische Urteile a priori nicht funktionieren.
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#2252348) Verfasst am: 31.05.2021, 19:17    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Der originelle Gedanke der synthetischen Apriorität ist wohl nicht haltbar

Ganz im Ernst, ich halte schon die Unterscheidung von a priori und a posteriori für so nicht haltbar.


Weil du jede Erkenntnis (also auch logische) für letztlich empirisch hältst? Oder weil du schon die Unterscheidung zwischen empirisch und nicht-empirisch ablehnst?

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
Der originelle Gedanke der synthetischen Apriorität ist wohl nicht haltbar

Wieso denn nicht? Ein informationsverarbeitendes System kann ohne synthetische Urteile a priori nicht funktionieren.


Ist das so? Die logische Grundlagen der Informationstechnologie sind als eben logische Grundlage doch klarerweise analytisch. Und auch die Mathematik wird heute meines Wissens als analytische Wissenschaft verstanden.

Der Clou an der Sache mit dem synthetischen Apriori war ja, dass es erklärte, wie trotz der prinzipiellen Subjektivität jeder Erkenntnis so etwas wie Objektivität möglich ist, nämlich über die Notwendigkeit einer bestimmten Erkenntnisform. Letztlich bedeutet das nichts anderes, als dass ontologische Fragen vollständig über eine richtig verstandene Erkenntnistheorie beantwortet werden können (und nur darüber). Die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis fallen dann in Eins mit den Bedingungen der Existenz aller Dingen, einfach, weil die jeweiligen Bedingungen nur so sinnvoll verstanden werden können. Wenn das stimmt, müssen sich aus diesen notwendigen Erkenntnisformen aber eben auch notwendig wahre Inhalte ableiten lassen, was in Bezug auf die Anschauungsformen für Kant z.B. die euklidische Geometrie bewiesen haben. Das hat sich aber ja nun als falsch erwiesen, weshalb man diesen Formen auch offensichtlich nicht den erkenntnistheoretischen (und damit ontologischen) Status zuschreiben kann, den Kant im Sinn hatte.
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