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GWUP: Diskussion um den sogenannten _Wokeismus_
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25908
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2304209) Verfasst am: 13.03.2024, 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Heute habe ich von einem Buch erfahren, dass das Phänomen "Woke" erklärt.

"Woke. Psychologie eines Kulturkampfs"

Ich überlege, ob ich es mir kaufe.

Ich habe mir vor einiger Zeit schon die Leseprobe angeschaut. Mein erster Eindruck ist, dass die typischen Anti-"Woke"-Talking-Points wiedergekäut werden, typischerweise auf der Grundlage anderer Anti-Woke-Bücher. Ich habe dabei den ganz starken Verdacht, dass Standpunkte der kritisiert:innen Autoren grob verfälschend wiedergegeben werden und dass dabei, wie eben auch in anderen Ant-"Woke"-Büchern, eine "Bewegung" zusammenfantasiert wird, die als Bewegung einfach nicht existiert, sondern als Feindbild aus verschiedenen einzelnen Phänomenen und Autor:innen zusammengeschustert wird.

Anscheinend wird das ganze dann noch mit Psychosoße übergossen (das scheint mir das einzig Originelle daran zu sein), und da bin ich schon generell skeptisch, ob das sachlich angemessen gemacht wird. Falls es so gemacht wird, dass eine gesellschaftliche Auseinandersetzung auf eine Weise pathologisiert wird, die nur auf individueller Ebene angemessen wäre, wäre es schon vom Ansatz her Bullshit.

Schließlich wurde das Buch auf den Ruhrbaronen außerordentlich positiv besprochen. Die sind aber gerade bei solchen Themen einfach nur eine dumme Propagandaschleuder. Was da zu einem solchen Thema positiv besprochen wird, ist schon fast garantiert keine sachliche, differenziert argumentierende Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern polemischer Scheiß.

Mal reinhören:
https://www.youtube.com/watch?v=fsc1jYAJJhg

Ich mag ihre Art zu reden überhaupt nicht, aber die Pathologisierung, die Du prophylaktisch vermutest, findet nicht statt.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44168

Beitrag(#2304210) Verfasst am: 13.03.2024, 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Aber die juristische Ebene interessiert mich in dem Fall eigentlich nicht. Es ist ein persönlicher Angriff, bei dem versucht wird, Druck beim Arbeitgeber aufzubauen, der dazu führen soll, dass die Frau ihren Arbeitsplatz verliert. Ich empfinde das vom persönlichen Standpunkt als nicht weit entfernt von der Androhung körperlicher Gewalt. Natürlich kannst Du sagen "Ist doch nur eine Meinung, muss man doch äußern können!". Aber ich finde schon, dass man bei einer "Meinungsäußerung", die auf derartige Folgen abzielt, handfeste Gründe haben sollte.

Ich bin mit allem daran einverstanden außer mit der Annäherung an Gewaltdrohungen, also an justiziable Handlungen - und diese war genau der Grund, warum ich das Recht auf freie Meinungsäußerung hier überhaupt erst angeführt hatte. Mit solchen Annäherungen lassen sich nämlich tatsächlich Grundrechte aushebeln. Zudem läuft eine Annäherung fast zwangsläufig immer in beide Richtungen, und ich glaube nicht, dass es in deinem Interesse sein kann, Gewaltdrohungen an legale Meinungsäußerungen anzunähern.
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Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21808

Beitrag(#2304212) Verfasst am: 13.03.2024, 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Man kann noch einen Schritt weitergehen und zur Ablenkung argumentieren, dass es hier gar nichts Wirkliches zu benennen gebe, weil "diese woke Ideologie" nichts weiter als ein politisches Phantom sei, das Rechte zum (fiktiven) Gegenstand ihrer verschwörungstheoretischen Propaganda gegen die Linken gemacht haben.

So weit bin ich längst gegangen, falls du es nicht mitbekommen hast.
Allerdings nicht zur Ablenkung, sondern als meine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Die Argumentationsweise der Autorin lautet ja: Man braucht nun mal Begriffe für die Sachen.
Damit überspringt sie aber ganz unelegant die lästige zwischenfrage, ob es die Sache als solche überhaupt gibt. Das bestreiten Leute und lehnen den Begriff deshalb ab (und diskutieren auch darüber), sie lehnen nicht etwa den Begriff einfach so ab.

Mit der Argumentationsweise der Autorin könnten Antisemiten auch den Begriff der "jüdischen Weltverschwörung" verteidigen. Diese lästigen, idiotischen Gutmenschen, wollen uns einfach verbieten, darüber zu reden, und deswegen sogar diesen Begriff unterdrücken!
Aber irgendwie muss man nun mal über diese Sache reden, also braucht man auch den Begriff!
Damit würden die Antisemiten dann genauso wie die Autorin die Diskussion vermeiden, ob es eine jüdische Weltverschwörung überhaupt gibt oder ob das nicht einfach ausgedachter Unfug ist.
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"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21808

Beitrag(#2304214) Verfasst am: 13.03.2024, 22:05    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Heute habe ich von einem Buch erfahren, dass das Phänomen "Woke" erklärt.

"Woke. Psychologie eines Kulturkampfs"

Ich überlege, ob ich es mir kaufe.

Ich habe mir vor einiger Zeit schon die Leseprobe angeschaut. Mein erster Eindruck ist, dass die typischen Anti-"Woke"-Talking-Points wiedergekäut werden, typischerweise auf der Grundlage anderer Anti-Woke-Bücher. Ich habe dabei den ganz starken Verdacht, dass Standpunkte der kritisiert:innen Autoren grob verfälschend wiedergegeben werden und dass dabei, wie eben auch in anderen Ant-"Woke"-Büchern, eine "Bewegung" zusammenfantasiert wird, die als Bewegung einfach nicht existiert, sondern als Feindbild aus verschiedenen einzelnen Phänomenen und Autor:innen zusammengeschustert wird.

Anscheinend wird das ganze dann noch mit Psychosoße übergossen (das scheint mir das einzig Originelle daran zu sein), und da bin ich schon generell skeptisch, ob das sachlich angemessen gemacht wird. Falls es so gemacht wird, dass eine gesellschaftliche Auseinandersetzung auf eine Weise pathologisiert wird, die nur auf individueller Ebene angemessen wäre, wäre es schon vom Ansatz her Bullshit.

Schließlich wurde das Buch auf den Ruhrbaronen außerordentlich positiv besprochen. Die sind aber gerade bei solchen Themen einfach nur eine dumme Propagandaschleuder. Was da zu einem solchen Thema positiv besprochen wird, ist schon fast garantiert keine sachliche, differenziert argumentierende Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern polemischer Scheiß.

Mal reinhören:
https://www.youtube.com/watch?v=fsc1jYAJJhg

Ich mag ihre Art zu reden überhaupt nicht, aber die Pathologisierung, die Du prophylaktisch vermutest, findet nicht statt.

Nun, ich sprach ja, eben weil es nur der EIndruck aus Vorwort und Inhaltsverzeichnis war, nur im "falls".

Aber um noch etwas nur nach dem ersten EIndruck zu sagen:
Sie hat den zu meinem Eindruck schon absolut passenden Kanal gewählt.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2304215) Verfasst am: 13.03.2024, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Mal reinhören:
https://www.youtube.com/watch?v=fsc1jYAJJhg

Ich mag ihre Art zu reden überhaupt nicht, aber die Pathologisierung, die Du prophylaktisch vermutest, findet nicht statt.

Nun, ich sprach ja, eben weil es nur der EIndruck aus Vorwort und Inhaltsverzeichnis war, nur im "falls".

Aber um noch etwas nur nach dem ersten EIndruck zu sagen:
Sie hat den zu meinem Eindruck schon absolut passenden Kanal gewählt.


"Jasmin Dantas Kosubek (* 17. August 1987 in Reutlingen) ist eine deutsche Moderatorin. Sie arbeitete von 2014 bis 2021 für den mittlerweile eingestellten russischen Propaganda-Sender RT DE." (Wikipedia)

Das ist unschön. Ich kenne Bockwyts politische Einstellung nicht; aber daraus, dass sie einer RT-Tante ein Interview gegeben hat, folgt nicht, dass sie selbst rechtsextrem oder reaktionär gesinnt ist.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2304217) Verfasst am: 13.03.2024, 22:49    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Schließlich wurde [Bockwyts] Buch auf den Ruhrbaronen außerordentlich positiv besprochen. Die sind aber gerade bei solchen Themen einfach nur eine dumme Propagandaschleuder. Was da zu einem solchen Thema positiv besprochen wird, ist schon fast garantiert keine sachliche, differenziert argumentierende Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern polemischer Scheiß.


"Die Ruhrbarone werden den Antideutschen zugerechnet." (Wikipedia)

Nur zur Information: Die sogenannten Antideutschen sind Linksextremisten!

P.S.:
Ich habe gerade bemerkt, dass Bockwyt als "Autorin der Ruhrbarone" bezeichnet wird. Da frage ich mich schon, wie ihr politisches Verhältnis zu diesen antideutschen Spinnern ist.


Zuletzt bearbeitet von Myron am 13.03.2024, 22:59, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2304218) Verfasst am: 13.03.2024, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Das ist unschön. Ich kenne Bockwyts politische Einstellung nicht; aber daraus, dass sie einer RT-Tante ein Interview gegeben hat, folgt nicht, dass sie selbst rechtsextrem oder reaktionär gesinnt ist.


Im Februar gewährte sie der Jungen Welt ein Interview. Daraus kann man genauso wenig schließen, dass sie linksextrem gesinnt ist.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2304220) Verfasst am: 14.03.2024, 00:57    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Man kann noch einen Schritt weitergehen und zur Ablenkung argumentieren, dass es hier gar nichts Wirkliches zu benennen gebe, weil "diese woke Ideologie" nichts weiter als ein politisches Phantom sei, das Rechte zum (fiktiven) Gegenstand ihrer verschwörungstheoretischen Propaganda gegen die Linken gemacht haben.

So weit bin ich längst gegangen, falls du es nicht mitbekommen hast.


Es ist mir nicht entgangen.

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Allerdings nicht zur Ablenkung, sondern als meine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Die Argumentationsweise der Autorin lautet ja: Man braucht nun mal Begriffe für die Sachen.
Damit überspringt sie aber ganz unelegant die lästige zwischenfrage, ob es die Sache als solche überhaupt gibt. Das bestreiten Leute und lehnen den Begriff deshalb ab (und diskutieren auch darüber), sie lehnen nicht etwa den Begriff einfach so ab.


Wenn du meine ausführlichen Erläuterungen gelesen hast und immer noch bestreitest, dass es die Wache Linke—d.i. die (postmoderne) kulturelle, identitäre/minoritäre Linke—als reales politisches Phänomen gibt, dann muss ich dir bewusste Verstellung oder Täuschung unterstellen.

Dass es sich bei der Wachen Linken nicht um eine simple Art von Bürgerinitiative handelt, steht fest. Es handelt sich um eine breite, weitgefächerte Bewegung oder Strömung (ein "Flussnetz") innerhalb der Linken, deren theoretische Einflüsse und Grundlagen so komplex und divers sind wie diejenigen der Neuen Linken der 1960er/70er. (Ist letztere für dich auch nur ein rechtes Hirngespinst?)

Nichtsdestoweniger stehen sowohl die Neue Linke als auch die Wache Linke (als "Neueste Linke") ganz in der linken Tradition des Kampfes für "die Emanzipation des Menschen aus versklavenden Verhältnissen" (Horkheimer), dafür "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (Marx).

Vorwärts marsch für Freiheit, Gleichheit & Gerechtigkeit! – Das ist an sich ein ehrenwertes Ziel; aber was genau die Wache Linke darunter versteht und daraus macht, ist eine andere Frage.

Aus analytischer Sicht besteht übrigens eine Unterscheidung zwischen der politischen Ideologie (Philosophie) der Wachen Linken und ihrer politischen Psychologie bzw. der Sozial- & Individualpsychologie ihrer Vertreter.


Zuletzt bearbeitet von Myron am 14.03.2024, 01:12, insgesamt einmal bearbeitet
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beiträge: 21808

Beitrag(#2304221) Verfasst am: 14.03.2024, 01:03    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Das ist unschön. Ich kenne Bockwyts politische Einstellung nicht; aber daraus, dass sie einer RT-Tante ein Interview gegeben hat, folgt nicht, dass sie selbst rechtsextrem oder reaktionär gesinnt ist.


Im Februar gewährte sie der Jungen Welt ein Interview. Daraus kann man genauso wenig schließen, dass sie linksextrem gesinnt ist.

Vielleicht versuchen die Anti-"Woke"-Propagandisten die Hufeisentheorie wahr zu machen ... freakteach
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Myron
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Beiträge: 3498

Beitrag(#2304222) Verfasst am: 14.03.2024, 01:58    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Wenn du meine ausführlichen Erläuterungen gelesen hast und immer noch bestreitest, dass es die Wache Linke—d.i. die (postmoderne) kulturelle, identitäre/minoritäre Linke—als reales politisches Phänomen gibt, dann muss ich dir bewusste Verstellung oder Täuschung unterstellen.


Andererseits unterstelle ich jedem bewusste Verstellung oder Täuschung, oder zumindest Unwissenheit, der die politische Realität desjenigen rechten Anti-woke-Narrativs leugnet, das die Grenzen begründeter sachlicher Kritik in typisch propagandistischer Weise weit überschreitet. Die Kritik der Neuen Rechten an der Neuesten (Wachen) Linken ist selbst kritikwürdig.

Hier ist ein Aufsatz zu diesem Thema:

Zitat:
"Abstract: In this article, the so-called ‘anti-woke’ culture war is deconstructed through the notions of metapolitics in fascist discourses – linked to the Gramscian ‘hegemonisation’ and ‘the war of position’ – as well as the Schmittian friend/enemy distinction coupled with theories of deviance and moral panics. The appropriation of the neo-fascist culture war discourse by the mainstream right in the UK is analysed discursively, combining political discourse analysis, the discourse-historical approach and discourse-conceptual analysis. The anti-woke culture war by the British conservative party as well as rightwing media will serve to analyse how social justice struggles like anti-racism, anti-sexism and pro-LGBTQ rights are being abnormalised and positioned as extreme deviant political positions. Linked to this, so-called ‘cancel culture’ is strategically deployed by dominant groups to neutralise contestations against racist, sexist and anti-LGBTQ views. Finally, freedom of speech and the right to offend is weaponised to protect racist and discriminatory language and to position these idea’s as valid opinions worthy of democratic debate."

Bart Cammaerts: "The abnormalisation of social justice: The ‘anti-woke culture war’ discourse in the UK" (2022)
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Beitrag(#2304226) Verfasst am: 14.03.2024, 12:46    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Heute habe ich von einem Buch erfahren, dass das Phänomen "Woke" erklärt.

"Woke. Psychologie eines Kulturkampfs"

Ich überlege, ob ich es mir kaufe.

Ich habe mir vor einiger Zeit schon die Leseprobe angeschaut. Mein erster Eindruck ist, dass die typischen Anti-"Woke"-Talking-Points wiedergekäut werden, typischerweise auf der Grundlage anderer Anti-Woke-Bücher. Ich habe dabei den ganz starken Verdacht, dass Standpunkte der kritisiert:innen Autoren grob verfälschend wiedergegeben werden und dass dabei, wie eben auch in anderen Ant-"Woke"-Büchern, eine "Bewegung" zusammenfantasiert wird, die als Bewegung einfach nicht existiert, sondern als Feindbild aus verschiedenen einzelnen Phänomenen und Autor:innen zusammengeschustert wird.

Anscheinend wird das ganze dann noch mit Psychosoße übergossen (das scheint mir das einzig Originelle daran zu sein), und da bin ich schon generell skeptisch, ob das sachlich angemessen gemacht wird. Falls es so gemacht wird, dass eine gesellschaftliche Auseinandersetzung auf eine Weise pathologisiert wird, die nur auf individueller Ebene angemessen wäre, wäre es schon vom Ansatz her Bullshit.

Schließlich wurde das Buch auf den Ruhrbaronen außerordentlich positiv besprochen. Die sind aber gerade bei solchen Themen einfach nur eine dumme Propagandaschleuder. Was da zu einem solchen Thema positiv besprochen wird, ist schon fast garantiert keine sachliche, differenziert argumentierende Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern polemischer Scheiß.

Mal reinhören:
https://www.youtube.com/watch?v=fsc1jYAJJhg

Ich mag ihre Art zu reden überhaupt nicht, aber die Pathologisierung, die Du prophylaktisch vermutest, findet nicht statt.

Nun, ich sprach ja, eben weil es nur der EIndruck aus Vorwort und Inhaltsverzeichnis war, nur im "falls".

Aber um noch etwas nur nach dem ersten EIndruck zu sagen:
Sie hat den zu meinem Eindruck schon absolut passenden Kanal gewählt.

Interessanter Hinweis.
Allerdings sind mir, unabhängig davon, dass die Dame anscheinend bei RT gekündigt hat, weder in den Fragen noch in den Antworten RT-typische Desinformationen aufgefallen. Sonst hätte Frau Bockwyt wahrscheinlich auch Schwierigkeiten bekommen, noch einmal bei der NZZ zu schreiben - ihr normaler "Kanal".
Sie scheint einfach da aufzutreten, wo man sie lässt.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Beitrag(#2304227) Verfasst am: 14.03.2024, 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Aber die juristische Ebene interessiert mich in dem Fall eigentlich nicht. Es ist ein persönlicher Angriff, bei dem versucht wird, Druck beim Arbeitgeber aufzubauen, der dazu führen soll, dass die Frau ihren Arbeitsplatz verliert. Ich empfinde das vom persönlichen Standpunkt als nicht weit entfernt von der Androhung körperlicher Gewalt. Natürlich kannst Du sagen "Ist doch nur eine Meinung, muss man doch äußern können!". Aber ich finde schon, dass man bei einer "Meinungsäußerung", die auf derartige Folgen abzielt, handfeste Gründe haben sollte.

Ich bin mit allem daran einverstanden außer mit der Annäherung an Gewaltdrohungen, also an justiziable Handlungen - und diese war genau der Grund, warum ich das Recht auf freie Meinungsäußerung hier überhaupt erst angeführt hatte. Mit solchen Annäherungen lassen sich nämlich tatsächlich Grundrechte aushebeln. Zudem läuft eine Annäherung fast zwangsläufig immer in beide Richtungen, und ich glaube nicht, dass es in deinem Interesse sein kann, Gewaltdrohungen an legale Meinungsäußerungen anzunähern.

Keine Angst - ich habe nicht vor, etwas an der Justiz zur Aushöhlung der Meinungsfreiheit zu ändern. Meinungsfreiheit ist fundamental für die Demokratie. Aber wir sollten nicht der Versuchung erliegen, zu meinen, unser Rechtssystem erlaube nur den Kapitalisten, höchst unmoralisch zu handeln.
Oder um Zille zu erweitern:
Man kann einen Menschen nicht nur mit einer Wohnung erschlagen wie mit einer Axt, man kann ihn auch durch die Nutzung der Meinungsfreiheit erledigen. Einen rein stimmungsmäßigen Druck auf einen Arbeitgeber auszuüben, jemanden zu entlassen, ist für mich ein Beispiel dafür. Andere, ähnlich wirkungsstarke Beispiele für solche Angriffe liefert sonst die BILD-Zeitung.

Wer nur die Strafbarkeit einer Handlung zum Maßstab erhebt, hat in meinen Augen einen kaputten Kompass.
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Beitrag(#2304231) Verfasst am: 14.03.2024, 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Wer nur die Strafbarkeit einer Handlung zum Maßstab erhebt, hat in meinen Augen einen kaputten Kompass.

Wie gesagt: Die Meinungsfreiheit hatte ich hier nur angeführt, weil du selbst das Äußern einer solchen Forderung an Gewaltdrohungen, also an strafbare Handlungen angenähert hattest.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2304236) Verfasst am: 15.03.2024, 21:05    Titel: Antworten mit Zitat

Die Ethnologie-Professorin Susanne Schröter hat ein Buch mit folgendem Titel geschrieben: Der neue Kulturkampf: Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht (Herder, 2024) – Wenn ich mich nicht irre, dann ist es das erste deutschsprachige Buch, dessen Titel die Bezeichnung "woke Linke" enthält.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21808

Beitrag(#2305155) Verfasst am: 02.05.2024, 18:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hier haben mehrere, leider anonyme Autoren eine sehr gründliche Auseinandersetzung mit dem schon diskutierten Text von Mahner geschrieben. Leseempfehlung für das Thema dieses Threads.
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2305158) Verfasst am: 02.05.2024, 20:47    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Hier haben mehrere, leider anonyme Autoren eine sehr gründliche Auseinandersetzung mit dem schon diskutierten Text von Mahner geschrieben. Leseempfehlung für das Thema dieses Threads.

Und hier hat sich jemand, der weder "Wokismus" mag, noch Mahners Auseinandersetzung damit, zu dem Artikel aus dem Volksverpetzer geäußert.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2305159) Verfasst am: 03.05.2024, 03:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"Schon die Verwendung des in der Forschung unüblichen, aber bei Verschwörungsideologen und „anti-woke“ Aktivisten James Lindsay (Co-Autor des von Mahner bereits 2022 hoch gelobten Buches Cynical Theories) gängigen Begriffs der „Critical Studies“, sollte uns zu denken geben."

Quelle: https://www.volksverpetzer.de/analyse/moral-panic-critical-studies/


Ein "unüblicher" Begriff?

In Pluckrose&Lindsay's Buch kommt er im Text nur einmal vor:

Zitat:
"Following Crenshaw’s recommendation, these rapidly emerging fields of critical studies of culture all rely heavily on social constructivism to explain why some identities are marginalized, while arguing that those social constructions are themselves objectively real."

(Pluckrose, Helen, and James Lindsay. Cynical Theories: How Activist Scholarship Made Everything about Race, Gender, and Identity; and Why This Harms Everybody. Durham, NC: Pitchstone, 2020. p. 58 )


* An der Akademie der Bildenden Künste in Wien kann man einen Master in Critical Studies erwerben: https://www.akbild.ac.at/de/studium/studienrichtungen/master-in-critical-studies

"Das Studium Master in Critical Studies orientiert sich vor allem an jenen kritischen Positionen, die u.a. von den Gender Studies, den Post- und Decolonial Studies, Subaltern Studies, Cultural Studies und Queer Studies, aber auch von der Frankfurter Schule, dem Poststrukturalismus und der Dekonstruktion inspiriert worden sind."

* An der Universität Lüneburg gibt es ein Center for Critical Studies: https://www.leuphana.de/zentren/center-for-critical-studies.html

"Das CCS zeichnet sich durch einen genealogischen Ansatz in Bezug auf zeitgenössische Probleme und Konfliktlinien aus, u. a.: Kapitalismus und Krise, Ökologie und Umwelt, Arbeit und Technologie, Kolonialismus und Dekolonialität, Gender und Queerness, Medien und Wahrheit, Rassismus und Migration, Protest und Polizei, Produktion und Reproduktion, Moderne und Postmoderne, Ästhetik und Widerstand, Aufklärung und Gegenaufklärung, Macht und Politik, Stadt und Kunst, sowie Provenienz und Eigentum."

* Beim Brill-Verlag gibt es eine Buchreihe unter dem Titel Critical Studies: https://brill.com/display/serial/CRST

* Beim Springer-Verlag gibt es ein Buch mit dem Titel Critical Studies: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-10412-2


Zuletzt bearbeitet von Myron am 03.05.2024, 05:11, insgesamt einmal bearbeitet
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2305160) Verfasst am: 03.05.2024, 04:21    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Ein "unüblicher" Begriff (= Critical Studies)?


Die folgenden Namen (die nicht für ein und dasselbe stehen) sind üblicher:

* Critical Theory (Frankfurt School)
* Cultural Studies (Birmingham School und darüber hinaus)

Daraus kann man Critical (Cultural) Studies machen, was auch schon getan wurde. Es gibt z.B. ein 2010 erschienenes Buch mit dem Titel Key Concepts in Critical Cultural Studies, und ein 1992 erschienenes Buch mit dem Titel Cultural Studies As Critical Theory.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3498

Beitrag(#2305161) Verfasst am: 03.05.2024, 04:49    Titel: Antworten mit Zitat

Einige Zitate über die Cultural Studies aus einem autoritativen Fachbuch:

Zitat:
"It remains difficult to pin down the boundaries of cultural studies as a coherent, unified, academic discipline with clear-cut substantive topics, concepts and methods that differentiate it from other disciplines. Cultural studies has always been a multi- or post-disciplinary field of enquiry which blurs the boundaries between itself and other ‘subjects’. It is not physics, it is not sociology and it is not linguistics, though it draws upon these subject areas. Indeed, there must be, as [Stuart] Hall (1992a) argues, something at stake in cultural studies that differentiates it from other subject areas.

For Hall, what is at stake is the connection that cultural studies seeks to make to matters of power and cultural politics. That is, to an exploration of representations of and ‘for’ marginalized social groups and the need for cultural change. Hence, cultural studies is a body of theory generated by thinkers who regard the production of theoretical knowledge as a political practice. Here, knowledge is never a neutral or objective phenomenon but a matter of positionality, that is, of the place from which one speaks, to whom, and for what purposes. At the start of the evolution of British cultural studies the idea that the field was politically engaged was taken as a defining characteristic. Today, cultural studies’ alignment with political activism is more controversial – both inside and outside of the field."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. p. 5)


Zitat:
"Cultural Studies and Cultural Politics

Cultural studies is a multi-disciplinary or even post-disciplinary field of enquiry which blurs the boundaries between itself and other disciplines. However, since cultural studies does not wish to be thought of as ‘anything’ (Hall, 1992a), it has sought to differentiate itself through its politics. Cultural studies consistently claims to be centred on issues of power, politics and the need for social change. Indeed, cultural studies has aspirations to form links with political movements outside of the academy. Thus:

# Cultural studies is a body of theory reflexively produced with the idea that this process is a political practice.

For cultural studies, knowledge is never a neutral or objective phenomenon, but a matter of positionality, which Gray describes as, ‘Who can know what about whom, by what means and to what purposes’ (Gray, 1997: 94).

One of the central arguments of cultural studies is that its object of study, culture, is a zone of contestation over meaning. That is, within the field of culture, divergent understandings of the world have fought for ascendancy and the pragmatic claim to truth. In particular, meaning and truth in the domain of culture are constituted within patterns of power. It is in this sense that the ‘power to name’ and to make particular descriptions stick is a form of cultural politics.

Issues of cultural representation are ‘political’ because they are intrinsically bound up with questions of power. Power, as social regulation that is productive of the self, enables some kinds of knowledge and identities to exist and not others. It matters whether we are white or black, female or male, African or American, poor or rich, because of the differential cultural resources by which we will have been constituted and to which we will have access."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. pp. 601-2)


Zitat:
"Cultural politics: Concerned with issues of power in the acts of naming and representation that constitute our cultural maps of meaning. Cultural politics is concerned with the contestation over the meanings and resources of culture. It involves the writing of new languages by which to describe ourselves in the belief that this will have desirable social consequences.

Cultural studies: An interdisciplinary or post-disciplinary field of enquiry that explores the production and inculcation of maps of meaning. A discursive formation, or regulated way of speaking, concerned with issues of power in the signifying practices of human formations."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. p. 634)


Zitat:
"Criticizing cultural studies

Cultural studies has been criticized for, among other alleged problems, theoretical dilettante-ism, a lack of rigorous scientific method, an ahistorical focus on only contemporary readings of popular mass media texts, and being little more than a fad. Of particular provocation is cultural studies’ challenge to the idea that there exists a single objective reality or truth (…). The philosopher Roger Scruton uses this as the basis for his claim that, ‘Reason is now on the retreat, both as an ideal and as a reality’ (1999), while Harry G. Frankfurt, another contemporary philosopher, dismisses this approach to thinking as nothing less than ‘bullshit’ (2005).

In some cases, criticisms of cultural studies seem to have a degree of legitimacy – not least because some critiques come from scholars within the field itself. Graeme Turner, for instance, argues that contemporary cultural studies has lost track of its central goal of operating with political and moral purpose for the public good (2012: 12). Even [Stuart] Hall – one of the founding figures in the field – speaks of cultural studies as containing ‘a lot of rubbish’ (cited in Taylor, 2007). In others cases, however, attacks can be read as supporting the central cultural studies claim that there exists strong resistance to the notion that ‘low’ or mass popular culture be considered as seriously as those ‘high’ cultural forms that have traditionally been appreciated only by the elite. Consider, for example, the American literary critic Harold Bloom who views cultural studies as an ‘incredible absurdity’ and as yet another example of the ‘arrogance… of the semi-learned’ (cited in Gritz, 2003)."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. p. 8 )
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Myron
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Beitrag(#2305162) Verfasst am: 03.05.2024, 05:07    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"Criticizing cultural studies

…Even [Stuart] Hall – one of the founding figures in the field – speaks of cultural studies as containing ‘a lot of rubbish’ (cited in Taylor, 2007)…."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. p. 8 )


Stuart Hall (1932-2014) war ein Mastermind der britischen Cultural Studies. Von 1968 bis 1979 war er der Direktor des Centre for Contemporary Cultural Studies an der Universität von Birmingham (aka Birmingham School), das von 1964 bis 2002 existierte.

Zitat:
"I hadn't meant to talk to Stuart about cultural studies. But I realised that his pleas for a proper recognition of the ground upon which we operate was a way of referring to the ground-clearing work, the radical intellectual practice, that he hoped cultural studies might undertake. Was he still interested in that version of the subject?

[Hall:] "Yes, I do want to go on thinking about cultural studies. But not as a field. I never defended it as a field. I think that as a field it contains a lot of rubbish.""

(Taylor, Laurie. "Laurie Taylor’s Interviews: Culture’s Revenge: Laurie Taylor interviews Stuart Hall." New Humanist, 2007: https://newhumanist.org.uk/articles/960/cultures-revenge-laurie-taylor-interviews-stuart-hall)
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Myron
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Beitrag(#2305163) Verfasst am: 03.05.2024, 05:13    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

* An der Akademie der Bildenden Künste in Wien kann man einen Master in Critical Studies erwerben: https://www.akbild.ac.at/de/studium/studienrichtungen/master-in-critical-studies

"Das Studium Master in Critical Studies orientiert sich vor allem an jenen kritischen Positionen, die u.a. von den Gender Studies, den Post- und Decolonial Studies, Subaltern Studies, Cultural Studies und Queer Studies, aber auch von der Frankfurter Schule, dem Poststrukturalismus und der Dekonstruktion inspiriert worden sind."


Das ist genau der Zielbereich von Mahners Kritik!
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Tarvoc
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Beitrag(#2305166) Verfasst am: 03.05.2024, 05:38    Titel: Antworten mit Zitat

Bisschen merkwürdig, das aus der Philosophie, Sozialwissenschaft und den Literaturwissenschaften auszulagern. An und für sich aber kein Problem. In Bochum gibt es ja auch zwei verschiedene voneinander getrennte Philosophie-Studiengänge (die übrigens beide überhaupt nichts mit Critical Studies zu tun haben).
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 03.05.2024, 05:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#2305167) Verfasst am: 03.05.2024, 05:39    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"Es gibt in den von Mahner herangezogenen Disziplinen völlig selbstverständlich thematische Überschneidungen zwischen Wissenschaft und Aktivismus sowie personelle Korrelationen zwischen Wissenschaftler_innen und Akivist_innen.

Den „Critical Studies“ aber vorzuwerfen, damit größere Probleme zu haben als etwa die Physik, ist einem ehrlichen Diskurs ähnlich zuträglich, wie der Altbyzantinistik vorzuwerfen, sich im Gegensatz zur Chemie ständig mit längst vergangenen Zeiten zu befassen.

Es liegt nun einmal in der Natur des Faches. Dass die Trennung zwischen Aktivismus und Wissenschaft in den „Critical Studies“ nicht immer ausreichend sauber ist, mag stimmen."

Quelle: https://www.volksverpetzer.de/analyse/moral-panic-critical-studies/


Zitat:
"Cultural studies is a body of theory reflexively produced with the idea that this process is a political practice."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. p. 601)


Wie viele Chemiker, Physiker oder Altbyzantinisten verstehen ihre wissenschaftliche Arbeit von vornherein als politische Praxis?!


Zuletzt bearbeitet von Myron am 03.05.2024, 05:42, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#2305168) Verfasst am: 03.05.2024, 05:41    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Wie viele Chemiker, Physiker oder Altbyzantinisten verstehen ihre wissenschaftliche Arbeit von vornherein als politische Praxis?!

Gegenargument: Jeder gute Politikwissenschaftler versteht, dass sein Fach selbst nicht von seinen Auswirkungen auf das getrennt werden kann, was es erforscht, und es insofern selbst zumindest in gewisser Weise auch eine politische Praxis ist.
Dass das für Altbyzantinisten nicht ohne Weiteres gilt, liegt übrigens ausschließlich daran, dass das alte Byzanz untergegangen ist. Sobald Debatten über Geschichte politische Relevanz entwickeln, gilt das aber in Wirklichkeit auch für sie.
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Beitrag(#2305169) Verfasst am: 03.05.2024, 05:44    Titel: Antworten mit Zitat

For the record: Ich finde die Auslagerung der Critical studies aus den Bereichen, zu denen sie ursprünglich gehören, auch merkwürdig. Und wahrscheinlich ist das auch langfristig ein Fehler. Aber ganz so leicht kann man es sich mit der Kritik nicht machen.
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Myron
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Beitrag(#2305170) Verfasst am: 03.05.2024, 05:51    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Wie viele Chemiker, Physiker oder Altbyzantinisten verstehen ihre wissenschaftliche Arbeit von vornherein als politische Praxis?!

Gegenargument: Jeder gute Politikwissenschaftler versteht, dass sein Fach selbst nicht von seinen Auswirkungen auf das getrennt werden kann, was es erforscht, und es insofern selbst zumindest in gewisser Weise auch eine politische Praxis ist.


Alle Wissenschaften und alle Wissenschaftler/innen sind Teil der Gesellschaft, sodass gewisse Wechselwirkungen zwischen dem wissenschaftlichen und dem außerwissenschaftlichen Bereich stattfinden; aber es ist etwas ganz anderes, wenn eine Wissenschaft grundsätzlich in den Dienst einer politischen Ideologie gestellt wird—hier einer linken—, so wie dies bei den Cultural Studies in all ihren Erscheinungsformen der Fall ist.
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Beitrag(#2305171) Verfasst am: 03.05.2024, 05:57    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
aber es ist etwas ganz anderes, wenn eine Wissenschaft grundsätzlich in den Dienst einer politischen Ideologie gestellt wird—hier einer linken—, so wie dies bei den Cultural Studies in all ihren Erscheinungsformen der Fall ist.

Hmmm... meinst du, dass es für einen Konservativen unmöglich ist, in Critical Studies einen Abschluss zu bekommen?
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Myron
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Beitrag(#2305172) Verfasst am: 03.05.2024, 06:17    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"…[Im englischsprachigen Original ist sogar von „this scholarship-activism“ die Rede, einem Kernelemt der Verschwörungstheorie des Kulturmarxismus, der auch Lindsay nahesteht, wie sein Text „Race Marxism: The Truth About Critical Race Theory and Praxis“ (2022) eindrucksvoll belegt.]"

Quelle: https://www.volksverpetzer.de/analyse/moral-panic-critical-studies/


Dass der Kulturmarxismus kein Hirngespinst rechter Verschwörungstheoretiker ist, wissen die Autoren entweder nicht oder sie verschweigen es.

Zitat:
"In the collective mythology of cultural studies, Richard Hoggart (1957), Raymond Williams (1965, 1979, 1981, 1983) and Edward Palmer Thompson (1963) are held to be early figureheads representing the moment of ‘culturalism’. This perspective is later contrasted with ‘structuralism’. Indeed, culturalism is a post hoc term that owes its sense precisely to a contrast with structuralism."

(Barker, Chris, & Emma A. Jane. Cultural Studies: Theory and Practice. 5th ed. London: SAGE Publications, 2016. p. 17)


Zitat:
"One of the most far-reaching consequences of the New Left experience was the pivotal role it played in creating cultural Marxism in Britain. British cultural Marxism grew out of the effort to generate a socialist understanding of postwar Britain, to grasp the significance of working-class affluence, consumer capitalism, and the gready expanded role of the mass media in contemporary life. These changes posed a threat to the traditional Marxist assumption that the working class would inevitably usher in a socialist society. They also undermined the traditional Left's exclusive reliance on political and economic categories, for postwar transformations affected “the whole way of life” of working people and were reshaping their identities in new and complex ways. Cultural Marxists attempted to identify the contours of this new terrain and, in doing so, redefine social struggle. In opposition to orthodox Marxists who reduced culture to a secondary status—a reflection of real social relations—and conservatives who saw it as the best that has been thought and written, they viewed culture in anthropological terms, as an expression of everyday life and experience.

The development of a cultural Marxist perspective was critical to the creation of cultural studies and the development of “history from below.” Richard Hoggart, Raymond Williams, and Stuart Hall played pioneering roles in conceiving of cultural studies, an interdisciplinary critical approach to contemporary cultural practices that owed much to discussions and debates in and around the New Left. This effort was greatly advanced by the founding of the Centre for Contemporary Cultural Studies at the University of Birmingham in 1964. E. P. Thompson played a prominent role in producing a distinctive cultural Marxist history. His influential The Making of the English Working Class viewed the popular struggle of the common people in cultural terms, providing a New Left inflection to the tradition of Communist historiography. Although writers in both disciplines shared common theoretical and political oppositions and were deeply affected by the New Left context, they did not share a unified approach. Rather, they engaged in a constructive debate and dialogue that reproduced some of the fundamental tensions characteristic of the original New Left as well as creating new ones. Their collective efforts produced a new theoretical terrain."

(Dworkin, Dennis. Cultural Marxism in Postwar Britain: History, the New Left, and the Origins of Cultural Studies. Durham: Duke University Press, 1997. pp. 79-80)
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Myron
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Beitrag(#2305173) Verfasst am: 03.05.2024, 06:26    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
aber es ist etwas ganz anderes, wenn eine Wissenschaft grundsätzlich in den Dienst einer politischen Ideologie gestellt wird—hier einer linken—, so wie dies bei den Cultural Studies in all ihren Erscheinungsformen der Fall ist.

Hmmm... meinst du, dass es für einen Konservativen unmöglich ist, in Critical Studies einen Abschluss zu bekommen?


Er/sie sollte sich in diesem Fall besser nicht offen zum Konservatismus bekennen.
Die "Toleranz" der Wachen Linken erleben wir ja gerade an den US-Unis, wo ein antisemitischer woker Free-Palestine-Mob sein Unwesen treibt.
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Tarvoc
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Beitrag(#2305174) Verfasst am: 03.05.2024, 06:32    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
aber es ist etwas ganz anderes, wenn eine Wissenschaft grundsätzlich in den Dienst einer politischen Ideologie gestellt wird—hier einer linken—, so wie dies bei den Cultural Studies in all ihren Erscheinungsformen der Fall ist.

Hmmm... meinst du, dass es für einen Konservativen unmöglich ist, in Critical Studies einen Abschluss zu bekommen?

Er/sie sollte sich in diesem Fall besser nicht offen zum Konservatismus bekennen.

Hast du einen Beleg dafür, dass jemand wegen so eines Bekenntnisses seinen Abschluss nicht erhalten hat?
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