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Auf den Eid berufen

 
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Nergal
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#374996) Verfasst am: 18.11.2005, 05:28    Titel: Auf den Eid berufen Antworten mit Zitat

haben sich viele der deutschen Offiziere im WKII, dh sind dem Führer bis zum Ende gefolgt weil sie den Eid auf ihn geleistet haben.
Sahen es also eher als Gesichtsverlust seine Befehle nicht auszuführen als umgekehrt.

Vor einiger Zeit gab es ein buch (titel vergessen) das solche oder so ähnliche Gewissenskonflikte (speziell von Männern) behandelt um Kohl gehts da auch , jener lehnt es ja beharlich ab zu sagen wer ihn bespendet hat.

Wann ist ein Wortbruch in Ordnung?
Ist derartiges wirklich eher eine "Männerkrankheit"?
Was gilt heute das "Ehrenwort" uä?




PS.:kennt wer das Buch?
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annox
Grim Reaper



Anmeldungsdatum: 30.05.2004
Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin

Beitrag(#375005) Verfasst am: 18.11.2005, 09:13    Titel: Re: Auf den Eid berufen Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
haben sich viele der deutschen Offiziere im WKII, dh sind dem Führer bis zum Ende gefolgt weil sie den Eid auf ihn geleistet haben.
Sahen es also eher als Gesichtsverlust seine Befehle nicht auszuführen als umgekehrt.


http://www.btinternet.com/~gordonwilliamson/ hat folgendes geschrieben:

[...]
The Kriegsmarine was by far the least politically indoctrinated of the German armed forces. Hitler himself is quoted as having said "I have a reactionary Army, a National Socialist Air Force and a Christian Navy" Großadmiral Karl Dönitz went to some lengths to ensure that so called "National Socialist Leadership Officers" (the Nazi equivalent of the Communist Political Commisar) were never permitted to serve on U-Boats. Though there were no doubt many within the U-Bootwaffe who supported the regime, it is equally true that many were outspoken against it.

The feeling of many of these hard-bitten seamen to their political masters may be gauged by one occasion, on which Ace commander Reinhard "Teddi" Suhren was bringing his boat, U-564 into port after a long war cruise. The usual group of senior ranking dignitaries were lined up on the quayside. As his boat neared, Suhren shouted out "Are the Nazis still in charge?". When the answer "Yes!" came back, Suhren orderd his engines put into reverse and backed his boat away from the quay, much to the hilarity of his crew Making such jokes at the expense of the regime was a dangerous business during the Third Reich!


Über Teddy Suhren sind einige solcher "Eskapaden" überliefert. Ein anderer wenig bekannter Fall ist die Verurteilung von OltzS Oskar Kusch, der erst 1996 rehabilitiert wurde.


uboat.net hat folgendes geschrieben:

[...]
On January 26, 1944, Oblt. z.S. Oskar Kusch was condemned to death by a military tribunal, after being denounced by his former IWO [Dr. Abel - who Kusch had apparently told was not good enough to command his own boat after the first patrol. However after the second patrol in Dec 1943 Kusch gave Abel a good review.] for alleged "Wehrkraftzersetzung" (sedition and defeatism).

One of eleven politically motivated accusations against Kusch was that he had ordered a Hitler portrait removed from the boat's officers' mess to a less conspicuous location with the commentary, "We are not in the business here of practicing idolatry."
[...]


Eric C. Rust, Baylor University hat folgendes geschrieben:
[...]
Abel testified that matters went sour from the very first day when Kusch had a Hitler portrait moved from the boat's officer mess to a less conspicuous location with the alleged comment, "Take that away: we are not practicing idolatry here." Abel's grievances list other disagreements, including Kusch's view that the Nazis were a disaster for Germany and the world, that Hitler displayed traits of a madman, that there was no such thing as a Jewish conspiracy, that an Allied victory seemed likely because of superior numbers and technology, and that messages from U-boat Command urging commanders at sea to take extraordinary risks resembled exhortations of a slave driver.
[...]

_________________
Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Cogitarius
Der Freigeist im Haus



Anmeldungsdatum: 28.11.2005
Beiträge: 54
Wohnort: Mannheim

Beitrag(#379877) Verfasst am: 29.11.2005, 11:56    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde, einen Eid zu leisten - auch nicht unbedingt an den Vater Staat - ist vollkommen in Ordnung. Sich daran zu halten - selbstredend eine Ehrenfrage. Im Umkehrschluß wäre man ja unehrenhaft, und zwar nicht anderen, sondern in erster Linie sich selbst gegenüber - gibts denn was Schlimmeres, was man sich selbst ideell gesehen antun kann?

Eine ganz andere Geschichte ist es, daß man freilich nur dann einen Eid bzw ein Versprechen leisten soll, wenn man sich von vornherein über seine Richtigkeit und ethische Aspekte im Klaren ist. Gerade im Falle vom Hr. Dr. Kohl war dies offenbar nicht ganz gegeben.

Daß sich die Gläubigen auf der ganzen Welt auf irgendeine suspekte Idee berufen und darauf schwören, scheint niemanden groß zu stören - wieso soll man sich da z.B. als Atheist nicht auf seine Ehre berufen können? Meine Ehre kann ich zumindest beeinflußen - was kein Gläubiger von seinen Göttern behaupten kann. Sehr glücklich
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Frank Herbert
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lupus
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Anmeldungsdatum: 07.02.2005
Beiträge: 586

Beitrag(#379909) Verfasst am: 29.11.2005, 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Cogitarius hat folgendes geschrieben:
Ich finde, einen Eid zu leisten - auch nicht unbedingt an den Vater Staat - ist vollkommen in Ordnung. Sich daran zu halten - selbstredend eine Ehrenfrage. Im Umkehrschluß wäre man ja unehrenhaft, und zwar nicht anderen, sondern in erster Linie sich selbst gegenüber - gibts denn was Schlimmeres, was man sich selbst ideell gesehen antun kann?

Eine ganz andere Geschichte ist es, daß man freilich nur dann einen Eid bzw ein Versprechen leisten soll, wenn man sich von vornherein über seine Richtigkeit und ethische Aspekte im Klaren ist. Gerade im Falle vom Hr. Dr. Kohl war dies offenbar nicht ganz gegeben.


Das ist ja schön und gut, aber lässt eine andere Frage offen: Was ist, wenn ich als junger Wehrmachtssoldat entweder aus Verblendung oder aufgrund von Zwang einen Treueeid auf den Führer geleistet habe und dann später zu der Erkenntnis gelange, dass dieser Typ ein Verbrecher ist, der keine Treue verdient?

Es gibt wohl auch den Wortbruch als geringeres Übel, auch wenn man es sich damit nicht zu leicht machen sollte.
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They all err — Moslems, Jews,
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Abu 'L-ala Ahmad b. Abdallah al-Ma'arri (973-1057)
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Cogitarius
Der Freigeist im Haus



Anmeldungsdatum: 28.11.2005
Beiträge: 54
Wohnort: Mannheim

Beitrag(#379924) Verfasst am: 29.11.2005, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

lupus hat folgendes geschrieben:
Cogitarius hat folgendes geschrieben:
Ich finde, einen Eid zu leisten - auch nicht unbedingt an den Vater Staat - ist vollkommen in Ordnung. Sich daran zu halten - selbstredend eine Ehrenfrage. Im Umkehrschluß wäre man ja unehrenhaft, und zwar nicht anderen, sondern in erster Linie sich selbst gegenüber - gibts denn was Schlimmeres, was man sich selbst ideell gesehen antun kann?

Eine ganz andere Geschichte ist es, daß man freilich nur dann einen Eid bzw ein Versprechen leisten soll, wenn man sich von vornherein über seine Richtigkeit und ethische Aspekte im Klaren ist. Gerade im Falle vom Hr. Dr. Kohl war dies offenbar nicht ganz gegeben.


Das ist ja schön und gut, aber lässt eine andere Frage offen: Was ist, wenn ich als junger Wehrmachtssoldat entweder aus Verblendung oder aufgrund von Zwang einen Treueeid auf den Führer geleistet habe und dann später zu der Erkenntnis gelange, dass dieser Typ ein Verbrecher ist, der keine Treue verdient?

Es gibt wohl auch den Wortbruch als geringeres Übel, auch wenn man es sich damit nicht zu leicht machen sollte.


Du wärst dann - nach dem Verständnis vom Humanismus - moralisch verpflichtet dich dagegen aufzulehnen. Ich habe auch nichts gegenteiliges behauptet.

Aber ein Volk, welches sich kollektiv auf solch abstruse Weise verarschen läßt, hat es naturgemäß schwer, eigene Fehler auch kollektiv zuzugeben - also bleibt es meist beim alten. Daß niemand sich da als Erster besonders hervortun wollte, das ist schon klar. Bis auf wenige Widerstandskämpfer. Aus meiner Sicht fällt es bis heute etlichen Mitgliedern dieser Gesellschaft schwer, sich von den einstigen Fehlern loszusagen und eine moralische und historische Verantwortung - im weitesten Sinne - zu übernehmen.

Wie ist denn das humanistisch zu werten?
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Frank Herbert
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lupus
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Anmeldungsdatum: 07.02.2005
Beiträge: 586

Beitrag(#379959) Verfasst am: 29.11.2005, 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

Cogitarius hat folgendes geschrieben:
Ich habe auch nichts gegenteiliges behauptet.

Schon klar, aber ich fand es nötig, dass dies auch ausdrücklich gesagt wird.
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Stefan
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Beitrag(#379972) Verfasst am: 29.11.2005, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist dumm, einen Eid für die Zukunft zu leisten. Man kann nicht absehen, wie sich Situation und Einstellung ändern. Einen Eid zu brechen kann man nicht rechtfertigen, da ein Eid ansonsten von vorneherein unsinnig ist.

Wer einen Eid lediglich aus Zwang oder Druck leistet, z.B. als Soldat, ist m.E. nicht daran gebunden und sollte sich auch nicht danach richten.

Bei Kohl war die Sache mit dem Eid wohl nur eine Ausrede. Er hat seinen Amtseid und seine Versprechen ständig gebrochen.
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lupus
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Beiträge: 586

Beitrag(#379983) Verfasst am: 29.11.2005, 17:57    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Es ist dumm, einen Eid für die Zukunft zu leisten. Man kann nicht absehen, wie sich Situation und Einstellung ändern. Einen Eid zu brechen kann man nicht rechtfertigen, da ein Eid ansonsten von vorneherein unsinnig ist.

Nach dem, was vorausging, frage ich mich, wie du soetwas ohne jede Einschränkung noch schreiben kannst.
Wer den Treueeid auf den Führer geschworen hat, stand nicht unbedingt unter Zwang. Es kann sich um einen verblendeten Freiwilligen gehandelt haben. Wenn der später zur Besinnung kommt, kann der - in der Tat aus Dummheit geleistete - Eid doch kein Grund sein, dem Gröfaz dennoch blind zu gehorchen. Ich nehme an, dass du das auch nicht gemeint hast, aber wenn du einfach so schreibst "Einen Eid zu brechen kann man nicht rechtfertigen", dann liest sich das für mich sehr gefährlich.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#379987) Verfasst am: 29.11.2005, 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

lupus hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Es ist dumm, einen Eid für die Zukunft zu leisten. Man kann nicht absehen, wie sich Situation und Einstellung ändern. Einen Eid zu brechen kann man nicht rechtfertigen, da ein Eid ansonsten von vorneherein unsinnig ist.

Nach dem, was vorausging, frage ich mich, wie du soetwas ohne jede Einschränkung noch schreiben kannst.
Wer den Treueeid auf den Führer geschworen hat, stand nicht unbedingt unter Zwang. Es kann sich um einen verblendeten Freiwilligen gehandelt haben. Wenn der später zur Besinnung kommt, kann der - in der Tat aus Dummheit geleistete - Eid doch kein Grund sein, dem Gröfaz dennoch blind zu gehorchen. Ich nehme an, dass du das auch nicht gemeint hast, aber wenn du einfach so schreibst "Einen Eid zu brechen kann man nicht rechtfertigen", dann liest sich das für mich sehr gefährlich.


Nach nochmaligen lesen muß ich zugeben, daß du Recht hast. Dann allerdings ist ein Eid absolut sinn- und wertlos und ihn zu leisten sollte besser grundsätzlich unterlassen werden.
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